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Uebermorgen dHeabsichtigen Ihre Majestäͤten das Theater von Coventgarden zu besuchen; zu Ihrem Empfange werden dort bereits die groͤßten Vorbereitungen getroffen.
Ein hiesiges Blatt berichtet Folgendes: „Als der Koͤnig am letzten Donnerstag nach dem Drurylane-Theater fuhr, drängte sich ein Mann, der, dem Aeußern nach, ein Zimmer⸗ mann zu seyn schien, an den Koͤnigl. Wagen. Von Sr. Maj. bemerkt, äußerte er die Hoffnung, die nächste Parla⸗ ments-Sitzung wuͤrde dem Volke, das seit mehreren Jahren die ihm auferlegten Lasten ohne Murren getragen, Erleichte— rung verschaffen. Der Koͤnig hoͤrte ihn an, antwortete auch und reichte dem armen Manne die Hand. Dieser brach, sich in die Masse des Volkes zuruͤckziehend, in Thraͤnen aus und schien tief geruͤhrt zu seyn. Was Se. Majestaͤt geaͤußert, ist uns bis jetzt nicht bekannt geworden.“
Gestern hatte sich das Ober- und Unterhaus versammelt, um mehrere Mitglieder zu vereidigen; kas Unterhaus ver— tagte sich bis uͤbermorgen. .
Der neulich hier angekommene Tripolitanische Gesandte hatte gestern im Kolonial-Amte eine Zusammenkunft mit Sir George Murray.
Niederlande.
Aus dem Haag, den 2. Nov. Die Regierung hat
den Sectionen der zweiten Kammer die Gruͤnde mitgetheilt, welche sie verhinderten, dem Verlangen derer zu entsprechen, die in dem juͤngst vorgelegten Kriminal-Gesetz- Entwurf we— gen Bestrafung von Aufruhr-Versuchen noch strengere Be⸗ stimmungen, insonderheit was die Zuerkennung der Todes— strafe betrifft, verlangten. — Gestern wurde der zweiten Kam— mer ein einstweiliger Finanz-Gesetz⸗Vorschlag vorgelegt, nach welchem jeder Einwohner seine direkten Steuern fur 1830, die Patentsteuer und alle Zusatz-Centen einbegriffen, noch ein— mal als Darlehn zahlen soll, mit Ausnahme von gewissen nur 33. besteuerten Klassen, hingegen mit Erhoͤhung um ein Vierthei
sollen resp. am 30. Nov., 31. Dez. d. J. und 31. Jan,. k. J. gegen Empfangscheine geschehen, wofür im April 1831 Fproc. Obligationen, im ganzen zum Belaufe von 17 Millio— nen, gegeben werden sollen, einzuldsen von 1832 an, mit 100,000 Fl. monatlich nach Loosziehung. Ferner sollen fuͤr 12 Millionen 6proe. Schatz -Billetts creirt werden, um damit alle Gehalte (außer den militairischen) und Pensionen u. s. w von mehr als 1600 Fl. jahrlich und alle andern Forderungen an den Schatz zur Haͤlfte zu bezahlen.
Es soll sich eine Deputation aus Antwerpen bei Sr. Ma⸗ jestàaͤt gemeldet haben, die aber an General Chassé verwiesen worden ist.
Se. Maßjestaͤt haben dem General Cort Heiligers die Auf⸗ sicht uͤber alle freiwilligen Corps und die Vorsorge zur Auf⸗ munterung der Freiwilligen⸗Werbung fuͤr das Heer aufge⸗ tragen. .
