1830 / 303 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Departements des Indre und der Loire alsbald wiederherge— stellt worden.

General Lamarque ist am 21sten d. in Angers eingetroffen.

Die Herzogin von Gontaut, Gouvernante des Herzogs von Bordeaux ünd seiner Schwester, ist aus England hier angekommen, wie man glaubt, um ihre Privat-Angelegenhei— ten zu ordnen und dann zur Koͤnigl. Familie nach Edinburg zuruͤckzukehren.

Die bisherigen Praͤmien auf den Stockfischfang sind durch eine Koͤnigl. Verordnung um 1 Million erhoht worden.

Großbritanien und Irland. London, 23. Okt. Ein Korrespondent der Times theilt die Skizze eines Planes mit, dem Mangel an Kapi— talien in Irland abzuhelfen und die dasige Bevslkerung ohne Einfuͤhrung von Armen-Gesetzen zu beschaͤftigen. Es wird unter Anderem vorgeschlagen eine Abgabe auf Laͤnbereien zu setzen, wie in den Vereinigten Staaten, und diese zu Ver—

besserungen im Innern, wie Kanäle, Eisenbahnen, gute Ha⸗—=

fenplaͤtze u. s. w. zu verwenden, und dadurch 500, 000 Men— schen zu beschaͤftigen; auch sollen von den 5 Millionen brach— liegenden Acres Landes 3 Millionen kultivirt und in Pacht— guͤtern, jedes von 30 Acres, eingetheilt werden, die eine Million Menschen ernähren wuͤrden.

In Dublin fand vor einigen Tagen das uͤbliche jäͤhr— liche Mittags mahl der Freunde und Unterstuͤtzer der Clondal— kin⸗Freischule statt, an welchem 3 400 Personen Theil nah— men; auf den Galilerieen hatten sich eine Menge Damen ein— gefunden. Herr O'Connell, der an der Tafel den Vorsitz

hatte, hielt eine lange Rede uͤber den dermaligen Zustand Irlands und uͤber die Proelamation des Herzogs von Nor— thumberland, wobei er darzustellen suchte, daß letztere den Un— terthanen des Koͤnigs ein verfassungsmaͤßiges Recht nicht entziehen koͤnne; den Beschluß derselben machte der Toast: „eine baldige und vollstaͤndibe Aufhebung der Union“, der

mit dem lautesten Enthusiasmus aufgenommen wurde.

Auf Befehl des Herzogs von Wellington, als Constabel des Towers, werden die um den Tower sich herumziehenden Ufer der Themse gereinigt und tiefer gegraben werden, was seit Carl's II. Zeiten nicht geschehen ist; die Arbeiter hoffen bei dieser Gelegenheit Muͤnzen und sonstige werthvolle Ge— genstaͤnde aufzufinden, die sich der Sage nach dort befinden ollen. . Die in London bestehenden 16 Feuer⸗-Assekuranz-⸗Gesell— schaften sollen in den letzten 7 Jahren fuͤr von ihnen gezeich⸗ nete Versicherungs-Summen der Regierung 3,380, 151 Pfd. an Abgaben gezahlt haben.

uͤglich in der letzten Woche haben sich einige Besorgnisse uͤber

it Menge edlen Metalles geaäͤußert, die von hier nach dem welche an diesem Gefechte Theil genommen, zog darauf nach

Auslande verschifft wurde. Diese Besorgniß ist ganz grund—

los. So lange England der Stapelplatz fast aller in Mexiko l und Brasilien produzirter edler Metalle ist, so lange muͤssen einen Einfall von Pluͤnderern aus Bruͤgge hefuͤrchtete. Die .

wir bestaͤndige Verschiffungen derselben von hier aus erwarter

Bei den in Kent stattfindenden Unruhen ist es haupt— saͤchlich auf Zerstoͤrung der Dreschmaschinen abgesehen; der Speetator macht die aͤrmere Kasse darauf aufmerksam, daß sie gegen diese Maschinen am wenigsten zu Felde zu ziehen Ursfache haͤtten, da ein nicht unbetraͤchtlicher Theil von Koͤr— nern (273 Procent.) die bei der sonst gewoͤhnlichen Art des Ausdreschens verloren gehen wuͤrden, vermoͤge dieser Ma— schine mehr gewonnen, und somit natuͤrlich die Kocnpreise verhaͤltnißmaͤßig billiger gemacht wuͤrden.

