1830 / 329 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Man vernimmt, daß Graf Grey drei Bedingungen ge⸗ macht hat, die er als die Grundlage einer jeden unter seinen Auspieien zu bildenden Administration betrachte; 1) strenge Oekonomie in jedem Dienstzweige, 2) Nichteinmischung in die Angelegenhelten fremder Machte, und 3) eine gemaͤßigte Parlaments⸗Reform. Es heißt, Se. Maj. haäͤtten in diese drei Punkte eingewilligt.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben bereits vor einiger Zeit den Lord Burghersh, vormaligen Gesandten zu Florenz, zum bevollmaͤchtigten Minister am Hofe von Neapel ernannt. Außerdem ist der bisherige Legatlons⸗Secretair zu Florenz, John Duncan Bligh, Legations-Secretair im Haag, der fine Zeitlang der Gesandtschaft in Konstantinopel beigegebene Henry Parish, Secretair der Legation in Griechenland, der vormalige Secretair bei der Specigl-Botschaft in Brasilien, Lord Arthur Marcus Cecil Hill, Secretair der Botschaft zu Konstantinopel, der bisherige Legations-Secretair in der Schweiz, George Edgeumbe, Secretair der Gesandschaft zu Florenz, und der bisher bei der Botschaft zu St. Petersburg angestellt gewesene Thomas Foley Wilmot, Seecretair der Ge⸗ sandtschaft in der Schweiz geworden.

Aus Bath wird gemeldet, daß das Gemeinwesen der Stadt Poole (Grafschaft Dorset) seinem ausschließlichen Vorrechte, Parlamentsglieder zu wählen, zu Gunsten aller einzelnen Bewohner foͤrmlich entsagt habe.

In einem vom Hamburger Korrespondenten mit⸗ getheilten Schreiben aus London heißt es; „Folgendes sind die nunmehr ausgetretenen Minister; Herzog von Wellington, erster Lorv des Schatzes; Lord Lyndhurst, Lord⸗Kanzler; Sir Robert Peel, Staats-Secretair des Innern; Graf v. Aberdeen, Staats-Secretair des Auswaͤrtigen; Sir George Murray, Staats⸗Secretair der Kolonieen; Graf Bathurst, Praͤsident des Geheimen⸗Rathes; Graf v. Roßlyn, Großsie— ie, n, . Lord Ellenborough, Präsident des Board of

ontroul (für die Ostindischen Angelegenheiten); Hr. Goul⸗ burn, Kanzler der Schatzkammer; Hr. Herries, Muͤnzmei⸗ ster; Vischunt Meleville, erster Lord der Admiralität. Ueberblickt man diese Liste, so muß man zugeben, daß, mit Ausnahme von Sir Robert Peel, kein Einziger der Uebrigen populair gewesen und die zu seinem Amte erforderlichen Ta— lente und Fahigkeiten besessen. Was das Reduertalent an, belangt, se ging dasselbe gleichfalls allen Ministern ab; denn selbst Peel, obwohl er uͤber Geschaͤftsgegenstande sehr zweck⸗ maͤßig spricht, ist doch keinesweges ein Redner im eigentlichen Sinne des Wortes zu nennen; der Lord Kanzler besaß nur die Gabe, uͤber Gegenstände klar und buͤndig zu sprechen, auf die er sich vorbereitet hatte, und auch dann war sein Vortrag mehr aus der Schule, als aus dem Leben, gegriffen. Rur in der gebieterischen Persoͤnlichkeit des Herzogs von Wellington ist der Grund zu finden, weshalb er sich mit solchen Kollegen umgab; es scheint, daß er bei der Wahl derselben mehr auf deren Langsamkeit und Ge⸗ schaäfts⸗Vorbereitung, als auf solche Eigenschaften sah, welche diesen Maͤnnern die Zustimmung des Parlamentes und den Beifall des Landes sichern konnten. Allein gerade, daß der Herzog ein solches Ministerium so lange zusammen,

alten und mit demselben zwei volle Jahre regieren konnte, ist kein kleiner Beweis seiner Charakterstaͤrke. Offenbar er⸗ hielt diese Administration den ersten Stoß durch die neuesten Ereignisse in Frankreich. Von diesem Augenblicke an mußte man ihren Fall fuͤr unausbleiblich halten. Bei den bekann— ten Grundsützen des Grafen Aberdeen fuͤrchtete man allge— mein eine Verwickelung zu Gunsten der alten Kontinental— Ordnung mit Frankreich und Belgien in keinem Falle wollte man sich uberzeugen, daß ein Einverstaͤndniß mit einer so gesinnten Administration zwischen England und dem heutigen Frankreich aufrichtig, wenigstens nicht, daß es von langer Dauer sein konne.