? Ueber fruͤhere Sreignisse in Zeelaͤndisch Flandern enthalt die Staats-Courant den nachstehenden Bericht: „Da zu erwarten war, daß die herumstreifenden Insurgententrupps, wiewohl sie bereits einmal tapfer zuruͤckgeschlagen worden, doch die Bewohner des alten Staats-Flandern aufs neue anfallen und beunruhigen wuͤrden, so hat man an dieser Seite ernstliche Maaßregeln genommen, um sich dage— gen sicher zu stellen. Unter Anderem hat man, Len letzten Nachrichten zufolge, verschiedene hölzerne Bruͤcken abgebrochen, die einen Uebergang aus Flandern haͤtten bilden koͤnnen, und sodann in der Gegend von Hostburg Zu— bereitungen getroffen, um das Land unter Wasser zu setzen. Inzwischen scheinen aufs neue einige Insurgenten-Trupps in senen Landstrich eingefallen zu seyn. In Bierpliet hat ein solcher den Gemeindeschreiber gezwungen, eine Summe von 150 Gulden zu erlegen, waͤhrend ein anderer Haufe mit zwei Feldstuͤcken in Sluys eingeruͤckt ist. Nach Eingang dieser Nachrichten hat der Oberst- Lieutenant Ledel eine Truppen— Abtheilung nach Biervliet abgesandt und ist sodann selbst
an der Spitze einer noch ansehnlichern Macht gegen die In—
surgenten aufgebrochen.“ (Vergl. die gestern mitgetheilten Nachrichten as Brüssel, wonach die Insurgenten aus Sluys bereits wieder vertrieben worden sind.
Den letzten hier eingegangenen Nachrichten aus Ma— stricht zufolge, trifft der General-⸗Major Dibbets fortwaͤh— rend die zweckmaͤßigsten Maaßregeln zur Vertheidigung der Festung. So hat er unter Anderm den Advokaten van Cou—⸗
bergh und Silveryzer den schriftlichen Befehl uͤbersandt, die
Stadt sogleich zu verlassen; und zwar, nachdem er unterrich— tet worden war, daß beide junge Maͤnner, die fruͤher in Bruͤssel gewesen waren und dort bei der provisorischen Re— gserung um einen guten Posten angehalten hatten, nach ihrer
lfuͤr andere hoͤher besteuerte. Die Zahlungen
Ruͤckkehr alle möglichen Versuche gemacht hatten, die Be⸗ wohner von Mastricht zu einem Aufstande zu bewegen. Man meldet aus Herzogenbusch, daß die Aufruͤhrer ei—⸗ nen Theil des herrlichen Kanals Zuid-Willemsvaart vermit— telst Durchstechung des Deiches bei Weert unbrauchbar gemacht, wodurch die Verbindung mit Mastricht sehr ge— hemmt ist. Nach Herzogenbusch ist ein gewisser Jansen, der mehrere Soldaten in Eindhoven zur Desertion verleiten wollte, ge— faͤnglich eingebracht worden. — Das erste Feld-Bataillon der Amsterdamer Schutterei ist in Herzogenbusch angekommen.
Breda, 1. Nov. General van Geen, der das von Ant— werpen sich zuruͤckziehende Armec-Corps befehligt, das jetzt die Provinz Nord⸗-Brabant decken soll, befindet sich dermalen in nee g. seine Vorpesten stehen in Ruysbergen und Ul— venhout.
Die in und vor unserer Stadt befindlichen Truppen hal— ten sich bereit, sich, sobald der Dienst es erfordert, in beweg— liche Kolonne abzutheilen. Ein Regiment Jaͤger und eine Abtheilung Uhlanen, welche sich vor Hooghstraten aufgestellt haben, waren bis jetzt hinreichend, es dort, so wie in den nahe liegenden Orten, zu verhindern, daß die aufruͤhrerische Fahne aufgesteckt werde. ;
Bei dem Bombardement in Antwerpen sind sehr viele
Insurgenten, die in das Bau-Magazin gedrungen waren
und sich dort gegen den Kugelregen nicht zu schuͤtzen wußten, getötet und verwundet worden. Mehrere Insurgenten woll— ten sich einiger am Kanal liegender Faͤhren als Brander bedienen, um an den Kriegsschiffen zu entern, sind jedoch bei diesem Versuche mit ihren Faͤhren in den Grund gebohrt worden.
