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ihn zum Ausscheiden aus dem Ministerrathe bewegen, sind, obgleich man das uͤbertriebene Zartgefuͤhl dabei tadeln kann, seines ehrenwerthen Charakters wuͤrdig, und die Regierung kann auf seine Unterstuͤtzung in der Kammer rechnen. Das, was jetzt vorgeht, ist darum nicht weniger betruͤbend. Die der oͤffentlichen Meinung unterliegende Partei sucht sich bis zur Wiedereroͤffnung der Kammer hinzuschleppen, in der Hoff— nung, im Schooße derselben Freunde zu finden, die ihr neue Kraͤfte geben werden; sie freut sich uͤber die Schwierig⸗ keiten, welche täglich den Abschluß der Unterhandlungen hin— ausschieben. Alle diese Zoͤgerungen entnerven die Verwal— tung in einem Augenblicke, wo sie gerade der Kraft und Thaͤ— tigkeit bedarf. Die fuͤr die zweite Haͤlfte der Session vorbe— reiteten Arbeiten liegen jetzt still, und die Minister werden mit leeren Portefeuilles vor die Kammer treten muͤssen. Es ist den Sitten und Interessen der Repraͤsentativ-Regierung zuwider, dem Koͤnige die Last, sein Kabinet zu bilden, zu überlassen, zumal, wenn es entschieden ist, daß der Minister— Rath einen Präsidenten haben wird, und dieser bereits ge— wählt ist. Ihm kommt es zu, seine Kollegen zu waͤhlen und das System des Ministeriums unter seiner Verantwortlich— keit festzustellen. — Die Quotidienn« sagt: „Man moͤchte vor Langeweile sterben. Diese ministerielle Krise, wovon man uns bereits seit acht Tagen unterhalt, nimmt kein Ende. Die Sache wird zuletzt f laͤcherlich, daß wir, die Besiegten, uns fast fuͤr die Sieger schaͤmen moͤchten. Ist es nicht in der That ein jaͤmmerlicher Anblick, wenn man jenes Unvermoͤgen der Revolution betrachtet, irgend ein Gebäude aufzufuͤhren. Wie? So rasch und gewandt im Umstuͤrzen, kann sie nicht einmal ein armseliges Ministerium zu Stande bringen? Als gleichguͤltige Zuschauer dieses Kampfes, wo die Furcht mit dem Revolutionsschwindel handgemein ist, beschraänken wir uns darauf, hier die Neuigkeiten und Betrachtungen wiederzugeben, welche die Journale der siegenden Partei uns jeden Morgen uͤber dieses Thema auftischen.“ Hierauf folgen Auszmuͤge aus den gestrigen Blaͤttern uͤber den beregten Gegenstand. . ; Die Gazette de France beleuchtet in ihrer Rubrik: „Vermischtes“ die Frage, wohin die liberale Partei endlich ziele, und meint, daß diese es wohl eigentlich selbst nicht wisse. „Man bedenke nur“, heißt es in dem Aufsatze, „was sich seit den drei ruhmvollen Tagen, die unsre Sieger uns jeden Morgen mit so großem Stolze ins Gedaͤchtniß zuruͤckrufen, zugetragen hat. Gewiß dachte man damals an nichts andres, als an die Aufrechthaltung der Charte. Ihr zu Ehren lud man die Gewehre und rief bei jedem Schusse: Es lebe die Charte! obgleich von den 60,060 Buͤrgern, die sich fuͤr sie bewaffnet hatten, ein guter Theil sie gar nicht einmal gekannt haben mag. Hiernach haͤtte man annehmen sollen, daß diese Charte mindestens noch zwei bis drei Jahrhunderte fortleben wurde; aber schon nach eben so viel Tagen war sie todt und begraben, und dies trug sich also zu. Gleich am Morgen nach errungenem Siege riefen die Sieger den Deputirten zu: „„Gestern gefiel uns noch die Charte Ludwigs XVIII., heute gefällt sie uns nicht mehr: sorgt dafuͤr, daß wir mehr erlangen.““ Und die Deputirten antworteten: „„Ists nichts weiter als dieses; um solcher Kleinigkeit willen ent— zweien sich gute Freunde nicht. Ihr verlangt eine andre Tharte; Ihr sollt sie haben; sprecht nur morgen wieder mit vor.