1830 / 321 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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dem freisinnigen Holland, unter dessen Aegide sich jede Reli⸗ gion desselben Schutzes und gleicher staatsbuͤrgerlichen Rechte u erfreuen hatte, vereinigt waren, als noch bei ihren suͤdlichen achbarn die krasseste Unduldsamkeit herrschte, und, wie zum Theil noch jetzt, der Aberglaube den Begriff der ächten Frei— Mehrere Katholiken aus Nord— Brabant, und namentlich auch einige Geistliche, haben ihre Va— terlandsliebe auf eine ruͤhrende Weise zu erkennen gegeben. So ist bei dem Ministerium des Innern der freiwillige Geld— beitrag eines katholischen Pfarrers mit den beigeschriebenen Worten eingegangen: „Vater Wilhelm, sieh die Liebe Dei— nes Volkes und fasse Muth!“ Pfarrer sandte einen fur seine Einkuͤnfte nicht unansehnli— chen Beitrag mit den Worten: „Sey getrost, geliebter Koͤ— nig, in der Noth lernt man den guten sind solche und unzählige aͤhnliche Beweise von Vaterlands— liebe um so erfreulicher, als von der anderen Seite Ereig— nisse, wie die vorgestern statt gefundene unbegreiflich schnelle Uebergabe der kleinen Festung Venloo, von einer unverantwort— lichen Demoralisation eines Theils der Hollaͤndischen Trup— Es ist zwar auch hier, bei der Einnahme der Stadt Antwerpen, der entschuldigende Umstand zu beruͤcksichtigen, daß die Besatzung zu klein war, um zugleich zweien Feinden, dem von außen und dem von innen, widerstehen zu können. des Koͤnigl. Befehls zur Vertheidigung Antwerpens, Masttichts und Vensbos, so wie der Zeit ungeachtet, die man seitdem benutzen konnte, um alle noͤthigen Huͤlfsmittel herbei- und alle moglichen u doch so gar nichts in dieser Hinsicht gethan worden ist? Daß die große Stadt Antwerpen auch mit Erfolg vertheidigt werden koͤune, wenn selbst die Einwoh— ner der Besatzung nicht zugethan sind, das hat ihre lange Belagerung im Jahre 1814 bewiesen, wo die Stadt bekannt—⸗ lich auch von der Seeseite, was diesmal mindestens von den Belagerern nicht geschehen konnte, angegriffen worden ist. Muͤßte man nicht voraussetzen, daß General van Geen der mobilen Truppen zur Vertheidigung von Nord-Brabant noth—⸗ wendiger zu beduͤrfen glaubte, so ist kaum zu begreifen, warum er Antwerpen von der einen und Venloo von der andern Seite seiner Vertheidigungslinie so sehr entbloͤßt von Haͤtte der alte Chassé unsere Ehre nicht ge— rettet, so wuͤrde Europa, das jetzt seine Blicke auf uns ge— richtet haͤlt, einen schlechten Begriff von unserm Talent zur Kriegführung bekommen haben, besonders wenn erwogen wird, mit welchen undisciplinirten aus allen Landern zusam— mengelaufenen Horden unsere regulairen Truppen es bisher zu t! General Niellon, heißt es, soll nicht sowohl in Folge der von der provisorischen Regierung erhaltenen Be— fehle, als deshalb seinen Weiter-Marsch eingestellt haben, weil er erst Kleider fuͤr seine sogenannten Freiwilligen haben will, die in ihren blauen Kitteln die Winter-Witterung nicht mehr vertragen koͤnnen. nes Heeres immer noch in Antwerpen, das so uͤber⸗ daß man es fuͤr noͤthig eine Nummer

Kommandanten der Provinz Seeland ernannt und mit der Vertheidigung der unter dieser Benennung begriffenen In— seln beauftragt worden. Der General⸗Major Muͤller hat das Kommando in der Stadt Gorkum erhalten.

