1830 / 338 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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haben den Befehl erhalten, sich schleunigst nach Warschau zu ziehen. In den Hauptsiraßen von Warschau sind Kano— nen aufgepflanzt. Die Amortisations-Kommission der oͤffent— lichen Staats-Schulden hat das oͤffentliche Vermoͤgen der Bank, welches letztere am 30sten unter Siegel gelegt worden ist, unter die unmittelbare Obhut der Buͤrger und des Mili— tairs gestellt. Nach der Warschauer Staats⸗-Zeitung befan— den sich schon am 29sten Abends gegen 9 Uhr Tausende von Gewehren, Pistolen, Säͤbeln in den Haͤnden des Volks. Ei— nige Regiments-Commandeure wellten die Ruhe herstellen, sie wurden jedoch fortwährend zuruͤckgedraͤngt und fanden theilweise in ihrem ruhmvollen Bestreben den Tod. Die aus dem suͤdlicheren Theile von Warschau heruͤberstroͤmenden Volkshaufen verbreiten die Nachricht, daß das Schloß von Belvedere und die Kasernen der Kavallerie zerstoͤrt seyen; in der Allee und bei der Alexander-Kirche soll

das Treffen am blutigsten gewesen seyn. Alles stroͤmt nach

Powask, wohin sich die Russtschen Garden begeben haben; auf dem Saͤchsischen Platz und der Krakauer Vorstadt haben sich Patrouillen der Polnischen Garde-Jaͤger zu Pferde ver— theilt. Die Warschauer Staats-Zeitung meldet fer— ner unterm 1. Dez.: „Da wir die weiteren Begebenheiten des vorigen Tages dem Publikum mittheilen wollten, erfuhren wir, daß sich unsere saͤmmtlichen Drucker der Volksbewegung angeschlossen haben. Aus diesem Grunde konnte gestern keine Nummer unserer Zeitung erscheinen. Den gestrigen Bege— benheiten muͤssen wir auch noch das hinzufuͤgen, daß das Garde Jaͤger⸗Regiment zu Pferde den Sächsischen Platz und die Trompeter⸗Straße eingenommen hatte. In dieser Stel— lung war das Regiment bis g Uhr des Morgens geblieben. Zu dieser Zeit aber griff das Volk unter Anfuͤhrung ei— nes Faͤhnrichs das Regiment an. Von der noͤrdlichen Seite der Stadt waren die Infanterie und die Garde— Artillerie zu Pferde hinzugekommen, und das Garde- Jaͤger— Regiment zu Pferde mußte sich mit den Russischen Truppen zuruͤckziehen; die letzteren verließen die Stadt, nachdem sie den Befehl erhalten hatten, nicht weiter anzugreifen. Zu den Gebliebenen vom Garde-Jaͤger-Regiment zu Pferde ge— hoͤrt auch noch der Capttain Skarßewski. Der Oberst Baron von Saß hat gleichfalls seinen Tod gefunden. Waͤhrend dieser blutigen Ereignisse sah man auf den Stra— ßen viele Weiber mit Waffen in der Hand dem Volkshäu— fen hinzustroͤmen. Die Laͤden waren gestern den ganzen Tag geschlossen, heute sollen sie auf Befehl des neuen Polizei⸗Praͤ— sidenten von Wegrzecki wieder geoͤffnet werden. Die Bewah— rung der oͤffentlichen Sicherheit ist der neugebildeten Na— tional⸗Garde uͤbertragen worden. Außer dem Militair be—⸗ sinden sich in diesem Augenblick 30,000 Menschen aus allen Standen unter den Waffen. Der neue Administrations-Rath hat gestern im Palaste der Koͤnigl. Statthalter seine erste Sitzung gehalten. Ein Theil der National⸗-Garde hat in die— ser Nacht auf den Straßen patrouillirt und viele verdaͤchtige Menschen verhaftet; die ihnen abgenommenen Sachen und Gelder sind im Rathhause deponirt worden. Gegen 2 Uhr des Nachts war die Ruhe wiederhergestellt, und man hoͤrte keine Schuͤsse mehr fallen. Da in diesem Augenblick der Stadt keine Gefahr droht, so hat wan die weitere Verthei— lung von Waffen und Ammunition eingestellt. Die hier zu⸗ ruͤckgebliebenen Russen mit ihren Familien find der Obhut der National Ehre empfohlen worden.“ Ferner liest man in obigem Blatte vom 1sten, 1275 Uhr Mor⸗ ens: Die in diesem Augenblicke in Warschau befind⸗ ichen Mitglieder der Deputirten⸗ Kammer haben, in e. der Wuͤnsche des ganzen Volks und des Militairs dem Administrations⸗Rathe Vorstellung von der Unzufrieden 8 mit der stattgehabten Zusammensetzung dieses Nathes gemacht. n Folge dessen sind folgende Personen vom Ruder der Re⸗ gierung zurückgetreten, namlich: die Minister Fuͤrst Lubecki und Graf Grabowski, ferner die Generale Rautenstrauch und Lossecki, so wie der Graf Fredro. In Functionen geblieben 39 also annoch: der Fuͤrst Adam Czartoryiski, Fuͤrst Michael abziwill, Graf Patz, der Senateur Kochanomwski, von Niem, gewicz und General Chlopicki; hinzugetreten sind: der Kastel⸗ lan Leon Dembowski, Graf Ostrowski und Joachim Lelewel.“ Der neue Polizei, Prgsident von Wegrzeck!l hat an die Ein wehner der Stadt Warschau eine Aufforderung erlaffen, worin er bieselben mit dem Bemerken zur Ruhe ermahnt, daß nur bie Dringlichkeit der Umstaͤnde ihn haben vermögen können, seinen fruͤheren Posten wieder einzunehmen.

