1830 / 313 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Rede fuͤr sehr gut. Se. Majestaͤt ist auf einem Kriegs— schiffe erzogen worden, war von Jugend auf ein Seemann Uund ist als solcher auf den Thron dieses mächtigen Meere beherrschenden Reiches gekommen, Selbst ein Seemann, muß ich mich freuen, am ersten Tage der Parlaments⸗-Session so viele Volks⸗Vertreter versammelt zu sehen, die den Erwartungen des Landes entsprechen und ein System befestigen wollen, das Europa Ruhe und der gan— zen Welt Frieden verleiht. Ich habe Sie, Herr Sprecher, be— dauert, daß Sie nicht blos die lange Adresse, sondern auch das noch langere Amendement des edlen Marquis (v. Blandford) uns vorlesen mußten. Ein einziges Paar Lungen war dieser muͤhsamen Aufgabe kaum gewachsen. Wundern muß ich mich, daß ein Vertreter des Hauses Marlborough (der Marquis v. Blandford) die Keckheit haben konnte, solch ein Amendement Ihnen vorzulegen. Wahrlich, schaffte man die Taxen alle ab, wie es hier verlangt wird, so wuͤrde weder das Haus Wellington noch das Haus Marlborough die großen Ein— kuͤnfte behalten koͤnnen, die ihm die Dankbarkeit eines reichen und maͤchtigen Volkes bewilligt hat. (Hort, hoͤrt, von allen Seiten des Hauses.) Wer so lange wie ich ein Mitglied die— ses Hauses ist und in diesem Zeitraume 1200 Millionen Pfd. votirk hat, um die Ausgaben des letzten Krieges zu decken, der wird sich auch nicht wundern, wenn wir in die MNiederlaͤndische Angelegenheit uns einmischen und es verhindern wollen, daß die Niederlaͤndischen Festungen in die Haͤnde der Franzosen fallen. Diese Festungen nd zur Sicherheit gegen Frankreich hergestellt worden, und zwar aus den Entschädigungs⸗Geldern, welche England von Frank— reich erhalten hat. Warum soll also der Koͤnig von England nicht die Freiheit haben, auf die Traktaten zuruͤckzukommen, in Folge deren man die Festungen herstellte? Soll er allein sich stumm und still verhalten? Soll er etwa ruhig auf sei— nem Throne mit der Weltkugel in der einen und dem Sceep— ter in der andern Hand sitzen und eine bloße Null jn Europa werden, zu einer Zeit, da es das Ansehen hat, als wuͤrden die Niederlande wieder in Frankreichs Haͤnde fallen und es dar⸗ auf ankommt, zu verhuͤten, daß Frankreich nochmals zum

errn des Bassins von Antwerpen sich mache und uͤber die infahrt in den glorreichen Schelde⸗Strom gebiete? Erinnere man sich nur, daß der große Meister in der Kriegskunst, Napoleon, gesagt hat: „Derjenige, der Antwerpen besitzt, hat auch den Schluͤssel zu Holland.“ Wahrlich die Mi—⸗ nister konnten bei ihrer Verantwortlichkeit dem Könige keine andere Rede, als diejenige, die wir eben vernommen haben, in den Mund legen.“ Herr Hume erhob sich jetzt. „Mit Bedauern“ sagte er, „habe ich so eben die Rede des tapfern Offiziers vernommen. Sie athmet Krieg und nichts als Krieg zur Unterstuͤtzung eines Systems, das von allen guten Menschen verworfen worden ist. Die Thronrede wird vom ganzen Lande mit großem Bedauern gelesen wer den, denn sie athmet ebenfalls nichts als Krieg, spricht von kostspieligen Instltutionen, mit keiner Silbe aber von der Noth, welche in allen Theilen des Landes herrscht. In welchem Lande leben wir denn jetzt? Ist denn England so wenig mehr das Land der Freiheit, daß ein Mitglied, welches den Antrag auf die Addresse unterstuͤtzte, es wagen konnte, sein Bedauern daruͤber zu aͤußern, daß ein benachbartes großes Volk mit Macht sich fuͤr die Freiheit erhoben?“ Der Redner bedauerte nun, daß den Mitgliedern ganz in ge— wohnheitswidriger Weise von der Thronrede nicht schon fruͤ— her eine Mittheilung gemacht worden sey und er sie daher aus dem Gedaͤchtnisse widerlegen muͤsse. Er ging von der Ansicht aus, als befaͤnde sich auch in der Thronrede eine Mißbilligung der letzten Franzoͤsischen Revolution, und suchte nun darzulegen, wie sehr die Franzosen zu ihrem Ver fahren gegen Karl X. berechtigt gewesen seyen. Er nahm sich so⸗ dann auch der Belgier an und schimpfte auf die Hollander, die er als niedrige Brandstifter von Antwerpen anklagte, welche Aeußerungen jedoch das Haus durch oftmalige Unter— brechungen mißbilligte. Er protestirte dagegen, daß die Nie⸗ derlaͤndische Regierung eine aufgeklaͤrte sey, denn sie wuͤrde sonst nicht den groͤßten Theil aller Aemter an die Hollander verliehen haben. Er sagte ferner, daß die bestehenden Ver— träge Europa keinesweges pacificirt hatten. (Hier hatte je— doch der Redner das Ungluͤck, wegen seiner falschen Aussprache der ersten Sylbe des Wortes „pacisied'' vom ganzen Hause ausgelacht zu werden) Die Zeit sey vielmehr gekommen, solche Vertrage aufzuheben, und das Englische Volk werde zu einer Einmischung in den Belgischen Angelegenheiten weder Men⸗ le. noch Geld hergeben. Bei dem Worte Geld hatte der

