1830 / 279 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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oder der Hauswirthe schießen, sollen auf die Zwangsarbeit

verschickt werden.“ Eine zweite Bekanntmachung der Polizei erklaͤrt das auf

Veranlassung der in Astrachan ausgebrochenen Cholera unter

den Bewohnern der Residenz hin und wieder verbreitete Ge— ruͤcht, als herrsche eine der Cholera ähnliche Krankheit im Gdowschen Kreise des St. Petersburgischen Gouvernements, fuͤr vollig grundlos. Wahrscheinlich ist dieses Gerücht dadurch entstanden, daß in jenem Kreise, namentlich im Dorfe Lippa, eine Diarrhd unter den Landleuten im Schwange gewesen ist, zu deren Hemmung alle gehoͤrigen Mittel ergriffen sind. Irgend eine andere bedenkliche Krankheit giebt es dort nicht und hat es auch nicht gegeben.

Die Ausbeute an Gold und Platina in den Kron- und Privat-Bergwerken des Ural betrug während Ler ersten Halfte des Jahres 1830: an ersterem Metall 180 Pud, 14 Pfund, 84 Solotnik, wovon in den Kronwerken 87 Pud, 11 Pfd., Ss5 Sol., in den Privatwerken 98 Pud, 2 Pfd., 95 S. An Platina wurde gewonnen: in den Kronwerken und Privatwerken zusammen 61 Pud, 39 Pfd., 65 Solotn.

Frankreich.

Deputirten-Kammer. Sitzung vom 29. Sep— tember. An der Tages-Ordnung war die Ernennung der 3 Kommissarien, welche die Anklage der vorigen Minister vor der Pairs-Kammer behaupten sollen. Der Praͤsibent verlas

zu diesem Behufe den betreffenden letzten Paragraphen des

von der Anklage-Kammer in Antrag gebrachten Beschlusses.

missarien deren 5 ernenne; dieser Vorschlag wurde indeß ver— worfen. Der unmittelbar darauf erfolgte Namens⸗-Aufruf ergab 254 anwesende Deputirte; (absolute Majoritaͤt 128.) Hiervon erhielt Hr. Bérenger 238, Hr. Persil 122, Hr. Ma— dier de Montjau 15, Hr. v. Schonen 95, Hr. Daunant 68 Stimmen u. s. w. Da hiernach Hr. Béörenger allein die erforderliche Stimmenzahl hatte, so mußte zu einer zweiten Abstimmung geschritten werden. Die Zahl der Votanten be— lief sich jetzt auf 260 (absolute Majoritaäͤt 131). Hiervon wurden Hrn. Persil 201, Hrn. Madier de Montjau 155, Hrn. v. Schonen 144, Hrn. Bernard 29, Hrn. Daunant 17 Stim⸗— men zu Theil. n Bérenger, Persil und Madier de Montjau zu Kom— missarien der Kammer. Hr. March al berichtete hierauf uͤber den von Herrn Boissy d Anglas in der Sitzung vom 11. Sept. emachten Antrag wegen der kuͤnstigen . Staats-⸗Beamten. Er erklärte, daß die Kommission da— mit einverstanden sey, daß das Gesetz vom 11. Sept. 1807,

wonach den Ministern, Marschaͤllen und anderen hoheren

Beamten fuͤr ausgezeichnete Dienstleistungen eine Pension bis

zu der H w l werden muͤsse, indem man es die sem Gesetze allein beizumessen

im Auge gehabt, aber gar nicht die Gegenwart bedacht habe; das Pensionsbuch so wenig als die Steuerpflichtigen konnten

naͤmlich noch laͤnger mit jenen Jahrgeldern beschwert werden, wodurch die Unfaͤhigkeit belohnt worden sey; diese muͤßten vielmehr annullirt werden, weshalb die Kommission den Vor-

schlag mache, saͤmmtliche Pensionen einer General⸗-Revision 1. Ende entferne man die Ursachen zu Besorgnissen und beweise

dem Lande, daß, nachdem man fuͤr die Aufrechthaltung der Gesetze gestritten, man sich ihnen nach errungenem Siege

zu unterwerfen und dem zufolge den Antrag des Herrn Boissy d'Anglas folgendermaßen zu modificiren: ) „Art. 1. Das Geseiz vom 11. Sept. 1897 ist abgeschafft. Art. 2. Die in Folge

des Gesetzes vom 11. Sept, 1807 seit dem 1. Januar 1838 unterwor⸗

bewilligten Pensionen sollen einer Revision worfen werden, die innerhalb 6 Moneten erfelgen wird. Aus dem großen Buche der oͤffentlichen Schuld sollen alle diejeni— en Pensionen gestrichen werden, die nicht, wie das Gesetz olches verlangt, hinreichenden Dienstleistungen und unzulaͤng— lichen Vermoͤgens-Umstaͤnden zu Theil geworden sind. Die

