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Frankreich.
Paris, 31. Okt. Zwei Minister-Conseils sind gestern gehalten worden. Das eine dauerte von 11 Uhr Vormittags bis 5 Uhr Nachmittags, das andere von 8 Uhr Abends bis tief in die Nacht hinein. In beiden fuͤhrten Se. Majestaͤt Höchstselbst den Vorsitz. Das Journal des Débats meldet noch um 117 Uhr Abends: „Die Minister sind in diesem Augenblicke noch versammelt, und man versichert, daß sie sich nicht trennen werden, bevor nicht die Zusammensetzung des neuen Ministeriums definitiv beschlossen worden ist. Wir wuͤnschen aufrichtigst, daß, man moͤge sich nun fuͤr Herrn Laffitte oder fuͤr Herren C. Périer entscheiden, die getroffene Wahl den Beduͤrfnissen des Landes genügen moͤge. Beide Namen waren stets eine Buͤrgschaft für die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung und werden es hoffentlich auch kuͤnf— tig seyn.“ Der Courrier frangajis versichert, daß das Conseil auch heute Morgen um 2 Uhr noch versammelt gewesen sey, woraus hervorzugehen scheine, daß man zu einem end— lichen Entschlusse gelangen wolle. Indessen enthalt der heu— tige Moniteur noch nicht das Mindeste uͤber die zu erwar— tende Ministerial-Veraͤnderung.
Der Globe äußert: „Die Ernennung des neuen Mi— nisteriums zieht sich hur deshalb so sehr in die Laͤnge, weil man sich zuvor uͤber das politische System verständigen will, das man hinfuͤhro zu befolgen beabsichtigt. Dies ist keine ieichte Sache, denn ein politisches System umfaßt gleichzeitg eine Masse von Fragen, die sich auf die verschiedenartigste Weise loͤsen lassen. Als Grundlage aller andern darf man das Wahl-Gesetz, von dem die Existenz der ganzen Gesell— schaft als politischer Korper abhaͤngt, betrachten. Die Revo— lution von 18360 macht es der Regierung zur Pflicht, den Wahl-RKoͤrper, zu organisiren, denn dieser ist ihre einzige Basis, und nie wird die Regierung mit Zuver— sicht im Namen Frankreichs weder zu den fremden Maͤch— ten noch zum Lande selbst sprechen koöͤnnen, wenn sie sich nicht auf National-Versammlungen stuͤtzt, deren Mit— glieder zu der Klasse der Waͤhler gehoͤren. Aber auch in finanzieller Beziehung ist das Wahl-Gesetz von großer Wich— tigkeit. Es leuchtet ein, daß die Waͤhler einer gewissen Volks— Klasse immer ihres Gleichen zu Deputirten ernennen werden; so wird z. B. der Grundbesitzer in der Regel einen großen Grund Eigenthuͤmer wählen. Wird nun das Wahlrecht hinfuͤhro, statt ausschließlich auf den Grundbesitz und den Reichthum, auch auf die intellektuelle Ausbildung und die Gewerbsthaͤtigkeit basirt, so werden die neuen Waͤh— ler das Interesse des Landes solchen Mandatarien anver— trauen, die auch ihre Ansichten und Beduͤrfnisse in die Ge— setzgebung uͤbertragen. Umsonst wuͤrde man sich bemuͤhen, ein neues Wahl-⸗System zusammenzusetzen, wenn man dem— selben die Elemente der Charte von 1814 zum Grunde legen wollte. Mit Waͤhlern zu 300 Fr. und Deputirten zu 1000 Fr. werden wir die Bahn der wiederhergestellten Monarchie nimmermehr verlassen, und wer sich einer solchen Täuschung uͤberlaßt, er mag nun Villelist, Doctrinair, Eklektiker oder Liberaler seyn, kann nur einen unvollkommenen Begriff von den neuen staatswissenschaftlichen Prinzipien haben; nie wird bei der Deputirten⸗Wahl der Grundeigenthuͤmer wie der Ge—
werbtreibende, nie der Konsument wie der Produzent abstim—
men. Es ist zu wuͤnschen, daß unsere kuͤnftigen Minister die Wichtigkeit des Wahl-Systems, um das es sich eigentlich in dem jetzigen Augenblicke allein handelt, gehoͤrig erkennen moͤ— gen; sie werden alsdann auch das klägliche Gesetz, das die jetzigen Minister in die Kammern hringen wollten, zu den Akten legen. Wie man uns nämlich versichert, hatte die ge⸗ genwaͤrtige Verwaltung nichts Besseres ersonnen, als den Wahl-Census um ein Geringes zu ermaͤßigen; die Waͤhler sollten statt 300 Fr. in der Folge 250, und die Waͤhlbaren statt 1000 Fr. 800 zahlen. Die Minister waren ordentlich stolz darauf, daß sie einen so großen Gedanken gehabt; jetzt
