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ters und auf der andern den Ort und das Jahr, in welchen derselbe geboren ist, naͤmlich „Bruͤgge 1786.“ Antwerpen, 14. Okt. Heute hat sich Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien nach den Kantonnirungen des fast ganz aus Belgiern bestehenden Husaren - Regiments Nr. 8 begeben und die Truppen mit folgenden Worten an— geredet: „Offiziere, Unter-Offiziere und Soldaten von Bel⸗ gischer Abkunft, Ich habe vernommen, daß die große jetzt ver⸗ handelt werdende Frage wegen der Trennung Belgiens und Hollands Unruhe in Eurer Mitte erweckt und Euch zu gro— ßen Irrthuͤmern leicht verleiten koͤnnte. Ich habe mich des— halb beeilt, in Eure Mitte zu kommen, und zwar als derje— nige, der Euch auf den Schlachtfeldern von Quatre— Bras und Waterloo mit dem Schwerdte in der Hand Eure natio⸗ nale Unabhaͤngigkeit erkaͤmpfen half. Jetzt, meine Freunde, haben wir, da in sehr kurzer Zeit die Frage der Trennung ganz entschieden seyn wird, nichts Andres zu thun, als zu
verhuͤten, daß aufs neue das Blut der Belgier in Stroͤmen.
fließe. Meine Sendung ist eine Sendung des Friedens, und darum haltet Euch nur an Meine Erklarung, die Euch durch Meine Proclamation vom Hten d. bekannt geworden, und Al— les soll ohne Ruhestoͤrung zur Ordnung zuruͤckkehren. Ver— theidiger des Vaterlandes! Bleibt Euren Fahnen getreu und erwartet vertrauensvoll das Resultat Meiner Bemuhungen.“
Die Herren Duͤcpetiaux, Pletinckr und Everard sind wiederum aus Bruͤssel hier angekommen und haben, wie man vernimmt, bei Sr. K. H. dem Prinzen von Oranien eine Audienz gehabt, die beinahe zwei Stunden gedauert hat. Ue— ber den Gegenstand, der in dieser Audienz verhandelt wurde, ist nichts bekannt geworden.
Der Minister de la Coste hat den Provinzial-Staͤnden der suͤdlichen Provinzen in einem Rundschreiben angezeigt, daß es ihnen fortan freistehen soll, sich bei Behandlung von Provinzial⸗Gegenstaͤnden derjenigen Sprache zu bedienen, die sie fuͤr gut befinden, doch wird gebeten, darauf zu sehen, daß die Sprache, deren man sich bedient, von den Einwohnern der Provinz verstanden werde. Ein aͤhnliches Rundschreiben ist von dem Herzoge von Ursel an alle richterlichen Behoͤrden der suͤdlichen Provinzen erlassen worden.
Die hiesige Zeitung sagt: „Die gegenwaͤrtige Regie— rung muß den Weg einer von Holland gaͤnzlich unabhaͤngigen Verwaltung freimuͤthig einschlagen. Jede Beschraͤnkung in dieser Hinsicht wurde die Meinungen aufreizen und der Wohl— that des Friedens entgegenwirken. Der Prinz von Oranien scheint diese Nothwendigkeit einzusehen, weil er bei der Ein— richtung seines Minister⸗Raths die Belgischen Minister auch mit dem Departement der Justiz beauftragt hat. Wenn wir die Freiheit lieben, so lieben wir vor Allem die Ordnung, ohne welche man dieselbe nicht genießen kann. Aber wir wissen, daß, um die Ordnung zu erhalten, man den Belgi— schen Provinzen ausgedehnte Bewilligungen sichern muß. Als Freunde der Wahrheit werden wir den Umfang dersel— ben nicht verhehlen, und mit Freimuͤthigkeit werden wir die Maaßregeln und Einrichtungen angeben, die allein Frieden und Wohlfahrt uns wiederschenken koͤnnen. Das Verfahren der zu Antwerpen errichteten Regierung, indem sie sich mit allen Aufgeklaͤrten und den einsichtsvollsten Patrioten umgiebt und ihre Versprechungen auf loyale Weise und im ganzen Um— fange erfuͤllt, kann dieser schrecklichen Krisis dadurch ein Ende machen, daß sie Belgien seine Unahhaͤngigkeit, seine Freihei— ten, die Elemente seines Gluͤcks und seine politischen Verbin— dungen mit den Europaͤischen Regierungen erhaͤlt.“
