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den soll, welche man der im Felde liegenden Harlemer Schutterei nachsenden will.
Bier in Bruͤssel gefangen gewesene Offiziere sind hier angekommen, und hat einer derselben bei Sr. Majestaͤt dem Köoͤnige eine PrivatAudienz gehabt. Die Lage der gefangen gehaltenen Offiziere soll fortwährend sehr traurig seyn, indem sie naͤmlich gar keine Unterstüͤtzungen erhalten und hin und wieder mit der Rache der Belgier bedroht werden.
— Der Westphaälische Merkur enthaͤlt folgende Mit⸗ theilung aus dem Haag vom 25. Nov. fruͤh, mit dem Be— merken, daß die Meldung offiziell sey:
„Am T2osten des Abends trafen die Kommissarien Herrn Cartwright und Bresson in Bruͤssel ein, entledigten sich ih⸗ res Auftrages der Konferenz zu London bei der Belgisch⸗ provisorischen Regierung und erhielten um Mitternacht die Antwort:
„daß Belgien, den Wuͤnschen der Konferenz gemaͤß, den Waffenstillstand auf 10 Tage annehme,“ ö
Die Herren Kommissarien protestirten am 21 sten des Morgens gegen diese Antwort und erhielten denselben Tag die Erklaͤrung:
„daß Belgien den Waffenstillstand ohne Zeitbestimmung annehme, auch bereit sey, das Noͤthige wegen Festsetzung der Demarcations-Linie zu verabreden, um alsdann die ubrigen Bedingungen des Konferenz⸗ Protokolls vom 17ten d. M. **) zu erfuͤllen.“
In Gemaͤßheit dieser Erklaͤrung haben Se. Majestaͤt der Konig am 2ästen (gestern) des Abends den Befehlshabern der Land, und Seemacht die Weisung ertheilt:
„sofort alle Feindseligkeiten einzustellen und demnächst eine DemarcationsLinie zu verabreden, in deren Folge (190 Tage nach geschehener Beziehung derselben) die Citadelle von Antwerpen, so wie die Forts Lievenshoeck und Lillo, von Allerhoͤchstihren Truppen geräumt werden sollen.“
Herzogenbusch, 23. Nov, Gestern Abend ist Se. K. H der Prinz Friedrich, von Breda kommend, hier ange— langt, und werden heute die Festung, die Forts und die Be— satzung von Sr. K. H; in Augenschein genommen werden.
Der Herzog Beruͤhard von Sach sen⸗Weimar ist mit dem Corps, welches er von hier nach Mastricht gefuͤhrt hat, durch⸗ aus auf kein Hinderniß gestoßen. Es wird besonders die Gastfreundlichkeit geruͤhmt, welche kiese Truppen bei mehre⸗ ren großen Gutsbesitzern von Nord, Brabant gefunden haben.
Breda, 23. Nov. General van Geen ist mit den bei der Expedition gegen die Belgischen Graͤnzboͤrfer beschaͤftigt gewesenen Truppen-Abtheilungen hier wieder angekommen. Der General ist mit der Ordnung und dem guten Geiste, die sich bei dieser Gelegenheit unter den Mannschaften zu er— kennen gegeben, sehr zufrieden. Unter den 16 Gefangenen, die hier eingebracht worden sind, befinden sich drei Pariser und auch, wie es heißt, zwei Leute, die Bewohner der noͤrd⸗ lichen Provinzen sind.
General Wildemann, der Kommandant unserer Festung, hat die Einwohner aufgefordert, alle in ihrem Besitz befind— lichen Waffen auf eine bestimmte Zeit gegen einen Empfang— Schein abzuliefern, und zwar sollen alle diejenigen, bei denen man spaͤter Waffen finden wird, vor ein Kriegs-Gericht ge⸗ stellt werden.
Es werden hier alle moͤglichen Maaßregeln genommen, um die Festung unbezwingbar zu machen, und faͤngt man, zu groͤßerer Vorsicht, auch an, die Stadtthore nach der innern Seite zu verschanzen.
Antwerpen, 24. Nov. Den hier eingegangenen Nach— richten von der Graͤnze zufolge, sind von den beiden Cour⸗ tray'schen Compagnieen, die am vorigen Sonntage von den Holländern in Esschen uͤberfallen wurden, 10 getoͤdtet und s gefangen worden. Mit den von Hollaͤndischer Seite ge⸗ gebenen Berichten in Widerspruch wird in den unsrigen er— zaͤhlt, daß sich die Belgier eben in der Kirche befunden haͤtten, als der Ueherfall stattgefunden habe.
