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chelini und Gilormini, die lange Zeit hindurch die Bezirke von Corte und Bastia verheerten, getoͤdtet worden, nachdem sie sich etliche Tage lang gegen mehrere Abtheilungen Gen— barmerie und leichter Infanterie, die zu ihrer Verfolgung ausgeschickt waren, hartnäckig vertheidigt hatten.

Hier eingegangene Briefe aus Genua melden, daß zwi— schen dem 13. ünd 17. November dort acht angesehene Maͤn⸗ ner der Stadt, und zwar die Advokaten Bis io, Marini, Torre, Servaroni, Morelli, der Buchhändler Doria, ein ge— wisser Bassand und ein Mann, dessen Name nicht angege⸗ ben ist, des Nachts in ihren Wohnungen verhaftet und nach dem Gefaͤngniß gebracht worden sind.

Verböor des Herrn von Chantelqu ic. Fr. Zu welcher Zeit vor des Bildung des Ministeriums vom 8.

August erfuhren Sie, daß es bald in Wirksamkeit treten sollte? A. Ich

erfuhr es nur durch die Zeitungen. Fr. Waren Sie bei dieser Gelegenheit keine Verpflichtungen mit Karl X. selbst eingegangen? A. Nein. Fr. Haben Sie fuͤr ihn nicht eine Ar⸗ beit vedigirt, die dem neuen Ministerium, von dem die Redeswar, bie Majbritat in der Deputirten-Kammer, wie sie damals bestand, versprach? A. Niemals. Fr. Hatten Sie nicht auch zu dieser Zeit zum Gebrauch des Koͤnigs Karl . den Plan zu ener Re⸗ form auseinandergesetzt, dessen Ausführung gm 25. Juli 435) bersucht wurde? A. Es ist das erstemal, daß ich davon sprechen hoͤre. Fr. Hatten Sie nicht diesen Plan und die Verordnun⸗ gen vom Fuli im Sinn, als Sie, über die letzte Adresse der De⸗ putirten⸗ Kammer diskutirend, die Regierun aufforderten, einen fuͤnften monarchischen September zu veranstalten? A. Ich habe auf diese Frage schon geantwortet. Was die Worte „der fuͤnfte monarchische September“ betrifft, die mir in der Kammer in einer langen improvisirten Rede entschluͤpften, so hatten sie nicht den Sinn, den man ihnen beilegen wollte, und ich gab gleich darauf im Constitutionnel eine Erklaͤrung, die vollkommen zufrie⸗ denstellend war und guch so gefunden wurde. Fr. Nach der

Antwort, die Sie so eben gaben, glaubten Sie also damals

nicht, daß man ohne Gefghr von der durch die Charte vor⸗ eschriebenen verfassungsmaͤßigen iche

8 An die am 25. Juli genommenen Maaßtegeln. die uͤbrigens nicht egen die verfassungsmaͤßige Ordnung sind, dachte ich damals

* nicht. Fr. Machte Fhnen nicht Herr v. Polignge zu der

eit, als der Schluß der Sitzung ausgesprochen wurde, den foͤrm⸗

Sin hn verlassen. Fr. Haben Sie nicht in iener Zeit, oder ungefaͤhr

nicht diesen P

Herrn von . . nisterium zu treten? A. Nein, dergleichen Uebereinkommen hat nie stattgefunden; spaͤter aber, im Monat Mai, machte ich eine ahnliche Bedingung bei meinem Eintritt in den Minister⸗Rath. Fr. Wußten Sie zu der Zeit, als Sie nach der Prorogation

der Kammer Paris verlassen hatten, etwas davon, daß Herr von olignac die Absicht hegte die selbe aufzulosen. A. Nein. Fr.

