1830 / 278 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 07 Oct 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Ludwig Philipp wird selbst aus Liebe * der gesetzmaͤßigen Freihelt, deren Beschuͤtzer er ist, seine Macht nur auf solche Staatsmaͤnner stuͤtzen, welche einen umfassenden Geist besiz⸗ zen, deren Blick uͤber die Gegenwart hinausreicht, und welche wissen, daß ein Klub nicht die Hauptstadt, daß Paris nicht Frankreich ist, und daß unbekannte Unruhestifter noch lange nicht Europa und die Welt sind.

Festigkeit. Das große Gesetz der Politik ist, Recht zu haben

Die einzigen Mittel, um s das Fortschreiten eines Volkes zu sichern, sind Mäßigung und

und etwas zu wagen. Eine dieser Bedingungen stuͤrzt, wenn

sie von der andern getrennt wird, die Reiche ins Verderben;

es der Regierung auch fernerhin gelingen, an beiden Bedin⸗

gungen bis aufs aͤußerste festzuhalten.“

Die Gazette de France aͤußert in Bezug auf die ge—

gen sie anhaͤngig gemachte Klage wegen Aufnahme des Schrei⸗ , ten) Nachrichten aus Frankreich und den Niederlanden an—

bens des Grafen Kergorlay: „Man will uns gerichtlich ver—

folgen, weil wir die Erlaͤuternngen eines edlen Pairs auf- Zustand der Dinge in den Niederlanden an und aͤußert da—

genommen haben, worin derselbe dem Vaterlande die Gruͤnde

seiner Weigerung, den neuen Eid zu leisten, dargelegt hat.

Wir haben uns zur Aufnahme seines Schreibens erst nach reiflicher Pruͤfung der Prinzipien der neuen Verfassung ent- halten werden.“ Sollte aber eine Ausnahme von demselben schiossen, welche die freie Darlegung aller Ansichten als noth stattfinden, so werde sie auf Betrachtungen von Treue und wendiges Element fuͤr die Bildung des Nationalwillens ver⸗

langt, der, denselben Prinzipien zufolge, der legitime Herrscher jeden Vernünftigen von dem dabei obwaltenden Patriotismus

** h dem Grafen Aberdeen und dem Grafen von Be— res ford.

Der Herzog von Wellington gab gestern dem Fuͤr sten von Talleyrand ein großes diplomatisches Diner.

Der Niederlaͤndische Gefandte hatte in den letzten Ta— gen wiederum mehrere Zusammenküuͤnfte mit unserem Mini⸗ ier der auswaͤrtigen Angelegenheiten.

Auch der Spanische und der Neapolitanische Gesandte hatten in diesen Tagen wiederholentlich Geschaͤfte im aus⸗ waͤrtigen Amte.

Der Herzog von Cambridge ist vor einigen Tagen nach

beide vereinigt dagegen retten und befestigen dieselben. Moe dem Landsitze des Grafen von Jersey in Orfordshire ab—

gegangen.

Der Fuͤrst und die Fuͤrstin von Carolath sind von Wind⸗ sor hierher zuruͤckgekehrt.

Unfere neuesten Blaͤtter sind fast lediglich mit (bekann—

gefüllt. Der Courier stellt einige Betrachtungen uͤber den

bei zur Beruhigung seiner Landsleute: „das Prinzip der

in Frankreich geworden ist. Gaͤbe es irgend eine Ansicht, die man nicht äußern und besprechen duͤrfte, so lebten wir unter

der Herrschaft der Willkuͤhr, und die neue Charte wuͤrde auf- dort 27sten d., die alle Ereignisse bis zu diesem Tage einschließlich

hören, eine Wahrheit zu seyn. Achtung vor allen Meinun⸗

gen ist die jetzt in ganz Frankreich herrschende Gesinnung, und 7 Seiten war, derselben zufolge, sehr groß. Im Courier liest man: „Am letzten Donnerstag Abends.

in ihr besteht der merkwuͤrdigste Unter schied zwischen der Revolution von 1830 und der von 1789. Bei allen Fest⸗

sprochen.

eines Prozesses abwarten, der, besser als alle Proclamationen,

den Franzosen zeigen wird, unter welcher Regierung sie leben.“

Der Moniteur giebt ein Dekret der Regentschaft von Terceira, wodurch alle seit dem 25. April 1828 von Seiten Dom Miguel's oder in dessen Namen abgeschlossene Anlei⸗ hen oder den Staats⸗Schatz betreffenden Vertraͤge im Namen ber Königin Donna Maria da Gloria fuͤr unguͤltig erklart

werden. Dieses Dekret ist aus dem Regierungs-Pallast zu Angra vom 23. August datirt, von dem Marquis von Pal⸗ mella, dem Grafen von Villaflor und von Joze Antonio

