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fuͤgte er hinzu, habe er nichts einzuwenden, wohl aber gegen die Zahl eilf. In Betreff der Volks-Vereine war der Red⸗ ner der Meinung, daß die Civilisation ihnen viel zu verdan— ken habe, und daß der Zustand der neuern Gesellschaft sich erst dann als vollko mmen betrachten lassen werde, wenn es in Frankreich einen Klub von 32 Millionen Menschen gebe. — Nach Hrn. v. Laborde ließ sich Hr. Cas. Ptèrier als Mitglied des Kabinets in folgender Weise vernehmen:
„Ich besteige diese Rednerbuͤhne, um meinen Antheil an den egen Daz ganze Ministerium erhobenen Beschuldigungen in An— pruch zu nehmen; als Mitglied des Minister⸗Naths werde ich auf die Angriffe gegen denselben antworten. Durch welches boͤse Verhaͤngniß muß als unser erster Gegner ein ehrenwerther De⸗ putirter auftreten, der vor zwei Monaten das unbedingteste Ver⸗
trauen zu den Kabinets Mitgliedern zu erkennen ga, welche gröͤßtentheils aus den Maͤnnern der provisörischen Regierung, zu zer auch er gehoͤrte, gewaͤhlt worden sind? Man behauptet, bie Minister seyen gus der vorwaͤrts schreitenden Bewegung her⸗ ausgetreten. Was ist denn zwischen uns und unseren Gegnern vor⸗ G, . Wie kommt es, daß diejenigen, die zu sammen auf dem
tadthause, wie in einem Feldlager, bivRuaquirten, im Schooße diefer Kammer und im Namen Frankreichs in Kampf mit einan⸗ der gerathen? Laffen Sie uns unsere Handlungen naͤher beleuch= ten. Wahrlich! das Ministerium muͤßte, um Grund zu dieser Kriegs Erklaͤrung gegeben zu haben, sich strafbare Hand lungen erlaubt oder Grundsaͤtze ciner Regctien geaͤußert haben. Laffen Sie uns Ihre Vorwuͤrfe und unsere Thaten, Ih⸗ ren Verdacht und unser Gewissen pruͤfen, und zwar lassen Sie uns diese Ünterfuchung mit Ruhe und Kaltbluͤtigkeit anstellen, denn wir glauben nicht, daß wir uns weder mit Frankreich noch mit Ihnen im Kriege befinden. Wir sollen weder die vorwaͤrts schreltende Bewegung noch das System, das daraus haͤtte hervor⸗ chen muͤssen, begriffen haben; unsere Handlungen sollen unvoll⸗ aͤndig und widersprechend seyn, und Sie geben uns nun die Mit⸗ tel an, um die Ruhe und das Vertrauen wiederherzustellen. Dies ist, wenn ich nicht irre, der Inhalt der Proposition, in welche ich durch eine Zergliederung derselben einige Ordnung zu bringen hoffe. In jeder Revolution giebt es nach Ihrer Behaup⸗ tung Sieger und Besiegte. Allerdings ist dies bei Revolutionen der Fall, die durch den Buͤrgerkrieg vorbereitet und vollbracht worden sind. Verdient aber eine Partei, die nicht den, Muth hatte, zu kaͤmpfen, ein besiegte genannt zu werden? Was haben wir seit zehn Jahren gesagt Daß es sich um einen Kampf zwischen 32 Millionen Einwohnern und einer schwachen Coterie handele, Haben die Ereignisse diese Behgup= tung nicht bestaͤtigt, und ist es noͤthig, die Zahl der Besiegten zu vermehren, um einen durch Schnelligkeit, n nr, und Uneigen⸗ nützigkeit ohnehin schon glaͤnzenden Sieg no glaͤnzender zu ma⸗ chen? Ohne Zweifel wuͤnschen Sie eben so wenig, wic wir, Pro⸗ seriptionen oder, was dasse be seyn wuͤrde, eine neue Revolution. Die Staatsmaͤnner, welche den Sieg unbefleckt erhalten und be⸗ . wollen, muͤssen sich damit begnuͤgen, die Besiegten ohn⸗ maͤchtig zu machen ich spreche hier nicht von den Strafbgren), ihnen äber den Schu
* der Gesetze gewaͤhren, wenn sie sich dessel⸗ ben durch an g uͤgung in ihr Schicksal, welche ihr eigenes , , vorschreibt, wuͤrdig machen. Dies ist ein der Hieger wuͤrdiges Benehmen, deren Ruhm, so wie die von ihnen crrungene Charte, unserer Obhut anvertraut sind. Die Regie⸗ rung steht still, sagt man ferner. Was soll das heißen? Bleibt nicht vielmehr der Redner still stehen, der heute sich gegen die Minister Ludwig Philipps derselben Ausdrucke und Redensarten bedient, welche er vor drei Monaten gegen die Minister der vo⸗