aben Sie ihn zu diesem Plan aufgemuntert A Meine Antwort

ift schon gegeben. Fr. Zu welcher Zeit hat Ihnen Hr. v. Polignac im Auge hacen; ist demnach von Ihnen daruͤber gewacht wor⸗

den, daß diejenigen aͤußeren Formalitäten, die nothwendig wa⸗

seine Absicht zu erkennen gegeben, Sie in's Fustiz⸗Ministerium zu be⸗ rufen. und was gaben Sie ihm zur Antworts' A. Am 15. oder 16. August ernannte man mich zum Minister des offentlichen Unterrichts; ich gab sogleich meine, Weigerung zu erkennen, die am 306sten r des folgenden Jahres angenommen wurde; man ernannte mich züm Großsiegelbewahrer; igte ei chen Widerwillen gegen die Uebernahme dieses Amts; ich machte alle Rüͤcksichten geltend, mich dieser Wahl zu entziehen. Ver⸗ schiedene Umstaͤnde, die zu erwaͤhnen e gn, erlaubten es mir nicht, auf diesen Entschluß fortzubestehen. Fx. Als der Herr Dauphin Sie in Grenoble sah, entwickelten Sie ihm da nicht den Plan der Verordnungen des 2ö5sten Juli? A. Nein. Fr. Welche Verpflichtungen gingen Sie mit Hrn. v. Polignae ein, als Sie endlich ins Ministerkum traten? A Die Verpflichtungen, pie alle Minister eingingen, die seit 15 Jahren zur Macht gelang⸗ ten. Fr. Theilte FJhnen Hr. v Polighae damals nicht den Plan mit, das Wahl und Preß⸗-Gesetz durch Verordnungen zu ändern; A Nein. Fr In den Prozeßakten findet sich eine Denkschrift des Hrn. Guüernon de Ranville, vom Monat i . 1329, worin er darlegt, wie gefährlich eine Maaßregel seyn wiirde welche die Charte mit Hintansetzung -der geleisteten Eide verletzte? Kannten Sie diese von ihm an Hrn. v. Polignac äberreichte Den schrift. A. Rein. Fr. Hatte Hr. Gucrnon de Naön ville als Sie ins Ministeriumt traten, dieselbe Ansicht uber den Zustand 46. reichs, uͤber die Rechte des Landes und die Pflichten Karls X.? J. Ich kann nichts von dem sagen, was sich im Innern des Con⸗ seils zutrug. Fr. Hatten Sie am (49ten Mat, als Sie ins Ministerium traten, den Willen, der Charte getreu zu bleiben, die Gesetze des Landes . achten und etwanigen Aufforderungen i Verletzung derselben nicht nachzugeben? 31. Weder ich noch sonst Jemand dachte zu jener Zeit an die am 75. Juli genommenen Maaßregeln, die ich uͤbrigeus nicht als

Ordnung abweichen duͤrfe? Rechneten Sie nicht, in err nenn n der Prevotal⸗Gerichts⸗ n

lichen Antrag, ins, Ministerium zu treten? bot er Ihnen nicht namentlich ds Ministerium des kffentlichen Unterrichts an, und warum lehnten Sie es ab? A. Ich, kannte Herrn von olignae nicht und hatte Paris wenigstens einen Mongt vor Schluß der den Sie, vom 2sssien erlassen worden waren? A. um jene Zeit, dem Koͤnige Karl M, dem Dauphin und Herrn von Polignae den Plan auseinanderge setzt, dessen Ausfuͤh⸗ Königreichs, und da Sie, besser noch als rung am 25. Juli versucht wurde? A. Nein. Fr. Haben Sie;

an oder einen ahnlichen dem Herrn v. Peyronnet auscinanbergesetzt? A. Niemals. Sr. Waren Sie nicht mit eyronnct uͤbereingekommen, nicht ohne ihn ins Mi⸗ Sie gegen selbige aufgetreten, entweder bei Herrn von Po⸗

