1830 / 306 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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erzoge von Cumberland und Cambridge, die Kabinetsmini,

er, die hohen Staatsbeamten, die fremden Botschafter und Gesandten und eine große Zahl anderer ausgezeichneter Per⸗ sonen empfing. Nach dem Lever bewilligten Se. Majestaͤt mehrere Audienzen, unter anderen auch dem Herzog von Wellington und Sir Robert Peel. Der Franzoͤsische Bot⸗ schafter und die Gesandten von Sieilien, Schweden, Wuͤr⸗ temberg und Rußland hatten feierliche Audienzen bei Ihrer Majestät der Königin, der sie Gluͤckwünschungsschreiben uber— reichten.

Gestern Abend besuchten Ihre Majestaͤten das Drury— lane⸗Theater. Schon fruͤh am Abend hatte eine unzählige Menge Menschen die Eingänge zum Schauspielhause bela— gert. Kurz vor 7 Uhr erschienen Ihre Majestaͤten und wur

den mit allgemeinem lauten Jubel empfangen; zur Linken

der Königin befand sich der Prinz Georg von Cumberland und zur Rechten des Koͤnigs der Herzog von Cambridge, Sobald es ruhiger ward, stimmte man das „God save the King“ an, dem alsdann die Vorstellungen folgten. Es war anfaͤnglich bestimmt gewesen, daß „der Rauber“, „der erlauchte Fremde“ und „Masaniello“ gegeben werden sollten; doch auf spaͤteren Befehl gab man an Stelle der letzteren Oper „die Hoch zeit des Figaro“, mit der die Vorstellungen begannen. Als diese Oper beendigt war, wurde das Volkslied „Rule Bri= tania“ gesungen und zum Schluß des Ganzen abermals „God save tsie King'. Die Bemuͤhungen der neuen Poli— zei um Ordnung zu erhalten, wurden bei dieser Gelegenheit dankbar anerkannt.

Heute fruͤh begab sich der Koͤn ig vom Palast St. Ja— mes nach seinem Palaste in Kensington.

Zu dem Mittagsmahle, das die Stadt London dem Koͤ— nige geben wird, sind 800 Personen eingeladen; wie es heißt, werden die Kosten des ganzen Festes nicht uͤber 5000 Pfd. betragen. Jeder Alderman und jedes Mitglied des Gemeinde— Naths erscheint in Begleitung seiner Gattin. Auf die Gal— lerieen, die sehr beschraͤnkt an Platz sind, werden nur wenige Personen zugelassen werden. Dem Vernehmen nach, werden die beiden großen Theater an dem Tage nicht geoͤffnet seyn.

Gestern fruͤh ließ der Koͤnig das erste Bataillon des Coldstream Garde⸗Regimentes die Revue passiren und be— zeigte seine Zufriedenheit uͤber dessen gute Haltung. Nach beendigter Revue hatten mehrere Offiziere die Ehre, zum Handkusse zugelassen zu werden.

ö Das Unterhaus versammelte sich gestern, um mehrere Mitglieder zu vereidigen.

Aus Dublin schreibt man: „Die Schmiedezunft in Dublin hatte sich vor kurzem versammelt, um uͤber eine im Parlament einzureichende Bittschrift zur Aufhebung der Union u berathschlagen. Das Resultat dieser Zusammenkunft war k Beschluß: „„In Zeiten, wie die jetzigen, wo ohne

Scheu die kuͤhnsten Versuche gemacht werden, einen Geist der Widersetzlichkeit gegen die rechtmäßige Autoritaͤt aufzu—

regen, halten wir es fuͤr die erste Pflicht eines jeden recht— lichen Mannes und eines jeden treuen ,,, ohne Furcht seinen Abscheu gegen alle Bemuͤhungen, die Ruhe des Landes zu n. auszusprechen, und somit erklaren wir Mit— glieder dieser treuen und alten Zunft bei dieser Gelegenheit unsere unerschuͤtterliche Anhaͤnglichkeit an unseren gnaͤdigen Souverain und unseren Entschluß, die Britische Verfassung noͤthigenfalls mit unserem Leben aufrecht zu erhalten.““ Es wäre nach diesem Beispiele nicht auffallend, wenn alle anderen Zuͤnfte und der Gemeinderath ähnliche Beschluͤsse bekannt machten.“

Ein Morgenblatt erzählt, daß der Herzog von Wel⸗

lington, als er sich am Dienstag aus dem Oberhause zu ,. nach seiner Wohnung begeben, von einem Haufen Poͤbel insultirt worden sey; die Tim es dagegen bezweifelt die ganze Begebenheit.