Die Staats-Courant enthaͤlt einen Aufsatz, in wel⸗

chem vor ungegruͤndeten Nachrichten gewarnt wird, die ei— nerseits glauben machen wollen, daß fremde Heere im An— zuge seyen, um das Vaterland vertheidigen zu helfen, und andererseits wieder erzählen, daß die Insurgenten gar nicht die Absicht hatten, die Belgische Graͤnze zu uͤberschreiten. Solche Nachrichten, meint das genannte Blatt, koͤnnten leicht dazu beitragen, daß die einheimische Thaͤtigkeit in ihrem Eifer nachlasse; wie ungegruͤndet jedoch ganz besonders das letzterwaͤhnte Geruͤcht sey, gehe aus den Invasionen hervor, welche die Insurgenten bereits zu mehreren Malen in Staats⸗ Flandern gemacht hätten. Sey auch vielleicht die Regierung, die sich in Bruͤssel aufgeworfen, zu schwach, um ein regelmaͤ— ßiges Heer aufzustellen, so schwaͤrmten boch unzählige Banden herum, die leicht in die noͤrdlichen Niederlande eindringen und hier alle moͤglichen Ausschweifungen begehen moͤchten, wenn ihnen nicht ein muthiger. Widerstand geboten werde. „Die Bruͤsseler Regierung“, faͤhrt die Staat s⸗ Eourant fort, „hat uͤbrigens selbst ein sehr großes In⸗ teresse, jenes herumziehende Volk so weit als moͤglich von sich zu entfernen, denn sie befindet sich außer Stande, dasselbe zu bezwingen und zu ernaͤhren. Ueber⸗ dies wird auch die sogenannte Regierung von verschiedenen Seiten so sehr beherrscht und gefesselt, daß sie fast gar keinen eigenen Willen hat. Der Poͤbel ist und bleibt dort Herr; je laͤnger der gegenwaͤrtige Zustand anhaͤlt, um so groͤßer muͤssen auch Verwirrung und Elend werden. Inzwischen wird jenes Volk den noͤrdlichen Provinzen unschaͤdlich seyn und bleiben, wenn wir ihm uͤberall mit mannhaftem Muthe entgegen gehen und den verfuͤhrerischen Worten und Geruͤch⸗ ten ihrer Helfershelfer keinen Glauben beimessen. Es wird ihnen dann auch nichts Anderes uͤbrig bleiben, als im eigenen Eingeweide zu wuͤthen, den Nacken unter jedes Joch zu beugen, das ihnen aufgelegt werden duͤrfte, und sich zu uͤber— zeugen, daß die Bruderliebe, die ihnen Niederland einmal angeboten hat, von diesem niemals wieder gewaͤhrt werden kann und wird.“

Unter den patriotischen Gebern, die freiwillig zu den Be— duͤrfnissen des Staates beisteuern, hat sich das arme Fischer— Dorf Scheweningen durch einen Beitrag von 1500 Gulden ausgezeichnet.

Die in Ostende geschehene Ausruͤstung von Kaperschiffen, die man bereits bei den Flandrischen Duͤnen gesehen hat, soll hauptsaͤchlich die Blokade⸗Erklaͤrung der Kuͤste von West⸗ 2 und der Haͤfen von Gent und Antwerpen veranlaßt

aben. h Aus Breda wird unterm 12. d. gemeldet, daß bei den Vorposten unserer Armee sich noch nichts Bemerkenswerthes ereignet habe, und daß auf der ganzen Vertheidigungslinie die groͤßte Ruhe herrsche,

Gestern und vorgestern sind wiederum mehrere Abthei⸗ lungen freiwilliger Jager von hier zur Armee abgegangen.

Eine neuere Schrift des Grafen van Hogendorp ist in einer Franzoͤsischen (Separation de la Hollande et de la Belgique) und einer Hollaͤndischen Ausgabe erschienen.