Guerreiro unterzeichnet und von Luis da Silva Monzinho u als unschicklich, nicht die Genehmigung des Lord-Mayors er⸗

Der Messager des Chambres meldet aus Besan⸗ hielten.

nete Bauern in die e g, - ö . ! jd Lie Fenster des Gebaudes der Ver- Morpeth vor kurzem in Sheffield gegebenen Festmahls hielt Stadt eingezogen sind und die Fenster des Gebäudes er V der Erstere eine Rede, in welcher er sich uͤber Parlaments⸗

Reform aussprach und die Absicht erklaͤrte, bald im Beginne

de Albuquerque kontrasignirt.

gon vom 2sten d. M., daß 690 bewaff

waltung der indirekten Steuern eingeworfen haben.

Die Estafette d' Alger herichtet in einem Schreiben

aus Algier vom 12. September: „General Clausel hat

einen Ruhr⸗Anfall gehabt, der aber keine Besorgnisse erregt. Anregung zu bringen. Sein Antrag wird sich jedoch, dem

Am 9ten d. M. fanden einige Vorposten-Gefechte mit den

Kabailen statt, die aber bei Annaherung einer unserer Bri⸗ erstens Sheffield und Leeds ausgedehnt werden; zweitens will er

gaden eiligst davon flohen. Der Ober⸗Befehlshaber beeilt die Organisirüng einiger Compagnieen Berg-Jaͤger, die in meh⸗ reren mobilen Kolonnen die ganze Umgebung Algiers im Umkreise von 5 t Lieues saͤubern sollen; Juden und Mau— ren von erprobter Treue sollen nach Art der Kosaken bewaff— net werden und unseren Truppen als Fuͤhrer in den Bergen und Schluchten dienen. Die Lazarethe sind fast ganz leer; im Ganzen sind ungefahr 4000 Kranke und 1800 Verwun⸗ dete nach Marseille und Mahon geschickt worden.“

Das genannte Blatt schreibt ferner aus Toulon vom 23. Sept.! „Das Geruͤcht von einer nach Algier zu schickenden Reserve von 25,000 Mann ist voͤllig ungegruͤndet. Die Expeditions-Armee schickt sich an, ihre Winterquartiere zu beziehen, und der Krieg soll erst wieder im nächsten Früh⸗ jahr beginnen. Von den vier Regimentern der Reserve, Di— vifion, die in unserer Umgegend lagern, ist eines nach Kor⸗ sika und ein anderes nach Montpellier geschickt worden, und zwei derselben liegen hier in Garnison. Aus Algier ist eine hoͤchst merkwürdige Kanone hier angekommen, sie hat neun Oeffnungen, die zugleich Feuer geben; in die mittelste wird die große Kugel und die andern werden mit Kartaͤt schen geladen.“

Großbritanien und Irland.

London, 1. Oktober. Vorgestern begab der Herzog von Wellington sich nach Brighton zur Audienz bei Sr. Ma— jestaͤt dem Konig. Nach seiner Zurkͤckkunft hatte er eine Zu— jammenkunft mit dem Niederlaͤndischen Gesandten, so wie

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Nichteinmischung werde und muͤsse als Prinzip aufrecht er⸗

Glauben, Ehre und Rechtlichkeit gegruͤndet seyn, die einen

überzeugen mußten. Direkt aus Bruͤssel erhalten wir unter Anderm die dort erscheinende Englische Zeitung News from Home vom

meldet. Die Zahl der Todten und Verwundeten von beiden

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mahlen wird diese Gesinnung mit Beifall in Toasts ausge- ist der Marschall Bourmont im Hotel Antelope zu Dorche—

Wir koͤnnen daher mit Vertrauen den Ansgang

ster von Plymouth angekommen, wo er wie wir glauben, von Algier kommend, gelandet war. Nachdem er sich eine Nacht in Dorchester aufgehalten, reiste er am andern Mor— gen nach Schloß Lulworth, wo er sogleich eine Unterredung mit Karl X. hatte und bei ihm zu Mittag speiste. Der Marschall, der von einem Adjutanten begleitet ist, wohnt seitdem auf dem Schlosse.“

