Aufloͤsung der hiesigen National ⸗Garde, von selbiger selbst seit Jahren verlangt und seit den neuesten Ereignissen all⸗ gemein gewuͤnscht, sollte gestern stattfinden. Dem zu diesem Behuf einberufenen und theilweis versammelten Corps wurde darch den Herrn General⸗-Lieutenant von Gablenz der hoͤchste Beschluß mit dem Beifuͤgen eröffnet, daß es Jedem nun freistehe, der Kommunal? Garde beizutreten und in die ser Voraussetzung die Waffen zu behalten. Statt dieser Anwei⸗
sung pflichtmaͤßig Folge zu leisten, erhob sich ein tumultuari⸗ sches Geschrei, für Fortdauer der National⸗Garde, und ohne die Befehle der Vorgesetzten zu beachten, marschirte die Mehr⸗
zahl der Versammelten ab, um laͤrmend einige Straßen zu Luut und allgemein sprach sich der entschiedenste
durchziehen. Unwille uͤber dieses hoöͤchst strafbare Beginnen aus, und die heute Morgen erschienene Bekanntmachung, nach welcher „die National-Garde binnen 68 Stunden entwaffnet, die Aufruͤh⸗ rer streng bestraft und Allen, die an der Widersetzlichkeit Theil nahmen, der Eintritt in die Kommunal Garde — als ein Ehren- Recht — verweigert werden soll“, erwirkte all— gemeine Zufriedenheit und Freude, da jeder Burger Ruhe uünd Ordnung durch kräftiges Wirken der Regierung aufrecht erhalten und verbrecherische Handlungen streng geahndet zu sehen wuͤnscht.
esterreich.
Wien, 3. Dez. Se. Kaiserl. Majestät haben den bis— herigen Finanz-Minister und Praͤsidenten der allgemeinen Hofkammer, Grafen von Nadasd, zum Staats- und Konfe⸗ renz⸗Minister zu ernennen und demselben zugleich die Leitung der Finanz⸗Section und jener der Ungarisch-politischen Ge— schaͤfts, Abtheilung Allerhöͤchstihres Staats- und Konferenzra— thes anzuvertrauen geruht; in welcher Eigenschaft gedachter
Staats! und Konferenz-Minister am verwichenen Sonntag
den Eid in die Haͤnde Sr. Masestät abgelegt hat.
Itatien. Neapel, 22. Nov. Durch zwei aus Portici vom
2ten d. M. datirte Koͤnigl. Dekrete ist der Marquis Pietra
Tatella statt des Marquis Amati zum Minister des Innern, und der Marquis Giovanni d' Andrea statt des Chevalier Camillo Caropreso zum Finanz-Minister ernannt worden. Das jährliche Gehalt diefer beiden Minister ist auf 6001 Dukaten fuͤr Jeden bestimmt. Beide Dekrete sind vom Mar— quis Tommasi, als interimistischen Präsidenten des Minister⸗ Raths, unterzeichnet.
Griechenland.
Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Syra vom 29. Okt.: „Endlich wird Negroponte doch von den Tuͤrken geraͤumt werden. Omer Pascha trifft alle Anstalten dazu. Immer noch hoffen wir, daß den Konti⸗ nental⸗Granzen Griechenlands die fo sehr gewuͤnschte groͤßere Ausdehnung gegeben werden wird, wenn kunt, uͤber die an⸗ deren politischen Ereignisse von groͤßerer Wichtigkeit unsere Existenz in Europa nicht vergessen wird. Ein Oberhaupt in der Person eines Fuͤrsten ware uns sehr noͤthig, damit ein—
al Ruhe und Stabilitat in unsere Angelegenheiten komme. Graf Capodistrias leitet die Geschaͤfte muͤhevoll, wenn gleich mit vieler Umsicht, und es ist wahrlich zu verwun⸗ dern, wie es ihm noch gelingt, so viele Ordnung zu erhal⸗ ten, waͤhrend uͤberall Zwietracht und Eifersucht unter der Asche glimmen; ohne das große Zutrauen, das die Masse des Volkes in ihn setzt, und wodurch es auf die dentlichste Weise seinen gesunden Sinn offenbart, wuͤrde der Friede schwerlich von Dauer seyn. — Alles schreitet ubrigens, wenn auch langsam, da hinreichende Mittel fehlen, vorwärts. Im kom— menden Jahre werden Griechenlands Ernten reichlicher aus— allen, indem Jeder sein Feld ruhig bebauen kann und die Beduͤrftigern die unentbedrlichsten Unterstuͤtzungen erhalten. Das Vertrauen nimmt im Allgemeinen zu, daher auch Han⸗ del und Geschaͤfts⸗Betriebsamkeit. Briefe aus Nauplia mel⸗ den, daß die Admirale der verbuͤndeten Machte sich nach Athen verfuͤgt haben.“
Königliche Sch au spie le.