wollen sie sich zuruͤckziehen, und daran thun sie wohl.“
Die Gazette constitutionnelle de ' Altier enthalt unter der Ueberschrift: „die Jakobiner von 1830“ Folgendes: „Die letzten in Paris vorgefallenen Unruhen wurden von den
Einen als ein Versuch der alten Royalisten und von den An-
dern als ein Versuch der Demagogen betrachtet. Was auch das Ergebniß der gegen die Beguͤnstiger dieser Unruhen ein— geleiteten gerichtlichen Untersuchung seyn mag, wir glauben, daß dieselben durch gewisse Tagblaͤtter, welche die Presse der offentlichen Verachtung Preis geben sollte, wenn nicht orga— nisirt, doch genaͤhrt worden sind. Sich mit dem Namen Pa—
trioten ichmückend, den sie nie verdienten, haben unwuͤrdige
Publizisten sich zu Schmeichlern der Vorstädte gemacht, die sie in ihre Lehren einweihen und durch aufruͤhrerische An—
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schlagzettel zum Aufstande bewegen. An die Volksleidenschaf⸗ ten wenden sich diese Redner der Straßenecken; durch die rohe Gewalt wollen sie eine neue Regierung umstuͤrzen, die eben so viele Unzufriedene als Neidische gemacht haben wird. Ihre Absichten sind um so strafbarer, als sie wissen, wie leicht es ist, Massen, in denen die letzte Revolution noch nachwirkt, aufzuregen. Wer verdient wohl weniger den Namen eines Patrioten, als diese Menschen, die das Vaterland unaufhoͤr— lich zerfleischen, und deren Lehren eben so sinnlos als unwahr sind? Fuͤr sie bilden die Worte Volk und Republik, die sie in Deklamationen nach dem Muster Marats einkleiden, ein ganzes System und sind eine Antwort auf alle Einwuͤrfe, ein Heilmittel fuͤr alle politischen Uebel. Predigt den unte— ren Klassen der Gesellschaft durch Euer Beispiel noch mehr als durch Eure Schriften heilige Liebe zum Gesetze und Ach— tung gegen das Besitzthum, floͤßt ihnen Gedanken der Ord— nung und eigenen Wuͤrde ein, gebt ihnen neben den Wohl— thaten der Bildung das Leben der Intelligenz, und dann wer— det Ihr Manner aus den untersten Ständen in den Staats— dienst berufen koͤnnen. So lange diese intellektuelle und mo— ralische Emancipation die Menschen noch nicht durchdrungen und neu geboren hat, werdet Ihr nur niedrige Schmeiche— leien an die Menge richten und, indem Ihr den Verstand und die Einsicht derselben ruͤhmt, nur die Anarchie herbei— fuhren, die zuletzt sich selbst verzehrt.“ .
Das von der Regierung unlaͤngst niedergesetzte Comité zum Diskontiren kleiner Wechsel auf Paris und die Provinz giebt dem Temps eine abermalige Veranlassung, auf das Ge— setz, in Folge dessen der Handelsstand mit einer Summe von 30 Millionen unterstuͤtzt werden soll, und das jenes Blatt als eine vollig unangemessene Maaßregel betrachtet, zuruͤckzukommen. „Die zu erwartenden Meldungen um Unterstuͤtzung“, aͤußert
dasselbe, „werden ohne Zweifel den bewilligten Kredit um
Vieles uͤbersteigen. Dasselbe wird jetzt der Fall mit den 1,300,000 Fr. seyn, die man von jener Summe abgezweigt hat, um das Diskontiren der kleinern Wechsel zu erleichtern. Die Unzulaͤnglichkeit dieser Unterstuͤtzung leuchtet ein. Rech—⸗ net man, daß sich unter den 30,000 Patentirten der Haupt— stadt 10,000 befinden, die in Geldverlegenheit sind, so kom— men von der fuͤr Paris bestimmten Million 100 Fr. auf den Kopf. Angenommen aber auch, daß nur der 30ste Theil der— selben sich in wahrhaft bedraͤngter Lage befindet, so wuͤrde ein Jeder 1000 Fr. bekommen; und in der That, wenn der Handersstand eines Platzes, wie Paris, um solch einen Preis unterstuͤtzt werden koͤnnte, so wuͤrde er eben so gut auch jedwe— des Beistandes entbehren koͤnnen. Was die Ausfuͤhrung der beabsichtigten Maaßregel betrifft, so laͤßt sich erwarten, daß das Distontirungs-Comité mit Antraͤgen uͤberlaufen werden und daß der angewiesene Fonds gar bald erschoͤpft seyn wird, ohne daß man dem Handelsstande wesentlich genuͤtzt hat. Wenn wir sonach das Gesetz wegen der Bewilligung der 30 Mill. und auch jetzt die Errichtung eines Diskontirungs-Comités tadeln, so wollen wir deshalb nicht ungerecht gegen die Verwaltung seyn. Als sie den Kammern jenes Gesetz vorlegte, hat sie vielleicht weniger aus eigner Ueberzeugung gehandelt, als einer Meinung nachgegeben, die sich damals sehr lebhaft im Publikum äußerte. „„Wie geht es zu““, rief man von allen Seiten, „„daß die Regierung nichts fuͤr den Handels— stand thut?