1830 / 276 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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die ich auf das Buͤreau niederlege; sie lautet folgenderma⸗ ßen...“ Als Herr Mauguin seinen Antrag vorlesen wollte, widersetzten sich mehrere Deputirte diesem Vorhaben, als re— glementswidrig. „Was kuͤmmert uns das Reglement!“ xrie⸗ fen andere Stimmen. Der Redner gab indeß seine Absicht auf und fuhr fort: „Mein Vorschlag wird eine ausfuͤhrliche Debatte herbeifuͤhren. Die Opposition wird sich deutlicher erklaren; hat sie Unrecht, so wird sie solches offen eingeste⸗ hen; mein einziger Wunsch ist, daß das Ministerium seine Absichten zu erkennen gebe; es muß beweisen, daß es uns nicht dahin fuͤhren will, wohin Niemand von uns zu gehen

wuͤnscht ...““ Bei dieser Aeußerung wurde Hr. Mauguin ehr : Wir haben, jeder in seiner Sphaͤre, uͤber die Aufrechthaltung

nicht blos von dem Centrum unterbrochen, sondern von den

Ministern selbst zur Rede gestellt; er wartete aber ruhig, bis der Sturm sich gelegt hatte, und endigte sodann mit folgen den Worten: „Die Kammer selbst muß diesen Streit ent⸗

scheiden; es scheint mir von der hoͤchsten Wichtigkeit, daß eine Untersuchungs-Kommission ernaant werde, die sich die noͤthigen Aufschluͤsse verschaffe und uber die Lage des Lan— des an uns berichte. Ich schlage vor, daß die Kammer zu diesem Behufe zwei von ihren Mitgliedern wähle.“ Unter großer Bewegung verließ Hr. Mauguin die Rednerbuͤhne; Hr. Dupin bestieg dieselbe dach ihm, konnte sich aber nicht verstaͤndlich machen. Als Hr. Mauguin nach der Wieder⸗ einnahme seines Platzes von dem linken Centrum hart ange— gangen wurde, ergriff er zum zweiten Male das Wort,

um, wie er sich aͤußerte, seine Meinung deutlicher

zu erklaren. „Ich glaubte nicht“, bemerkte er, „daß die mir entschluͤpfte Phrase (daß Frankreich mit der Verwal— tung im Kriege sey) zu selcher Bewegung Anlaß geben wuͤrde, Meine Proposition ist voͤllig verfassuͤngsmaͤßig; wenn es auf die Aufrechthaltung der oͤffentlichen Ruhe ankommt, werden Sie uns Alle einig finden; nur uͤber die Mittel dazu wei⸗ chen wir von einander ab. Ich erklaͤre, daß mir das System des Ministeriums nicht dazu geeignet scheint, die Ruhe zu befestigen, und da wir nur eben erst eine Revolutions-Krise uͤberstanden haben, so glaube ich, daß der geringste Fehler die verderblichsten Folgen nach sich ziehen koͤnne. Mein Vor— schlag ist daher, daß man sich über die Mittel verstehe, um diesen Folgen vorzubeugen. Alles, was ich habe sagen wollen, ist, daß das jetzige Verwaltungs-System den Grundsaͤtzen und Ansichten Frankreichs zuwiderlaͤuft.“ „Sie sind nicht Frank— reich!“ rief bei diesen Worten Hr. Guizot dem Redner zu. „Und wenn Sie behaupten, daß Sie es sind,“ erwiederte Hr. Mau⸗ guin, „so irren Sie sich vielleicht noch mehr als ich!“ Mehrere Stimmen verlangten, daß der Redner zur Ordnung verwiesen werde. Der Praͤsident bemerkte aber, er wuͤrde solches bereits gethan haben, wenn er geglaubt hatte, daß die Worte des Hrn. Mauguin eine Beleidigung fuͤr das Land oder die Kammer waͤren; dieser habe aber nur gesagt, was alle Deputirten glaubten, wenn fie ihre Meinung abgaͤben, daß sie namlich im Namen Frankreichs spraͤchen; er. glaube, daß Hr. Mauguin sich hierin geirrt habe, nicht aber daß er eine Zurechtweisung verdiene. Nach dieser Erklarung, die

einiges Murren im Centrum erregte, bestieg Herr Dupin d.