Inhaber von annullirten Pensionen sind nicht gehalten, die

von ihnen bereits erhobenen Pensions Quoten herauszugeben.“

Nachdem die Kammer beschlossen, sich mit diesem Antrage

erst nach Erledigung aller an der Tages-Ordnung befindlichen

Gegenstände zu beschaͤftigen, stattete Hr. Per sil den Kom missions-⸗Bericht uͤber den von dem Finanz-Minister in der

Sitzung vom 18. Septbr. Es. Nr. 268 der Staats-Zeitung)

vorgelegten Gesetz- Entwurf ab, wonach der Staat die Ga⸗—

rantie fuͤr die dem Handelsstande zu machenden Darlehen bis

Die ursprungliche Abfassung der Prsposition siehe in Nr. 261 der Staats⸗Zeitung.

hung, meine

Dem gemaͤß erklärte der Praͤsident die Herren

oͤhe von 30, 000 Fr. bewilligt werden darf, abgeschafft

zu der Hoͤhe von 60 Millionen uͤbernehmen soll. Er aͤußerte sich im Wesentlichen also: „Die letzten politischen Ereignisse haben der gewerbtreibenden Klasse einen gefaͤhrlichen Stoß versetzt; die Handels-Unternehmungen sind gelaͤhmt und das baare Geld ist zuruͤckgehalten worden. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, haͤlt die Regierung es fuͤr angemessen, zur Unter— stuͤtzung des Handelsstandes eine Summe von 69 Millionen Fr. herzugeben. Die Kommission, der Sie die Pruͤfung des betreffenden Gesetz-Entwurfes uͤbertragen haben, hat diesem Geschaͤft die groͤßte Aufmerksamkeit gewidmet; je mehr jener Entwurf von der allgemeinen Regel abweicht, und je achtungswer⸗ ther der Zweck desselben, dem Handelsstande beizuspringen, scheint, um so noͤthiger hat die Kommission es gehalten, die darin aufge— stellten Grundsaͤtze und beadsichtigten Verfuͤgungen in reif—

liche Erwaͤgung zu ziehen; sie hat sich zu diesem Behufe nicht auf ihre Einsichten allein beschrankt, sondern alle die Schrif—

ten gelesen, die zu Gunsten des Gesetz-Entwurfes abgefaßt worden sind. Eben so hat sie verschiedene Personen zu Rathe gezogen, die, in der Absicht, den gesunkenen Wohlstand vie— ler Kaufleute zu heben, den Plan der Regierung zu unter— stuͤtzen kamen; alle diese Eroͤrterungen haben sie aber nur in der gleich anfangs von ihr gehegten Meinung bestaͤtigt, daß der Gesetz-Entwurf verworfen werden muͤsse.“ Der Red—

ner untersuchte hierauf die verschiedenen Nachtheile, welche

die Kommission in dem Entwurfe erkannt habe, und fuͤgte demnächst hinzu-: „Der Handel lebt nur von der Ruhe des Augenblicks und von dem Vertrauen, das er in die Zukunft setzt; fehlen diese beiden nothwendigen Bedingungen sei—

Hr. v. Corcelles verlangte, daß die Kammer statt 3 Kom— ner Existenz, so stockt er, und dieses Stocken hat zwei Ur—

sachen: die offenbare Nichtvollziehung der Gesetze und den Mangel an Kraft von Seiten der Regierung. Daß die Gesetze nicht vollzogen werden, kann Niemand in Abrede stellen. Sie werden vielmehr, in Erwartung einer Revision derselben von Seiten der gesetzgebenden Gewalt, oͤf— fentlich angefochten und uͤbertreten. In dieser Bezie— Herren, haben Sie ein merkwuͤrdiges Bei—⸗ spiel vor Augen; ich fuͤhre nur dieses eine an, weil dasselhe fuͤr sich allein jede Hoffnung auf eine dauerhafte Ruhe und Ordnung verscheucht. Der 291. Art. des Straf— Gesetzbuches verbietet ausdruͤcklich oͤffentliche Versammlungen von mehr als 20 Personen; als diese Bestimmung gut ge⸗ heißen wurde, hatte man noch die von den Jakäbiner, Klubs ausgegangenen Verbrechen vor Augen, Gesellschaften, de— ren Name allein uns noch jetzt mit Schaudern erfuͤllt und den