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rigen Regierung gebraucht hahen wuͤrde, und cine untersuchung . uns in Antrag bringt, aͤhnlich derjenigen, die so eben im
amen der Kammer gegen das vorige Ministerium eingeleitet worden ist? Die Trunkenheit des Sieges macht vergeßlich; man vergißt, daß vier und zwanzig Stunden vor ciner Revolution, die keine menschliche Berechnung voraussehen konnte, die kuͤhnsten Hoffnungen sich aufdie alte Charte beschraͤnkten, unter der Bedingung, daß dieselbe von einem loyalen Ministerium richtiger begriffen und besser angewendet wuͤrde. Und jetzt, wo drei Tage mehr ge⸗ are r en, als man fuͤr mehrere Jahre verlangte, wo orgahi⸗ che Gesetze, die man von der Zukunft erwartete, fast improhisirt werden, wo eine ganz neue Ordnung der Dinge mit modifizirten Kammern und nicht nur unter dertwergaͤnglichen Buͤrgschaft gutgt⸗ sinnter Minister, sondern unter der dauernden Garantie einer erwaͤhl⸗ ten Dynastie und eines rechtlichen Königs, beginnt, — jetzt spannt man seine Forderungen nur inimer hoher, je mehr dieselben befriedigt wer⸗ den, und verlangt von einer vertrauensvollen Regierung mehr Buͤrg cer. als früher von einer mißtrauischen Wie? in zwei auf
olche Weise verwendeten Monaten haͤtte ein Stillstand geherrscht?
Vergessen Sie doch, meine Herren, auf einen Augenblick diese gehaltlose Anklage, um unbefangen unsere Thaten zu pruͤ⸗ en, die nen durch ungegruͤndete Einfluͤsterungen aus den Au⸗ gen geruͤckt werden! Andere werden Ihnen unsere Handlungen
im Zusammenhange darlegen; ich beschraͤnke mich auf diejenigen, welche der Gegenstand von Beschwerden geworden sind. Lang⸗ samkeit oder Uebereilung, allzu entschiedene oder unvollstaͤndige Wahlen, dies sind die Vorwürfe, die man der neuen rggnisg⸗ tion des unuͤbersehbaren Französischen Verwaltungs⸗Personals macht, Vorwürfe, die sich gegenseitig aufheben und ausschlit⸗ ßen. Diese Beschwerde verdient daher nur kurz erwahnt zu wer⸗ den. Einer der Minister, so sagt man, hat bes weitem mehr ge⸗
than, als seine Kollegen. Dies war ein Vortheil und eine Te⸗ dingung seiner Stellung. Da die Frage über die Justiz⸗ Beamtin durch die Charte in einem den Ansichten der ersten Wortfuͤhrir der vorwaͤrts strebenden Partei entgegengesetzten Sinne entschie— den wurde, so mußte man in der fast gaͤnzlichen Veraͤnderung der Beamten des Parquets und in der sl nn ngen Ersetzung der abwesenden, ausgeschiedenen und nicht vereidigten Beamten ein Gegengewicht gegen die Unabsetzbarkeit suchen, über die man sich beklagte. Ein anderer Minister wird der Uebereilung in der Wahl der Heamten beschuldigt, und dennoch hatte man ihn gendthigt, die Absetzungen zu uͤbereilen. Einen dritten klagt man der Traͤg⸗ heit an, weil er nicht um der Menschen, sondern um der Ver= haͤltnisse willen, Veraͤnderungen vermeidet. Ist man denn ganz unbekannt mit dem zwischen dem Priogt Vermögen und dem Staats⸗-Vermoͤgen bestehenden Zusammenhange und mit den Ver bindungen, wörin dieses mit den Finanz- Einnehmern steht? Sind Absetzungen in diesem Verwaltungszweige eben so nuͤtzlich und ausführbar, wie in andern Zweigen, und sind die neuen Be⸗ werber bei den Bedingungen, welche die Natur die er Aemter vor schreibt, eben so zahlreich? Man beschwert sich ferner daruͤber, daß das Wahl-System zu lange unentschieden gelasen worden, daß es unvollstaͤndig sey. Dessenungeachtet ist das fuͤr die Waͤhlbgr⸗ keit noͤthige Alter vermindert ünd die Wieder- Erwaͤhlung der Angestellten zum Prinzip gemacht worden; die neuen Waͤhler und Waͤhlbaren sind von der Bedingung des Jahres⸗Besitzes entbun⸗ den, das doppelte Votum ist aäbgeschafft und provisorisch durch ein Verfahren, das man gewiß nicht ein aristokratisches nennen kann, ersetzt worden; in kurzem werden 125 neue Wahlen die
Kammer vervollstaͤndigen und die gegenwartige Richtung der
