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Das Blatt l'Avenir bemerkt: „Der Erzbischof von.... hatte den Papst befragt, ob er den neuen Eid leisten solle oder nicht; er erhielt zur Antwort, daß man den Eid der Treue gegen Ludwig Philipp leisten und das Domine sal— vum fac regem singen koͤnne. Wir buͤrgen fuͤr die Richtigkeit dieser Nachricht.“ ᷣ
Der Koͤnigl. Unterrichts-Rath hat die Franzoͤsisch— Deutsche Grammatik von Herrmann in allen Gymnasien und . »Anstalten Frankreichs zum Schulgebrauch eingefuͤhrt.
ge, Nouveau Journal de Paris giebt folgende Details uͤber die fuͤr die vorigen Minister im kleinen Luxem— bourg eingerichtete Wohnung: „Die vier fuͤr die Minister be⸗ stimmten Zimmer liegen im ersten Stockwerke und sind der— gestalt von einander getrennt, daß gar keine Communication unter ihnen stattfinden kann. Sie haben weder Alkoven noch Ver⸗— tiefungen, die Seitenthuͤren, Wandschraͤnke und Schornsteine sin d vermauert. Die Fenster sind theils vermauert, theils mit eisernen Gittern versehen. Die Thuͤren bestehen aus vier Zoll dicken Eichenbohlen mit starken Schloͤssern und Riegeln und sind mit Guckfenstern versehen, welche der Schildwache gestatten, die Gefangenen unausgesetzt mit den Augen zu ver— folgen. Das Sprachzimmer ist so eingerichtet, daß die Per— sonen, welche die Ex-Minister zu besuchen kommen, ihnen nicht die Haͤnde reichen koͤnnen. Alle Gemaͤcher des untersten Stockwerkes sind in Wachtstuben verwandelt.“
Aus Bayonne vom 2ästen d. wird gemeldet: „Gene— ral Mina macht fortwaͤhrend Fortschritte; er benimmt sich mit Klugheit, und sein Corps nimmt taͤglich an Stärke zu; mehrere Anfuͤhrer sind in Unterhandlung mit ihm, einige Alkalden haben sich ihm unterworfen, und die Koͤnigl. Frei— willigen gehen entweder zu ihm uͤber oder fliehen vor seinem Namen davon. — Eine am 26sten von Bayonne abgefertigte Depesche berichtet, daß Mina am 2hösten um 3 Uhr Nach— mittags in Irun eingeruͤckt sey. Die dort befindlichen Pro— vinzialtruppen hatten sich bei seiner Annaherung zuruͤckgezo— gen. Ein auf der Bruͤcke uͤber die Bidassoe stehender Spa— nischer Posten ist auf das Franzoͤsische Gebiet uͤbergegangen und hat seine Waffen niedergelegt. Mina hat sich nach kur— zer Ruhe mit seiner ganzen Mannschaft nach San-Sebastian
ewendet. Dagegen haben die in Katalonien eingedrungenen Insurgenten eine voͤllige Niederlage erlitten; sie wurden bei Pe— ralada von einer uͤberlegenen Spanischen Macht angegriffen und genoͤthigt, durch Boulou nach Frankreich zuruͤckzukehren, wo sie an der Graͤnze von den diesseitigen Posten, entwaff— net und nach dem Innern abgeschickt worden sind.“
Großbritanien und Irland..
London, 29. Okt. Der Speectator giebt eine ana— lytische Uebersicht der Zusammensetzung des neuen Hauses der zemeinen. Derselben zufolge zählt England im Unterhause 489 Repraͤsentanten; von diesen wurden 125 durch ihre Ver⸗
wandten und 145 durch andern Einfluß erwaͤhlt, 137 von
Städten oder Burgflecken und 82 von Grafschaften; Wales liefert 4 Mitglieder, die größtentheils unter dem Einfluß von Verwandten oder großen Grundbesitzern gewaͤhlt werden; Schottland hat 45 Repraͤsentanten, unter direktem aristo⸗ kratischem Einfluß, und Irland 100, wovon 63 unter uͤber— wiegenden Einfluß von Pairs gewaͤhlt werden. Das ganze Haus zaͤhlt demnach 658 Mitglieder. In diesem Jahre neu erwählt wurden: in England g6, in Wales 3, in Schottland 8 und in Irland 35 Mitglieder. Obige Notizen veranlassen den Sun zu folgender Bemerkung: „Diese Analyse zeigt deutlich die Nothwendigkeit einer Reform im Unterhause. Das Volk hat verhaͤltnißmaͤßig eine nur geringe oder gar keine Stimme bei den Wahlen, die fast ganz unter dem Ein—
uß der Pairs stehen. Das Unterhaus repraäsentirt in der
hat nicht, wie die Verfassung es will, die Nation, sondern nur die Aristokratie. — Unter diesen Umstaͤnden regt sich selbst in Schottland, wo man bisher in dieser Hinsicht gleich⸗ lig war, das Verlangen nach einer Parlaments-Reform. Da jedoch das Parlament in kurzem zusammenkommt, so steht nun zu erwarten, ob das Ministerium nicht in der be⸗ vorstehenden Session einen diesfälligen Plan vorschlagen wird; bis dahin sollte man, unseres Dafuͤrhaltens, Anstand nehmen, w diese Angelegenheit an das Parlament zu richten.