edner Gelegenheit, zu seinem Lieblings-Thema uͤberzugehen und von den Ersparnissen zu reden, die er laͤngst schon vor— geschlagen habe, von denen jedoch die Minister nichts wissen

wollten. „Das Volk“, sagte er, „verlangt Brod, und man ge ihm Steine; es verlangt Frieden und Reduction der

bgaben, und man zeigt ihm die Lust zur Einmischung in die Angelegenheiten anderer Lander, aus der nur Krieg und neue Lasten entspringen koͤnnen.“ Der Redner meinte sodann, es sey unrecht gewesen, den Konig in der Thron-Rede auch von Abneigung reden zu lassen, die man im Lande erwecke. Nirgends bestehe eine Abneigung gegen den Konig, wohl aber uͤberall eine Unzufriedenheit mit der Verwaltung. Nicht einmal in Irland wisse man etwas von solcher Abneigung, wiewohl sein ehrenwerther Freund (Hr. O'Connell) die kuriose Idee habe, eine Aufloͤsung der Union durchsetzen zu wollen, mit der er (Hr. H.) jedoch gar nicht einverstanden sey. Schließlich nannte der Redner die Pro— klamationen des Lord-Lieutenants von Irland, wodurch die Vereine, die Herr O'Connell gestiftet, aufgelost worden, des— potisch, weil nicht auch den Freunden des Herzogs von Lein— ster gewehrt worden sey, sich in ähnlicher Weise zu vereini— gen. (Die Erwiederung des Sir Rob. Peel, so wie die daran sich knuͤpfenden Debatten, behalten wir uns noch vor.)

London, 3. Nov. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin besuch— ten vorgestern, in Begleitung des Prinzen George von Cum— berland und der Dlle. Fitzelarence, den Herzog und die Her— zogin von Gloucester und die Gräfin Howe; vorher hatten Ihre Majestäͤt im Pallast von St. James den Besuch der Fuͤrstin Esterhazy empfangen.

Wie es heißt, wird im Laufe dieses Winters das Koͤnigs— Theater sich des besonderen Schutzes Ihrer Majestaͤten er— freuen und von denselben oft besucht werden.

Der Prinz von Oranien ist heute auf dem Rotterdamer Dampfboot hier eingetroffen; Se. Koͤnigl. Hoheit sieht sehr blaß und angegriffen aus. .

Die Herzogin von Berry wohnt hier in einem kleinen Privathause an der Ostseite von Montagne⸗-Saguare.

Auf Anlaß der in der Thron-Rede vorkommenden Re— gentschaftsfrage aͤußert die Times, die Regentschaft werde ohne Bedenken eventualiter der Herzogin von Kent zuerkannt werden.

Bei Erwähnung der im Werke seyenden Anerkennung D. Mignel's bemerkt der Spectator: „Es ist in der That befremdend, daß wir unsere Anerkennung gerade in einem Augenblicke anbieten, wo, allen von Portugal hier einlaufen den Berichten zufolge, die Regierung D. Miguel's ihrem Umsturze nahe ist. Wenn wir Recht hatten, uns nicht ein— zumischen, um ihn zu stuͤrzen, so duͤrften wir auch wohl ,, eine Veranlassung haben, seinem Sturze vorzu— eugen.

