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haͤusern ausgesetzten Legate mindestens zur Haͤlfte zuruͤckerstattet werden. Der General Demar gay unterstuͤtzte den Antrag, da dergleichen Schenkungen in den letztern Jahren auf eine hoͤchst argerliche Weise zugenommen haͤtten. Noailles meinte, man solle wenigstens einen Unterschied zwischen den Schenkangen, die geistlichen Stiftungen, und denen, die Armenhäͤusern zugefallen, machen. Die Eingabe wurde dem Justiz-Minister uͤberwiesen. Der Antrag eines Pariser Buchdruckers auf Freigebung des Buchdrucker— Ge⸗ werbes, wurde auf die Bemerkung des Praͤsidenten des Mi—
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nister⸗Kathes, daß ie Regierung sich mit einem Gesetz⸗ Ent-
wurf uͤber diesen Gegenstand beschaͤftige, dem Minister des Innern zugestellt. Hr. H umblot-Eonté entwickelte hier— auf seinen Tages zuvo geinachten Vorschlag, daß die Siz— zungen der Kammer kuͤnftiz um h Uhr beginnen sollen. Hr. Pet ou trat demselben hei. „Gestern“, aͤußerte er, „hatten sich zum erstenmale 291 Deputitte eingefunden; es fehlten in—⸗ deß immer noch 109, d. h. mehr als der vierte Theil der aufgenommenen Mithlieder; es ist Zeit, daß diesem Aerger— nisse ein Ende gemacht werde.“ ö schloß fast einstimmig, den Antrag in Erwaͤgung zu ziehen. — Der Graf von Sade erstattete jetzt einen dritten Petitions-Bericht. Zu einer lebhaften Dis⸗
kussion gab die Eingabe eines Tuchhäͤndlers in Nismes, Na⸗
mens Jullian, Anlaß, welcher darauf antrug, daß der Ele— mentar, Unterricht im ganzen Umfange des Reichs unentgelt⸗ lich sey. Herr Pe tou bemerkte, daß die in den Gemeinden niedergesetzten Comité s fuͤr den Elementar- Unterricht voͤllig desorganisirt waren, indem die Pfarrer seit der Einsetzung der jetzigen Regierung sich weigerten, daran Theil zu neh⸗ men; andererselts verlange man von denen, die sich als Leh— rer meldeten, nicht bloß ein Sittlichkeits— und Faͤhigkeits⸗At⸗ test, sondern auch ein Certifikat uͤber ihre religiöse Ausbildung; Frankreich sehe sich sonach aufs neue durch die Scheinheilig— keit bedroht; er halte es fuͤr seine Pflicht, den neuen Mini⸗ ster des oͤffentlichen Unterrichts auf die Nachtheile aufmerk— sam zu machen, die aus der Gegenwart des Pfarrers in den gedachten Comitèé's entspraͤngen. „Mehrere Geistliche“, be— merkte der Redner, „nehmen ohnedies schon ihren Abschied, um den von ihnen verlangten Eid nicht zu leisten. Warum wollen wir uns noch groß um sie bemuͤhen? Warum wollen wir sie unentbehrlich machen, da wir doch so gut ohne sie fertig wer— den koͤnnen? (Beifall zur linken Seite) Der Augenblick ist ge⸗ kommen, wo der Pfarrer sich bloß auf seine Kirche beschraͤn, ken, wo der Maire sich allein um den oͤffentlichen Unterricht kümmern, und wo die bisher den Lehrern gemachte Bedingung der Beibringung eines Attestes uͤber ihre religiöse Ausbildung abgeschafft werden muß. Wir werden auf diese Weise die scheinheiligen Lehrer entfernen.“ Der Minister des oͤffent— lichen Unterrichts ergriff sofort das Wort und aͤußerte sich in folgender Weise: „Ich besteige bloß die Rednerbuͤhne, um meinen Vorgaͤnger (den Herzog von Broglie) gegen die Angriffe des Hrn. Petou zu vertheidigen. Meiner Meinung 16 trifft ihn kein Vorwurf; er hat fuͤr den Elementar⸗Un⸗
terricht gethan, was er bei dem Mangel irgend eines Fonds zur Besoldung der Lehrer nur immer thun konnte. Ich weiß
