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Proclamation dagegen erlassen
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so wenig wie in Braͤssel fehlen lassen. Herr Charles Rogier zaͤhlt in seiner heute an die Einwohner Antwerpens erlassenen Proclamation alle die Graͤuel auf, welche die Hollaͤnder vor geblich in Bruͤssel begangen haben, deren Unbegruͤndetheit jedoch von den hiesigen Blaͤttern selbst fruͤher nachgewiesen worden ist, und fordert nun zum hoͤchsten Widerstande auf, weil ihnen sonst ein gleiches Schicksal bevorstaͤnde: „Bel— gien“, heißt es darin, „offnet Euch die Arme, kommt, um mit ihm den Beifall zu theilen, den Europa ihm zollt (2777). Kommt und theilt seine Unabhaͤn— gigkeit, die sich bereits befestigt, theilt seine sicheren , , auf Reichthum, Frieden und Ruhm. Aber, im amen des Vaterlandes, beeilt Euch! Zwischen dem Hol— laͤndischen Joche und der Belgischen Freiheit kann Eure Wahl nicht zweifelhaft seyn. In einigen Tagen wird ein National— Kongreß Eure Unabhängigkeit sanctioniren, unsere politischen und kommerziellen Interessen verbüͤrgen und mit den befreun— deten Völkern Verträge abschließen, die unserm Gewerbfleiße vortheilhaft sind. Muth! und die Stadt Antwerpen wird ebenfalls mit Ehren auf dem Belgischen Kongresse figuriren konnen. Muth! und das Blut edler Landsleute wird nicht vergebens unter Euren Mauern geflossen seyn.“
Der Baron Vanderlinden-Hoogvorst aus Bruͤssel be— findet sich hier und hat, als General-Inspecteur der Belgi— schen Truppen, ebenfalls eine Proclamation an die Einwoh— ner erlassen, in der er ihnen anzeigt, daß er sich mit der Reorganisation der hiesigen Buͤrgergarden beschaͤftigen wolle. — Der General en Chef der Belgischen Truppen (bisherige Oberst) Nypels zeigt seinen Soldaten in einem Tagesbefehl an, daß Unterhandlungen wegen Uebergabe der Citadelle an— geknuͤpft seyen, und ermahnt sie, sich einer guten Mannszucht zu 1 ..
ie nach Bruͤssel fuͤhrende Vorstadt ist voll von fluͤch— tenden Frauen, Kindern und Greisen, die sich haufenweise dorthin begeben und in kleinen Paͤckchen ihr werthvollstes Besitzthum mit forttragen.
Bruͤsseler Blätter aäͤußern: „Antwerpen bietet seit dem Bombardement ein ungemein belebtes aber auch fuͤrch— terliches Schauspiel dar. Alle Straßen werden durch starke Barrikaden versperrt, auf welchen unsere Fahne weht; zahl— lose von allen Seiten herbeistroͤmende Freiwillige uͤberfuͤllen die Straßen und stoßen ein ungeheures Sieges und Rache— Geschrei aus; von der andern Seite sieht man fluͤchtende Frauen, Greise und Kinder die besten Habseligkeiten mit— nehmen und einer Stadt entfliehen, der vielleicht eine voͤllige Zerstoͤrung droht.“
Unter den beim Bombardement zerstoͤrten Gebaͤuden be— findet sich auch das Stadt⸗-Gefaͤngniß, dessen Straͤflinge saͤmmtlich entsprungen sind. — 'i, schaͤtzt man den Scha— den auf 20 Millionen Gulden. eim Loͤschen des Brandes sind leider auch sehr viele Pluͤnderer in ihrer Weise thaͤtig gewesen. Herr von Robiano hat sich dabei seines Postens wuͤrdig benommen.