offentlichen Meinung darlegen. Nur ein Punkt ist n och fest⸗ zustell en, ich meine die Bestimmung des Wahl- und Waͤhl⸗ barkeits Census. Aber eben weil gerade die ser Punkt noch nicht festgestellt ist, legt man ihm eine uͤbertriebene Wichtigkeit bei, als wenn das ganze Wahlgesetz und alle Wahlfreiheiten allein in dieser Frage beruhten! Man nimmt keine Ruͤcksicht auf das, was man bereits erlangt hat, um das Recht zu behalten, Alles, und zwar wo möglich an einem Tage und in einer Sitzung, zu ver langen; man bedenkt nicht, daß auf diese Weise leicht Gesetze improvisirt werden nnen, deren Dauer eben so kurz ist, als die auf ste verwendete Zeit, und die beim ersten praktischen Versuche Ergebnisse liefern, die nur zu oft den Absichten ihrer Urheber entgegen sind. Ist man denn in der That in Gewißheit uͤber die Wirkungen, die ein ganz neues Wahlgesetz hervorbringen wuͤrde, dessen Elemente unbekannt waͤren und das weder auf feststehende Zahlen noch auf die Erfahrung begründet waͤre? Wurde es klug seyn, den Versuch einer theilweisen Wieder -Erwaͤhlung, die dem Gesketzgeber Thatsachen an die Hand geben wird, u untersagen? Wie will man der unvollstaͤndigen Kammer das Recht beilegen, ein Wahlgesetz zu machen, wenn man ihr die Macht, minder wichtige Dinge zu entscheiden, streitig macht? Hat man die Aufregung der Gemuͤther in den Provinzen und in Paris bedacht, und . man das Resultat der bevorstehenden Wahlen im voraus bestim⸗ men zu können? Nein; aber man ist von einer fiken Idee einge- nommen, naͤmlich von der Aufloͤsung einer Kammer, die man noch vor vier Monaten als die Befrcierin des Landes begruͤßte, und die vor zwei Mongten den von ihr gehegten Hofnungen würdig entsprochen und sie sogar noch Üübertroffen hat. Man ver= langt die Auflösung einer Deputirten⸗Kammer, welche die Zeit⸗ genossen unserer Revolution, di⸗ Mitschuldige an den Ereignissen derselben und fuͤr ihre Folgen solidarssch verpflichtet ist, üm an ihre Stelle eine neue Kammer zu setzen, die der Revolution fremd, mit den Ursachen derselben unbekannt und an ihrem Ur⸗ sprunge unschuldig, allen kuͤnftigen i (felbst denen der Le⸗ ttimitaͤt, wenn solche wahrscheinli waͤren) sich leichter zum
erkzeuge darbigten warde, als die Kammer, deren Mitglieder saͤmmtlich fuͤr die Revolution von 1830 verantwortlich sind. Was die Volksvereine betrifft, so weisen wir mit aller Kraft unseres Gewissens den Verdacht zuruͤck, aus Furcht die Wichtigkeit und Gefahr dieser Vereine uͤbertrieben zu haben, die von dem Frei⸗ heit sstrudel, aus dem sie entstanden, fortgerissen, leider der Gesetz⸗ eng zuvorgekommen sind z die ihnen ein geordnetes Bestehen aͤtte geben können. Die Einwohner haben sich mehr als die
Regierung gegen die m n erregenden Versammlungen erho⸗
ben, und es war unsere Pflicht, die bffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, es mochten nun Gesetze uͤber diesen Gegenstand vor⸗ handen seyn oder cht Die Regierung wuͤrde Versammlungen nicht stören, die nicht selbst dürch eine zwecklose und unzei= tige Jeffentlichkeit die Ruhe der Buͤrger stoͤrten. Ist bei diesen Redeslbungen, zumal unter den verwickelten ümffänden, welche nach einem fo großen Ercignisse, wie die neueste Revolution, ein treten und die ernsten Erinnerungen an die Revolution von 1788 wic der hervorrufen, ein auf den Straßen siehendes Auditorium nothig? Dies ist eine Frage, welche der Gesetzgeber zu untersuchen hat, und bis zu deren Loͤsung die Vereine wohl thun wuͤrden, dem Volke zu keinem Verdachte Anlaß zu geben. Unsere Revolution
muß der Welt eben so viel Beweise von Klugheit als von Muth
geben; dadurch werden wir Kraft im Innern und nach außen ö erlangen. unsere innere Ruhe wird der beste Gewaͤhrsmann fuͤr aͤußeren Frieden seyn. Un ser ehrenwerther Gegner, der in einer Art von Widerspruch mit seinen Grundsaätzen die Gefahr des Prinzips unserer Revolution uͤbertreibt, weil er vergißt, da
daffelbe für Eurvpa in der Person unseres Monarchen im beru⸗
rieg, fragt, wo unsere Ar⸗
higendsten Lichte erscheint, prophezeit So viel
mee fey, und sieht un sere festen Platze in Truͤmmern.
