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surgenten bestimmt, welche unter Vigo in das Thal Ossan und unter Plasencia in das Thal Aspe einruͤcken wollten.“
Der ehemalige Advokat Gechter, der bei den Unruhen des 18. Okt. hier verhaftet wurde, ist unter Caution freige⸗ lassen worden.
Galotti ist von einer Neapolitanischen Kriegsbrigg nach Korsika gebracht worden und am 19gten Oktober bei Porto— Vecchio gelandet. Erst während der Ueberfahrt haͤndigte ihm der CTapitain des Schiffes eine Abschrift des Urtheils ein, wodurch die gegen ihn ausgesprochene 10ahrige Gefaͤng⸗ nißstrafe in die gleiche Verbannungszeit verwandelt wird.
Fuͤr Rechnung unserer Regierung sind in Holland und England bedeutende Quantitäten Getreide fuͤr den Bedarf von Paris aufgekauft worden.
Die hiesigen liberalen Blatter schreiben das bedeutende Sinken der Rente an der gestrigen Börse nicht, wie die Ga—⸗ zette und die Quotidienne, dem Ministerwechsel, sondern dem plotzlich verbreiteten Geruͤchte zu, daß sich in der Thron⸗Rede des Königs von England eine Stelle finde, die auf eine Ein— mischung der fremden Maͤchte in die Belgischen Angelegen— heiten hindeute.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus⸗Siz— zung vom 2. Nov. (Schluß. Sir Rob. Peel sagte zu— naäͤchst in Bezug auf die Bemerkungen des Hrn. Hume:
„Der ehrenw. Herr hat sich zwar in einer sehr lauten und ornigen Deklamation gegen die Thron-Rede vernehmen lassen, boch konnte ieee nur dadurch einen rechten Tadel auffinden, daß er jeden Theil des Aktenstuͤckes, den er durchnahm, absicht—
lich entstellte.“ (Hr. Hume rief hier den Redner zur Ordnung, indem er hinzufuͤgte, daß er einer absichtlichen Entstellung unfaͤ— hig sey; Sir Rob. Peel versicherte, er habe eigentlich „unabsicht= lich / i n n, und fuhr dann fort:) „Nicht allein haben Se. Majestaͤt keiner Abneigung des Volks gegen den Koͤnig erwaͤhnt, sondern es ist sogar aäͤusdruͤcklich gesagt worden, daß sich Se.
Majestaͤt vertrauensvoll auf die Liebe und Anhaͤnglichkeit der gro⸗ Fen Masse des Volks verlassen. Ich gebe ferner dem chrenwer— then 3 zu bedenken, ob es wohl recht oder der Wahrheit ge⸗ maͤß ist, das Volk so darzustellen, als befaͤnde es sich verschmach⸗ tend vor Elend. Daß hier und da Noth vorhanden ist, kann nicht gelaͤugnet werden, dies ist jedoch ein Zustand der Dinge, der, wenn sich auch das Land im Allgemeinen noch so wohl befindet, doch niemals ganz zu vermeiden seyn wird. Höͤchst seltsam ist es wohl, wenn der ehrenwerthe Herr, daruͤber sich wundernd, daß in der Thron⸗-Rede so viel von auswaͤrtiger Politik gespro⸗ chen wird, hinzufügt, das Haus und das Land bekuͤmmern sich wenig um auswaͤrtige Politik (Höͤrt und Gelaͤchter) Der chren⸗ werthe Herr . sich zwar meistens mit der Oekonomie, allein wie wird wohl jemals von dieser ganz ohne Ruͤcksicht auf die auswärtige Polltik die Rede seyn fbnnen? Seltsam ist es fer ner, daß der Redner die Minister fuͤr das will verantwortlich machen, was einer oder der andere Unterstuͤtzer der Adresse in Bezug auf die Ereignisse in Frankreich gesagt hat, denn in der Thron Rede findet sich nichts davon, daß Se. Majestaͤt diese Ereignisse bedaure. Vielmehr ist darin blos als eines Faktums erwahnt, daß der aͤl—⸗ tere Zweig des Hauses Bourbon nicht mehr in Frankreich regiere, und daß der Herzog von Orleans als Koͤnig der Franzosen auf den Thron berufen worden sey. Wenn der ehrenwerthe Herr die gegenwaͤrtige Lage des aͤlteren Zweiges des Hauses Bourbon be— kenkt, der sich verbannt in unserem Lande befindet, so wird er auch leicht begreifen, daß Se. Majestaͤt die Handlungen, die zu diesem Resultate fuhrten, nicht mit den Worten eines harten Tadels belegen durfte, Wenn der chrenwerthe Herr, von mir glaubt, daß ich die bekannten Ordonnanzen fuͤr politisch recht
