1830 / 276 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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and zur weiteren Entwickelung der Folgen der letzten Revo— lution mitzuwirken. 5) Der Saint-Simonsche Ver⸗ ain ist eine oͤkonomisch religidͤse Sekte, die einen Kultus der Liebe und Arbeit treibt, ihr Evangelium und ein eigenes ge— sellschaftliches Gesetzbuch besitzt und im theokratischen Sinne den Armen ein Reich von dieser Welt predigt, das in der Abschaffung des Prinzips der Erblichkeit und in der Verthei⸗ lung der Guter, Wuͤrden und Beschaͤftigungen nach den Wer—⸗ ken und der Fahigkeit jedes Einzelnen bestehen soll. Diese Republik soll von einem Papste und seiner Frau xegiert wer⸗ den; der Erstere soll vom Geiste der Liebe und Arbeit aufs tiefsste durchdrungen und die Letztere aufs hoͤchste mit einem weitreichenden und prophetischen Geiste begabt seyn. = 6) Der Verein der Volksfreunde ist der zahlreichste, eifrigste und maͤchtigste, zu dessen Sitzungen die meisten Zuhoͤrer her—

beistroͤmen, und der durch die Haͤrte seiner Grundsaͤtze und

durch die persoͤnlichen Beziehungen seiner vornehmsten Mit— glieder zu mehreren Staatsbeamten die meisten Besorgnisse erregt. Dieser Verein besitzt ein Blatt, worin die Buͤrger— klasse dem Neide der arbeitenden Klassen als ein Verein von Bevorrechteten und als eine neue Form der Fendal-A1risto—⸗

kratie dargestellt wird. Auch drei der andern Ver—

eine besitzen ein jeder ein Blatt. Alle diese Vereine wollen folgende Dinge: 1) Die Anerkennung des Prin— zips der Volks-Soüuverainetäͤt; 2) die Aufloͤsung der Deputirten-Kammer; 3) die Entlassung des jetzigen Ministe— riums; 4) die Abschaffung des Wahl- und Waͤhlbarkeits— Census; 5) die Zusammenberufung eines National⸗Konvents, um eine neue Verfassung zu entwerfen; 6) eine Art von Auf— ruf an das Volk, um die Koͤnigl. Wuͤrde kraft der Volks—

Souverainetaͤt Ludwig Philipp zu uͤbertragen. Da diese

Bereine ihr Prinzip, das uns nur in einen innern und aͤu— ßeren Krieg verwickein wuͤrde, nicht verwirklichen koͤnnen, so beschaͤftigen sie sich mit einer Opposition im Einzelnen, welche jede gemaͤßigte Regierung unmoglich machen und zuletzt Maͤn⸗ ner von ihrem Schlage ans Ruder bringen soll. Die Frage uͤber das Bestehen dieser Volks-Vereine war also wichtig ge— nug, um von Seiten der eilf Mitglieder des Minister-Raths

eine Berathung zu veranlassen. Es waren aber auch fuͤr die

Behoͤrde noch dringendere Gruͤnde vorhanden, endlich einen Beschluß zu fassen und den Gesetzen Kraft zu verleihen. Die Umzüge der Handwerker erneuerten sich namlich; nach den Druckern kanlen die Schlosser, Schmiede u. s. w. Diese Leute, durch neue staatswirthschaftliche Ideen von ihrer Ar⸗ beit abgezogen, glaubten, die Redner der Gesellschaft der Volksfreunde wuͤrden ihnen ein besseres Loos bereiten und fuͤr sie beim Koͤnige und bei den Kammern eine Erhoͤ⸗ hung des Arbeitslohnes und eine Abkuͤrzung der Arbeits⸗ stunden auswirken. Die National- Garde mußte wie— der ihre Patrouillen im Innern der Stadt und an den Barrieren beginnen. Unter diesen Umstaͤnden schlugen einige Minister die sofortige Anwendung der Be— stimmungen des Straf-Gesetzbuches in Betreff der Volks⸗ Vereine vor. Anfangs zeigte sich Zwiespalt im Minister⸗