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Muthlosigkeit auf der einen Seite vertraͤgt sich kaum mit so gro⸗ Jen Forderungen auf der anderen. Wir wollen den chrenwerthen Redner uͤber feine Besorgnisse beruhigen, wuͤnschen aber chen so, daß er uns uͤber die Besorgnisse beruhigen möge, die unbestimmte Forderungen in uns etwa 6 koͤnnten. Die Armee organi⸗ sirt sich und die Verwaltung, der es keinesweges an den zu ihrer Organisation nöͤthigen Elementen fehlt, befindet sich nur in der Verlegenheit, zwischen alten und neuen Verdiensten, welche glei⸗ chen Eifer an den Tag legen, zu waͤhlen. Auch unsere festen Plaͤtze werden in gutem . erhalten. Aber in unfcrem Jahrhundert und nach der eigenen Ansicht des Urhebers der Proposition ist die moralische Kraft eine bessere Garantie, als die materielle. Frankreich ist, wenn es organisirt ist, unangreifbar und, wenn es angegriffen werden sollte, unver⸗ wuandbar. Die Freiheit wacht im Innern fuͤr die Aufrechter⸗ haltung der Ordnung, die Ordnung wird nach außen hin über unfere Unabhängigkeit wachen. Die Einfachheit der von mir gegebenen Eriduterungen zeigt hinlaͤnglich, daß es damit nicht äuf cine Lobrede abgesehen ist, welche jede Erörterung und Be ichrung ctwa zurückweisen will. Wir raͤumen im Gegentheil einen Vorwurf ein, den der Urheber der Proposition uns zu ma. chen vergeffen hat, namlich den, daß wir vielleicht nicht schnell und entschlossen genug uns mit der noͤthigen Autoritaͤt bekleidet haben, um Ungewißheiten, Zweifeln und Schwankungen vorzu= beugen. Dennoch hat dies die gute Folge gehabt, daß das Beduͤrfniß diefer schuͤtzenden Autoritaͤt sich allgemein fühlbar gemacht und . die Macht, die wir uns nicht beilegten, sich uns selbst in die Haͤnde gegeben hat. Wir kennen das ganze Gewicht und den Werth der= selben und werden die damit verbundenen Pflichten erfuͤllen. Dic
Feinde unserer Freiheiten haben uns lange fuͤr unfaͤhig gehalten,
mit unsern Grundsaͤtzen ein Gebaͤude qufzufuͤhren. Lassen Sie ung die Freude und die Hoffnungen derselben vereiteln; lassen Sie uns e. darthun, daß weder im Innern noch nach außen hin eine Trennung unter uns besteht, und daß, wenn sie es nicht verstanden haben, durch die Stagtsgewalt Freiheiten zu begruͤn⸗ den, wir es verstehen, durch die Freiheit und im Interesse dersel⸗ ben eine Staaatsgewalt zu errichten.“
Rach Herrn Cas. Périer verlangte der Vicomte von Martignae das Wort; der Praͤsident machte ihm indeß be⸗ merklich, daß bereits eine große Anzahl von Rednern vor ihm eingeschrieben seyen. Sonach bestieg Hr. Madier de Montjsau die Rednerbuͤhne. Er tadelte die Minister, daß sie die Volks⸗Vereine, wodurch die oͤffentliche Meinung ein⸗ geschuͤchtert worden sey, so lange geduldet hatten, und ver⸗ theidigte demnaͤchst die Kammer gegen die ihr gemachten Vor, wuͤrfe, daß ihre Existenz gesetzwidrig sey, und daß sie das von ihr begonnene Werk nicht konsolidiren duͤrfe. — Der Oberst Palxhans