Freitag, 10. Dez. Im Hpernhause: Die Jungfrau von
Neap. Br. compt. 65 Fr. 90 C.
Im Schauspielhause: 1) Ma place et ma femme, co- medi? en 3 actes. 2) La seconde représentation de: La seconde année, vaudeville en 1 acie, par Seribe.
Königstädtisches Theater.
Freitag, 10. Dez. Abaͤlline, der große Bandit, groß Mele drama in 5 Akten, von 3schokke.
8
Berliner Börse.
Den 9. Dezember 130.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours- Vettel. (Prers se. Cour) 6 .
rr, en R 82 söstpr. h landbrf. 4] 90 — bomm. Pfandhrf. 4 i02 95 Kur- u. NRum. do. 101 744 734 Schlesische do. 1012 82 RkKst. C. d. RK. u. X. 58 82 J. Sch. d. . u. N. 3. 86
Sl. Schuld- Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Lr. Engl Anl. 22 Pr. Engl. Ohl. 30 Curm. Ob. m. l. C eum Int. Sch. d. Berl. Stadt- Oh. Kinisbg. do.
Elbinger d. Dauz. do. in Th. Vvestpr. Pfdb.
Hrassliv. Pos. do.
—
Holl. voll Huk.
Neue dito Friedrichsd'or. Disconto ...
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C 2 6 6
Amsterdam z ; — 142 dito ö . 2 Mi. 1417 Hainburg. 0 Mk. Kur 1495 dnl 306 Mi. . 113
London 6 223 Faris — 101
Augsh ᷣ . 3 Ut. 11Gnj zreslan.- . LThI. Mt. 99 * 3 age ib 2 Mt. 1023 3 Woch. 295 Kur? —
1111 *
— — —
K / — a — — —
Auswärtige Börsen-.
. Am ste edam, Dezember. Niederl. wirkl. Schuld 393. Kanz-Bill. 16. Metall. 863.
Frankfurt a. M., 5. Dezember.
ISproc. Metall. 90: 90. proc. S803. G. 24proe. 47,
20. B. Bank- Actien 1255. 1252. Pari. Oblig. 116. 169 FI. 165. B. Poln. Loose 525. G.
Hamburs, 7 Dezember. Oesterr. 4prge. Metall. Pr. ull. ꝛ8.
Paris, 1. Berember.
osproe. Reute pr. campt. 39 Fr. 60 G. lin our. 30 Fr. 80 C. ö sin eour. 61 Er. 40 C. 5proc. sin cour. 63 Fr. 25 C. Coup.
3 proc. pr. Compt. 61 Hr. 6h C. dét. 5proc. Span. Rente perp. 45.
r paris, 2. Denemher. oproc. Rente pr. compt. 90 Fr. I0 Cent. g0 Gent. Zproc. Pe. comp. 6 Er. J Cent.
10 Cent. Coup. dët. 5proc. Span. Rente perp. 45.
St. Petersburg. 30. Noremher.
Hamhurg 3 Mon. 91. Silber- KRuhel 371 Kap, proc. lase. .
in Bank-Ass. 116. 5peoc. Insc. in Silh. 95.
Wien, 4 Dezember. proc. Metall g4. 4proc. S3. 24proc. 48.
Orleans, romantische Tragoͤdie in 5 Abthl., von Schiller.
Neueste Frankfurt a. M., 6. De,
Gedruct bei A. WB. Hayn.
Böͤrsen⸗Nachrichten. . 3. Dez. Oesterr, 5proe. Metall. 893. 891. Bank ⸗Ackien 1235. 1230. Partial⸗Obl. 116 116. Loose zu 1090 Fi. 1654. B.
Fl. G93. Part. Oblig. 1194. Bank- Actien 1106.