Herr Dhanis van Cannart ist provisorisch zum Buͤrger— meister von Antwerpen ernannt worden. — Die Buͤrger so⸗ wohl als die Belgischen Truppen sind auf der Seite der Citabelle und des Hafens aus allen Kräften bemuͤht, es zu
verhindern, daß diesseits Niemand einen Schuß thue, damit
die Citadelle nicht von neuem ihr Bombardement beginne. Die hiesigen Zeitungen geben selbst zu, daß das Bombardement der Eitadelle von dem Mangel an Diseiplin unter den hier eingeruͤckten Belgischen Horden provozirt wor— den sey. „Einige Elende“, sagen sie, „die sich unter die patriotische Armee gemischt hatten, angetrieben vielleicht durch ein Genie am unrechten Orte oder exaltirt wegen ihres Ein⸗ zuges in Antwerpen, waren nicht im Stande in den Schran— ken der Pflicht sich zu halten. Ungeachtet der Abgeordnete der provisorischen Regierung i den Herreweghe) eine atte und ihnen die gemessen⸗ sten Befehle ertheilt waren, sich ruhig zu verhalten, hatten sie doch die traurige Unklugheit, auf die Hollaͤndischen vor der Stadt befindlichen Fregatten Feuer zu geben und das
Arsengl anzugreifen.“ , n Bruͤssel, 30. Okt. Der Oberst Niellon ist wegen sei—⸗
ner bis zum Einzuge in Antwerpen bewiesenen Tapferkeit
zum Brigabe- General ernannt worden. Den Baron van der Smissen hat man zum Militair-Gouverneur der Provinz Antwerpen ernannt. 9
Von Namur sind, als die Nachrichten aus Antwerpen
ins ngen. 200 Freiwillige dahin aufgebrochen. In Gent er⸗ ieß der General Duvivier einen Aufruf zur Rache. Es stell⸗ ten sich darauf ungefahr 500 Freiwillige, die mit 4 Kanonen
nach Antwerpen asgegangen sind. Als auch die Pariser Bel— gische Legion sich meldete, um dorthin aufzubrechen, bat der
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General Duvivier, daß sie in Gent bleiben moͤchte, weil sie hier zur Erhaltung der Ruhe nothwendig waͤre.
Hier ist ein Jesuit aus Mont-Rouge angekommen und hat die Anzeige gemacht, daß sich seine Gesellschaft in Bel— gien niederlassen werde.
Mehrere Hollaͤndische Gefangene sind gestern hier ein⸗ gebracht worden.
Luͤttich, 34 Okt. In Loͤwen ist vor einigen Tagen ein fuͤrchterliches Attentat veruͤbt worden. Als namlich dort im vorigen Monate die Garnison von den Einwohnern ent— waffnet wurde, beschuldigte man den Platz-Kommandanten, Major Gaillard, eines feindseligen Verfahrens gegen die Buͤrger. Spaͤter verschwand der Major, doch kuͤrzlich schei⸗ nen ihn die Lͤwener bei ihrem Durchzuge durch Mecheln an— getroffen zu haben. Man fuͤhrte ihn gefangen nach Loͤwen, wo bei seiner Ankunft der Poͤbel sich seiner bemaͤchtigte und ihn unter den schrecklichsten Grausamkeiten am Fuße des Frei— heitsbzumes umbrachte. „Diese Graͤuelseene“, fuͤgen hie— sige Blaͤtter hinzu, „hat in Löwen die groͤßte Bestuͤrzung verbreitet, und sowohl in Bruͤssel als hier ist man uͤber diese feige und barbarische Ermordung eines schutzlosen Gefangenen ungemein unwillig.“
Eine Compagnie Verviersscher Soldaten, bekannt unter dem Namen der Freiwilligen von Franchimont, hat sich hier das Zeugniß ausstellen lassen, daß sie nicht eben so, wie ihre Mit⸗Compagnieen aus jener Stadt, aus Raͤubern und Pluͤn— derern bestehe.
Dänemark.