““ Die Minister konnten es vielleicht nicht uͤbers Herz bringen, sich einem so allgemeinen Rufe, der auf eine wahrhafte Bedraͤngniß hindeutete, zu entziehen. Moͤgen wir indessen aus der schon jetzt gemachten 5 die nuͤtzliche, wenn gleich etwas spaͤte, Lehre ziehen, daß die Regierung immer Unrecht thut, wenn sie sich in Privat-Angelegenheiten mischt. Mögen wir uns im Allgemeinen von der Wahrheit durchdringen, daß in einem Lande, wie Frankreich, wo ver Gewerbfleiß mit Monopolen, Privilegien und Hindernissen aller Art gleichsam uͤbersaͤet ist, pecuniaire Huͤlfsmittel gerade die letzten sind, die man bei einer Handels-Krise an⸗ wenden muß.“ .
Von den am 28sten d. M. in den großen Kollegien be— n, sind bereits folgende hier bekannt ge— worden:
Amiens, Hr. v. Rumigny, Adjutant des Koͤnigs, (an die Stelle des Vicomte von Castéja). Die Wahl
des zweiten zu ernennenden Deputirten ist noch unbekannt.
. 2 Gattier;
r. Odillon⸗Barrot, Praͤfekt des Seine⸗ Departements (statt des Hrn. Villemain); Hr. Passy (an die Stelle des Hrn. Thomas);
Evreux,
F). Die mit einem * bezeichneten Deputirten gehörten bereits der jetzigen Kammer an und sind wieder gewaͤhlt worden.
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Orleans, der Graf Julius v. Laroche foncauld (an die
Stelle des Hrn. Riccs); Rouen, Hr. Thil.“ .
Es heißt, daß die Gehalte der diesseitigen Botschafter in Madrid, Neapel und Turin fuͤr das naͤchste Etatsjahr von resp. 200, 000 Fr., 130,000 Fr. und 100,090 Fr. auf 109,000 Fr., 160,000 Fr. und 86,000 Fr. herabgesetzt wer— den wurden.
Der Moniteur enthaͤlt einen Bericht des Ministers des Innern an den Koͤnig, in Folge dessen Se. Majestaͤt dem Professor Lallemand an der medizinischen Fakultat zu Montpellier, den Professoren Andral und Chomel an der hiesigen medizinischen Fakultaͤt, dem Chemiker Herrn Bar— ruel, und den Aerzten an den Pariser Hospitaͤlern, Rostan und Biert, das Ritterkreuz der Ehrenlegion verliehen haben.
In der Gazette des Tribunaux liest man Nach⸗ stehendes: „Das Zimmer, das man in Klein⸗-Luxembourg fuͤr den Fall in Bereitschaft gesetzt hatte, daß noch ein fuͤnfter Minister gefaͤnglich eingezogen werden sollte, wird nicht noͤ⸗ thig seyn. Herr von Haussez ist bekanntlich laͤngst in Lon⸗ don, Herr von Montbel hat sich ins Oesterreichische gefluͤch⸗ tet, und jetzt meldet man auch die Flucht des Baron Capelle, der einige Wochen lang dem Ministerium der oͤffentlichen Bauten vorstand. Ueber sein Entweichen haben wir folgende zuverlaͤssige Angaben gesammelt. Der Hof und die Ex-Mi— nister hatten sich von St. Cloud nach Trianon zurückgezogen. Die Letzteren hofften noch immer; sie hatten sich hinsich tlich des raschen Ganges der Juli-Ereignisse getaͤuscht, und als man es ihnen zum Vorwurf machte, daß sie die Truppen des Lagers von St. Omer nicht naher an die Hauptstadt herangezogen und keine Vorsichts⸗Maaßregeln getroffen hatten, schoben sie alle Schuld auf den Polizei-Präfekten Mangin. Man rechnete es diesem zum Fehler an, daß er die Pressen des National und des Globe am Morgen des 27. Juli habe in Beschlag nehmen lassen, waͤhrend solches in der Nacht haͤtte geschehen sollen. Die Minister erstaunten, als sie ver, nahmen, daß weder auf das Lager von St. Omer, noch auf den in Tours kommandirenden General Donnadieu zu rech— nen sey, und daß es ein Gluͤck seyn wuͤrde, wenn man Rambouillet gewinnen koͤnne. Hier kamen die Mini— ster in der groͤßten Verwirrung an; sie hielten es fuͤr das Sicherste, sich nach verschiedenen Richtungen hin zu zer— streuen. Hr. v. Montbel und der Baron v. Capelle irrten
eine Zeitlang zusammen umher, trennten sich aber dann.