G68rantreich. Novy. Vergestern Abend um 8 Uhr fuͤhr—

arte,

ten Se. Mejestat den Vorsitz in einem Minister⸗Rathe, wel⸗

die Retroaktivität eine

cher bis gegen Mitternacht dauerte. Gestern Vormittag hatte

der Praͤsident der Pairs Kammer, Baron Pasquier, eine

Audienz beim Koͤnige. Se. Majestät arbeite ten demnaͤchst

mit dem Unter-Staats-Secretair im Finanz-Ministerium, Hrn. Thiers, und fuhren sodann mit Hoͤchstihrer Familie nach dem Schlosse Meudon.

Der heutige Moniteur enthält, unter Bezugnahme

auf den im Schoße der Deputirten Kammer gemachten, vor⸗

laͤufig aber ausgesetzten Antrag, die Marine ⸗Invaliden-Kasse mit der Depositen-Kasse zu vereinigen, einen Immediat-Be⸗ richt des See-⸗Ministers, worin dieser dem Koͤnige den Vor— schlag macht, eine aus Pairs, Deputirten und Staats-Be⸗— amten bestehende Kommission zu ernennen, die sich mit der Frage beschaͤftüge, ob die gegenwärtige Organisation der Ma— rine⸗Invaliden⸗Anstalt uͤberhaupt gesetzlich sey, und ob sie in diesem Falle beibehalten oder modificirt werden muͤsse. Der Köͤnig hat diesen Antrag genehmigt und die betreffende Kom— mission mittelst Werordnung vom 26sten d. M. in folgender Weise zusammengestellt: die Pairs, Vicomte Lains und Baron Portal, so wie die Deputirten Hrn. Gautier und Duvergier de Hauranne, alle vier Mitglieder der Kommission zur Be— aufsichtigung ber Marine Invaliden-Anstalt; die Deputir— ten Herren Augustin Périer, Humann, Saunac und J. Le—

febvre, alle vier Bericht-Erstatter fuͤr die Finanz- Ge⸗

setze; der Vice⸗Admiral Graf von Rigny und der Staats— rath Boursaint, Beide Mitglieder des Admiralitaͤts-Rathes; der Deputirte und Unter-Staats-Seeretair im Finanz-⸗Mi— nisterium, Herr Thiers; der Praͤsident des Rechnungshofes, Herr von Audiffret, und der Ober-Marine⸗Commissair, Herr Lacoudrais, Letzterer als Secretair.