Das hiesige Journal . seinen Unwillen daruͤber
zu erkennen, daß der Kongreß bei seinen Dis kussionen uͤber die Ausschließung des Hauses Nassau, gar keine Ruͤcksicht darauf nehmen wolle, daß sich das Schicksal Antwerpens und Mastrichts noch in den Händen der Hollaͤnder befinde.
Der vom Courrier des Pays-Bas gegebenen Nachricht von einer hier herrschenden ansteckenden Krankheit wird in hiesigen Blattern widersprochen.
Neuerdings sind gestern mehrere Transport-Schiffe mit
*) S. den Tagesbefehl des Generals Nypels in Nr. 330 der Staats⸗Zeitung. *) S. Nr. 331 der Staats⸗Zeitung.
Proviantirungs-Gegenstaͤnden fuͤr die Citadelle angekommen. Das Dampfboot „Curagao“, das heute ankam, hat die Fre— gatte „Eurydice“ ans Schlepptau genommen und ist mit derselben abgegangen. Vor der Stadt befinden sich jetzt 7 Hollaͤndische Kononierboote, und heißt es, daß noch 8 hinzu⸗ kommen werden, von denen sich 5 auf die Rhede von Au— struweel, unter der Leitung des Dampfbootes „Curagao“, le- gen sollen. Unsere Kauffahrtei-Schiffe befinden sich immer noch in Vließingen, und bis zu diesem Augenblicke ist die Schifffahrt auf der Schelde noch nicht frei.
In einem von hie sigen Blättern mitgetheilten Auf⸗ satze, den angeblich ein Antwerpener Burger in einem Kaffee Hause geschrieben hat, wird das Aufdringen der Franzoͤsischen Sprache, welche kaum J der Belgischen Nation verstehe, zum Gegenstand einiger sehr ernsthaften, wenn gleich in ein spot— tendes Gewand gekleideten, Fragen gemacht; so heißt es un— ter Anderm: „wenn in Antwerpen bei der oͤffentlichen Ge⸗ richts Sitzung, vornehmlich in Kriminalsachen, Franzoͤsisch plaidirt wird, so bestehen die Zuhörer aus Leuten, die nicht Franzoͤsisch verstehen; wo bleibt denn also der ausgesprochene Grunsdsatz der Oeffentlichkeit, oder bezieht sich derselbe etwa nur auf „anschauen“, nicht auf „anhoͤren?“
Bruͤssel, 24. Nov. In der heutigen Sitzung des Kon— gresses ist der Antrag des Hrn. Rodenbach auf Ausschließung des Hauses Nassau von der Regierung uͤber Belgien durch 161 gegen 28 Stimmen angenommen worden. Opponenten waren? die Herren Werbroek Peeters, v. Baillet, Orban, Osy, Thorn, Legreele, d' Hanis van Cannaert, v. Hemptine, Dubois, Destouvelles, v. Foere, v. Bergeyck, A. Cogels, v. Stockhem, v. Secus, v. Trazegnies, H. Cogels, Huysman d Annecroix, v. Secus der Sohn, v. Aussembourg, v. Liedel, Cornet v. Grez, v. Renesse, van Volder, v. Gerlache und Maelagan.
Die hier befindlichen Herren Bresson und Cartwright haben oͤftere Konferenzen mit den Mitgliedern der provisori⸗ schen Regierung.
Die Herren Rogier und Jolly, Mitglieder der proviso— rischen Regierung, sind in Gent angekommen.
Der General Niellon befindet sich hier in Bruͤssel.
Fast sammtliche Mitglieder des Tribunals von Luxem— burg haben sich geweigert, die provisorische Regierung von
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Belgien als eine Autoritaͤt faͤr das Großherzogthum anzuer— kennen. Die provisorische Regierung hat sie nun zwar ab⸗ gesetzt, jedoch rie Mittel nicht angegeben, durch welche diese
Absetzung geltend gemacht werden soll.
Luͤttich, 2 . Nov. Nachrichten aus Mastricht zufolge, ist der Herzog von Sachsen-Weimar gestern mit einer star— ken Kolonne von dort nach Venloo aufgebrochen. Da er jedoch seitdem die Nachricht von dem auch Seitens der Hol— ländischen Regierung angenommenen Waffenstillstand erhalten haben wird, so ist zu vermuthen, daß er den Plan zur Wie— der,Eroberung Venloos nicht ins Werk gesetzt habe.
Deutschland.
— — Weimar, 2. Nov. Folgendes ist das heutige Buͤlletin uͤber Goͤthe's Befinden:
„Se. Excellenz haben den groͤßten Theil der Nacht ge⸗ schlummert und seit gestern Abend 6 Uhr kein Blut mehr ausgeworfen. Die Kraͤfte sind schwach, doch nicht in bedeu⸗ tendem Grade.