— — Antwerpen, 12. Okt. (Aus einem Handels⸗ Schreiben.) Unsere Communication mit Bruͤssel ist wieder offen und alle Hoffnung vorhanden, daß die Sache sich fried— lich endigen werde; die foͤrmliche Trennung Belgiens von
olland duͤrfte dabei freilich wohl nicht zu vermeiden seyn. Es ist nicht der Poͤbel, von dem die Revolution ausgegangen ist, der hohe Adel und die in unserem Lande immer starken Ein— fluß habende Priesterschaft sind die gewesen, welche das Feuer angefacht haben; allein sicher haben sie hierbei nicht das Re— sultat erwartet, was sich jetzt ergeben hat. Ob und was wir hier in Antwerpen bei der neuen Gestaltung der Dinge ge— winnen oder verlieren werden, kann nur die Zeit lehren. Die Geschaͤfte bleiben inbessen sehr still; der Geldmangel wird taͤglich groͤßer, und auf fremde Plaͤtze ist nur Amsterdam kurze Sicht zu verwechseln. Die Tribunale in Bruͤssel sind neu organisirt und sollten gestern „im Namen des Belgischen Volkes“ ihre Sitzungen wieder anfangen.
Gent, 12. Okt. Die Provinzial⸗Staaten von Ost— Flandern sind, in Folge der von einem großen Theile ihrer Amtsgenossen an sie ergangenen Aufforderung, gestern zum erstenmale im Regierungs⸗Gebaͤude versammelt gewesen, um uͤber die im Interesse der Provinz zu nehmenden Maaßre⸗
geln zu berathschlagen. Als uͤber eine allen anderen vor— angehende Frage, hat der Praͤsident zunaͤchst fuͤr noͤthig er— achtet, die Versammlung uͤber ihren Beitritt zu den Maaß— regeln der provisorischen Regierung in Bruͤssel abstimmen zu lassen. Nach einigem Hin- und Herreden uͤber die Ange— messenheit dieser Frage, so wie uͤber die Nothwendigkeit, daß der provisorischen Regierung Vertreter aus jeder Provinz hinzugefuͤgt werden, hat die Mehrheit der Versammlung die Frage bejahend beantwortet. Es wurde hierauf der Wunsch zu erkennen gegeben, daß ein National-Kongreß nach Maaß— gabe der Bevoͤlkerung jeder Provinz erwaͤhlt und je eher je lieber zusammenberufen werde, um uͤber das Schicksal der Nation einen Beschluß zu fassen. Der Praͤsident bemerkte hierauf, daß dies auch die Absicht der provisorischen Regie⸗ rung waͤre, und daß der National⸗-Kongreß ehestens zusam⸗ menberufen werden wuͤrde.
Die Versammlung der Provinzial-Staaten bestand aus 56 Mitgliedern, von denen sich 11 gegen die Anerkennung der provisorischen Regierung von Bruͤssel erklaͤrten und nach der im entgegengesetzten Sinne erfolgten Entscheidung die Versammlung verließen. Den Vorsitz in derselben fuhrte der aus Bruͤssel gekommene Graf Felix v. Merode.
Man glaubt, daß der jetzt in der Eigenschaft eines Spe⸗ cial-⸗Kommissarius hier befindliche Advokat von Grammont von der provisorischen Regierung zum Gouverneur von Ost— Flandern ernannt werden wird.
