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Schweiz.
Schaffhausen, 5. Nov. Nachri hten aus Freyburg ufolge haben sich in Posat, einer Meierei des Jesutten⸗Kol—⸗ egiums, die Trappisten bereits einquartirt. Im Ignuar wer⸗ den sie, wie man meint, nach der Vailsainte vorruͤcken.
Italien.
Neapel, 23. Okt. Zur Feier der gluͤcklichen Entbin⸗ dung der Königin von Spanien ist dreitägige große Gala angeordnet. Morgen wird in der Kapelle des Koͤnigl. Pa⸗ lastes ein feierliches Tedeum gesungen, und drei Tage lang werden die ublichen Kanonensalven gelost werden. Auch wer— den an den naͤchsten drei Abenden die oͤffentlichen Gebäude und Theater illuminirt seyn. .
Mittelst Dekrets vom 17ten d. M. hat der Konig Se. Koͤnigl. Hoh. den Prinzen von Capua zum Oberbefehlshaber der Königl. Marine ernannt.
Spanien.
— — Madrid, 27. Okt. Die hrei freien Provinzen und Navarra haben gegen 30,009 Mann gegen die in Spa— nien eingefallenen Rebellen marschiren lassen, und wird solchen fuͤr ihren Eifer Cin der Madrider Zeitung vom 23sten d. M.) durch den Kriegs⸗-Ministr im Namen Sr. Majestaͤt des Koͤnigs in hoͤchst gnaͤdigen Ausdrucken Dank gesagt. Jene Provinzen, welche das zum Dienste des Koͤ—
nigs gestellte Corps auf ihre eigenen Unkesten unterhalten,
würden, wenn es den Rebellen gelingen sollte, die gegenwärtig bestehende Ordnung der Dinge umzustuͤrzen, — was indeß auch nicht im mindesten zu besorgen steht — ihre sehr bedeuten— den Privilegien und Freiheiten verlieren, und deshalb ist von Seiten derselben um so mehr auf Treue gegen den Koͤnig, Eifer, und Ausdauer fuͤr die gute Sache zu rechnen. — Am 20. wurde dei Gelegenheit, als die vier Bataillone Königl. Freiwil— ligen vor dem Thore de Santa Barbara Revue passirten, denselben von ihrem Chef angezeigt, daß der Einfaß der Re— bellen in Guipuzcoa und Navarra ihnen die glänzendste Ge—
legenheit gaͤbde, ihre Treue fuͤr den Koͤnig zu bethatigen; es wäre beschlossen worden, obschon ohne Zweifel sich zehnmal
mehr Individuen freiwillig melden würden, doch nur zwan— zig Mann von jeder Compagnie zu der Ehre zuzulassen, zu den Corps der treuen Provincianos (Bewohner der vorge—
nannten drei freien Peovinzen) zu stoßen. Da man ihnen Cen
Koͤnigl. Freiwilligen) wehe zu thun glaubte, hierzu den gewöhn— lichen Weg der Ziehung durchs Loos zu waͤhlen, so solle je— der, welcher von exlem Eifer erfullt sey, drei Schritte vor die Fronte treten. Es trat jedoch auch nicht einer vor von den 3800 bis 4000 Mann, woraus dieses Corps besteht, und man kann daraus nun klar ersehen, wie wenig dieselben den Namen Köoͤnigl. Freiwilligen verdienen. — Se. Koͤnigl. Ho— heit der Jnfant Don Eduardo Feliße Maria, juͤngster Sehn des Infanten Don Francisco de Paula und der Infantin Donna Luisa Carlota, Königl. Hoheiten, ist gestorben und seine irdische Huͤlle bereits nach dem Eskurial gebracht wor— den. — Man nennt den General Marques de Casa Satria als designirten Nachfolger des gegenwärtigen Kriegs⸗Ministers Zambrano, welcher, dem allgemeinen Geruͤcht nach, aus die— sem Posten wohl ausscheiden duͤrfte.