Penstonirung der ho gedachten Artikel des Straf-Gesetzbuches hinlänglich rechtfer—

tigt. Heut zu Tage, wo die politischen Leidenschaften neue Krafte aus den letzten Ereignissen geschoͤpft haben, darf man sich wohl mit Recht fragen, warum jener Artikel nicht in Ausfuͤhrung kommt, warum die Regierung nicht die sofortige Aufloͤsung aller jener Volks-Vereine verlangt, die ihre Existenz vielleicht mehr noch dem getaäuschten Ehrgeize, als jeder an—

habe, daß der Schatz in einem einzigen Jahre mit einer Summe dern Leidenschaft, verdanken? Der friedfertige Buͤrger, der

von 172,000 Fr. an Pensionen fuͤr Minister belastet worden sey; doch weiche die Kommission in ihren Ansichten uͤber die an⸗ bern Artikel der Proposition des Herrn Boissy d' Anglas von denen des Urhebers derselben ab, der dabei nur die Zukunft

thaͤtige Kaufmann giebt sich Besorgnissen hin, statz daß er sich an der Boͤrse mit Handels-Speculationen, die er der Zukunft nicht anvertrauen zu koͤnnen glaubt, beschaͤftigen sollte, und verbringt seine Zeit mit der Unterzeichnung von Bittschriften gegen die Klubs. Die Zimmer der Notare sind

jetzt der Sammelplatz zur Anbringung aͤhnlicher Reclamationen

geworden und Alles verkuͤndigt uns, daß sich der Gemuͤther eine moralische Unruhe bemaͤchtigt hat, und daß das Vertrauen aus ih— nen gewichen ist. Wir wiederholen daher, daß es vor Allem dar— auf ankommt, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Zu diesem

auch zu unterwerfen und ihnen Achtung zu verschaffen wisse. Lassen Sie uns, meine Herren, der Regierung Kraft geben; und fordern wir von ihr, daß sie sich mit der ihr gesetzlich zustehenden Gewalt bekleide, um uns zu beschuͤtzen und zu vertheidigen und um das Werk einer Revolution zu befesti— gen, welche die letzte seyn muß.“ Diese Phrase, welche von einem großen Theile der Versammlung mit Beifall aufge— nommen wurde, erregte auf der Tribuͤne der Zeitungsschreiber Murren und zugleich ein solches Gelaͤchter, daß die ganze Versammlung dadurch gestoͤrt wurde. Mehrere Deputirte, namentlich vom rechten Centrum, beschwerten sich laut und verlangten, daß die Tribuͤne geräumt werde. Diesem Antrage wurde indessen keine weitere Folge gegeben, und nachdem die Ruhe wiederhergestellt worden, schloß Herr Persil seinen Bericht mit der Bemerkung, daß, wenn dieRegierung den von ihm ange— deuteten Gang befolge, sie nicht noͤthig haben werde, den Handelsstand mit Geldmitteln zu unterstuͤtzen, und es der Kommission Dank wissen werde, daß sie auf die Ver wer fung des betreffenden Gesetz Entwurfes angetragen habe.

e.

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Die Berathungen uͤber diesen Bericht werden ebenfalls erst nach Erledigung aller ubrigen an der Tagesordnung befind— lichen Gegenstaͤnde beginnen. Es war jetzt 5 Uhr, und mehrere Deputirte verlangten, daß die Sitzung geschlossen

wider erklärte, so bestieg noch Herr Mauguin die Red— nerbuͤhne, um seinen in der Sitzung vom 27. Sept. gemach— ten Vorschlag, daß man eine Kommission ernenne, welche Dokumente einsammle und uͤber die Lage Frankreichs be— richte, naͤher zu eroͤrtern. Es trat sofort die tiefste Stille ein. Der Reoner druͤckte sich im Wesentlichen folgender— maßen aus:

„Ich komme, m. H, um Ihre Aufmerksamkeit auf die Lage des Landes zu lenken. Der Bericht, den Sie so eben vernom⸗ men, ist ein neuer Beweis der Wichtigkeit dieses Gegenstandes.