behauptete, daß die festen Plaͤtze in Frank⸗ reich sich in gutem Vertheidigungsstande befaͤnden, die Zeug⸗ haͤuser wohl versehen und die Regimenter vollzählig und vom besten Geiste beseelt waͤren. — Hr. Viennet klagte uͤber die Langsamkeit des Ministeriums in der Vorlegung der von der Nation erwarteten Gesetze, doch stimmte er gegen den Antrag des Hrn. Mauguin. Ueber die Volks⸗-Vereine aͤu— ßerte der Reoͤner sich folgendermaßen: „Diese Vereine be⸗ stehen großtentheils aus jungen Leuten, die an den oͤffentli⸗ chen Angelegenheiten Theil nehmen mochten. Dergleichen Gesellschaften sind aber unter einer Repraͤsentativ⸗Regierung nicht zuläfsig; sie ziemen nur der Republik. Die konstitui⸗ rende Versammlung war es, die die Volks⸗Vereine einfuͤhrte; sie berechnete gar nicht, welche Folgen diese letztern haben wurden. Nachdem uns aber die Lr sehrun! hieruͤber belehrt hat, duͤrfen wir solche Vereine nicht ferner dulden; die Mit⸗ glieder der Regierung muͤssen sich wohl huͤten, daß man nicht don ihnen fage, was man von der vorigen Dynastie gesagt, daß sie nichts vergessen und nichts gelernt habe.“ — Nachdem noch Hr. v. Tracy gegen die Proposition des Herrn Mauguin aufge⸗ tteten war, nahm die ser Letztere seldige zuruͤck, indem er sich darauf beschraͤnkte, auf die Bemerkungen des Hrn. Du—⸗ pin und Eas. Périer ju antworten.) Am folgenden Tage wollte die Kammer sich mit dem Gesetz-Entwurfe wegen 2. schaffung der beisitzenden Richter beschaͤftigen.
Paris, 1. Okt. Der König hielt gestern fruͤh einen
Minister⸗Rath und arbeitete Nachmittags mit dem Großsiegel⸗
bewahrer.
Die Verwaltungs-Buͤreaus der nicht katholischen Kon— fessionen, welche bisher i e mn des Innern ge⸗ hörten, sind wieder zum Ministerium des offentlichen Unter⸗ richts und des Kultus geschlagen worden. .
Der Herzog von Orleans zog gestern in der Artillerie—⸗ Kaserne der National-Garde als Kanonier auf Wache und stand eine Stunde als Schildwacht.
Der Globe will den Grund der Entlassung der Herren Barthe und Bernard aus ihren Stellungen als Koͤnigl. Pro—
Y Einen Auszug aus dem betreffenden Vortrage des Herrn Mauguin hehalten wir uns auf morgen vor.
kommen,
kurator am hiesigen Civil⸗Tribunale und als General⸗Prokun⸗
rator am Koͤnigl. Gerichtshof hierselbst darin finden, daß die⸗ selben, wie allgemein bekannt sey, sich geweigert hatten, die Volks-Vereine und einige Preß-Vergehen gerichtlich zu ver— folgen. Insbesondere habe Herr Bernard sich geradezu ge— weigert, eine Untersuchung gegen den Verein der Volks— , , kraft des Artikels 291. des Strafgesetzbuches einzu⸗ eiten.
Der Minister des offentlichen Unterrichts hat Hrn Cou— sin, Professor der Geschichte der neueren Philosophie und Mitglied des Universitaͤts- Raths, zum Titular-Professor der Geschichte der alten Philosophie statt des auf Pension gesetz⸗ ten Hrn. Milon ernannt. Die Professur des Handelsrechtes hat Poncelet erhalten, da Herr v. Pardessus seinen Abschied genommen hat.