Der Lrstere fand in der Umgegend von Courbevoie einen Zufluchtsort. Auch Herr von Capelle fand an verschiedenen Srten eine edle Gasitlichkeit; vierzehn Tage brachte er im Hause eines Privatmanns zu, mit dem er bis dahin in gar
kiiner Verbindung gestanden hatte, und der kaum seinen Na—
men kannte. In den ersten Tagen des September kam er nach Paris, ohne zu wissen, wohin er sein Haupt legen sollte. Man versichert, seine Absicht sey gewesen, sich bei der Unter— fuchungs⸗Kommission zu stellen, weil er uͤberzeugt war, es handle sich nur um eine Meinungssache, und man werde ihn bald wieder in Freiheit setzen. Seine Freunde riethen ihm von diesem unklugen Schritte ab; er beschloß hierauf, in der Hauptstadt zu bleiben, ohne sich besonders sorgfaͤltig zu ver⸗ bergen, und auf guͤnstige Gelegenheit zur Flucht zu warten; diese bot sich in der Abreise eines seiner Freunde nach Metz auf der Post dar. Am 11. Okt. Abends begab sich der ehe— malige Minister mit noch zwei Personen nach dem Postge— baäͤude. Sein starker Backenbart war abrasirt und sein schwar— zes Haar unter einer blonden Peruͤcke verborgen; kurz er war ganz unkenntlich. Er hatte keinen Paß; aber die groß— muͤthige Person, welche seine Befreiung uͤbernommen hatte, hatte auf ihrem Passe zwei Bedienten mit aufzeichnen lassen, und so entkam Hr. v. Capelle in einer unscheinbaren Livree aus dem Franzoͤsischen Gebiete. Er begiebt sich unverzuͤglich nach Edinburg.“
Die vierte Legion der hiesigen National -Garde ist durch
das Loos bestimmt worden, die vorigen Minister bei ihrem
Transport von Vincennes nach dem Palast Luxembourg zu
eskortiren. Bei der heute auf dem Marsfelde stattfindenden großen
Revue uͤber die National-Garden der Hauptstadt und des Weichbildes wird jede Legion vier Kreuze der Ehrenlegion zur Vertheilung unter sich erhalten.
Die mit der Pruͤfung des Gesetzes uͤber die Getraäͤnk— steuer beauftragte Kommisston, deren Praͤsident der ehemalige Handelsminister Graf v. Saint-Cricq ist, hat ihre Arbeit bald beendigt; sie hat eine Menge von Sitzungen gehalten und viele Btttschriften empfangen. Die Kommission soll mit dem Gesetzvorschlage mehrere Veraͤnderungen vorgenommen
haben und namentlich gegen eine auf die Getraͤnke zu le⸗ gende Transportsteuer seyn.