Die Feuersbruͤnste in Kent hoͤren leider noch immer nicht auf, und uͤberdem befindet sich die Stadt Canterbury . Umgebung in einem sehr aufgeregten Zustande; eine

denge langen hoͤheren Lohn von den Paͤchteen, die sich aber mit Festigkeit ihren Forderungen widersetzen; dort befindliches Militair verhaftete einige 30 von den Hauptunruhestiftern und brachte sie in's Gefängniß. In einer in der Grafschaft Norfolk vor einigen Tagen gehaltenen Zusammenkunft von Landbesitzern und Paͤchtern Wurde beschlossen, das Parlament um Abschaffung der Malz— Taxe zu bitten. Die Times bemerkt bei dieser Gelegenheit, das Publikum duͤrfte diesen gleich nach Aufhebung der Bier— Taxe ausgesprochenen Wunsch nicht fuͤr sehr bescheiden halten. Im Boͤrsenartikel des Eourier's vom heutigen Tage

heißt es: „Die heute aus Paris mit Estafette angekomme,

ageloͤhner haben ihre Arbeiten eingestellt und ver⸗

nen Nachrichten lauten guͤnstig. Die Fonds waren gestiegen und hatten den Anschein, sich halten zu wollen; die erwartete Anstellung Hrn. Laffsittess war gut aufgenommen worden. Die 5 Procents schlossen 95. 15 und die 3 Procents 64. 60; auch die Spanischen Papiere waren bis auf ig gestiegen. Aus sehr guter Quelle erfahren wir, daß ein Schiff von Corunna mit der Nachricht angekommen ist, daß diese Stadt sich in den Haͤnden der Constitutionnellen befinde.

Der Courier enthaͤlt ein an ihn gerichtetes Schreiben, dessen Verfasser gegen einen Herrn Wood auftritt, der in demselben Blatte fruͤher den Hollaͤndischen Truppen viele Gewaltthaͤtigkeiten, die sie waͤhrend des Kampfes in Bruͤssel gegen die Einwohner, namentlich gegen viele Englische Fa— milien, begangen haben sollten, zur Last gelegt hatte. Diese Beschuldigungen werden als ungegruͤndet nachgewiesen und zugleich verschiedene Beweise eines ganz entgegengesetzten Be— tragens der , angefuͤhrt, namentlich daß ein Jäger— Regiment mehreren Englischen Familien, die Mangel an Le— bensmitteln litien, mit Fleisch aus seinen eigenen Rationen ausgeholfen habe.

Ein Spanischer Kerrespondent des Morning-Herald meldet aus Bayonne vom 21. Okt., daß die Sachen fuͤr die Constitutionnellen sehr gut gingen, und daß ganz Galizien fuͤr sie aufgestanden sey. Anfangs sollen einige Königl. Truppen aus St. Jago ihnen einigen Verlust beigebracht haben, bald aber wieder zuruͤckgeschlagen worden seyn. Zu obiger Nach— richt bemerkt der Courier: „Wir konnen das Publikum nicht genugsam auffordern, den Korrespondenz⸗Berichten aus Bayonne nicht unbedingten Glauben zu schenken, indem wir aus jahrelanger Erfahrung wissen, daß kein Ort in Europa sich durch Fabrikation von Neuigkeiten so auszeichnet, wie Bayonne. Diesesmal indessen sind wir geneigt, die Nach⸗ richten aus dem Morning-Herald theilweise fuͤr wahr zu . anderweitige Meldungen von aͤhnlichem In⸗ alt sind.

Nied er lande.

Aus dem Haag, 29. Okt. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der en, n,, stattete