In einer kuͤrzlich gehaltenen Versammlung der Themse⸗
Tunnel⸗Gesellschaft wurde erklart, daß Hrn. Brunels Plan r Vollendung des Tunnels der beste sey, und in Folge des⸗— en beschloß man, zur Beendigung dieses wichtigen Werkes
nach seinem Plane zu schreiten, sobald die dazu noͤthigen Gelder zusammengebracht seyn werden. Wie es heißt, wer⸗ den sich die Direkts cen der besagten Gesellschaft noͤthigenfalls
an das Parlament um Unterstuͤtzung wenden, das, wie man hofft, wegen des oͤffentlichen Nutzens, den dieses Unternehmen verspricht, eine guͤnstige Antwort ertheilen wird.
Der Globe enthaͤlt einen Artikel uͤber die Ursachen der Unruhen in Kent, in welchem es unter Anderm heißt: „Kent nimmt Theil an dem allgemeinen im Lande herrschenden Elende, bietet aber zugleich noch einen besonderen Grund zur Aufregung dar, der sehr beunruhigender Natur ist, und dieser ist im Schleichhandel zu suchen, der von Kent's Kuͤsten aus nach Frankreich getrieben wird und zwar in so großem Maße, daß er bisher viele tausende von Landleuten zum Transport der eingeschwaͤrzten Waaren beschaͤftigte. Alle diese Menschen sind nun durch zufällige Umstaͤnde in Unthaͤtigkeit gesetz? und dadurch, da sie seit Jahren nur von diesem schaändlichen Gewerbe lebten, außer Brod gerathen. Werden diese Leute, deren Anzahl sehr bedeutend ist, durch die Noth zur Ver— zweiflung gebracht, so lassen sich die schlimmsten Folgen davon erwarten. Leider kann man nicht umhin, dieses große Uebe dem bestehenden Prohibitivsystem zuzuschreiben.“
In Bezug auf den von den Spanischen Insurgenten
geschehenen Einfall in Spanien äußert sich der Courier: „Spanien kann auf keinen fremden Beistand rechnen. Von Frankreich wird es nicht unterstuͤßt werden, und Großbri— tanien so sehr es auch wuͤnschen mag, die Ruhe in Spanien auf eine dauerhafte Basis gegruͤndet zu sehen, darf, dem aner— kannten Prinzip der Nicht-Einmischung gemaͤß, keinen thaͤtigen Antheil zu Gunsten Ferdinands nehmen. Sonach wuͤtde der Kampf, wenn einer stattfinden sollte, zwischen der hestehen— den Regierung und den Constitutionnellen seyn, und das Re— sultat desselben wuͤrde ausweisen, ob der achtbare Theil der Be— völkerung ein absolutes ober ein verfassungsmaßiges Regierungs— System wuͤnscht. In allen fruͤheren Kämpfen hatte die wirk— liche oder erwartete Einmischung fremder Maͤchte einen so großen Einfluß auf den Lauf der Dinge, daß es in der That unmoͤglich war, ein Urtheil uͤber die Ansichten achtbarer Spa— nier zu faͤllen. Die dermalige Lage Spaniens ist dagegen von der Art, daß sich die Meinung derjenigen Spanier, de— ren Meinung etwas werth ist, deutlich offenbaren muß. Das Betragen der niedrigeren Klassen in der Haupt— stadt sowohl als in anderen großen Staͤdten kann uns keinen Maaßstab von der Wahrscheinlichkeir eines guten oder schlech!en Erfolges darbieten. Ungluͤcklicher weise gehoͤ— ren die niedrigeren Klassen der Spanier in großen Städten zu einer aͤußerst niedrig stehenden Menschen-Gattung. Die dermalige Regierung Spaniens hat das große Verdienst, sich alle Mühe gegeben zu haben, den Einfluß des Poͤbels all— maͤlig zu hemmen und den der unterrichteten Spanier zu vergrößern, unserer festen Ueberzeugung nach, in der lobens— werthen Absicht, den Zustand der Nation zu verbessern und dem Lande freiere Institutionen vorzubereiten. In dem be— vorstehenden Kampfe duͤrften vielleicht die unteren Klassen entweder fuͤr oder gegen eine Verfassung die Oberhand be— halten, und schon aus diesem Grunde haͤtten wir es lieber gesehen, daß die Sacken in Spanien auf dem alten Fuß ge— blieben waren; wie r jetzt einmal stehen, muͤssen wir sie der gesunden? nun st der Masse uͤberlassen und darauf bauen, daß die Vorsehung ein Ende herbeifuͤhren werde, das ram besten mit dem Interesse der Menschheit uͤbereinstimmt.“
Niederlande. Aus dem Haag, 30. Okt. JJ. KK. HH. der Prinz
und die Prinzessin von Oranien befanden sich gestern noch
in Willemsdorf, wo sie vorgestern Vormittags einen Besuch des Englischen Botschafters am hiesigen Hofe erhielten
Vorgestern wurde Baron van Zuilen van Nyevelt aus Bruͤgge 9 in Verhaft genommen.