“““ In der That war die Sache so schwer nicht; in Verfassungs⸗Angelegenheiten sind wir keine Neulinge mehr, und die Entwerfung einer Charte kostet heutiges Tages einem uten politischen Kopfe nicht mehr, als Herrn Scribe ein audeville in einem Akt; sie ist blos der Gegenstand eines Fruͤhstuͤcks. Die neue Charte war also rasch fabrizirt; wird sie die letzte seyn? Wir bezweifeln es; bald duͤrfte sie ihren Schwestern in das Reich der Ewigkeit folgen, denn eine so herrliche Revolution, wie die letzte, ist nicht so rasch been⸗ digt. Vorwaͤrts! dies ist der Feldruf der siegenden Partei. Und um vorwaͤrts zu kommen, macht man jetzt den Anfang damit, daß man ein neues Wahl-Gesetz verlangt. „„Wo⸗ U“ “, ruft man der Kammer zu, „„jene großen Grundbe— itzer? wozu jene Aristokraten zu 300 Fr., die allen guten Patrioten ein Dorn im Auge sind? Man stelle dagegen das Eigenthum unter die Obhut derer, die wenig oder gar nichts haben, denn Frankreich bedarf solcher Repraͤsentanten, die besser als die ag ge, unsere großen Juli-Tage und unsere Barrikaden zu würdigen wissen.““ Die Kammer sperrt sich aber. „„Sind wir es denn nicht““, fragen einige Deputirte mit großer Bescheidenheit, „„die Frankreich errettet haben ?““ Und sie haben Recht; sie koͤnnen in der That auf ihr Werk stolz seyn; aber die Revolutionen sind gar zu undankbar; sie vergessen gar zu leicht die ihnen geleisteten Dienste. Wenn man bedenkt, wie wenig es, bei einer so unbestaͤndigen Na—
tion, wie die unsrige, kostet, um die Volksgunst zu verlieren, so sollte man minder große Opfer bringen, um sie sich zu erwerben. Als Beweis mag das jetzige Ministerium dienen, das in der Bluͤthe seiner Jahre dahin stirbt. Warum wollen die Minister aber auch still stehen, waͤhrend die Revolution noch im vollen Marsche ist. Wir werden jetzt neue an ihre Stelle erhalten. Werden aber unsere Angelegenheiten deshalb besser stehen? Mir scheint, daß die Frage dadurch eher aus— gesetzt, als gelost wird. „„Ein neues Ministerium““, sagen zwar die Freunde der Bewegung, „„wird auch ein neues System herbeifuͤhren““. Sehr wohl; aber die Kammer? „„Die Kammer wird nachgeben““, antwortet man mir; wenigstens ist dies die Meinung der Sieger; in diesem Falle moͤgen sie mir aber vergoͤnnen, ihnen bemerklich zu machen, daß ste dieser Meinung nicht immer gewesen sind. Vor ihrem Siege behaupteten sie, daß die Kammer regieren muͤsse, und jetzt wollen sie, ohne sie, ja gegen deren Willen regieren. Tausendmal haben sie uns gesagt, daß einem von der Majoritaͤt der Kammern verworfenen Mini— sterium nichts weiter uͤbrig bleibe, als sich zuruͤckzuziehen; sie haben dies nicht blos behauptet, sie haben es mit dem Bajonette bewiesen; und heute bedienen sich dieselben Maͤn— ner desselben Arguments, um die entgegengesetzte Ansicht gel⸗ tend zu machen. Aber die Umstaͤnde haben sich geaͤndert, und also muͤssen die Grundsaͤtze auch geandert werden. Jetzt frage man diese Leute, was sie eigentlich wollen. Vielleicht eine neue
auch, wie sich Jemand geaͤußert hat, nur ein Viertel Napo⸗ leon, auftreten sollte, so koͤnnten sie das Spiel leicht verlieren. Sie berufen sich darauf, daß sie die oͤffentliche Meinung fuͤr sich haben. Aber welche? Es giebt deren heutiges Tages gar zu viele. Wer repraͤsentirt diese Meinung: die Volks⸗ Klubs oder die National-Garde, Paris oder die Departe— ments? Denn, man bedenke das Unglaubliche: die Provinz giebt sich einen Anstrich von Unabhaͤngigkeit und wagt es, der Kanmer dieselben Deputirten wieder zuzuschicken, die die Revolution gern zu allen Teufeln jagen möchte; es giebt also abermals einen entthronten Koöͤnig, und dieser ist — Paris.“
Fernerer Erfolg der Wahlen in den Departements⸗Wahl—
Kollegien:
Laval, . . . der Gerichts-Praäsident Herr Bidault (statt des Herrn von Pignerolles) ;
Alengon, Herr Ballot (statt des Herrn von Andlaw).