Amsterdam, 13. Nov. Die Energie, mit der der 65jaͤhrige General Chassé die Beleidigungen der vater laͤndischen Ehre und die schamlose Uebertretung einer ge— schlossenen Capitulation zu bestrafen wußte, hat die doppelte Wirkung gehabt, einerseits das uͤbermuͤthige Selbstvertrauen der Insurgenten etwas zu schwaͤchen, und andererseits den Patriotismus unserer Landsleute wieder zu beleben, der, durch zahlreiche Unfaͤlle gedruͤckt, nur eben eines so imponirenden Ereignisses bedurfte, um den Eifer ganz zu entwickeln, der kein Opfer scheut, wo es gilt, den bedrohten Heerd zu ver⸗ theidigen. Daher auch der kraftige Widerstand, den der Feind überaß gefunden hat, wo er auf Hollaͤndisches Grundgebiet einzudringen versuchte; ein Widerstand, der die provisorische Regierung in Bruͤssel uͤberzeugt hat, daß es unmoͤglich seyn dürfte, den Theil von Flandern, der von jeher zu den verei—

nigten Provinzen gehört hat, fuͤr die Sache des Aufruhrs zu

gewinnen und auf diese Weise die beiden Flandern mehr zu arrondiren und uber die Muͤndung der Schelde, mindestens von der einen Seite her, die Herrschaft zu erhalten. Nicht minder sind auch bisher alle Versuche mißgluͤckt, in der Pro⸗ vinz Nord-⸗Brabant Unruhen zu erwecken, und muß man den n katholischen Einwohnern derselben die Gerechtig⸗ eit widerfahren lassen, daß sie die Sache der Religion von der des Belgischen Partei⸗Eifers zu unterscheiden wissen und sich erinnern, daß sie bereits laͤnger als ein Jahrhundert mit

heit nicht aufkommen ließ.

Ein anderer katholischer

Hirten kennen.“ Es

pen zu zeugen scheint. wie fruͤher

Woran liegt es jedoch, daß,

Hindernisse fortzuschaffen,

Truppen ließ.

zu thun hatten.

Daher liegt der Troß sei—

fuͤllt von befunden hat, die Zahl der schon darin liegenden Gaͤste zu bezeichnen, damit nicht Andere noch in Versuchung kommen, sich darin einzu⸗ Merkwuͤrdig soll das bunte Gewuͤhl mitten in der Stadt gegen die Todtenstille an der Seite abstechen, wo General Chasséè die Insurgenten gezwun— gen hat, eine Disciplin zu handhaben, wie sie jetzt in ganz Belgien wohl nur auf diesem einzigen Punkte. angetroffen Einen zweiten Kontrast bildet dagegen wieder die Lebendigkeit auf der Schelde, wo unzaͤhlige Schaluppen die Verbindung unter den Kriegsschiffen und mit der Eitadelle Die Lage der Dinge laͤßt leicht erkennen, daß die Citadelle zu erzwingen den Insurgenten wohl unmoͤglich seyn duͤrfte; jeder Patriot muͤßte es daher bedauern, wenn unsere Kriegsmacht in Folge irgend einer Intervention diesen wichtigen Punkt aufgeben muͤßte. Der National⸗Kongreß von Bruͤssel ist nun eroͤffnet worden; de Potter, dem es nicht eben so wie seinen Regierungs,-Kol— legen gelungen ist, sich zum Mitglied des Kongresses erwaͤhlen zu lassen, hat mindestens die Genugthuun sammiung durch eine von ihm a Auf diese Weise sah

Einquartierung

quartiren. Hafen- und Citadell⸗

bestaͤndig regsam erhalten.

gehabt, die Ver⸗ ede installiren zu elgien einen Mann, der nicht allein durch moralische Größe in keinerlei Weise ausge— zeichnet ist, sondern wegen seines wuͤsten Lebenswandels die Achtung der Bessergesinnten laͤngst schon verloren hat, an einer Stelle, die sonst einer der tugendhaftesten Fuͤrsten eingenommen hat. Da, wo sonst nur Worte des Friedens und der Versoͤhnung ver⸗ nommen wurden, durfte ein frecher Publizist Verlaͤumdungen, unde wuͤrdig sind, im Angesichte

