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terruͤcken koͤnnten. Als einige Offiziere sich darauf mehr in die Straßen hinein wagten, gewährten sie zwar keinen Men— schen in denselben, doch wurden sie bald von einem verraͤthe— rischen Feuer aus den Haäusern begruͤßt. Zwei Stuͤcke von der reitenden Artillerie wußten inzwischen bald Bahn zu machen, die Truppen drangen muthig ein, thaten einige Schtsse in den Straßen und setzten uͤber die schwachen Barrikaden bis zum Park, von wo aus sie in einem Augen— blicke die Place Royale von den Aufruͤhrern sauberten. Hier wurden inzwischen bie eingedrungenen Kavallerie und Artil— lerie⸗Manuͤschaften, die keine Infanterie-Bedeckung bei sich hatten, von versteckten Feinden beschossen, und in einem Au⸗ genblicke wurde der Major Krahmer nebst acht Mann getoͤd⸗ tet; 14 Pferde stuͤrzten ebenfalls. Während dieser Zeit ka— men auch die Grenadtere nach dem Patk, besetzten das Lß— wener Thor und den zwischen beiden befindlichen Boulevard. Abends schon sah man ein, daß es ungemein schwierig seyn wurde, das möͤrderische Feuer aus allen nahe gelegenen Haäͤu— sern zum Schweigen zu bringen. Vier Tage lang haben inzwischen die Truppen jene Posten besetzt gehalten, bis end—
lich uͤbertriebene Anstrengung und die fortwährende Verstaͤr⸗—
kung, welche die Bruͤsseler erhielten, den Ruͤckzug nothwendig machten.“
Ein hiesiges Blatt aͤußert im Verfolg dieser Nach— richten: „So viel aus den verschiedenen Mittheilungen zu ersehen, hatte der erste muthige Angriff der Truppen und die Bemächtigung der Place-Rohale einen tiefen Eindruck auf die Aufruͤhrer von Bruͤssel gemacht, und mancher ven den Chefs war schon um seine Rettung besorgt; die Lütticher bruͤsten sich damit, daß sie es gewesen seyen, die das Gefecht fortgesetzt und den Muth der Btuͤsseler durch den Vorgang in der untern Stadt (wo eine Truppen-Abtheilung hinein— gelockt nnd dann angefallen wurde) wieder angefacht hatten. Letztere suchten nun die Lokalität zu benutzen, indem sie in verschiedene große Haͤuser auf der Place-Noyale, deren Kel— ler durchbrochen und mit der untern Stadt in Verbindung gebracht worden waren, eindrangen und von hier aus die Truppen, die sich auf jenen Platz postirt hatten, beschossen; da es diesen an den noͤthigen Mitteln gebrach, sich gegen einen solchen Anfall zu decken, so sahen sie sich genoͤthigt, sich nach dem Parke zurückzuziehen. Hier setzten sie noch einige Tage das Gefecht fort, bis endlich die Zahl der Aufrührer durch Verstärkungen von außen so ansehnlich geworden, daß die Sache des guten Rechtes fuͤr dieses Mal der Gewalt hat weichen muͤssen.“
Bruüäͤsfsel, 28. Sept.) Das Journal de la Bel— gique berichtet, daß der gestrige Tag hier ruhig voruͤberge⸗ gangen sey, und daß, wiewohl die Orte, welche in den letzten Tagen der Schauplatz der verschiedenen Gefechte gewesen, von zahlreichen Menschenmassen besucht werden, doch keine Ruhe— stoͤrung stattgefunden habe. Am Parke sind Schildwachen aufgestellt, um den Spaziergaͤngern den Einnang zu wehren, auch wird Niemand zum Thore hinausgelasen ohne Karte und ohne visitirt zu werden, ob man nicht etwa Patronen bei sich fuͤhre. Die von ihren Einwohnern verlassenen Haͤu— ser sind mit Schildwachen Hesetzt. Aus den umliegenden Ge⸗ genden der Provinz Suͤd Brabant kommen sowohl Menschen als Kriegs-Materialien herbei, mit denen man eine freiwillige Armee zu bilden gedenkt. Einem Haufen Buͤrgergarden, der gestern zum Schaerbeeker Thor hinauszog, um die sich zuruͤck⸗ ziehenden Koͤnigl. Truppen zu beobachten, hatte sich ein aus Löwen gekommener Trupp angeschlossen, der mit in die Stadt heteinkam. Aus Seneffe ist ein großer Wagen mit Bird, an dem es hier zu fehlen scheint, angebracht worden.