nicht, worguf der vorige Redner die Behauptung gruͤndet, daß der Elementar ⸗Unterricht in Frankreich nicht frei sey; ein Jeder, der sich die noͤthigen Fahigkeiten zutraut, kann sich als Lehrer bei der Behörde melden und die erforderliche Autorifation nachsuchen, die ihm auch, sobald man sich von seiner Moralität uͤberzeugt hat, niemals verweigert wird. Diese letztere Bedingung ist zur Aufrechthaltung der guten Sitten nothwendig, und man füt sie daher niemals don diefer Rednerbuhne herab tadeln. Es ist noch kein Bei⸗ spiel vorhanden, daß einem Lehrer, der sich uͤber seine Sitt⸗ lichkeit aüsgewiesen, die Erlaubniß zur Eröͤffnung ein zt Schul⸗ verweigert worden wäre. Hr. Petou hat, meiner Meinung nach, Unrecht, wenn er behauptet, daß der Pfarrer bei der Ausstellung des Sittlichkeits Attestes keine Stimme haben duͤrfe; im Uebrigen rührt diese Bestimmung nicht von mei⸗ nem Vorgänger her; er hat sie bei der Uebernahme seines Ministeriuüms bereits vorgefunden und Lie Ausfuͤhrung der—
felben auf alle nur mögliche Weise erleichtert.“ Hr. Karl Huͤten wir uns
Dupin sprach sich in derselben Weise aus. wohl“, bemerkte er, „in denselben Fehler zu gerathen, wore in die Regierung nach der ersten Französischen Revolution ver— siel. Damals waren die besten Schulen verztet, weil man die Geistlichen gemißhandelt und ihren, Autheil an dem Unterrichtswesen zurücksgewiesen hatte. Wir durfen in unse— rem Argwohn gegen die Pfarret auch nicht alliu weit gehen, wenn wir nicht den gehelmen Feinden, woran es einer neuen Regierung niemals fehlt, Waffen gegen uns Hände geben wollen.
Der Graf von
Die Versammlung be
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selbst in die Man schildert die Schulhalter, die ein von ihm selbst errichtete Elementar⸗Schule zu
Attest uͤber ihre religiöse Ausbildung beibringen, als schein— heilig. Die Scheinheiligkeit, meine Herren, kann in einem Staate nur Wurzel fassen und sich verbreiten, wenn die Re— gierung selbst sie beguͤnstigt; unter der jetzigen haben wir sie nicht mehr zu fuͤrchten. Herr B. Con tant sprach sich fuͤr eine unbedingte Unterrichts-Freiheit aus und verlangte so— nach auch die Abschaffung der Sittlichkeits-Atteste, indem je⸗ der Familienvater, bevor er sein Kind einem Lehrer anver— traue, sich von selbst schon vergewissern werde, ob der sitt⸗ liche Charakter dieses Letzteren ihm solches auch gestatte, Im Uebrigen sey es nicht wahr, nung einer Schule nie verweigert werde; ihm selbst sey ein solcher Fall bekannt; er wolle hiermit nicht sagen, daß der jetzige Minister des oͤffentlichen Unterrichts nicht bemuͤht sey, Mißbraͤuchen zu steuern; es gehe indeß aus jenem Faktum hervor, daß, wenn es in allen Professionen nothwendig sey, feine Probezeit zu bestehen, auch die Minister derselben nicht üͤberhoben seyen. Herr Mérilhou sah sich hier vurch ver— anlaßt, zum zweiten male die Rednerbuͤhne zu besteigen. a vorige Redner,“ aͤußerte er, „behauptet so eben, daß die Mi⸗ nister nothwendig auch ihr Probejahr bestehen muͤßten. Wohl weiß ich, daß in allen oͤffentlichen Aemtern eine mehr oder minder iange Zeit erforderlich ist, um sich mit der Natur der Pflichten, die man in denselben zu erfuͤllen hat, gehoͤrig bekannt zu machen. Es ist möglich, daß ich mein Jahr noch nicht uͤberstanden habe, und daß mir noch viel zu lernen uͤbrig