Das hier eingeruͤckte Corps von Pariser Freiwilligen hat zum Oberbefehlshaber einen Franzosen, der sich Vicomte von Pontécoulant und Adjutant des Don Juan van Halen nennt. Derselbe hat eine Proclamation erlassen, worin er in hochtoͤnenden Phrasen verkuͤndet, daß seine Ankunft der Hol— laͤndischen Partei die letzten Stuͤtzen genommen habe, daß keine Stoͤrung der offentlichen Ruhe zu befuͤrchten sey, und daß er und die Seinigen nur den Auftrag hatten, die be— drohte Unabhaͤngigkeit der Genter zu beschuͤtzen, ihre Rechte aber zu respektiren. ;
Wiewohl die provisorische Regierung von Bruͤssel den Hrn. de Coninck, in seiner Eigenschaft als Koͤniglichen und Kriminal-Prokurator, abgesetzt hatte, verrichtet derselbe doch bis heute noch diese Functionen und hatte an die ihm unters geordneten Beamten ein Rundschreiben erlassen, worin er sie zur strengsten Wachsamkeit ermahnt, indem unter den gegen— wärtigen Umstaͤnden jeder Frevler glaube, Alles ungestrast thun zu koͤnnen, und daher die groͤßten Graͤuelthaten veruͤbt werben. — Heute hat Hr. de Coninck inzwischen unsere Stadt verlassen.
Im Journal des Flandres liest man, es sey dem Hrn. Bartels, einem Mit-Verbannten de Potters und fruͤ⸗— heren sehr thätigen Mitarbeiter jenes Blattes (als es noch „le Catholique“ hieß), gegluͤckt gewesen, zu Bruͤgge einen. Trupp von Freiwilligen, ungefaͤhr 200 Mann stark, zusam⸗ menzubringen; in Folge dessen sey er darauf nach Bruͤssel gegangen, um der provisorischen Regierung von der Anwer⸗ bung dieser Mannschaften Kenntniß zu geben und von ihr die noͤthigen Gelder dazu zu fordern; die genannte Regierung habe jedoch, sey es nun aus Mangel an Baarschaften oder aus anderen Gruͤnden, lieber die gaͤnzliche Aufloͤsung jenes Trupps beschlossen. Hierauf sey nun Bartels nach Bruͤssel zuruͤckgekehtt, um seine Freiwilligen, deren Anzahl auf 2000 wi l, zu bringen er sich geschmeichelt habe, wieder abzu—
anken.
Bruͤgge, 12. Okt. Nachdem heute der Graf Felix v. Merode aus Gent hier angekommen war, hat er auch so⸗ gleich zur Verwaltung der Provinz West-Flandern eine Kom— mission eingesetzt, die alle Befugnisse und Amts, Verrichtun⸗ gen eines Provinzial-Gouverneurs uͤbernehmen soll. Dieselbe besteht aus den Herren F. de Meulengere, Herwyn und Jullien, saͤmmtlich hiesige Einwohner, die auch ihre Ernen— nung angenommen haben und bereits von den depatirten Mitgliedern der Provinzialstaaten anerkannt worden sind.
Gestern ist uͤber die hier errichtete besoldete Stadtwache eine Musterung gehalten worden; dieselbe besteht aus 400 . Unsere Buͤrgergarde wird aus 8 Compagnieen ge—
ildet.
Der General Goethals wird aus Bruͤssel hier zuruͤck erwartet.
Bruͤssel, 13. Okt. Herr Gendebien ist zum Mitgliede des Central-Comité der provisorischen Regierung und zum Praͤsidenten des Departements fuͤr das Justizwesen ernannt worden. — Den Dr. Trumper, einen Abenteurer, der lange Zeit in Griechenland gewesen ist, hat man zum Chef im Ge— neral⸗Stabe und zum Adjutanten Don Juans van Halen ernannt.
Der General Goethals trifft Anstalt, sich in die Provin⸗
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begeben, um daselbst die Milizen zu organisiren, Er ja fs er heel 30,000 Mann auf die Beine zu bringen.