Aeft. die Rednerbuͤhne und hielt die Rede, woraus wir be⸗ reits gestern einen Auszug gegeben haben.

Gestern Mittag hielt der Koͤnig

Paris, 27. Sept. auf dem Marsfelde eine große Revue uͤber die Truppen der hiesigen Garnison ab; dieselben bestanden aus dem 5ten, 53— sten und 59sten Linien- und dem 13en und 156en leichten Infanterie⸗Regiment, aus den Orleansschen Kuͤrassieren, den

usaren von Chartres und dem HSten reitenden Jaͤger⸗Regi⸗

ment. Der Konig erschien, von einem glänzenden General⸗ stabe umgeben, zu Pferde und in General⸗Uniform; ihm zur Linken ritt der Herzog von Nemours; der Herzog von Or— seans stellte sich an die Spitze seines Husaren-Regiments. Der Koͤnig ritt an der Fronte der Truppen hinab, ließ die bei jedem Regimente von den Befehlshabern zur Befoͤrde— rung vorgeschlagenen Offiziere und Unter⸗Offiziere vom Kriegs⸗ Minister aufrufen und sich vorstellen, um ihnen ihr Avance— ment selbst anzuzeigen. Se. Majestaͤt nahmen hierauf mit Ihrem Generalstabe vor der Kriegsschule Platz und ließen die Truppen vorbei defiliren. Die Koͤnigin und die Prin⸗ zessinnen sahen von einem Balkon dieses C. ban bes dem vom schönsten Wetter begnstigten militairischen Schauspiele zu. Unmittelbar nach abgehaltener Revue hat der Marschall

Gerard nachstehenden Tagesbefehl erlassen: „Der Koͤnig hat

mit Vergnuͤgen die gute , der zur Pariser Garnison gehörenden Regimenter aller Waffen-Gattungen, welche an der heutigen Revue Theil nahmen, wahrgenommen. Se. Majestäͤt haben auch Gelegenheit gehabt, den guten Geist dieser Truppen zu bemerken, und mich beauftragt, denselben

Ihre vollkommene Zufriedenheit daruͤber zu erkennen zu ge— Fen. Ich fuͤhle mich gluͤcklich, mit der Ausfuͤhrung der Ab— sichten Sr. Majestaͤt beauftragt zu seyn, und bin uͤberzeugt, daß jedes Regiment fortfahren wird, sich durch seinen Dienst— eifer, seine Vaterlandsliebe und seine gute Mannszucht aus— zuzeichnen.“

Am 2Qästen d. M. stellte der Praͤfekt des Seine⸗ Depar⸗ tements dem Koͤnige die hiesigen Munizipal-Beamten vor. Se. Majestaͤt erwiederten auf die Anrede des Praͤfekten un— ter Anderm Folgendes: „In der That, meine Herren, Sie haben eine große Aufgabe vor sich; dieselbe ist ruhmvoll und ehrenwerth, wie die Meinige. Beide sind einander ahnlich.

der oͤffentlichen Oroͤnung und der von der Hauptstadt ver— theidigten Freiheiten zu wachen. Diese Pflicht ist unter den jetzigen Umstaͤnden noch dringender. Die Ursachen der Auf⸗ regung, die sich an mehreren Punkten der Hauptstadt offen⸗ bart hat, sind Ihnen bekannt; Ihre Bemuͤhungen muͤssen nun darauf hingehen, diese Ursachen hinwegzuraäͤumen, und Ich hege Vertrauen zu den Maaßregeln, die Sie treffen werden.! Es ist sowohl fuͤr das Interesse der Hauptstadt insbesondere, als fuͤr das Beste des Landes im Allgemeinen, von Wichtigkeit, daß das Uebel im Entstehen ausgerottet werde. Ties geschehe aber ohne irgend eine Uebertretung der Gesetze und ohne Verletzung der persoͤnlichen Freiheit, die wir Alle achten muͤssen, wenn sie innerhalb der gesetzlichen Graͤnzen bleibt; nur die Verirrungen derselben muͤssen unterdruͤckt werden. Dies sind Meine Gesinnungen, die, wie Ich glaube,

mit den Ihrigen uͤbereinstimmen; es gereicht Mir zu wahr—

haftem Vergnügen, Ihnen dieselben mittheilen zu konnen.“

Der Vice -Äomikal von Rigny soll am 21sten d. M. in Toulon angekommen seyn.

