1830 / 311 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Zustand der Stadt im Allgemeinen betrifst, so war er nie besser als jetzt.

Am naͤchsten 8. Okt. werden es 200 Jahre, daß die Stadt Roxdburg (Massachusetts) gezruͤndet wurde; es wer— e. . bereits Aastalten getroffen, diesen Tag feierlich zu egehen.

Süd Amerika.

Buenos-⸗Ayres, 24. Juli. Der besondere Ausschuß, dem es uͤbertragen worden ist, die geeignetsten Maaßregeln zur Sicherung der offentlichen Ruhe vorzuschlagen, hat der gesetzgebenden Versammlung ein Dekret vorgelegt, dem zufolge der Regierung außerordentliche Gewalt zuertheilt werden soll, um nach ihrem Gutbefinden die erforderlichen Maaßregeln fuͤr die Sicherheit der Provinz zu treffen und namenilich die Gefahren aus dem Wege zu raͤumen, die, nach amtlich eingezogenen Erkundigungen, die buͤrgerliche und politische Existenz der Provinz bedrohen; diest Gewalt soll alsbald auf— hoͤren, wenn man sich uͤberzeugt hat, daß diese Krisis voruͤber ist. Worin die fraglichen Gefahren eigentlich bestehen, sagen die Tagesbläaͤtter nicht. In Montevideo wurde am 18. Juli die neue Verfassung beschworen; Abends war die Stadt erleuchtet und die oͤffentlichen Gehaͤude mit Transparenten verziert. Die Staats-Einnahme der Republik Buenos— Ayres betrug in der ersten Halfte dieses Jahres 5, 908,000, und die Ausgabe 5,014,000 Dollars; das Budget der Staats— Schulden ergiebt ein Defizit von 14,397,727 Doll. Der in Montevideo bestehende Finanz⸗Ausschuß hat eine Bill ein— gereicht, um alle privilegirten Staatsschulden zu klasstfiziren und zu liquidiren; zu diesen Schulden sollen auch diejenigen gerechnet werden, die Behufs der Befreiung des Landes von fremder Herrschaft gemacht wurden. Der fruͤhere Gou— verneur der Provinz Mendoza, Corbolan, ist waͤhrend eines Marsches auf die Stadt gleiches Namens, die er angreifen wollte, selbst von Indianern angegriffen und nach einem furchtbaren Gemetzel getoͤdtet worden. In Santa-Fé ver— haftete das Volk den General Manella, dessen Leben nur durch die Dazwischenkunft seiner Freunde gerettet wurbe.

Nach Briefen aus Lim a vom 30. Juni ist vom Praͤ— sidenten Guerrere ein Dekret bekannt gemacht worden, das vom 5. Sept. d. J. an die Einfuhr auswaͤrtiger Brannt— weine, zugleich auch den Genuß geistiger Getraͤnke, an Bord von Kriegs- und Handelsschiffen unter Confiszeation und Geld— strafen verbietet. Einem anderen Dekrete zufolge, werden alle Buͤrger vom 15ten bis zum 50sten Jahre aufgefordert, sich unter die Befehle geschickter Offiziere zu stellen, um eine Miliz zu Fuß und zu Pferde zu organisiren.

Die letzten Berichte aus dem Innern von Patagonien sind zufriedenstellend. Die Indianer hielten sich in einer Ent— fernung von 30 = 40 Meilen. Der Kazike Chanil zeigt sich mit Indianischen Generalen haufig in del Carmen, um Tausch— handel zu treiben. Der Gouverneur von Lakioja hat sich zu dee eh, , . rr , und Deputationen an

ie anderen Provinzen gesandt, um mit selbi ̃ schaftliche Verhaͤltnisse zu treten. J

Inland.

Berlin, 7. Nov. Nachrichten aus Schloß Fuͤrsten— stein (in Schlesien) zufolge, ist daselbst die . . von Hochberg, geborne Prinzessin zu Anhalt-Köthen, am Morgen des 1sten d. an den Folgen der Abzehrung mit Tode abgegangen.

Wissenschaftliche Nachrichten.

