1830 / 327 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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entschieden. Das Land scheint indessen vergessen zu haben, daß Hr. Canning eine ahnliche Erklarung, und zwar in noch staͤrkeren Ausdrucken, machte, und daß dadurch die Staͤtigkeit des Ministeriums keinesweges erschuͤttert ward! Hr. Canning jedoch war bei der Nation beliebt, wiewohl geringgeschaͤtzt von der Aristokratie. Es ist zweifelhaft, ob der Herzog jemals die Liebe des Volkes besaß; gewiß aber ist es, daß er seit der katholischen Emancipation von der Tory, Aristokratie mit eben so viel Bitterkeit als Ungerechtigkeit gehaßt wurde. Was die Frage der Reform betrifft, so ist es unglaublich, mit wie Wenigem der Hunger der Nation haͤtte gestillt werden koͤn⸗ nen, wenn ihr Appetit auch nicht voͤllig befriedigt worden waͤre. Die Uebertragung der Wahlfreiheit von dem winzi— gen Burgflecken East-Retford auf eine bevoͤlkerte Stadt, wie Birmingham und Manchester, wuͤrde etwas bestimmt Gutes gewesen und als eine erustliche Hinneigung zu einer allmaͤli⸗ gen Verbesserung des fehlerhaften Repraͤsentativ⸗Systems be⸗ trachtet worden seyn. Wie die Sachen dermalen stehen, war es bei dem schaͤndlichen Verfahren in Stamford und Newark, das auf Jedermann den tiefsten Eindruck gemacht hatte, nicht hinreichend, jeden Fehler des Systems ohne Weiteres geradezu abzulaͤugnen. Wir fuͤhlen fuͤr den Koͤnig die herzlichste Theil⸗ nahme und wuͤnschen Sr. Majestaͤt mit gleicher Aufrichtig⸗ keit einen gluͤcklichen Erfolg in der schwierigsten Pflicht eines durch eine Repräͤsentativ-⸗Regierung beschraͤnkten Monarchen nämlich in der Wahl oder Ernennung eines Ministeriums. Die Materialien, die dem Koͤniglichen Willen dermalen zu Gebote stehen, sind von einer mehr chaotischen Natur, als das Chaos selbst. Ueber ein neues Ministerium ist noch nichts entschieden. Moͤglich ist es, daß aus personlicher Freundschaft Lord Anglesey zu den geheimen Bexathungen des Köoͤnigs hinzugezogen ward, auch soll Lord Grey eine Unterredung mit Sr. Majestaͤt gehabt haben. Man glaubt, ob mit Recht, wissen wir nicht, daß letztgenannter Lord den Auftrag erhalten werde, ein Ministerium zu bilden. In Be— treff der Resignation des Lord-Kanzlers walten einige, wie— wohl nicht mit Gruͤnden belegte, Zweifel ob; wenn er aber resignirt, so hat er bei Gelegenheit der Verhandlungen uͤber die Regentschaft vom Oberhause als Minister mit einer so vortrefflichen, deutlichen, historischen und passenden Rede Ab schied genommen, daß man sagen kann, niemals sey eine bes⸗ sere im Hause gehört worden.“