Der Herzog von Nemours, zweiter Sohn Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, wird in die National, Garde zu Pferde, und der dritte Sohn, Prinz von Joinville, bei der zweiten Legion der hiesigen National-Garde zu Fuß eintreten.

Der General Pajol ist zum Befehlshaber der ersten Mi⸗ litair-⸗Division ernannt worden.

Der Temps bemerkt: „Zwischen Mannern, deren An—⸗ sichten fest stehen sollten, hat plotzlich eine fast unbegreifliche Annaherung statt gefunden, in deren Folge die Minoritaͤt des Minister-Raths ganz die Ansichten der Majoritaͤt ange⸗ nommen hat. Der Großsiegelbewahrer hat Befehle zur Voll⸗ ziehung eines Urtheils des Koͤniglichen Gerichtshofes uͤber die Volks-Vereine ertheilt. Der General-⸗Prokurator und der Polizei-Praäͤfekt werden thaͤtige Maaßtegeln ergreifen. Die National-Garde hat Beistand geleistet, noch ehe sie gerufen worden war, und das ministerielle Blatt hat angezeigt, das Kabinet werbe unveraͤndert bleiben. Die großen Fragen sind also vertagt; eine einzige ist vorgestern entschieden worden, namlich die uͤber das Bestehen der Klubs; die andern Fra⸗ gen werden nach der Ergänzung der Kammer wieder zur Sprache kommen. Es kann niemals ganz ohne Folgen seyn, wenn Zwietracht in einem Minister.-Rathe ausbricht und die oͤffentliche Meinung schon aus ihrer großen Wahl— Urne diejenigen Namen herausgreift, welche auf die ersten Staatsaͤmter Anspruch machen koͤnnen. Wenn der Zauber der Einigkeit zerstoͤrt ist, entsteht Mißtrauen und ge— winnt der Ehrgeiz neuen Muth. Die Verwaltung hat also vorgestern durch die entschlossene Annahme und Ausfuͤhrung eines Systemes gegen die Volks-Vereine an Kraft gewonnen, Dagegen hat das Ministerium durch das Bekanntwerden sei— nes innern Zwiespalts an Einfluß verloren. Im Ganzen hat das Land schon dabei gewonnen und wird noch mehr ge⸗

winnen.“

Die gestrige Gazette de Frange sagt: „Eine große Frage erhaͤlt gegenwaͤrtig die oͤffentliche Meinung in gespannter Er⸗ wartung. Wird das Ministertum bleiben, oder wird es im Sinne der aͤußersten linken Seite der Deputirten⸗ Kammer und der vorwärts strebenden Pariser Blaͤtter veraͤndert wer⸗ den? Alle Blaͤtter ergreifen heute in dieser Angelegenheit eine Partei, je nachdem sie der vorwaͤrts strebenden Richtung oder der Richtung des Widerstandes angehören. Das Journal des Debats wisse nichts anderes zur Vertheidigung des Ministe⸗ flums zu fagen, als daß kein Minister-Wechsel statt finden werde, wie es in fruͤheren Zeiten die Veranderung eines Mi⸗ nisteriums als nahe bevorstehend ankuͤndigte, um den Sturz desselben herbeizufuͤhren. Alle andern Blaͤtter billigen die fortschreitende Bewegung, mit Ausnahme des Journals la Revolution, das zwar auch einen Minister-⸗Wechsel fuͤr gewiß haͤlt, aber zugleich erklaͤrt, die oͤffentliche Meinung werde dar⸗ um in ihrer vorwaͤrts schreitenden Bewegung nicht still ste= hen; denn, wenn auch die Minister, so wuͤrden doch nicht die Prinzipien geandert werden. Wie dem auch sey /

ehrsuͤchtigen Volksredner gebildet.