„Herr von Potter“, erzaͤhlt das obengenannte Blatt,“ der sich seit einiger Zeit in Lille befunden, ist gestern
um 63 Uhr Abends in einem Postwagen hier angekommen.
Auf dem Rathhause sprach er vom Balkon herab einige Worte zu der Menge, worin er äußerte, daß er hierher gekommen ware, um die Rechte des Volkes zu unterstuͤtzen und ihm sein Leben anzubieten.“
„Um 7 Ühr ertönte die Sturmglocke und rief die Ein— wohner zur Löschung des Hotels des Finanz-Ministers, das am vorigen Tage in Brand gesteckt worden war, und we das Feuer wieder um sich zu greifen anfing. Binnen einiget Stunden war es geloscht. Inzwischen ertonten die Glocken noch die ganze Nacht hindurch; es hieß, daß die Truppen wieder gegen die Stadt auruͤckten; der General—
) Zum erstenmale sind heute wieder Bruͤsseler Blaͤt⸗ ter, von denen zuletzt die Gazette des Pays-Bas vom 23. Seyt. eingegangen war, hier angekommen. Die seitdem erschienenen Blaͤtter, so wie ein heneres Blatt der Gazette des Pays-Bas, sind nicht mitgekommen.
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Marsch wurde geschlagen, und die Buͤrger stellten sich auf ihren Sammelplätzen auf. Es fand jedoch in dieser Nacht kein Angriff statt, und am andern Morgen sah man einen Haufen aus Ath, mit 6 Kanonen einer Haubitze, und mit vielen Patronen versehen, auf dem großen Platze ankommen. Deserteurs von der in Ath befindlichen Besatzung und einige Artilleristen hatten sich dem Haufen angeschlossen.“
Der Courrier des Pays-Bas enthalt, Luͤtticher Blaͤttern zufolge, nachstehende Relation uͤber die Hergaͤnge in
Bruͤssel vom 22. September bis zum 26. Mittags: „Mitt⸗
woch 22. ward des Prinzen Friedrich Proclamation in Bruͤs⸗ sel bekannt; eine Berathung auf dem Stadthause uͤber diesen Gegenstand blieb ohne Erfolg. Es scheint, daß Hr. Duepe— tiaux den Entschluß faßte, nach dem Hauptquartier abzuge— hen; er und sein Begleiter wurden dort verhaftet. — Am 23. zeigten die Truppen sich vor den Thoren von Schaerbeek und Löwen. Es gelang ihnen bei der ersten Unordnung, welche ihr Feuer nnter den Unsrigen anrichtete, die neue Koͤnigs— siraße hinauf bis zum Park zu dringen. — Hier verschanzten sie sich. Zu gleicher Zeit drangen Husaren und Infanterie durch die Barrikahen des Flandrischen Thores. Die ser An— griff ward zuruͤckgeschlagen, und seitdem blieb die untere Stadt undelaͤstigt. — Am 24. erfuhr man, daß die Truppen Nachts durch das Thor von Namur eingedrungen waren, sich im Park verstaͤrkt und den Pallast besetzt hatten. Aber aus der umliegenden Gegend zogen zahlreiche Haufen Vertheidiger gegen sie heran. Dieser Tag ward im fortgesetzten Kampfe zu⸗ gebracht. Abends warf die noch vor der Stadt befindliche Artillerie glühende Kugein ein und zuͤndete mehrere Haͤuser der Koͤnigsstraße. — Am Zösten ward das Militair-Kommando der Stadt dem Obersten van Halen uͤbergeben, welcher hierauf in einem Tages-Befehl die Uebernahme des Konnnando's be— kannt machte. — Am 26. September, Morgens