Noch ehe die Resignation der Minister bekannt war, außerte sich der Globe uͤber einen vorausgesetzten Minister⸗ wechfel; „Sollte das dermalige Ministerlum resigninen, so muß das kuͤnftige aus kuͤhnen und charakterfesten Maͤnnern zusammengesetzt seyn, wenn es seine Aufgabe gluͤcklich loͤsen will. Es waͤre unwürdig und unredlich, wenn man in Ab— rede stellen wollte, daß der Staatsmann, der bisher an der Spitze der Verwaltung stand, ein tuͤchtiger und großer Mi⸗ nister sey; und sollte er sich zuruͤckziehen, so zweifeln wir nicht, daß man, wenn man seine alten Verbindungen und seine bestimmten Ansichten beruͤcksichtigen will, und sobald die getaͤuschten Erwartungen und Aufregungen der letzten weni— gen Wochen vergessen seyn werden, sich der buͤrgerlichen Ver— dienste dieses beruͤhmten Mannes mit Achtung und Dankbar— keit erinnern werde. Das Land hat sich getaͤuscht gesehen, weil der Minister Wilhelms IV. die vom Mnister Georgs LIV. erregten Hoffnungen nicht erfuͤllte; seine Nachfolger wer⸗ den jedoch die nämliche Pruͤfung zu uͤberstehen haben. Jeder Verein von Maͤnnern, er sey so maͤchtig als er wolle, der es versuchen möchte, mit List und ohne Offenheit gegen das Land aufzutreten, dem es nicht gelange, die Ersparnisse in den offentlichen Ausgaben zu bewirken, welche das allgemeine Be— duͤrfniß erheischt, der nicht mit Kraft und Redlichkeit da— hin strebte, das Haus der Gemeinen einigermaßen umzu—

estalten, und der nicht auf das genaueste die Politik der

ichteinmischung in Kontinental-⸗Angelegenheiten befolgte, wuͤrde sich als Ministerium nur eines kurzen und auf jeden Fall eines nicht ehrenvollen Daseyns zu erfreuen haben und Veranlassung geben, den Austritt des Herzogs von Welling— ton zu bedauern. Die besten Freunde derer, die den Wunsch hegen, Minister zu werden, sind diejenigen, die bald und mit lauter Stimme ihnen diese Wahrheiten zurufen.“ In Bezug auf bie Verhandlungen im Unterhause uͤber die Civil-Liste bemerkt der Courier: „Die Abstimmung im Unterhause, obgleich nominell wegen der Form der Eivil— Liste, betraf in der That eine Frage uͤber den Grad von Vertrauen, welches das Unterhaus in die dermalige Verwal— tung setzt. Wir wiederholen es, daß nur die Rede von der Form der Civil-Liste war und von keiner Ersparniß. Die Minister schlugen eine verminderte Civil⸗Liste, nach dem Muster aller feuͤheren seit der Revolution, vor, abgefaßt mit der Klarheit und dem Scharfsinn des Burkeschen Geistes, be—

staͤtigt von Fox, und angenommen und befolgt von allen fol— genden Minstern.“ Nach dieser Bemerkung setzt das ge— nannte Blatt, als Beweis fuͤr seine Behauptung, auseinan— der, daß, wenn wirklich nur an Ersparnisse gedacht worden waͤre, der Vorschlag des Sir H. Parnell, einen besondern Ausschuß zur Untersuchung des Gegenstandes zu ernennen, bei weitem nicht so gut zum Ziele gefuͤhrt haben wurde, als die Eroͤrterung desselben im Ausschusse des ganzen Hauses.

„Der Morquis von Anglesea“, heißt es in einem hiesi— gen Blatte, „hat auf einen ihm gemachten Antrag, die Haupt— Bittschrist um Aufhebung der Union im Oberhause zu uͤber— reichen und zu unterstuͤtzen, eine vortreffliche und maͤnnliche Antwort ertheilt. Sie umfaßt die naͤmliche Ansicht von der Gefahr, von der Schwierigkeit und von der Unangemessen— heit der beabsichtigten Trennung, die man allenthalben hat, wo man im Stande ist, diesen Gegenstand aus dem richti— gen Gesichtspunkte zu beurtheilen. Noch einige Wochen laͤn— ger werden diesen so wenig zeitgemäßen Plan vollig beseiti— gen, einen Plan, der unseres Erachtens nach, und sogar was den großen Unruhestifter selbst betrifft, nur aus der Voraus— setzung entsprungen seyn kann, daß er zu einer schnelleren Abhuͤlfe der wirklichen oder eingebildeten Irlaͤndischen Be— schwerden fuͤhren werde.“

