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rier des Pays-Bas spricht, in welchem der Gedanke an eine Republik ganz bei Seite gesetzt ist und angenommen wird,
daß die große Mehrzahl des Kongresses sich fuͤr eine Mo— narchie entscheiden werde. Der Artikel untersucht alsdann, wer an die Spitze des Gouvernements zu stellen sey, und findet, daß die Wahl des Prinzen von Oranien durchaus nicht zulaͤssshz seyn koͤnne; eben so unzulaͤssig findet er jeden auslandischen Fuͤrsten und verlangt einen eingebornen Mo— narchen. Der Courrier de la Meuse setzt die Frage hinzu: „Auf wen soll nun die Wahl fallen? welche edle Familie des Landes soll auf den Thron gesetzt werden?“ Der Ab— fasser jenes Artikels sagt es nicht und weiß es hoͤchst wahr— scheinlich auch nicht, denn er schlaͤgt dem provisorischen Gou— vernement vor, „eine besondere Kommission zu bilden, um nach Thronkandidaten zu suchen und in dieser Beziehung die thaͤtigsten Schritte einzuleiten.“
In ihrer großsprecherischen Weise melden hiesige Zei— tungen, daß die in Mastricht befindlichen jungen Hollaͤndi— schen Soldaten eine ungeheure Furcht vor den Wallonen und namentlich vor den Luͤttichern hatten, die sie fuͤr Men—⸗ schen von uͤbernatuͤrlicher Gestalt und Körperkraft hielten; es seyen daher hald wichtige Nachrichten aus Mastricht zu erwarten.
In einer gestern hier stattgehabten vorbereitenden Versamm— lung hiesiger Waͤhler hat man sich bereits fuͤr neun Kandi— daten entschieden, unter denen sich die Herren von Gerlache, Nagelmackers, Raikem und D'Omalius-Thierry befinden.
Die hier bestehende „Société Gretry“ will ein Konzert n Besten unserer Verwundeten geben, und der Professor eelereg kuͤndigt oͤffentliche Vorlesungen fuͤr Offiziere an, die von den Kriegswissenschaften noch keinen Begriff haben.
Deutsch land.
Hannever, 23. Okt. Die Hanndöverschen Nach— richten melden im heutigen Blatte: „Da verschiedene Ge— meinden des hiesigen Landes, welche durch Hagelschlag, Ueber— schwemmungen oder eine geringere Ernte gelitten, wegen der erforderlichen Lebensmittel in Verlegenheit gerathen koͤnn— ten, so hat das Koͤnigl. Kabinets-Ministerium bereits am g. v. M. den , von fremdem Roggen und gegen— waͤrtig den Eingangs Foll von allen uͤbrigen aus der Fremde eingehenden Getreide⸗Arten bis auf Weiteres suspendirt, damit
rivatper sonen und Gemeinden, welche des sremden Korns beduͤr⸗ en, um so freier die guͤnstige geographische Lage des hiesigen Lan— des zu Beziehung der erforderlichen Vorraͤthe benutzen konnen. Auch haben viele Gemeinden bereits der an sie ergangenen Auffor— derung, durch Ankauf fremden Korns die Subsistenz ihrer aͤrmern Mitbuͤrger moglichst zu sichern, bereitwillig entspro— chen, welches um so erfreulicher ist, damit die auf den herr— schaftlichen Kornboͤden schon vorhandenen und außerdem auf herrschaftliche Kosten im Auslande angekauften Vorräͤthe, ohne der Privat-Speculation in den Weg zu treten, ihrer Bestimmung gemaͤß, fuͤr die Fälle des dringendsten Beduͤrf— nisses, insonderheit fuͤr das Fruͤhjahr, vorbehalten und zu ermaͤßigten Preisen der aͤrmern Klasse uͤberlassen werden koͤn— nen, während zugleich dafuͤr gesorgt worden, daß der Bedarf an Korn fuͤr das Militair durch Ankaͤufe im