bleibt; gleichwohl glaube ich schan jetzt aufs neue ver sichern zu koͤnnen, daß die Regierung Ladwig Philipps nicht nur niemals den Elementar-Unterricht zu hemmen, sondern ihn vielmehr uͤberall moͤglichst zu befördern gesucht hat. Das von dem vorigen Redner angefuͤhrte Faktum schreibt sich vom Jahre 1328 her, und man kann dasselbe also nicht füͤglich einem Ministerium zur Last, legen, das sein Probejahr noch nicht uͤberstanden hat. Man nenne uns ir— gend einen Lehrer, dem von dem Probe⸗Minister, der gegen⸗ wärtig zu Ihnen spricht, oder selbst von seinem Vorgaͤnger, die Erlaubniß zur Eroͤffuung einer Schule verweigert worden wäre. In Fallen, wo das erforderliche Sittlichkeits / Attest vorenthalten worden ist, wird das Ministerium etwanige Re⸗ klamstinen immer mit der groͤßten Sorgfalt pruͤfen und ih— nen gerecht werden.“ Hr. Petou fand sich durch diese Er— klärung noch nicht zufriebengestellt, indem der von ihm geruͤgte Mißbrauch, daß nämlich ein Lehrer dei den besten Empfeh—⸗ füngen die Erlaubniß zur Eroͤffnung einer Schule nicht er— halten koͤne, wenn er nicht zugleich auch ein Attest des Pfarrers beibringe, nichtsdestoweniger fortbestehe. Hr. Ber⸗ nard bemerkte dagegen, daß man bei der Ertheilung des Konsenses zur Ersffnung einer Schule nicht vorsichtig genug zu Werke gehen koͤnne; es sey ihm ein Fall bekannt, wo ein freigelassener Galseren-Straͤfling bei der Regierung um die Erlaubniß eingekommen sey, eine Elementarschule eröffnen zu durfen. Hr. v. Tracy glaubte, daß es hinreichend sey, wenn der Schul-Kandidat ein Sittlichkeits-Attest beibringe; ein Certifikat des Pfarrers uͤber seine religioͤse Ausbildung sey aber voͤlliz Käberfluͤfssig. Nachdem noch der Graf v. Noailles die Meinung ausgesprochen, daß der Neligions⸗Unterricht mit dem Elementar-Unterrichte Hand in Hand gehen muͤsse, wurde die Bittschrift des Jullian, die zu dieser langen De— batts Anlaß gegeben hatte, dem Minister des öffentlichen Un— terrichts uͤberwiesen. — In einer andern Bittschrift ver⸗ langte ein gewisser Polin, daß alle Jesuiten aus Frankreich
verkrieben und nach Afrika deportirt wurden, daß man alle
Bisthuͤmer abschaffe u. s. w. Die Versammlung schritt na— tärlich daruͤber zur Tagesordnung. — Auf den Antrag des vierten Berichterstatters, Hrn. Cunin⸗Gridaine, wurden mehrere Bittschriften, worin die Herabsetzung des Wahl⸗Cen⸗ sus auf 150 Fr. verlangt wurde, auf das Nachweis⸗Bureau niedergelegt. — Ein Einwohner von Coulommiers trug auf ein Gesetz zu Ehren des Generals Lafayette an, (Die ser be⸗ eilte sich, sofort den Saal zu verlassen). Der Bittsteller ver⸗ langte, daß die Nation dem General den Titel eines Groß⸗ Burgers ertheile, daß die Stadt Rosoy, in deren Naͤhe des Generals Schloß liegt, hinfuͤhrꝰ den Namen Lafayette Ville fuͤhre und daß die von dem General gestiftete Elementar- Schule kuͤnftig auf Kosten des Staate unterhalten werde. „Frankreich“, bemerkte Hr. Cunin Gri⸗ daine, „hat laͤngst schon als einen seiner ersten Buͤrger den Mann anerkannt, der sein ganzes Leben der Sache der Frei⸗ heit gewidmet hat. Welche Auszeichnung, welche Ehrenbe⸗ zeugung könnte das Vaterland ihm aber bieten? Nie wuͤrde er es zugeben, daß man ihn des Gluͤckes beraubte, gemein⸗ schaftlich mit den übrigen Gliedern seiner Familie die von ber Matter seiner Gattin gestiftete fromme Anstalt oder die unterhalten.