Nied er Jg n de,

Aus dem Haag, 25. Okt. In der gestrigen Ver— sammlung der zweiten Kammer der General-Staa— ten wurden drei von einer Koͤnigl. Botschaft begleitete Ge— setzEntwuͤrfe vorgelegt. Der erste betrifft das Budget fuͤr das Jahr 1831, und heißt es darin, daß, da unter den ge— genwärtigen Umständen die Entwerfung eines Etats fuͤr die nördlichen Provinzen unmsglich sey, vorläufig die Abgaben, wie sie im Gesetze vom Dezember 1829 bestimmt seyen, bei— behalten werden sollten, und dagegen das Gesetz v. J. 1830, welches eine Abgabe vom Kaffee vorschreibt, nicht eingefuͤhrt werde. Ferner spllen die Ausgaben so weit sie die noͤrdlichen Provinzen angehen, vorläufig und in Erwartung naͤherer Bestimmungen auf dem Fuße des Jahres 1839 beibehalten werden. Der zweite Gesetz-Entwurf betrifft die Summe, welche im Jahre 1831 zum Ankaufe und zur Ablosung der Staatsschuld verwandt werden soll. Das Syndikat wird er— maͤchtigt, dazu eine Summe von 1,750,090 Gulden zu ver— wenden. In dem dritten Gesetz⸗Entwurf endlich wird dar— auf angetragen, daß die Haupt⸗ Summen der Grundsteuer

fuͤr die noͤrdlichen Provinzen, so wie sie fuͤr das Jahr 1830 bestimmt worden, auch fuͤr das folgende Jahr als Norm die— nen sollen. Die Kammer beschloß, diese Gesetz-Entwuͤrfe zum Druck zu befoͤrdern, verwandelte sich darauf in ein General-Comité und ging zur Berathung der Antwort auf die Königl. Thronrede uͤber.

Herr Pescatore, Mitglied der zweiten Kammer fuͤr das Großherzogthum Luxemburg, befindet sich dermalen in der hie— sigen Residenz.

Die Staats-Courant enthaͤlt uͤber das (gestern un— ter Antwerpen erwahnte) Gefecht bei Oostburg in Seelaͤn— disch- oder Staats-Flandern einen amtlichen Bericht. Es heißt darin: „Der Theil der Provinz Zeeland, welcher jen— feits der Schelde liegt, ist aufs Neue durch die Insurgenten des benachbarten Flandern heimgesucht worden. Am 20sten Vormittags erschien ein Trupp, ungefaͤhr 710 Mann stark und angefuͤhrt von einem gewissen Ernst Grégoire, in Terneuzen. Der Letztere, der von der provisorischen Regierung in Bruͤs— sel den Auftrag hatte, sich in Besitz des noͤrdlichen Flanderns zu bringen, forderte von der staͤdtischen Behoͤrde in Terneu— zen deren Anerkennung der provisorischen Regierung. Um einem moͤglichen Unfuge vorzubeugen, schlug die staͤdtische Behoͤrde diese Forderung nicht geradezu ab, sondern erklaͤrte sich bereit, die Ansichten der Gemeinde daruͤber erst vernehmen zu wollen, jedoch duͤrfe keine fremde Fahne aufgesteckt und kein Eid von ihnen gefordert werden.

Die Insurgenten begnuͤgten sich nun, jene Behoͤrde zu zwin—

gen, eine Bekanntmachung wegen Aufhebung der Schlacht— steuer zu erlassen, welche abgezwungene Bekanntmachung je— doch von den Einwohnern sehr gleichguͤltig aufgenommen wurde, und nachdem er sich einer kleinen in den offentlichen Kassen befindlichen Summen, so wie einiger Gewehre bemaͤch— tigt hatte, zog der Trupp wieder ab. Abends kam er in Axel au, wo auf ahnliche Weise verfahren wurde, und wo man ebenfalls einige Gewehre und Patronen sich aneignete.

ie Insurgenten uͤbernachteten in Axel, und gingen darauf am 2Isten nach Hulst, wo sie die Gemeinde-Verwaltung, welche die provisorische Regierung anzuerkennen sich weigerte, absetzten, und sich der Gewehre der Kommunal⸗-Garde bemaͤch—⸗ tigten. Dieser Trupp schien sich darauf ganz zerstreut zu haben, als am 22sten eine neue Bande von gleicher Staͤrke in Ysendyke erschien, von wo sie, nachdem sie die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt hatte, nach Oostburg zog. Hier fand sie jedoch einen muthigen Widerstand von Seiten der ge— waffneten Einwohner, die von einer Abtheilung der Garnison des Forts Frederik Hendrik unterstuͤtzt wurde. Es gelang