Ehe Herr Ducpetiaux wieder nach Antwerpen abreiste, wohnte derselbe gestern einer Sitzung des Klubs bei, wo er mit großen Freudenbezeugungen empfangen wurde. Man machte in dieser Sitzung den Vorschlag, den Zeitungs⸗Stem⸗ pel abzuschaffen. Die Herren Jottrand und Levae, beide bei verschiedenen Zeitungen interessirt, erklaͤrten sich dagegen.
err Rodenbach jedoch, ein bekannter Insurgenten⸗Chef, der wahrscheinlich naͤchstens eine Zeitung herausgeben wird, war dafär und bekam die Mehrheit der Stimmen auf seine Seite. Es wurde sodann eine Kommission von drei Mitgliedern, an deren Spitze der Advokat Bayet steht, ernannt, um der pro— visorischen Regierung den Beschluß des Klubs mitzutheilen.
Vorgestern ist der hiesige Gerichtshof unter dem Vorsitze des Herrn von Guchteneere eroͤffnet worden. Der neu er—⸗ nannte General⸗Advokat Petit. Jean hatte seine Stelle an— getreten. Der Praͤsident sprach nur sehr wenige Worte und hob nach Verlesung der Installations⸗Akte die Sitzung wie⸗
auf.
. Abende fand im Theater zum Besten der Verwundeten eine Vorstellung statt. Der bekannte invalide Artillerist Char⸗ lier aus Luͤttich paradirte mit seinem hoͤlzernen Beine auf der Buͤhne, wo auch die sogenannte Amazone von Nivelles mit ihrer Waffe, einer Heugabel, erschien. Herr de Potter zeigte sich ebenfalls der Menge und wurde, wie natuͤrlich, von der Gallerie mit gewaltigem Laͤrm begruͤßt.
Der Pr. ' Fleminckx, Vorsteher der hiesigen Hospitaͤler, hat den protestantischen Glaubensgenossen dieser Stadt ange— zeigt, daß die ihrem Gottesdienst angehoͤrige Augustiner-Kirche nur einstweilen und in Ermangelung eines anderen Gebaͤu— des zum Hospital umgeschaffen worden sey; spaͤter wuͤrde die Kirche jedoch ihrer fruheren Bestimmung wieder zuruͤckge— eben werden. .
J Bei der provisorischen Regierung ist Beschwerde dar—⸗ über gefuͤhrt worden, haß man den in den Hospitaͤlern lie— genden Verwundeten Brod verabreiche, das ver schimmelt sey, und ein hiesiges Blatt beklagt sich daruͤber, daß darauf keine andere Antwort . worden, als daß das gute Brod uͤr die Ofsiziere bleiben muͤsse.
t Ein H in der provisorischen Regierung vom 8. Okt. dehnt die am 29. Sept. fuͤr die Stadt Bruͤssel verfuͤgte Verschiebung des Verfalls aller Handels-Effekten bis zum 25. Okt. auch auf die saͤmmtlichen Provinzen Belgiens aus.
Lüttich, 14. Okt. Die proviserische Regierung von
Bruͤssel hat gestattet, daß hier zwei Linien, Regimenter aus— eruͤstet werden. . .
; . Vandelin, bisher Professor an unserer Universitaͤt, ist zum Ingenieur⸗Major ernannt worden.
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Der von der provisorischen Regierung zum Buͤr germei⸗
er der hiesigen Stadt ernannte Graf von Berlaymont hat
6 . abgelehnt, angeblich, weil dieselbe sich mit sei⸗ nem Posten als Befehlshaber der Luͤtticher Buͤrgergarde nicht vereinigen lasse.
Deutschland.
Munchen, 13. Okt. Gestern Vormittag wurde zum Gedaͤchtniß der verstorbenen Mitglieder des militairischen Max, Jofeph-Ordens in der Hofkirche zu St. Michael ein feierlicher Trauer ⸗ Gottes dienst gehalten. Die hiesigen Be— satzungs-Truppen ruͤckten in Parade dazu aus, und die Artil⸗ lerie feuerte vom Tagsreveil an bis zum Zapfenstreich von Viertelstunde zu Viertelstunde einen Kanonenschuß. ᷣ
Nachmitrags war in der Hofkirche zum heil. Kajetan die Vigil und heute Vormittags das Requiem fuͤr Se. Majestaͤt den hochseligen Koͤnig Maximilian Joseph. J
Heilbronn, 14. Okt. Die hiesige Weinlese nimmt morgen ihren Anfang. Die Qualitaͤt, die sich durch die letzte anhaltend trockene Witterung sehr verbessert hat, wird dem 1826er Jahrgang vollkommen gleich und zum Theil noch fuͤr besfer als derfelbe gehalten. Da auf hiesiger Markung die meisten Weinberge im Winter bedeckt waren, so kann der Ertrag noch auf ungefaͤhr 2009 Eimer geschaͤtzt werden.