oder fuͤr verfassungsmaͤßig angesehen habe oder ansehe, so irrt er
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sich sehr; der Himmel weiß, daß ich sie nie dafuͤr gehalten habe. Beifall.) Bei dieser Gelegenheit sey mir nochmals die Bemer⸗ 96 vergoͤnnt, daß weder die Britische , ,, noch irgend ein Mitglied derselben, auf direkte oder indfrekte Weise, die Er⸗ nennung des Fuͤrsten von Polignae bewirkt oder mit dessen in⸗ nerer n,, etwas zu schaffen gehabt hat. (Beifall.! Das ranzbsische Kabinet beobachtete, als es seine Ordonnanzen erlas⸗ en wollte, ein so tiefes Geheimniß daruͤber, daß es selbst der lesseitigen Regierung unmoglich war, einen freundschaftlichen Rath gegen diese Maaßregeln zu ertheilen. — Hinsichtlich Bel⸗ giens sey es mir gestattet, darauf gufmerksam zu machen, daß wischen den Angelegenheiten der Niederlande und Frankreichs, wie zwischen den Krsachen der in heiden Laͤndern stattgefunde⸗ nen Ereignisse, ein sehr großer Unterschied stattfindet. Wenn der ehrenw. . sagt, daß die Thron⸗Rede Krieg athme, und daß es, da man Bom Miguel anerkennen wolle und den Konig der Franzo ⸗ sen anerkannt habe, eben so inkonsequent als ungngemessen sey, in die Angelegenheiten Belgiens durch einen Krieg sich einzumischen, so er⸗ wicdere ich zuvorderst, daß ich durchaus nicht weiß, welcher Aus⸗ bruck in der Thron-⸗ Fee den ehrenwerthen Herrn auf den Ge⸗ danken gebracht haben kann, daß wir mit einem Kriege einschrei⸗ ten wollten. Naͤchstdem aber moge sich der ehrenwerthe Herr grinnern, daß mit Bezug auf England der Zustand der Nieber⸗ lande mit ganz eigenen Umstaͤnden verknuͤpft jist. Niemanden,
der die Geschichte der neuern Zeit guch nur oberslaͤchlich kennt kann es unbekannt seyn, daß die Belgischen ver g gz ü einer Zeit unter der Herrschaft Oesterreichz, zu einer andern un⸗ ter der von Spanien und wieder zu einer andern dem Franzoͤsi⸗ schen Reiche einverleibt befunden haben, und daß sie, sie mochten nun diesem ober jenem Herrn gehbren, immer zu großem Streit in Europg Anlaß gaben. Aus diesem Grunde ist der Zu⸗ stand dieser Provinzen fuͤr jeden Europaͤischen Staat, und ken. ders auch fuͤr England, immer von großem Interesse gewesen, und zwar nicht sowohl mit Ruͤcksicht auf ihre Regierungsform, als mit der auf ihre Ruhe. Als im Jahre 1814 der 36 Buyg⸗ napartes eine neue Feststellung der Eunropaͤischen Staaten noth⸗ wendig machte, waren die Niederlande von Oesterreich besetzt, und der Baron Vincent war ihr Gouverneur. Die Regierung der Niederlande wurde damals ihrem jetzigen Könige von den fuͤnf Maͤchten unter der Bedingung angeboten, daß sie in einer gewissen Weise regiert werden sollten. Ob sie so regiert worden oder nicht, davon ist jetzt nicht hier die Rede — genug, solche Bedingungen machte man, und diese wurden vom Könige der Niederlande angenommen. Ein großer Theil der von ihm eingegangenen Verbindlichkeiten hätte die Wohlfahrt der Belgischen Provinzen und ihre gute Regierung zum Zweck. Nun mochte ich behaupten, daß wir selbst bei der Aufrechthaltung der zwischen Holland und Belgien bestehenden Verbindung sehr stark interessirt sind. Gestehen muß ich, daß mich das uͤberrascht hat, was ich von dem ehrenwerthen Heren uͤber diesen Punkt ver— nommen habe; ich bin erstaunt, ihn sagen zu hoͤren, daß die Trennung‘ Hollands von Belgien ihm eine ganz gleichgültige Sache waͤre, und bin um so mehr uͤberrascht, als ö mich sehr 3 erinnere, der ehrenwerthe Herr hahe bei fruͤhern Gelegenheiten mehrmals zugegeben, daß die Lage Hollands immer ein Gegen⸗ stand von hoher Wichtigkeit fuͤr England seyn uuͤsse. Nun, sehr wohl; in Belgien hat eine Revolution stattgefunden, hat