Von dem im Verlag der Wildschen Bu d handlung zu Naumburg erscheinenden 2 schichte“, welches bereits fruͤher in dieser Zeitung mit gebuͤh⸗

rendem Lobe erwähnt worden, ist so eben das 6te Heft er— schienen und hiermit der erste Band dieses gediegenen Werks vollendet. Derselbe enthaͤlt auf 8 Tafeln in groß Querfolio nicht weniger als 313 naturgetreue, vortrefflich gearbeitete, illuminirte Abbildungen, nebst einer Uebersicht der dargestellten Gegenstande, nach Cuͤviers System, und einem vollstaͤndigen

alphabetischen Register. Der jetzige Herausgeber ist der im Fache der Naturkunde ruͤhmlich bekannte Br. Theodor Thon, und der von ihm nach den besten Quellen wissenschaftlich eingerichtete Text giebt dem Werke, das sich uͤberdem auch durch sehr billigen Preis empfiehlt, sowohl zur Belehrung der Jugend als zur nutzreichen Unterhaltung einen vorzuͤglichen Werth. Von den ebenfalls im Verlag der Wildschen Handlung erscheinen⸗— den „Forstbotanischen Tafeln“ zur Befoͤrderung und Erleich⸗ terung des Selbstunterrichts fuͤr Forstzoͤglinge, Foͤrster ꝛc., welche die farbigen Abbildungen der Blätter, Bluͤten und Fruͤchte der Holzpflanzen Deutschlands nach der Natur ent— halten, und denen eine Beschreibung derselben nach Linné, Burgsdorf, Bechstein, Barckhausen, Willdenow ꝛe. beigefuͤgt ist, sind bereits das 5te und 6te Heft fertig geworden und verdienen gleichmaͤßig, wie die fruͤhern und wie das obgenannte Werk, bestens empfohlen zu werden.

Königliche Schau spiele.

Montag, 8. Nov. Im Schauspielhause: Der Brief⸗ wechsel, Lustspiel in 2 Abtheilungen, von A. v. Steigentesch. Hierauf: Die Schleichhaͤndler, Possenspiel in 4 Abtheilun⸗ gen, von E. Raupach.

Dienstag, 9. Nov. Im Opernhause: Adolph und Clara, Singspiel in 1 Akt; nach dem Franzoͤsischen, zur beibehaltenen d Alayrac'schen Musik, von C. Herklots. (Neu einstudirt.) Hierauf, auf Begehren: Die neue Amazone, Feen-Ballet in 3 Abtheilungen, von Ph. Taglioni. (Dlle. Fanny Elsler wird hierin die Partie der Arsene ausfuͤhren und Olle. Therese Elsler tanzen)

Mittwoch, 10. Nov. Schloß Avenel, Oper in 3 Akten, mit Tanz; Musik von Boyeldieu. (Hr. Rosener, vom Theater zu Amsterdam: Georg Brown, als erste Gastrolle.)

Im Schauspielhause: 1) Bruis et Palaprat, eomédie en 1 acte et en vers, par Mr. Etienne. 27 La premiere représentation de: Le vieux mari, vaudeville en 2 actes. du ihéätre du Gymnase, par Scribe.

Köͤnigstädtisches Theater. Montag, 8. Nov. Die weiße Dame, komische Oper in 3 Akten; Musik von Bovyeldieun.

Dienstag, 9. Nov. Die Erbschaft, Schauspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf, zum erstenmale: Philipp, Drama in] Akt, nach dem Französischen des Seribe bearbeitet, von Friesrich Gene. Zum Beschluß: Der Schloßgaͤrtner und der Windmuͤller, komische Oper in 1 Akt. (Neu einstudirt.)

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 2. Norember. iederl. Virkl. Sehuld 40). Kangz- Billets 153. Oest. Sproc. Metall. 883. Russ. Engl. Anl. S9). Kuss. Anl. Hamb. Cert. 90.

Hamburg, 5 Novemher. Oesterr, 4proc. Metall. Sf. Bank-Actien pr. ult. 1040. Russ.

Engl. Anl. dessl. 92z. Russ. Anl. Hamb. Cert. 91. Poln. pr. u 1073. Din. 3 i . ** oln. pr. ult.

St. Petersburg, 29. Oktober.

llamhurg 3 Mon. zz. Sisbei- Kuhei in e . 118. 4 ilber-⸗Kuhel 370 Kep. 6proc. me

Wien, 2. November.

oSproc. Iletall. 90. 4proe. SG. 2] . pi id. * . lng 1.7 E De- sr d m nn, f

Neueste Frank M. Dan Ten, ln s, , e,

Gedruckt bei A. B. Hayn.

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* , , . esterr. 5proc. Metall. 13. 91. Partial ⸗Oblig. 1173. 1173. Loose . h g 1663. B.

2zproc. 47. Poln. goost Sz; 523.

proc. 823. 82. 1proc. 21. B.