General⸗Lieutenant d Aubrems ist aus Belgien hier an— gekommen. Auch ist General Lieutenant Cort-⸗Heiligers hier. General van Geen liegt im Dorfe Ginneken nahe bei Breda mit 4000 Mann, worunter das gte Regiment Kuͤ⸗ rassiere. General Wildeman, der hier angekommen ist, wurde zum Ober⸗Kommandanten der Festung Breda ernannt.
Die zu Dostburg im Zeelaͤndischen Flandern gefangen enommenen Pariser Freiwilligen sind an Bord des Wacht— schiffes von Vließingen gebracht. Sie sehen wie Banditen aus.
Einem Koͤnigl. Beschlusse vom 28sten d. zufolge werden die Zoll-Linien an die Graͤnzen der suͤdlichen Provinzen ver— legt und diese fortan als Ausland behandelt. Es sollen auch für Schiffe, die in den suͤdlichen Provinzen zu Hause gehdöͤ— ren, keine Seebriese oder Tuͤrkenpaͤsse mehr ausgefertigt werden.
Am ster dan, 30. Okt. Gestern ist das erste Bataillon mobiler Burger⸗Garde unter dem Major Falck, 630 Mann
Beilage
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stark, von hier zum aktiven Dienst abgezogen, wobei feierliche Reden gehalten wurden. z
So eben vernimmt man, daß Baron Osy aus Antwer— pen in Frauenkleidern entronnen und in Rotterdam einge— troffen ist. Er sagte aus, daß 230 Haͤuser vom Quai bis nach der Citadelle alle niedergeschossen sind. General Chassé schritt erst dann zu solcher Maaßregel, als das Antwerpner Volk Batterieen hinter dem Quai errichtet hatte; und als Herr Osy Antwerpen verließ, waͤhrte sowohl das Kanonieren
als der Brand fort.
Das Dampfboot nach Hamburg soll erst uͤbermorgen von hier expedirt werden. ö
Ein in dem gestrigen Handelsblatt gegebener Privatbrief aus Antwerpen, dessen Unwahrheit erwiesen ist, hatte dem Eigenthuͤmer dieses Blattes schon vorgestern Abend in einem Kaffeehause Unannehmlichkeiten zugezogen, und gestern, da er es wagte, sich auf der Boͤrse einzufinden, wurde er von da auf eine fuͤhlbare Weise fortgewiesen. Auf der Straße an— gelangt, war er auf dem Punkt, in die Hande des Poͤbels zu fallen, wenn ihn nicht die nahe Schloßwache, aus Schut— tern bestehend, von dieser Gefahr befreit und auf die Wache gebracht hatte. Wie man sagt, ist derselbe vor den Instruc— tions-Richter gebracht worden. Heute ist in Folge dieser Er— eignisse kein Handelsblad erschienen. 6 .