daß die Erlaubniß zur Eroͤff⸗—
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Indem die Bittschriften⸗Kommission hiernach den guten Ab⸗ sichten des Bittstellers Gerechtigkeit widerfahren läßt, glaubt sie, daß man den bescheidenen Sinn des Generals ehren muüsse, und aus diesem einzigen Grunde traͤgt sie auf die Ta⸗ ges⸗Ordnung an. Letztere wurde beschlossen. — Am Schlusse ßer Sitzung stattete noch Hr. Etignne einen fuͤnften Peti⸗ tions, Bericht ab. Großes Gelaͤchter erregte die Eingabe eines Bewohners des Departements des Gard, welcher Reifegelder verlangte, um der Regierung eine von ihm herrührende schöͤne Erfindung mitzutheilen; er habe nämlich ein Mittel erfunden, wie 5900 Soldaten, ohne irgend eine Gefahr zu laufen, 20,000 Feinde in die Flucht schlagen koͤnnten. Die Versammlung schien der Wirksamkeit dieses Mittels keinen besonderen Glauben zu schenken und hieit es daher fuͤr angemessener, dem Erfinzer die Reise, der Regierung aber die Kosten zu ersparen. Die lustige Stim⸗ mung, worein die Kammer sich versetzt fuͤhlte, machte gar bald
dem lautesten Unwillen Platz, als die Eingabe eines gewissen
Gorgeret zum Vortrage kam, worin dieser dem Verhalten der Deputirten in den drei Revolutionstagen eine schoͤne Lobrede hielt, demnäͤchst aber ihnen in duͤrren Worten er— klärte, daß ihr Mandat seit dem 29. Juli erloschen, und daß mithin Alles, was sie spaͤterhin gethan, unbefugterweise gesche⸗ hen sey. Die Versammlung schritt rasch daruͤber zur Tages⸗ ordnung. Die uͤbrigen Petitionen, worüber Hr. Etienne be— richtete, waren von keinem erheblichen Interesse. Die Siz⸗ zung warde um 53 Uhr aufgehoben.
Paris, 21. Nov. Der Koͤnig fuͤhrte gestern den Vorsitz in einem dreistündigen Minister⸗Rathe.
Sas große Wahl⸗Kollegium des Departements der Nie⸗ dern Loire hat an die Stelle des Barons Dudon Hrn. Lu— minais zum Deputirten gewaͤhlt.
Der Monttenr beschaͤftigt sich heute in mehreren klei⸗ nen Artikeln mit der Widerlegung irriger Angaben hiesiger Blätter. So erklärt er unter Anderm die Behauptung einiger Zeitungen, daß fuͤr die Soiréen im Palais⸗Royal eine beson— dere Hostracht vorgeschrieben sey, fuͤr ungegruͤndet. Die Ga⸗ zette de France hatte gemeldet, daß die Wegnahme des Mis⸗ sionskteuzes in Angers unter der dortigen Einwohnerschaft Besturzung verbreitet habe. Der Moniteur berichtigt die Sache dahin, daß dieses Kreuz gar nicht weggenommen und daß auch gar kein Ver such dieser Art gemacht worden sey. Die Tribune des Departements hatte angezeigt, daß mehrere Pfarrer des Bezirks von Poitiers sich geweigert hatten, das Banine salvum us. s. w. zu singen. Der Moniteur macht dazu folgende Bemerkung; „Wir koͤnnen versichern, daß die⸗ ses Aergerniß nicht stattgefunden hat. Die Geistlichkeit des Departements der Vienne kennt ihre Pflichten zu gut, um dazu einen Anlaß zu geben.“
Die National“ Garden, die sich in Lyon zu der großen von dem Herzoge von Orleans dort abzuhaltenden Revue ver— sammeln, werden, Briefen von dort zufolge, ein Heer von 30,000 — 40,000 Mann bilden. Alle Schneider der Stadt und der gauzen Umgegend sind mit Anfertigung von Unifor— men beschaͤftigt.