Auslande bis zur naͤchsten Ernte bereits gesichert ist. Daneben sind von Seiten der Regierung die geeigneten Verfuͤgungen getroffen, um den in dem dringendsten Nothstande sich befindenden Ge— meinden, durch Bewilligungen an Korn oder an Gelde, zu Anschaffung von Lebensmitteln die erforderliche Huͤlfe, so weit die Umstaͤnde solches irgend zulassen, sofort zu gewähren, und die Anstrengungen der Gemeinden, wie der Unter— stuͤtzungs- Comités, welche zu gleichem Zwecke die Mild— thaͤtigkeit des Publikums in Anspruch genommen haben, da— durch zu erleichtern, daß durch Verwendung außerordentlich bewilligter Geldmittel aus der herrschaftlichen Kasse, soweit die Verhaͤltnisse derselben solches gestatten und eine paßliche Gelegenheit sich darbietet, den Huͤlfsbeduͤrftigsten ein ange—
messener Arbeitsverdienst verschafft wird. Zu gleichem Zwecke . das Koͤnigl. Kabinets-Ministerium das Ober⸗Steucr⸗-Kol— egium autorisirt, sowohl hinsichtlich der Grundsteuer, welche ohnehin seit dem 1. Juli d. J. fuͤr das Ackerland um ein Zehntel allgemein herabgesetzt worden, als hinsichtlich der Per sonensteuer der 5ten und 6ten Klasse, an denjenigen Or⸗ ten, wo die eingetretenen Kalamitäten oder Mangel an Ver— dienst solches dringend noͤthig machen mochten, mit Stundungen und e nenen u Huͤlfe zu kommen; auch sind gleichzeitig 24 Seiten der Domainen-Kammer y,. der Einzie⸗ mg . etwanigen Stundung herrschaftlicher Gefaͤlle fuͤr ie beduͤrftigen Praͤstantarien mildernde Maaßregeln getrof— En, welche vereint mit jenen Verfuͤgungen den lebhaften
30sten des vorigen Monates ,,, 23 2 — n welcher der Erstere sein Beglaubigungsschreiben als Ge— schäftstraͤger des Königs von Danemark überreichte und als solcher anerkannt wurde. Tages darauf uͤberreichte der Ba—⸗
täten zu mildern, deren m ung lei —
,. . ,. g leider nicht in ihrer armstadt, 21. Okt. In der am 16ten d. M. gehal⸗
tenen 121sten Sitzung der Zten Kammer der .
genstaͤnde Bericht erstattet: uber den Erlaß der 1sten Kammer den Antrag des Abgeordneten Grafen Lehrbach 22. ueber⸗ lassung der als Großherzogl. F Domaͤnen zur Bestreitung der Civil Liste betreffend, uͤber einige bei Gelegenheit des AusgabeBudgets von der 1sten Kammer gefaßte abweichende Beschluͤsse, (woruͤber sogleich be⸗ rathen wurde) uͤber den Erlaß der 1sten Kammer wegen der 14 , ,, vnn,
Hanau, 19. Okt. Gestern Abends gegen 7 Uhr setzte plotzlich Feuerlaͤrm unsere Stadt in 2 ö ,. war in einem Hause der äußern Stadt mit solcher Heftigkeit ausgebrochen, daß man fuͤr die anstoßenden Gebaͤude nicht ohne Besorgniß war; der ruͤhmlichen Thaͤtigkeit unserer wackern Einwohnerschaft gelang es indessen schon in einer Stunde, dem verheerenden Elemente Schranken zu setzen. Nicht die mindeste Unordnung ist dabei vorgefallen, vielmehr wetteiferten Alle in strenger Erfuͤllung ihrer Bürger- und Menschenpflichten, auch herrschte wahrend der Nacht die vollkemmenste Ruhe. Wie man vernimmt, war diese Feuers— brunst durch Gebrauch des Kartoffelstrohes beim Einheizen entstanden. — Zugleich koͤnnen wir (sagt die hiesige Zei— tung) die Versicherung geben, daß in allen Theilen der hiesi⸗ gen Provinz die tiefste Ruhe herrscht und eine Storung derselben wohl nirgends zu befuͤrchten ist.
tali e n.
