1830 / 303 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Allgemeine

Preußische St

aats-Zeitung.

Me 303.

Amtliche Rachrichten.

Kronik des Tages.

Angekommen: Der General-⸗Major und Kommandant von Kolberg, von Ledebur, von Kolberg, Se. Excellenz der Koͤnigl. Polnische Divisions⸗General Rautenstrauch, von kuͤbeck.

Abgereist: Die Kaiserl. Nussischen Feldjaͤger, Lieute⸗ nant Kusmin, als Courier nach St. Petersburg, und Liebert, als Courier nach Warschau.

Zeitungs-Rachrichten. Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 23. 9Okt, Nachdem der Militair⸗ Gouverneur von Moskau dem Kaiser berichtet hatte, daß die ersten Symptome der Cholera sich in jener Hauptstadt zeig⸗ ten, erhielt derselbe von Sr. Majestaͤt folgendes Schreiben: „Mit herzlichem Bedauern habe ich Ihre betruͤbende Anzeige erhalten. Benachrichtigen Sie Mich durch Estafetten uͤber den Gang der Krankheit. Von Ihren Berichten wird Meine Abreise abhaͤngen. Ich komme, um mit Ihnen Gefahr und Muͤhe zu theilen. Ergeben wir uns in den Willen des All— Ihnen getroffenen Maaß—

mächtigen. Ich billige alle von n P regein. Danken Sie in Meinem amen Allen, die Ihnen

mit ihren Bemuhungen beistehen. Ich hoffe jetzt am meisten von Ihrem Eifer. Den 6. October.“ Kaum war dieses Schreiben in Moskau angelangt, so trafen auch Se. Maje⸗ staͤt der Kaiser (am 11. Oct. Vormittags) zur großen Freude der Einwohner in der alten Residenzstadt des Reiches ein.

Um die fruͤher gegen die Cholera getroffenen Maaßre⸗ geln zu vervollstaͤndigen, und diese Krankheit um so schneller auszurotten, haben Se. Majestaͤt für noͤthig befunden, die Stadt Moskau von einem Militair⸗Kordon umzingeln zu lassen, und zu befehlen, daß mit Ausnahme der Begleiter von Zufuhren an Lebensmitteln, fuͤr deren Verkauf besondere Plätze angewiesen sind, Niemand ein und ausgelassen werden solle. Se. Majestaͤt halten dafuͤr, daß diese fuͤr einige Zeit enommene Maaßregel, die nur die Unterdruͤckung der Krank—⸗ hal re m mecet, die Einwohner nicht sehr beunruhigen konne, und um so weniger, da fuͤr ihren Unterhalt gehoͤrige Fuͤr⸗ sorge getroffen ist.

In Bezug auf das obige Kaiserliche Schreiben bemerkt die Nordische Biene: „Europa bewunderte Catharina II., die sich die Blattern einimpfen ließ, um unsern Vaͤtern ein aufmun— terndes Beispiel zu geben. Was wird es jetzt sagen, wenn es vernimmt, wie bereitwillig Nikolaus ist, Muͤhen und Ge⸗ fahren mit allen Seinen Unterthaneu zu theilen!“

Die Nordische Biene enthaͤlt auch amtliche Berichte uͤber den Gang der Cholera in Moskau bis zum 17ten d. M., de⸗ nen zufolge, seitdem sich diese Krankheit dort zeigte⸗, 1091 Personen erkrankt, 14 wieder genesen und A467 gestorben wa⸗ ren. Abnehmen; bis zum 2ten dieses Monats erkrankten dort Jä6ß Individuen; es genasen 317; 329 starben und 109 la⸗ gen noch krank darnieder. In den Gouvernements Kaluga, Tula. und Orloff ist der Gesundheits, Zustand unverändert gut. Im Wladimirschen Gouvernement hatte sich die Cho— era in den Städten Murom und Surdal und in einem Dorfe gezeigt, aber nur 7 Menschen hingerafft; außerdem starben hart an der Graͤnze des Nischegorodschen Gouverne—

ments in einem Dorfe, vom 22sten September bis zum 12ten

Berlin, Montag den 1sten November.

Im Simbirskoschen Gouvernement ist die Cholera im

1830.

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dieses Monats, 21 Personen und 7 lagen noch krank. Die genannten Dorfer sind umzingelt und außer aller Verbin— dung mit andern Ortschaften gesetzt worden.

