1830 / 310 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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18 Kommunalgarden⸗Lompagnieen. Aber auch an vielen Pri⸗ vathäusern sprach sich die andächtig dankbare Auffassung des schoͤnen Doppelfestes, die begeistette Liebe fuͤr Fuͤrst und Va⸗ terland und das erneuerte Geluͤbde der alten Treue, kirchli— cher und buͤrgerlicher Eintracht in sinnreichen Emblemen und Inschriften aus. Man sah, wie jede Aeußerung ehren wer⸗ ther Anhänglichkeit an das besondere Glaubens-Bekenntaiß sich willig einem ächten Christen, und Buͤrgersinn untererdnete. Mit welcher Anerkennung und freudiger Ruͤhrung aber alle Theile dergleichen Aeußerungen von einander entgegennahmen, das sprach sich sichtbar und hoͤrbar in dem Geiste aus, der an diesem Abend die in der friedlichsten Ruhe durch die Straßen wöogenden Massen hiesiger und benachbarter Bevoͤl⸗ kerung belebte, die mit Wohlgefallen und halblauten nur dem aufmerksamen Hoͤrer vernehmlichen Aeußerungen eines gesunden Buͤrgersinns bei den Janschriften verweilten. Be⸗ sonders war dies vor dem katholisch-geistlichen Hause zu be— merken, wo die Worte zu lesen waren:

Segen und Erleuchtung von Oben den Vertretern

dieser Stadt! In ihren Manern wohne Friede! In ihren Schloͤssern Sicherheit! Dl sicherste Gewaͤhr dieser Sicherheit liegt in dem Geiste,

der sich an diesem ganzen Tage zeigte, und es verdient als bezeichnend bemerkt zu werden, daß an dem der Volksfreude gewidmeten Abende auch nicht ein Anlaß zu einer Arretirang, nicht einmal eines einzigen Trunkenen, vorkam. In und an den reich und geschmackvoll illuminirten Wachtstuben der ver— schiedenen Compagnieen der Kommunalgarde waren zwar Ab⸗ theilungen der Polizei oder der Kommunalgarde unter den Waffen zu sehen, aber die in den Haus fluren ertoͤnenden frohen Blas— harmonieen deuteten mehr auf festliche Feier, als auf Sorge fuͤr Sicherheit. Friedlich zogen vielmehr die meisten Mitglie⸗ der der Kommunalgarde, blos an den weißen Binden erkenn— bar, mit ihren Weibern und Kindern im frohen Gewuͤhl in den leuchtenden Straßen einher, gleichsam sich sicher fühlend vor jedem Anlaß, der sie schnell auf ihren Posten und zu den Waffen rufen koͤnne. So feierten wir kenn das Fest selost auf eine schoͤn hervortretende Weise mit der Ruhe und Ord— nung, deren Ruͤckkehr in unsere Stadt, in unser gesammtes Vaterland die Feier galt, und jeder Mißton, selbst der, den die kirchliche Bedeutung des Tages hätte anregen koͤnnen, loͤste sich in schoͤne reine Harmonie auf. Mehrfach hat sich daher bereits der Wunsch ausgesprochen, es moͤchte dieser Tag

forthin, und zwar nicht nur in den beiden Städten Dresden

und Leipzig, fuͤr die er allerdings noch die besondere Bedeu⸗ tung eines neu begonnenen Kommunlebens. erhalten hat, son— dern im ganzen Lande, auf aͤhnliche Weise und zugleich als Erinnerung an die schoͤne Stimmung, die sich diesma! dahei bewaͤhrte, gefeiert werden. *

Darmstadt, 31. Okt. In der am 27sten und BGsten gehaltenen Sitzung der 2ten Kammer der Landstände wurde unter Anderem eine Mittheilung der 1sten Kammer vorge— legt, wonach dieselbe uͤber den Antrag des Abgeordneten Grafen Lehrbach, die Ueberlassung der z der Domaͤnen zur Bestreitung der Civilliste betreffend, eine einseitige Adresse beschlossen hat. Sodann wurde nach erstattetem Berichte des Ausschusses und nach gepflogener Berathung beschlossen, in Bezug auf die Antraͤge auf Verwandlung der Pfarr schu⸗/ len in Kommunalschulen und auf Errichtung einer Central⸗ Realschule, bei den fruͤheren von der 1sten Kammer nicht angenommenen Beschluͤssen zu beharrrn und dieselben der Staats-Regierung mittelst einseitiger Adressen vorzulegen. Auf die Mittheilung der 1sten Kammer, wonach dieselbe in Bezug auf die Salzregie der 2ten Kammer nicht beigetreten war, beschloß die letztere (mit 15 gegen 14 Stimmen), auf ihren früheren Beschluß wegen Ermächtigung der Staats— Regierung zur Herabsetzung der Salzregie gegen Erhoͤhung der direkten Steuer zu verzichten.