Rathe; die Wichtigkeit der Umstaͤnde und die Gefahr eines

weitern Umsichgreifens brachten aber eine Uebereinstimmung der Minister zu Stande. Haͤtte uͤbrigens das Ministerium diese Volks-Vereine nicht verboten, so wuͤrden die Buͤrger selbst sich nach dem Sitzungs-Lokal der Volksfreunde begeben und diesen Verein mit Gewalt aufgeloͤst haben, da derselbe vornehmlich durch die Oeffentlichkeit seiner Sitzungen und durch das Anschlagen seines Journals an den Straßenecken bei den Handeltreibenden aller Klassen Besorgnisse erregt hatte. Gegen diesen Verein hauptsaͤchlich wollte man Maaß⸗ regeln ergreifen. Ein Vorspiel davon trug sich vorgestern zu, nachdem die Details der merkwuͤrdigen Sitzung der Deputir—⸗ ten, Kammer, in welcher die Minister und die große Majori— taͤt der Kammer sich gegen unerlaubte und Unruhe erregende Vereine ausgesprochen hatten, in der Stadt bekannt gewor— den waren.“! ö ;

Dasselbe Blatt erklaͤrt sich fuͤr ermaͤchtigt, zu versi— chern, daß keine Person des Hofstaates des Herzogs von Orleans jemals Mitglied des Vereins der Volksfreunde ge— wesen sey, und daß der Prinz nie die Absicht gehabt, in den Sitzungen desselben zu erscheinen, also auch nie dem Ver⸗ 2 von einer solchen Absicht habe Anzeige gemacht werden

nnen. ö. ; ;

Herr Patorni, Advokat am gef ge, Koͤnigl. Gerichtshofe, hat dem Koͤnige eine Denkschrift uͤber die Einfuͤhrung der Jury in Korsika uͤberreicht. Der Kabinets-Secretair, Baron 26 antwortete dem Verfasser im Namen des Koͤnigs, daß

orsika bald Geschwornen⸗Gerichte erhalten solle.

Der Herzog von Guiche ist vorgestern von hier nach England abgereist, nachdem er zuvor die Gemaͤlde- Gallerie

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der herses n von Berry nach ihrem Landgute Rosny hat bringen lassen. Die Prinzessin scheint dieses Besitzthum be— halten zu wollen, da der Herzog von Guiche in ihrem Na— men 660,000 Fr. bei einem hiesigen Banquier deponirt hat, um die Kosten fuͤr die Unterhaltung dieses Landgutes und die Besoldung der dort zuruͤckbleibenden Dienerschaft zu decken. Ein Intendant, zehn Domestiken und einige Wai— sen, die auf Kosten der Prinzessin erzogen werden, bewoh— nen das Schloß.

Der Tribune des Departements zufolge hatte der

General⸗Prokurator am hiesigen Koͤnigl. Gerichtshofe, Bernard, sich geweigert, die Mitglieder des Vereins der Volksfreunde ge⸗ richtlich zu verfolgen, und den Ministern des Innern und des oͤffentlichen Unterrichts erklaͤrt, er werde nicht seinen Ab— schied nehmen, sondern warten, bis man ihn absetzen werde.

Aus Valenciennes wird unterm 26sten v. M. gemel— det, daß mehrere Mitglieder der Bruͤsseler provisorischen Re— gierungs-Kommission, die sich nach dem Einruͤcken der Koͤnigl. Truppen in Btuͤssel uͤber die Franzoͤsische Graͤnze gefluͤchtet hatten, und namentlich van de Weyer und Gendebien, wie— der nach Belgien abgereist sind.

Aus Bayonne schreibt man vom 20. d. M., daß der Spanische Posten in Behobie zu den im suͤdlichen Frankreich befindlichen Spanischen Verbannten uͤbergegangen ist. Der in San-Sebastian kommandirende General hatte die von ihm nach Irun geschickten Truppen wieder an sich gezogen. Un— ter den Basken sollen sich zahlreiche Vereine bilden, um zu den Waffen zu greifen, sobald die Spanischen Fluͤchtlinge ihr Gebiet betreten. dem Memorial des Pyrénées zu⸗ folge, haben die Spanischen Hirten die Franzoͤsischen Vieh⸗ heerden, die sie an der Granze ihres Gebiers gewaltsam weggenommen hatten, wieder herausgegeben, sich aber zuvor fuͤr jedes Stuͤck Vieh 30 Sous Ausloͤsegeld bezahlen lassen.