Türkei.
n einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil— ten Schreiben aus Alexandrien vom 15. Sept. heißt es, mit Bezug auf die Ernennung des Paschas zum Statthalter von Kandien: „Fuͤr Aepypten ist diese neue dem Pascha ge— wordene Ehre ein großes Ungluͤck. Zur Aufbringung der nöͤͤ— thigen Fonds fuͤr Rimessen an den Sultan, so wie für Aus— rüstungen der Expedition, nahm man zu den druͤckendsten Mitteln seine Zuflucht. Daher ist auch baares Gelb aͤußerst
selten. Hierzu nehme man eine stets wachsende Marine, ein
stehendes Heer von 40,000 Mann und eine Unzahl von Fränkischen Angestellten, welche reiche Besoldungen 3a, en, und man wird sich einen Begriff von der Noth dieses Lan— des machen koͤnnen, das ohnehin schon unter der Last ver— derblicher Monopelgesetze erliegt. Ungeachtet einer ergiebigen Ernte werden die Ausfuhren an Früchten dieses Jahr, in
Folge der unzweckmaͤßigen fiskalischen Maaßregeln der Re⸗
gierung, nicht so bedeutend als sonst seyn.“
— Die Schlesische Zeitung giebt folgendes Privat⸗ Schreiben aus Belgrad vom 25. Okt.: „Aus Albanien ha— ben wir neuere Nachrichten erhalten, nach welchen in dieser Provinz Alles zur Ruhe zuruͤckgekehrt ist. Indessen trifft der Groß -Wesir noch inimer Sicherheits- Maaßregeln; so hat
er neuerlich an die Griechischen Armatsly (Engpaßbewohner) den Befehl erlassen, uͤber alle Personen, welche mit den Waffen in der Hand ergriffen wurden, ohne weitere Voll macht die Todesstrafe zu verhaͤngen. — Aus Konstantinopel hoͤren wir, daß der Sultan in seinem Neuerungs-System eifrig beharrt. — Kuͤrzlich ist ein Ferman des Sultans be— kannt gemacht worden, wonach alle Kirchen der Griechen in den Tuͤrkischen Provinzen, welche waͤhrend der Revolution
derselben zerstoͤrt wurden, auf Kosten des Staats wieder auf
gehaut oder ausgebessert werden sollen.“
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New-⸗-Hork, 30. Sept. Nach den in der Boston⸗ Gazette enthaltenen Angaben nimmt in Boston die Bevoͤl— kerung ab. Man glaubte, die diesmalige Volkszaͤhlung wuͤrde mahe an 790,000 Individuen ergeben, wohingegen sie nur 61,000 ausgewiesen hat. Im vorigen Jahre fanden gegen 2090 Fallissements fuͤr den Gesammtbelauf von 6 — 8 Millio— nen Dollars statt, die im Durchschnitt eine Dividende von nur 15 pCt. zahlten. Der Werth des Immobiliar-Vermoͤ⸗ gens ist um 15 — 35 pCt. gefallen und sinkt immer mehr. Seit 1828 ist das ganze in Schiffen, Werften und Magazi— nen steckende Kapital nicht nur ganz unproduktiv, sondern selbst mit Schaden verknuͤpft gewesen. Seit 1825 verloren Fabrikanten von baumwollenen und wollenen Waaren uͤber 5 Millionen Dollars, obgleich sie durch Zoͤlle von 25 — 150 pCt. gegen fremde Nebenbuhler geschuͤtzt werden. Seit 1828 hat im Durchschnitt das ganze im Handel eirkulirende Ka⸗
pital keinen Vortheil gebracht. Fast bei allen Ein- und Aus⸗
fuhr-Artikeln, bei Baumwolle ausgenommen, wurde verloren, und alle noch nicht beendigten Unternehmungen bieten nichts als Aussichten zum Verlust dar.
In mehreren Provinzen des Staates Kentucky sind zu neuen Kongreß-Mitgliedern Anhaͤnger von Herrn Clay ge— wählt worden.
In Virginien dauert das Suchen nach Gold immer fort;
in der Provinz Fauquier soll eine reiche Goldader entdeckt
worden seyn. Man fintet dieses Metall in einer Att von porssem Felsenquarz und, nach allen Berichten, von ganz
vorzüglicher Reinheit. Es hat sich dort eine Gesellschaft ge⸗
bildet, um in Alabama Nachforschungen nach Gold anzu— stellen.