Redaeteur John. Mitredacteur Cot tel.

Im Opernhause: Die Dame auf

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meine

a at s⸗Zeitung.

Berlin, Dienstag

M 311.

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Amtliche Nachrichten. i 8 ages

Der bisherige Oberlandesgerichts⸗Referendarins Johann Heinrich Hasse ist zum Justiz-Kommissarius dei dem Land- und Stadtgericht zu Liegnitz bestellt worden.

Der bisherige Oberlandesgerichts-Referendarius Wil— helm Johann Friedrich Müller ist zum Justiz- Kom— missarius bei dem Land- und Stadtgerichte in Hagen bestellt worden.

Im Bezirk der Königl. Regierung zu Breslau sist der Kandidat des Predigtamts Bin— ner als evangelischer Pastor in Muͤnsterberg ernannt;

zu Gumbinnen ist dem Rektor Witt ko zu Drygallen

die erledigte Pfarrstelle zu Dubeningken verliehen worden; zu Merseburg ist der Diakonus an der Stadtkirche zu Eilenburg, Johann Gotttob Hauptmann, als Pfar— rer nach Krippehna, Ephorie Eilenburg; der Hülfsprediger in der Vorstadt Neumarkt vor Merseburg, Johann Goött— lob Wallenburg, als Pfarrer in die Vorstadt Altenburg vor Merseburg; ver Pfarrer zu Apollensdorf, N. Karl

Wilhelm Wolff, als Pfarrer nach Pratau, Ephorie Wit—

tenberg; der Pfarrer zu Lindau, Joh ann Gottlieb Trill— hose, als Pfarrer nach Deschwitz, Ephorie Zeitz; der Pfar— rer zu Schortau, Johann Karl Wilhelm Berghof, als Pfarrer nach Krumpa, Ephorie Freiburg; der Pfarrsubstitut u Pratau, Heinrich Eduard Bruͤhl, als Pfarrer nach le Cher erf, Ephorie Wittenberg; der Archidiakonus zu Mannsfeld, Karl Ferdinand Hecht, als Pfarrer nach Lettin, J. Ephorie Halle; der Ober-Pfarrer in Koͤlleda, M. Friedrich Adolph Fürchtegott Buch, als Ober⸗Psar⸗—

ter nach Prettin versetzt worden;

Angekommen: Der Fuͤrst von Puͤckler⸗Mus kau,

von Mus kau. .

Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger, Lieu— tenant Achalin, als Courier von St. Petersburg kommend, nach London.

Zeitungs-Nachrichten. 1

Frankreich.

Paris, 1. Nov. Gestern Vormittag gegen 107 Uhr verließ der Köaig zu Pferde das Palais-Royal, um auf dem Marsfelde die hiesige National⸗Garde zu mustern. Se. Majestaͤt waren von dem Herzoge von Nemours, dem Kriegs— Minister und einem zahlreichen Generalstabe begleitet. Ar— tillerie⸗Salven kuͤndigten den Aufbruch des Monarchen und dessen Ankunst auf dem Marsfelde an. J. Majestaͤt die Ko⸗ nigin und die Koͤnigl. Familie befanden sich auf dem mittel⸗ sten Balkon der Militairschule. Der Konig wurde bei sei⸗ ner Ankunft von dem General Lafayette an der Spitze seines Stabes empfangen. Der Präfekt des Seine-Departements bewillkommte Se. Majestat im Namen des Stadt-Raths in einer kurzen Asrtde, die von Hoͤchstdenselben in den wohl— wellendsten Ausdruͤcken beantwortet wurde. Der Konig nahm hierauf die 12 Legionen der Pariser National-⸗Garde, Tie A Legionen des Weichbildes der Hauptstadt und das Artille⸗ rie, und Kavallerie⸗Corps der National-Garde in Augen— schein, die in der Richtung von der Bruͤcke nach den gegen— Aberliegenden Anhöhen auf 16 Li ien in geschlossenen Kolon— nen aufgestellt waren und eine Truppeninasse von mehr als

S0,000 Mann bildeten.

legenheiren, unbesetzt. Der streitige Punkt, welcher die

13365.

den g9gten November.