Wenn ein Reisender sich in einer ihm fremden Gegend befindet,

so steht er von Zeit zu Zeit still, sucht sich nach dem Himmel zu orientiren und uͤberßenkt den zuruͤckgelegten Weg, um desio siche⸗ rer zu erfahren, welche Strecke er noch zu machen hat. Auch wir, durch einen Sturm weit von der gewohnten Bahn verschla⸗ gen, befinden uns auf einem unbekannten Gebiete; lassen Sie uns daher einen Augenblick verweilen und einen Blick auf die Vergangenheit werfen; wir werden dann um so besser unsere Zu— kunft errathen koͤnnen. Es giebt Wege, welche an Abgründe fuͤh— ren, in die weder Sie noch ich gerathen wollen, denn unsere erste Pflicht ist, uͤber das Heil des Vaterlandes zu wachen. Der Staats⸗ koͤrper hat, wie der menschliche, seine Zeiten der Krise und der Krankheit, Unter diese gehoͤren Revolutionen der Dinge und der Prinzipien; sie erregen und durchdringen die Gefellschaft bis

reichende und rein oͤrtliche Huͤlfe gewaͤhrten.

sich Alles beeilt, ihren Befehlen zu gehorchen. Die erste Bedin— en. dieser Uebereinstimmung in allen Bewegungen ist aber

daß die Minister nicht nur Vertrauen verdienen, sondern dascloe schon besitzen. Dgrum ist es nothwendig, sie unter den

werde; da indessen die Mehrzahl der Verfammlüng sich da— Maͤnnern zu waͤhlen, die sich des Vertrauens der siegreichen Partei

erfreuen und an deren Siege Theil genommen habest. Auch haͤtte man sich beeilen sollen, der niedern Klasse Arbeit zu verschaffen, Handel und Gewerbfleiß zu beleben, die Prinzipien der Freiheit konse⸗ quent durchzufuͤhren und die in der Charte versprochenen Gesetze zu geben, auf die man uns noch immer warten laͤßt. Ueber einige große Fragen herrschen verschiedene Ansichten unter uns; jeder wird die seinige offen aussprechen. Man gebe ein gutes

Wahlgesetz, man setze den Wahl Census auf 290 Fr. herab, und

Frankreich wird einer großeren Freiheit genießen, als jemals ein anderes Volk auf der Erde genossen hat. Dies sind die Magß⸗ regeln, die man nach meiner Ansicht ergreifen muͤßte. Lassen Sie uns jetzt untersuchen, was man gethan hat. Nichts. Ser Stadt Paris wurden fuͤnf Millionen gegeben, welche eine unzu⸗ Der Handelstand

hatte im Beginn des Mongts August um ein ansehnliches Dar⸗

in ihr Innerstes. Umwaͤlzungen dieser Art sind stets von einem

blutigen Kampfe begleitet, an welchem jeder durch seine Hand⸗ lungen, oder wenigstens durch seine Wuͤnsche, Theil nimmt, und

fahrvoll, als dte Handlungen.

der menschlichen Natur untrennbar sind. Die erste und gefaͤhr⸗

die besiegte Partei versücht immer wieder, ob es ihr nicht gelin⸗

sieht durch einen wunderbaren Instinkt die Gefahr und fragt sich sogleich, ob ihm hinreichender Schutz gewaͤhrt werde. Nimmt

es wahr, doöß das Staatsruder in festen und geschickten Haͤnden ö . a. 4 . ge haben wuͤrde Eine noch wichtigere Thatsache hat Jedermann befrem⸗

Der Soldat schlaäͤst ruhig, wenn er

ist, so faßt es Vertrauen. Ist dagegen das

weiß, daß sein Befehlshaber uͤber ihn wacht.

Dinge vorauszuskehen, so bemaͤchtigt sich Aengstlichkeit der Gemuͤther, und hiese fühlen sich von einem geheimen Mißbehagen ergriffen. Allmaͤlig erlischt dann das Leben in der Regierung ein Uehel, das um so größer ist, als man nicht weiß, wie man ihm bei— kommen soll. Es tritt auch noch eine zweite Erscheinung ein,