nennen. Poitiers, der Unter-Präfekt Herr Junyen ( statt des 3er. von Curzay); err Fournier] statt der Herren von Chateau—⸗ Le . 1 . Lelong . fort und Lamandé. . in diesem Kollegium ist noch ein Deputirter zu wahlen.
Ueber den Umstand, daß Herr Villemain bei den Wah⸗ len in Evreux durchgefallen ist, außert das Journal des Dé hats Folgendes: „Herr Villemain hat 438 Stimmen gehabt; das ist genug, um eine Niederlage ehrenvoll zu ma—
chen. Wir glauben nicht, daß unsere lebhafte Freundschaft
fuͤr Herrn Villemain und die aufrichtige Bewunderung sei— nes Talents uns des Rechtes berauben, uͤber dieses Ereigniß unsere ganze Meinung zu sagen. Wir betruͤben uns daruͤber weniger um des Herrn Villemain als um der Kammer wil⸗ len. Ohne behaupten zu wollen, daß er fuͤr die Kammer unentbehrlich sey, glauben wir, daß sein Talent und sein Cha— rakter ihm die Achtung und die dauernde Gunst seiner Kol⸗ legen erworben haben. Es ist fuͤr das Ansehen und also auch fuͤr die Macht einer Kammer von Wichtigkeit, daß die aus— gezeichnetsten Maͤnner des Landes Mitglieder derselben sind.
lichen Gewandtheit auf die parlamentarischen Diskusstonen
438 Stimmen, welche er erhalten hat, gelten ganz seiner Person; er verdankt sie nur seinem Verdienste und seinem Rufe. Die Majoritaͤt hat er darum nicht davon getragen, weil er den Einfluß des Herrn Dupont von der Eure in ei⸗ nem diesem Minister gaͤnzlich . Departement zu bekaͤm⸗ pfen hatte. Dieser hat öoͤffentlich fuͤr Herrn Odilon-Barrot geworben und seinen Secretair ins Departement geschickt,
Wähler äußert er, nachdem er die Kandidaten Gattier und Passh empfohlen: „„Was den dritten Deputirten betrifft, so schlage ich Herrn Odilon-Barrot vor; ich kenne keinen bessern Burger in Paris, wo er ohne Zweifel gewählt wor— den waͤre, wenn das Gesetz es nlcht verhindert hatte. Er ist der Stimme jedes aͤhlers würdig, der die uns
Revolution? Hier moͤgen sie sich aber wohl vorsehen, denn wenn
Es ist in diesem Kollegium noch ein Deputirter zu er⸗
Daß Herr Villemain Talent besitzt und es mit einer gluͤck⸗
uͤbertragen hat, wird Niemand in Zweifel stellen wollen. Die
um die Wähler aufzumuntern. In einem Schreiben an die
von der Revolution des Juli versprochene Freiheit ganz will