Kopenhagen, 30. Okt. Die Hafen⸗Arbeiten zu Fre⸗ derikshavn (fruͤher Flastrand) an der nordoͤstlichen Kuͤste Juͤt— lands (4 Meilen fuͤdlich von Skagen) sind in diesem Jahre, trotz der unguͤnstigen Witterung, mit solchem Nachdruck be— trieben, daß schon das ganze Hafen-Bassin durch Stein— daͤmme eingeschlossen ist und bereits einige Schiffe von 12 Fuß Tiefe und daruͤber, so wie eine Menge von g — 10 Fuß Tiefe, dort uͤberwintern koͤnnen. Allem Anschein nach laͤßt sich erwarten, daß die Bauten im naͤchsten Sommer gaͤnzlich beendigt werden. Durch diese Anlage an dem gefaͤhrlichen Juͤtischen Strome wird, in Verbindung mit dem bereits vol⸗ lendeten Hafen bei Helsingoͤr, die Beschiffung des Kattegats zu jeder Jahreszeit gesichert, weil die groͤßten Schiffe, die nach der Ostsee fahren, hier im Winter bestaͤndig Schutz vor dem verderblichen Eisgange finden, wenn auch westliche Winde das Eis in die Muͤndung des Sundes bei Kronburg draͤn— gen und den Zugang nach Helsingoͤr verstopfen sollten.
Deutschlan d.
Munchen, 1. Nov. Auf den Bericht, welchen die Re— ierung des Regenkreises uͤber den Zustand der oͤffentlichen uhe in demselben erstattet hatte, ist Hoͤchsten Orts unterm
Sten v. M. Folgendes ergangen: „Der Ausbruch aufruͤhre⸗ rischer Bewegungen in einem großen Theil der Deutschen Bundesstaaten und die dadurch an vielen Orten herbeige⸗ fuͤhrten beklagenswerthen Storungen der 6ffentlichen Ruhe und Orbnung und der Sicherheit der Personen und des Ei— genthums haben bis jetzt in ihrer Ruͤckwirkung auf Baiern nur dazu 3 egeben, die unter allen Verhaͤltnissen bewährte Treue und 1. der Nation an ihren Koͤ—
nig und ihre hohe Achtung fuͤr die Heiligkeit des Gesetzes
und der gesetzlichen Ordnung aufs neue an den Tag zu le— gen. In keinem Theile des Koͤnigsreichs ist die oͤffentliche Ruhe gestoͤrt oder auch nur gefaͤhrdet worden, und uͤber all hat sich vielmehr die erfreulichste Bereitwilligkeit zu kraͤftiger Unterstuͤtzung der oͤffentlichen Behoͤrden bei den etwa von auswaͤrtigem Gesindel zu unternehmenden Attentaten aus ge⸗ sprochen. Es haben daher die von der Koͤnigl. Kreis⸗Negie⸗ rung angezeigten Wahrnehmungen in Beziehung auf den Re— genkreis nur eine angenehme Bestaͤtigung der unwandelbar genaͤhrten, auf den bekannten guten Gesinnungen der Be— wohner des Regenkreises im Allgemeinen beruhenden, zuver⸗ sichtlichen Erwartung gegeben. Kassel, 1. Nov. Aus Fulda wird unterm 2Qästen v. M. gemeldet: „Se. Hoheit der Kurprinz wurde gestern ge— en Mittag von einer gleich gekleideten buͤrgerlichen Reiter— . welcher drei roth gekleidete Trompeter vorritten, feier⸗ lich eingeholt und in hiesiges Schloß begleitet. Die Anrede
von dem Landgerichts⸗Assessor Wagner und einige gehaltreiche
Gedichte wurden von Sr. Hoheit gnaͤdigst aufgenommen. Heute war bei der allverehrten Landesmutter Königl. Hoheit
festliches Mittagsmahl.“ . Italien. Rom, 23. Okt. Der Kaiserl. Russische Gesandte am Paͤpstlichen Stuhle, Fuͤrst Gagarin, ist vor einigen Tagen
von Paris hierher zuruͤckgekehrt.
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Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
NewYork, 30. Sept. Dem in Washington erschei⸗ nenden Telegraph zufolge hat das kuͤrzlich aus Liverpool angekommene Schiff „Napoleon“ einen Vertrag mit Groß— britanien uͤberbracht, der die Britisch-Westindischen Haͤfen dem Handel der Vereinigten Stagten aufs neue oͤffnet.
Am 25sten d. M. kehrte der Praͤsident gesund und wohl— behalten von seiner Reise im Innern wieder nach Washing— ton zuruͤck. . .