Erie⸗See an bis zum Hudson-Strom eine Strecke von 363 Englischen Meilen ein; er ist 0 Fuß breit und 4 Fuß tief. Der Erie-Ser liegt 555 Fuß uͤber der Oberflache des Hud—
son⸗Stromes bei Albany, wo der Kanal aufhört. Von einem
Ende bes Kanals bis zum andern befinden sich 8 Schleusen. Die Gesammtkosten dieses Unternehmens betragen 7,519,995 Dollars oder 17,367 Dollars 19 Cents die Meile. Im Jahre 1828 wurde an Zoll die Summe von 727, 150 Dollars eingenommen. Im vorigen Jahre fuhren durch den Kanal
12533279 Fahrzeuge. Zum Ziehen der Fahrzeuge werden ge⸗ wohnlich 2, bisweilen auch 3 Pferde gebraucht, die man un⸗
gefähr alle 12 Meilen wechselt. Vom Jahre 1817 an bis zum Januar 1829 belief sich die reine Zolleiunahme der Ka— nale Erie und Champlain auf 6,187,742 Dollars und der zur Abzahlung der Kanalschulden bestimmte Gewinn auf 471,528 Dollars.
Sud ⸗ Amerika.
Buenos⸗Ayres, 21. Aug. Unsere Blaͤtter geben nach
der Cordovaschen Aurora die sehr lange Botschaft des Ge— neral Paz an das Repraͤsentantenhaus daselbst bei Eröffnung der Sesston desselben, worin von dem gefuͤhrten inneren Kriege u. s. w. Bericht erstattet wird.
Die Repraͤsentativ-⸗Junta der Provinz Rioja hat unterm 5. Juni beschlossen, dem General Paz den Ober⸗-Befehl über ihre Truppen zu uͤbertragen. Ferner hat sie die von ihm uͤ·ber⸗ wunbenen Feldherren Quiroga und Villafane fuͤr todeswuͤr⸗
dig und vogelfrei erklärt, wie nicht weniger jeden Einwoh
ner, der ihjen Zuflucht gewähren wurde, und soll der Statt— halter berechtigt seyn, ihre Personen und Eigenthum von je— dem Staat, wohin sie sich gefluͤchtet, ausgeliefert zu ver⸗ langen. 1 . 577
ö Ber fraher= (foͤderalistische) Statthalter von Cordova, General Bustos, wurde auf seiner Flucht nach manchen Aben⸗
teuern in der Provinz S. Juan gefangengesetzt. Hier suchte
ir ber Nin ctrelt zu ent Emmen indem er sch an in em Strick herunterließ, wurde aber durch einen Soldaten dabei be troffen, der ihm seine Lanze durch den Leib rannte und ihn töͤdtete.
Zweite Beilage
Der große und aͤußerst wichtige Erie Kanal nimmt vom
2139 Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-ʒZeitung Æ 315.
IJn hand.
Berlin, 12. Nov. Se. K. H. der Prinz Albrecht hat dem Landrath Lehmann zu Halberstadt, bei welchem Hoͤchst— derselbe (wie seiner Zeit gemeldet worden) auf der Hierher— reise aus dem Haag mit Sr. Durchlauchtigen Gemahlin das Absteigequartier zu nehmen geruht hatte, mittelst gnaäͤdigstens Schreibens eine praͤchtige Vase zugehen lassen.
— Im Swinemuͤnder Hafen sind im Laufe des Monats Oktober bei einem Wasserstande von 197 — 207 Fuß, S6 be— ladene und 40 geballastete Seeschiffe eingegangen und 57 be— ladene und 37 geballastete Seeschiffe sind in derselben Zeit von da ausgegangen. 1 Schiffen befanden sich 52 Preußische, 20 aus Großbritanien und 3 Niederländer; unter den ausgegangenen waren 25 be— ladene Preußische und 5 Niederlaͤndische Seeschiffe. Franzoͤ—⸗ sische Seeschiffe sind weder ein- noch ausgegangen. Der
Handel mit Produkten aus den Nordischen Ostseshäfen war
sehr lebhaft, und manche Waarenimporte betrugen fast doppelt
so viel, als im Okt. 1829. — Der Kuͤsten-Heringsfang ist
besser als im letztgenannten Monate und Jahre gewesen, hat indeß doch nur 3156 Tonnen Heringe betragen.