gegen 8 Uhr, begann das Feuern wieder; die Nacht hatte den Truppen den Wiedereinzug in einen Theil des Parks nochmals erleichtert. Sie hatten darin mehr Artillerie aufgestellt. — Um Mittag war das Artillerie! und Musketenfeuer sehr heftig. Die ganze Linie Häuser von der Wohnung des Apotheker Piron bis zum Café de Lamitis hatten die Burger inne; sie schos— sen durch die Fenster der Haͤuser in den Park. Die Artil— lerie der Truppen antwortete mit Kartätschen; es regnete Flintenkugeln in den Straßen. Die Artillerie der Burger feuerte ebenfalls stark aus der Koͤnigsstraße und von dem alten Loͤwener Platze her. Die Truppen waren bis in das
Gebaͤude der Generalstaaten eingedrungen, aus welchem die
Bürger vertrieben worden waren.“
Eine hier an die Belgier erschienene Proclamation, welche dieselben auffordert, sich nicht zu Raͤubereien und Pluͤn⸗ derungen verleiten zu lassen, ist von den Herren Vanderlin— den v. Hooghvorst, Ch. Rogier, Felix v. Mero de, Gen⸗ debien, S. Vandeweyer, Jolly, J. Vanderlinden, F. Coppin und Nicolay unterzeichnet. ,
In Brugge ist nachdem die militairische Besatzung von dort abgezogen war, die Brabanter Fahne aufgesteckt worden. Die Einwohner von Ostende sollen den Truppen das Ein⸗ ruͤcken in die Stadt verwehrt haben.
Mastricht, 28. Sept. Die Insurgenten von Luͤttich sind gestern Morgens in ber Absicht ausgezogen, ein Con voi Lebensmittel fuͤr die Citadelle, welches von Mastricht uͤber
Tongern eintreffen sollte, aufzuheben; dieses Projekt ist ge—⸗
scheitert, weil vorher in Tongern schon Befehl gegeben wat, das Convoi anzuhalten und theilweise nach Mastricht zuruͤck⸗ zufuͤhren. Gegen 7 Uhr Morgens horte man in Tongern eine starke Kanonade in der Richtung von St. Trond; man muß glauben, daß die Truppen der 1sten Division ein Ge— fecht lieferten.
Lüttich, 29. Sept. Die Buͤrgerwache beobachtet die Citadelle; es ist zu keinen weiteren Feind seligkeiten gekommen.
Um Mittag brachte ein Luͤtticher, der auf einem Dra— goner⸗Pferde, das er in Park geurmmen hat, aus Brussel eintraf, die Nachricht, daß Herr von Potter am 27. Mit— tags zu Bruͤssel angekommen ist; man sagte in dieser Stadt, er braͤchte zwei Millionen mit. .
Auch meldet man, der General Cort-Heiligers, welcher
zu Mastricht befehligt, sey auf dem Marsch nach Bruͤssel,
und zwar, wie man sagte, mit 8 bis 9 Tausend Mann. Diese Armee soll aus den Truppen gebildet seyn, die zu Mastricht, Tongern, St. Trond u. s. w. standen. Unter dem 2Q6sten erließ die provische Regierung zu Bruͤs⸗ sel eine in den heftigsten Ausdrücken gegen die Holländer ab— gefaßte Proclamation, worin sie alle Belgischen Soldaten zum Treuebruch und zum Ueberlaufen auffordert.
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Deutschland.
Muͤnchen, 29. Sept. Ihre Majestaͤt die verwitwete Königin werden, Nachrichten aus Wien zufolge, am 3. Ok⸗ tober hier eintreffen und vom 190. Oktober an Ihren Aufent— halt wieder fuͤr einige Zeit in Tegernsee nehmen.