Die Unruhen in Kent haben jetzt den ernstlichsten Cha⸗ rakter angenommen. An mehreren Punkten haben die Land— leute, wie es heißt, die dreifarbige Fahne aufgepflanzt. Tag fuͤr Tag finden Gewaltthaͤtigkeiten, Brandstiftungen und Zerstoͤrungen von Maschinen statt. Man hat sogar Getrei— descheunen angezuͤndet, und die Erbitterung der Landleute geht so weit, daß sie schon die Pfluͤge haben zerstoͤren wollen, damit das Land kuͤnftig nur mit dem Spaten bearbeitet wuͤrde. Inzwischen scheint allem diesem Unfuge kein politi⸗ scher Anlaß zu Grunde zu liegen, sondern nur das große Elend. Die Behoͤrden haben die nachdruͤcklichsten Maaßre— geln ergriffen, um diesem Stande der Dinge ein Ende zu machen. Man wird sich an Sir Robert Peel wenden, um von demselben eine Zusammenberufung der berittenen Yeo—⸗ manry zu erlangen.

Auch aus Stafford wird gemeldet, daß man seit einiger Zeit in der dortigen bisher immer sehr ruhigen Gegend, die ihrer Toͤpfer⸗Arbeiten wegen bekannt ist, dreifarbige Fahnen wehen sehe, ohne daß man wisse, wer sie aufgepflanzt; auch sollen aufruͤhrerische Schriften von Auslaͤndern vertheilt wer— den, die offenbar alle Zeichen von Emissarien und von Mit— gliedern irgend einer gefaͤhrlichen Gesellschaft an sich tragen.

Der Irlaͤndische Herzog von Leinster hat eine Procla— mation erlassen, in welcher er alle in Dublin anwesenden einflußreichen Irlaͤnder zu einer Versammlung einladet, um uͤber Maaßregeln zu berathschlagen, dem Vorhaben einer Auf— hebung der Union zwischen Großbritanien und Irland kraͤf— tig entgegen zu arbeiten.

Hr. Wilmot Horton hat ein sehr scharfes Schreiben an

Hrn. O'Connell uͤber seine Anti-Unions-Umtriebe erscheinen

lassen.

Der Dubliner Abendpo st zufolge soll der Roͤmisch—⸗ Katholische Erzbischof von Dublin, Dr. Murray, in Ueberein⸗ stimmung mit der Regierung eine Bulle erlassen haben, in welcher er seinen Priestern verbietet, Theil an Eroͤrterung der Frage wegen Aufhebung der Union zu nehmen.

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Der Geist der Unzufriedenheit, der sich in der let ten Zeit auf eine so beunruhigende Weise in den ackerbauenden Be⸗ zirken zeigte, hat neulich auch die Kohler in den Grafschaf— ten Lancaster und Derby ergriffen; sie haben ihren Herren in Masse den Dienst aufgesagt und wollen hoheren Arbeits⸗ lohn haben. ,

Man befuͤrchtet in der Grafschaft Tippezary (Irland) einen allgemeinen Volks⸗Aufstand; 14 bis 16 Personen sind in der Rahe von Cork verhaftet worden, angeblich wegen verborgener Waffen. ;

An alle Irlaͤndischen Offiziere auf Halbsold sind Cirkulare erlassen worden, sich dienstfertig zu halten.

Der Courier, welcher in seinem vorgestrigen Blatte einige Mißbilligung uͤber das Verfahren des Generals Chassẽ gegen Antwerpen geäußert und namentlich die Beschießung dieser Stadt von Seiten der Hollaͤndischen Flotte getadelt hatte, erklaͤrt im neuesten Blatte, nachdem ihm vollständige Nachrichten uͤber die in Rede stehenden Ereignisse zugekom— men, daß die Maaßregel des Generals lediglich durch den schaͤnd⸗ lichen Treubruch von Seiten der Belgier veranlaßt worden. In ahnlicher Weise aͤußert sich auch die Times, daß die Belgier nur sich selbst alle die Folgen ihrer offenbaren Treu⸗ losigkeit zuzuschreiben haben,

Bei dem Brande in Antwerpen ist auch viel Eigenthum

Britischer Unterthanen mit zu Grunde gegangen. ;

Die hier anzuknuͤpfenden Unterhandlungen in Bezug auf die Belgischen Angelegenheiten werden sich, wie die Times versichert, auf Erhaltung der Integrität der Niederlaͤndischen Gebiete und Verhuͤtung der Verschmelzung irgend eines Thei— les derselben mit angränzenden Staaten zum Nachtheil oder zur Unsicherheit der ubrigen Theile beschraͤnken. Die Stel⸗ en der Thronrede geben zu erkennen, daß der Wiener Traktat in Hinsicht der Gebtets-Bestimmung der Niederlande auf jeden Fall in Kraft behauptet werden solle, welches auch im—⸗ mer die innere Regierung werde.