Das Journal des Débats äußert sich heute uͤber die Sitzung der Deputirten, Kammer vom Zösten folgen— dermaßen: „Die Annahme eines Amendements des Hrn. von Eormenin und die Ankuͤndigung einer Proposition des Herr Salverte machen diese Sitzung zu einer sehr wichtigen. Herr Boissy d'Anglas hatte vor einiger Zeit auf die Ab— schaffung des Gesetzes vom 11. Sept. 1807 wegen der Pen sionirung der hoheren Staats-Beamten angetragen. Die Kommission, die mit ber Pruͤfung dieses Vorschlages beauf— tragt wurde, verlangte durch einen Zusatz-Artikel die Revi— dirung aller seit dem 1sten Januar 1828 bewilligten Pensio— nen. Dieser Artikel wurde nach einer lebhaften Debatte von der Wahl⸗Kammer angenommen; in der Pairs Kammer dagegen wurde er auf den Antrag des Herrn von Ste. Au— laire verworfen. Der Gesetz Entwurf, der jetzt nur noch aus einem einzigen Artikel des Inhalts bestand, daß das Gesetz vom 11ten Sept. 1807 abgeschafft sey, kehrte daher anfs neue in die Deputirten⸗Kammer zuruͤck, wo die be— treffendt Kommission auf die Beibehaltung des gestriche— nen Artikels bestand. Mittlerweile war der Nechnungs— Abschluß von 1823 der Deputirten- Kammer vorgelegt worden. Der gestrichene Artikel wurde daher von dem urspruͤnglichen Gesetz⸗Entwurfe abgezweigt, dem gedachten Rechnungs,Abschlusse angehäͤngt und fast einstimmig angenom— men. Et blteb sonach von jenem Gesetz-Entwurfe nur noch der von der Pairs⸗-Kammer genehmigte eine Artikel uͤbrig, und man , glauben, daß auch die Deputirten⸗ Kammer durch die einfache Annahme desselben die Aufhebung des Ge⸗

setzes von 1807 aussprechen wuͤrde. Alles war sodann been⸗

digt, die Deputirten⸗ Kammer hatte ihren Zweck erreicht, und

jeder Konflikt zwischen beiden Kammern horte auf. Dieses Verfahren schien aber Hrn. v. Cormenin zu einfach. Er verlangt plotzlich amendementsweise die Revision aller seit

dem Jar 1807 bewilligten Penstonen, und das Amendement

wird mit einer unbedeutenden Majoritàt von 21 Stimmen angenommen. Was soll 22 die Pairs ⸗Kammer thun? Soll sie, nachdem sie sich ein wissen daraus gemacht, die seit dem 1. Jan. 1828 bewilligten Pensionen einer Revision zu unterwerfen, jetzt in die Reviston der feit 20 Jahren

ausgesetzten und von 20 Legislaturen bestaͤtigten Pen—⸗

sionen willigen? Sagt sie nein, so ist wenigstens fur dieses Jahr die Gelegenheit verloren, ein schleqhtes 35 abzuschaffen. Willigt sie dagegen, um der Sache ein Ende zu machen, in die Verletzung eines Princips, wo soll alsdann raͤnze haben? Man wird sich als, dann nicht scheuen, die Revxision aller Militair, Civil, und geistlichen Pensienen zu verlangen und alle Existenzen, alle wohl erwohbbenen Rechte aufs Spiel zu setzen. Man muß

der vorigen Dynastis die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß

2 u ver Zeit, wo noch ihr gutt Genius sie beseelte, keinen

olchen Fehler begangen hatz sie hat vielmehr alle Schulden er! ums gewissenhaft . alls

der Revolutien und des Kail Und doch hatten in diesen beiden Epochen ohne Zweifel eben

abermalige Buͤrgschaft fuͤr die Erhaltung

Volksaufstande in Irland.

rerseits die Revolution.