— — Amsterdam, 30. Okt. Da direkte Nachrichten von Paris waͤhrend der verflossenen Woche ausblieben, ingngelte es nicht an allerlei Geruͤchten, welche einen druͤckenden Einfluß auf hiesige Boͤrse uͤbten, waͤhrend die abwechselnden Nachrichten gus Belgien stets einen Auf- und Niedergang der Preise zur Folge hatten; endlich ging vorgestern der Bericht ein, daß Antwerpen durch Verrath der Buͤrgerwache an die Insurgenten uͤbergegan⸗— gen sey, wodurch wieder ein bedeutender Fall, der Stagtspapiere veranlaßt und fast ein allgemeiner Stillstand in allen Geschaͤften herbeigefuͤhrt wurde. Gestern war die Stimmung wieder etwas besser, fowohl weil von Seiten des Gouvernements gegruͤndete Hoffnung gegeben ist, daß die Zinsenzahlung nicht zuruͤckbleiben wird, ats auch weil die Nachrichten von der festen Haltung, welche die von den Hollaͤndischen Truppen besetzte Citadelle von Antwerpen und die daselbst liegende Flotte behauptet, den En⸗ thusiasmus aufregten. Engl. Span. Obligat. waren sehr flan, wozu wohl die Faͤlligerdung eines Coupons am 1. Nov, vieles beitraͤgt; Gröech, blieben ohne Handel und beinahe unverkaͤuflich: gestern standen am Schlusse der Bbrse Integralen auf 35 pCt,; Kanz⸗Billets 143 Fl.; 43proc. Synd. 60; 3aproc. dito 493; alte Ruff. Oblig. 87 pEt.; neue dito 8s3; Franz. 3proc. Rente 634 Engl. Span. 11 pCt.; Holl perp. 553; Sproc. Wiener Metallig. S3. Neap. Oblig. 53. — Der, Getreidehandel war gestern nicht lebhaft; ansehnliche Partieen wurde man nur zu niedrigen Preisen haben los werden koͤnnen; blos fuͤr einige Sorten getrockneten Roggens war etwas Frage, und auch Hafer blieb angenehm;
Kleinigkeiten von 26pfuͤnd. bunten Poln. Weizen bezahlte man
mit 355 Fl; 127pfuͤnd. rothbunten dito 310 Fl.; 126pfuͤnd. neuen bunten Köͤnigsb. 345 Fl.; 124pfünd. Rigaer 390 Fl.; fuͤr 11741169 pfünd. Preuß. Roggen 195. 299 Fl, alles in Verbrauch; 1179fünd.
espeicherten Archang. unter Schloß 186 Fl.; 80. 86pfuͤnd. feinen Friesis. Hafer 124. 132 Fl.
Breda, 29. Okt. Holländische Blatter aͤußern: „Die in Antwerpen zuruͤckgebliebenen Koͤniglichen Truppen sind nicht zureichend gewesen, eine so ausgebreitete Festung, deren staͤdtische Bevölkerung sich auf 65,000 Seelen belauft, bei meuchelmörderischem Verrathe von innen gegen zahlreiche Meuterer von außen, so elend diese auch organisirt waren, mit Erfolg vertheidigen zu koͤnnen. Laͤngst war der am 26. Okt. Mittags in Antwerpen ausgebrochene Verrath schon vor— bereitet. Die den entlassenen Belgischen Soldaten abgenom— menen Waffen, die auf ein Schiff gebracht worden waren, dienten dem Poͤbel dazu, die wenigen in der Stadt gebliebe— nen Hollaͤnder zum Theil niederzumachen und zum Theil in die Citadelle zuruͤckzudraͤngen, die man ebenfalls bald zu be— schießen anfing. Daß General Chassé, der den Einwohnern Antwerpens vorhergesa . er wuͤrde auch ihre Stadt nicht schonen, wenn ste seine Truppen angriffen, einen so schreienden Verrath nicht ungeahndet lassen konnte, ist natuͤr— lich, und er war zu seinem fuͤrchterlichen Straf⸗Bombardement um so mehr berechtigt, als man bereits die auf der Schelde liegenden Kriegsschiffe anzugreifen begann und diese ebenfalls durch Verrath zum Eigenthume der raubsuͤchtigen Belgier machen wollte.“
Neuere Nachrichten aus Antwerpen, als bis zum 28. Morgens, sind noch nicht hier eingegangen. Es heißt, daß die wohlgesinnten Buͤrger jener Stadt beschaͤftigt gewesen seyen, ein UÜebereinkomnen zu Stande zu bringen, dem zufolge bin—
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nen drei Tagen keine Feindseligkeiten von beiden Seiten statt— finden sollten.
Die in Westwezel befindlichen Truppen sche inen Befehl erhalten zu haben, wiederum nach Antwerpen au fzubreche.