Aus Gibraltar wird vom 14ten v. M. gemeldet, daß Marschall Bourmont mit seinen beiden Soͤhnen dort das Paketboot aus Malta zur Ueberfahrt nach England erwartete.

Man vernimmt, daß heute Morgen eine Versicherungs—

Police zum Belaufe von 190,000 Pfd. auf eine Verschiffung

von Waffen aus Großbritanien nach Frankreich bei Lloyd's

ausgefertigt worden ist.

Lloyd 's Agent meldet aus Genna vom 2tsten v. M., daß am 18ten dort zwoͤlftaͤgige Quarantaine fuͤr alle Schiffe aus den suͤdlichen Häfen Frankreichs angeordnet worden, weil die⸗ selben Schiffe aus Algier zuließen.

Die Bank hat der Stockboͤrse anzeigen lassen, daß der g. November, an welchem Tage der Konig die City mit sei— ner Gegenwart beehren wird, als ein Feiertag betrachtet wer⸗

den wuͤrde.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 5. Nov. Die heutige Staats- Courant meldet? „Berichten aus Antwerpen zufolge wird

von den Aufruͤhrern fortwährend viel Geschuͤtz herbeigefuͤhrt,

so daß der ganze Meire⸗Platz damit bedeckt ist. Auf vielen andern Punkten der Stadt, und besonders an den Thoren

und auf dem großen Markte, waren ebenfalls Kanonen auf—⸗

gestellt, wovon die auf letzterem Platze befindlichen von schwe— rem, die an den uͤbrigen Punkten stehenden aber meist von leichtem Kaliber waren; auch an der Seite der Schelde sol⸗

len die Aufruͤhrer Vertheidigungs-Maaßregeln treffen; der

Zugang zu diesem Theile war allen Privatleuten streng ver⸗ Foten. Wir geben diese Nachrichten, wie wir sie empfangen haben, obschon dieselben sich mit dem Art. 1. der mit dem

General Ehasss geschlossenen Uebereinkunft, worin ausdruͤck—

lich bestimmt wird, daß waͤhrend des Waffenstillstandes von beiden Seiten keine neuen Vertheidigungs- oder Angriffs— Werke errichtet werden sollen, schwer in Uebereinstimmung bringen lassen. In neueren Berichten uͤber den vom Oberst⸗ Lieutenant Ledel am 31. Oktober bei Oostburg uͤber die Meu— terer davongetragenen Vortheile heißt es, daß diese durch den berüchtigten Vicomte Pontécoulant angefuͤhrt wurden, der sich noch vor kurzem Adjutant Don Juan van . und Befehlshaber der Pariser Legion nannte; der erlust des

Feindes an Todten betrug 260 25 Mann; auf ihrer Flucht

fuͤhrten sie sechs mit Verwundeten angefuͤllte Wagen

mit sich fort. Sie zogen nach dieser Niederlage uͤber Sluis und Aardenburg und haben das Grundgebiet von Seeland ganz verlassen. In Folge der Be—

fehle Sr. Majestaͤt sind die Festungen Breda, Bergen-op—⸗ Zoom und Herzogenbusch in Belagerungszustand erklaͤrt wor— den. In lcterer Stadt haben unlängst einige Boͤswillige versucht, zwischen den dortigen und den aus Amsterdam an—

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sekommenen Buͤrgergarden Streit zu erregen, zu welchem wecke unter die Herzogenbuscher Buͤrgergarden, welche auf Wache waren und durch die Amsterdamer abgeloͤst werden sollten, starke Getraͤnke vertheilt wurden. Dem Anfuͤhrer der Buͤrgergarde von Herzogenbusch, Hrn. v. Ryckevorsel, ist es jedoch mit dem loͤblichen Beistande seiner untergebenen

Offiziere gelungen, die gute Ordnung und Ruhe aufrecht zu

erhalten. Aus Bergen -op-Zoom wird gemeldet, daß nach dem Eindringen der Aufruͤhrer in Antwerpen 4 500 der— selben nach Kapelle in der Provinz Antwerpen gezogen sind und dort die dreifarbige Fahne aufgesteckt haben; vierzig der⸗ selben begaben sich nach dem Dorfe Putten und pflanzten auf dem Kirchthurme gleichfalls die Aufruhrfahne auf. Als einige Einwohner des Dorfes den Aufruͤhrern bemerklich machten, daß sie sich nicht mehr auf Antwerpener, sondern auf Nord— brabantschem Grundgebiet befaͤnden, zogen sie nach Kapelle zuruͤck. In Bladel, welches auch in Nordbrabant liegt, zeig— ten sich erst 200 und dann nochmals 590 Aufruͤhrer, verließen. jedoch das Nordbrabantsche Gebiet sogleich wieder. Mittler— weile ist man von unserer Seite bemuͤht, durch Organisirung beweglicher Kolonnen und durch Patrouillen, welche die Runde machen, unsere Graͤnzen zu sichern und die Bewohner des platten Landes von Nordbrabant gegen dergleichen Ueber— faͤle zu schüzen,“