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ist getheilter Ansicht uͤber eine An⸗ fuͤr das Bestehen der Regierung selbst Wir befuͤrchten sehr,

das Ministerium gelegenheit, die von' der hoͤchsten Wichtigkeit ist. die Macht fortreißen und an die Klippen werfen, die sie jetzt wahr⸗ nimmt und gern vermeiden möchte. Denn wenn das neue

Koͤnigthum, wie das Journal des Debats raͤth, die Meinung, durch welche es auf den Thron gehoben worden ist, jetzt hem⸗ men, und sich entweder fuͤr die, welche vorwaͤrts gehen, oder MNinister haben sich also auf die reine Willkuͤhr gestellt. Die es sich entweder fuͤr Herrn Dupont von der Eure oder fuͤr Furcht, welche revolutionnaire Bewegungen dem ganzen Lande Herrn Guizot entscheiden wollte, so wurde es sich in einem

fuͤr die, welche stille stehen wollen, mit andern Worten, wenn

für den Thron, wie fuͤr das Land gleich gefaͤhrlichen Falle befinden. Vereinigt sich das Ministerlum uͤber die Frage, ob die Klubbs geschlossen werden sollen und bleibt am Ruder, so wuͤrde dies entweder anzeigen, daß das Königthum das System des Widerstandes angenommen habe, oder es wurde nur ein zufaͤlliger Widerstand in einem System der Schwaͤche seyn. Im erstern Falle wuͤrde Ludwig Philipp sich bald in

der Lage Karls X. befinden und zwar mit geringern Wider— standsmitteln, da die Praͤrogative vernichtet, das entgegenge— setzte Prinzip anerkannt und die militairische Macht gebro— chen ist. Im zweiten Falle wuͤrde ein momentaner Widerstand noch schlimmer seyn als eine consequente Schwaͤche, denn er

wurde das gegenseitige gute Vernehmen stoͤren und zu Reac,

tionen fuͤhren. Auf der andern Seite entsteht die Frage: Wer soll widerstehen, wenn der Konig der vorwaͤrtsstreben— den Bewegung nachgiebt, und wohin soll uns dies fuhren? Aus dieser in den ersten sechs Wochen ausgebrochenen mini—

steriellen Krise laͤßt sich auf die Schnelligkeit der Ereignisse vor neuen St

in der politischen Periode schließen, welche durch die Revolu⸗ tion des Juli eroͤffnet roorden ist.“

In der heutigen Gazette de France liest man nach— stehenden Artikel: „Der gestrige Tag war hoͤchst wichtig; er hat die Trennung der Elemente, die vereint die Revolution des 30. Juli vollbracht haben, entschieden und diese Trennung fuͤr alle Gemuͤther fuͤhlbar gemacht. Das Schauspiel, das bie gestrige Sitzung der Kammer uns gewaͤhrte, gehoͤrt zu den außerordentlichsten. Die Partei, die von der Revolution Nutzen gezogen, erhob sich gegen die Partei, die diese Re— volution bewirkt hat, und gab offen die Absicht zu erkennen, diese letztere, deren Wirksamkeit der ersteren nicht ferner von Nutzen seyn kann, im Zaume zu halten. Bei dem Kampfe, der sich zwischen dem Ministerium und Herrn Mauguin entspann, mußte man daran erinnert werden, daß der Letztere Mitglied der provisorischen Regierungs-Kommission war, die aus der Parifer Revolution hervorging und mit der hoͤchsten Gewalt bekleidet wurde, waͤhrend das auf der Flucht begrif— fene Koͤnigthum von der Unentschlossenheit zur Abdankung überging. Diese Kommission, in welcher sich die Revolution des 30. Juli gewissermaßen personifieirte, gab sich ganz den Geschäfts-Details ihrer Stellung hin, während eine Partet, die seit langer Zeit in der Naͤhe de Staats-Gewalt auf der

Lauer gelegen hatte, mit einer Verfassung und einem Koöͤnige

gewissermaßen herbeischlich und mit dem Heere der Be— werber um Aemter, die sie zu sich rief, alle Wachtposten des Koͤnigthums besetzte. Die Pariser Kommission legte die Ge⸗ walt, welche sie ausgeübt hatte, in die Hande des Statt⸗ halters nieder und erhielt von ihm zum Danke dafuͤr Artig— keiten und Gluͤckwuͤnsche. Von den fuͤnf Mitgliedern die— ser Kommission ist keines ins Ministerium berufen worden.