u diesem Hauptgrunde des Sturzes dieser Verwaltung ge⸗

ellten sich neuerdings noch zwei andere; erstens, daß der Her⸗ 69 von Wellington keinen Mann von Rang und liberalen

rundsaͤtzen fuͤr sein Ministerium gewinnen wollte oder konnte, und zweitens, daß er sich im Gegentheil mit einigen der hefti st und verhaßtesten Ultra Tories verband, wovon seine mindestens sehr unzeitige und voreilige Erklärung gegen alle Parlaments ⸗Referm als der alleinige Grund angesehen wurde. Diese Erklaͤrung vollendete seinen Sturz.“

London, 19. Nov. Graf Grey hat, wie man hört, den Auftrag zur Bildung eines neuen Ministeriums angenommen. Der Graf ist eines der aͤltesten und angese⸗ hensten Mitglieder der Whigpartei, ein kraͤftiger Redner und, obgleich von Jugend auf ein Vertheidiger der Parlaments

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Reform, gehoͤrt er doch zu den Aristokraten, die zu stolz sind, als daß sie freiwillig etwas thun wuͤrden, was ihrem Stande Nachtheil bringen könnte. Dabei ist der Lord ein erklaͤrter Gegner einer Vermögen -Steuer, durch die allein den erwerbenden Klassen eine bedeutende Er— leichterung zu verschaffen wäre, auch soll er nicht ge— neigt seyn, die Getreidesperre aufzuheben. Bei solchen Ge— sinnungen muß er es natuͤrlich schwer finden, ein Ministe⸗ rium zu bilden, welches Dauer verhieße; denn fuͤr die alten Tories (obgleich dieselben als heftige Gegner des Herzogs von Wellington sich gern an seine Partei anschlossen, um ih— ren Feind stuͤrzen zu helfen) ist er zu liberal und fuͤr die kraͤftigen und geschickten Manner der äußersten Linken (wenn man sich anders des Ausdrucks bedienen darf) nicht liberal genug. Nach Einigen jedoch soll es ihm bereits gelungen seyn, die Hauptstellen zu besetzen; aber es bestehen auch schon viele und bedeutende Wetten, daß binnen sechs Monaten der Herzog von Wellington das Staatsruder aufs neue werde ergreifen muͤssen. Dem sey nun wie ihm wolle, so ist es doch allerdings nicht ganz unwahrscheinlich, daß kein Ministerium, welches in diesen Tagen gebildet werden mag, viele Monate lang populaͤr bleiben koͤnne; der Grund der offentlichen Kla⸗ gen legt ju tief, und die Regierung gewähre noch so viel Er⸗ seichteruüngen, sie bewillige noch so viel Reformen, so wird man doch nicht eher ruhen, bis das demokratische Element im Unterhause zur herrschenden Gewalt geworden, wobei es sich freilich noch sehr fragt, ob auch dann auf Ruhe wuͤrde zu rechnen seyn; so viel aber scheint gewiß, daß eine solche Reform, die eigentlich Revolution zu nennen waͤre, wohl nie gefetzlich bewirkt werben wird. In de. Stadt ist es fortdauernd friedlich; aber in den suͤblichen Grafschaften nimmt, trotz der ausgeschickten Kavallerie⸗Abtheilungen, die Gaͤhrung zu. Freilich sind viele Nachrichten von Brand stif⸗ tungen, die uns die Zeitungen mittheilen, entweder unwahr, oder uͤbertrieben; aber genug bleibt dann doch immer wahr, um diesen Bewegungen ein sehr ernstliches Ansehen zu geben.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 20. Nov. Unter den freiwilligen patriotischen Gaben, die neuerdings zur Kenntniß des Pu⸗ blikums gebracht worden sind, zeichnen sich die eines Mitglie⸗ des der ersten Kammer der Generalstaaten aus, das, außer feinem Jahrgehalte von 3000 Gulden, noch ein besonderes Geschent von 4000 Gulden dargebracht hat.