General Chassé hat an das vor Antwerpen liegende Ge— schwader folgenden Tagesbefehl erlassen: „Seehelden! Der Tag des 7sten Oktober hat mir bewiesen, daß das Helden— blut Eurer Vorfahren in reichlichem Maaße in Euren Adern fließt. Euer Benehmen ist musterhaft gewesen, Ihr habt mit Loͤwenmuth gefochten und die Antwerpener uͤberzeugt, daß Ihr Leib und Leben fuͤr Se. Majestaͤt den Koͤnig Preis

gebt und seine Rechte aufs äͤußerste vertheidigen werdet. Ich

bin mit Eurem Benehmen im hoͤchsten Grade zufrieden und werde Se. Majestaͤt davon in Kenntniß setzen. Ich rechne auch fuͤr die Zukunft auf Eure Standhaftigkeit und Euren Muth und darf Euch im voraus, wenn Jeder nur seine Pflicht erfuͤllt, den Sieg zusichern.

Hauptquartier in der Citadelle von Antwerpen, den 2. November 1830.

Der General-Lieutenant, Commandeur der Cita— delle und des Hten großen Militair-Kommando's, Baron Chassé.“

Den letzten Nachrichten aus Antwerpen zufolge war der Waffenstillstand bis zum 5. Nov. verlängert worben.

Bei den Ministerien der Finanzen und des Krieges ge— hen fortwährend bedeutende Beiträge zur Unterstuͤtzung der Regierung ein. Ein unbekannter Einwohner Amsterdams hat 5000 Fl., ein alter Militair 10099 Fl. und die Bruͤder Wickewoort Crommelin haben 1009 Fl. beigesteuert.

In diesen Tagen sind die Freiwilligen, die in Folge des Ausruͤckens des Feld-Bataillons und der Reserve sich erboten haben, den Dienst der Kommunal-Garde zu versehen, hier und in der Provinz organisirt worden. Ihre Zahl betragt etwa 700 Mann, welche fast alle den gebildeten Staͤnden und der hoͤheren Buͤrger-Klasse angehoͤren; sie beziehen ber eits die Nachtwache.

Aus Allem, was man uͤher den Zustand der Dinge in Belgien vernimint, blickt hervor, daß unter den Mitgliedern der provisorischen Regierung viele Uneinigkeit herrscht, welche taglich zunimmt. De Potter steht an der Spitze der repu— blikanischen Partei und wird durch die Klubs unterstuͤtzt, wahrend man auch allgemein a, hält, daß sie gleichfalls bei einer maͤchtigen Partei in Frankreich Beistand finden, und man darauf ausgeht, eine Vereinigung zwischen Belgien und Frankreich zu bewerkstelligen. Eine andere Partei er— klaͤrt sich fuͤr eine monarchisch⸗constitutionnelle Regierungsform und hat ihren Anhang unter dem alten Adel, den reichen Grundeigenthuͤmern und dem Handel und Fabrikstand.

Der Baron v. Loe hat dem Commandeur von Mastricht, General⸗Major Dibbetz, angezeigt, daß er von der provisori⸗ schen Regierung das Amt eines Gouverneurs der Provinz Limburg angenommen habe, und als solcher den Zugang zu den Buͤreaus der Civil-Behoͤrden in . wuͤnsche, um sich dort die noͤthigen Angaben uͤber die Verwaltung der Provinz zu verschaffen, die ihm der Advokat Jamini zukom— men laffen werde. Der General hat dieses Gesuch abgeschla— en, da er keine andere Autoritaͤt als die des Koͤnigs der

iederlande kenne, und dem genannten Advokaten angezeigt, daß er ihn sogleich aus der Stadt schicken werde, wenn er zu dem geringsten Verdachte Anlaß gebe.

Die heutige Staats Courant promulgirt das von bei⸗

den Kammern der Generalstaaten angenommene Gesetz zur Bestrafung von Aufruhr-Versuchen; es ist vom Zten d. M datirt. .

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