Der General- Major Buschen ist zum Befehlshaber der

zweiten Brigade der zweiten Grenadier-Division ernannt worden. Am 17ten d. M. fand hier die feierliche Wiedereroͤffnung des Gottesdienstes in der Roͤmisch-katholischen St. Cathari— nen-Kirche statt, die in ihrem ganzen Innern prachtvoll re— staurirt worden ist; das Hochamt verrichtete der katholische Bischof Ignatius Eonvinus Pawloffski.

Bis zum 16ten d. M. waren in Riga 1148 Schiffe ein⸗ gelaufen und 926 abgesegelt.

Odessa, 16. Okt. Am gten d. M. verließ zum allge⸗ meinen Leidwesen der Bewohner, der General-Gouverneur von Neu-⸗Rußland und Beßarabien, Graf Woronzoff die Stadt Odessa, um sich zu seiner Familie nach Wien zu be— geben; vor seiner Abreise waren ihm von Seiten des Be⸗ amten-Personals und der Kaufmannschaft zwei große Ab⸗ schiedsmahle gegeben worden.

Seit einigen Tagen ist hier kaltes Wetter eingetreten, wo— bei indessen die Lnft heiter ist; des Morgens friert es bis⸗ weilen Eis.

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Warschau, 28. Okt. Se, Majestaͤt der Kaiser haben den Kaiserl. Russischen Wirklichen Staatsraͤthen und Mit⸗ gliedern des Kaiserl. Kabinets Andrejeff und Jastrebstow den Polnischen Stanislaus-Orden 2ter Klasse zu verleihen geruht.

In der vorigen Woche wurden hier mit Wechseln auf Rußland nur wenige Geschaͤfte gemacht, was, hiesigen Blaͤt⸗ tern zufolge, den Geruͤchten uͤber die sich immer mehr aus⸗ breitende Epidemie, Cholera morbus. zuzuschreiben ist, Da⸗ gegen fanden Wechsel auf mehrere Staͤdte Deutschlands einen schnellen Absatz. Auf Preußisches Courant und Preußische Kassenanweisungen wurde Agio gezahlt, und darin viel gemacht.

Unsere Pfandbriefe stehen 907. Die Certificate der Cen⸗ tral-Liquidations-Kommission 35; und werden die Partial⸗ Obligationen vou 300 Fl. mit 336 Fl. bezahlt.

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Paris, 24. Okt. Gestern Mittag um ? Uhr hatte der Graf von Ofalia die Ehre, Sr. Majestaͤt dem Könige in einer Privat-Audienz, zu welcher der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten ihn begleitete, sein neues Kreditiv als Koͤnigl. Spanischer Botschafter am hiesigen Hofe zu uͤberreichen. Nach beendigter Audienz wurden Se. Exzellenz auch Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin und den Mitgliedern der Koͤnigl. Fa⸗ milie vorgestellt.

Der Moniteur enthaͤlt in seinem heutigen Blatte einen Bericht des Großsiegelbewahrers an den Koͤnig, woxin dieser Minister auf die bekannte Angelegenheit des Grafen von Peyronnet wegen des von demselben ohne vorherige Be⸗ willigung der Kammern in dem Kanzlei⸗Gebaͤude des Justiz— Ministeriums auf dem Vendoöme⸗Platze verfuͤgten Baues eines Eß⸗ Saales, wofuͤr die Kosten sich auf 179,865 Fr. be⸗ liefen, zuruͤckkommt. Man wird sich erinnern, daß diese bereits im Jahre 1828 mittelst Koͤnigl. Verordnung bewilligte Summe im Jahre 1829, wo die Verordnung in ein Gesetz verwandelt werden sollte, von beiden Kammern, als gesetzwidrig vergus⸗ gabt, verweigert wurde, und daß man im Laufe der darüͤbzr gepflogenen Berathungen der Meinung war, die Ausgabe muͤsse dem Minister selbst zur Last fallen, der sie, ohne sich in die gesetzlichen Formen zu fuͤgen, angeordnet habe. Kaum war diefer Beschluß gefaßt, als die Bauherren und Liefe⸗ rauten reklamirten und auf das dringendste die Befriedi⸗ gung ihrer Forderungen verlangten. Da sich nirgends ein disponibler Fonds dazu vorfand, so extraähirte der Großsie⸗