ich bezeigte einen außerordentli⸗

eine Verletzung der Charte betrachten kann. Fr. Herr von Chabrol und Herr von Couxvoisier hatten sich indessen doch zu⸗ rückgezogen, weil sie befuͤrchteten, zur Theilnahme an solchen Handlungen genoͤthigt zu werden. Machten Sie, als Sie an deren Stelle berufen wurden, sich nicht verbindlich, weniger schwic⸗ rig zu seyn, als jene? A. Ich kann um so weniger einen solchen Bewegungsgrund zum Ausscheiden derselben annehmen, als da⸗ mals von den Verordnungen gar nicht die Rede war; Br. Zu welcher Zeit faßten Sie den Entschluß, Ihre Zustimmung zu den e, er,. zu geben. A. Wenige Tage, bevor sie er= schienen. Fr. Als Sie einwilligten, die Verordnungen zu un. terzeichnen, mußten Sie einsehen, daß ihre Aus fuͤhrung Widerstand nach sich ziehen wurde. Als Justiz⸗Minister mußten Sie mehr als jeder Andere sich mit den esetzlichen Mitteln beschaͤftigen, die zur ,, dieses Widerstandes angewendet werden konn⸗ ten. Welchen Plan hatten Sie in dieser Hinsicht gemacht? A. Keinen; man erwartete keinen materiellen Widerstand, und da die Verordnungen durch administrative Mittel in Ausführung gebracht werden sollten, so hatte ich als Justiz-Minister keinen Theil daran zu nehmen.— Fr. Wie durften Sie voraussetzen, 3. die Ausführung der Verordnung nur administrativ sey, und da

man nicht zu den Gerichtshoͤfen seine Zuflucht nehmen wurde, da dieselbe die Beschlagnahme von Eigenthum zur Folge haben konnte? A. Weit entfernt, so etwas vorauszusetzen, mußte das Minißerium auf die Unterstützung aller Autoritaͤten rechnen, um die Monarchie aus den ihr drohenden Gefahren zu retten. F. Unter den Autoritaͤten mußten Sie auf die Gerichtshoͤfe rech⸗ zen; Sie wußten aber, denn Sie hatten e schon am 9. Mai an Herrn von Polignae geschrieben, daß die Gerichtshöfe durch ihre Beschluͤsse an der Ausführung , Maaßregeln nie⸗ mals Theil nahmen. Welches Mittel dachten Sie anzuwenden, um dieselben zu ersetzen? A. Die Gegenwart und die Autorität der Kammern mußten dem Widerstande, der sich in einigen Ge⸗ richts Behörden zeigen konnte, bald ein Ende machen, Fr. Hatte man nicht förmlich von Ihnen Prevotal-Gerichtzhbfe ver⸗ langt? A. Es ist im Cönseil nie die Rede von der Wiederher— siellüng der Prevotal-Gerxichtshöͤfe gewesen; in dessen ist mir nicht bewußk, ob einige dffentliche Beamten ein solches Verlangen he—= zeigt haben, dem uͤbrigens keine Folge gegeben wurde. Fr.

höfe, auf die Militair-Gerichte, und war es nicht zu diesem

Zweck, daß am 2Asten Abends im Conseil beschlossen ward, Paris in Belagerungs-Zustand zu erklaͤren? A. Nein. 5 War nicht

am sten Herr von Champagny von Herrn von olignac nach den Tuitcrisen berufen worden, um die Militgir-Gerichte zu o= ganiffren? A. Das weiß ich nicht. Fr. Sollten denselben nicht bie 415 Individuen uͤberliefert werden 3e welche die Mandate nusten ein. Fr. Haben Sie

sich nicht in Ihrer Eigenschaft als erste Magistrats - Person des „und da ; err von Polignge,

alles das Gehaͤssige einer Maaßregel fuͤhlen mußten, welche die Bürger ihren natürlichen Richtern entzog und sie aller in der administrativen und Gerichts-Ordnung enthaltenen gesetzlichen Hülfsmittel beraubte, dieser Maaßregel widersetzt? Sind

signac, oder im Confeil, A. Ich habe schon in meiuem ersten Verhör geantwortet, daß diese Maaßregel im Conseil ohne Op⸗ position berathen und angenommen wurde, Ich kann übrigens weder die Ursache noch die Wirkungen billigen, die Sie dieser Maaßregel zuschreiben. Fr. In Ihrer Eigenschaft als Justiz⸗ Hiinsster muͤßlei Sie mehr als irgend ein anderer Minister die Gesetzmaͤßtgkeit des Verfahrens und der Regierungs⸗Maaßregel