— Aus Achen wird unterm 2ten d. gemeldet: Gestern wurden zwei Arbeiter und ein Soldat in ihrer gemeinschaftlichen Schlafstube durch Kohlendampf beinahe erstickt gefunden. Der sorgfältigen Behandlung unseres thäͤtigen Kreisphysikus, Hrn. Pr. Alertz, gelang es jedoch, dieselben zu retten.
Ausstellung der Königl. Akademie der Kuͤn ste.
Vierter Artikel. Die Schulen von Begas und Kolbe.
Nicht viel uͤber vier Jahre ist es, daß Herr Professor Begas eine Schule um sich her versammelt hat. Er war so gluͤcklich, junge Leute von Streben und Geist unter seinen Schuͤlern zu he⸗ sitzen, und manche Neigung, dic er gewähren ließ, hat sich hier entwickeln koͤnnet. Joscph Petzl aus Muͤnchen gehörte eine Zeit lang ihrem Verein an; seine gluͤckliche Produktivitaͤt ist jetzt aber nicht unserer Ausstellung, sondern der Dresdener zu gut gekom—
streut. Der Meister ist nun daruͤber um so mehr zu bedauern,
als sie wohl geeignet waren, der Stamm einer fester bestehenden
Kuͤnstlerschule zu werden; sie aber sind es noch in hoͤherem Grade, weil sie nun sich selbst uͤberlassen worden, noch che auf sie die Vorzüge des Meisters, namentlich dessen entschlossene, fertige Ma⸗ lertechnik uͤbergegangen. ; .
Herr Holbein, fruͤher schon auf der Akademie mit guter Schule ausgeruͤstet, hat unter Leitung des Herrn Professor Be⸗ gas und im Wetteifer mit seinen Mitschuͤlern ein schon jetzt sehr anerkennungswerthes Talent fuͤr die Compesition blicken lassen, das sich wahr und besonnen, wie bisher, auf eignem Wege nun⸗ mehr fortbilden moͤge. Sein gegenwaͤrtiges Gemaͤlde, die erste historische Darstellung, an welche sich sein Pinsel gewagt hat, macht Versprechungen. Der Gegenstand, dessen Ausfuhrung er unternahm, ist Boas und Ruth, und wenn derselbe viermal auf jetziger Ausstellung vorkommt, so darf man der Holbeinschen Be⸗ handlung den Preis geben. Nur Kniestuͤck erwirbt sein Werk mit richtigerm Gefuͤhl, als seine Nebenbuhler zeigten, den Per⸗ sonen, ihrer Handlung und ihrem Ausdruck das gebuͤhrende Ucbergewicht der Aufmerksamkeit. Seine Figuren, die er mehr als lebensgroß nahm, hat er fast symmetrisch gestellt; ihre Hal⸗ tung ist würdig und ernst, fern von falscher Zierlichkeit und chwaͤchlicher Sentimentalitaͤt. Es zeigt der Kopf des Boas die anfte Annaͤherung des aͤltern Mannes an ein bedrucktes, liebens⸗ würdiges Weib; Ruth, . man zugleich kraͤftig und schön nennen darf, laͤßt in ihrer Miene Scham, Verlegenheit und Nie⸗ dergeschlagenheit merken, zugleich aber guch etwas von dem gu⸗ ten Bewußtseyn ihres Herzens. Nicht bis gu so sprechen⸗ der Bestimmtheit gelang der Ausdruck des Knaben, in welchen H. ohne Zweifel nöch eine besondere Theilnahme fuͤr Ruth legen wollte. Bei einer schbnen Stellung ist er noch nicht in allen Theilen correct i n aber noch empfindlicher wird in dieser jugendlichen Gestalt ein gewiser Mangel an Anmuth und mun⸗ terer Lebendigkeit. Tuͤchtig ist die Malerei und laͤßt Erfreuliches hoffen, denn sie ist voll Beobachtung reicherer Tinten, welche an Schmel und Zusammenhang sicherlich gewinnen werden. Von Hermann Pluͤbdemann aus Kolberg findet, man ein großes Karton, den To Konradins vorstellend. Der Zeichner hat sich fuͤr den Moment entschieden, wo den beiden jungen Fuͤrsten bereits auf dem Hochgericht das Urtel verlesen woörden; den Schreiber mit dem Papier in der Hand erblickt man im Hinter⸗ grunde, Konradin aber erhebt sich auf dem Schaffott, zeigt sei⸗ nen Handschuh dem Volk und ist im Begriff, ihn herabzuwerfen unter die Menge, aus welcher eine Figur die Arme emporstreckt, um das Pfand der Rache aufzufangen. Hoch auf dem thronar⸗ tigen Schaffott geben die Verurtheilten eine schoͤne Gruppe: Konradin, stolz aufgerichtet, ist dem Beschauer zugekehrt, Frie⸗
Unter den eingegangenen beladenen.