Darmstadt, 14. Okt. Die heutige Zeitung mel⸗ det: „Die Ruhe hat in Ober-Hessen keine weitere Stoͤrung erlitten und ist als vollkommen hergestellt zu betrachten. Da sich bei der Annaͤherung der Truppen die ausländischen In— surgenten aus dem diesseitigen Staatsgebiete entfernt haben, die Inlaͤnder aber, welche sich, mit wenigen Ausnahmen, nur durch die schrecklichen Drohungen der Ersteren verleitet den— selben angeschlossen hatten, in ihre Wohnungen zuruͤckgekehrt sind, so kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß sich kein Insurgent mehr innerhalb des Großherzogthum Hessen befindet. Es ist also ganz falsch, wenn man in öffentlichen
Blaͤttern liest, die Hauptmasse der Insurgenten habe sich nach der entgegengesetzten Seite des Vogelsbergs hin gewendet, wohin sie, wegen der Schwierigkeit des Terrains, nur mit Vorsicht verfolgt werden koͤnne. — Eben so ist es voͤllig unge⸗ gruͤndet, daß die Großherzoglichen Truppen Verwundete ge⸗ habt haͤtten, wie man ebenfalls in offentlichen Blaͤttern liest. Die Absendung eines weiteren Militair-Arztes in das Mili⸗ tair-Lazareth zu Friedberg, woraus man jenen Schluß gezo— gen hat, war eine von der Vorsicht gebotene Maaßregel, die zu einer Zeit genommen wurde, wo man noch nicht wissen
konnte, ob nicht die Truppen auf bewaffneten Widerstand ste⸗ ßen wuͤrden.
In unferm Artikel vom Jten d. M. (Nr. 249 der Groß herzoglichen Zeitung) ist unter den Kurhessischen Orten, worin Gräuelscenen vorgefallen sind, irrthuͤmlich auch Birstein ge⸗ da vielmehr Steinau und Selbold erwahnt Wir beeilen uns, diesen Irrthum zu berich—
nannt worden, werden sollten. tigen. . In der am gten d. gehaltenen 1 8ten Sitzung der zweiten Kammer der Landstaͤnde berichteten die Ausschuͤsse uͤber den Ab⸗ schluß des Haupt-Voranschlags der Staats Einnahmen und Ausgaben fur die Finanz-Periode 1830 - 32, ins besondere gber den Ausschlag der direkten Steuer und uͤber das Finanz⸗ Gesetz fuͤr die Jahre 1830 – 32. —⸗ Durch die von der zweiten Kammer der Landstaͤnde in der 117. Sitzung gefaßten Beschluͤsse uͤber den Haupt⸗Voran⸗ schlag der Staats-Einnahmen fuͤr 1330 — 32 sind folgende Einnahme ⸗Betraͤge angenommen worden; 1) Kameral⸗ Domalnen 764,467 Fl. Y) Forst⸗Domainen 779,000 Fl. 3) Regalien 47,288 Fl. 4) Trank⸗Steuer 449969 Fl. 5) Salz⸗ steuer und Salzregie 480,752 Fl. 6) Schieß⸗ und Reise⸗ paͤsse 8253 Fl. 7) Verbrauchst euer A100 Fl. 8) Wasserzoͤlle 10,000 Fl. 9) Rheinschifffahrts⸗-Octroi 59,321 Fl, 10) Chaus⸗ seegeld a2, 100 Fl. 11 Bruͤckengeld und Ueber fahrten 51,377 Fl. 12) Oeffentliche Waagen 754 Fl. 13) Sporteln 59,706 Fl. 14) Stempel 435,500 Ih 15) Gewerbe. Concessionen 573 Fl. 16) Einzugs- und Abzugsgelder 620 Fl. 17) Kol⸗ latergl-⸗Gelder 34,644 Fl. 18) Lotterie 8900 Fl. 19) Abga⸗ ben von Hunden 15,500 Fl. 20) Zollgefaͤlle 500,009 Fl. 24) Geldstrafen 98,511 Fl. 22) Ersatz-Gelder fuͤr aufgehobene Frohnden 6900 Fl. 23) Beiträge von Gerichtsherren zu Be⸗ soldungen 369 Fi. 24) Andere unmittelbare Einnahmen der Haupt⸗Staatskasse 6829 Fl. 25) Aus dem Betriebs⸗-Kapital—
117,855 Fl. — .