In einem Schreiben aus Toulon vom 20. Sept. heißt es: „Gestern ist die Fregatte „Proserpine“ aus Smyrna, wohin sie Tuͤrken aus Algier gebracht hat, hier angekommen; von eben daher wird heute das Linienschiff „die Stadt Mar⸗ seille“ erwartet. Die Englische Fregatte „Madagascar“ wird den 23. d. M. von hier nach Malta absegeln. Das vierte Schweizer⸗Regiment ist gestern aus Korsika hier ange— kommen und in die umliegenden Dorfer einquartirt worden; jedes Bataillon dieses Regiments wird von einer Compagnie der hiesigen National-Garde bis nach Aix begleitet werden.“

In einem (von der Allgemeinen Zeitung mitge— theilten) Schreiben aus Paris vom 20. Sept. heißt es: „Eine der ersten Erscheinungen, die in unserer so dramati⸗ schen Revolution die Aufmerksamkeit des Fremden fesseln mußte, war das so rasche Sinken der oͤffentlichen Fonds. Folgendes sind die Ursachen. Bereits fruͤher sprachen wir von dem auf dem hiesigen Platze herrschenden Geldmangel, von der Schwierigkeit der Diskontirung der Werthe und dem Abflusse des Baaren. Wir glauben nicht, daß dieser

Zustand sich verlaͤngern werde. In dem Verhaͤltniß, als die

Beziehungen von Stadt zu Stadt, von Staat zu Staat wieder ihre Sicherheit gewinnen, werden ihrerseits auch die Kapitalien diese durch die Furcht erzeugte Stockung verlassen; indessen aber besteht Beengung; es giebt Gewerbszweige, worin man kaum zehn solide Haͤuser zaͤhlt. Der ganze Buch⸗ handel hat seine Zählungen so zu sagen suspendirt; fast alle Banken haben ihre Diskontirungen beschränkt; daher das allgemeine Gefuuͤhl der Beengung und der Geldmangel. Diese erste Ursache bewirkt, daß auf der Boͤrse eine große Zahl Renten-Insceriptionen auf baar ankommen. Zweitens darf man sich nicht verhehlen, daß die Revolution vom 29. Juli in den entfernten Provinzen einen lebhaften Ein— druck der Furcht hervorbrachte; wer sich nicht auf dem Schauplatze der Ereignisse selbst befindet, ist stets geneigt, sie sich zu uͤbertreiben, daher auch von den Departements viele Inscriptionen einliefen, mit dem Auftrag, sie zu den laufenden Preisen zu verkaufen. Ueberdies wurden die Emi— rirten durch eine falsche Maaßregel des Finanz-Ministers ouis zu dem Glauben veranlaßt, man wolle auf die Ent— schaͤdigung in drei Procents zurückkommen, die ihnen fuͤr ihre verkauften Guͤter bewilligt worden ist. Baron Louis hatte sich namlich geweigert, die Inseriptionen auszuliefern, die sich zum Vortheil der bisher nicht liquidirten Emigran— ten noch auf dem a n,, ,. befinden; dies wurde erzaͤhlt und wieder erzählt, unter die Renten⸗-Besitzer kam po nischer Schrecken, und sie beeilten sich, zu verkaufen. Diese Masse von auf den Platz gebrachten Inseriptionen mußte ein unvermeidliches Fallen herbeifuͤhren; besondere Umstaͤnde

Beilage

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21to Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung K 278.

traten hinzu, um es noch zu beschleunigen. Was auf der deckten Wagen betraͤgt sieben, in den offenen, die zweimal Boͤrse die groͤßte Bewegung hervorbringt, ist das Spiel; die des Tages hin und zuruͤck gehen, vier Ge e, agi ha⸗

Spieler sind die Herren des Courses, aber dazu ist noͤthig, daß keine zu große Masse von Renten auf Baarverkauf sich zeige, denn die Spieler kaufen nicht wirklich, sondern speku— liren und zahlen unter einander blos die Differenz zwischen dem Kaufpreise und dem Course. Befindet sich eine große Summe von Inseriptionen auf dem Markte, so ist Baares noͤthig, um sie zu kaufen, und ist daran auf der Boͤrse Man— gel, so reicht die Gegenwart einer gewissen Zahl Inseriptio— nen hin, ein entschiedenes Ruͤckgehen zu bewirken. Dies ge— schah. Allen diesen Gruͤnden muß man noch die Ohnmacht der Tilgung beifuͤgen, die, genoͤthigt auf drei Rentenarten zugleich zu wirken, weil sie sich gleichmäßig unter Pari be— finden, nicht mehr jenen maͤchtigen Einfluß hat, den sie aus— übte, als 40 Millionen zur Tilgung einer einzigen, der Drei— procents, angewendet wurden.“

Großbritanien und Irland.