err v. Mereuven Namens der Deputation, welche Sr. Majestaͤt dem Könige die Antwort der beiden Kammern uͤberreicht hatte, den Bericht daruͤber ab. „Se. Majestaͤt“, bemerkte der Berichterstatter, „äußerten gegen uns, daß in ben beklagenswerthen Umstaͤnden, in welchen sich das Reich befinde, Hoͤchstdenselben die empfangene Versicherung der uͤbereinstimmenden Gefuͤhle, welche den Fuͤrsten und die Ver— treter des treu gebliebenen Theiles des Nieberlaändischen Vol— kes beseelten, zu ungemeinem Troste gereichten. Se. Maje⸗ staͤt versicherten ferner, daß es Ihnen zur Freude gereiche, bereits aus eigener Ueberzeugung einen Theil der von den General-⸗Staaten im Interesse des Nord⸗Niederlaͤndischen Volkes geaͤußerten Wuͤnsche erfuͤllt zu haben, und wuͤrden auch die ubrigen in der Adresse ausgesprochenen Bitten von Hoͤchstdenselben in ernstliche Erwaͤgung gezogen werden. Se. Majestät rechnen jetzt ganz besonders auf die einstimmige Ge— sinnung der Vertreter des Nord⸗Niederlaͤndischen Volkes, da— mit der alte vaterlaͤndische Spruch: „Eendragt maakt magt“ von neuem sich bewahre.“ Es wurde sodann ein von einer Koͤnigl. Botschaft begleiteter, in vier Artikeln gefaßter Gesetz - Entwurf, hinsichtlich der Bestrafung von Unruhestiftern, welche es wagen moͤchten, auch in den noͤrdlichen Provinzen den Geist des Aufruhrs zu verbreiten, der Versammlung vor⸗— gelegt. Auf den Antrag der Herren Donker Curtius und Warin wurden, um die Berathschlagungen uͤber diesen Ge— setz- Entwurf zu beschleunigen, sieben Abschriften davon ange⸗ fertigt und sofort an die Sectionen vertheilt. Die Versamm⸗ lung trennte sich darauf, hielt aber noch am Abende in ih— rem Sitzungs⸗Lokale eine besondere Konferenz.

Der Staats-Courant zufolge werden J. K. K. Ho heit die Prinzessin von Hranien nebst Höchstderen Söhnen hier von ihrer Reise nach Willems dorp wieder zuruͤck ier— wartet.

Die Kommunal⸗Garde (Schutterei) zu Pferde, die hier errichtet worden, uͤbt sich taglich im Waffen-Dienste. Aus den Hollaͤndischen Armen-Kolonieen haben 2 300 junge Leute freiwillige Dienste genommen, und zwar sind 32 in den Seedienst eingetreten, ohne Handgeld annehmen zu wollen. Das Kriegs und das Finanz⸗Departement empfangen sowohl aus dem In als aus dem Auslande ansehnliche freiwillige Beitrage zur Bestreitung der dermaligen Staats- Beduͤrfnisse. So hat der Graf G. K. von Hogendorp die Haͤlfte seiner jaͤhrli⸗ chen Pension mit 10,000 Gulden dem Staate zum Geschenk ge—

Beilage

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macht; ein Einwohner von Rotterdam hat 1409 Paar Schuhe fur die Armee geschenkt. Ein Herr Kerkhoven in Amsterdam hat 3300 verschiedene Kanonen⸗Kugeln gießen lassen und sie zur Verfuͤgung des Kriegs-Departements gestellt. Der Baron Schimmelpennink v. d. Oye, Minister⸗Resident in Karlsruhe, hat 500 Gulden eingesandt, und noch viele andere Beamten haben einen Theil ihrer Gehalte zum Opfer gebracht.

General v. Geen hat den Oberbesehl uͤber das Heer er— halten, den er anch bereits am 26sten d, angetreten hat. Die Abtheilung der Armee, welche Dienstag (den 26sten) Antwerpen verlassen, hat sich nach Westwezel, Loenhout, Hoogstraten, Zundert und den umliegenden Orten begeben, uͤn Nord-Brabant zu decken.

In Oostburg hatte sich am letzten Sonntag das Geruͤcht verbreitet, daß wiederum ein Streif-Corps aus Flandern im Anzuge sey. Viele Einwohner ergriffen die Flucht, doch zeigte sich das Geruͤcht als unbegruͤndet. Inzwischen ist nach Cadzand eine bedeutende Truppen-Verstaͤrkung hinuͤber gesandt worden. , ; Herr Pes catore, Mitglied der zweiten Kammer für das Großherzogthum Luxemburg, hatte den Wunsch zu erkennen gegeben, an den Berathungen derselben Theil zu nehmen; da ihm jedoch der Inhalt der Königl. Botschaft vom 2hsten d. M. einleuchtend machte, daß die gegenwartig ver sammelten Generalstaaten nur die noͤrdlichen Provinzen zu vertreten hätten, so ist er, um nicht zu unnuͤtzen Dis kussionen Anlaß zu geben, in keiner Sitzung erschienen und bereits wieder von hier abgereist. . ̃ 3

In Bezug auf das Ereigniß im Prinzessin-Garten sind mehrẽére Zeugen von dem Instructions-Richter vernommen worden; das festgenommene Individuum, auf welchem ein starker Verdacht der Theilnahme an jenem Ereigniß ruht, wird fortwährend in sicherem Gewahrsam gehalten. Dasselbe wurde in einem Gasthofe in der Neuen Molstraße arretirt.