Vorgestern, am Michagelis-Tage, fand in Guildhall die gewohnliche Lord⸗Mayors-Wahl statt, die fuͤr das bevorste⸗ hende Jahr auf den Alderman Key gefallen ist. Hr. Hunt ließ sich auch bei dieser Gelegenheit zu mehreren Malen ver— nehmen und trug auf mehrere Resolutionen an, die jedoch,

Bei Gelegenheit eines den Herren Brougham und Lord

der naͤchsten Session, falls ihm nicht der Herzog von Wel⸗ lington zuvorkommen sollte, die Frage uͤber die Reform in

Sun zufolge, vorlaufig auf folgende Punkte beschraͤnken: erstens soll Cie Wahlfreiheit auf Manchester, Birmingham,

darauf bestehen, daß die Wahlen im ganzen Lande an einem und demselben Tage stattfinden, und drittens, daß in der Vertretung von Schottland und vorzuͤglich von Glasgow eine bedeutende Veränderung vor sich gehe.

Die Times meldet nach Privat-Berichten aus Perpig— nan, daß Graf d' Espagne sich in Barcelona und dem Fort Montjuich eingeschlossen haben soll. Oberst Miranda sey zum

Befehlshaber der Spanischen Constitutionnellen auf der Ost—

Gränze ernannt, unter Mitwirkung von andern Anfuͤhrern an den Ober- und westlichen Pyrenäen, waͤhrend das Ganze unter General Torrijos stehen werde.

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Aus dem Haag, 1. Okt. Die erste Kammer der Generalstaaten ist gestern sowohl Mittags als Abends versammelt gewesen, und hat in ihrer Abend-Sitzung der von der zweiten Kammer ertheilten Antwort auf die bei— den durch die Königliche Botschaft den Generalstaaten vorge— legten Fragepunkte, uͤber die Aenderung der Landes-Institu— tionen und die Trennung der beiden Abtheilungen des Rei— ches, ihre Zustimmung ertheilt.

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Ueber die (gestern erwähnte) Comité-Sitzung der zwei—

ten Kammer vom 2gsten erfaͤhrt man noch, daß die erste

Frage der Königl. Botschaft, ob die Erfahrung dargethan, daß die National⸗-Institutionen modificirt werden sollen, mit

Beilage

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2135 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 273.

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50 gegen 46 Stimmen bejaht worden sey. Die zweite die Trennung der noͤrdlichen von den suͤdlichen Provinzen betref— fende Frage wurde von 55 gegen 43 Stimmen bejaht. Bei der ersten Frage haben 6 und bei der zweiten 2 Mitglieder des Mitstimmens sich enthalten.

In den Sectionen der zweiten Kammer haben sich, wie man vernimmt, viele Mitglieder gegen den Antrag des Herrn van Sytzama, einen von der Regierung zu verlan— genden amtlichen Bericht uͤber die Vorgaͤnge in den aufruͤh— rerischen Provinzen betreffend, erklaͤrt, und zwar vornehmlich aus dem Grunde, weil man keiner naͤhern Aufschlüsse beduͤrfe,

insofern Se. Majestaͤt den General-⸗Staaten erklart haͤtten,

daß es fuͤr jetzt von geringerem Interesse sey, nach den Ur— fachen des Aufstandes, als nach den Mitteln zu forschen, die ihn aufhalten koͤnnen, in welchem Geiste sich auch die Kam— mer in ihrer Adresse an den Konig ausgesprochen habe. Holländische Blatter berichten:; „Unter den Mit— gliedern aus den nördlichen Provinzen, die gegen die Tren— nung gesprochen haben, nennt man die Herren van Asch van Wyck, Frets und de Jonge. Gruͤnde dagegen wa— ren unter Anderm, daß dadurch die sieben (nüoͤͤrdlichen) Pro⸗

nur allzubald dann einer oder der andern großen Macht zu— fallen duͤrften. Im Interesse, des Ganzen weigerten sie sich daher, der Trennung ihre Zustimmung zu ge— ben, wiewohl, wenn man besondere Ruͤcksichten gelten

lasse, Holland, oder eine der anderer noͤrdlichen Provin,!