4aproc. 791. 79. 2ꝑproc. 46. Poln. Loose 51. 51.
„ FHeedactenr John. Mitredaeteur Cottel.
Freriss Cour. Hie, Geld.
O ester. 5proc- ö
proc. Loose zu
; Hank. Actien 959. Kuss. ö Engl. Anl. SJ. Russ. Anl. flamh. Cert. 863. Poln. 94. Din. 555.
fin Cour. 90 Fr. . fin cour. 61 Fr.,. I5 Cent. Spfoc. Nœeæab. Pr compi. 65 Fr. 25 Cent. fin cour. Bs Fr.
. Loose a los
1proc. 20. V. .
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
* 3413.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestaͤt der Konig haben dem Pastor primarius Seybold zu Peterswaldau, bei Reichenbach, den Rothen Idler⸗Orden vlerter Klasse und dem Foͤrster Klim m zu Alt⸗ Koͤln, Regierungs⸗Bezirks Breslau, das Allgemeine Ehren—
zeichen zu verleihen geruht.
Der bei den Gerichten des Neustadter Kreises angestellte Justiz ⸗Kommissarius Barschdorff ist zugleich zum Nota⸗ Tius im Departement des Ober- Landes⸗Gerichts zu Ratibor
ernannt worden. Der bisherige Ober⸗Landesgerichts; Assessor Leesemann
ist um Justiz⸗Kommissarius bei dem Ober⸗Landesgerichte in Ki fer bestellt worden.
Abgereist: Der General Major und Commandeur der 5. Landwehr / Brigade, von Rudolphi, nach Frank— furt a. d. O.
— — ——— *
Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
Frankreich.
Pairs⸗Kammer⸗ 3 Dez. ernannte der Praͤsident, auf den Wunsch der Versamm⸗ lung, drei Kommissionen zur Pruͤfung der am 26sten vorge— legten drei Gesetz⸗Entwuͤrfe wegen der außerordentlichen Geld— Zuschuͤsse fuͤr 1830, des Rechnungs⸗Abschlusses von 1828 und Fer den Opfern der letzten Revolution zu bewilligenden Be⸗ lohnungen. Ein vier ter Gesetz⸗Entwurf, naͤmlich der von der Deputirten⸗Kammer aufs neue veraͤnderte Entwurf in Betreff der Revision der den höoͤheren Staats-⸗Beamten seit dem J. 1807 bewilligten Pensionen, wurde derselben Kommission uͤber⸗ wiefen, die sich fruͤher schon einmal mit diesem Gegenstande beschaͤftigt hatte; nur wurde der Baron von Barante, der damals Mitglied dieser Kommission war, jetzt aber sich in Turin befindet, durch den Herzog von Broglie ersetzt. An der Tages⸗Ordnung waren jetzt die Berathungen uͤber die von dem Grafen Dejean angeregten Fragen, wozu die Verweigerung des Eides von Seiten eines Pairs Anlaß ge— ben kann. Man wird sich erinnern, daß der Berichterstatter in dieser Sache, Graf Ste. Aulaire, darauf angetragen hatte, uͤber jeden sich darbietenden Fall einzeln zu entscheiden, und demzufolge den Herzog v. Crussol, der seinem Vater, welcher den Eid verweigert hat, in der Pairswuͤrde zu folgen verlangt unter der Bedingung aufzunehmen, daß er binnen einem Monate den gesetzlichen Eid leiste. Der Graf Tascher widersetzte sich jetzt diesem Borschlage auf das lebhafteste und unter suchte im gemeinen die Frage, ob ein Pair, der den Eid ver— weigert, die Pairswuͤrde verloren habe und diese mithin an seinen Nachfolger uͤbergehe, oder ob er nicht vielmehr bloß des Rechtes verlustig gegangen sey, an den Sitzungen der Kammer Theil zu nehmen. Es se unbezweifelt, meinte er, daß dieses Recht und die Pairswürde an sich keines weges identisch wären; so sey z. B. der Pair, der noch keine 25
3* alt sey, Pair, obgleich er nicht das Recht habe, an den
Sitzungen . nehmen; nach zuruͤckgelegtem 26sten Jahre habe er dieses Recht, duͤrfe aber noch nicht mitstimmen, und erst nach zuruͤckgelegtem Z9sten Jahre befinde er sich in dem vollständigen Genusse der Pairs. Rechte. Jeder andere Pair, der noch nicht von der Kammer aufgenommen worden, habe kein Recht, an deren Sitzungen Theil zu nehmen, obgleich Niemand
Berlin, Sonnabend den 11ten Dezember
stinmen. u Anfang der Sitzung vom 2.