Dr. Vogel.“
Man kann sonach doch noch der Hoffnung Raum geben, daß die außerordentlich kraftige Natuͤr unseres Göthe die Oberhand uͤber ein Uebel behalten werde, welches — wie man sich freilich nicht verhehlen darf — bei dem hohen Alter des Patienten hoͤchst gefahrvoll ist. — Moͤchten wir doch bald die Bestaͤtigung dieser schoͤnen Hoffnung melden koͤnnen!
Braunschweig, 27. Nov. Eine Deputation der frei= willigen Jaͤger⸗Tompagnie zu Koͤnigslutter, bestehend aus den Offizieren; Hauptmann Bremer und den Lieutenants von Strombeck und Dieckmann, traf vorgestern hier ein, um des Herzogs Wilhem Durchlaucht die unwandelbare Ergebenheit ihres Corps zu versichern. Die Deputation zeigte auch zu⸗ gleich dem Commandeur unserer VBürgergarge—, Hrn. Loͤbbecke, an, daß ihre Mannschaft sogleich auf die erste Ordre von ihm, wohin er befehle, auszuruͤcken bereit sey.
Der Major von Erichsen, Ordonnanz⸗-ffizier Sr. Durch⸗ laucht des Herzogs Wilhelm, und der Hauptmann Bause sind am 23sten d. Nachmittags, Ersterer ngch London, Letz⸗ terer uͤber Fulda und Frankfurt a. M. nach Wien abgereist.
Der Landsyndicus Pricelius ist im Auftrage der Land⸗ staͤnde vorgestern Mittag um 1 Uhr nach Frankfurt a. M.
abgereist.
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Schweiz. Sch affhausen, 23. Nov. Ueber den Zußand des Thurgaus aͤußert sich die dasige Zeitung:
„Bei der Umwandlung des Thurgauischen Volks, die
sich seit wenigen Wochen zeigt, bemerkt man zwar man— ches Gute, aber leider auch Vieles, das bedenklich ist und nicht ohne Grund den redlichen Vaterlands-Freund bekuͤm⸗ mert und mit banger Sorge erfuͤllt. Dazu gehort besonders der uͤberreizte Zustand des Volks, selbst in Gegenden, die fonst zu den ruhigern gehoͤrten, und der daraus hervorgehende blinde Parteieifer. Schon ist es dahin gekommen, daß der ruhige und besonnene, wenn auch noch so wohldenkende, Mann, sobald er nicht in die Laͤrm-Trompete stoͤßt, Uebereilungen und schaͤdliche Mißgriffe mißbilligt und das Gute nur auf guten Wegen gefordert wuͤnscht, als ein Anhaͤnger des Alten ver— daͤchtigt und wohl gar politisch verketzert wird. Nur der laute Schreier gilt jetzt noch in mancher Gegend und bei mancher Gemein de, und Leute, die sonst nichts weniger als Zutrauen besaßen und weder durch ihre Einsicht, noch durch ihren Eifer fuͤr das gemeine Beste, sich jemals besonders aus⸗ zeichneten, bemaͤchtigen sich jetzt an mehreren Orten des gro— ßen Worts u. s. w.“ . Aus Solothurn wird gemeldet: Es giebt kein oͤffent— liches Blatt in der Eidgenossenschaft, das nicht schon mehr oder weniger auf die Krisis hindeutete, der unser Kanton ent— gegengehe. Sie ist endlich, wie es der Freund der Ruhe und Ordnung wuͤnschte, ohne heftige Erschuͤtterung eingetreten. Der Anstoß ging diesmal vom Lande aus, das sehr viele ge— bildete und eben so besonnene als feste und freisinnige Maͤn—⸗ ner hat, und es wurde das Ganze mit einer Klugheit begon— nen und eingeleitet, die einen erfreulichen Erfolg zu haben nicht ermangeln duͤrfte. Am 15ten d. M. war naͤmlich eine Versammlung der angesehensten einflußreichsten Männer aus den 3 untern Amteien: Ballstall, Olten und Goͤsgen, im Staͤdtchen Olten selber. Alle die Maͤnner, die Einladung erhielten, erschienen mit dem eifrigsten besten Willen; man begnuͤgte sich aber, einstweilen nur die Ammaͤnner, Friedens— richter, Gerichts saͤssen, Großraͤthe und sonstige angesehene Buͤrger zu den vorlaͤufigen Schritten zu ver sammeln, um so wenig Aufsehen zu machen, als moglich; gleichwohl erschienen gegen 100 Burger der 3 Amteien auf diesen ersten Wink, wozu auch noch einige wenige Ditner einzurechnen sind, die als Ausschuß der Ortsbuͤrger⸗ schaft das Staͤdtchen zu vertreten hatten. Eine kraͤftige Denkschrift wurde mit großer Aufmerksamkeit verlesen, be— sprochen und sodann einmuͤthig angenommen. Sieben De⸗ putirte wurden ernannt, um dieselbe der Regierung einzurei— chen, so wie auch das Verzeichniß aller Theilnehmer an der fur unsern Kanton so wichtigen Versammlung, um der Re⸗ gierung Zutrauen in die Absichten der Vaterlandsfreunde einzufloͤßen, so wie die Festigkeit zu zeigen, mit der man ge— wuͤnschten zeitgemäßen Verbesserungen auf ruhigem gesetzli⸗ chen Wege entgegen zu gehen gesinnt sey.