Dies ist ein schimpflicher Flecken unserer Revolution. oft sind die letzteren in den Zeiten der Partéikampfe eben so ge= rade bei der Bertheilung der Aemter ist die im Ministerinm be⸗ . n , , , m, , nn, ,, , ten, e ha dert ger oder der Bestegte, und es reten Erscheinungen ein, die von der Zweit? nur die Halfte, der Dritte gar nichts, Unter der jetzi— gen Regierung ist Verwirrung in die Erhehung der Steuern

lichste diefer Erscheinungen iß. eine allgemein Unruhe, die sich gerathen u8nd das alte Verwaltungs Persongl hat mit Erstaunen der Gemuͤther bemaͤchtigt, Die Sicherheit Aller ist gestört, denn eren g ba sich bei der Wahl der neuen Beamten gezeigt; der erste und durch

gen werbe, noch einmal die Sberhand zu gewinnen. Das Volk seine politische Rechtschaffenh eit bedeutendste unter den Ministern hat populaire Maͤnner gewaͤhlt, der andere hat sich durch Kotte—

lehn gebeten, eine Kommission von Kaufleuten vollendete ihre Arbeit in zwoͤlf Stunden, aber erst heute ist der Bericht der

Kammer vorgelegt worden, nachdem er einen Monat in den Handen des Ministers war.

3 Auch die Sicherheit nach außen hin hat man vernachlaͤssigt. Die Schweizer und die Koͤnigliche Garde wurden entlassen, und man mußte dies thun. Aber wo ist die Armee? In welchem Zustande befinden sich unsere Zeughaͤu— ser und festen Plaͤtze. In Betreff der Organisation hat man das System des Centralistrens befolgt, das mit so vielem Grunde auf dieser Rednerbuͤhne getadelt worden ist. Man hat Alles in Paris thun wollen; hierher stroͤmten jene Massen von Bewer— bern um Aemter, denen man Frankreich als Beute Preis gab. Aber ge⸗

stehende Trennung hervorgetreten; der Eine hat Alles verandert,

gesehen, daß es sein? Aemter behaͤlt. Derselbe Unterschied hat

ricen bestimmen lassen, und der dritte ernennt die Maͤnner, welche er in

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der Verwaltung vorfindet, d. h. solche, wie Hr. v. Polignac sie ernannt

det. Zwei Prinzipien kaͤmpfen mit einander, die Volks⸗Souve⸗

Ruter in fchwachen und schwerfaͤlligen Handen, Versteßen die an raͤnetat und das goͤttliche Recht; mit Erstaunen hat man gese— der Spitze besindlichen Maͤnner nicht zu berechnen und die kommenden hen, zaß der Verfechter der Legitimität und der Patriach dee güͤttlichen Rechts zum hoͤchsten Amte berufen worden ist. Soll

ich Ihnen die Folgen dieses Systens sa gen? Wenn man den Beduͤrfnissen des Volks nicht entgegen zu kommen weiß, so schafft

es sich selbst Rath. Da man mit Absetzungen zoͤgerte, so haben

Regimenter ihre Offiziere, Gemeinden ihre Maires, Departements

welche hauptsaͤchlich in der Organisation der neueren Staaten ihren Ursprung hat. In unserer Zeit giebt es kein gesellschaft⸗=

liches Leben ohne Handel und Gewerbfseiß; die Kapitalien ver—

langen vor allen Dingen eine ruhige Zukunft; bei der geringsten

Aufregung im Staate kehren sie in die Haͤnde ihrer Besitzer zuruͤck, welche die Ereignisse abwarten wollen. Dadurch gerathen die ar— beitenden Klassen in Noth, und da sie am Abend von dem Ven dienste des Tages leben, so werden sie zu Unruhen geneigt, weil sie unbeschaͤftigt sind, und vermehren dadurch die Besorgnisse. Auch muß man die Macht der Leidenschaften, die sich in einer Revolution entwickeln, mit in Anschlag bringen. Jeder Sieger will an den Fruͤchten des Sieges seinen Antheil haben, weil er an den Gefahren und Kaͤmpfen Theil genommen hat. Einige

tendmachung ihrer

ihre Praͤfekten von ihren Posten vertrieben. Zu gleicher Zeit ha⸗ ben sich an mehreren Punkten des Landes Bewegungen unter der arbeitenden Klasse kund gegeben, und man wunderte sich allge⸗ mein über die Unthaͤtigkeit der Regierung. So entstanden Be⸗

sorgnisse, der Kredit wurde erschuͤttert, ein allgemeines Mißbeha⸗

gen bemaͤchtigte sich der Gemuͤther, die unruhige Stimmung nahm

zu, und aus dieser Bewegung sind die Volls Vereine entstanden. Man hat ihnen Wichtigkeit gegeben, weil man sie zu fürchten

quenz durchgefuhrt wissen wollen; sie verlangen das als ein Recht,

was sie mit ihrem Blute bezahlt haben; ihre Ungeduld vermehrt die Unruhe des Handelsstandes; denn die Forderungen der sieg⸗ reichen Partei sind nicht die kleinste der Verlegenheiten, welche der Sieg erzeugt. Diese drei Erscheinungen mußten namentlich bei einer so lebhaften aufwallenden Nation, wie die unsrige,