4 denselben, die Insurgenten mit Verlust von 4 Getoͤdteten, Im Examiner heißt es: „Seit einiger Zeit und vor- einer Anzahl Verwundeten und mehreren Gefangenen ausein— ander zu treiben.

zr Unter den Getoͤdteten befindet sich einer der Anfuͤhrer, Namens Maréchal. Die Truppen-Abtheilung, Ysendyke und wollte sich von da nach Sluis begeben, wo man

Garnison des Forts Frederik Hendrik hat seitdem auch eine ansehnliche Verstärkung erhalten.“

Die Staats-Courant meldet auch: „Der Herr Thorn, der von der Regierung, die sich in Bruͤssel aufgeworfen hat, zum Gouverneur des Großherzogthums Luxemburg ernannt wurde, ist am 19ten d. Abends in Arlon angekommen, wo er vorlaufig seinen Sitz haben soll und wo er, wie man ver— nimmt, mit Freudenbezeugungen empfangen wurde.“

Die Festung Breda wird fortwaͤhrend mehr in Verthei— digungs-Zustand gesetzt; die Stadt wird auf zwei Monate mit Lebensmitteln versehen.

In Herzogenbusch kam am LZösten ein Bataillon des 13ten Regimentes an, welches, wie man vernimmt nach Mastricht bestimmt ist. Zur Deckung eines Transportes sind am 23sten 100 Kuͤrassiere von dem erstern Orte nach dem letztern abgegangen. Bereits hat man angefangen die Umgebung von Herzogenbusch, zur bessern Vertheidigung der Festung, durch Oeffnung der Kanaͤle unter Wasser zu setzen.

Man schreibt aus Dordrecht vom gestrigen Tage: „Den heute aus Antwerpen eingegangenen Berichten zufolge hat der Feind wiederum gestern Nachmittags unsere Trup— pen in deren Stellung angegriffen, und ist das Kanonen— und Gewehr-Fener bis spaͤt am Abende gehoͤrt worden. Von 5 Uhr an hat es sich jedoch immer mehr entfernt, so daß wohl nicht zu bezweifeln ist, daß der Feind wiederum auf allen Punkten zuruͤckgeschlagen und vertrieben worden ist. Privatberichten aus Mastricht zufolge hat die Stadt seit einigen Tagen ein ganz anderes Ansehen bekommen;

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-⸗Zeitung K 303

Alles war in Thaͤtigkeit, und die wichtige Festung in den besten Vertheidigungszustand gebracht worden. Ueber den Bosch und den Kanal entlang waren einige Schiffe mit Heu und anderen Beduͤrfnissen zur Vertheidigung der Stadt in die Festung hereingebracht worden. Um diesen Weg zur ferneren Anfuhr von Lebensmitteln gegen die Angriffe von Streif-Corps zu sichern, hat man starke Posten am ganzen Kanal auf ein— zelnen Punkten aufgestellt. Die Besatzung, die ungefaͤhr F009 Mann stark ist, wird auf diese Weise eine lange Blo— kade oder Belagerung aushalten koͤnnen. Auch war es in der Stadt ganz ruhig, und haben sich alle Geruͤchte von Gaͤh— rungen unter der Buͤrgerschaft nach strenger Untersuchung als falsch erwiesen.“

Es ist eine Bekanntmachung des Finanz-Ministers van Tets van Goudriaan erschienen, in der es heißt, daß, da fuͤr die von der Regierung eroͤffnete Anleihe von 20 Millionen Gulden sich nur ÜUnterschriften bis zum Belauf von 3,472,500 Gulden gemeldet hätten, Se. Majestaͤt der Koͤnig befohlen haben, daß unter Bezeugung des Allerhoͤchsten Wohlgefallens über den Eifer derjenigen, die jene Summe gezeichnet, das Anleihe⸗Projekt zuruͤckgenommen, und der gezeichnete Betrag nicht angenommen werden soll.