sich ein Streit erhoben, der die Trennung jenes Landes von Holland zum Zwecke hat, und in dessen Verlaüf Umstaͤnde sich ereignet haben, die fuͤr jeden Menschen freund betruͤbend seyn muͤsen. Ein blu⸗ tiger Bürgerkrieg rast in diesem Augenblicke zwischen Belgiern und Hollaͤndern, und nun frage ich, wurde es wohl angemessen, wuͤrde es wohl weise seyn, unter solchen Umstaͤnden die Sachen sich selbst ausgleichen und jede beliebige Accomodation treffen zu lassen? (Hoͤrt, hoͤrt! Ich frage den ehrenwerthen Herrn und das ganze Haus, ob es wohl von Seiten derjenigen Maͤchte, welche bei dem Traktate von 1814, der Belgien mit Holland vereinigte, inte⸗ ressirt sind, unweise gehandelt ob es wohl unvertraͤglich mit der Politik der Menschlichkeit dieser Maͤchte ist, an solche Mittel, wie die Thron⸗Rede es ausdruͤckt, zu denken, welche die Ruhe wieder⸗ herstellen, so wie mit der guten Regierung der Niederlande und der kuͤnftigen Sicherheit anderer Staaten vertraglich seyn köͤnnen? Wenn irgend eine einzeln, Macht mit dem Anerbieten der Ver= mittelung zwischen den streitenden Parteien einschreiten sollte, so waͤre nicht zu laͤugnen, daß der Traktat von 1814 eine solche Einschreitung autorisirte, und daß dies ein Recht sey, welches alle bei diesem Traktat interessirten Maͤchte besaͤßen. Ueberdtes kann ich auch hier anfuͤhren, daß dieselbe Politik, welche in die sem Augenblicke der Englischen Regierung rathsam erscheint, auch diejenige ist, welche die Regierung des Königs der Franzosen fur zweckmaͤßig erachtet, und daß die uͤbrigen Machte, welche Theil⸗ nehmer am Traktate von 1814 sind, einer Politik, welche den Versuch machen soll, die Angelegenheiten der Niederlande aus⸗ zugleichen, und zwar durch Vermittelung aller Parteien, die bei Erledigung dieser Frage so sehr lin fr sind, ihre stillschwei⸗ gende Zustimmung gegeben haben. So viel in Bezug auf bie Niederlande. Was Portugal betrifft, so glaube ich, daß gengu die von dem Interesse Großbritaniens erheischte Politik befolgt worden ist. Wenn die Thron⸗Rede die Anerkennung Dom Miguels empfiehlt, so ist damit keines⸗ weges auch verstanden, daß in der Meinung, welche die Minister uͤber seine Handlungen gehegt und aus der sie niemals ein Ge⸗ heimniß gemacht haben, die geringste Veraͤnderung stattgefunden habe. (Hört, hört ruft man von allen Seiten. Ich kann dem chrenwerthen Mitgliede fuͤr Middleser (Hrn. Hume) und dem Hause die Versicherung ertheilen, daß, so oft noch die Handlun⸗ en Dom Miguels mit den Rechten Britischer Unterthanen kol⸗ idirt haben, die Regierung ,, Genugthuung gefordert und erhalten habe. Ohne im geringsten von jener Meinung abzu⸗ weichen, die sie fruͤher in Bezug auf die Mittel zu erkennen ge⸗ geben, welche Dom Miguel angewandt, um mit der Souverai⸗ nitaͤt Portugals bekleidet zu werden, haben die Minister sich doch entschlossen, die in der Thron⸗Rede bezeichnete Politik h befol⸗ gen. Kann wohl das Haus die Regierung deshalb verdammen, daß sie, nachdem die Regierung von Portugal einen gewissen Alt der Gerechtigkeit und Menschlichkeit ausgeübt, das Interesse Britischer ünterthanen im Auge hat, indem sie die Verbindungen mit jenem Lande wieder erneuert? Ohne diesen Akt der Gerech⸗ tigkeit haͤtte die Re erung mit der Anerkennung freilich noch angestanden; jetzt ist er jedoch auf, das bestimmteste zugesichert worden. Hat man den Akt auch nicht zur Bedingung der Aner⸗ kennung gemacht, so wird diese doch nicht cher vollstaͤndig erfol⸗ gen, als bis die Amnestie ausgesprochen worden. Zwei Jahre und 7 Monate sind nun sceitdem verflossen, daß Dom Miguel sich zum Souverain von Portugal gemacht, und seine eigenen
Beilage
2427 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung F 314.