— — Antwerpen, 1. Nov. Unser Zustand ist noch derselbe angstvolle und traurige, der er vor einigen Tagen war. Innerhalb der Stadt nichts als wehklagende Bewoh— ner oder herbeigestroͤmte Huͤlfétruppen, die wir jedoch, ihrem zußern Ansehn und ihrem Betragen nach, eher fuͤr unsere aͤrgsten Feinde halten mochten; außerhalb aber die drohenden Feuerschluͤnde der Citadelle und der Kriegsschiffe, die bei der geringsten diesseitigen Demonstration ihr Verderben bringendes Feuer wieder eroͤffnen wurden. Seit gestern und le , n haben die Kriegsschiffe noch einige Verstaͤrkungen erhalten, was darauf hinzudeuten scheint, daß man die Citadelle auch ferner besetzt halten und vertheidigen wolle. Das ist bestimmt, daß der Waffenstillstand bis zum naͤchsten Donnerstage, den 4. Nov., verlaͤngert worden ist — versteht sich unter der Be⸗ dingung, daß von hier aus nicht der geringste Angriff ver⸗ sucht wird — und ist namentlich die hiesige Kaufmannschaft bemüht, eine Uebereinkunft zu Stande zu bringen, um wo möglich die Stadt und vielleicht auch das Land zu erretten. Wird diese nicht ins Werk gesetzt, so sind die ersten Kauf— leute des Ortes entschlossen, mit Hinterlassung ihres Vermoͤ⸗ gens, ihren Familien, die bereits fruͤher die Flucht ergriffen
haben, zu folgen. Alle Straßen hier sind durch Wazen, Bal⸗
ken und abgerissenes Gemäuer verrammelt; das Steinpflaster ist uberall aufgerissen. Saͤmmtliche Haͤuser und Straßen sind voll von bewaffneten Fremdlingen, und wenn man noch einem der fruͤher wohlhabenden Bewohner Antwerpens begeg⸗
net, so ist sein Aussehen traurig und sein Gesicht voll Schmerz und Kummet. Noch immer brennt es im hiesigen Entrepot;
nur Kleinigkeiten sind gerettet worden, und man schaͤtzt jetzt, nach einem genauern Ueberschlage, den Werth der dort ver— brannten Waaren auf 18 — 20 Millionen Gulden. Mehrere Hundert Haͤuser sind mehr oder weniger durch den Brand zerstoͤrt worden. ö ;
— Die Duͤsseldorfer Zeitung giebt folgendes durch Mittheilung aus einem uͤberrheinischen Fabrikorte ihr zuge— kommene Schreiben eines in Antwerpen wohnenden Deut— schen Kaufmanns, welches eine lebendige Darstellung der da— sigen Ereignisse in den letztvergangenen Tagen enthalt
. Antwerpen, vom 29. Okt. 1839.
Wenn ich Dir ,, schreibe, ich kann nicht dafuͤr, dies sind die ersten Zeilen, die ich seit Sonntag zu Papier bringe. Mein Geist und mein Körper sind in einem so erschlaff⸗ ten Wustẽ be , daß sich meine Ideen verwirren. Du wirst alle Ercignisse des Landes erfahren haben, ich uͤbergehe sie, um 5
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jetzigen Katastrophe uͤberzugehen, indem ich Dir bemerke, daß
vor Allem erst wissen mußt, daß Antwerpen im Allgemeinen noch
durch Anwesenheit vieler Truppen und durch den Einfluß der
Kaufleute der Hollaͤndischen Dynagstie treu geblieben war, obgleich im Allgemeinen der Geist derselbe war, wie er in ganz Bräbant sich zeigte, Am Sonntag begann rund um die Staßt, wohin sich ein Theil der Hollaͤndischen Armee zuruͤckgezogen hatte, eine . lebhafte Attaque, die sich unserer Stadt immer mehr naͤ⸗ erte, so daß man Montag Abend unter den Waͤllen kaͤmpfte.
Beilage
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2395 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung K 310.