Stuttgart, 30. Sept. Das am 27. d. eingetretene hohe Geburtsfest Sr. Majestät des Koͤnigs gab den hiesigen Einwohnern die erfreuliche Gelegenheit, die Gesinnungen der Liebe und Verehrung gegen den erhabenen Landesvater, von denen jeder Wuͤrtemberger durchdrungen ist, in schlichter herzlicher Weise zu bekunden. Fuͤr den Abend hatte die staͤdti⸗ sche Behoͤrde einen Fackelzug nach dem Residenz⸗Schlosse ver⸗ anstaltet, vor welchem dann die zahlreich ver sammelte Buͤr⸗ gerschaft dem Koͤnig, der Koͤnigin und dem Kronprinzen ihre
Huldigung durch Gesang und oftmals wiederholtes Lebehoch
darlegte.
Am 26. d. hatte der Koͤnigl. Hannsversche außerordent— liche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Geh. Kabinets⸗ Rath v. Strahlenheim, die Ehre, Sr. Majestät in einer Au⸗ dienz sein neues Beglaubigungs-Schreiben zu uͤberreichen.
Vorgestern ist, nach langwierigen Leiden, der General— Lieutenant, General⸗Quartiermeister und Mitglied der Kam⸗ mer der Standesherrn, Freiherr Ferdinand v. Varnbuͤler zu Ludwigsburg, 56 Jahre alt, gestorben. ͤ
Aus Ruͤnsingen wird gemeldet: „Am 25. Sept, Morgens 4 Uhr, verspuͤrte man in einem großen Theile des Ober⸗Amts⸗Bezirks abermals einen Erdstoß der ins besondere in Muͤnsingen, Hayingen, Buttenhausen, Apfelstetten, Ober⸗ wilzingen und Huldstetten weit heftiger war, als die am gten, 10ten und 12ten d. stattgehabten Erdstoͤße. Der Stoß kam von Abend gegen Morgen, und dauerte ungefaͤhr 6 bis 8 Sekunden. Uebrigens ist ein Schaden, der durch die— ses Ereigniß herbeigefuͤhrt worden wäre, bis jetzt nicht be— kannt.“ 6 Darmstadt, 30. September. In unserer heutigen Zeitung liest man Folgendes: „Die in einem benachbarten Fande ausgebrochenen Unruhen, die haͤufigen Einfaͤlle auf das Großherzogl. Gebiet, welche von Seiten der dortigen Ruhe⸗ störer berelts statt gefunden haben und noch weiter zu besor— gen sind, und die Drohungen, welche von jener Seite vielfach heruͤber gekommen sind, haben eine Vermehrung des Dienst⸗ standes der Großherzogl. Regimenter durch Einberufung der Beurlaubten zu dem Zwecke veranlaßt, die Bewohner des Großherzogthums Hessen gegen die Anfaͤlle von Seiten des nahen Auslandes in Schutz zu nehmen, die gesetzliche Ord⸗ nung aufrecht zu erhalten, und die Fortdauer der Ruhe an der bedrohten Graͤuze zu garantiren. Diese Maaßregel, so wie die bereits vollzogene Besetzung mehrerer Graͤnzorte, giebt die beruhigende Gewißheit daß die Ruhe, welche im Innern des Großherzogthums ungestoͤrt ist, und bei, dem guten Geiste feiner Bewohner ohne Zweifel ungestoͤrt bleiben wird, auch
Hon Seiten des nahen Auslandes keine fernere Stoͤrung er—
leiden werde. ̃ In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Land—
staͤnde wurde die von der Staats Regierung dieses Gegen⸗ standes wegen ergangene Benachrichtigung verlesen. Der Praͤsident der Kammer druͤckte bei dieser Gelegenheit, unter allgemeiner Zustimmung der Kammer, den Wunsch und die
Hoffnung aus, daß die in mehreren Deutschen Staaten aus-
gebrochenen Volksaufstaͤnde baldigst unterdruͤckt werden, und daß schleunigst in dem Deutschen Vaterlande die Ruhe zu⸗— ruͤckkehren möchte, die ihm so Noth thue; er aͤußerte, wie er— freulich es sey, daß dergleichen Auftritte im Großherzogthum Hessen nicht vorgekommen seyen und sicherlich nicht vorkom— 5en würden. * Uebrigens bemerkte der Praͤsident des Fi— nanz⸗Ministeriums der Kammer hierbei, daß die durch die getroffenen Maaßregeln entstehenden Kosten keine Veranlas⸗ sung geben wuͤrden, neue Anforderungen an die Staͤnde zu machen, indem jene Kosten aus dem Reservefonds, dem Be⸗ triebs-Kapital oder sonstigen paraten Fonds bestrittten wuͤr⸗ den, — und daß demnach der Wunsch des Großherzogs, die Schlacht-Accise abzuschaffen, gleichwohl in Ausfuͤhrung ge— bracht werden könne.“ . .