London, 26. Sept. Der Marquis von Lansdowne

befindet sich jetzt mit seiner Gemahlin auf einer Reise durch Irland. Die Morning-Chroniele nimmt von dem kuͤrzlich in Birmingham dem Herzoge von Wellington und dem Sir Rob. Peel gegebenen Festmahle Gelegenheit, zu bemerken: „Der edle Herzog moge ja nicht vergessen, daß die bei sol— chen Festmahlen versammelten Gaͤste kein treues Bild der im Lande herrschenden oͤffentlichen Meinung darstellen; be— trachtet er diese Meinung nur durch ein solches Glas, se duͤrfte er sich bei spaͤterer naͤherer Besichtigung sehr getaͤuscht finden. Bei solchen Gelegenheiten ist man hier gegen die am Ruder befindlichen Maͤnner immer zuvorkommend und ehrer— bietig; alle Parteien, Tories sowohl als Whigs und Refor— mers, nehmen dann eine ganz falsche Stellung an und beob— achten eine Art bewaffneter Neutralität. Schildkroͤten, Wild⸗ pret und Gefrornes uͤben einen ganz verbluͤffenden Einfluß auf die Engländer aus. Herr Tennyson war der Einzige, der sich bei senein Mahle freimuͤthig ausgesprochen, doch der nach seiner Rede ausgebrachte Toast auf die Gesundheit der Minister wurde von dem edeln Herzoge mit uͤberaus kalten und allgemeinen Phrasen beantwortet.“

„Einer unserer Pariser Korrespondenten“, sagt die Times, „spricht es als wahrscheinlich aus, daß, in Folge der in Frankreich eingetretenen großen Veraͤnderungen und der kuͤrzlich geschehenen Ernennung eines Botschafters in der Person des Fuͤrsten von Talleyrand, nun auch ein Handels— Traktat zwischen Frankreich und England zu Stande kom— men werde. Den Freunden freisinniger Handels-Grundsaͤtze in beiden Laͤndern muß es zu vernehmen erfreulich seyn, daß man ein System zu aͤndern beabsichtige, welches den gegen— seitigen Handels-Verkehr der beiden groͤßten Handels Voͤlker, die es je gegeben, zweier Voͤlker, deren Haͤfen so nahe einander gegenuͤber liegen, daß man sich von beiden Seiten fast erblicken kann, auf den unbedeutenden jahrlichen Betrag von noch nicht zwei Millionen Pfund Sterling beschraͤnkt. Es sind hier jedoch andere Vorurtheile, als die der Regierun—

en zu beseitigen; andere Interessen, als die der politischen

taatswirthschafts-Lehrer, sind zu befragen, ehe ein so ver— nuͤnftiger Vorschlag ins Werk gesetzt werden kann. Nicht die damalige Regierung, sondern die Franzoͤsischen Eisengießer oder Baumwollen⸗Fabrlkanten waren es, die letztlich einer Milze— derung des Franzoͤsischen Prohibitiv-⸗Systems das groͤßte Hinderniß in den Weg stellten; ehe nicht auch diese eine Ver⸗ aͤnderung erlitten, wird die neue Charte, so viele Freiheit sie auch dem Innern des Landes gewahrt, doch dem auswaͤrti— gen 6 keine zu Theil werden lassen.“ . ie Dampf⸗Wagen auf der Eisenbahn zwischen Liver⸗ pool und Manchester sind jetzt in vollem Gange, und die Entfernung von 32 Engl. Meilen wird mit Einschluß der duf dem Wege noͤthigen Aufenthalts⸗Zeit in 22 Stunden zu—⸗

rückgelegt; ohne diesen Aufenthalt betragt die Dauer der

eigentlichen Fahrt nicht mehr als 11 Stunden. Die rasche⸗ sten Land⸗Kutschen haben den Weg bisher in 4 Stunden zuruͤckgelegt. Die bedeckten Dampf⸗Wagen gehen dreimal taglich hin und zuruͤck und nehmen jede beliebige Anzahl von

Passagieren mit, denn die Plaͤtze koͤnnen niemals ganz ver—

geben feyn, da, je mehr Passagiere sich melden, auch eine um so großere Anzahl von Wagen der eigentlichen Dampfma⸗ schine angehaͤngt werden koͤnnen. Der Fahrpreis in den ver—

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ben 5 700 Passagiere seit Eroͤffnung der Eisenbahn die Fahrt auf derselben zwischen Liverpool Und Manchester ge—

macht. Die Puritaner in beiden Staͤdten haben erklaͤrt, es

sey religionswidrig und unschicklich, auch am Sonntage auf der Eisenbahn zu fahren.

Rieder lan d e.

Aus dem Haag, 29. Sept. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien hat vorgestern wieder im Staats- Rathe den Vorsitz gefuͤhrt.