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Das Feuer war stark, nach dem ungeheuern Kanonieren haͤtten Tau sende von Menschen bleiben mussen; allein es mogen nur 500 seyn, weil die Gartenhäͤuser und, Baͤume gegen die Kügeln schuͤtz= ten. Am Dienstag blieb es still; allein schon am Abend waren hier in der Stabt starke Zusammenrottirungen, und Mitt⸗ woch Morgen war das Volk nicht mehr zu baͤndigen, und die Wachen und Patrouillen der Buͤrger und Militairs wurden entwaffnet, und nur noch Bataillonsweise durften die Soldaten die Straßen passiren und mußten sich gegen Mittag schon da⸗ mit begnügen, die großen Plaͤtze, Thore und Waͤlle zu behaupten. Aus Fenstern, Kellern und von den Daͤchern wurde nun auf die Hollander geschossen, und man draͤngte sie so, daß Abends nur noch die Thore von ihnen behauptet werden konnten. Diese Nacht war, obgleich nur ein Vorspiel der folgenden fuͤr mich und alle meine Nachbarn schon fuͤrchterlich. Meine Wohnung, ein Eckhaus, liegt an einer Seite am alten Arsenal und hinten am Taubenmarkte, an dessen Ende ein Pulverthurm, nahe am Mechelnschen Thor, von der siebenten Division besetzt war. Von vorn glaubte ich mich sicher und legte mich auf einem Zimmer an diefer Seite zu Bette, in den Kleidern, lesend, erwartete ich, was weiter kommen sollte. Um 11 Uhr hatten die Bruͤsseler das rothe und Buͤrgerhouter Thor angegriffen. Die Militairs, von vorn bedroht, don hinten gemordet, konnten sich nicht mehr hal— ten, so daß sich Alles von dieser Seite zur siebenten Division hinter mein Haus zuruͤckzog. Nun wurde der Kampf furchtbar, und um 12 Uhr zersprangen meine Fenster, und, eine Matratze vor mir haltend, entkam ich meinem Schlafgemach und dem Hause und ging zum Nachbar, der mir zurief, seine Thur öffnen zu wollen. Knecht und Magd folgten. Erstern traf eine Kugel am Ohr im Bette, und so brachten wir die Nacht beim Nachbar zu, dessen Haus geschuͤtzt lag. — Um J. Uhr mußten die Solda⸗ ten auch die Position hinter meinem Hause raͤumen, und Alles zog sich nun zur Citadelle, von den eindringenden Patrioten ver⸗ folgt. Ueber 3990 Kugeln sind in mein Häus geschlagen, ohne jedoch mehr als die Fenster zu beschaͤdigen. Das Schießen hatte auf⸗ gehört, und die in die Stadt eingedrungenen Patrioten so wie der Magistrat schlossen mit dem Kommandanten General Chassé einen Waffenstillstand, dem leider zu bald die Zerstͤrung Antwerpens folgte. Dieser Waffenstillstand war der Art, daß man den Hol— laͤndern die Citadelle, ungeheuer fest, selbst uncinnehmbar, noch von Alba gebaut, gberllf denen zugleich der ruhige Besitz des Arsenals, dicht an der Citadelle gelegen, bleiben sollte. Auch soll⸗ ten die auf der Schelde befindlichen Fregatten, drei von 5h und 3 von 24 Kanonen, ungefaͤhrdet unter Hollaͤndischer Flagge liegen bleiben, wogegen der Kommandant versprach, der Stadt kein Leid uzufügen. Das Volk wogte jubelnd und betrunken durch die Stra⸗ en, die man kaum wegen der aufgefuͤhrten Barrikaden passiren konnte, und es schien nir gleich unmöglich, ein solches Volk in Subordination erhalten zu koͤnnen. Leider bewies sich dies gar zu bald, denn Betrunkene griffen das Arsenal an und wollten die von Feuerschlünden gaffende Citadelle nehmen, als ob es eine Kleinigkeit sey. Die Offiziere konnten keine Ordnung mehr erhasten, man schleppte die Artillerie der HBruͤsseler, nur 4 — 6Pfuͤnder, vor das