— — Rotterdam, 30. Okt. Ueber den Brand von Antwerpen erfaͤhrt man hier folgendes Nähere: Das Entrepot, worin sich sehr viele Waaren für auswaͤrtige und namentlich auch fuͤr Englische Rechnung befanden, ist eben so wie das neue Hotel St. Antoine auf der Place Verte ganz abgebrannt; die schoͤne Kathedrale hat ebenfalls Feuer gefaßt, doch ist dasselbe bald wieder geloscht worden. Das Zeughaus, das Rathhaus und die nahe gelegenen Gebaͤude haben mehr oder weniger durch die Flammen gelitten. In vielen Straßen, namentlich der beim Entrepot, den Straßen des Dominicainèe, du Couvent und des Vaches zaͤhlt man viele beschäͤdigte Pri— vathaͤuser, deren im Ganzen ungefahr 70 durch den Brand zerstoͤrt seyn sollen. Der Werth der im Entrepot verbrann— ten Waaren wird auf à Millionen Gulden angegeben. — Es hieß hier, daß ein vorgestern Abend von General Chassé in die Stadt gesandter Parlamentair vom Poͤbel umgebracht worden sey, worauf der General die Kannonade wieder be— gonnen habe; dieses Geruͤcht scheint sich jedoch nicht zu bestaäͤ— tigen, vielmehr heißt es jetzt, daß General Chassé mit dem General Mellinet eine Uebereinkunft abgeschlossen habe, nach wel— cher der Erstere sich anheischig macht, nicht mehr auf bie Stadt zu schießen, wenn die Insurgenten auch ihrerseits sich ruhig verhalten und binnen drei Tagen die Stadt räumen wurden. In Folge dieser Uebereinkunft war es gestern fruͤh in Antwerpen ganz ruhig. Wird nun auch vielleicht, wenn jener Umstand sich nicht bestaͤtigen sollte, der Ruͤckzug der Insurgenten durch das kraͤf— tige Verfahren des General Chasss nicht bewirkt, so ist da⸗ durch doch den Belgischen Aufruͤhrern der Beweis gefuͤhrt worden, daß nicht jede Festung so gemaͤchlich einzunehmen sey, als diejenigen, welche fruͤher durch den Verrath der Bel— gischen Truppen den Insurgenten in die Haͤnde gefallen sind, und muß dieses Beispiel auch den Truppen neuen Muth und das Verlangen einfloͤßen, den heimischen Boden noch um so kraͤftiger gegen die eindringenden Raͤuber zu vertheidigen. Eine Menge platter Fahrzeuge zum Theil aus Brandern, be— stehend, welche die Insurgenten bei Antwerpen bewaffnet hatten, sind von den auf der Schelde liegenden Kriegéschiffen
in den Grund gebohrt worden,
Bruͤssel, 29. Okt. Folgendes sind die aus Antwerpen hierher gekommenen Aktenstuͤcke in Bezug auf die Unterhand— lungen mit dem General Chasss:
J. Vorschläge, die dem Herrn General Chassé von Seiten der provisorischen Regierung durch ihren Abgeordneten Herrn Felix Chazal gemacht worden sind.
1) Die provisorische Regierung verlangt, daß General Chassé die Citadelle binnen drei Tagen raͤume.
2) Der General und seine Armee werden sich mit Waf— fen und Bagage zuruͤckziehen koͤnnen. .
3) Die provisorische Regierung verpflichtet sich, dem General alle zu seinem und seines Heeres Abzuge noͤthigen Transportmittel zu verschaffen.
“ Bis zur Vollziehung der obigen Klauseln sollen die Feindseligkeiten von beiden Seiten eingestellt seyn.
Fuͤr die richtige Abschrift: Chaz al. Il. Vorschläaͤge des General Chasss: 1) Der General ⸗Lieutenant Baron Chassé uͤbergiebt die
ECitadelle nicht, ohne dazu einen Befehl des Koͤnigs, seines
Erlauchten Herrn, zu haben.
2) Zum Wohl der Stadt nimmt er eine Suspension der Feindseligkeiten unter nachstehenden Bedingungen an:
a) daß alle Vertheidigungs-Arbeiten eingestellt werden;
b) daß kein Bewaffneter sich der Esplanade und den Umgebungen der Citadelle nähere; /
e) daß man keine Feindseligkeit gegen das auf der Schelde stationirte Geschwader Sr. Majestäͤt ausuͤbe; .
d) daß man endlich das Magazin mit Lebensmitteln herausgebe, das gestern bei Rivoli gepluͤndert worden, und zwar ungeachtet des Waffenstillstandes, welcher den General⸗ Lieutenant Baron Chasséè verhindert hat, einen Ausfall gegen
die Pluͤnderer anzubefehlen. d ; 53 General ⸗ Lieutenant Chassẽ.
II. Die provisor:sche Regierung ermächtigt Hrn. Felix Chazal, mit dem die Citadelle von Antwerpen besehligenden