Der National meldet in einem Schreiben aus Rom vom 4. Okt,: „Der Kardinal , hat an meh⸗ rere Franzoͤsische Bischoͤfe apostolische Schreiben erlassen, da— mit die Gallikanische Kirche unter dem neuen Monarchen wieder Kraft und Ansehen gewinne. In einem dieser Schrei— ben. befiehlt der Papst dem Kardinal Fuͤrsten Rohan, das im Jesuiten-Kollegium zu Freiburg versammelte Konventikel auf— zulösen und die daran Theil nehmenden Bischoͤfe in ihre Didcesen zuruͤckzuschicken. Das zweite Schreiben ist an den Erzbischaf von Avignon gerichtet, der sich gegenwartig mit dem Vischofe von Marseille und mehreren anderen Franzoͤsi⸗ scheu Praͤlaten in Nizza befindet, und dem Se. Heiligkeit befiehlt, sich dem neuen Koͤnige zu unterwerfen, der von ihr anerkannt worden sey. Ein drittes Schreiben ist an den Paͤpstlichen Botschafter in Rom gesandt worden, der darin beauftragt wird, von der Franzoͤsischen Regierung die Aus— haͤndigung der Paͤpstlichen Bullen an die Erzbischoͤfe von Sens und Toulouse und die Bischoͤfe von Meaux, von Ba— vonne und Saint-⸗Dié zu verlangen, welche Pius VIII. im geheimen Konsistorium vom 65. Juli d. J. ernannt hat.“
Tuͤr kei.
Der Nuͤrnberger Korrespondent meldet i Schreiben ous Konstantinopel vom 27. Sept.: . gab der Secretair des Sultans bei Skutari in Äsien ein Fest, welches durch verschiedene Militair-Mandvers von 16,000 Mann, Illumination, Tafel und Musik verherrlicht wurde. Der Sultan, so wie die Tuͤrkischen und Fraͤnkischen Minister mit ihren Frauen, wohnten demselben bei. — Nach— richten aus Varna zufolge wird die Russische Armee, da von Seiten der Pforte bereits wieder eine Terminalzahlung er— folgt ist, am 2. Okt. von dort aufbrechen und ihren Ruͤck⸗ mar sch uͤber Silistria und Jassy nehmen. — Der neue König der Franzosen ist nun auch, auf Nachrichten aus Wien, von unserer Regierung anerkannt worden.“ .
Vereinigte Staaten von Nord ⸗Amerika. New Yerk, 9. Sept. Die Was hington⸗-Zeitung
vom 2ten d. M. meldet, daß der Praͤsident Jackson am 26 August Nashville verlassen und sich nach 85 begeben habe, um dort Unterredungen mit den Indianern zu halten. 3 letztgenannter Stadt warteten seiner bereits 16 oder 18
berhaͤupter der Chickasaws und ungefaͤhr 60 Häuptlinge der
Choktaws; von den Cherokesen aber und den ö . h Creeks war nichts
Dem Washington Telegraph zufolge hatte am Herr Steen von Bille eine Zu— Herrn van Buren,
unsch der Regierung bethaͤtigten, die Folgen von Kalami—
ron von Osten⸗Sacken dem genannten Staats⸗Secretair se Beglaubigungsschreiben als 8 9a
eschaͤftstraͤger Sr. Majestaͤt des
wurde von den Ausschuüͤssen unter Anderm uber folgende Ge
amiliengut anerkannten S der
Fahrzerge und 386 H
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Kaisers von Rußland und wurde gleichfalls in seiner neuen Wurde anerkannt. Vorige Woche hat sich an den Ufern des Lincoln und Weston, säé Meilen von Boston, eine große Anzahl Metho— disten zu einer Versammlung auf freiem Felde vereinigt. Viele Nichtmethodisten begaben sich, von Neugier ange— zogen, ebenfalls nach dem Orte. Man zaͤhlte vorigen Don— nerstag uͤber 3000 Personen jedes Alters, Standes und Ge— schlechtes, und uͤber 30 Prediger. Das Lager ist in einem herrlichen von Eichen beschatteten Thale aufgeschlagen. Die Zelte sind kreisfoͤrmig geordnet, und des Nachts brennen kampen an den Baͤumen. Die Gläubigen essen und trinken unter den Zelten und schlafen auf Stroh. Von Zeit zu Zeit ruft die Trompete das Lager zur Predigt, und die Zwischen—⸗ zeit wird mit Ermahnungen, Gesaͤngen und Gebet ausgefuͤllt. Die vollkommenste Ordnüng herrscht im Lager. Das Mineral⸗Bad in Saratoga kommt immer mehr in Aufnahme; vor kurzem langten im Laufe einer einzigen Woche gegen 1000 Badegaͤste dort an, was fruͤher noch nie der Fall gewesen war. In Neu-⸗Orleans ist zu Anfange des vorigen Monats das gelbe Fieber wieder ausgebrochen.