In Folge der neuen Organisation der polytechnischen Schule werden unter den Beamten und Professoren derselben mehrere Veraͤnderungen stattsinden. Der bisherige Gou— verneur, General-Lieutenant Bordesoulle, und der Unter⸗Gou⸗ verneur, General⸗Major Pailhou, so wie der Studien-In— spektor Binet, haben bereits ihr Amt niedergelegt.
Der Plan, 500,000 Gewehre in England . zu las⸗ sen, scheint von der Regierung aufgegeben zu seyn. Die der Kirche Saint-⸗GermainkAuxerrois gegenuͤber liegenden Galle⸗ rieen im Erdgeschoß des Louvre sollen in Werkstätten verwan⸗ delt und darin Gewehre angefertigt werden.
Der Temps sagt heute unter Anderem: „Man muß ein großes Vertrauen zu dem Lande und dessen Institutionen haben, um sich nicht durch die c ane n, jener bewegli⸗ chen Meinung, die in den Salons und eider auch an der Vöͤrse herrscht, mit fortreißen ju lassen. Den einen Tag ist Alles gerettet, den andern Alles wieder verloren; Sieges. ruf und Nothgeschrei folgen unmittelbar auf einander, und man übertreibt das Gute wie das Boͤse. Wir wollen ver su⸗ chen, die Dinge auf ihren wahren Werth und die Gemuͤther zu einer Ruhe ir d n. die sie vor den Taͤuschungen der Furcht wie der Begeisterung bewahre. Bankerutte bre⸗ chen aus; man sah sie aber am Schlusse eines durch wichtige Ereignisse bezeichneten Jahres voraus. Die Belgische Frage erregt Besorgnisse, wozu aber in einem Augenblicke, wo der Englische Ministerwechsel das Prinzip der Nicht⸗Intervention befestigt hat, weniger Anlaß vorhanden ist. Die Ernennung des Marschall Sonlt zum Kriegs⸗Minister und die Maaßre—
geln, die er seit dem Antritte seines Amts getroffen, um den ins Stocken gerathenen Geschaͤften des Kriegs⸗Departements neues Leben zu verleihen, erwecken Zweifel uͤber die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens. Inzwischen giebt Jedermann zu, daß in der gegenwaͤrtigen Organisation der Armee Unord— nung herrscht; man verlangt Waffen fuͤr die neu ausgehobe— nen Mannschaften und die National-Garde, und dennoch be— unruhigt man sich uͤber die Ausfuͤhrung derselben Maaßregeln, auf die man fruͤher gedrungen hat. Marschall Soult weiß, daß Frankreich des Ruhmes nicht mehr bedarf; er weiß dagegen, daß die Freiheit des Friedens bedarf, und wird' daher gewiß nicht unterlassen, das Publikum und di- Kammern uͤber das Ziel und Maaß seiner Anordnungen aufzuklären; er wird fuͤhlen, daß diese Erklaͤrungen fuͤr Eu⸗ ropa selbst nothwendig sind. Glauben an einen Krieg er⸗ wecken, hieße, ihn beinahe hervorrufen; wer ihn hervorriefe, mußte dafuͤr verantwortlich seyn, und welche furchtbare Ver⸗ antwortlichkeit wuͤrde dies unter den gegenwärtigen Umstaͤn⸗ den seyn. Wir sind ungeduldig, die Kammer ihre ruhigern Beschaäͤftigungen beginnen zu sehen. Morgen nimmt die Dis—⸗ kussion uͤber den Rechnungs-Abschuß von 1829 ihren Anfang; in drei bis vier Tagen wird das Budget vorgelegt und die Aufmerksamkeit des Publikums auf Zahlen gerichtet werden, und diefe sind ein niederschlagen des Mittel, Unser Kabinet, das allerdings noch nicht viel Kraft gezeigt hat, wird diese wahrscheinlich aus Nachahmung, oder durch die Nothwendig⸗ keit getrieben, gewinnen. Wir wollen hoffen, daß es, von den Sorgen seiner innern Organisation nunmehr befreit, sich ganz wichtigen Arbeiten hingeben werde. Freiheit der Staats⸗ Gewalten, organische Institutionen, Verbesserungen im In—⸗ nern, kraͤftige Handhabung der Gesetze, Unterdrückung aller tusschwelfungen, Buͤrgschaften fuͤr Frieden und Ordnung, das sind die Forderungen, welche Frankreich an seine Regie⸗ rung stellt.“