Aus Bayonne sind folgende neuere telegraphische De— peschen eingegangen: „Vom 27. Ming war gester Abend in Ernani; einige Doͤrfer stellten ihm w Die in Oleron in Beschlag genommenen Waffen waren fuͤr die Fluͤchtlinge bestimmt, die in kleinen Abtheilungen in Spanien eingeruͤckk sind und in der Umgegend von Canfran stehen. General Plasencia sollte sich an die Spitze dieser Bewegung stellen, die mit der Mina's in Verbindung stand. Die Be— schlagnahme dieser Waffen verdirbt die Plane der Fluͤcht⸗ linge. — Vom 2s sten. In Folge des gestrigen Gefechtes ist Valdes mit seinem Haufen an der Graͤnze entwaffnet und nach St. Jean⸗de-Luz gefuͤhrt worden. Die Bruͤcke uͤber die Bidassoch wird auf der Spanischen Seite von Koͤnigl. Truppen bewacht; die Constitutionnellen, die sich dort befan— den, haben sich unsern Truppen ergeben und sind entwaffnet worden. — Vom 29sten. Die Fluͤchtlinge des Valdesschen Haufens, 250 an der Zahl, befinden sich jetzt theils in Ba— yonne, theils in St. Esprit. In dem Gefechte bei Bera sind 40 Constitutionnelle getoͤdtet oder verwundet worden. Die Koͤnigl. Spanischen Truppen haben beim Verfolgen der Fluͤchtlinge unser Gebiet betreten, sind aber, auf die erste Aufforderung eines Franzosischen Offiiers, von dem sie befeh—⸗ ligenden General Santos Ladron über die Graͤnzlinie zuruͤck— gerufen worden. Dieser entschuldigte sich damit, daß er die Graͤnze nicht genau gekannt habe. — Vom 30sten. Ge— stern ist Ming in Lesaca von uͤberlegenen Streitkraͤften an— gegriffen worden. Sein Haufe wurde zersprengt, und er mußte mit einigen Reitern in die Berge entfliehen. El Pastor, der hundert Mann bei sich hatte, wurde bis Urdach verfolgt. An der Graͤnze entwaffneten ihn unsere Posten; er wird mit seiner Mannschaft hierher gebracht werden.“
In Pau find am 25. d. Abends sechs mit 400 Geweh— ren, 100 Uniformen, 100 Beinkleidern, 100 Czakos, 30 Saͤ— beln, 3060 Mäaͤtzen, 120 Bandelieren und einem Paket Pro⸗ clamationen beladene Wagen, welche fuͤr die Spanischen Fluͤchtlinge bestimmt waren, in Beschlag genommen worden.
Aus Toulon schreibt man unterm 25. Okt.: „Die vom Schiffs-Capitain Massien de Clairval befehligte Fregatte „Sireêne“ ist von Algier hier eingelaufen. Die Nachrichten, die sie von dort mitbringt, lauten unguͤnstig; die Araber lauern noch immer in der Umgegend der Stadt, wie hungrige Woͤlfe, auf Beute. Vor kurzem strandete ein Franzoͤsisches Handelsschiff beim Kap Matifoux an der Afrikanischen Kuͤste; die aus 45 Leuten bestehende Mannschaft desselben erreichte nach ungeheuren Anstrengungen das Ufer und begab sich zu Lande auf den Weg nach Algier. Die Ungluͤcklichen, welche, an Allem Mangel leidend, umherirrten, um einige Nahrung zu suchen, und in dem Wahne standen, Oran und Bona seyen noch von unsern Truppen besetzt, wurden von einem Beduinenschwarm angefallen, gepluͤndert und grausam umge—⸗ bracht. Von Algier sind auf diese Nachricht sogleich Trup— pen nach dem Kap Matifoux abmarschirt, um die Unthat zu rächen. Die Fregatten „Armide“ und „Iphigenie“ und die Brigg „le Voltigeur“ sind unter Segel gegangen; noch an— dere Schiffe sollen ihnen folgen.“
Der Moniteur enthalt einen langen Bericht des Pro⸗ fessor Cousin uͤber die neue einzurichtende Normalschule, deren Bestimmung es ist, Lehrer fuͤr die hohere Unterrichts -Anstal⸗ ten zu bilden.
Der in Bordeaux erscheinende Indicateur meldet, daß die Notabeln diefer Stadt den Grafen von Preissac, Praͤfekten des Gironde⸗Departements, bitten wollen, das De— putirten⸗Mandat, das die Waͤhler des Departements des Tarn und der Garonne ihm aufs neue anvertraut haben, nicht anzunehmen.
Der Kabinets-Courier Cradock ist gestern vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten nach Calais . worden. Auch der Englische Botschafter hat zwei Couriere, einen nach Wien, den andern nach Calais, abgesandt.
Die Nachricht von den in Frankreich , n . Ver⸗ aͤnderungen ist am 5. Sept. durch ein Paketboot aus Bor— deaux in Martinique angekommen.
Fuͤr die hier lebenden armen Italiaͤnischen Fluͤchtlinge ist eine Subseription eroͤffnet worden, zu welcher sich die Ge— nerale Lafayette und Fabvier zuerst unterzeichnet haben.
Großbritanien und Irland.
London, 39. Okt. Ihre Majestäͤten statteten gestern der Prinzessin Sophia in Kensington einen Besuch aß.
Die Herzogin von Kent und die Prinzessin Vietotia sind gesterü von Bath in Claremont, dem Landsitze des Fuͤr⸗ sten gene h, eingetroffen, wo sie sich einige Tage aufzuhalten gedenken. ᷣ ö
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