Rotterdam, 29. Okt. Seit mehreren Tagen bekommt man keine anderen Nachrichten mehr aus Antwerpen, als durch von daher fluchtende Personen; es sind deren viele hier angekommen; seit vorgestern aber war es sehr muͤhsam, noch aus der Stadt zu kommen, blos Frauen und Kindern war es erlaubt, sich zu entfernen, und gestern sind noch ein paar Herren in Frauenkleidern hierher gesluͤchtet. Nach Bruͤssel war die Flucht leichter, und der Weg dahin war mit Fluͤchtlingen uͤberdeckt. Von den hierher Gefluͤchteten erfährt man, daß der General Chassé, welcher eine Capitu— lation eingegangen war und sich dadurch verpflichtet hatte, nicht auf die Stadt zu schießen, so lange man nicht auf die Hollaͤnder schoͤsse, und sich auch wirklich ruhig hielt, doch, so⸗ bald er gewahr geworden, daß man diese Capitulation gleich geschaͤndet, angefangen habe, die Stadt zu beschießen, welches von den auf der Rhede liegenden Kriegsschiffen sekundirt wurde; diefes Schießen hat von 46 Uhr Nachmittags bis Abends 11 Uhr gedauert, wo die Stadt in Flammen stand, welches Brandes man gan ü 36 gestern Morgen einiger maßen Meister geworden seyn soll.

6 ,,. 28. Okt. (Da uͤber die am 27sten Abends und am 28sten früh hier vorgefallenen Ereignisse keine direk⸗ ten und zuverlaͤfsigen Nachrichten in Berlin eingegangen sind, so lassen wir hier zuerst den Bericht eines Holländischen und alsbann eines Belgischen Blattes folgen. Das Re⸗ sultat dieser Ereignisse wird in beiden Quellen noch nicht an⸗

egeben.

ee e gere nfche Courant giebt Folgendes unter „Rotterdam, 29. Okt.“: „Die Berichte uͤber den Zustand von Antwerpen sind sehr widersprechend, so daß es nicht gut möglich ist, eine sichere Uebersicht daraus usammenzufassen. Inzwischen können wir doch nachstehende Mittheilungen als aus . glaubwuͤrdiger Quelle geschoͤpft, bezeichnen. Dien⸗

stag (d. 26.) Morgens sind die Truppen, die außerhalb Ant⸗

werpens gestanden und sich nach dieser Stadt zuruͤckgezogen hatten, groͤßtentheils noch weiter zuruͤckgegan en, wahrend die übrigen sich den Truppen des Generals Chassé in der Ci⸗ tadelle anschlossen. Es wußte sich , ein Haufe gemei⸗ nen Volkes einer Anzahl ashen zu bemaͤchtigen, welche die Regierung in ein Schiff am Quai hatte laden lassen. Die⸗ ser so bewaffnete Haufe lief nun aufruͤhrerisch durch die Straßen und griff die Militair-Posten in der Stadt an. An mehreren Orten schlug man sich und fing an, nach dem Beispiel von Bruͤssel, die Straßen durch Barrikaden zu

ver sperren.

Des Abends wurde es etwas ruhiger, doch in!