Am 13ten Februar kommenden Jahres wird eine große
Sonnenfinsterniß stattfinden, wie sie die Vereinigten Staaten
fur eine lange Reihe von Jahren nicht wieder sehen werden. Der sichtbare Durchmesser der Sonne wird 32 Minuten eines Grades seyn, und der des Mondes 315. Diese Son— nenfinsterniß wird auf dem ganzen Nordamertkanischen Fest⸗ lande, in Westindien und sogar in Quito in Suͤdamerika
sichtbar seyn. ö Sud ⸗ Amer ik a.
Nach den neuesten in England eingelanfenen Nachrich— ten aus Eo lum bien herrscht auf Panama vollkommene Ruhe, mit aller Aussicht, sie, trotz der fortwaͤhrenden demagogischen Anstrengungen, auch ferner behauptet zu sehen. Der Eroͤff— nung des naͤchsten Kongresses sah man im Suͤden mit Unge— duld entgegen. General Flores hatte zwei Generale als Com—
missaire abgefertigt, den einen nach Bogota und den andern
nach Benezuela, um die diplomarischen Berhaͤltnisse der drei Staaten zu ordnen, welche die künftige Republik Columbien bilden sollen. Aus Carthageng mird gemeldet, daß die Pro⸗ vinzen Sacorro, Nerves und Cucuta den Praͤsidenten Mos⸗ quera als selchen anerkannt haben. Die Provinz Cassanare
besteht darauf, einen unabhaͤngigen Staat zu bilden oder sich
mit Venezuela zu verbinden. Mehrere andere Provinzen von Neu⸗Granada zeigen eine ahnliche Hinneigung zur Unab— haͤngigkeit.
1 , h.
Berlin, 5. Nov. In Nr. 297 dieser Zeitung ist irrthuͤmlich gemeldet worden, daß durch ein unterm 10ten Okt. d. J. zu Koͤln erlassenes erzbischoͤfliches Cirkular, bis auf weitere Bestim— mung, alle Fasttage, mit Ausschluß des Charfreitags, in der Erz⸗-Discese aufgehoben seyen. Dies ist, wie hierdurch Berichtigend bemerkt wird, nicht ber Fall, sondern es ist nur durch das gedachte Cirkular in Beruͤcksichtigung der gegen—
wärtigen Zcktverhaͤltnisse eine Mildernng des Abstinenz⸗Gebo—
tes, bis zum Widerrufe, ausgesprochen worden.
— In der Stadt Meseritz bildet sich ein Verein für die Kreise Meseritz, Birnbaum, Bomst und Franstabt, zur Erziehung verwahrloster Kinder.
Aus stellung der Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste.
Dritt er Artikel. Schadow'sche Schule. (Fortsetzung.) Bei einer Betrachtang und einem Urtheil, welches mehr das Große und Ganze im Auge hat, ist dennoch ein gengugres Ein⸗ gehen in diejenigen Werke unerläßlich, in denen das Vermoͤgen
Ann serer Kunst sich Richtung und Gränze absteckt, oder in denen
es sich geradezu erweitert zeigt, . .
—ᷓ ö sin . nach der einen Seite die Graͤnze der Schule an, Sohn nach der Andern; jener fuͤr das Ernste und Grandiose, dieser fir das Reizende. Der letztere Künstler hat sich selost ver= standen, wenn er zu seinem Suͤjet die anmuthige Erzählung des Alterthums, den Raub des Hylas durch die Nhmphen, wäaͤhlte. Unentschieden, ob der Maler den ertech n, Dichter vor Augen
chabt, stimmt er mit Theokrit darin uͤberein, daß er drei jener . Entführerinnen annghin: „Eunikg und. Malis, und, fruͤh⸗
ingblickend, Nycheig.“ Die fruͤhlingblickende glaubt der Be—
e, sogleich an dem Schmelz des blauen gh der einen
Blondine entdeckt zu haben, welche sich an den keu ch erschrocke⸗ nen Jüngling schmiegt. ylas war im Begriff, Wassei aus einem klaren sih enn h Quelt in ciner Felsenschlucht zu schoöͤpfen; den einen Fuß hat er cen hinabgesenkt in die Flut, und so erst ist er dem lockenden Element verfallen, den andern haͤlt er noch kraͤftig auf ein Felsstuͤck gestemmt. Wenn schnelles geisterhaftes