Dee Polizei hat in Marseille ein nach der Weise der Marstiller Hymne gedichtetes Lied konfiszirt, worin jeder Bers mit dem Ritornell endet; „Marchons, Marchons, pour r6établir le siröne des Bourbons.“
Eine Deputation junger Israeliten machte vor einigen Tagen dem Minister des oͤffentlichen Unterrichts und des Eul⸗ tus ihre Aufwartung, um ihm fuͤr den in der Sitzung vom 13ten d. M. der Deputirten, Kammer vorgelegten Gesetz⸗Ent— wurf, wonach die juͤdische Geistlichkeit kuͤnftig ebenfalls vom Staate besoldet werden soll, ihren Dank abzuͤstatten. Die⸗ selbe Deputation begab sich darauf zum General Lafayette und nahm seine Unterstuͤtzung und Fuͤrsprache bei der Diskussion uͤber diesen Gesetz⸗Entwurf in der Kammer in Anspruch. Der General hat diese von seiner Seite zugesagt und den Abge— ordneten Hoffnung gemacht, daß der fo einfache und natur gemäße Antrag des Herrn Mrilhou keinen Widerspruch in der Kammer finden werde.
In Saint-Louis am Senegal herrschte, einem Schreiben von dort vom 19. Sept. zufolge, das gelbe Fieber; die 700 Mann starke Garnison war durch diese Krankheit auf 100 zum Dienste faͤhige Soldaten zusammengeschmolzen.
Dem Memobrial-⸗Bordelais 6 ist der General Morillo, Graf von Carthagena, nebst einigen andern ausge— wanderten vornehmen Spaniern, vom Koͤnige Ferdinand VII. . worden und im Begriff, in sein aterland zuruͤck⸗ ukehren.
: Fast saͤmmtliche Blaͤtter enthalten folgendes Schreiben aus Perpignan vom 14ten d.: „Unser Präfekt hat von der Gränze in der Richtung von Puycerda nachstehende von gestern datirte Depesche erhalten: „ „General Gurrea, der 30 Mann ' befehligt, hat sich, da er in Arragonien nicht ein⸗ dringen konnte, mit Heftigkeit durch das Thal von Arran auf Urgel geworfen und den Grafen España, der schwer verwundet worden ist, voͤllig . Ein unter den Be—⸗— fehlen des Letztern stehendes avallerie⸗Regiment hat sich ge⸗ weigert, an dem Gefechte Theil zu nehmen. Die Constitu⸗ tionnellen haben sich nach Puyeerda gewendet, das sie mili⸗ tairisch besetzt halten.““ De. hier angekommene Briefe sprechen ebenfalls von diesem reigniß und fuͤgen hinzu, daß das Kavallerie⸗Regiment sich gegen den Grafen Españg ge—⸗ wendet habe, und daß die Wunde des Letztern toͤdtlich sey.⸗“ Ein Blatt macht jedoch zu dieser Nachricht die Bemerkung, daß andere Briefe von der Spanischen Graͤnze dieses Ereig⸗ nisses mit keiner Sylbe erwaͤhnten, das man ur ganz un⸗ wahrscheinlich halten muͤsse, wenn man bedenke, daß beim Abgange der letzten Post die Truͤmmer des Corps von Gur— rea entmuthigt und entwaffnet waren und an nichts weniger dachten, als an einen neuen Einfall in Spanien. — Eine aus Bahyonne hier eingegangene telegraphische Depesche meldet, daß von dort mehrere Transporte Spanischer Fluͤcht⸗