1830 / 290 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

2228

ve,. noch hat er sich von einem Posten entfernt, den er mit Auszeichnung und von dem oͤffentlichen Vertrauen umge— ben erfuͤllt.

Oe sterre ich.

Wien, 12. Oktober. Se. Kaiserl. Majestaͤt haben den K. K. Feldzeugmeister und kommandirenden General in Nie⸗ der, und Ober- Oesterreich, so wie auch in Saljburg, Ignaz Grafen Giulay von Maros⸗Nemeth und Nadaska, zum Praͤ⸗ sidenten des K. K. Hofkriegsrathes zu ernennen geruhet.

Se. Majestät der Kalser von Rußland hatten Ihren General-Adjutanten, den Hrn. General⸗-Lieutenant Grafen von Orloff, und Se. Majeskaͤt der Koͤnig von Preußen den Hrn. General der Kavallerie, Grafen von Ziethen, nach Preß⸗ burg gesendet, um hier dem feierlichen Akte der Kroͤnung Sr. Kaiferl. Hoheit des Erzherzogs Kronprinzen als Koͤnig von Ungarn beizuwohnen und daburch auf eine ausgezeichnete Weise die lebhafte Theilnahme der beiden hohen Monarchen an einer fuͤr die gesammte Oesterreichische Monarchie so er— freulichen Begebenheit an den Tag zu legen. Beide außer— ordentlichen Botschafter haben am 6. Oktober Preßburg ver— lassen, und Se. Majestaͤt der Kaiser haben sowohl dem Hrn. General-Lieutenant Grafen von Orloff, als dem Hrn. Ge— neral der Kavallerie Grafen von Ziethen, das Großkreuz des . Ungarischen St. Stephan- Ordens zu verleihen geruht.

Am Sten d. M. war hier auf dem Glacis zu Ehren des Koͤnigl. Preußischen Generals der Kavallerie, Grafen von Ziethen, eine große Parade. Die Truppen, bestehend aus 3 Grenadier-Bataillonen, dem Infanterie⸗Regimente Ignatz Giulay, einem Bataillon des Regiments Prinzen von Hessen— Homburg, dem Kuͤrassier-Regimente Auersperg und einer Bivision Husaren, waren in zwei Treffen formirt, machten einige Evolutionen und wurden dann von dem K. K. Ge⸗ neral von Geramb en Parade vor dem General Ziethen vor— beigefuͤhrt, erst im Geschwindschritt und dann im Duplir— schritt, die Kavallerie im Trapp. Prinz Gustav Wasa kom— mandirte die zweite Infanterie⸗Brigade.

Der DOesterreichische Beobachter enthalt Folgendes: „Es haben sich seit einigen Tagen Geruͤchte verbreitet, die dem weniger unterrichteten Theil des Publikums die Gefahr eines nicht nur unvermeidlichen, sondern sogar nahe bevorstehenden auswärtigen Krieges vorspiegeln. Da diese Geruͤchte, wie wir mit Zuverlassigkeit wissen, ledig— lich in der Absicht, unlautern Privat-Speculationen Vorschub zu thun, erfunden worden sind, so sind wir ermaͤchtigt, aufs bestimmteste zu erklaͤren, daß sie sammt und sonders auf fal— schen Voraussetzungen beruhen und durch den Gang und die Maaßregeln unserer Regierung auf keine Weise gerechtfertigt oder auch nur veranlaßt werden konnten.

Das hiesige Tivoll steigt immer mehr in der Gunst des Publikums und war besonders am 3Zten d. M, als am Na— menstage des Kaisers, imposant erleuchtet und von beinahe 6000 Menschen besucht.

Spanien.

Pariser Blatter enthalten nachstehende Privatnach richten aus Madrid vom 30. Sept. „Die Regierung hat in Folge der Entdeckung der Karlistischen Verschwoͤrung energische Maaßregeln getroffen. Die Verschwornen hatten, wie es scheint, unter Anderem die Absicht, die Kaserne der Koͤnigl. Freiwilligen zu Pferde in Brand zu stecken und dann die constitutionnel Gesinnten dieser Brandlegung zu be— schuldigen. In der verwichenen Nacht sind 72 Personen, worunter mehrere von hohem Stande, verhaftet worden; die bedeutensten sind folgende: der gewesene Franziskaner⸗-General Pater Cirilo Alameda, Grande erster Klasse, der ehemalige Finanz⸗Direktor, Pio Elizalde, der vormalige Finanz⸗Minister Erro, der Erzbischof von Toledo, Kardinal Inguanzo, der geistliche . des hiesigen Hospitiums, der La hishad?! der Koͤnigl. Freiwilligen der Hauptstadt, Oberst Villamil, der gewesene General-Polizei⸗Intendant des Koͤnigreiche, Ru⸗ fino Gonzalez, ein Domherr des Kapitals von Murcia, der Abbé von Saint-Martin, Herr Zalamanca u. A. m. Viele der verhafteten Personen haben schon in der Karlistischen Verschwoͤrung, die im Jahre 1828 in Katalonien ausbrach,