Darmstadt, 1. Nov. Heute Vormittag um 11 Uhr wurde der Landtag von dem dirigirenden Staats-Minister Freiherrn du Thil mit nachstehender Rede geschlossen,

fHochachtbare Versammlung der Staͤnde des Groß⸗ herzogthums! .

„Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben mir gnaͤdigst be⸗ fohlen, Ihnen, hochverehrteste und hochgeehrteste Herren, Aller⸗ höchstihre Landesherrlichen Entschließungen uͤber die auf diesem Landtage zur Berathung gekommenen Gegenstaͤnde, insofern die⸗ selben jetzt in den dd r aufgenommen werden konn⸗ ten, zu verkuͤnden und in Allerhschstihrem Namen den gegenwaͤr⸗ tigen Landtag, den ersten unter Ihrer Regierung, zu ,,,

Die Masse der zur Verhandlung gebrachten Gegenstaͤnde, so wie die Unterbrechungen, deren beklägenswerthe Veranlassun⸗ gen wir uns hier nicht wieder vergegenwaͤrtigen wollen, haben diesem Landtage eine Dauer verliehen, die der Regierung so we⸗

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nig als den Staͤnden erwuͤnscht seyn konnte. Fuͤr das Land je⸗ doch sind aus den Berathungen eine bedeutende Zahl zweckmaͤßi⸗ ger neuer Gesetze und eine Steuer⸗-Verminderung von 56,000 Fl. als reiner Gewinn hervorgegangen.“

„In der sorgfaͤltigen Exwaͤgung, die Sie, meine Herren, den Ihnen vorgelegten Gesetzen widmeten, und in der Zustimmung, die Sie ihnen, mit wenigen Ausnahmen, ertheilten, liegt von Ihrer Seite das Anerkenntniß des Strebens der Regierung, die Gesetzgebung des Landes fortschreitend auszubilden.“

„Was Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog vorzuͤglich Freude gemacht hat, ist, daß die Lage der Fingnzen es gestattet, ohne die Mittel zur Erhaltung der Staats⸗Anstalten jeder Art zu sehr zu beschraͤnken, doch die, Schlachtaceise aufzuheben und indirekt die Stempel⸗-Abgabe zu vermindern, mithin gerade die aͤrmere Klasse in Abgaben wesentlich zu erleichtern.“

„Ihre Verwilligungen zu Straßenbauten sind besonders dank⸗ bar zu erkennen. Nie können die Mittel des Landes mehr im allgemeinen Interesse desselben verwendet werden. Es giebt keine Klasse von Stagtsangehdrigen, denen diese Verwendungen nicht mittel- oder unmittelbar zum Vortheil gereichten, und daz, worauf der Stgats⸗ wirth hierbei den groͤßten Werth zu legen hat, ist das Eigenthuͤmliche, daß die zu jenem Zwecke verwendeten großen Summen, fast ohne Ausnahme, unmittelbar in die Haͤnde der arbeitenden, in der Re⸗ gel beduͤrftigeren, Klassen uͤbergehen. Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben daher auch befohlen, daß man in verschiedenen Gegenden des Landes gleichzeitig Arbeiten dieser Art beginnen solle, so viel dies namlich an und fuͤr sich thunlich und von der Jahreszeit gestartet ist.“ . ;