Nachrichten aus Antwerpen zufolge, deutet noch nicht das Mindeste auf eine baldige Räumung der CLitadelle. Viel— mehr soll General Chassé mittelst Tagesbefehls der Garnison angezeigt haben, daß sie darauf rechnen muͤsse, den Winter in der Citadelle zuzubringen. Diese letztere wird mit jedem Tage noch mehr befestigt. Viele neue Verpallissadirungen werden angebracht, und eine auf dem Stapel stehende Fre⸗ gatte ist selbst zu einer Art Schanze eingerichtet worden. In allen Werken der Citadelle sind bretterne Huͤtten aufgeschla—⸗ gen, um die Posten beim Eintritt der rauheren Jahreszeit gegen bas Wetter zu schuͤtzen. Der Brand des Entrepots in der Stadt ist noch immer nicht geloͤscht, obwohl taglich vier Spritzen dazu verwendet wurden. Man arbeitet bereits wie⸗ der thaͤtig an der Wiederherstellung der Straßen und Haͤuser.

Die Staats-Courant erwähnt der vom General Daine in Venloo erlassenen Proclamationen, worunter sich auch eine befindet, in der von den vielen Diebereien gespro⸗ chen wird, welche sich die Sieger erlaubt haͤtten, nachdem sie in Besitz der den Hollaͤndern oder der Stadt Venloo gehd⸗ rigen Kasernirungsstuͤcke und Waffen gekommen seyen. „Au⸗ ßerdem“, fahrt das genannte Blatt fort, „warnt der Ge⸗ neral Daine ditjenigen, die er as er als Rauber und Die⸗ beshehler bezeichnet, vor der Kriegelist Helländischer Soldaten in Mastricht, die sich, wie es heißt, in Kitteln, wie die der Infurgenten, kleiden wurden, und die, falls man sie gefan— gen nehmen sollte, wie Spione behandelt und auf der Stelle

irschossen werden sollen. Mit eben so vielem Nechte wurde

man fragen können, was dem entlaufenen Daine wohl ge— schehen müßte, falls er einmel, in einen blauen Kittel ge— kleidet, den Holländischen Soldaten in die Hände fiele?“

Briefen aus Mastricht vom 14ten d. M. zufolge, hatte die Besatzung Ueberfluß an Lebensmitteln und machte von Zeit ju Zeit Ausfaͤlle gegen die umherstreifenden Insurgenten.

Die Garnison von Bergen op Zoom ist auf 60090 Mann gebracht und auch die Besatzung des Forts Liefkenshoek ver⸗ stärkt worden.

Wie man vernimmt, haben die Aufruͤhrer die Besitzun⸗ gen des Generals van Geen zu Namur mit Beschlag belegt.

Beilage

25651 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 329.

Seit einigen Tagen sind wiederum in mehreren Gräͤnz⸗ orten der Provinz Nord-Brabant kleine Abtheilungen von Insurgenten erschienen und haben dort die Brabanter Fahne aufgepflanzt. Nach kurzem Aufenthalte zogen sie sich jedoch wieder zuruck, ausgenommen im Dorfe Putten, wo sie noch gegenwartig hausen. Von Grave ist eine Truppen⸗Abthei⸗ lung nach Boxmeer abgesendet worden, wo einige Unruhen

stattgefunden haben sollen. Antwerpen, 20. Nov. Mehrere beladene und unbe⸗

ladene Fahrzeuge sind von Holland angekommen und vor der Eitadelle vor Anker gegangen. Heute fruͤh hat die Korvette „Proserpina“ von 22 Kanonen die Anker gelichtet und un— sere Rhede verlassen, eben so ist auch die Korvette „Heldin“ von 40 Kanonen, die auf der Station Austruweel lag, von dort unter Segel gegangen, und die Fregatte „Eurydice“ von 50 Kanonen trifft ebenfalls Anstalten, uns zu verlassen, so daß wir vor der Stadt nur noch den „Komeet“ von 28 und die kleine Brigg „Gier“ von 8 Kanonen behalten werden.

Es wird hier eine sogenannte „Antwerpener Legion“ er⸗ richtet, die jedoch aus den Hefen des sich herumtreibenden Gesindels angeworben und ohne Weiteres bei den vermoͤgen⸗ den Buͤrgern UM ä »äuartiert ward.

Bruͤssel, 20. Nov. Die provisorische Regierung hat die Maréchaussée, in der Art, wie sie bisher bestanden, auf⸗ gehoben und dafuͤr eine Belgische National Gendarmerie errichtet. . .