Vorgestern hätte sich beim Gusse der 18 Fuß hohen bronzenen Bildsaͤule des Königs Stanislaus großes Ungluͤck zutragen koͤnnen; man machte naͤmlich zum ersten Male im Großen den Versuch mit einem neuen Verfahren. Die Form, die vollkommen gelungen und beim Eingießen der Masse ganz leer war, sprang plotzlich, und der umher spruͤ— hende glühende Sand, so wie die hervorquellende heiße Bronze— Masse, setzten das Leben der Arbeiter und der in der Gieße— rei befindlichen zahlreichen Zuschauer einen Augenblick in Gefahr. Zum Gluͤck ist Niemand dabei ums Leben ge— nur einige Arbeiter haben mehr oder weniger schwere Verletzungen erhalten. Herr Quatremäre de Quinch hat einige Quetschungen davon getragen und Herr v. Arcet der juͤngere sich die Haare versengt und einige Stellen des Gesichts verbrannt. Der Oesterreichische Botschafter Graf von Apponi, der gleichfalls anwesend war, ist ohne alle Ver— letzung davon gekommen. ᷣ
Der Kriegs-Minister will diejenigen Soldaten der auf⸗ geloͤsten Schweizer⸗Regimenter, welche nicht geborne Schwel⸗ zer sind, in das in Franzoͤsischen Diensten stehende Deutsche Regiment Hohenlohe eintreten lassen.
Die fuͤr die Untersuchung der Getraͤnksteuer niedergesetzte
Kommission soll dahin uͤbereingekommen seyn, daß diese Steuer
um 37 Millionen verringert werden und daß in allen Staͤdten uͤber 1000 Seelen die Erhebung der Getränksteuer an den Barrieren mittelst der Thorgefuͤlle geschehen soll, wie dies be⸗ reits in Paris der Fall ist. Um den Ausfall von 37 Millio⸗ nen im Budget zu decken, sollen 7 Millionen durch diese neue Art der Erhebung bei den Verwaltungékosten erspart und die uͤbrigen 30 Millionen unter die Grund- und Per so⸗ nalsteuer vertheilt werden.
Die Gazette de France bemerkt: „Die Staats⸗Fonds, der Handel und der Gewerbfleiß scheinen seit der letzten Re— volution von einem immer mehr uͤberhandnehmenden Sin⸗ ken betroffen zu werden, dessen Grund man alle Tage zu er— forschen sucht. Sind es die Klubs, dle dieses Sinken bewir⸗ ken, oder sind es die Nachrichten aus Bruͤssel? Nein; wenn der oͤffentliche Reichthum abnimmt, so geschieht es, weil e. die Henne getodtet hat, die goldene Eier
ag te,,
Dasselbe Blatt aͤußert: „In der gestrigen Sitzung hat Hr. Casimir Perier zugegeben, die Regierung habe es bisher nicht verstanden, zu regieren. Hr. Mauguin ist durch dieses Gestaͤndniß zufrieden gestellt worden und hat seinen Antrag zuruͤckgenommen.“ .
Auch in die Quotidienne hat der Graf von Kergor⸗ lay sein (gestern mitgetheiltes) zweites Schreiben an den Praͤsidenten der Pairs⸗Kammer einruͤcken lassen. In Bezug auf einen . zuvor im National erschienenen Aufsatze, worin das erste Schreiben des Grafen von Kergorlay heftig angefochten, die vorige Dynastie zugleich verunglimpft und der Konig aufgefordert wurde, „die edle Legitimitaͤt, die er der Nation verdanke“, mit Wuͤrde zu behaupten, enthält das Eingangs erwähnte Blatt Folgendes: „Wir halten es fuͤr uͤberflaͤfsig, den edlen Pait gegen die Angriffe des National zu vertheidigen. Dieses Blatt scheint ganz und gar zu ver⸗= gessen, daß der Mann, gegen den es sich erhebt, weit ent⸗ fernt, der vorigen Regierung jemals Weihrauch gestreut zu haben, sie vielmehr stets uͤber ihre el aufzuklären 3. t gewesen ist. Diese edle Freimuͤthigkeit hat sich zu keiner Zeit und auch bei dieser letzteren Gelegenheit nicht verlaͤugnet. Ware man minder parteisch, so wuͤrde man fuͤhlen, daß die hoͤchste Achtung einem Manne gebuͤhre, der, nachdem er der gluͤcklichen Macht oft strenge Wahrheiten gesagt, ihr in ihrem Ungluͤcke seine unwandelbare Treue zu er⸗ kennen giebt. Nachdem der National seinen offiziellen Unwillen uͤber den Verfasser des Schreibens zun ede, hat, kommt er auch auf die Bourbons zu sprechen. ier sollte er er aber doch endlich einsehen lernen, daß eine erlauchte Fa—⸗