„Hierzu findet sich schon in der diesjaͤhrigen Mißernte eine Aufforderung. Jene ist indessen nicht von der Art, daß sie uns fuͤr die Subsistenz der Bevölkerung des Großherzogthums im Ganzen wirklich besorgt machen koͤnnte, sie findet nicht in allen Theilen des Landes und besonders nicht bei allen Fruchtgattun⸗ gen statt. Es sind nur einzelne Distrikte, vorzuͤglich die, welche durch Hagelschlag verwuͤstet wurden, in denen vielleicht Mangel besorgt werden koͤnnte. Was diese betrifft, so ist fuͤr das noͤthige Saatkorn bereits gesorgt; Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben ferner den zollfreien Eingang des Getreides verfuͤgt. Eds ist dem Fruchtverkguft auf den Bomanialspeichern fuͤr diesen

Winter eine Einrichtung gegeben worden, die den aͤrmeren Klas—

sen den Ankauf erleichtern wird; es werden, wegen des Streu⸗ mangels, den die Mißernte veranlaßt, Verfuͤgungen getroffen werden, um das Laubsammeln in den Waldungen, so weit es die regelmäßige Bewirthschaftung derselben zulaͤßt, zu erleichtern; män hat in den einschlagenden Gegenden die Gemeinden aufge⸗ fordert und ihnen Anleitung gegeben, sich selbst fuͤr den Fall der Noth mit kleinen Frucht⸗Magazinen zu versehen. In Betracht, daß die Brodfruͤchte in hoͤheren Preisen bleiben koͤnnten, hat man Einrichtungen getroffen, die die aͤrmeren Klassen dadurch einiger⸗ maßen schadlos halten, daß sie ihnen, in Ermangelung eigener Gemeinde⸗Waldungen, Gelegenheit geben, Holz in geringeren Quantitaͤten und billigen Preisen zu erhalten, Mit cinem Worte, die Regierung wird helfen, so weit es die Verhaͤltnisse und die ihr zu Gebote stehenden Mittel erlauben.“

„Ein eben so uͤberraschendes als befremdendes Schauspiel war es, in einem Lande, das das Gluͤck genießt, cinen Regenten zu

besitzen, wie es unser verehrtester Landesherr ist, und das sich ei⸗

ner Verfassung, gleich der unsrigen, erfreut, die oͤffentliche Ruhe durch Auftritte gestoͤrt zu sehen, die einer Empdrung, und zwar einer recht gefaͤhrlichen, mit manchen Verbrechen begleiteten, sehr aͤhnlich sahen. Die Staͤnde des Großherzogthums waren daruͤber nicht minder, als die Regierung selbst, entruͤstet, Indessen be⸗ waͤhrte sich bei dieser Gelegenheit die Zweckmaͤßigkeit unserer Ver⸗ fassung in den schnellen und wirksamen Maaßregeln, die Se. K.

Hoheit der , ,, konnten, um das Uebel in der

Geburt zu ersticken. en so befriedigend war es, an der In⸗

dignation, die bei der Kunde von dem, was in einigen Distrik⸗ ten vorging, das ganze übrige Land ergriff, den Sinn fuͤr Hrd⸗ nung, Gesetzlichkeit und Pflichterfuͤllung wahrzunehmen, welcher die große Mehrzahl, unserer Mitbuͤrger beseelt. Hierbei ver⸗ dient insbesondere die Provinz, welche . mit dem Großher⸗

zogthum vereinigt ward, eine chrenvolle Erwaͤhnung. Zugleich wird es uns erlaubt seyn, dem Stande, der fuͤr uns die Waf⸗ fen traͤgt, und welchem die Sorge fuͤr unsere dußere Sicherheit anvertraut ist, neben dem Lobe, das er von seinem Landesherrn erhalten, auch nech unseren Dank darzubringen, fuͤr den Eifer, die ungemeine Thaͤtigkeit, so wie den vortrefflichen Geist, die er kei jener Veranlassung an den Tag legte, und welchem wir augen⸗ scheinlich die Verhütung großeren Üngluͤcks und manches Ver⸗ brechens verdanken.“

„Es versteht sich von selbst, daß alsbald cine polizeiliche Un a,, uͤber die Vorgaͤnge, von denen ich rede, angeyrdnet ward, welche die Uebergäbe der einzelnen Verbrecher an die ge⸗ wohnlichen Gerichte vorbereitet. Noch ist diese erste Untersuchung nicht beendigt, jedoch so weit vorgeruͤckt, daß ich im Stande bin, Ihnen einige Zuͤge zur Charakteristik jener tumultuarischen Auf⸗ tritte mitzutheilen.“