In der Staats-Courant liest man: „Der Koͤnig hat Berichte aus dem Haupt-Quartiere Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande erhalten, aus deren Inhalt Folgendes hervorgeht: Die Truppen, die sich, wie fruͤhere Berichte gemeldet haben, eines Theils der obern Stadt Bruͤssel des Parks, der Pallaͤste, der Herzogs-Straße und einiger nahe gelegenen Straßen bemaͤchtigt hatten, sind am 26. September Abends, nachdem sie sich seit Donnerstag mit ausgezeichneter Tapferkeit in ihrer Stellung behauptet hatten, von einem großen Haufen von Aufruͤhrern angegriffen, die, wie sie bereits fruͤher den Pallast der Generalstaaten in Brand gesteckt, nun auch den Koͤniglichen Pallast anzuͤndeten. Man sah sich dadurch genoͤthigt, den Pallast zu raͤumen, so daß die Vertheidigung auf die Herzogs-Straße in einer fuͤr die Trup—⸗ pen hoͤchst gefaͤhrlichen Position beschraͤnkt blieb, aus welchem Grunde man es denn auch fuͤr zweckmaͤßig erachtet hat, die Stadt vorerst ihrem Schicksale zu uͤberlassen. Der Abmarsch geschah des Nachts, ungestoͤrt und in der besten Ordnung. Kein Hinderniß ist den Truppen bei ihrem Ruͤckzuge aufge— stoßen. Der Prinz befindet sich beim besten Wohlseyn, und das Haupt-Quartier ist in Diegem, wo die Truppen Posto gefaßt haben.“

Dasselbe Blatt theilt ein Verzeichniß der bei dem Heere vor Bruͤssel getoͤdteten, verwundeten oder gefangenen Offiziere mit, so weit die einzelnen Faͤlle bekannt geworden sind. Verwundet wurden vom großen General-Stabe: der General— Lieutenant Baron Constant de Rebecque und der General— Major A. Schuurmann; gefangen: der General-Lieutenant N. F. E. de Gumoäns. Von den Linien-Truppen und der Artillerie sind 21 Offiziere verwundet, Z getoͤdtet und 5 ge⸗ fangen worden. Unter den Letzteren befinden sich der Oberst— Lieutenant von der Infanterie, Schenofsky, und der Major von den Husaren, F. van Borssele, die beide gefangen ge⸗ nommen wurden, als sie mit ihren Truppen einem Haufen folgten, der sich fuͤr Koͤniglich gesinnte Bruͤsseler Buͤrger aus— gah, in den engen Straßen der Stadt aber nebst einem an— dern in den Hausern versteckten Haufen gegen die Truppen sich wandte, die nur mit Verlust von Getoͤdteten und Gefan— genen sich wieder aus diesem Theile der Stadt zuruͤckziehen konnten. Die Zahl der bei dem Heere getoͤdteten und ver— wundeten Soldaten hat noch nicht genau ermittelt werden koͤnnen, doch scheint aus den Berichten hervorzugehen, daß man sie auf 5 600 anschlagen kann, wovon gestern bereits 278 nach Antwerpen gekommen und daselbst untergebracht worden sind.

Graf von Pestre, Adjutant Sr. Maj. des Koͤnigs, ist hier aus dem Hauptquartier mit Nachrichten vom Montag den 27sten 7 Uhr Abends angekommen. Diesen zufolge hat die Armee Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Friedrich die Stellung, die sie bei Diegem eingenommen gehabt, auch fer⸗ ner behauptet; von den Aufruͤhrern ist außerhalb Bruͤssels nichts mehr vernommen worden. . ;

Die zweite Kammer der General-Staaten ist gestern von 10 bis 2 Uhr im allgemeinen Comité versammelt gewesen. Wie man in oͤffentlichen Blaͤttern liest, ist in die⸗ sem Comité nun entschieden, welche Antwort der Regierung auf ihre Fragepunkte hinsichtlich einer Revision des Grund— gesetzes ertheilt werden soll. Die Mehrheit der Deputirten ist, wie man vernimmt, fuͤr die Revision und selbst fuͤr die Trennung der beiden Abtheilungen des Reichs. Die Tren— nung der Kammer soll sogar, wie es heißt, sogleich ins Werk gesetzt werden. ;

Aus Gent wird gemeldet, daß daselbst die bekannten Herrn Vleminckx und Nikolai bei ihrer Zuruͤckkunft aus Lille, wo sie mit dem v. Potter eine Unterredung gehabt haben sollen, festgenommen worden sind.

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