Hinsichtlich der Schlacht⸗Aceise stimmte die Kammer der Proposition der Staats-Regierung, diese Abgabe vom 1. Januar 1831 an aufzuheben, ein hellig bei. .
— — Gießen, 13. Okt. Leider haben sich vor etlichen Tagen in dem Kurhessischen Staͤdtchen Frankenberg tumultuari⸗ scheAuftritte ereignet. Ein Haufen des niedrigsten Poͤbels zog nach dem dasigen Rentamt, drang in dasselbe ein, schlug Thuüren und Fenster entzwei und veruͤbte noch andere Excesse in der Wohnung des Rentmeisters, der inzwischen entflohen war. Ob die Rotte auch die herrschaftliche Kasse daselbst er⸗ brochen hat oder nicht, war noch unbekannt. Es sind alle Schritte zur baldigen Habhajtwerdung derselben geschehen.
Kasfel, 14. Okt. Die Gesetzsammlung enthaͤlt im neue⸗ sten Blatte eine Kurfuͤrstliche Verordnung uͤber die Buͤrgerbe⸗ waffnung vom 11ten d. M. Demselben zufolge lsollen in saͤmmt⸗ lichen Städten und den sieben vorzuͤglich sten Flecken Kurhessens aus den Burgern, Buͤrgersohnen und Grundbesitzern vom 2östen bis zum 45sten Lebensjahre Buͤrger Compagnieen und beziehung s⸗ weise Bataillone gebildet werden. Jede Eompagnie hesteht nach Maaßgabe der Bevoͤlkerung der Stadt oder des Fleckens aus 50 bis 120 Mann. Die Mannschaft ist mit Musketen zu bewaffnen, neben welchen die , Sabel tragen. In den groͤßeren Staͤdten sollen au Buͤrger wachen zu Pferde errichtet werden, namlich: 1) zu Kassel eine Eska⸗ dron; 2) zu Marburg eine halbe Eskadron; 3) zu Fulda desgleichen; 4) zu Hanau desgleichen, unter den Befehlen des Regiments und resp. Bataillonsstabes in diesen Staͤdten. Die Bürger-Bataillone ꝛc. werden unter die Befehle des Seneral⸗ Kriegs- Departements gestellt, welches Se. Königl. Hoheit dem RKuͤrfuͤrsten die Commandeurs zur Ernennung vorzuschlagen und die Campagnie⸗Offiziere auf die Vorschlage der ' Commandeurs zu ernennen hat. Hinsichtlich des Garm⸗ son⸗Dienstes stehen sie unter den Sadt⸗Kommandanten.
Die meisten Mitglieder der landstaͤndischen Ver sammlung sind dereits hier angekommen und halten ihre vorberathenden
Konferenzen. . 6 Abend angekommene Hanaugr Zeitung
enthäͤst nichts von weitern Ruhestoͤrungen in Hanau. Pri . melden auch (der Kassellchen Zeitung zufolge), daß nach den (vorgestern erwähnten) Auftritten vom
ten und 11Iten und in Folge der festen Haltung des Mi⸗