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26. Oktober. Nachrichten aus Danzig zufolge, sind im Monat September von da 127 Schiffe, vorunter aur eines mit Ballast, theils nach Englischen theils nach Niederlaͤndischen, Hanseatischen, Daͤnischen, Franzoͤsischen, Schwedischen, Hanndverschen, Oldenbur⸗ gischen und Amerikanischen Hafen in See gegangen. Dermalen befinden sich in den dasigen Gewaͤssern: im Ha⸗ fen 17 Schiffe, 8 Lichterfahrzeugez auf der Rhede 13 Schiffe, 1 Lichterfahrzeug; in den Binnen Gewaͤssern 28 olztriften. Auf dem Elbingflusse sind in Elbing angekommen 94 Fahrzeuge, wovon sich gegenwartig dort befinden 2 Bordinge, 2 Danziger Kaͤhne, 4 Jachten, 10 Oderkaͤhne und 2 Kurische Kaͤhne. Die Deich- und lUlfer⸗ arbeiten sind in verwichenem Monate Sept. aus allen Kraͤf⸗ ten fortgesetzt, und auch an der Räumung der Vorfluths— Kanaͤle und Graben und an der Verstärkung der inneren Verwaltungen in den Werdern und Niederungen wird mit Anstrengung gearbeitet. An den Haupt⸗Deichen der Nogat haben sich im Laufe des Sommers auf verschiedenen Stellen beider Ufer große Beschaͤdigungen gezeigt, indem der Strom die Ufer und die Deiche mit großer Gewalt so unter spilt hat, daß die Deiche theilweise sich der Laͤnge nach gespalten haben und in den Fluß, der dort eine senkrechte Tiefe von 30 bis 40 Fuß erhalten hat, gestuͤrzt sind. An einigen Stel⸗ len ist die Kronenbreite der Deiche bis auf 1 Fuß zusam⸗ mengeschmolzen. Es wird an der Wiederherstellung dieser schadhaften und große Gefahr drohenden Stellen mit Thaͤ— tigkeit wieder gearbeitet, und es sind alle Krafte in Bewe— gung gesetzt, um durch Deck werke, Buhnen und Verstaͤrkung der Deiche die drohende Gefahr abzuwenden.
Berlin,
Aus stellung der Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste.
Dritter Artikel. Schadow sche Schule. .