eine Rolle gespielt. Die Verhaftungen fanden auf Befehl des neuen Subdelegaten der Polizei, Doncel, statt; der bisherige, Zorilla, ist seit gestern seines Amtes entsetzt worden. Die Verschwore⸗ nen sind nach ihrem Range und dem Maaße ihrer Schuld sogleich theils zur Verbannung aus der Hauptstadt, theils zur Verweisung nach den Kanarischen, Inseln, Havana und Porto-Rico, einige aber zu langjäͤhrigem Gefaͤngniß verur⸗ theilt. Waͤhrend dieser Berhaftungen waren 4600 Mann Truppen von der hiesigen Garnison auf verschiedenen Punk— ten der Hauptstadt aufgestellt, um jede aufruͤhrerische Be— wegung der Königl. Freiwilligen zu unterdruͤcken. Alle Wacht⸗ posten der Hauptstadt sind seitdem verdoppelt worden. Die beiden Minister Calomarde und Zambrano sind nahe daran gewesen, die Gunst des Koͤnigs zu verlieren und ent— lassen zu werden. Ferdinand VII. ließ alle 5 Minister vor sich . und erklärte den genannten beiden Mitgliedern des Kabinets in Gegenwart der uͤbrigen, er spreche ihnen jetzt zum letzten Male den ausdruͤcklichen Wunsch aus, daß sie sich mit ihren Kollegen mehr in Einklang der Gesinnungen setzen mochten. Die Herren Ballesteros, Salmon und Salazar wiederholten ihr Entlassungs-Gesuch, welches abermals zu⸗— ruͤckgewiesen wurde. .

Die Agramer Zeitung meldet: „Nachrichten aus der Moldau zufolge, herrscht die Hornviehseuche noch immer in den Foltitsenher, Waslujer, Huscher und Berlader Distrik— ten; auch hat sie bereits zu Roman und in einigen Doͤrfern des Joseyer Distrikts sich geaͤußert, besonders aber richtet dieselbe in dem Galaczer Distrikte große Verheerungen an, nicht minder erhält sie sich in dem nahe an der Bukowiner Gräͤnze liegenden Dorfe Pieschestis des Foltitsenyer Distrikts und soll sich von da auf alle benachbarten Dörfer mehr oder weniger ausgebreitet haben. Unter den Menschen ist der Gesundheits-„Zustand in der ganzen Moldau unverdaͤchtig.“

Königliche Schau spiele. Montag, 18. Okt. Im Opernhause, zum erstenmale: Andreas Hofer, große Oper mit Ballets in 4 Abtheilungen, nach dem Inhalte der Englischen Oper gleiches Namens, von Plauché, zur beibehaltenen Musik von Rossini, fuͤr die Deutsche Huͤhne frei bearbeitet vom Frhrn. von Lichtenstein.

Die in Folge eingegangener Meldungen notirten Billets muͤssen bis heute Mittag 12 Uhr im Billet-Verkaufs⸗Buͤ— reau in Empfang genommen werden, nach welcher Zeit uͤber die nicht abgeholten Billets anderweit disponirt werden wird.

Es sind zur Oper „Andreas Hofer“ Billets nicht mehr zu haben, und findet also heute Abend eine Tages-Kasse nicht statt.

Dienstag, 19. Oktober. stenmale wiederholt: Abdollah, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von H. Seidel.

Königstädtisches Theater. Montag, 18. Oktober. Das Maͤdchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Millionair, Zaubermaͤhrchen in 3 Akten. Dienstag, 19. Oktober. Die weiße Dame, komische Oper in 3 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Seribe; Musik von Boyeldien. Tittwoch, 20. Oktober. Zum erstenmale: Die Kreuz— fahrer, Melodrama in 5 Akten, von Kotzebue; Musik von verschiedenen Meistern.

m.

Auswärtige Börsen. Amsterdam. 12. Oktober. Niederl. wirkl. Schuld 413. KanzcBillets 17. Oesterr. 5proc- Metall. S8. Russ. Engl. Anl. 91.

Hamburg. 15 Oktober. Oęesterr. 4proc. Metalliq. Ss Brief. Bank- Agtien pr, alt. 1065. Russ. Engl. Anleihe desgl. S2. Russ. Anl. Hamb. Cert. 92. Poln. 105. Dan. 603.