1830.
ihm die Pairswuͤrde an sich streitig machen koͤnne. „Erlauben Sie mir“, fuͤgte der Redner hinzu, „Ihnen noch ein ande⸗ res Beispiel anzufuͤhren. Gesetzt, ein Pair, der sich in dem vollen Genusse seiner Rechte befindet, haͤtte das Ungluͤck, daß ihn die Kammer durch ein Erkenntniß fuͤr unwuͤrdig erklaͤrte, an ihren Sitzungen ferner Theil zu nehmen. Was wuͤrde in einem solchen Falle geschehen? Gerade dasselbe, was das Ge— setz uͤber die Eidesleistung vorschreibt: der betreffende Pair wurde fuͤr seine Person des Rechtes, an den Sitzungen Theil zu nehmen, verlustig seyn; keinesweges aber wuͤrde er die . verloren haben, so daß die Kammer statt seiner einen Sohn in ihren Schooß berufen könnte, Ihr Bericht⸗ erstatter, m. H., ist uͤber die Grunde der Propesition sehr uruͤckhaltend gewesen; er hat sich auf das Interesse der
airswuͤrde seibst berufen. Besteht dieses Interesse aber wohl darin, daß man in einem Augenblicke, wo der Boden noch unter unsern Fuͤßen zittert, die Pairswuͤrde ihrer unbe⸗ streitbaren Unabsetzlichkeit berauben, und daß man den Stem⸗ pel der Unaufloͤslichkeit vernichten will, den zwei Charten hinter⸗ einander der Pairswuͤrde aufgedruckt haben? In beiden Charten wird die Pairswuͤrde als lebens laͤnglich betrachtet. Lassen Sie uns daher den Tod des Inhabers abwarten, bevor wir dem Sohne das Erbtheil seines Vaters uͤber liefern. Die Kommission hat wahrscheinlich an den 68sten Artikel der Charte und an die im naͤchsten Jahre bevorstehende Diskussion uͤber die Ver⸗ erbung der Pairswuͤrde gedacht. Ich zweifle indessen, daß die Hast, womit man uns neue Pairs zufuͤhren will, dazu geeignet ist, die Gemuͤther fuͤr jene Btrathung guͤnstig zu Noch eine schlagende Bemerkung habe ich zu machen: die Annahme des von der Kommission in Antrag gebrachten Systems wuͤrde die senderbare Folge haben, daß in gewissen Fällen die Sohne der von dem Vaterlande ab⸗ gefallenen Pairs in diese Kammer eintreten, wogegen die Söhne derer, die dem Vaterlande treu geblieben, sich aus derselben ausgeschlossen sehen wurden. Besorgt man etwa, daß die Reihen dieser Versammlung allzusehr verodet werden möchten? Mir scheint aber, daß Frankreich noch ausgezeichnete Maͤnner genug besitzt, die die entstandenen Lücken ehrenvoll aus fuͤllen koͤnnen. Oder will die Kommission durch ihren Vorschlag vielleicht dem Principe der Erblichkeit huldigen? Das Mittel dazu duͤnkt mir schlecht gewahlt, und schwerlich moͤchte sich dasselbe aus moralischen Gruͤnden rechtfertigen lassen; denn nach unsern Gesetzen erbt man nur von Leben⸗ den, wenn diese buͤrgerlich fuͤr todt erklaͤrt wor den sind. Wahr⸗ lich, nicht dadurch, daß man im ahre 1830 das Princip der Unabsetzbarkeit der Pairs mit uͤßen tritt, wird man im Jahre 1831 dem Princip der Vererbung das Wort reden. Lassen Sie uns das uns evorstehende Urtheil
positi . tig die Majori
destoweniger noch de
nen⸗Gescetz vererbte.
genheit, wie die Gegenwart,
unvorhergesehene Ereignisse plötzlich jed
litik uͤber den Haufen gestoßen, der schaftlichs Gebäude erschuͤt
9
liehen worden;