Darm stadt, 1. Okt. Unsere heutige Zeitung meldet: „In der Nacht vom 28sten auf den 29sten, um 3 Uhr, mach— ten einige hundert Bauern aus dem nahen Auslande, groͤß⸗ tentheils mit Gewehren bewaffnet, einen Angriff auf die Stadt Büdingen. Mit Hälfe des dort unter dem Befehle des bra— ven Lieutenants Haus vom àten In fanterie⸗Regiment stehen⸗ den kleinen Kommando's und der Sicherheitswache gelang es, die Aufruͤhrer zuruͤckzutreiben. Mehrere derselben wur— den verwundet, und zwar einer schwer, der nach allen Anzei⸗ gen von den Bauern gezwungen worden war, vorauszugehen.
Von dem Militair und der Sicherheitswache wurde Nie— mand verwundet. Die Buͤrgerschaft von Buͤdingen hat sich sehr brav benommen, und es fiel seibst waͤhrend der Nacht nicht die geringste Unordnung vor. — Ehe die Nachricht von die⸗ sem Vorfalle hierher kam, war bereits eine Schwadron Ka⸗ vallerie nach Büdingen gesendet worden, so daß jetzt keine weitere Gefahr auf diesem Punkt zu besorgen ist. — Auch in die diesseitigen Orte Duͤdelsheim, Eckartshausen und Alt Wiedermuß ist eine Rotte aus dem Hanauischen eingefallen und hat daselbst mehrere Unordnungen begangen. 164 In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer wurde auch der Bericht des ersten Ausschusses uͤber die Proposition der Staats-Regierung, den neuen Schloßbau betreffend, erstattet. In diesem Berichte erkannte der Ausschuß einstimmig die Verbindlichkeit des Staates an, Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog die zu einem angemessenen den Kräften des Lan⸗
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des entsprechenden Residenz-Gebaͤude erforderlichen Summen
zu bewilligen; zugleich aber zeigt er der Kammer an, daß Se. Königl. Hoheit, in Ruͤcksicht auf die gegenwartige Lage des Landes, zu beschließen geruht hätten, daß der Schloßbau auf die naͤchste Finanz-Periode verschoben werden solle. Dieser
neue Beweis der Huld und des unermuͤdeten Bestrebens, auf jede moͤgliche Weise das Wohl des Landes zu befoͤrdern, stei—
gerte die Gefuͤhle der Kammer zum Enthusiasmus, so daß die Versammlung in ein einstimmiges Lebehoch fuͤr Se. Koͤnigl. Hoheit den Großherzog ausbrach. Zugleich votirte sie dem geliebten Landesvater eine Dank-⸗Adresse und bemerkte am Schlusse derselben, wie sie in jenem erhabenen Beschlusse eine neue Aufforderung erblicke, demselben wiederholt die Gefuͤhle der Liebe, Anhaͤnglichkeit und Dankbarkeit auszudrucken, von welchen sie, so wie jeder Hesse, von jeher und zu allen Zei⸗ ten gegen ihr erhabenes Fuͤrstenhaus auf das innigste durch⸗ drungen sey.