Auftauchen, un mittelbarer Ausdruck des dringendsten Verlangens,
bestimmtes un oiderstehliches Hinabzichen allein den Sinn des My⸗ thus erreicht, hingegen jedes . Versuchen, Hin- und Herzerren nd Unterhgndeln bas Poetische laͤhmt, so ist es besonders nur die
eine der drel bezaubernden Nymphen, deren Haltung, Geberde, Aus-
druck, ganzes Thun und Wollen unwiderstehliches Verlangen gu5= spricht, Eine jungfraͤuliche Gestalt voll Schönheit, Leben und Glut, mit glaͤnzend schwarzem Haar, umklammert ernsthaft und fest den Jüngling um Hüste und Schulter; die Stellung selbst deutet auf das Momentane; in der That ein einziger Gedanke des, Em. porstrebens, Begehrens, Hinnnterziehens, vor dem kein Fliehen und kein Straͤuben iß. Solches Aufstrecken der Arme und des gesammten Leibes, solches Nuͤcklehnen von Hals und Haupt bei
den Brust, . die dritte, flachsblonde, zeigt jene
dieser Miene, und diesen feuchten fesselnden Blick: das ist lie⸗ bendes Sich⸗Geben und Hinschmelzen, aber zugleich gewaltsames vernichtendes Ergreifen des Gegenstandes, das ist die Bedeutun des Mythus und sein innerster Sinn, das ist, malerisch⸗voetis⸗ ausgesprochen, die lockende unheimliche Macht des spiegelnden Elements uͤber das Gemuͤth des Menschen. Wie anders die zweite Figur! Goldblond, mit jenem blauen Auge, aus dem der Fruͤhlingshimmel wiederzustrahlen scheint, zeigt sie sich mehr von vorn. Jene ist stuͤrmend und hinreißend, diese sanft, hold und schmeichelnd, jene ist Glut, diese Schmachten, jene nach ihrer sichern Beute mit brennender Sehnsucht langend, diese hinter⸗ waͤrts mit leiser, anschmiegender, verschaͤmter Annaͤherung den Knaben umschlingend: beide gleich gefaͤhrlich. Es ist wahr, daß, dieser durchgefuhrten Charakferistik zufolge, welche sich sehr wohl mit den Charakteren des schwarzen und blonden Kolorits verei⸗ nigt, auch hier mehr eine gefaͤllige Stellung gerechtfertigt war; gleichwohl scheint die Bewegung des Arms und der Hand, mit der die Schnieichlerin zugleich ihr schwergoldnes Haar erhebt und die Hand des schoͤnen Argonauten faßt, schon darüber hinauszu⸗ chen und das Selbstgefaͤllige, welches ein Gesehenwerden und He solte n nhollen voraussetzt, zü beruͤhren. Schmerzlich ist es, bei aller Tuͤchtigkeit des Bildes, diesen Tadel nicht unterdruͤcken zu dürfen. Ferner bietet sich die Ucberlegung an, ob nicht eben bei dieser an sich gelungenen Unterscheidung dem Poetischen Eintrag geschehen sey, welches in der ersten Figur bestimmt und tief er⸗ saßt war. Zumal eine dritte Nymphe, welche, von hinten gese⸗ hen, und nur wenig aus dem kuͤhlen Element aufgetaucht, des
Knaben Fuß ergreift, scheint, im Vergleich mit den Uebrigen,
die Grüppe nur aͤußerlich zu vervollstaͤndigen, überhaupt aber in Erfindung und eich ung etwas vernachlaͤssigt zu an Schwerlich ging von dieser der Rath aus; sie macht te Sache nur eben mik. So interessant und naiv nun sonst eine solche Figur seyn koͤnnte, so wird doch hier durch die sehr ver⸗— schiedenen Bestrebungen der Nymphen das Augenblickliche, un⸗ entfliehbar Verstrickende der reizenden Gewaltthat zersplittert und aufgelbst in eine Reihe auf einander folgender mannigfaltiger Thaͤtlichkeiten. Hatte der Kuͤnstler den Moment in allen Figu⸗ ren gleicher Weise festgehalten, wie in der Bruͤnette, so würde die