Der Altonaer Merkur meldet in einem Schreiben aus Amsterdam vom 23. Oktober: „Man will hier Nach— richt uͤber Antwerpen haben, daß von der Englischen Regie— rung Ordre zur Einschiffung von 10,00 Mann auf zwei Kriegsschiffen nach der Schelde gegeben worden, daß, nach Ankunft dieser Truppen in Antwerpen, eine Erklarung der großen Maͤchte erscheinen und das Einruͤcken anderer frem— der Truppen von der Landseite her erfolgen wuͤrde. Ich glaube hieran fuͤr den gegenwartigen Augenblick nicht, wohl aber, daß man sich auf eine solche Maaßregel vorbereitet, denn sie duͤrfte sehr bald nothwendig werden. Der dem Herrn van Geen gegebene Auftrag, dessen ich neulich er⸗ wähnte, scheint, wenn uͤberhaupt die Nachricht einigen Grund hat, nur ein bedingter gewesen zu seyn, durch den man auf keine Weise auf die letzten nachgiebigen Schritte des Prinzen von Oranien vorbereitet gewesen. Sie lassen sich nur daraus erklaͤren, daß er seine Ohnmacht fuͤhlte und Zeit gewinnen wollte; aber sie wirken gewiß schwaͤchend auf seine Streitkräfte zuruͤck, und er hat mit einem Gegner zu thun, der jeden Vortheil zu benutzen entschlossen ist. Antwerpen und Mast⸗

richt koͤnnen auf keinen Fall aufgegeben werden; auch ist ein

Waffenstillstand nur denkbar, wenn er von den fremden Maͤchten gewissermaßen geboten und von ihnen garantirt wird. Wie koͤnnte man auch mit einer provisorischen Regie— rung etwas mit einiger Sicherheit fuͤr die Zukunft bestim— men, und noch dazu mit einer solchen, wie die Bruͤsseler, de⸗ ren Interesse es offenbar ist, den gegenwartigen Zustand, der den bessern Buͤrgern Gewalt anthut, durch dieselben Mittel zu erhalten, durch die er herbeigefuͤhrt worden, naͤmlich durch fortwährende Aufregung des Volks, was denn auch vermit— telst der Klubs und der Presse taglich geschieht? Aber das Werkzeug ist ein zerstoͤrendes und wenn ihm nicht Raum zur Wirksamkeit nach außen geschafft wird, muß es im Innern verheerend bis zur Aufloͤfung fortwirken. Hier herrscht der beste Geist unter den hoͤhern und mittlern Klassen. Der König hat sich dem Volke der alten Oranier in die Arme geworfen; hoffentlich wird sein Vertrauen nicht getaͤuscht werden. Wen die Pflicht nicht treibt, mahnt das eigene In⸗ teresse. Auch hat die Bewaffnung in allen Provinzen den besten Fortgang. Unter diesen Umstaͤnden konnen freilich die Finanzen nicht gedeihen, und die Fonds bleiben gedruͤckt.“

Antwerpen, 25. Okt. Der General-Lieutenant Chasss, Kommandant unserer Festung hat Folgendes an den Ma⸗ gistrat der hiesigen Stadt erlassen: „Hauptquartier Antwer⸗ pen, 24. Okt. 1830. In meinem Schreiben vom 17ten d. hatte ich die Ehre, Ihnen, meine Herren, anzuzeigen, daß ein stilles und ruhiges Betragen der Einwohner mich allein wuͤrde bewegen konnen, noch einige Tage vielleicht zu war— len, ehe ich diese Festung in Belagerungs-Zustand erklaͤrte. Ich schmeichelte mir, daß diese Anzeige den gewuͤnschten Er— solg haben wuͤrde, doch hat die Erfahrung das Gegentheil bewie en. Demzufolge beehre ich mich, Sie zu benachrichten, daß ich die Festung Antwerpen von heute Mittag ab in Be— lagerungs⸗Zustand setze. Die Verbindung jeder Art mit Bruͤssel, Mecheln, Lier und Gent ist nun von diesem Augenblicke an

abgebrochen. Hinsichts der Fremden hat man streng die Ver—

fuͤgungen des Dekrets vom 24. Dec. 1811 zu befolgen, und tragt fuͤr die genaue Wahrnehmung desselben der Magistrat die persoͤnliche Verantwortlichkeit. Ich ersuche Sie, m. H., dem Inhajt des Gegenwaͤrtigen die groͤßtmoͤgliche Verbreitung zu geben.

Der Gouverneur hat den Nord-Niederlaͤndischen Beam⸗ ten verboten, nach Holland zuruͤckzukehren, weil er von Re— gierungswegen deshalb keine Vorschrift erhalten. Es ist ru— hig in der Stadt. Auf Befehl des General Chassé sind die Thore geschlossen, ausgenommen die nach Holland hin. Die fremden Konsuln gaben ihm ihre Besorgniß daruͤber zu er— kennen, daß die Truppen auf die Eitadelle gezogen werden moͤchten; er antwortere, daß die Stadt sowohl als die Cita— delle so lange als moͤglich vertheidigt werden sollten, und zwar ausschließlich durch Nord-Niederlaͤndische Truppen.