der Nacht hoͤrte man wieder das Gewehrfener in verschiede—⸗ nen Vierteln der Stadt. Mittwoch (den 27sten) fruͤh be⸗ gaben sich die Herren Baron J. Osy, Dubois und Verdussen nach der Citadelle, um den General Chassé zu bewegen, daß er, wo moͤglich, zur Bewahrung der Ruhe, die Militairs, welche die Posten in der Stadt noch besetzt hielten, in die Citadelle zuruͤckziehe und gestatte, daß die Posten von bewaff— neten Buͤrgern besetzt werden. Es gluͤckte ihnen auch, eine Uebereinkunft in diesem Sinne mit dem Ober-Befehlshaber abzuschließen; allein um 8 Uhr hatte das Volk das rothe und das Bergerhouter Thor eingenommen und auf diese Weise einige Tausend Mann Bruͤsseler unter Anfuͤhrung des beruͤchtigten Kessels und des Franzoͤsischen Generals Melli— net, die mit vielem Jubel vom Poͤbel begruͤßt wurden, in die Stadt eingelassen. Die beiden Insurgenten-Chess verfuͤgten sich sogleich nach dem Rathhause und erklaͤrten ohne Weiteres, daß sie an der mit dem General Chasssé abgeschlos⸗ senen Uebereinkunft keinen Gefallen faͤnden. Sie sandten sofort einen Offizier an diesen General, um auch ihm davon Kenntniß zu geben, und hatten die Keckheit, zugleich die Uebergabe der Citadelle mit der Bestimmung zu fordern, daß die Offiziere ihre Degen behalten, die Soldaten jedoch das Gewehr strecken sollten. Sie verlangten, daß die Cita— delle binnen zweimal 26 Stunden geräumt werde, und gaben dem General von 2 bis 4 Uhr Nachmittags Bedenkzeit. Dieser Frist bedienten sich die Bruͤsseler, um auf den Quais Battericen aufzuwerfen und von da aus die auf der Schelde vor der Stadt liegenden Kriegs-Fahrzeuge zu beschießen. General Chassé ermangelte nicht, punkt 4 Uhr, wie es die Bruͤsscler gefordert hatten, seine Antwort zu ertheilen. Sie bestand jedoch darin, daß er anfing, aus der Citadelle sowohl, als aus den auf der Schelde liegenden Kriegsschiffen, die Stadt bombardiren zu lassen, womit er bis 1 Uhr Nachts fortfuhr, um welche Zeit das Feuer in der Stadt, das je— doch gegen vier Uhr des Morgens wieder gedaͤmpft war, all⸗ zuheftig wurde. Donnerstag (den 28sten) Morgens um 8 Uhr, um welche Zeit der gegenwartige Bericht abging, hatte der General noch nicht wieder angefangen zu schießen. Die Stadt muß schrecklich gelitten haben, besonders nach der Seite des Entrepot?. Mit Ungeduld sieht man den naͤheren Nachrichten entgegen.“

Folgendes ist der Bericht des Journal de la Bel— gigue: „In Antwerpen hat die schrecklichste Katastrophe statt gefunden. Die Nachricht von der Raͤumung dieser Stadt, die gestern in Bruͤssel offiziell bekannt war, hatte hier die lebhafteste Freude erregt, als am Abend und wahrend der Nacht der Donner der Kanonen und der Widerschein einer großen Feuersbrunst, den man vom Boulevard aus erblickte, nur zu deutlich den erschrecklichen Zustand verkuͤndete, in welchem sich eine der biuͤhendsten Städte Europa's befand. Gestern ist keine einzige Antwerpner Zeitung hier angekom⸗ men, weshalb auch die Nachrichten, die wir erhalten konnten, nur sehr unvollstaͤndig sind; Folgendes ist das Wesentlichste und am meisten mit einander Uebereinstimmende, das wir her⸗ ausheben. Am 2Zästen marschirten unsere Freiwilligen, die unter den Befehlen des General Mellinet und des Oberst— Lieutenants Niellon das Dorf Berchem bescetzt hatten, auf Antwerpen los und eroͤffneten ein Klein⸗Gewehrfeuer auf den Feind. Einer großen Partei Hollander aber, wie die Unstri— gen in leinene Kittel gekleidet, denen es gelungen war, von 3 Tracht beguͤnstigt, sich unseren Schuͤtzen, die sie fuͤr ihre

ameraden hielten, unter einem moͤrderischen Kartaͤtschene Feuer zu naͤhern, warfen die Belgier auf ihre alte Stellung uruͤck, wo das Klein⸗Gewehrfeuer fortdauerte. Inzwischen ar. in Folge eines Königl. Beschlusses, die Autorität des Prinzen von Oranien in Antwerpen aufgehört und eine Pro⸗ clamation des General Chassé die Stadt in Belagerungs⸗Zu⸗ stand erklaͤrt. Der Prinz von Oranien verließ Antwerpen in der Nacht vom Dienstage auf Mittwoch und schiffte sich au einem Englischen Fahrzeuge nach London ein. Von D 6 fru an befanden sich alle Truppen in der Stadt eingeschlossen und hatten die Ebene und die Vorstaͤdte unseren Freiwilligen 36g uͤberlassen. Jetzt begann in Antwerpen ein Schauspiel, das unsern schrecklichsten Septembertagen glich. Es wurden Barrikaden errichtet, und die Einwohner griffen zu den Waffen; alle von den Hollaͤndern besetzten Posten wurden von den Bewohnern Antwerpens angegriffen, Uunb namentlich die Posten bei dem großen Wachthause und beim Palast auf dem Plat. Meir wurden ein Schauplatz des bluͤtigsten Kampfes. Beinahe