Aus Dublin wird Folgendes geschrieben-: „Die Orange-Logen in der Grafschaft Down haben den Katholiken den Oelzweig dargereicht und sich verbindlich gemacht, sich al— ler bisher uͤblichen Prozessionen zu enthalten, zugleich auch den Beschluß gefaßt, die Regierung zu bitten, durch Anstel— lung armer Leute bei offentlichen Bauten Irland zu beruhi— gen und seinen Zustand zu verbessern. Das heißt wahrlich, eine neue Epoche in der Geschichte Irlands begruͤnden. Die noͤrdlichen Orangemaͤnner sind Patrioten und Friedens stifter geworden, und wenn sie bei solchen wohlwollenden Gesinnun— gen verbleiben, so waͤre die Anregung zur Aufhebung der Union, die sie zu dieser Veranderung bestimmt zu 2 scheint, fuͤr Irland eine große Wohlthat gewesen. ie man sagt, sollen die Orangemaͤnner in Belfast urd Antrim ahnliche Maaßregeln beschlossen haben.“

Der Morning-Chroniele zufolge hatten in der letzten Zeit die politischen Vereine nach dem Muster des Birminghamer fich in rascher Folge in mehreren angesehenen Städten ver— breitet. Die Kopie einer Bittschrift, welche der Verein in Birmingham ͤffentlich zum Unterzeichnen ausgelegt hatte, und in welcher der König um Abdankung des Wellingtonschen Ministeriums gebeten wird, weil Letzteres sich bestimmt gegen alle Reform erklaͤrt hatte, wird von genanntem Blatte mit der Bemerkung mitgetheilt, daß durch die Resigngtion des Herzogs von Kell ee der Kraft-Entwickelung dieser politi⸗ schen Vereine, welche die Regierung sehr in Verlegenheit haͤt— ten sezen koͤnnen, vorgebeugt worden sey.

In der Umgegend von Canterbury und in andern Thei— len von Kent dauern die Brandstiftungen noch immer fort. Zahllose Haufen von Landleuten durchziehen das Land, for— dern von den Paͤchtern hoͤheren Arbeitslohn und versprechen denjenigen, die ihren Wünschen willfahren, Schonung ihres Eigenthums. Mehrere unruhige Menschen sind vom Mili— tair, dessen Anzahl in der letzten Zeit auf einigen Punkten vermehrt worden ist, verhaftet worden. Die Paͤchter einer Gegend haben eine Bittschrift an das Parlament abgefaßt, in welcher sie ihre gefährliche Lage vorstellen und um eine praktische Parlaments⸗Reform sowohl als darum bitten, daß man einen Theil des bisherigen Land-Eigenthums der Geist— lichkeit auf sie (die Pächter) uͤbertragen moͤge—

Das Koͤnigl. Schiff „Rifleman“ von 18 Kanonen, das in 19 Tagen von Malta in Portsmouth angekommen, bringt unter andern die Nachricht, daß der „Windsor⸗Castle“ von 74 Kanonen, Capt. Bouverie, nach Tunis und Tripolis abge⸗ gangen war und am letzteren Orte einige Irrungen zwischen dem Bey und dem Engl. Konsul (der seine Flagge eingezogen hatte) ausgleichen sollte, die daher entstanden, daß der Bey auf die thätlichen Drohungen des Franz. Admirals Rosamel seine fruͤhere Entscheidung zwischen dem Engl. und Franz. Konsul in Betreff der verlorengegangenen und, wie es scheint, auf unrechtliche Weise in die Hande des Franz. Konsuls Rousseau gekommenen Papiere des Major Laing widerrufen hatte.

Niederland e.