Arsengl und begann die Thore ein⸗ uschießen und en die Citadelle anzumarschiren. Da war ntwerpens Wohlstand dahin, denn um 35 Uhr am 27. Okt. be⸗ gannen 300 Feuerschluͤnde von der Citgdelle und von den Fre⸗ atten uͤber die frechen Bewohner der em gen Handelsstadt, die o schoͤn rn hatte, auszuspeien. Die Kanongde wurde un⸗ unterbrochen bis halb zwei ühr Nachts fortgesetzt. Jammer, Elend, Verwuͤstung ohne Gleichen. Das ganze Quartier das Wasser entlang bis zum Bassin ist zerstoͤrt und verbrannt. Keine Straße in der Stadt, worin nicht ganze Haͤuser zerschmettert sind, ohne gebrannt zu haben. Wir waren in eine Kasematte gefluͤchtet, und o Wunder, um 2 Uhr fanden wir unser Haus und die Nachbarschaft fast unversehrt. Nur fuͤnf oder sechs kalte Bomben sind auf Nachbarhaͤuser gefallen, obne zu platzen. Men⸗ schen sind in unserer Nachbarschaft nicht geblieben. Das Arse⸗ nal, das Gefangenenhaus (Amigo) sind in Asche, auch das gro Relchs entrepot mit mehr als zehn Millionen Waaren, die alle hiesigen Importeurs gehören, ist mit anderen großen Ma azi⸗ nen rein abgebrannt, und noch in diesem Augenblick ist an kein Aufhören der Flammen zu denken, er Wind ist stark und treibt Alles auf die Stadt. Das Elend ist graͤnzen⸗ los, Verzweiflung auf allen Gesichtern, man verflucht die so theüer erkaufte noch nicht einmal errungene Freiheit. Chassé hat geschworen, es solle kein Stein auf dem andern bleiben, und er
wolle sich mit der Citadelle in die Luft sprengen, ehe er sich auf
eine nicht ganz ehrenvolle Art ergäbe; einstweilen konne nech keine Rede davon seyn, man solle beim Könige bitten, und er gebe drei Tage Stillstand, wenn man jeden Schuß auf Citadelle und Schiffe vermeide. Nach dem Haag sind Deputationen; nur Frauen, keine Maͤnner duͤrfen die Stadt verlassen, wir muͤssen also auf Alles gefaßt seyn und haben uns bereits eine bomben⸗ feste Wohnung, bereitet, weshalb ich Dir mit Gewißheit aan kann, daß mein Leben nicht n ,. seyn wird. — Vierzig Millionen werden nicht hinreichen, den bisherigen Schaden zu
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ersetzen; Handel und Kredit im Auslande ist fuͤr Antwerpen ver⸗ loren, und funfzehn Jahre reichen nicht hin, dieses zu ersetzen. Die Abbrennung des Entrepots, Alles Waaren für Amerikani⸗ 6h Ostindische und Englische Rechnung, spricht das Urtheil für
ntwerpens Handel. Mit Angst und Schrecken erwarten wir Uebermorgen. Alle Straßen wimmeln von Weibern und Kin⸗ dern. Patrouillen durchwandern die Straßen, und alle gemeinen Leute sind entwaffnet, um einen aͤhnlichen Angriff waͤhrend des Waffenstillstandes zu vermeiden. Sobald ich kann, verlasse ich die Stadt, ich schreibe Dir dann naͤher; denn brennt und sengt man auch nicht mehr, so ist die Anarchie doch groß und fuͤhrt unvermeidlich fpaͤter andere Ungluͤckzfaͤlle herbei. Leb wohl denn, Antwerpen, Leb wohl ung enügsames Land, du hast es selbst gewollt, die Strafe ist nicht ungerecht!“