Sechs Fahre reichen hin, um gesehen zu haben, wie W. Schadow's Schule, welche ät die ungetheilte Bewunderung der Kenner und Kunss reunde besitzt, von , unsichern An⸗ geradesweges vorgeschritten un sich zu der reichen und len Bluͤthe hat entfalten koͤnnen, in der sie gegenwartig er⸗ scheint. Auf der letztverwichenen Ausstellung im Jahre 1828 war man üäberrascht und erstaunt über so schnellen Wachsthum; bei Einigen wurde durch das ünerwgrtete der Eindruck bis zu Ae wunderung und Enthusiasmus gesteigert, Andere, zu Widerspruch dadurch angeregt, ließen vornchmere Zweifel und Bedenklich kei ten hoͤren, welche damals allerdings nicht ganz widerlegt werden konnten. ECinsichtige und Wohlwollen de gaben sich dem Geleiste⸗ ten hin und hofften das Beste. Jetzt sind die Hoffnungen der Letzteren übertroffen, die Zweifel Jener muͤssen schweigen, und es bedarf auch keines Enthusigsmus mehr; ruhiger Genuß und ru⸗
higes Urtheil ist bei allen Theilen eingetreten. 4 Nicht so bestimmt, wie bei der Wach'schen Schule, laͤßt. sich auch die Eigenthümlichkeit der gegenwärtigen mit wenigen 3fgen hinzeichnen, ein Umsand, der chr gewiß nicht zum Nachtheil ge— reichen wird. Sie war überdies bis jetzt noch in bestaͤndigem Fortschreiten und zeigte sich jedesmal neu, so daß gewisse aͤußere Hiertmale, an denen, ste sich vielleicht kund giebt, dagegen nicht aufkommen. Statt also sogleich von derselben ein C arakterbild entwerfen zu wollen, mag vielmehr angedeutet werden, wie und aus welchen Elementen die Schule zu ihrem jetzigen Reichthum, wie zu ihrer Vielseitigkeit und ihrer Einheit gediehen, und pie
ngen
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den, welcher mit Selbstverlaͤugnung und Aufopferung den Keim jugendlicher Neigungen in seinen Schülern zu wirklicher känst lerischen Faͤhigkeit und Gediegenheit heraufzuziehen wußte. Nicht kalte, aͤußerliche . von Regeln und Handhabungen, nicht Durchsetzen des eigenen Geschmacks und der eigenen Rich- tung, nicht jene schulmeisterliche, korrigirende Anweisung ver⸗ mochte das, sondern nur liebevolle Hingebung an die Schsiler und die freieste und umsichtsvollste Leitung, nur ein solche, welche die Geister beherrscht und behütet, welche überall in den jugendlichen Gemuͤthern selbst gegenwaͤrtig und da von innen heraus wirksam ist, ohne sich im Acußern geltend machen zu duͤr⸗ . ja ohne von denen, uͤber welche sie waltet, nur gefuͤhlt zu werden. Im Jahr 1826 zeigte Huͤbner schon Innigkeit in seinen Bil⸗ dern und einen nicht mehr zweifelhaften Sinn fuͤr das Liebliche; die Malerei hatte zwar Farbenfrische und den sanften kö wodurch sich des Meisters Werke immer ausgezeichnet, aber sie war noch furchtsam und zaghaft; dem großen Fleiß der Ausfuͤh⸗ rung gelang es kaum, sich zu verbergen. Von Lasuren und so⸗ gar Schraffirungen machte die ganze Schule um so uncinge⸗ schraͤnkteren Gebrauch, als bei dem Streben, Licht und Farbe zusammenzubringen, gewandte Auffassung der Natur und er⸗ fahrne Berechnüng ihr meistens noch abging. Theodor Hilde⸗ brandt befand sich zu derselben Zeit schon auf dem besten Weges der Ausdruck des Schmerzes war ihm Üͤbergus gelungen. Zwar schien ihm ein bekannter tragischer Künstler, denn er stellte Lear trauernd um seine Tochter Kordelig dar, wesent⸗ lich dabei zu Huͤlfe gekommen zu seyn; allein auf der naͤchsten Ausstellung machte er es offenbar, wie sehr er die Miene und die Sprache der Seele auch ohne solche Unter⸗ stuͤtzung in seiner Gewalt habe. Nach Tasso malte er die Scene, wo Chlorinde im Verscheiden von ihrem geliebten Tankred, mit dem sie unerkannter Weise gefochten, noch die Taufe empfaͤngt; ein Moment mit so vielen sich begegnenden Affekten, daß nur ein Ma⸗ ler, der sich in diesem Punkte etwas zutraute, ihn ungestraft waͤhlen