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und sie in dem rechten Maße will, in welchem ich selber sie wuͤnsche. Sein Talent ist allgemeln bekannt und beruft ihn eben so wohl in die Kammer als in das Ministerium. Ich bitte meine Freunde, hierauf Ruͤcksicht zu nehmen; ich will ihnen Niemanden aufdringen und am wenigsten einen dem Departement fremden Mann; aber Odilon⸗Barrot ist uͤberall ein großer Buͤrger, und ich scheue mich nicht, es zu sagen: das Departement der Eure wuͤrde sich selber ehren, wenn es ihn mit seiner Stimme beehrte. Ich fragte ihn, ob er die Wahl in Evreux vorzugsweise annehmen wolle; er hat mir auf das bestimmteste bejahend geantwortet. Ich schicke Ihnen sein Schreiben und ersuche Sie, es nebst dem mei— Rigen allen unsein Freunden mitzutheilen.“ Wir erkennen an, daß Herr Dupont von der Eure in diesem Schreiben seinen Einfluß nicht ungesetzlich angewendet hat; er hatte ein Recht, zu thun, was er gethan hat, aber andererseits sieht man auch leicht ein, welchen unwiderstehlichen Einfluß ein solches Schreiben ausuͤben mußte. Die Waͤhler von Evreux sahen sich aufgefordert, nicht nur einen Deputirten, sondern einen Minister zu waͤhlen. Diese Versuchung war groß. So ein guter Patriot man auch seyn mag, man ist nicht unempfaͤnglich fuͤr den Gedan— ken, zwei Minister zu Repraͤsentanten zu haben. Da Herr Odilon die Kandidatur in Evreux vorzugsweise vor der von Orleans, wo er nicht gewahlt worden ist, angenommen hat, so bleibt nur noch uͤbrig, hn zum Minister zu machen, um das den Waͤhlern gegebene Versprechen zu erfuͤllen. Was den Waäͤhlern des Eure⸗Departements am besten gezeigt hat, welch hohen Werth Herr Dupont auf die Wahl des Herrn Odilon⸗-Barrot legte, ist die Ausschließung des Herrn Felix v. Fontenay, eines der reichsten und patriotischsten Fabrik— Besitzer der Provinz, der funfzehn Jahre lang an der Spitze der lͤberalen Wähler des Departements gestanden und seine Muͤhe, so wie sein Vermögen, dazu verwendet hat, die Kan— didatur des ehrenwerthen Großsiegelbewahrers zu unterstuͤtzen. Herr v. Fontenay hat dennoch 411 Stimmen erhalten.“
Von den Offizieren und Seeleuten der im Monat Maͤrz an der Algierschen Kuͤste gescheiterten Briggs „Aventure“ und „Silene“ sind 2 Eleven erster Klasse zu Schiffs-Faͤhn— richen befoͤrdert und 2 Matrosen zu Rittern der Ehrenlegion ernannt worden. Ein jeder der uͤbrigen Seeleute ist um eine Klasse oder einen Grad avancirt worden; und ein gewisser Natale, aus Malta gebuͤrtig, der sich ganz besonders ausge⸗ zeichnet, hat eine goldene Medaille und eine Gratification von j000 Fr. erhalten. — Auch haben Se. Majestaͤt die wichti⸗ gen Dienste, die der Koͤnigl. Sardinische General⸗Konsul in gig ier Graf Dattili, und der dem Konsulate attachirte Dok— tor Meardi den Schiffbruͤchigen waͤhrend ihrer Gefangenschaft geleistet haben, dadurch anerkannt, daß Sie dem Erstern das POffizierkreuz und dem Andern das Ritterkreuz der Ehrenlegion verliehen haben.