In hie sigen Blattern liest man: „Zahlreiche Pa— trouilen der Buͤrgergarde durchziehen in jeder Nacht die Straßen von Bruͤssel. Die Aufruͤhrer und Laͤrmmacher wer— den dadurch in Zaum gehalten, inzwischen darf die Buͤrger⸗ garde in ihrem Eifer nicht nachlassen und muß fortfahren, bis die Beschluͤsse des Kongresses zur Ausfuͤhrung gekommen seyn werden, Beweise ihrer Energie zu geben.“

Auf den Antrag des Kriegs-Comits ist verfuͤgt worden, daß alle Invaliden, gleichviel von welchem Grade, so wie alle verheiratheten Unter- Offiziere und Gemeinen, die sich als Kriegsgefangene hier befinden, mit einer Marschroute versehen und eskortirt bis zur Graäͤnze, sich nach ihrer Heimath ver— fuͤgen sollen. Ferner sollen alle in der Provinz Nord⸗Bra⸗ bant gebornen kriegsgefangenen Offiziere, Unter ⸗Offiziere und Gemeine eben fo wie die Belgischen Kriegsgefangenen behandelt und sogleich in Freiheit gesetzt werden, wenn ihre Verhaftung nicht etwa noch einen besondern Grund hat.

Zum Direktor der hiesigen Bank ist ein Herr Engler er⸗ nannt worden.

Die in Bruͤgge erscheinende Flamaͤndische Zeitung wider spricht der (gestern mitgetheilten) Nachricht von einer Lan⸗ dung der Hollander in Wenduyne.

Deutschland.

Leipzig, 23. Nov. Nachdem Se. K. H. der Prinz Johann noch am Abende Seiner Ankunft, so wie heute Vor— mittag, mehrere Deputationen der verschiedenen Behoͤrden, der Universitaͤt, der Geistlichkeit, der Buͤrgerschaft u. s. w. huldreich empfangen hatte, begab sich Hoͤchstderselbe gegen 10 Uhr auf den hiesigen Roßplatz, um die daselbst aufgestell⸗ ten Abtheilungen der Leipziger Kommunal⸗Garden die Revue passiren zu lassen. Als die Kommunal- Garden vor Sr. K. H. vorbeidefilirt waren, formirten die verschiedenen Abthei⸗ luͤngen eine geschlossene Kolonne, und der Prinz geruhte einige bedeutungsvolle Worte an sie zu richten, i, n, (nach der Leipziger Zeitung) ungefaͤhr folgender war: „Von Sr. Maj. dem Koͤnige und Sr. K. H. dem Prinzen Mitregen⸗ ten an Ihre Spitze gestellt, war es Mein Wunsch, Sie heute um mich versammelt zu sehen. Die Buͤrger Leipzigs haben durch Eintracht und thaͤtiges Eingreifen den Sturm beschwo— ren und die gestoͤrte Ruhe wiederhergestellt. In Anerkennt⸗ niß dieses Verdienstes und nach genommener Einsicht von den Verhaͤltnissen dieser Stadt, die Ich Ihrem wuͤrdigen Fuͤhrer verdanke, genehmige Ich mit Freude die Beibehaltung der Schuͤtzen⸗Compagnie, der Jaͤger Compagnieen und der akademi⸗ schen Legion bei der neuen Oeganisation der Kommunal⸗Garde je⸗ doch als integrirende Theile derselben und ohne ihnen einen Vorzug vor den uͤbrigen Compagnieen einzuraͤumen. So moͤge denn der treffliche Geist, der Sie beseelt, ferner unter Ihnen weilen! Er möge, ein gemeinschaftliches Band der Treue und Erge⸗ benheit fuͤr Fürst und Vaterland, der Achtung fuͤr Gesetz und Obrigkeit, die Einwohner Leipzigs umschlingen; so werde

Ich auch kuͤuftig, wie Ich es jetzt bin, stolz seyn, Ihr Fuͤh⸗ rer zu heißen.“

Nach dieser Rede, so wie bei der Ankunft, erscholl ein allgemeiner freudiger Zuruf, der demnaͤchst auch den theuren Prinzen nach Seiner Wohnung zuruͤckbegleitete. Mittags war offene Tafel, zu welcher von Sr. K. H. Civil⸗ und Mi— litairbeamte, Mitglieder der Kommunal⸗Garden, der Univer— sitaͤt, des Raths nnd der Buͤrgerschaft zugezogen wurden. Gegen Abend beehrten Se. K. H. das Theater mit Ihrem Besuche und wurden, als Höͤchstdieselben durch die festlich geschmuͤckten Hallen in die glaͤnzend erleuchtete Loge traten, unter dem Schalle der Pauken und Trompeten anf das fei— erlichste empfangen.