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Verschwendungen stattgefunden, deren Last Ludwig XVIII. hätte zuruͤckweisen loͤnnen. Ein anderer, unter den gegenwaͤrti— gen Umständen hoöͤchst wichtiger Gegenstand, ist von Herrn Salverte zur Sprache gebracht worden; naͤmlich die mehre—

ren Pairs durch das Gesetz vom 28. Mai 1829 bewilligten

Penstonen. Ich wuͤnschte wohl zu wissen, ob es bloß in der Absicht, Ersparnisse zu machen, geschieht, daß man jetzt solche Fragen zu eroͤrtern sich vornimmt. Ist der Augenblick, wo die Pairs-Kammer alle ihre Kräfte sammelt, um die grau— samste Probe zu bestehen, der sie nur unterworfen werden konnte, wo alle guten Buͤrger die Nothwendigkeit fühlen muͤssen, ihr Beistand zu leihen; wo sie, dem Beduͤrfnisse ei— ner ehrenvollen Popularität nachgebend, den Reclamationen der periodischen Presse Gehör geben will, ist, frage ich, ein solcher Augenblick wohl dazu geeignet, bittere Erinnerun— gen zu wecken, . Eroͤrterungen herbeizuführen und die Kammer in die

ein von ihr erzwungenes Opfer zu fuͤgen, oder einen Wider— stand zu leisten, der sie, eben weil das persoͤnliche Interesse dabei im Spiele ist, in der oͤffentlichen Meinung stuͤrzen kann?“

Das Journal des Debats enthielt vor einigen Tagen einen Aufsatz, worin die Frage eines Krieges, den die Bel— gischen Angelegenheiten etwa herbeifuͤhren moͤchten, eroͤrtert wurde. Als Antwort darauf liest man heute in der Quo—

. tidienne Folgendes: „Nachdem wir den Artikel des Jour—

nal des Debats gelesen, hatten wir uns vorgenommen, die

JBBefahren, die derselbe unter den gegenwartigen Umstaͤnden darbietet, nicht weiter hervorzuheben. Da aber auch alle an—

dern Zeitungen sich heute mit Kriegsgeruͤchten herumtragen, und zwar in einem Tone, der, bei aller Begeisterung, die

Besorgnisse eines fuͤr Frankreich nachtheiligen Resultats doch

nur schlecht verbirgt, so halten wir es fuͤr unsere Pflicht,

auch unsererseits auf jene Frage zuruͤckiukommen und die BProclamation des Journal des Debats naͤher zu beleuch— ten. Dieses Blatt erklart zuvoͤrderst, daß es weit entfernt

sey, die Könige ihren Völkern gegenuͤberstellen zu wollen; und doch enthalt sein ganzer Aufsatz nichts als eine Reihefslge von

Drohungen mit einem allgemeinen Aufstande, falls es zu

einem Kriege kaͤme, und fordert mindestens zu einem solchen

Kriege in demselben Maße heraus, als der Belgische Kongreß durch die Ausschließung des Hauses Nassau und mithin durch den Bruch der Traktaten von 1814 und 1815. Doch liegt in den Drohungen des Journal des Débats gleichzeitig sehr viel Unpolitisches und Widersprechendes. Seit dem Monat August d. J. hat man nicht aufgehoͤrt, uns die Bereitwillig— keit anzuruͤhmen, womit unsere neue Regierung von den aus⸗