Als Se. Majestaͤt die Linien ent— lang ritten, wurden Hoͤchstdieselben uberall mit dem lebhafte— sten Jubel begruͤßt. Der Koͤnig stellte sich demnächst in der Nähe der Militairschule auf und ließ die verschiedenen Legio nen an sich vorbei defiliren. Die vier Legionen des Weichbildes machten den Anfang; mehrere Legionen der Hauptstadt hat— ten mittlerweilt ihre Gewehre zusammengestellt, um jene an dem Koͤnige vorbeimarschiren zu sehen, wobei sie ihnen wie— derholt ein „Vive la Banlicue!“ zuriefen, welchen Ruf die Vorbei-Defilirenden mit einem „Vivent les Parisiens' erwie— derten und dabei die „Parisienne“ anstimmten. Ein kleiner Regenschauer stoͤrte einigermaßen dieses ergoͤtzliche Schauspiel. Als die erste Legion der Pariser National-Garde, welche zu— letzt an dem Koͤnig vorbeidefilirte, an die Reihe kam, war es bereits 5 Uhr und fing schon an zu dunkeln. Unter dem lauten Beifallrufe der zahlreich versammelten Zuschaner kehr— ten Se. Majestaͤt demnaͤchst nach dem Palais-Reyal zuruck.

Im Journal des Débats liest man hinsichtlich der bevorstehenden Ministerial-Veraͤnderung: „Die Krise zieht sich in die Lange. Vorgestern (30sten) waren die Minister noch um 121 Uhr Nachts versammelt, ohne daß es zu einer Entscheisung gekommen ist. Gestern Vormittag während der Revue fand eine abermalige Berathschlagung der Minister bei dem Baron Louis statt, die jedoch eben so wenig ein Re— sultat hatte. Gestern Abend um 9 Uhr versammelten die Minister sich aufs neue im Palats-Royal; indessen war um Mitternacht ebenfalls noch kein Entschluß gefaßt.“ In, Betreff dieses letztern Conseils aͤußert der Messager des Chambres: „Umsonst hat man bis tief in die Nacht hinein

berathschlagt, die Diskussion hat, bei dem besten Willen, sich

zu verstandigen, kein Resultat gehabt. Und doch schwebte die Frage blos zwischen der linken und der äußersten linken Seite. Waͤhrend diese auf die groͤßten Schwierigkeiten siöͤßt, um sich durch gleichfoͤrmige und uͤbereinstimmende Elemente zu ergän— zen, beharrt jene bei ihren Bedingungen, falls man sich fuͤr ein Verschmelzungs⸗System entscheiden sollte. Es moͤchte un— ter solchen Umstaänden vielleicht angemessen seyn, die Debatte vor die Kammer zu bringen, denn die beiden einzig moͤgli— chen Systeme, die man in Anwendung bringen kann, werden hier von den faͤhigsten Köpfen repräsentirt.“ Der Con— stitutionnel, der Globe u. a. wollen wissen, daß bei dem vorgestern Abend gehaltenen Minister-Rathe die Herren Gaizot, Broglie und Louis nicht zugegen gewesen seyen. Das Journal du Commerce aͤußert in Betreff der Ministerial⸗Veraͤnderung: „Der in der Nacht vom Sonn—⸗ abend auf den Sonntag gehaltene Minister⸗Rath hat beinahe bis 1 Uhr gedauert, aber zu keinem Resultat gefuͤhrt. Das Stillschweigen des gestrigen Moniteur hat das Publikum und namentlich die National⸗Garden getaͤuscht, welche die de⸗ sinitive Zusammensetzung des Ministeriums zu erfahren hoff— ten, ehe sie sich zur Revue begaben. Die Herren von Mols und Périer haben sich, wie es scheint, mit den uͤbrigen Mit— gliebern des kaͤnftigen Conseils uͤber einige Punkte der vorge— schlagenen neuen Zusammensetzung nicht vereinigen konnen. Diesem Systeme sind vollstaͤndig beigetreten, und werden wahr— scheinlich Mitglieder des neuen Kabinets seyn, die Herren Laffitte, als Praͤsident des Minister-Raths und Minister des Innern, Dupont, als Justiz-Minister, Gerard, als Kriegs— Minister, Sebastiani, als See-Minister, und Merilhou, als Minister des oͤffentlichen Unterrichts. Es bleiben also noch zwei Ministerien, das der Finanzen und das der auswaͤrtigen Ange⸗ errn Molé und Périer von ihren Freunden getrennt hat, ist so unbedeutend, daß man sich wundern muß, wenn sie dem Drange der Umstaͤnde ein so leichtes Opfer nicht gebracht haben. Uebrigens wuͤrde die Partei, welche bereits Gegner gegen das neue System anwirbt, sich irren, wollte sie auf den Beistand des Herrn Périer rechnen. Die Gruͤnde, die

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