Inzwischen scheint die Kommisston, indem sie auf die Gewalt

verzichtete, nicht die Absicht gehabt zu haben, auch auf das Vorwaͤrtsstrehen zu verzichten. Ueber diesen Punkt ist sie in Streit mit der Partei gerathen, welche, nachdem sie ans Ruder gekommen, nichts mehr zu wuͤnschen scheint, als daß alle Welt still stehen moͤge. Ungluͤcklicherweise ist aber die Revo⸗

jution nicht von selbst zu Stande gekommen; zahlreiche ge—

heime Vereine waren ndthig, man mußte Verpflichtungen ge—⸗

gen Parteien eingehen und bedurfte einer weitverzweigten DOrganisation, um sich an allen Punkten des Landes Werkzeuge zu bilden. Man mußte Ideen von zahlreichen Neuerungen zrwecken und gewisse Lehren wieder in Aufnahme bringen, deren Dauer sich nicht berechnen laßt; man mußte Grundsaͤtze aufstellen, deren Folgen unabsehbar seyn koͤnnen, kurz, man mußte die gefahrlichsten Ideen, die gluühendsten Leidenschaften und die entschlossensten Maͤnner zu Huͤlfe rufen. So hat sich die Partei der vorwaͤrtsschreitenden Bewegung unter dem Einflusse der Doctrinairs, der Abtruͤnnigen Und der Da diese Partei maͤchtig genug gewesen, die rechtmäßige Regierung zu besiegen, wie kann“ man da glauben, daß ein eigenmaͤchtiger Wille im Stande seyn werde, sie wieder in die Tiefe herabzustoßen, aus der eben dieser Wille sie heraufgezogen hat. Diejenigen,

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der Prinzipien werde die Regierung mit sich

welche sich solchergestalt zwischen die Anhaͤnger der Legitimi⸗ taͤt und die Anhaͤnger der Volks⸗Souverainetaäͤt eingeschlichen haben, sagen zu Jenen: „„Euer Prinzip ist durch die Maͤn⸗ ner der Revolution und durch das Prinzip der Volks ⸗Sou⸗

verainetät besiegt worden; ergebt Euch also stillschweigend darein.“““ Zu den Mannern der Revolution von 1830, welche die Folgen der Volks, Souverainetaͤt verwirklicht sehen wollen, sagen' sie: „„Frankreich ist monarchisch, es hat Scheu vor Revolutionen, also verhaltet Euch 4

einfloͤßen, ist ihr einziges Widerstandsmittel. Wie wunderbar! Manner, welche seit zehn Jahren zur Revolution angereizt haben, können jetzt keinen andern Grund zu ihrer Vertheidigung an—⸗ führen, als das unbestreitoare Entsetzen das Umwaͤlzungen in Frankreich verbreiten, Wenn das Ministerium in der Krise, die so eben stattgefunden hat, nicht untergegangen ist, so muß man den Grund davon in den Besorgnissen des Handeisstandes und in dem Schrecken unserer Provinzen bei der Erinnerung an die Scenen von 1791 und 1792 suchen. Dieser Schrecken und diese Besorgnisse sind eine zu augen— scheinliche Thatsache, als daß wir fle nicht einraͤumen sollten. Wir konnen sogar hinzufuͤgen, daß diese Symptome unfehl— bar in dem Maaße zunehmen werden, als die Ereignisse sich entwickeln, und, was auch das Ministerium beginnen moͤge, diese Bewegung wird eben so wenig still stehen, wie jene andere. In solchem Ministerium wird Frankreich niemals eine Zuflücht gegen den Schrecken vor der Revolution zu finden hoffen. Uebrigens haben diese beiden entgegengesetzten Bewegungen, die revolutionnaire Richtung und die Besorgniß