In der 108. Sitzung der 2Tten Kammer der Landstaͤnde am T. Sept. wurde ein Antrag des Abgeordneten Knorr, auf die Aufhebung der Schlachtgcxgise in denjenigen Staͤdten, wo solche als Octröi besteht, vorgelegt. — Der »te Aus schuß berichtete uber den Erlaß der Üsten Kammer, den Gesetzes⸗ Entwurf wegen Abaͤnderungen und Zusaͤtzen zur Gemeinde⸗ Srdnung betreffend. — Dann wurde unter Anderm uͤber den Antrag des Abgeordneten v. Doͤrnberg, auf Errichtung einer Tentral-Realschule, und uͤber den Antrag des Abgeordneten von Bibra, die Verminderung und Heilighaltung der Eide be— treffend, Berathung gepflogen. Hierauf beschloß die Kammer durch Abstimmung, dem Antrage des Abgeordneten E. E. Hoff— mann, die Aufhebung des Coͤlibats betreffend, in der von dem Aus schusse vorgeschlagenen Art und Weise, also dahin Folge zu geben, daß die Staats-Regierung von der Ansicht der Stande uͤber die hoͤchst wuͤnschenswerthe Aufhebung des Coͤli— bats in Kenntniß zu setzen und sie zugleich zu ersuchen sey, mit anderen Deutschen Staaten deshalb Unterhandlungen an—
zuknuͤpfen und auf geeignete Weise die Aufhebung desselben
zu bewirken.
Offenbach, 1. Okt. Hier ist folgende Bekanntmachung erschienen: „Durch die nunmehr verstärtkte Garnison wird der seither von der Buͤrgerschaft 6 Schutz der Stadt gegen Anfaͤlle von außen geleistete icherheits wache⸗Dienst nicht mehr in der Ausdehnung nothwendig, wie seither. Die Un— terzeichneten fuͤhlen sich daher veranlaßt, der Buͤrgerschaft fuͤr ihre gezeigte Bereitwilligkeit und fuͤr den guten Geist, der sich bei jeder Veranlassung geaͤußert hat, oͤffentlich zu danken. Außerdem wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß ge—
bracht, daß nach dem bestehenden Militair⸗Reglement in der Raͤhe von Wachen und Posten keine Versammlungen statt
finden duͤrfen, und daß sich daher jeder Zuwiderhandelnde die daraus entstehenden Nachtheile selbst zuzuschreiben habe. End⸗ lich werden alle Familienvaͤter, Fabrikanten und Lehrmeister aufgefordert, bei Nachtzeit ihre Weiber, Kinder, Lehrjungen und' Gesinde zu Hause zu halten, damit,. da das Militair den streugsten Befehl erhalten hat, alle Ruhestoͤrungen mit Gewalt der Waffen zuruͤckzuweisen, Niemand das Opfer einer unvorsichtigen Neugierde werge. Offenbach, den 30. Septem⸗ ber 1835. Der Großherzogl. Landrath: Strecker. Der Großherzogl. Buͤrgermeister: Schwaner.“ . Hanau, 30. Sept, Se. Hoh. der Kurprinz Friedrich Wilhelm hat unterm 25sten d. folgende Proelamation an die Bewohner von Hanau erlassen: „Mit schmerzlichem Gefuͤhle habe Ich Mich bei Meiner Hierherkunft uͤberzeugen muͤssen, daß unter den wegen ihrer loyalen Gesinnungen von Mir stets geschaͤtzten Bewohnern der Stadt und Provinz Hanau die Ruhe und Ordnung durch beklagenswerthe Ereignisse ge— stoͤrt worden ist. Die bereits bei Meiner Ankunft erfolgte Ruhe und Ordnung in dieser Stadt verbuͤrgen. Mir je— doch zugleich, daß aus Euch der alte gute Geist der Treue