drich von Baden, den jener an der Hand haͤlt, erscheint dagegen abgewendet und in sich versunken. Den letzten Sproß 26. o⸗ henstauffischen Hauses hat der Kuͤnstler kraͤftig halten wollen; allein er ist mehr wohlgenaͤhrt ausgefallen. Vier Henker stehen um das Schaffott, von denen besonders zwei durch wohlgetroffene Chgrakteristik in Kopf und Geberdung einen kuͤnftigen Historien⸗ maler zu erkennen geben; ein dritter steht nicht recht wohl auf den Fuͤßen, seine erzielte Nachdenklichkeit und ganze Haltung ver⸗ laͤht schon den historischen Ernst; der vierte aber, wescher sich keck auf sein Beil stuͤtzt und mit schneidendem Blick die Opfer des Todes betrachtet, wurde allzugrell gezeichnet. Von dem Bal⸗ kon eines nahen Hauses sieht Karl von Anjou dem Schauspiel zu; unten, ganz im Vorgrunde, draͤngt sich das Volk, Bewaffnete machen Versuche gegen die Trabanten, die unschuldig Verdamm⸗ ten zu befreien; auch Frauen sind im Gedraͤnge, welche die Ih⸗ rigen weinend von solcher That zurückhalten. Rrefflich gedachte Figuren findet man hier: einer, welcher das Schwerdt ich hebt sich besonders durch Kraft, Ernst und edle Bewegung hervor; ein ande- rer dagegen welcher sich schmerzlich nachsinnend mit der Hand das Ge⸗ sicht verdeckt, mochte auf der ersten kleinen Skizze, die auf der Fruͤh⸗
lings⸗Ausstellung zu sehen war, noch besser gerathen sein. Unter
den mehr nur neugierigen Zuschauern erkennt man lebhaft ge⸗ faßte Portraits, gegen welche den aus der Idee gezeichneten Fi⸗ guren der Mangel an eigentlicher Indipiduaglitaͤt um so mehr angemerkt wird. In andern wiederum ist das Streben des jun⸗ gen Kuͤnstlers nach Kraft und Ausdruck schon etwas zu verzerr⸗ ter Grimmigkeit ausgeartet. Alles ward besser gedacht als ge⸗ zeichnet, allein man kann leicht Anfaͤngern einige Verstoͤße in der Zeichnung nachsehen, wo sich nur so viel wahres Eingehen in die Sache kund thut: bei solcher Liebe wird sich der sichtbare Mangel an ausreichendem Studium schon ersetzen lassen. Das Karton hat die Form eines Spitzbogens und etwa 11 Fuß Höhe. Achnlich muß daz Urtheil uͤber eine kleinere Skizze des Herrn Pluͤddeman ausfallen.