„Wir haben Gruͤnde, nicht daran ku zweifeln, 26 diese Er⸗ scheinung mit verschiedenartigen Mitteln, die zu erörtern hier nicht der Ort ist, von laͤngerer Zeit und von weit her vorbereitet war. In Ermangelung jedes anderen Beweises wurde dieses schon aus der Gleichzeitigkeit der Bewegungen in verschiedenen

selbst nicht an einander graͤnzenden Staaten und aus der Gleich—

sie warnen, sich nicht verleiten zu lassen, unuͤ

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foͤrmigkeit des Verfahrens hervorgehen, welchem ein durchdachter Plan offenbar zum Grunde lag.“

„In dem ,,,. selbst jedoch beschraͤnkten sich die Verabredungen hauptsaͤchlich auf einen Bezirk und in diesem auf eine nicht große Zahl von Individuen. Welches auch die Zwecke der entfernteren ürheber dieser Bewegung gewesen seyn mögen, worüber man sich jetzt nach nicht aussprechen darf, so viel scheint ewiß, daß den hier ausfuͤhrenden Personen kein hoherer politi⸗ Eher Zweck vorschwebte; sie wollten sich nicht gegen die Stagtz⸗ regierung als solche und am wenigsten gegen das Allerhoͤchste 1 des Staats empoͤren; vielmehr hätte man diesen oh⸗ nehin durch naͤhere und entferntere Beispiele verfüͤhrten Men⸗ schen den Wahn beigebracht, daß sie durch ihren Aufstand die Ab⸗ gabengefetzgebung des Stägts modifiztren und, durch ö von cin hen, sich mancher Verbindlichkeiten gegen Staat un

Privaten entledigen konnten; dies scheint der einzuige deutlich ge⸗ Fachte Zweck gewesen zu seyn, dessen sie sich bewußt waren. Gleich mit dem Beginnen der Bewegung wußten die handelnden Personen durch Orshungen, durch Geruͤchte, die sie mit Borbe— dacht verbreiteten, uͤberhaupt durch die Furcht, die sie ein floͤßten, sowohl den Widerstand zu schwaͤchen, den sie erwarten mußten, als sich eine bedeutende Zahl sonst ruhiger und schuldloser Leute zuzugefellen, die sich jedoch, so schnell als die Umstaͤnde es gestat⸗ teten wieder von ihnen trennten, wogegen ihnen eine andere Zahl solcher Menschen freiwillig zueilte, die an der Zerstoͤrung Freude finden, im Raube Bereicherung suchen oder Privatrache uͤben wollten. Daher laͤßt es sich uhr absehen, bis zu welchem Grade das Uebel gestiegen seyn würde, wenn ihm nicht die Maßregeln der Regierüng uͤnd der muthige Widerstand, durch welchen sich einige wackere Gemeinden so vortheilhaft vor anderen auszeich⸗ neten, Schranken gesetzt haͤtten⸗ .

„Sie, meine verehrtesten und hochgeehrtesten Herren, die Sie am beffen Zeugniß geben koͤnnen von den wohlwollenden Absich⸗ ten unseres geltebten Regenten und von dem Streben Seiner Regierung, Sie kehren gerade in dieser allgemein bewegten Zeit in die Bezirke zuruͤck, die Sie bewohnen. Sie werden dort als Boten des Friedens und der Eintracht auftreten und eine Pflicht erfuͤllen, die Ihnen, Staͤnden des Großherzogthums, mehr als Anderen obliegt; Sie werden Ihre Angehörigen und Mitbürger, Kberall wo es nbthig ist, uͤber ihre wahren Interessen belehren,

der egter Weise und zu eigenem Schaden die Willkuͤhr an die Stelle der gesetzlichen Ordnung zu stellen.“ .

„Ich breche hier ab, um zu dem Geschaͤfte uͤberzugehen, wel⸗ ches Ihre heutige Sitzung veranlaßt, zur Verkuͤndigung des Land⸗ tags⸗Abschieds mnwaͤmlich.;“⸗ .

Der Landtags-Abschied wurde hierauf verlesen, worauf Se. Excellenz förtfuhr: . .

„Im Namen und auf Befehl Sr, Köoͤnigl. Hoheit des Groß⸗ herzogs, meines Allergnaͤdigsten Fuͤrsten und Herrn, erklaͤre ich hiermit diesen Landtag fuͤr geschlossen.“

et er rei ch.