Wien, 12 Oktober. Iproc;, Metall. 89. . 82. 23pm oe. 453. FI. 163. Part. Oblig. 117453. Bank- Acten 10193.

Loose zu 100

Neueste Bzrsen⸗Nachrichten.

; Frankfurt a. M., 14. Okt. 1240. Part. Obl. 1163. Loose zu 100 Fl. 1613. B.

Gedruckt bei A. W. Hayn. .

Oesterr. 5proc. Metall. 90. 4proc. 81. Poln. Loose 503. 503.

24proc. 453. 1proc. 191. Bank. Actien

Redacteur John. Mitredaeteur Cotte l.

Im Schauspielhause: Zum er⸗

Russ. Anl. Hamb. Cert. 91.

Allgemeine

*

Preußische Staats -Zeitung.

D

e 299.

Amtliche Nachricht Fre nl es Tages

Des Koͤnigs Majestät haben geruhet, die Regierungs— Assessoren von Salmuth und von Schönfeld zu Stettin und von Wintzingeroda zu Munster zu Regierungs— Raͤthen zu ernennen.

Angekommen: Der Kaiserl. Russische Legations-Se— eretair bei der Gesandtschaft am hiesigen Hofe, Freiherr von Folkersahm, als Courier von Dresden.

Abgereist: Der Kaiserl. Oesterreichische Kabinets-Cou— rier Renard, nach St. Petersburg.

*

Zeitungs-RNachrichten. Ausland.

,

Paris, 11. Oktober. Vorgestern machten der Koͤnig, die Koͤnigin und Mademoiselle d Orleans eine Spazierfahrt nach dem Schlosse Neuilly.

Einer Deputation von Bourbon-Vendée, die vor einigen Tagen dem Könige eine Gluͤckwuͤnschungs-A Adresse uͤberreichte, erwiederten Se. Majestaͤt unter Anderim: „Ihre besondere Lage in der Mitte der Vendée hat oft Meine Aufmerksam⸗ keit erregt. Es ist hoͤchst nothwendig, daß Sie sich von dem Geiste der Versoͤhnung durchdringen, damit das Landvolk allmaͤlig einsehe, daß eine freie Verfassung, weit entfernt, dessen Rechten zu nahe zu treten, viclmehr das beste Mitte ist, sie ihm zu sichern. Hat erst dieser Gedanke bei ihm Ein— gang gefunden, so wird Frankreich auch nicht mehr die We— hen des Buͤrgerkrieges zu befuͤrchten haben.“ Der Deputa— tion von Lorlent antwortete ber König: „Der Geist der Ver— sohnung ist in Ihren Gegenden nothwendig. So wie Ich stets den groͤßten Werth darauf legen werde, daß Niemand

verfolgt werde, eben so werde ich auch jeden Versuch, den

man etwa machen moͤchte, um die verfassungsmaͤßige Regie⸗ rung in diesem oder jenem Sinne zu stuͤrzen, zu unterdruͤcken wissen.“

Der gestrige Moniteur enthalt nunmehr das Gesetz, wodurch die Preß⸗ und politischen Vergehen der Gerichtsbar— keit der Assisenhöfe unterworfen werden. Dasselbe ist vom 3. Oktober datirt.

Der Voleur, ein Blatt, das sich bisher nur auf Com— pilationen aus andern Blaͤttern beschränkte, enthaͤlt folgende Charakteristik der verschiedenen Parteien in Frankreich: „Vier scharf von einander getrennte Parteien umgeben den neu er— richteten Thron: die nationale, die legitime, die radikale und die karlistische. Die nationale Partei wird durch das Journal des Debats, den Constitutionnel, den Courrier, den National und den Temps repraͤsentirt; sie zerfaͤllt in zwei Fractionen, wovon die eine vorwärts strebende die Geronte— kratie umwerfen und die Maͤnner, die der Zustand des Lan— des erfordert, ans Ruder bringen will; sie hat den Courrier und den Temps zu Organen; die andere ist die Widerstand lei⸗ stende. Beide stimmen jedoch darin uͤberein, Ludwig Philipp zu unterstuͤtzen. Die legitime Partei, die den Grund der Legitimitaͤt verficht, ist minder zahlreich, hat aber ihres Grundbesitzes wegen vielleicht mehr Einfluß, als jene; sie laͤugnet die Gesetzlichkeit der Akte der gegenwartigen Regie— rung, betrachtet Heinrich V. als den wahren Konig von Frankreich und unsern Zustand als einen transitorischen. Heinrich V. ist ihr das Unterpfand der Sicherheit fuͤr das Land und, wie die Geschicktesten unter ihren Anhaͤngern ver—