— Die Achener-Zeitung enthalt in Bezug auf die neuesten Begebenheiten in Antwerpen folgende Betrachtung: „Wer trägt die Schuld des traurigen Brandes von Antwer— pen, der bluͤhenden Stadt. Nach Kriegsgesetz hat der Feind, welcher eine Festung besetzt, volles Recht, auf Haͤuser und Volk zu schießen, wenn Letzteres sich empoͤrt. Die Truppen in Antwerpen waren Mitbürger, keine Feinde, und als sie gegen Angriff von außen fochten, da uͤbersiel sie Meuchelmord vom Innern und von Menschen, die bisher ihre Mitbuͤrger gewesen. Ruhiges Abwarten des National-Kongresses und der Begebenheiten, war der Antwerpener Pflicht; sie zogen den moͤrderischen Ueberfall vor. Aber dennoch schoß die Cita— delle nicht auf die Stadt, obschon der Befehlshaber einige Tage vorher damit gedroht, wenn das Volk einen Aufruhr stifste. Der Befehl des Koͤnigs hielt ihn ab, so wie dieser auch allen Befehlshabern der uͤbrigen Citadellen und Festun⸗ gen vorschrieb, die Staͤdte zu schonen; bei Bruͤssel war es derselbe Fall. Aber solche Menschlichkeit kostete ihm feste Plaͤtze, und die Insurgenten legten sie als Schwache aus, suchten das Edle durch Luͤgen zu entstellen: gewohnliche Waffe der meisten Revolutionnaire, die nur ihren Zweck, die Anarchie, ver⸗ folgen. — Das Kriegsgesetz und Recht unter civilisirten Xoͤlkern bestimmte schon seit langer Zeit: Wenn eine Citadelle von der Stadtseite nicht angegriffen wird, so feuert sie auch nicht auf diese; im Gegentheil aber ist es des Befehlshabers Pflicht, um den Feind zurückzuhalten und, wenn moͤglich, zu verdraͤn⸗ gen. Die Insurgentenfuͤhrer Mellinet, Niellon, Nypels, Kessels ꝛc. haben ehemals im Franzoͤsischen Heere gedient, ken⸗ nen gewiß dies Kriegs geseß und fuͤhrten dennoch in der Stadt Geschuͤtz gegen die Eitadelle auf, ließen aus den naͤchsten Haͤu⸗ sern auf diese und die Hollaͤndischen Schiffe schießen, ver— langten sogar die Auslieferung der letztern und eine schimpf— liche Capitulation. Was blieb den Befehlshabern nun uͤbrig? Schändliche Feigheit und Verrath gegen ihre Pflicht, oder Feuer auf den Feind in der Stadt. Gewiß waren die revo— lationnairen Fuhrer überzeugt, daß Letzteres geschehe; denn, im fruͤhern Leben uͤber Ruͤcksichten der Menschlichkeit wegzu— springen gewohnt, lag ihnen wenig an Antwerpen, ihr Plan war: nehmen wir die Citadelle von der Stadt, gut; wird letztere zerstoͤrt, so werfen wir die Schuld auf die Hollaͤnder, das Haus Nassau und den Prinzen von Oranien, und freier ist unser Spiel dann im Kongreß. Wir sagen: Antwerpens ger wurde dem Neide Amsterdams geopfert. Trug ist die Beele einer Revolution ohne Noth, durch hab und ehr ssuͤch⸗ tige Factionen hervorgebracht, durch Jakobiner und zum Theil i . des Gesindel fortgefuͤhrt. — Antwerpen ist von Revs⸗
beklagenden Buͤrger konnte dies verhindern, wenn ste, in
utionnairen der Revolution geopfert. Die Masse der * sie
meinschaft mit der nr die innere Ruhe erhielten; ĩ
thaten es nicht, vereinigten zum Theil sogar mit den In⸗ surgenten und buͤßen die eigene Schuld.“ 2.
Dent schlan d.
Dresden, 1. Nov. Der gestrige Tag ist hier in der VWeise, wie solches die (letzthin erwahnte) Bekanntmachung des Koͤnigl. Kommissarius ankuͤndigte, auf das we . be⸗ gangen worden. Mehrfach hatte sich der Wunsch ausgespro—⸗ chen, am Abende des Festes eine Erleuchtung der Stadt zu veranstalten. Sie fand statt und zeichnete sich besonders durch Beleuchtungen der schon am Tage mit Laubgewinden und andern Verzierungen dekorirten Kirchen und Thuͤrme aus, wiewohl diefen Veranstaltungen der am Abende etwas Lr Wind nicht guͤnstig war. Reich und sinnig war die
erzierung des Rathhauses mit dem von einem Regenbogen umglaäͤnzten Königl. Sächsischen Wappen, radienfoͤrmig um⸗ geben von 18 goldenen Lanzen, den Sinnbildern unseret
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