Wien, 2. Nov. Se. Kaiserl. Majestaͤt haben nachste⸗ hendes Kabinets-Schreiben an die erste Stifts Regentin des Herzogl. Savoy 'schen Damenstifts in Wien, Graͤfin v. Die— trichstein, zu erlassen geruht:

„Liebe Graͤsin Dietrichstein! Es ist Meiner Aufmerk— samkeit nicht entgangen, mit welchem Eifer und mit welcher Sorgfalt Sie seit vler und vierzig Jahren dem Herzogl. Sa⸗ voy'schen Damenstifte als Regentin vorstehen und für das Beste dieses Stifts wirken. Ich finde Mich daher veran— laßt, Ihnen fuͤr diese erfolgreichen Leistungen Mein besonde— res Wohlgefallen mit dem Wunsche auszudrucken, daß Sie noch fortan mit gleichem Eifer fuͤr die Erhaltung und Auf— nahme des Stiftes sorgen moͤgen.

Preßburg, den 25. Oktober 1830.

Franz m. p.“

Schweiz.

In Bezug auf die Umtriebe, welche (wie letzthin erwaͤhnt) bie Sendung eines voroͤrtlichen Commissairs nach dem Kan— ton Tessin veranlaßt haben, sagt der Sch weizerische Beobachter: „Die Schweiz bleibe ein Asyl fuͤr den Frem⸗ den; aber kein Staat ist verpflichtet, sich zum Tummelplatze

von Intriguen herzugeben, die ihm fremd sind und nichts

als Nachtheil bringen.“ Die Buͤndtner-Zeitung fuͤgt dem hinzu: „Sehr wahr! Die Bekenner der entgegengesetz— testen, sowohl politischen als religidbsen, Meinungen haben in verschiedenen Zeiten schon eine Freistaͤtte gefunden in unsern Bergen und sollen sie ferner inden; soll aber solche Aufnahme wirklich den Grundsatz der Neutralitaͤt beurkunden, so duͤr⸗ fen wir es nicht dulden, daß die Fluͤchtigen ihre Waffen welcher Art sie auch seyen, von unserm Gebiet aus gegen einen unserer Nachbarn kehren.“

Italie

Eine in Genf erschienene Schrift enthalt folgende sta— tistische Angaben uͤber die Italiänischen Staaten: 1) Oester—

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reichisch Italien, aus den Lombardisch⸗Venetianischen Staa—⸗ ten, mit Einschluß des Italiaͤnischen Tyrol und eines Theils von Triest und Illyrien, bestehend, hat 5,090, 000 Einw., 130 Mill. Einkuͤnfte und 60, 000 Soldaten. 2) Sardinien, welches Piemont, Genua, einen Theil des Mailaͤndischen, Montfer⸗ rat und die Insel Sardinien umfaßt, hat 4 Millionen Einw., 70 Millionen Einkuͤnfte und 25,060 Mann Truppen. 3) das Herzogthum Parma und Piacenza mit 4609, 000 Einwohnern 5 Millionen Einkuͤnfte und 1500 Soldaten. 4) Das Her— zogthum Modena und Massa de Carrara zaͤhlt 380,000 E., 3 Mill. Einkuͤnste und 1900 Mann Truppen. 5) Lucca hat 150, 0900 E., 2 Mill. Einkuͤnfte und 1006 Mann Truppen. 6) Das Großherzogthum Toscana 1,400, 0900 E., 20 Mill. Einkünfte und 3505 Soldaten. 7) Der Kirchenstaat zaͤhlt 2,600,000 E., hat 30 Mill. Einkuͤnfte in gewöhnlichen Jah— ren und 40 Mill. in Jubeljahren, und 5000 Soldaten. 8) Das Koͤnigreich beider Sicilien hat eine Bevoͤlkerung von 7,800,900 E., 9g0 Mill. Einkuͤnfte und 30,00 Solda— ten. 9) Die Republik San-Marino hat 6800 E., So, 0900 Einkuͤnfte und 35 Soldaten.

Spanien.