1852336

sichern, wuͤrde derselbe nicht zuruͤckkehren, ohne die von Lud— wig Philipp gemachten Zugestaͤndnisse zu bestäͤtigen. An der Spitze dieser Partei steht der Vicomte von Chateaubriand und die Gazette de France ist das Organ ihrer Inter ssen. Man kann dreist den ganzen Stand der großen Grun dbe⸗ sitzer zu ihnen rechnen. Diese Partei, der sich alle Unzufrie— nen und alle durch die letzte Revolution beeinträchtigten In— teressen angeschlossen haben, scheint die gefaͤhrlichste zu seyn. Sie ist der e , Dynastie furchtbar, weil sie, von klugen und feinen Mannern geleitet, einsieht, daß es das Beste ist, die mit dem Blute der Pariser befiegelten Grundfätze in ihrer ganzen Ausdehnung anzuerkennen, und weil sie außerdem lockende Buͤrgschaften fuͤr einen dauernden Frieden mit dem uͤbrigen Europa darbietet. Die von der jetzigen Regierung getroffenen schiefen Maaßregeln, in Betreff der diplomatischen Agenten im Auslande, und die Beibehaltung der alten Justiz— Beamten haben dieser Partei zahlreiche Anhaͤnger unter dem Beamtenstande erhalten. Was die Radikalen betrifft,

so stehen dieselben in der groͤßten Ungunst, und man kann

voraussagen, daß die Lehren solcher Blaͤtter, wie die Revo⸗ lution und der Patriote, nie Beifall in einem Lande finden werden, wo die Staͤnde so streng von einander geschieden sind, wie dies in Frankreich der Fall ist. Die gewerbtreibende Klasse will die hoͤhern Stande nur darum umwerfen, um die Macht mit ihnen zu theilen. Eine Freiheit, wie die der Vereinigten Staaten, wuͤrde uns nach Berlauf von zwei Jah— ren zuwider seyn; wir wuͤrden finden, sie sey frostig und ent⸗ behre der Heiterkeit, so wie einer bestimmten Physiognomie. Der große Gedanke, den die neueren Institutionen verwirk— lichen muͤssen, ist einerseits, die arme Klasse im Zaume zu halten, ohne den faͤhigen Koͤpfen unter derselben dle Mittel, sich heraufzuarbeiten, zu beneymen und andererseits die Ruhe der hoͤheren Staͤnde zu sichern. Die Karlisten werden durch die Quotidienne repräsentirt, der die Opposition einige Spannkraft und einen gewissen Werth verliehen hat; ihre Zahl ist aber sehr gering. Aus diesem Ueberblick kann man ersehen, daß Ludwig Philipp in den ersten Jahren seiner Regicrunz manche Schwierigkeiten zu uͤberwinden haben wird. Im Allgemeinen muß seine Regierung da, wo die Noth am groͤßten ist, große Werkstaͤtten eroͤffnen, Bauten unternehmen und die jetzt verborgen gehaltenen Ka— pitalien wieder in Umlauf zu bringen suchen, indem sie unter vortheilhaften Bedingungen Erlaubniß zur Anlegung von Ka— naͤlen ertheilt. Ludwig Philipp wird auf dem Throne blei— ben, nicht nur, weil alle jungen Maͤnner von 25 30 Jah— ren enthusiastisch fuͤr seine Regierung eingenommen sind, son— dern auch, weil alle Interessen sich verletzt und die Parteien in diesem Sturme das Beduͤrfniß fuͤhlen, sich fuͤr den Au— genblick dem Koͤnige anzuschließen. Ist er geschickt, so wird diests momentane Bedurfniß eine Gewohnheit werden, und aus einem Jahre wird eine ganze Zukunft von Jahren her— 1 ; .

as Blatt la Révolution erklart den Waͤhlern sei⸗ ner Partei, daß die Patrioten, d. h. diejenigen Maͤnner, welche die Revolution konsequent und mit Nachdruck durch— gefuͤhrt wissen wollen, jede Vereinigung mit den Liberalen des Centrums zuruͤckweisen mußten, um die letztern zu zwin— gen, zwischen Maͤnnern der rechten und der linken Seite zu waͤhlen.

Der General Lafayette musterte gestern auf dem Mars— felde die Ate, 5te und 6te Legion der National-Garde, so wie die Bataillone von St. Denys und den umliegenden Ge— meinden. Das schoͤnste Wetter beguͤnstigte dieses militairische Schauspiel, das der Herzog von Orleans mit seiner Gegen— wart beehrte.

Auf Ankaß des der Deputirten-Kammer vorgelegten Ge— setzes uber die Organisation der beweglichen National⸗Garde giebt der Globe folgende statistische Notizen: „Frankreich