Aus dem Haag, 19. Nov. Gestern wurde der Ge— burtstag Ihrer Majestät der Königin in der hiesigen Resi— denz, so wie in vielen anderen Stadten des Reichs, auf eine erhebende Weise gefeiert. Da in vielen Orten der 18. Nov. auch als der Jahrestag unserer Befreiung von der Fr anzoͤsi⸗ schen Herrschaft begangen wird, so gewinnt er dadurch ein

. m.

K

promulgirt werden.

ren Mannes, zuschreibt.

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doppeltes Interesse fuͤr das ganze noͤrdliche Niederland. Vor— mittags fand hier eine große Parade statt, die Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich, begleitet vom General-Lieutenant van Limburg-Stirum und vom General⸗Major Snouckaert van Schaumburg, in Augenschein nahm. Mehrere Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine wurden bei dieser Gelegenheit von Sr. Koͤnigl. Hoheit mit den ihnen von der Gnade des Koͤnigs als Belohnung zuerkannten Ordenszeichen bekleidet. Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit die Truppen auf eine herzliche Weise angeredet hatte, ließen sowohl diese als das zahlreich versammelte Publikum ein freudiges Lebehoch erschallen.

Die erste Kammer hat gestern die beiden Gesetz-Ent— wuͤrfe hinsichtlich der Grundsteuer und der vorlaͤufigen Be— stimmungen des Budgets fuͤr das Jahr 1831 angenommen.

In der vorgestrigen Sitzung beschaͤftigte sich die zweite Kammer der Heneralstaaten mit der neuen Redaction des Gesetzes hinsichtlich der gezwungenen Anleihe in Form von Abgaben-Vorschuͤssen zur Deckung der Staats-Beduͤrf— nisse. Auf den Antrag des Praäͤsidenten beschloß man, den gedruckten Bericht daruͤber zu vertheilen und am naͤchsten Freitage die endliche Resolution dieserhalb zu fassen.

Nymwegen ist vom 17ten d. M. ab in Kriegs-Zustand erklart worden; ein Theil der Amsterdamer Schutterei bildet die dortige Besatzung.

Die Insurgenten hatten einen Streifzug gegen die In— sel Tholen (Provinz Seeland, in der Muͤndung der Schelde) unternommen, doch sind sie mit Verlust von 29 Gefangenen von den bewaffneten Einwohnern zuruͤckgeschlagen worden.

Neuerdings sind gestern aus den Königl. Werften meh— rere mit Freiwilligen bemannte Kanonierboote nach dem die Provinzen Seeland und Suͤd-Holland trennenden Kanale unter Segel gegangen.

Die kleine Fischerstadt Arnemuiden auf der Insel Wal— chern zeichnet sich durch die Bereitwilligkeit ihrer Einwohner, in den Koͤnigl. Seedienst einzutreten, ganz besonders aus. Mit allen uͤbrigen Einwohnern der Insel haben sie sich zu einer Land- und Kuͤsten⸗Bewachung vereinigt und außerdem einen Theil ihrer Fischerboote angeboten, um die Evolutionen zur See zu unterstuͤtzen.

Bruͤssel, 18. Nov. Die provisorische Regierung hat angeordnet, daß in Belgien alle Arten Getreide und Mehl zollfrei sollen eingefuͤhrt werden koͤnnen, ferner daß, wiewohl das amtliche Gesetz⸗Bulletin immer ausschließlich in Franzoͤ— sischer Sprache publizirt werden soll, doch in denjenigen Di— strikten, in welchen Flamandisch oder Deutsch gesprochen wird, zugleich eine Uebersetzung in einer der beiden Sprachen soll

Endlich ist auch beschlossen worden, daß die von dem Bruͤssler Stadtrathe im Monat Mai d. J. an⸗ gekuͤndigte Verloosung von anzukaufenden Gegenstaͤnden der hier stattgehabten Gewerbe-AUusstellung wirklich zu Stande kommen soll, doch werden die nach den noͤrdlichen Provinzen versandten Loose außer Guͤltigkeit gesetzt.