Die Raths-Kammer des hiesigen Tribunals erster In— stanz hat sich gestern in der Sache des Grafen von Kergorlay und der Geschäftsfuͤhrer der Gazette de France und der Quo— tidienne ungefahr in folgender Weise fuͤr kompetent erklart: „In Betracht, daß das Gesetz vom 31. August 1839 jeden Pair von Frankreich, der binnen einem Monate den Eid nicht leistet, seiner Wuͤrde fuͤr verlustig erklaͤrt, und daß Herr von Kergorlay durch sein Schreiben vom 23. Sept. an die Pairs⸗Kammer auf die Wohlthat dieser Frist verzichtet hat; — in Erwägung, dauͤ die Bekanntmachung dieses Schreibens am 2ö5sten in der Quotidienne und am sten in der Gazette de France stattgefunden hat, und daß Herr von Kergorlay, da er den Eid nicht geleistet, von dem Tage seiner freiwilligen Verzichtleistung an, der Pairswuͤrde fuͤr verlustig betrachtet werden muß; — in Betracht, daß der Verfall des Rechts, in der Kammer zu sitzen, ein vollkommener Verfall ist und auch den Verfall des Rechts einer eigenen Juris die⸗ tion nach sich zieht, daß das Privilegium der Juris dietion dem Rechte, in der Kammer zu sstzen, inhaͤrirt,
indem die Pairs nur darum einen Korper im Staate bilden,
weil sie einer der drei Zweige der gesetzgebenden Gewalt sind; — in Erwaͤgung, daß, wenn ihre Rechte ausgedehnter als die der Deputirten sind, dies seinen Grund darin hat, daß diese nur auf eine bestimmte Zeit die Repräsentanten des Volkes sind; — in Betracht alles dessen erklaͤrt die Raths⸗Kam⸗ mer sich fuͤr kompetent und verweist, indem sie, was den Rechtsfall selbst betrifft, anerkennt, daß das von Herrn von Kergorlay bekannt gemachte Schreiben fuͤr die Person des Königs und die Kammern beleidigend ist und Verachtung ge— gen die Handlungen derselben zu erregen strebt, die Angeschul⸗ digten, unter der Anklage der Aufreizung zu Haß und Ver— achtung der Regierung, vor den Koͤnigl. Gerichtshof.“ Die Akten find hierauf unmittelbar der Anklage⸗Kammer des Koͤ⸗
nigl. Gerichtshofes uͤbersandt worden, die nun entscheiden wird, ob der Graf von Kergorlay und die Redacteure der Quotidienne und der Gazette de France, von Brian und von Genoude, vor den Assisenhof zu verweisen sind.
Die gerichtliche Untersuchung uͤber die im Monat Juni d. J. bei der Wahl des Vicomte von Preissac in Montau— ban vorgefallenen Unruhen, womit der Vicomte von Cau— mont beauftragt war, ist nunmehr beendigt und in der An⸗ klage⸗Kammer des Koͤnigl. Gerichtshofes zu Toulouse der Be— richt daruͤber abgestattet worden. Da das Gesetz vom 26. August d. J. eine Amnestie fuͤr alle seit 1815 begangenen po— litischen Verbrechen ertheilt und alle Unrersuchungen gegen dieselben verbietet, so sind die auf die Wahlen selbst bezug⸗ lichen Unruhen, in welche eine große Anzahl von Personen verwickelt war, vom Prozesse ausgeschlossen und nur fuͤnf In— dividuen, welche eines am 24. Juni Abends unternommenen Versuchs gegen das Leben des Vicomte von Preissac beschul— digt werden, vor die Assisen des Departements des Tarn und der Garonne verwiesen worden.