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unterthanen scheinen sich ruhig in diese Souyerainitdt zu schik⸗ ken. n Intercsse Britischer Unterthanen duͤrfte also die von uns genommene Maaßregel Ihres Beifalles nicht unwuͤrdig seyn“ — Auf die inneren Angelegenh eiten nun uͤberge⸗ hen, sagte der Minister zunaͤchst, 3 die katholische Emaneipa⸗ tion Irland vollkommen beruhigt haben wurde, wenn nicht die letzten Ereignisse in , und Belgien eingetreten waͤren, auf die man das Volk hinweise, um es glauben zu machen, daß Achnliches auch in Irland zu erreichen wäre. „Warum“, fragte der Minister, „bringt das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Waterford (Hr. O Connell) die Frage einer Aufloͤsung der Union nicht hier
im Parlamente, wo es döch am rechten Orte waͤre, zur Sprache?
Nein! er liebt es vielmehr, eines so seltsamen Einfalles hal⸗ ber, die Ruhe eines Landes zu gefaͤhrden und Blutschuld uͤber dasselbe zu bringen, (Langer anhaltender Belfall.) Hat doch der ehrenwerthe Herr selbst erklaͤrt, daß Irland noch nicht reif zur Empoͤrung und noch nicht so weit gediehen sey, um Gewalt der Gewalt gegenuͤberzustellen. Kann nach solchen Aeußerungen wohl gezweifelt werden, daß der Verein, den er stiftete, die Orga⸗ h,, des Volks zum Aufstande zum Zwecke gehabt? War nun also die Maaßregel des Lord⸗Lieutenants nicht gerecht?“ — Schließend mit einigen allgemeinen Bemerkungen uͤber Irland, ließ sich der Minister unter dem lauten Beifall des Hauses auf seinen Platz nieder.
Herr O Connell erhob sich und sagte, er werde nicht sowohl Argumente — denn diese habe er nicht gehort — als
Verlaͤumdungen zu widerlegen haben. Er duͤrfe um so mehr
die Aufmerksamkeit des Hauses in Anspruch nehmen, als er der wahre Repraͤsentant des Volkes sey und allein mehr Konstituenten zähle, als alle Minister zusammen, die ohne Ausnahme nichts weiter als die Vertreter einiger verfallenen Burgflecken waren. In Betreff sowohl der auswaͤrtigen als der inneren Angelegenheiten sey die eben vernommene Thron— Rede die allerschlechteste, die ein König dieses Landes jemals gehalten habe. Sowohl uͤber das, was man darin gesagt,
als über das, was man weggelassen habe, konne er seinen
Unwillen nicht unterdruͤcken; namentlich sey gar nichts von der Noth in Irland und von deren Abhuͤlfe erwähnt wor— den. Seiner Meinung nach hatten die Minister nicht noͤ— thig gehabt, bei Abfassung der Stelle in der Thron-Rede, die sich auf Frankreich bezieht, mit Ruͤcksichten der Schonung gegen Karl X. zu verfahren. Allein eben so wie dieser die Wahl ⸗Freiheiten Frankreichs habe beschraͤnken wollen, so haͤt— ten es auch die Britischen Minister in Irland gemacht, und wenn in Belgien der hochberuͤhmte (illustrious) de Potter wegen Preßvergehen verfolgt worden sey, so erinnere auch dies an das ähnliche Verfahren des Engl. General-Anwalts.