zen, von einer Trennung auch besondre Vortheile ziehen koͤnne. Einer der Redner erwahnte dabei der Unverletzlichkeit der Krone und wies auf die Gefahr hin, der dieselbe durch eine Trennung blosgestellt werden moͤchte. Holland, sagte er, sey dem Koͤnige allzusehr verpflichtet, der im Jahre 1813 der Wiederhersteller der Unabhaͤngigkeit des Landes gewesen sey, indem er auf den ersten Ruf, ohne auswaͤrtigen Beistand und ohne daß die verbuͤndeten Machte ihm vorher schon den Thron bereit gestellt haͤtten, heruͤbergekommen waͤre, so daß in Eng— land seibst zugegeben werde, Koͤnig Wilhelm habe durch die freie Wahl der Hollander die Regierung derselben angetreten. Nach der Vereinigung mit den suͤdlichen Provinzen sey der Koͤnig auch deren Wohlthäter in einem Maaße geworden, daß manche Stimme in Nord-Holland sich sogar dagegen er— hoben habe. Sey nun auch in diesen Provinzen die Anhaͤng⸗ eu an den Monarchen keine so allgemein verbreitete und freiwillige, so muͤsse man doch auch dort Anerkennung des Guten und Dankbarkeit voraussetzen, so daß zu glauben sey, das Wort Trennung sey nur erfunden worden, um dem auf⸗ ruͤhrerischen Poͤbel irgend einen Zweck vorzuhalten. Die Un— dankbarkeit einiger Provinzen verdiente jedoch, daß man sie dem Schicksale uͤberlasse, welches Aufruhr und Ungebunden⸗ heit ihnen zu bereiten schienen.“

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen

und Hoͤchstdessen Gemahlin werden, wie man vernimmt, mor⸗

gen von hier abreisen. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin wollen das neuvermahlte Paar nach Arnheim begleiten.

Mehrere Mitglieder der Generalstaaten haben bereits die hiesige Residenz wieder verlassen; inzwischen vernimmt man, daß noch in der gegenwaͤrtigen außerordentlichen Ses⸗ sion, und zwar in den naͤchsten Tagen, der zweiten Kammer eine Koͤnigliche Botschaft mit einem Gesetz⸗Entwurfe finan⸗ zieller Art vorgelegt werden soll.

Die Stants-Courant enthaͤlt folgende Nachrich—⸗ ten aus den südlichen Provinzen: „Den zuletzt ein⸗ gegangenen Berichten zufolge, ist das Hauptquartier Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande am 29. Sept, nach Waelhem, einem Dorfe bei Mecheln an der Straße nach Antwerpen verlegt worden, wahrend Mecheln

und Vilvorden von den Truppen besetzt geblieben sind.

Zu Geraerdsbergen, Maldegem und Dienze in Ost⸗Flandern haben im Geiste der benachbarten Provinzen aufruͤhrerische Bewegungen und Nachahmungen von dem, was man an— derwaͤrts gesehen hat, stattgefunden. Auch in Gent selbst ist am Abend des 28sten die Ruhe gestoͤrt worden, doch ist es später der gewaffneten Macht, in Vereinigung mit den Buͤrgern gelungen, die Ordnung wiederherzustellen ohne daß man nöthig hatte, zu strengern Maaßregeln seine Zuflucht zu nehmen. In Namur war, den letzten Nachrichten zufolge, Alles ruhig. In West-⸗Flandern jedoch, und besonders in der Hauptstadt dieser Provinz, Bruͤgge, haben Unordnungen statt

gefunden. Nachdem die Besatzung am 27sten die Stadt ver— lassen hatte, begab sich sogleich elne Menge Volks nach dem Rathhäuse, wo sie eine alte Fahne, die sich daselbst noch aus der Zeit fruͤherer Unruhen befand, auf dem Thurm aufsteckte und die sogenannte Sieges-Glocke erschallen ließ, waͤhrend die Leute selbst die aus den alten Farben zusammengesetzte Kokarde wieder annahmen. Am folgenden Tage wurde ein Versuch gemacht, die städtische Verwaltung umzustuͤrzen. Es kam naͤmlich ein ziemlich wohlbekannter Mann nach dem Rath— hause und zeige dem Magistrate mit vielen anderen ungegruͤnde⸗ ten Nachrichten auch an, daß eine auslaͤndische Armee gegen Bruͤf⸗ sel im Anzuge sey; hierauf begehrte er, daß man das Volk sogleich mit Waffen versehe, damit es den auslaͤndischen Angriff zu⸗ rückschlagen koͤnne. Der Magistrat, welcher den Zweck die— ser Aufforderung erkannte, begnuͤgte sich, an diejenigen, die gewohnt waren, mit Waffen umzugehen, einen Aufruf zur Vertheidigung der staädtischen Sicherheit zu erlassen, allen Tageloͤhnern aber, die Arbeit suchten, solche gegen einen red— lichen Lohn anzubieten. Hierdurch hoffte man dort ferne— ren Unordnungen vorgebeugt zu haben. Die Truppen, die