Jtalien.
— — Livorno, 12. Nov. Die hier so eben bekannt gewordene Nachricht von der Eroͤffnung der freien Getreide—
Einfuhr in Frankreich verspricht dem hiesigen Platz fuͤr den
bevorstehenden Winter bedeutende Geschaͤfte. Die Inhaber von Weizen-Vorraͤthen weigern sich schon jetzt, zu verkaufen, weil sie so lange warten wollen, bis die von Frankreich aus zu erwartenden Auftraͤge die Preise bedeutend gesteigert ha— hen werden. — Die Anwesenheit des ehemaligen Deys von
Algier in der Naͤhe unserer Stadt hat die Aufmerksamkeit
des Publikums aufs neue auf jene Franzoͤsische Eroberung geleitet, und allgemein beschaͤftigt man sich mit der fuͤr das Interesse des hiesigen Handelsstandes wichtigen Frage uͤber das kuͤnftige Schicksal dieses gewesenen Raubstaates. Man streitet viel daruͤber hin und . ob Frankreich diese Besij⸗ zung kolonisiren und sich hier, was allerdings etwas Großes, Weltgeschichtliches zu nennen waͤre, einen Ausgangspunkt fuͤr die Verbreitung Europaͤischer Kultur und fuͤr die Durchfor— schung des innern Afrika bilden, oder ob es, vor großen Geldopfern zuruͤckschreckend, den Besitz fruͤher oder spaͤter aufgeben werde. Die Grunde fuͤr letztere Ansicht scheinen durch ein hier eingegangenes Schreiben eines unparteiischen Beobachters aus Algier vom 26. Okt. einen nicht unbeden— tenden Zuwachs zu erhalten. Der Briefsteller, welcher vom eigenen Sehen und Hoͤren spricht, schildert, indem er dem Talente und dem Eifer des General Clausel fuͤr den Plan einer Colonisation der Regentschaft alle Gerechtigkeit wider—
fahren laßt, den Gang der Dinge in dieser Beziehung als nicht besonders erfreulich; er ist der Meinung, daß diese Un—
ternehmung ihrer Natur nach an diefem Theile der Afrikani—
schen Noroͤkuͤste fast unuͤberwindliche Schwierigkeiten finden
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werde. Die Franzoͤsische Regierung ihrerseits werde um so mehr Bedenken tragen, die fuͤr die Ausfuhrung dieses riesen⸗ hasten Unternehmens noͤthigen großen Ausgaben zu machen, da sich davon erst in sehr weiter Zukunft und auch dann noch mit geringer Sicherheit Vortheile erwarten lassen. Noch weniger aber wuͤrden sich Kapitalisten, die man als Actionaire fuͤr diese Speculation gern gewinnen moͤchte, darauf einlassen wollen, da die Regierung fuͤr dieselbe nicht leicht eine Garantie der Art gewähren konnte, wie dies von Sei— ten Englands mit der Ostindischen Compagnie der Fall ist. Bringe man ferner die schwer zu uͤberwindende Wildheit und den Fanatismus der Araber, die Eifersucht anderer See⸗ maͤchte, den noch keinesweges ganz konsolidirten inneren Zu⸗ stand Frankreichs und die aäͤußeren Schwankungen in Rech— nung, so ergebe sich hier ein Verein von Konjunkturen, wel—⸗ che allerdings dieser Angelegenheit wenig guͤnstig seyen. Auf der andern Seite aber lasse sich schwer sagen, wie man Al⸗ gier verlassen koͤnne, ohne es einem Zustande Preis zu geben, der noch schlimmer seyn wuͤrde, als der, welchem man ein Ende habe machen wollen. Wie dem auch sey, so zeige Alles, was General Clausel thue, die bestimmte Absicht, alle Welt glauben zu machen, daß man sich in Algier fuͤr immer fest— setzen wolle, obgleich nichts geschehe, was mit Sicherheit zu diesem Ziele fuͤhren wurde. Oran vermoͤge sich kaum unter einem Tuͤrkischen Oberhaupte gegen die umherschweifenden Araber zu halten. Bona