hervortreten, die noch voll von den Erinnerungen und Schrecken

unserer ersten Revolution ist. Die Aufgabe des Ministeriums

bestand also darin, die Bewegung der Gemuͤther zu leiten, den arbeitenden Klassen Arbeit zu geben und Allen Sicherheit zu ge— waͤhren, und zwogr mußte dies gleich geschehen; denn bei einer Ne. volution muß die Regierung stets der Nation vorangehen und sich nicht darauf beschraͤnken, sich von ihr leiten zu lassen und ihr zu folgen. Das Gefuͤhl der persönlichen Sicherheit ist von allen das mißtranischste und unruhigste. Frankreich hatte nicht nur eine innere Parthei zu fuͤrchten, es mußte sich auch ge— gen die auswaͤrtigen Maͤchte verwahren. Daher haͤtte man vor Allem eine Armee, nicht nur als Wall gegen das Aus⸗ land, sondern auch zur inneren Sicherheit, bilden sollen; Frankreich mußte von einer starken Alles umfassenden Hand und, wie im Jahre 1815, durch werden. Jedermann sieht jetzt die Nothwendigkeit dieser Maaß⸗ regeln ein.

muͤssen die Minister schon voraussehen; sie muͤssen dergestalt Meister e Minister sch sehen; s fen dergest ster von denen man spricht, und mit den

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des Staats seyn, daß sie ihn im Augenblicke der Gefahr in ihrer Hand halten, daß ihre Maaßregeln gut und schnell sind, und daß

Kommissarien organisirt

Was aber erst die Ereigni . ĩ das ; Eb. ö . ; ö. f die Etreignise dem Volke zeigen, das geschieht? Wie verhaͤlt es sich mit den 6

Man spricht von einer republikanischen Partei; hat man aber schon vergessen, daß diese Partei vor zwei Monaten ihre Grundsaͤtze zum Opfer gebracht hat? Kann sie heute wohl durch Unruhe und Uchertretuüng der Gesetze das zu erreichen suchen wollen, worguf sie mit den Waffen in der Hand verzichtet hat?

scheint.

streben nach Vermoͤgen Und Chrenstellen, Andere nach der Gel- Man hat sich mit einigen jungen Leuten beschäͤftigt, welche po Prinzipien, die sie mit der aͤußersten Kon se⸗ litische Fragen mit der Warme der Jugend eroͤrteten, und vergißt

dagegen die Partei, die uns im Stillen beobachtet und jeden Zwiespalt zu naͤhren bereit ist. In der Hauptstudt hat sich eine religids⸗

philosophische Sekte gebildet, welche besonders uͤber das Eigen⸗

thum ganz seltsame Ansichten hat; sie ist aber nicht gefährlich; man hat nicht zu fuͤrchten, daß in Frankreich jemals das Prinzip der Guͤter-⸗Gemeinschaft zur Herrschaft gelangen werde. Jene Sekte ist ein ganz unbedeutender Theil der Gesellschaft, den man aber dennoch zum Gegenstande des allgemeinen Schreckens ge⸗ macht hat. Nach dem, was das Ministerium und seine Schrift— steller daruͤber gesagt haben, mußte man eine neue lex agraria vor der Thuͤre glaüben. Der Grund des Uebels ist, daß im Minister⸗Rathe vier Mitglieder sitzen, welche eine berathende Stimme haben, ohne handeln zu konnen. Daraus kann bei einem Zwiespalte nur eine Art von Laͤhmung entstehen. Jumitten einer allgemeinen Aufregung ist die Unthaͤtigkeit der Regierung das groͤßte Uebel füͤr einen Staat. Der Winter naht heran; zahl⸗ reiche Volks ⸗Klassen werden vielleicht ohne Arbeit und also auch ohne einen Haushalt bleiben. Ist es nicht möglich, daß ein maͤchtiger Feind diese materielle Noth und die Keime politischer Unzufriedenheit benutze, um Unruhen anzustiften? Wir haben allerdings einen solchen nicht zu fuͤrchten, muß man aber nicht Allem vorzubeugen suchen? Wuͤrde es nicht gut seyn, wenn man erfuͤhre, was im Westen und im Suͤden Frankreichs seheimen Korrespondenzen, ) iden, welche eine geheime Macht, wie es heißt, von vielen Beamten verlangt. Im Innern,

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