Noch findet sich aus dieser Schule ein kleineres Karton von Hrn. Robert Reinick: Saul in der Hohle schlafend, von Da⸗
vid uͤberrascht. In dem schlafenden Koͤnig aͤußert sich Streben
nach ernstem Styl, und loͤblich ist insonderheit noch die starke Verkuͤrzung seines Kopfs, ferner das Helldunkel der Hoͤhle; im Uebrigen waͤre diesem Karton, so wie auch dem vorigen, noch großere Sparsamkeit mit dem Weiß und Schwarz, und mehr Pa⸗
meh. Leider fehen wir nunmehr auch die uͤbrigen Schüler zer- dier zu wuͤnschen. Recht beachtenswerth auch sind ein Pgar kleine
Kinderportraits in ganzer Figur von dem naͤmlichen Kuͤnstler.
Prof. Karl Kolbe, welcher sonst die heitern Seenen des mittelalterlichen Lebens in unsere Ausstellung einzufuͤhren pflegt, hat uns diesmal mit keinem seiner lieblichen kleinen Bilder er⸗ freut; dagegen sammelte er unterdesen alle Kraft auf ein großes Schlachtstuͤck, darstellend Kaiser Otto den Großen im Kampf mit den Magyaren, ngch der Farbenskizze, welche vor zwei Jah⸗ ren gesehen wurde. Dieses bedeutende Bild, 117 Fuß breit, 8 Fuß hoch, hat unter der Hand des Meisters leider noch nicht seine Vollendung erreicht, um den Glanz gegenwaͤrtiger Ausstel⸗ lung vermehren zu koͤnnen.
Daß Kolbes Schuͤler sich in Richtung und Malerei dem Meister nahe anschließen, bezeugen mehre kleine Bilderchen. Hr. Grothe folgte dem mit Gelingen gekroͤnten Beispiel anderer jungen Maler, ihren Stoff aus ühlands Gedichten zu waͤhlen. Von „des Saͤngers Fluch“ ließ er sich fesseln: allein der Augen⸗ blick, bei dem er stehen blieb, ist nur eben ein unwesentlicher Uebergang und hat nichts zu schaffen mit dem poetischen Inhalt des Gedichts. Den 83 er uns dar, wie er, von einem Knaben gefuͤhrt, uͤber die Bruͤcke zum Schloß eben erst hinreitet. Leben, Bedeutsamkeit, Ausdruck wird uberhaupt noch fehr vermißt und das Kolorit blieb noch bunt. Gepruͤfter erscheint Herrn Bou⸗ terwecks Talent, nur ist fuͤr seinen Sinn, der sich zum Gewal⸗ tigen und Ernsten neigt, die Ausfuͤhrung zu kleinlich und befan⸗ gen. Er giebt uns eine Sybille, in ihren verhaͤngnißvollen Be⸗ trachtungen von eindringenden bewaffneten Maͤnnern gestoͤrt Sie liest eine Rolle; eine nackte maͤnnliche Figur, auf ihrem Sessel mit einem Bein knicend, leuchtet ihr hinterwaͤrts mit einer Fackel; entfernt erscheinen die Krieger in der Felsengrotte. Großartig ist die sitzende n der Sybille, und bekundet einen gewand= ten Zeichner, man wird an , erinnert; indessen ist einmal die peinliche Malerei, in der That ein Pinsel; wie des van der Werff, hier am unrechten Ort, dann aber auch die geringe Große des Bildes, die Vertheilung der Figuren und der Licht⸗ effekt sehr vergriffen: zu genregrtig muß man die Anordnung Fin⸗ den, den Hintergrund zu ausgedehnt und zu ausfuͤhrlich. Die Strenge und Großagrtigkeit des Gegenstandes, welcher wir den Maler wohl gewachsen glauben, hat er sich selbst verscherzt, indem. er versaͤumte, sich auf die Figuren allein zu konzentrtren. Eine Zeichnung desselben: Simson, die Saͤulen einrcißend, zeugt von vieler Umsicht in der Composition so wie von trefflichem Studium der Anatomie, und ist in dem Ausdruck der gewaltsamsten Kraft⸗ anstrengung und des Entsetzens, dann auch in der Darstellung des Einsturzes eigenthuͤmlich und wirksam. Den Simson zeigt er von hinten, wodurch er der Mißlichkeit entgangen, den star⸗ ken Feind der Philister nicht selbst von den Saͤulen großentheils verdecken zu müssen. Nicht in demselben Grade ist eine Del⸗
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