wärtigen Maͤchten anerkannt worden sey, und der Graf von

Montalivet J dem Lande neuerdings noch zu dem Minister—

ngland Gluͤck gewuͤnscht, indem derselbe eine des allgemeinen

Friedens darbiete. Und diesen Zeitpunkt wahlen die Revolu—

wechsel in

tiennairs, um durch das Journal des Debats das feindseligste von allen Manifesten ins Publikum zu schleudern. Aussicht auf Frieden, und heute eins Kriegserklärung. Eine solche Taktik enthält entweder eine Luͤge oder einen Widerspruch. Und mit welchen Mitteln will man denn den Krieg fuͤhren? Nicht etwa mit jenen erlaubten Waffen, die die neuere Civi— lation sich stillschweigend zuerkannt hat, um die Drang⸗ ssale, die der Krieg fuͤr die Pelitik und die Mensch— lichkeit darbietet, moͤglichst zu vermindern. des Soldaten, die Gewandtheit des nittel der Kriegskunst werden verschmäht. Mit dem Volke, die Pike in der die kriegerische Hymne von 1793 anstimmend, wollen die Re⸗ volutionnairs des Monats Juli ins Feld ziehen. der vorigen Woche schworen sie dem Britischen Kabinet Frie⸗ den und Freundschaft, und 6 drohen sie ihm mit einem nlaͤngst noch bruͤsteten sie sich

mit dem Wohlwollen Rußlands, und jetzt schicken sie sich an, dessen . aufs neue in 8

Gestern

Die Tapferkeit Heerfuͤhrers, die Huͤlfs⸗

Hand, die Freiheits- Muͤtze auf dem Kopse, Noch in

ufruhr zu bringen. eipt

dies den Frieden aufrecht erhalten oder einen Krieg suͤhren,

Lie die Civilisation ihn verlangt? Nehmt Euch in Acht, Ihr

Juli-⸗Männer! Eure revolutionnairen Prahlereien werden

Niemanden taͤuschen; sie verrathen bloß das Geheimniß Eu, rer eigenen Schwache. Wenn Ihr statt dis ciplinirter Trup⸗ ben nichts als die Gewalt und die Leidenschaften des Volks vorschieben könnt, so seyd Ihr und Eure Sache bereits ver⸗ urtheilt. Judessen wuͤrde das Ausland die wahren Gesinnun⸗

. Frankreichs ganz und gar verkennen, wenn es den Ein— uͤsterungen und Drohungen des Machwerks der Dabats ir⸗

d*dgend Glauben schenken wollte. Es giebt bei uns zwei Prin

cipien, zwei Wesen, zwei Dinge: einerseits Frankreich, ande⸗ Frankreich will den Frieden unter

lternative zu versetzen, sich entweder in . ben, die Rede seyn koͤnnte.

denselben Bedingungen, wie ihn ganz Europa will, und was man, bet einem rechtmäßigen Anlasse von ihm erwarten kann, sobald es das Schwerdt zieht, das ha— ben wir bereits erlebt. Die Revolution giebt sich das Anse— hen, als ob sie den Krieg gar nicht fuͤrchte. Wie sie sich darauf vorbereitet, haben wir bereits oben gesehen. Jetzt schließt sie ihr Manifest noch mit der laͤcherlichen Erklaͤrung, daß, wenn Frankreich den Kuͤrzern zoͤge, man es wie eine eroberte Provinz behandeln und zerstuͤckem wuͤrde, ohne auf dieje⸗ nigen Ruͤcksicht zu nehmen, die sich vielleicht jetzt noch insgeheim schmeichelten, wieder Karl X. auf dem Thron zu sehen. Da der Journalschreiber diese letztere seltsame Frage aufs Tapet bringt, so sey es uns erlaubt, ihm auf diesemn Terrain zu folgen. Das Journal des Dbats weiß so gut, wie irgend Einer, daß, wie auch ein Krieg mit dem Auslande ausfallen moͤchte, immer nur von dem Herzoge von Bordeaux, nicht aber von Karl X. und seinem Sohn, die beide abgedankt ha⸗ Und kame es jemals dahin, so wuͤrde Frankreich, uͤberzeugt, daß nur unter der Herrschaft des Rechts der Frieden von Europa und die Wohlfahrt Al— ler zu finden ist, dasjenige wiederholen, was es zu allen Zei— ten zur Vertheidigung der Legitimität gethan hat, und es den Revolutionnairs uͤberlassen, ihr Heil unter einem andern Pa— niere zu suchen.“

Im Kriegs-Ministerium herrscht, wie hiesige Blaͤtter zu wissen behaupten, große Thaͤtigkeit. Der Marschall Soult sey von 4 Uhr Morgens an in seinem Kabinet; die festen Plätze wuͤrden schleunigst verproviantirt, und alle auf Urlaub befindlichen Truppen waͤren unter ihre Fahnen berufen worden.