r ; o Bruͤgge verließen, sind in Ostende eingeruͤckt, haben daselbst vinzen gewaltsamer Weise wieder den alten Spaltungen preis- die dreifarbige Brabanter Fahne, die dort bereits wehete, ab⸗

gegeben werden moͤchten, und daß die ubrigen zehn Provinzen

nehmen lassen und die gesetzliche Autorität wiederhergestellt. Ju Meenen und Nieuwpbort war Alles in ruhigem Zustande, und auch in Ypern sind die Versuche, die Ruhe zu stoͤren, bis zum Abgaͤnge der letzten Nachrichten nicht geglückt.“

Der Redacteur und Herausgeber des in Gent erschei⸗ nenden Catholique, Hr. Edmond v. Beaucarne, ist dieser Tage festgenommen worden, und zwar wird er beschuldigt, das Volk zu Aufruhr und zur Brandstiftung, so wie zur Um— stuͤrzung der gesetzlichen Autoritaͤt, angereizt zu haben.

In Amsterdam wollte man zuverlaͤssige Berichte aus London haben, in denen die Versicherung ertheilt wird, daß das Britische Kabinet in einer zwischen dem Niederlaͤndischen Gesandten und dem Lord Aberdeen statt gefundenen Konfe— renz sich gegen eine administrative Scheidung der noͤrdli— chen von den suͤdlichen Niederlanden erklart habe.

Bruͤssel, 29. Sept. Der Courrier des Pays⸗ Bas macht bekannt, daß das amtliche Blatt der proviso⸗ rischen Regierung geworden sey.

Das Journal de la Belgigue versichert daß auch gestern hier die groͤßte Ruhe geherrscht habe, und daß Bruͤssel setzt in regelmäßigen Vertheidigungs-Zustand gesetzt werde, um es gegen jeden kuͤnftigen Angriff zu beschuͤtzen.

Man hat die Besorgniß gehegt, daß es der hiesigen Stadt, in der sich jetzt sehr viele hier nicht heimische Leute befinden, an Lebensmitteln fehlen mochte; es kommen jedoch, wie die Zeitungen versichern, aus den baachbarten Staͤdten und Doͤrfern reichliche Unterstuͤtzungen an Mehl, Kartoffeln und Schlachtvieh.

Die provisorische Regierung hat mehrere Ausschuͤsse er— nannt; an der Spitze des Ausschusses füͤr das Kriegswesen steht Herr Jelly, an der des Aus schusses fuͤr die inneren Angelegenheiten Herr Nicolay und an der des Finanz Aus⸗ schusses Herr Coghen. Gendebien, Vandeweyer und Potter bilden den Central-Ausschuß oder die eigentliche Regierung, die mit den uͤbrigen Ausschuͤssen sich zum Conseil vereinigt. Herr van Meenen, der sich Gouverneur der Provinz Suͤd— Brabant nennt, bewohnt bereits das Gouvernements Hotel. Der provisorische Post-Direktor Louis Bronne hat an die Belgischen Post-Aemter die Aufforderung erlassen, ihre De⸗ . nicht mehr nach dem Haag, sondern an ihn gelangen zu lassen.

Der Kommandant der staͤdtischen Garde Baron Van—⸗ derlinden v. Hooghvorst hat angeordnet, daß bei dem Aus⸗ ruͤcken der beweglichen Kolonnen, die den Wacht⸗Dienst bis⸗ her versehen haben, die staͤdtische Garde definitiv organisirt werde und jeder Waffenfaͤhige, der sich im Alter von 18 bis 50 Jahren hefindet, darin eintrete. Tageloͤhner sollen, so oft . sie trifft, einen Sold von 75 Cents fuͤr den Tag er⸗

alten.

Am Schlusse seines Blattes sagt das Journal de la Belgique: „Wir empfangen so eben noch die Mittheilung, daß sich Mons und Doornick ergeben haben.“

Lüttich, 30. Sept. Unsere Zeitungen machen heute den Koͤnigl. Beschluß vom 23. Sept. d. J. bekannt, welcher alle Festungs⸗Kommandanten ermaͤchtigt, die Staͤdte, in wel⸗ chen sie den Befehl fuͤhren, den Umstaͤnden nach in Kriegs“ oder Belagerungszustand zu erklaͤren.