Der Krieg in Belgien sey kein Buͤrgerkrieg, sondern ein Krieg
zwischen zwei Nationen, und nehme man die Union Irlands mit England aus, so gebe es nichts Aergeres in der Welt— geschichte, als die Vereinigung Belgiens mit Holland. Die Engl. Nationalschuld wurde wohl das beste Mittel seyn, England von einer Einmischung in diese Angelegenheit zuruͤck— zuhalten. — Falsch sey es, wenn man von denjenigen, die in
Irland die Union auftöͤsen wollten, voraus setzte, sie wollten
eine voͤllige Trennung von England und begingen einen Ver— rath gegen ihren Monarchen; sie liebten diesen vielmehr, als einen überaus vortrefflichen Mann, und verlangten nichts wei⸗ ter als eine Gleichstellung Irlands mit England. Die Union
habe weiter nichts gethan, als die Emancipation der Katho⸗ liken um 25 Jahre verzögert; ferner er in Folge dersel⸗
ben von den 12 Millionen, die das Grund-⸗Eigenthum ab—
werfe, 5 Millionen aus dem Lande, u. dergl. m. Niemals
habe er gesagt, daß Irland noch nicht stark genug waͤre, um Gewalt zu gebrauchen, und wer dem sehr ehrenwerthen Herrn ¶ Peel) gesagt, daß er solche Worte gebraucht, der habe dem⸗ lelben eine Falschheit berichtet. Der Zustand Irlands werde
von Tag zu Tag schlimmer, und das einzige Mittel zur Ab⸗
huͤlfe sey die Auflösung der Union. Er werde in seinem Be— ginnen sich nicht sioͤren lassen, und wenn man auch wieder
Linmal die Habeas⸗Corpus⸗A Akte suspendiren wollte. Er fuͤrchte
kein Gefaͤngniß, und nehme man Irland auch alle Freiheiten,
so wolle er doch niemals der gutwillige Sklave der Regierung seyn. — Nachdem sich hierauf Hr. Curreis zu Gunsten der Thron ⸗/ Rede ausgesprochen hatte, nahm Hr. Broug—⸗
ham das Wort. Er freute sich zunaͤchst, dem Hrn.
O'Connell vorher das Wort gelassen und diesem zu sei⸗
ner uͤberaus eloquenten Rede Anlaß gegeben zu haben, wiewohl er (Hr. Br.) gestehen muüsse, daß er dessen Schil— derung von der in Irland herrschenden Noth uͤbertrieben halte. Der Redner ließ den vaͤterlichen Gesinnungen des
Königs, die in der Thron⸗Rede bei der Erwaͤhnung der Civil⸗ Liste zu bemerken seyen, volle Gerechtigkeit widerfahren; die auswärtigen Angelegenheiten gaben ihm jedoch zu der Be— merkung Anlaß, daß hier fremde Rathschlaͤge, wenn nicht gar fremde Einmischung, augenscheinlich wahrzunehmen sey. Zum ersten Male sey es geschehen, daß ein König von England in einer von seinen Ministern aufgesetzten Thron Rede seine Mißbilligung oder Billigung der Handlungsweise eines frem— den Volkes oder des Benehmens eines auswärtigen Fuͤrsten ausgesprochen habe. „Wir haben“, sagte er, „eben so wenig ein Recht, uns in die inneren und Privat-Angelegenheiten eines fremden Fuͤrsten oder Volks einzumischen, als wir ge— statten wuͤrden, daß sich ein fremder Fuͤrst um die unsrigen bekuͤmmerte. Haben wir nicht in unserm eigenen Lande, ha— ben wir nicht in Kent, in Irland Stoff genug, der zu be— ruͤhren ware, muͤssen wir uns auch noch an das Ausland hal— ten und das Verfahren eines fremden Volkes mit dem Na— men einer Empoͤrung brandmarken? Wie gefiele es uns wohl, wenn ein auswaͤrtiger Monarch seine Unterthanen folgender maßen anredete: „Ich bedaure es sehr, daß die Unterthanen meines Freundes, des Koͤnigs von England, sich in ihren Er— wartungen bisher noch getäuscht gefunden haben“ — denn eben so wie wir für den Konig Partei genommen haben, konnte dort der umgekehrte Fall, eine Parteinahme fuͤr das Volk, stattfinden — „Ich bedaure es sehr, daß die Parla— ments-⸗Reform abermals verschoben worden, und zwar trotz der gerechten . des Englischen Volkes. Es thut mit ungemein leid, daß ein so aufgeklaärtes Volk, wie das Ir— laͤndische, durch seinen Konig, so wie durch die tyranni— schen Maaßregeln der Englischen Minister, in seinen