Köthen, 20. Nov. (Eingesandt.) Wenn seit einiger Zeit die Zeitungen so mannigfach von gestoͤrter oͤffentlicher Ruhe, von wankender Unterthanentreue, ja von offener Em— poͤrung gegen den Landesherrn zu berichten gehabt haben, so muß es einem Leser mit loyalem Sinn doppelt erfreulich seyn, einmal zu vernehmen, mit welcher herzlichen ungetheilten Liebe ein Deutscher Fuͤrst von seinen neuen Unterthanen em— pfangen wurde. Der Herzog Heinrich von Anhalt⸗Koͤthen war seinem am 23. August verstorbenen Bruder Ferdinand in der Regierung des Landes gefolgt und hielt am 18. Nov. mit seiner Gemahlin, einer gebornen Fuͤrstin Reuß den Ein— zug in seine Erblande, gefolgt von den Thraͤnen der Unter⸗ thanen des Fuͤrstenthums Pleß in Schlesien, die von ihm, wie Kinder von einem geliebten Vater, geschieden waren. An der Graͤnze des Herzogthums empfingen ihn die obersten Landes-Behoͤrden, die berittenen Foͤrster und drei ansehn— liche trefflich berittene Corps der Oekonomen, Buͤr⸗ ger und Landleute. Eine unzaͤhlige Menschenmenge hatte sich auf der weiten Ebene versammelt, und wie sich, beguͤnstigt vom schoͤnsten Wetter, der glaͤnzende Zug durch vier verschiedene sehr geschmackvolle Ehrenpforten, errichtet von den hoͤhern Staatsdienern und den Oekonomie—⸗ Beamten der Umgegend, in Bewegung setzte, war das Schau⸗ spiel, das sich dem Auge darbot, wirklich imposant zu nen—⸗ nen, herzerhebender aber der tausendstimmige Jubelruf, der einen geliebten Fuͤrsten willkommen hieß. Die Straßen der Stadt, in welcher der lange Zug endlich ankam, waren mit Menschen uͤber fuͤllt, die Hauser festlich geschmuͤckt; das uni⸗ formirte Schuͤtzen⸗Corps, die meisten Innungen der Hand⸗ werker bildeten Corporationen, welche mit Musik und fliegen den Fahnen den Herrscher bewillkommten und den Zug noch stattlicher machten. Eine Fackelmusik, des Abends von den Buͤrgern dargebracht, ein glänzender Ball, zu Ehren des Herzogspaares veranstaltet, am andern Tage eine allgemeine Illumination der Stadt, die wirklich brillant zu nennen war und mit kleinen Feuerwerken untermischt einzelne groß— artige Effekte gewaͤhrte, die vielen passenden Inschriften an den Ehrenpforten und Transparents 2c. gaben eben so viele Veranlassungen zu den freudigsten Aeclamationen und Hur— rahs, die eben so freundlich n n, als herzlich dar— gebracht wurden. Stadt und Land beeifert sich durch aller⸗ lei kleine in Ehrfurcht dargebotene Geschenke, dem Herrscher seine treue Liebe in Wort und That auszudruͤcken, und nur ein Band, das der Liebe und des Vertrauens, vereint den Fuͤrsten mit seinen Unterthanen. Nicht ein Exceß hat das schoͤne Fest getruͤbt, die musterhafteste Ordnung herrschte beim Zuge und bei den verschiedenen Veranstaltungen zur Feier des Tages, kein Streit wirkte stoͤrend ein, und so gab denn dieser seltene Erfolg eines von den Unterthanen ihrem Lan— desherrn dargebrachten Festes von neuem ein Zeugniß von der Loyalitat der Bewohner Anhalts, die sich in unverbruͤch⸗ licher Ltebe und Anhaͤnglichkeit gegen ihr angestammtes Fuͤr— stenhaus seit so vielen y bewahrt hat.

Braunschweig, 23. Nov. Ein hiesiges Blatt ent—

haͤlt folgende Nachrichten: „Braunschweig, 20. Nov. Des

Herzogs Karl Durchlaucht sind uͤber Calais, Lille, . gereist und in n

Frankfurt a. M. n , Hen In Höchstihrem Gefolge befindet sich der Seconde- Lieutenant von Garßen vom Re— serve⸗adre; der Kanzlei-Direktor Bitter ist, dem Verneh⸗ men nach, in London zuruͤckgeblieben.“ Braun schweig, 22. Nov. So eben erhalten wir die Rachricht, daß des Herzogs Karl Durchlaucht in Beglei⸗ tung des Hof- und Justizraths Fricke sich von Frankfurt nach Fulda begeben haben.“

„Ju Folge einer gestern Abend und heute Morgen ver—