durfte. Hubner aber trat aufder Ausstellung vom Jahr 1323 mit einem Gemaͤlde nach Goͤthes Gedicht „der Fischer“ hervor; welch eine Gewandtheit und Freiheit der Technik wurde hier auf einmal er⸗ kannt! Rur fürchteten Kenner von dem noch immer indiskreten Gebrauch der Lafurfarben theilweises baldiges Nach dunkeln, das in der That schon jetzt bemerkbar geworden. Die Composition selbst war innerlich gefaßt, in ihrer Anordnung vielleicht noch et was ungewandt, befonders aber die Zierlichkeit und Lichlichkeit noch nicht ganz von dem Suͤßlichen gereinigt und befreit. Doch keine Spur diefes Tadels wurde mehr augetröffen auf den wunder⸗ schoͤnen Ecksiguren eines halbkreisrunden Bildes nach Ariost, ohne Zweifel das Höchste von Adel und Lieblichkeit, was damals ausgestellt wurde. Ein großes Talent, das bisher in dieser Schule fast ganz unbe= merkt geblieben, indem es mit Portraits und den Beiwerken in den Bildern des Meisters war beschaͤftigt worden, stellte sich vor zwei Jahren sogleich in entwickelter Kuͤnstlerkraft dar Karl Sohns Rinald uͤnd Armide fesfelten aller Augen; da war Liebe, Äebesfehnsucht und Liebesgluͤck ausgedruͤckt; das gesammte Kolo⸗ rit hatte Wahrheit, Leben, Glut, Bedenkliche versuchten es, den Eindruck, dem sie sich selbst nicht gan entziehen konnten, nur auf den ungewöhnlichen Glanz und Schmelz der Farbe zu bezie⸗ hen und überdies dadurch verdaͤchtig zu machen, daß der reizende Gegenstand und die Situation das Urtheil besteche: nicht beden⸗ kend, zu welcher Kraft eben die Darstellung gediehen seyn muͤsse, um dies nur zu koͤnnen. Endlich außer anderen weniger eigen⸗ thuͤmlichen Talenten gehort Karl Lessing, ein origineller Geist, der Schule an, der sich schon das letzte Mal zugleich alz Land= schafts- Üünd Historienmaler vom seltensten Beruf ankuͤndigte; er ab damals eine poetisch erfundene Felsenburg und eine S lacht⸗ ie von siegender Einheit der Conception, beide Stucke, des unverholensten Lobes werth.
Ein Gemeingeist, ganz unleugbar, ist es, der mit allgemeinem Aufschwung die Kraft jedes Einzelnen zu erhöhen, scheint, die staͤrkere vor Abwegen der Einscitigkeit schirmt, die schwaͤchere aber erhebt und mit fortreißt. Wie viel jeder von eignem Streben dazu eingebracht, war auf den letzten Ausstellungen zu ersehen, wie viel er dafuͤr zuruͤck empfange, deutet die jetzige an. Huͤbner, dem Meister zünaͤchst, bildete seine entschiedene Weisung auf das Liebliche, Friedliche, Zarte und auf die Schdnheit redlich aus; Hildebrandt steuerte seinerseits bei durch fruͤhe gluͤckliche Erfas⸗ fung schmerzlicher, Sohn durch empfundene Innerlichkeit be Darstellung reizender Affekte, uͤberdies durch Feuer und Schmelz des gefammten Kolorits, das die Wahrheit bis e Poetischen sicigekt. Er und Hübner besonderzs gingen in en chtiger solider Technik des Qelmalens voran. Mücke noch minder entschieden, ZTußerte Liebe far ausgedehntere historische Composition; aber 95 reichsten Fond, durch welchen der Gesammtgeist am meisten ist belebt worden, brachte Lessing ein: energischen, vielseitigen Na⸗ tursinn, einen auf das Traͤgische conc'ntrieten Geist, ferner, wie es scheint, einen großartigen Unwillen gegen alles Schwaͤchliche und Verkümmerte der, Hegenwart gemildert durch tel ische Trauer uͤber das. Dahinschwinden alter Große. Auf der n Saite hang zu maͤchtigen, gewaltigen, gebieterß= schen Situationen, auf der andern' eine tiefe und ernste Senti⸗ mentasst at, die zuweilen an sanftg, gber maͤnnliche Melancholie
graͤnzt, an eine Melancholie, wie sie kerngesunder Kraft in ihrer
ein Talent sich am andern erweckt und entzündet zu haben scheint. Dem Meister zunaͤchst muß hier die gefuͤhlteste Anerkennung wer⸗
alle wohl eigen scheint, Zwei gewandte Genre r ere hf rfn! und . Schröͤtter kauften sich ein mit