Stuͤrmen, bereits das Ministerium in eine Stel⸗ lung gebracht, die von einem Morgenblatte sehr treffend als eine uùnmogliche dargestellt wird. „Folgendes ist, (so heißt es naͤmlich im Natisnal) in zwei Worten die Stellung des Ministeriums: Es besteht aus einer Majoritaͤt, welche die Kammer, aber keinesweges die oͤffentliche Meinung, fuͤr sich hat, und aus einer Mindritaͤt, auf deren Seite die oͤffent— liche Meinung, aber nicht die Kammer ist. Gegen die oͤffent— liche Meinung regieren, ist gefaͤhrlich, ohne die Kammer re⸗ gieren, ist unmöglich. Wir haben hier also eine Stel— lung, wie sie in den funfzehn Jahren des Be ste⸗ hens der Repräsentativ— Regierung noch nicht vorgekommen ist. Die Majoritäͤt des Minister⸗Rathes repräͤsentirt nur sich selbst; sie wird von einer vorwärts stre⸗ benden Richtung, die von ihr gefürchtet wird, der sie aber nicht Einhalt thun kann, und die sie eigentlich beherrschen und leiten rauͤßte, gewissermaßen ans Schlepptau genommen. Die Minoritaͤt befindet sich in der vollkommen— sten Unfähigkeit, Maͤnner und ein Regierungs-System auf— zustellen; sie wuͤrde, wie uns Leute, die von den gestrigen Vorfaͤllen gut unterrichtet sind, versichert haben, vor der gro—

ßen Maaßregel der Aufloͤsung der Deputirten⸗Kammer zu— ruͤckschrecken, und da es sehr zweifelhaft ist, ob sie in die ser Kammer die Majorttaͤt erhalten wurde, so folgt daraus, daß sie noch weniger, als der andere Theil des Ministeriums, im Stande ist, das Staatsruder zu fuͤhren.““ .

Der Messager des CEhambres giebt nachstehende Liste und Charakteristik der gegenwartig in Paris bestehenden Volks, Vereine: 1) Die Loge der Freunde der Wahr⸗

heit. Eine geoße Anzahl ehemaliger Karbonari's sind Mit—

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glieder derselben; unter ihnen befand sich der Unteroffizier Bories. Diese Loge hat die Leichenfeier zu Ehren der vier Theilnehmer an der Verschwoͤrung von la Rochelle veranlaßt. Von den Formen der Freimaurer hat sie kaum einen Schat— ten bewahrt. Zu den Sitzungen werden viele Zuhoͤrer zuge— lassen; man verhandelt in denselben Fragen der allgemeinen und besonderen Politik. Andere Freimaurer-Logen beschäfti⸗ gen sich mit ahnlichen Ersrterungen, aber mit weniger Auf⸗ sehen und geringerem Einfluß. M Die Gesellschaft: Hilf Dir, so ward Dir auch der Himmel helfen. Sie ist in ganz Frankreich bekannt; durch ihre Verbruͤderungen mit den Wahl ⸗Comite's saͤmmtlicher Departements hat sie,

so zu sagen, die letzten Wahlen zu Stande gebracht;

ihre Verbindungen mit den Waͤhlern geben ihr einen ernsten

Eharakter; sie ist gemaͤßigter, als die andern Gesellschaften. 3 er constitutionnelle Central— Verein in der Straße Taranne ist von Protestanten gestiftet; seine Politik ist ein Gemisch von Republikanismus und Mysticismus, von Ueberspannung in den Prinzipien und von Maͤßigung in den Mirteln der Ausfuͤhrung. 4) Der Verein der drei Tage ist zum Gedächtniß des 27, 23. und 29. Juli gegruͤn⸗ det; um Mitglied desselben zu seyn, muß man in den drei Tagen mitgekaͤmpft und gehandelt haben. Er hat den Zweck,

auf die Contre, Revolution ein wachsames Auge zu haben

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