die seiner und seiner Fre chen. Wenn dies nicht eine ewige

von ganz Europa ausspre

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Brandmarkung fuͤr das Sittlichkeitsgefuͤhl eines ganzen Vol⸗ kes ist, so muß es doch mindestens eine Satire auf, die Wuͤrde der Volksvertretung genannt werden. Gegenwaͤrtig bearbeitet nun de Potter die Mitglieder des Kongresses zu seinen Zwecken. Wir erinnern uns, daß er einmal gegen seinen Freund Tielemans— die Stelle ist in dem mit sei⸗ nem Prozesse publizirten Briefwechsel abgedruckt den er— baulichen Wunsch zu erkennen gegeben hat: „Grand Dieu, conservez nous esprit de rébellion et d'incrédulitè!“ Diesen Geist nun bei allen seinen Landsleuten jedoch na— tuͤrlich bei den Einen den der Rebellion und bei den Ande— ren den der Unglaͤubigkeit voraussetzend, rechnet er bei den zahlreichen Priestern im Kongresse auf den ersten und bei den eben so zahlreichen Advokaten auf den zweiten. Je widersprechender diese Elemente sind, um so mehr denkt er sie zu seinem Vortheile bearbeiten zu koͤnnen. Eine Falle, bie er Vielen aufgestellt, ist z. B. der von seinem Freund Tielemans publizirte Vorschlag, keinen definitiven Ent⸗ schluß zu fassen, sondern ein dreijaͤhriges Provisorium fortdauern zu lassen, wonach, falls jetzt eine Monar— chie oder eine Republik beliebt wird, beide nach Ver— lauf von drei Jahren wieder aufgehoben werden koͤnnen. Solch ein provisorischer Zustand hat fuͤr jeden Gluͤcksritter, und dies sind die meisten Belgischen Revolutions⸗Helden, et⸗ was Reizendes; den großen Haufen aber, der ja der staͤrkere

und darum auch in jedem Kampfe um selbstsuͤchtige Interes⸗

sen der Sieger ist, will er dadurch fuͤr sich zu gewinnen su— chen, daß er ihm waͤhrend der Dauer dieses Provisoriums Abgaben-⸗Freiheit fuͤr alle seine Lebens⸗Beduͤrfnisse verspricht. Daß inzwischen Maͤnner, die nur irgend eine Reputation schon haben die jedoch in Belgien bekanntlich schwer zu finden sind von solchen Plaͤnen sich nicht blenden lassen, hat sich bereits in der ersten Sitzung des Kongresses erwie— fen. Hr. v. Meulenaere aus Bruͤgge, der gern in der Bel—⸗ gischen Assemblée constituante die Rolle des Mirabeau uͤbernehmen moͤchte, prorestirte nicht allein gegen jeden feier⸗ lichen Empfang der Mitglieder der provisorischen Regierung, deren selbstgeschaffene Gewalt, seiner Meinung nach, bei den erwaͤhlten w n, des Volks keine Geltung habe, sondern wollte auch von dem Reglement nichts wissen, das dieselbe Regierung dem Kongresse zu seiner Richtschnur vorlegen ließ. Rur dadurch, daß der beruͤchtigte Advokat van Meenen jetziger Civil⸗Gouverneur von Suͤd⸗Brabant und zugleich Ge⸗— neral, Prokurator beim ersten Gerichtshofe von Bruͤssel erklaͤrte, er werde nun dieses Reglement als seinen Vor— schlag dem Kongresse einreichen, ließ Herr v. Meulenaere sich in seinem Zorn uͤber die angegriffene Selbststaͤndigkeit ber National-Bersammlung besaänftigen. Wenn einem in Bruͤssel geschehenen Ueberschlage zu trauen ist, so besteht ein Viertel der Versammlung, wobei nur vier oder fuͤnf Prie⸗ ster sich besinden, aus Republikanern, die Haͤlfte aus Anhaͤn⸗ gern an eine mehr oder weniger constitutionnelle Monarchie mit Ausschließung des Hauses Nassau⸗ wobei die meisten e . aber auch sehr viele Layen sich befinden, welche etzteren eine Anschließung an Frankreich nicht ungern sehen wuͤrden, und ein Viertel endlich, zum Theil aus einigen fruͤ— hern Mitgliedern der Generalstagten, und zum Theil aus Flanderischen Fabrikanten und Antwerpener Kaufleuten zu— sammengesetzt, die in dem Prinzen von Oranien das einzige Mittel erblicken, Belgien mit dem uͤbrigen Europa zu ver, soͤhnen und dem toͤdtlich bedrohten Gewerbfleiß des Landes das fruͤhere Leben wieder zu verschaffen. Da diese Letzteren jedoch unter der Masse von Tagesblaͤttern, den „Vrai Pa— triote“ und das „Journal d Anvers“ etwa ausgenommen, die es jedoch kaum wagen, den wuͤthenden Parteiblaͤttern gegenuͤber ihre wahre Meinung vernehmen zu lassen, kein einflußreiches Organ besitzen, so durfte ihre Ansicht entweder eben fo, wie die jener beiden Zeitungen, in dem Gewuͤhl der Masse untergehen, oder, vom wachsenden Terrorismus be / droht, der Majoritaͤt furchtsam sich anschließen. Antwerpen, 12. Nov. Der General Nypels hat dem unter seinem Befehle stehenden Armee⸗Corps folgende Route vorgeschrieben. Die erste Brigade nimmt ihr Hauptquartier in Westwezel und besetzt Capelle, Caunhout und Hoogstrge— ten, von welchem letztern Orte sie mit der zweiten Brigade kommunizirt. Diese hat ihr Hauptguartier in Turnhout und besetzt Merxplaetz, Raevels und Oud-Turnhout und lehnt ihren rechten Fluͤgel an die in der Provinz Limburg agiren— den Truppen, mit denen sie durch ein in der Abtei Postel befindliches Detaschement in , , gesetzt wird. Die dritte Brigade bleibt in Antwerpen. ammtliche Truppen