Madrid, 21. Okt. Die Gaceta enthalt heute folgenden Ar⸗ tikel: „Mit bem Versuche der 500 Verbrecher, welche, wie wir in unserem letzten Blatte meldeten, in Urdaché einfielen, sollte auch auf anderen Punkten des Koͤnigreichs der Ausbruch der Ver— schwoͤrungen, die, wie die Regierung sehr gut wußte, seit den letzten politischen Ereignissen in Frankreich angezettelt wor— den, erfolgen. Antonio Rodriguez, genannt Bordas, war der Held, welchem die erste Rolle in der beabsichtigten Tra— goͤdie uͤbertragen worden, und in der Ueberzeugung, daß der Bezirk von Mezquita im Bisthum Orense, der ehemalige Schauplatz seiner Verbrechen, der guͤnstigste Ort fuͤr seine ersten Schritte wäre, kam er aus dim Auslande, wohin er sich 1823 gefluͤchtet, dahin zuruͤck. Er dachte nicht, daß, ob—⸗ gleich ein Theil der Einwohner jener Gegend zu anderer Zeit den verderblichen Ideen zugethan gewesen, die thener erkaufte Erfahrung und die vaͤterliche Milde der Regierung Sr. Ma— jestaͤt laͤngst den größten Theil der Verirrten ihre Irrthuͤmer verwuͤnschen gelehrt hat. An der Spitze von 70 Verbrechern, von denen ein großer Theil Schmuggler waren, erklaͤrte er sich am Aten d. M. zum General-Kommandanten der Pro— vinz Orense, beging in den kleinen Doͤrfern graͤuliche Be— druͤckungen, setzte das in Verhaft befindliche Gesindel in Frei⸗ heit, erschien in Pereiro und ließ dort seinen Grimm an dem vielverdienten Kommandanten der royalistischen Freiwilligen, Don Francisco Villagra, aus, indem er ihn nach barbari— schen Mißhandlungen ermordete. Die Nachricht von diesem Ereigniß brachte plötzlich den ganzen Bezirk Orense in Be— wegung, und rasch sammelte sich am Wohnorte des Maͤrty⸗ rers eine solche Masse von Bewaffneten, daß, wenn statt der 70 Feinde ihrer 7000 gewesen waͤren, sie nicht lange wuͤr⸗ den Widerstand haben leisten koͤnnen. In allen Richtungen von den Graäͤnz-Karabiniers und den royalistischen Freiwilli⸗ gen verfolgt, kamen die Rebellen auf der Flucht entweder alle um oder wurden der Strenge der Gesetze gemäß fuͤsilirt; nur dem infamen Bordas und vier seiner Spießgesellen ge— lang es, sich zu ver stecken.“

Portugal. Der National meldet aut Lissabon vom 17. Okt.:

ö „Alle hier lebenden Franzosen freuen sich uͤber die Ankunft

zweier Franzoͤsischen Kriegsschiffe, die in den Hafen einge— laufen sind, um sie gegen Beleidigungen zu schuͤtzen und Ge— nugthuung fuͤr den unlaͤngst vom Poͤbel Setuval's der Fran⸗ zoͤsischen Flagge zugefuͤgten Schimpf zu verlangen, der unge— straft geblieben ist. Alle Franzosen, die in ihr Vaterland zuruͤckkehren wollen, werden aufgefordert, sich bei ihrem Vice— Konsul zu melden, der ihnen von den Portugiesischen Be⸗ hoͤrden visirte Pässe geben wird. Der Wohlfahrts-Aus— schuß hat dem General Claudino und dem Desembargador Lourengo de Porto den Prozeß gemacht; sie sollen binnen fuͤnf Tagen ihre Vertheidigungsschrift einreichen.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New⸗Hork, 30. Sept. In Baltimore und seiner Umgebung hat sich seit einiger Zeit unter der arbeitenden Klasse und . unter den Eingewanderten, die mit Kanal⸗-A1rbeiten beschaͤftigt sind, eine bösartige Krankheit gezeigt, die bereits mehrere Menschen hinraffte. Sie beginnt mit einer Art Wahnsinn, der so lange anhaͤlt, bis der Koͤrper erschoͤpft ist, und (gewoͤhnlich nach Verlauf weniger Stunden) dem Anfalle unterliegt; es haben indessen auch einige Genesungs faͤlle stattgefunden; nach dem Ableben wird der Koͤrper schwarj. Was den Gesundheits,