und die ganze uͤbrige Kuͤste befinde sich in völliger Anarchie, und den Schiffbruͤchigen, so wie klei⸗ nen Fahrzeugen, welche sich der Kuͤste zu sehr nahen, stehe, nach wie vor, das traurigste Loos bevor. Seit der Besetzung Algiers durch die Franzosen seyen bereits drei Schiffe ein Opfer der grausamen raubgierigen Beduinen geworden, und wenn diese Anarchie fortdauere, so werde sich ein noch ge— faͤhrlicheres System der Seeraͤuberei, als das vorige, ausbil⸗ den, weil es moͤrderischer und ihm durch Unterhandlungen und Vertraͤge, wie sie früher mit dem Dey stattfanden, nicht vorzubeugen feyn wuͤrde. — Die letzten Nachrichten aus Alexandrlen bringen dem hiesigen Agenten des Vice⸗Koͤnigs von Aegypten den Auftrag, auf unseren Werften zwei Li— nienschiffe bauen zu lassen. Die Fonds zum Anfang dieser Bauten sollen bereits in Waarensendungen auf dem Wege hierher seyn. Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New-⸗Hork 10. Okt. Mit Hinsicht auf die binnen kurzem bevorstehende verfafsungsmaßige neue Wahl der Mit— glieder der Legislatur des Staats NewYork und der hoͤch— sten Verwaltungs-Beamten aͤußert der hiesige American Folgendes: „Noch ein Monat ungefahr, und unser Staat wird das hoͤchste Vorrecht freier Nationen auszuuͤben haben, namlich sich eigene Gesetzgeber und Verwalter zu waͤhlen. Wir halten es daher fuͤr unsere Schuldigkeit, unsere Ansich⸗ ten uͤber die Politik des Tages darzulegen. Manche alte Vorurtheile sind verschwunden; Grundsaͤtze, die man fruͤher fuͤr noͤthig hielt, um eine oder die andere Partei zu unter— stuͤtzen, werden nicht laͤnger beruͤcksichtigt, denn Alle sind Foͤ⸗ deralisten, und obgleich bei weniger wichtigen Faͤllen uͤber die Anwendung gewisser Vorrechte der Foͤderativ-Regierung die Meinungen verschieden sind, so laͤugnet doch kein vernuͤnftiger Mensch, daß die Foͤderativ-Regierung das Recht habe, sie auszuuüͤben. Keine Klasse von hiesigen Politikern wird ernst⸗ lich behaupten wollen, daß der Tarif oder irgend eine Maaß⸗ regel innerer Verbesserungen, die der Nation in gut kommen, gegen die Verfassung seyen; Niemanden faͤllt es ein, daß ein einzelner Staat das Recht habe, außer durch Apellation an den Ober-Gerichtshof der Vereinigten Staaten, sich der Aus⸗ fuͤhrung eines von den Vereinigten Staaten erlassenen Ge— setzes entgegenzustellen. Bestimmte Parteien kennt die Po⸗ litik unfers Staates nicht; bei den bevorstehenden Wahlen wird daher nothwendigerweise weniger die Rede von Kaͤmpfen fuͤr Maaßregeln, als fuͤr Personen, weniger fuͤr Grundsaͤtze, als fuͤr Aemter seyn. Unter solchen Umständen ist es natuͤr⸗ lich, daß die Masse des Volks, welche die Kandidaten per— sonlich wenig kennt und durchaus keine Anspruͤche auf Aem— ter macht, einige Gleichguͤltigkeit zeigen muß, und das ist auch in der That der Fall.“
Die hiesige Eolonisations⸗Gesellschaft, deren Zweck es ist, dahin zu wirken, so viel Sklaven als moöͤglich zu befreien und sie nach der neuen Kolonie Liberia an der Afrikanischen Kuͤste zu senden, findet in der thaͤtigen Theilnahme der Be— wohner der Vereinigten Staaten die groͤßte Aufmunterung. Von allen Seiten her gehen Nachrichten ein, daß Pflanzer nicht nur einem Theile ihrer eigenen Sklaven die Freiheit gaben, sondern sogar 350 — 450 Dollars fuͤr einzelne fremde zahlten, die mit den ihrigen verwandt waren, mit dem dop⸗