In der gestrigen Sitzung des National-Kongresses er— klärte der Advokat Nothomb, daß zwar auf der Redner— Buͤhne eines benachbarten großen Staates ein berühmter Diplomat (Baron Bignon) sich hinsichtlich des Großherzog— thums Luxemburg gegen die Anspruͤche Belgiens ausgespro— chen habe; dies sey inzwischen etwas voreilig geschehen, Bel— gien wolle sich nichtsdestoweniger nicht uͤbereilen und die

Frage von einer andern Seite betrachten.

Unsere Zeitungen stimmen in ihren Berichten uͤber die (ge— stern mitgetheilten) Angaben des Hrn. v. de Weyer hinsichtlich feines Aufenthalts in England nicht uͤberein. Einigen Blaͤt— tern, und namentlich dem Journal de la Belgique zufolge, hat derselbe geaͤußert, daß gleich nach seiner Ankunft in Eng- land sich die oͤffentliche Meinung zu Gunsten der Belgi— schen Sache kundgegeben habe; andere Blaͤtter dagegen, las—⸗

sen Hrn. van de Weyer sagen, daß er eine unguͤnstige Stim—⸗

mung vorgefunden habe.

Der Vrai Patriote aͤußert: „Seit einigen Tagen herrscht in Bruͤssel eine dumpfe Gaͤhrung, die man der Ab— dankung des Herren de Potter, des par excellence populai— . bt. Seine Parteigaͤnger, von denen er unbezweifelt nichts wissen will, und die sein Interesse mit groͤßerer Theilnahme, als er es wahrscheinlich selbst wuͤnscht, zu dem ihrigen machen, scheinen die Absicht zu haben, es die provisorische Regierung empfinden zu lassen, daß sie ohne ihn und ohne seine Autoritaͤt beim Volke nicht bestehen koöͤn— ne. Man vermuthet darum auch, daß sich die provisorische Regierung gezwungen sehen werde, eine Deputation an Hrn. de Potter abzusenden, um ihn zu ersuchen, unter seine all— maͤchtige Aegide jene Regierung zu nehmen, deren Sturz ohne einen solchen Schutz gewiß seyn wurde. Das ist in je⸗

dem Falle gewiß, daß aufreizende Anschlageze ttel i Straßen von Bruͤssel at hellen worden u . i , Cen Aus Venloo sind 350 Soldaten und 26 Offiziere als Gefangene hier angekommen. . Die Blokade der West,Flandrischen Kuͤste, und nament— lich auch des Hafens von Gent, wird streng gehandhabt; in Terneuzen, wohin der Kanal von Gent seine Richtung nimmt, duͤrfen die Schiffe weder ein- noch auslaufen. Kürzlich ist es jesoch noch dem Englischen Paketboote, wiewohl es eben— falls angehalten worden war, unter dem Vorwande, daß es

laufen.

Hr. Levae, der Redacteur des eben nicht sehr ruͤhmli bekannten Oppositionsblattes „Le Belge“, . 1 . der Unterstuͤtzungs-Kommissionen, seinen Abschied eingereicht.

Luxemburg, 17. Nov. Der Civil-Gouverneur un se— res Großherzogthums hat folgende Bekanntmachung erlassen:

„Einwohner des Großherzogthums! Durch meine Be— kanntmachung vom 6. Okt. und durch meine Verfugung vom 2ten d. habe ich Euch an die Traktaten des Großherzogthums und au die politischen Stipulationen erinnert, welche, indem sie das Großherzogthum dem die Krone der Nieder— lande tragenden Fuͤrsten uͤbergaben, daraus eine von diesem Königreiche unabhängige, jedoch dem Deutschen Bunde ein— verleibte, Souverginitaät bildeten. Ich habe Euch dargelegt, daß Ihr unter diesen Verhaͤltnissen die provisorische Regierung nicht anerkennen konnt, die sich unlaͤngst in dem Belgien genannten Theile des Königreichs gebildet hat, und daß Ihr unter An— derem Euch der Theilnahme an den Wahlen, die sie zur Bil— dung eines Kongresses angeordnet hatte, enthalten möget. Gegenwaͤrtig benachrichtige ich Euch von den Folgen, welche die Nicht⸗ Beobachtung Eurer Pflichten Euch zuzieht. Da die fuͤr das Großherzogthum festgestellte Souverainitaͤt ver— kannt und selbst angegriffen worden ist, so haben Se. Majestät der König und Großherzog in Gemäßheit des 63sten Artikels der Wiener Kongreß-Akte den Beistand des Deutschen Bundes anrufen muͤssen, um die gesetz⸗ liche Orduung in diesem Staate der Föderation wiederher— zustellen. So lautet die Ankuͤndigung, welche Euch im Namen Sr. Majestät zu machen ich so eben den Befehl er— . Sie hat den Zweck, Euch in den Stand zu setzen, tuch aus eigener Bewegung wieder unter die verfassungsmaͤ— ßige und einzig legitime Autorität des Königs, Eures Groß— herzogs, zu stellen. Ihr habt Alle das größte Interesse, dies zu thun, weil Ihr Euch dadurch die Unannehmlichkeiten und Nachtheile erspart, welche die Anwendung der Gewalt und der bewaffneten Macht herbeiführen muß. Vereinigt Euch denn, Luxemburger, unter dem Banner Eurer alten Treue und seyd uͤberzeugt, daß das Volk, welches am ruhigsten bleibt und die meiste Anhaͤnglichkeit fuͤr seine Regierung zeigt, auch immer am wenigsten von politischen Krisen zu befuͤrchten

haben wird. Im Vertrauen auf Eure Weisheit und auf

die Verstaͤndigkeit, mit der Ihr immer Eure wahren Inter— essen zu erkennen gewußt, werde ich sehr gern die Beweise empfangen, die Ihr mir von Eurer Beistimmung zu diesem Aufrufe zusenden werdet.

Luxemburg, den 16. Nov. 1830. Der Staatsrath, Gouverneur des Großherzogthums Luxemburg, Willmar.“

Deutschland.

Weimar, 20. Nov. Unsere hochverehrte Frau Groß— herzogin hat vor kurzem einen neuen erfreulichen Beweis gegeben, wie sehr Sie geneigt lst, das wahre Verdienst uͤberall, wo es sich findet, anzuerkennen und zu belohnen. Maria Schuͤtz zu Groß⸗Rudestädt im Großherzogthum Weimar hat bis jetzt 52 Jahre als Dienstmagd treu und zur Zufrieden heit in einer und derselben Familie gedient. Vor kurzem kam dieser seltene Fall zur Kenntniß des hiesigen Frauen— Vereins und somit zur Kenntniß der Vorsteherin desselben, Ihrer Kaiserlichen Hoheit, der Frau Großherzogin. Sie beschloß augenblicklich, die treue Dienerin durch eine beson— dere Auszeichnung zu belohnen, und dies geschah auf eine wahrhaft fuͤrstliche Weise. Im Anfange d. M. erhielt naͤm⸗ lich der Ortspfarrer, Superintendent Saal, eine massive goldene Halskette, mit einem nicht kleinen goldenen Kreuz, auf welchem auf der einen Seite: „Marien Schuͤtz, fuͤr 52jaäͤhrige treue Dienste“, auf der andern: „Maria Pau⸗— lowna, Iroßherzogin von Sachsen“, sehr schoͤn gravirt zu lesen war, mit dem Befehle zugesendet, solches der darauf Benannten im Gotteshause vor versammelter Gemeinde mit

einer passenden Anrede, worin der Grund dieser Auszeichnung erwaͤhnt werden moͤge, einzuhaͤndigen.

nach Duͤnkirchen gehen wolle, gelungen, in Ostende einzu—

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