poctische Gesammtwirkung scines Bildes noch ungleich maͤch⸗ tiger gewesen seyn, und es waͤre dann sicherlich noch überboten worden, was sich jetzt anderweitig an Reiz und Mannichfaltigkeit in Stellung der weiblichen Körper erreichen ließ. Vermieden waͤre dann auch am gründlichsten jeder Schein sinnlicher Praͤsen⸗ tation, wenn die Gestalten, ganz in ihrer Handlung verloren, ungetheilt und unvereinzelt auf den Gegenstand ihres Begehrens gerichtet gewesen waren. So viel nun jene Blonde hiervon noch entfeint ist, um so viel bleibt das Schamgefuͤhl der Beschauer noch einer Beleidigung ausgesetzt, das nur in der angedeuteten Weise durch die völlige Unbefangenheit und Unbelguschtheit der Figuren versohnt werden konnte. Um so viel die Wendung die⸗
fer Schalthaften mit dem luͤsternen Auge noch zugleich dem Be⸗
schaner gilt, um soviel hat der Kuͤnstter gegen das Zartgefuͤhl verstoßen und seinen Gegenstand zu sinnlichem Reiz herabgezogen, deffen er doch wahrlich nicht bedurfte, um zu gefallen. Im Nehri⸗ gen ist die Figur boͤchst ausdrucksvoll; pochend glaubt man den Busen fich hchen zu sehen, es is ein tiefes Aufäͤthmen, in dem alles schlummernde Verlangen bewußt und frei werden will, das aber vor beklemmender Scham in dem halbgedffneten Munde wieder zu stocken scheint. Die Wange ist nicht nur fluͤchtig er. röthet; man möchte sagen, sie gluͤht und zittert. ei solcher Erreichung muß man nun dem Kuͤnstler wohl vergeben, wenn er sich auch schon um einen Schritt von der naͤchsten Einheit des Moments entfernte. Nicht so bestimmt laͤßt sich uͤber den Aus⸗ druck des . Knaben urtheilen, der von braunem lockigen Haar, bei braäunlichem Kolorit, und, obwohl kraͤftig genug, um der Liebling des Herkules zu seyn, doch völlig ohne jenen jarten Anssug von Bart gewählt worden, welcher, nach Homers Ur= theil von jugendlicher Schönheit, freilich nicht fehlen durfte. Noch ausdrücklicher wünfchte man keuschen Schreck und Ueberraschung in seinem Anttitz festgehalten; oder bedeutet die gezogene Augenbrgue zugleich Zorn, ober ist Furcht vor dem Element gemeint? Wenig⸗ sens ist hier auch in dem Mythus ein Punkt, wo die poet ische Per sontfientton der Sache schon mit der Sache selbst collidirt. — In der Earnatiön wird der Künsler wenig Nebenbuhler zu fürch. ken haben; Leben und Waͤrme wird Kͤberall wahrgenommen und das ganze Kolorit ist bis zum ö erhoben. Mit feinster untcrscheidung sinden wit in den drei Nymphen cben so viele durchgreifende Raturcharaktere dargestellt. Im inni sten Ein⸗ klangeè erscheint Form und Farbe in dem reizenden Wesen mit schwärgzem naßanl legenden Haar, in jedem zarten. Ton findet man diefe Haarfarbe wieder; von glaͤnzendem und fast leuchten⸗ bem Schimmer der Haut ist die goͤldne Blonde, beobachtet sind hier die durchscheinenden Adern auf den Armen und der ien. Zartheit und farmmtne Weiche der Haut. — Der Hintergrund dietet wenig Einzelheit, ohne vernachlaͤssigt zu seyn; doch haͤtte sich vielleicht fürn diefes Begebniß noch eine entsprechendere Oert⸗ lichkeit finden lassen. Schade, daß ein Lorbeerzweig, der ohnedtes in der Farbe etwas verfehen ist, sich neben dem Haupt des Hysas sibrend vordraͤngt. Bas Bild ist in einen Kreis von ungefaͤhr
4 Fuß Durchmesser gemalt.
Cin anderes Oelbilh, desselben Künstlerg, das der Katalog verspricht, wirt mit ene f Geh e, in den Saͤlen der