offnungen und gerechten Erwartungen einer baldigen Auf— loͤsung der Union sich getaͤuscht sieht — einer Union, die alle guten Menschen und wahrhasten Patrioten fuͤr den Fluch des ungluͤckseligen Irlands ansehen.“ (Lautes anhaltendes Gelaͤch—⸗ ter Wuͤrde nicht das ganze Englische Volk, frage ich, zu den Waßen greifen, um eine solche Parodie der Britischen Thron⸗Rede zu bestrafen? Nochmals wiederhole ich, daß bei keiner fruͤheren Gelegenheit, selbst nicht in den blutigen Ta—
gen der Franzoͤsischen Revolution von 1789, der auswaͤrtigen Angelegenheiten in unseren Thron-Reden Erwaͤhnung in aͤhn⸗ licher Weise geschehen ist. — Herr Brougham machte darauf
die Bemerkung, daß es ihm ein Raͤthsel sey, wie die Aus— gleichung der Hollaͤndisch-Belgischen Angelegenheiten, wenn England sie durchaus zu Stande bringen wollte, ohne Trup— pen oder Sudsidien bewirkt werden koͤnne, ein Krieg aber sey jetzt etwas voͤllig Unpopulaires in England, und schloß der Redner damit, daß er auf den Unterschied der Verhalt— nisse Irlands zu Großbritanien und der von Belgien zu Hol— land aufmerksam machte. — Hr. M. Fitzgerald übernahm es, dem Hrn. Brougham zu antworten. ie in Bezug auf Belgien in der Thron⸗Rede vorkommende Bemerkung, sagte er, sey bei dem Interesse, das die Niederlande fuͤr Großbri— tanien hätten, nicht zu umgehen gewesen, denn die Folgen des jetzt dort wuͤthenden Buͤrgerkrieges koͤnne man noch gar nicht berechnen. Keinesweges sey das Prinzip der Nicht—⸗ Einmischung von England immer befolgt worden. Wenn Pitt sich lange gegen eine Einmischung in Frankreichs Ange⸗ legenheiten gestraͤubt habe, so sey dies dem Lande theuer ge⸗ nug zu stehen gekommen, denn hatte man fruͤher intervenirt, als es geschehen, so wuͤrden das Uebel in Frankreich und der Krieg in Europa nicht so weit gediehen seyn. Die weisesten Monarchen und Minister Englands waren auch immer, wo es noͤthig gewesen, in die inneren Angelegenheiten anderer Laͤnder intervenirt, und bleibe es jederzeit eine Aufgabe der Politik, die Nothwendigkeit einer solchen Einmischung zu ent⸗ scheiden. (Das Resultat dieser Debatte ist bereits vorgestern mitgetheilt worden.) . 1 6
— Am 3. Nov. kam im Oberhanse nichts von Wich⸗ tigkeit vor. Im Unter hause wurde der Bericht uͤuber die Adresse abgestattet und genehmigt, jedoch erst nach einer De⸗ batte, die is 2 Uhr des Morgens dauerte. Der Kolonial—⸗ Minister suchte dem Urtheil, das sich uͤber eine Stelle in der Thron⸗Rede gebildet hatte, dadurch zuvorzukommen, daß er unter Anderm sagte; „Im Allgemeinen hat sich die Englische Regierhng das Prinzip der Micht Einmischung zur Regel ge, macht, und die Belgische , . duͤrfte keine Ausnahme von dieser Regel bilden.“ Auch Sir Rob. Peel aͤußerte, daß die Minister nicht die Absicht haͤtten, sich in den Streit
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