ee Armee Corps werden auf 10 bis 12,000 Mann ge— t. Der General Nypels warnt gegen den Kunstgriff, den

viele sogenannte Freiwillige sich erlaubten, die sich bei ver⸗ schiedenen Corps gleichzeitig anwerben und das Handgeld zu wiederholten Malen bezahlen ließen. l

Das Dampfboot „Euragao“ liegt jetzt wieder vor Au— struweel; zwei Kanonier, und ein Piloten-Boot sind die Schelde hinauf nach dem Fort Lillo abgegangen und befin⸗ den sich auf obiger Station nur noch die Korvette „Heldin“ und 3 Kanonierboote, so wie vor unserer Stadt die Fregatte „Eurydice“, 2 Korvetten, 1 Brigg und 3 Kanonierboote.

Die Kolonne des General Mellinet, 16 1700 Mann stark, hat sich bereits mit vier sechspfuͤndigen Kanonen, einer Haubitze, vier Pulverkarren und Transportwagen und einer Feldschmiede, die man im hiesigen Arsenal genommen hat, nach Westwezel zu in Bewegung gesetzt. Hr. Niellon mar— schirt nach Turnhout, und Hr. Kessels wird sich morgen in Bewegung setzen. Die Truppen, heißt es, werden die Hollaͤndische Graͤnze respektiren, falls sie sich nicht von Kampf⸗ (oder Raub ⸗) Lust hinreißen lassen.

Die Stüdien-Klassen der hiesigen Akademie der schoͤnen Kuͤnste sollen am 15ten d. wieder eroͤffnet werden. Von un⸗ seren Kunstschaͤtzen ist gluͤcklicherweise durch das Bombarde⸗ ment nichts versehrt worden.