Die Belgischen Grenadiere und Jaͤger wurden gestern Morgen mit Urlaubspaͤssen nach ihrer Heimath fortgeschickt, allein die Aufruͤhrer außerhalb der Stadt schossen auf sie, sie mußten umkehren und wurden wieder in die Kasernen auf— genommen. ]

Die Hafen⸗Arbeiter werden hier mit Piken bewaffnet, um die Docken zu bewachen.

Die Brabanter Fahne wehete gestern noch von der Schlaͤch— ter⸗Halle.

Der Kanonendonner und das Kleingewehrfeuer werden fortwaͤhrend sehr nahe gehoͤrt. Es heißt, daß alle Haͤuser u. s. w., die in der Festungslinie liegen, geschleift werden sollen. Man sieht einzelne Bauerhoͤfe in Brand stehen.

Aus Amsterdam schreibt man: „Man schlug sich am 25sten bei Antwerpen schon in den Vorstädten. Die Cita—⸗ delle war auf sechs Monate verproviantirt, und General Chassé schien sich bis aufs äußerste halten zu wollen. Eine starke Macht von Kanonierschiffen deckt die Wasserseite. Die Belgier scheinen sehr starke Stellungen im Besitz zu haben.

Bruͤssel, 25. Okt. Durch eine Verfuͤgung der pro⸗ visorischen Regierung ist festgesetzt worden, daß die (gestern erwahnten) fuͤr verschiedene Provinzen ernannten kommissa— rischen Vertreter ihrer Macht, unter persoͤnlicher Verantwort⸗ lichkeit befugt seyn sollen: 1) die Wahlen zu betreiben; 2) die Wieder-Organisirung der Milizen zu befoͤrdern; 3) sofort

eine National⸗Garde zu bilden; 4) fuͤr die genaue Befolgung

der von der provisorischen Regierung erlassenen Befehle zu sorgen; 5) endlich auf den richtigen Eingang der Steuern, auf die Befolgung der Zoll-Gesetze, auf Unterdruͤckung der Unruhen u. s. w. zu sehen. Die provisorischen Vertreter der Regierung duͤrfen ferner alle Buͤrgermeister, Schoͤffen u. s. w. vom Amte suspendtren und haben uͤberhaupt uͤber alle Be— amten der Provinz, mit alleiniger Ausnahme des Gouver— neurs selbst, voͤllig zu verfuͤgen. Ueber ihre Thaͤtigkeit, so wie uͤber den Zustand der Provinz, welche sie bereisen, ha— ben sie taglich, sowohl der provisorischen Regierung als dem Gouverneur, einen Bericht zu erstatten.

Unter vielen anderen Individuen, die gestern hier wie⸗ der verhaftet worden sind, befindet sich auch der Franzose Parent, bekanntlich bis vor einigen Tagen Anfuͤhrer eines Frei⸗Corps und, wie er sich selbst bezeichnete, Mit-Stuͤrmer der Tuilerieen in den Juli-Tagen.

Der Courier des Pays-Bas meint, daß seit zwei Tagen der Gang der Angelegenheiten minder beunruhigend erscheine, indem die Verwuͤstungen und Pluͤnderungen auf— gehoͤrt haͤtten, die Freunde der Ordnung gemeinschaftliche Sache mit einander machten, und die Buͤrgergarden sich reor⸗ ganifirten. Alle Meinungen vereinigten sich, um die Unab— haͤngigkeit des Vaterlandes zu behaupten, und eine demo— kratische Monarchie zu begruͤnden.

Die Eroͤffnung der Athenaͤen und der vom Staate un⸗ terhaltenen Kollegien ist unterm 22sten Okt. auf den 18ten Oktober festgesetzt worden. Den Cursus fuͤr Hollaͤndische Sprache und Litteratur hat man abgeschafft. 9

Um Bankerotten vorzubeugen, ist neuerdings fuͤr alle faͤlligen Wechsel u. s. w. ein veriaͤngerter Indult ertheilt worden. ̃

Einer der in Mons mit Don Juan van Halen festge— nommenen Adjutanten ist der bekannte Dr. Trumper; der andere heißt Isler. Ein Buͤrger-Gardist von Mons, Herr Cadet de Beaupré, hat auf eigene Verantwortlichkeit, nach⸗ dem ihm die Schritte des Generals verdächtig vorgekommen waren, seine Arretirung bewirkt. Als er zu ihm um 67 Uhr

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