Die Nachricht, daß General Schneider in Toulon ange— kommen sey, ist ungegruͤndet; derselbe befindet sich noch in Morea.

Ein Sohn des Grafen v. la Ferronnays erklart in einem Schreiben an den Redacteur des Courrier frangais die von diesem Blatte gegebene Nachricht, daß sein Vater an die Spitze einer im Namen des Herzogs von Bordeaux zu er— richtenden Regentschaft treten werde, fuͤr ungegruͤndet; Graf la Ferronnays verweile nur seiner schwachen Gesundheit we— gen noch einige Zeit unter dem milden Himmel Neapels und werde mit seiner Familie bald wieder ins Vaterland zu— ru ckkehren⸗

Der General Tiburtius Sebastiani (ein Bruder des Ministers) und der Kammer-Praͤsident am Koͤnigl. Gerichts—⸗ hofe zu Orleans, Hr. Abatucci, sind am 18ten d. M. in Ajaccio an die Stelle der von der Kammer zuruͤckgewiesenen Herren Colonna d Istrias und Roger zu Deputirten der Insel Korsika ernannt worden.

Der Großsiegelbewahrer wird, wie der Courrier fran— gais meldet, der Kammer einen Gesetz-Entwurf vorlegen, wonach die Zahl der Mitglieder des Assisenhofes von 5 auf 3, einen Praͤfidenten und 3 Assessoren, vermindert werden, und kuͤnftig Verurtheilungen nur mit der Majoritaͤt von 8 gegen 4 Stimmen stattfinden sollen. Der See-Minister ist mit einem Gesetz⸗Entwurfe gegen den Negerhandel be⸗— schaͤftigt.

Professor Ducaurroy hielt gestern wie gewoͤhnlich seine Vorlesung; der Hoͤrsaal war sehr gefuͤllt, und die Studiren— den horten dem Vortrage mit der größten Ruhe und Auf— merksamkeit zu. Nur einige Unruhestifter suchten durch hef— tiges Anklopfen von außen an die Thuͤre eine Storung her— vorzubringen, was ihnen indessen nicht gelang. Am Schlusse der Vorlesung trat der Minister des oͤffentlichen Unterrichts, von mehreren Professoren begleitet, in den Saal und hielt eine zur Ordnung und Ruhe ermahnende Anrede an die Zu⸗— hoͤrer. Schon am Morgen hatte er in einem Anschlage den festen Entschluß zu erkennen gegeben, die 6 egen jeden Angriff zu schuͤtzen. Der Minister verließ, den Prof. Ducaurroy an seiner Seite, zu Wagen die Universitaͤt. Ei⸗ nige Uebelwollende, welche den Professor auf der Straße er⸗ warteten, ließen, wie an fruͤheren Tagen, beleidigendes Go⸗ schrei vernehmen, als sie den Professor im Wagen erblickten. Die Zöglinge gaben ihren Unwillen uͤber letzteren Vorfall zu erkennen und schrieben diese tadelnswerthen e, . en Individuen zu, welche der Fakultaͤt fremd seyen. er * lizei-Präfekt, der sich ebenfalls an Ort und Stelle begeben hatte, fand die Ruhe vollkommen wieder hergestellt.

An der medizinischen Schule haben gestern nach dem schlechten Berspiele, womit die Rechts⸗Schule vorangegangen war, ebenfalls Unruhen stattgefunden. Der Professor der Anatomie, Herr Cruveilhier, wurde in seinem Vortrage durch Pfeifen und Zischen unterbrochen. Ungeachtet der Dazwi⸗ schenkunft des Dekans der Fakultät, des Baron Dubois, dauerte die Unordnung doch fast während der ganzen Vorle⸗ sung fort. Man glaubt, daß dieser Vorfall durch das falsche