Brüfsel, 12. Nov. In der gestrigen Sitzung des National-Kongresses wurde bei der Ernennung seiner Beam— ten auch noch festgesetzt, daß die Buͤreaus alle vier Wochen erneuert werben sollten. Man beschloß ferner, eine Adresse als Antwort auf die Eroͤffnungs-Rede der provisorischen Re— gierung durch eine Kommission entwerfen zu lassen, wobei der Präsident, Hr. Surlet de Chokier, empfahl, daß sich die Ver⸗ sammlung das Verfahren der bekannten 221 Deputirten in der Franzoͤsischen Deputirten-Kammer dabei zum Muster neh⸗ men Und nicht blos einen Wiederhall der Eroͤffnungs-Rede genehmigen moͤge.

In seiner heutigen Sitzung hat der Kongreß sehr lange daruber diskutirt, ob man sich zuerst mit dem Reglement oder mit der Adresse beschaͤftigen solle. Man traf endlich das Uebereinkommen, daß, waͤhrend die Kommission sich mit der Adresse beschäͤftigt, die Versammlung gleichzeitig das Reglement vornehmen soll. Zu Mitgliedern der Adre Kom⸗ mission wurden die Herren v. Gerlache, v. Secus, v. anghe, v. Stassart, v. Meulenaere, Destouvelles, v. Celles, Fallon und Hennequin ernannt. Abends gegen 6 Uhr legten die Mitglieder der provisorischen Regierung ihre Gewalt in die Haͤnde des Kongresses nieder, wurden jedoch von demselben mit vielen Hoͤflichkeiten ersucht, sie bis auf Weiteres auch ferner zu behalten.

Der Englische Gesandtschafts-Secretair, der sich seit 3 oder 1 Tagen hier befand, ist gestern Abend nach London ab— gereist. Herr Adolph Bartels, fruͤher ein Exilsgenosse de Pot⸗ ters, ist mit einer besondern Mission, deren Zweck jedoch nicht bekannt geworden, nach Paris abgegangen.

Herr Firmin Rogier ist zum General-Secretair der Ver— waltung und zum Inspektor des oͤffentlichen Unterrichts er⸗ nannt worden. Dem Belge zufolge soll statt des abgeschaff⸗ ten Kursus der Hollaͤndischen ein Kursus der Flamaͤndischen Sprache in allen Schulen, wo jener bisher bestanden hat, ein⸗ gerichtet werden.

Die Union Belge, ein Blatt, das die Meinungen des Herrn de Potter repraͤsentirt, enthaͤlt eine Adresse des Belgsschen Volks an den National-Kongreß, worin darauf angetragen wird, daß derselbe die Belgische Republik dekre⸗ tire. Eine andere ebenfalls von jenem Blatte mitgetheilte Adresse ist an alle Belgischen Buͤrger gerichtet, mit der Bitte, daß sie den in der ersten ausgesproͤchenen Wunsch unterstuͤtzen mögen. Es wird zu diesem Behufe in Vorschlag gebracht, daß in allen Staͤdten und Gemeinden ein Register niederge⸗ legt werde, worin die Einwohner sich entweder fuͤr die Mo⸗ naͤrchie und die erbliche Regentenwuͤrde, oder fuͤr die Republik und die lebenslaͤngliche oder auf einen Zeitraum beschraͤnkte Praͤsidentur erklaͤren sollen.

Sowohl in Luͤttich als in Namur sind die Geistlichen von den Bischoͤflichen Behoͤrden ermaͤchtigt worden, jede Ehe einfegnen zu duͤrfen, ohne, wie bisher, auf den noͤthigen Ci⸗ vil⸗Akt zu sehen.

Die Duͤsseldorfer Zeitung enthaͤlt fin Ueberein, stimmung mit dem gestern von uns gegebenen Schreiben aus Nymwegen) folgende Mittheilung aus der Gegend von Venloo: „Am 1sten d. des Morgens um 19 Uhr sind die Belgier in Venloo eingeruͤckt und haben so zu sagen gar kei⸗ nen Widerstand gefunden. Es hatten sich mehrere Freiwillige

aus Ruremond angeschlossen. Mehrere Duůrger von Venloo

sollen auf den Straßen nur gerufen haben: Es lebe de Pot⸗ ter! Es leben die Belgier! worauf sich die uͤbrigen Buͤrger