Aus Toulon vom 27. Oct. schreibt man: „Die Kor— vette „Dromadaire“ ist vorgestern von Alexandrien, das sie am 26. Sept. verlassen hat, in den hiesigen Hafen eingelau⸗ fen. Die Nachrichten, die sie von dort mitbringt, enthalten wenig Bemerkenswerthes; die in Alexandrien begonnenen Schiffsbauten werden thaͤtig fortgesetzt, ruͤcken aber, da es an Arbeitern mangelt, nur langsam vorwärts. Die Land-Armee beschaͤftigt sich mit Streifzuͤgen gegen die Araber, die biswei— len im Innern des Landes erscheinen und die von Kairo ab— gehenden Karavanen beunruhigen. Aegypten strebt, sich fuͤr unabhängig zu erklaren, was es faktisch schon ist. — Die Fregatte „Sirene“, auf welcher sich der Capitain Massieu de Clair val, der gegenwärtige Befehlshaber der an der Afri— kanischen Kuͤste stationirten Schiffs-Abtheilung, befindet, ist gestern nach 48stuͤndigem Aufenthalte im hiesigen Ha— fen wieder nach Algier unter Segel gegangen, nachdem sie sich mit neuen Lebensmitteln versehen und die mit Estaffette von Paris angekommenen Depeschen in Empfang
enommen hat. Das hiesige angesehene Handelshaus Cagniard 3 seine Zahlungen eingestellt; die ganze Stadt ist durch die⸗ fes Ereigniß in Bestuͤrzung versetzt. — Den neuesten Nach richten aus Algier zufolge hat der General Clausel am 2. Oktober nachstehenden Tagesbefehl erlassen: „„Die Ar— mee wird benachrichtigt, daß sich eine anonyme Gesellschaft unter dem Namen: „Verein zu einem landwirthschaftlichen Versuche in Afrika“ zu dem Zwecke gebildet hat, 1000 Hek— taren Landes an den Ufern des Aratsch anzubauen. ie Stifter der Gesellschaft, welche das Afrikanische Heer zur Mitwirkung bei diesem nuͤtzlichen Unternehmen, das eine Frucht seiner Eroberungen ist, auffordern, werden sich beeilen, diejenigen Militairs, welche solches wuͤnschen, unter ihre Ae— tionairs aufzunehmen. Die Actien betragen jede 500 Fr.““
Der Vicomte Decazes, General⸗Einnehmer des Departe⸗ ments des Pas-de-Calais, ist seines Postens entsetzt worden.
Herr Girod hat unterm 2ö5sten v. M. eine polizeiliche Verordnung erlassen, wonach jedes Individuum, das auf offener Straße eine Roulette⸗Bank oder ein anderes de,, Spiel haͤlt, sofort verhaftet und vor den Polizei⸗Commissair des Reviers gefuͤhrt werden soll. ⸗
Die 3 ist heute, als am Feste Allerheiligen, geschlos⸗ sen; aber zum ersten Male seit funfzehn Jahren werden heute die Theater an diesem Feiertage geoͤffnet seyn. Die Gazette de France und die Quotidienne werden des Festes wegen morgen nicht erscheinen.
Großbritanien und Irland.
Cin Privat-⸗Schreiben aus London vom 21. Oktober (welches die Allgemeine Zeitung mittheilt) meldet: „In der Eity sieht man mit Verwunderung den Fuͤrsten Talley— rand den vertraulichsten Umgang mit dem Herzoge v. Welling ton pflegen; John Bull erlaubt sich daruͤber viele Bemerkun⸗ gen und fürchtet, daß die Schlauheit des Franzoͤsischen Di— plomaten den sonst so behutsamen Herzog uͤbervortheilen moͤchte. Die Belgischen Angelegenheiten erfordern freilich das genaueste Einverstaͤndniß zwischen dem hiesigen und dem Franzoͤsischen Kabinette; dessenungeachtet fuͤhlt man hier eine gewisse Scheu vor der allzu großen und begruͤndeten Celebri⸗ tat des Fuͤrsten von Talleyrand und glaubt, bei der Enthuͤl— lung des neuen Europaͤischen Staatengebäͤudes allerlei Fall⸗ stricke zu sehen, die der Englischen Nation gelegt wuͤrden. Es ist nicht zu laͤugnen, daß es ein gewagtes Spiel fuͤr einen Englischen Premier⸗Minister ist, in zu großer Vertraulichkeit mit einem Manne zu stehen, der nicht gern eine untergeordnete Rolle zu ubernehmen pflegt, der sich zwar in diesem Augenblicke dazu versteht, aber vielleicht diese Resignation in der Folge