ren, um die Verordnung wegen des Versetzens in Belggerungs⸗

Zustand öffentlich und güthentisch zu machen, auch erfuͤllt wuͤr—

den? A. Es gehörte nicht zu meinen Pflichten, fuͤr die oͤffent⸗ liche Bekanntmachung dieser Verordnung zu wachen. Ich hatte nur die Gerichtshöfe von derselben in Kenntniß zu schen, und der Drang der Ereignisse erlgubte es mir nicht, diese Formalitaͤt vollũandig zu erfüllen. Fr. Es scheint, daß kein Anschlgg⸗ Zettel, keine Proelamation die Burger auf efordert habe, sich die⸗ ser Verordnung zu unterwerfen. Wie erk aͤren Sie diese Verah⸗ dumung? A. Meine Antwort ist dieselhe, wie auf die vorheri= gen Fragen. Fr. Haben Sie dem Koͤniglichen Gerichtshofe anbefohlen, sich nach den Tuilerieen zu begeben; War nicht der Grund zu diesem Befehl, den Gerichtshof zu verhindern, das von der Handels⸗Kammer gefaͤllte Urtheil zu be aͤtigen oder durch eine Beschluͤsse den durch die neuen Verordnungen ihrer Rechte bergubten Bürgern beizustehen? A. Die Verlegung des Königl. Gerichtshofes, die vom Herrn Kanzler und nicht von mir vorgeschrieben worden war, konnte diefen zwect nicht haben. Ich kannte daz Vorhgndensenn des Urtheils, von dem die Rede ist, nicht einmal. Fr. Wuß⸗ ten Sie etwas davon, daß dem Praͤfekten der Seine und dem Polizei⸗-Präfekten die noͤthigen Befehle ertheilt waren, damit die Anwendung von Waffen gegen die Burger nicht fruͤher stattsin⸗ den könne, als bis die vorschriftsmaͤßigen Aufrufe erlassen worden waren? I. Was in dieser Hinsicht geschehen ist, weiß ich nicht, auch habe ich an den militairischen Speigtionen keinen Theil ge⸗ nonimen. Fr. Es ergiebt sich, aus allen gesammelten Aussa⸗ en, sogar der Beamten der , , Polizei, die in dieser eit auch in denjenigen Arrondissements gebraucht wurden, wo die

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Haupt⸗Ereignisse stattfanden, daß diese Foͤrmlichkeit nicht beobach⸗ tet und von Niemanden anbefohlen ward. Was haben Sie zu sagen, um eine solche Verabsaͤumung zu entschuldigen? A. Ich weiß nicht, welche Befehle gegeben wurden; sie gehbrten nicht zu meinem Geschaͤftskreise. Fr. Als am Mittwoch die Pariser Deputirten zu dem Herrn Marschall kamen, hatte damals Herr pon Polignde fich mit Ihnen über die zu ertheilende Antwort berathen? A. Seit dem 2sten fand keine Conscil⸗Berathung statt, und man hat mich keinesweges um Rath gefragt, Fr, Hat Ihnen Herr von Polignae zu wissen gethan, daß er den König Karl X. von der Lage der Stadt Paris unterrichten wolle? A. Ich glaube, daß der Marschall regelmaͤßig mit dem Könige forrespondirte, und vermuthe, daß Herr von Polignae ihn von der Lage der Stadt unterrichtete. Fr. Als am Donnerstag Morgen Herr von Polignae sich dringend aufgefordert sah, dem Ministerium zu nnen und die Verordnungen zuruͤck⸗ nehmen zu laffen; als Sie selbst fühlten, daß kein ande= rer Ausweg übrig war; als Sie sich endlich entschlossen, fich nach St. Claud zu begeben, warum haben Sie da, che Sie bie Tuflerfen verließen, ihte Gesinnungen nicht durch irgen? eine Akte ausgedrückt, die im Stande war, den üngläcklichen Ereig. nissen, vor denen Sie 63 fliehen gendthigr wurden, sogleich ein Ende zu machen? JJ. Wir begaben uns am 26sten Morgens nach St. Cloud, um die Befehle des Königs in dieser Htnsicht einzu⸗ holen. Fr. Ist nicht auch dem Einfluß des Conseils, dessen Mitglied Sie waren, und das sich bei dem Könige in St Claud versammelte, die , . Ausführung des, wie es scheint, in der Fruͤhe gef ren Beschkusses wegen Veraͤnderung des Ministeriums Und Rücknahme der Verordnungen zuzuschreiben? A. In St. Cloud fand nur eine einzige Berathung statt, in welcher alle Mi⸗ nister der Meinung waren, das Con seil zu veraͤndern. Fr. Alz Justizminister hatten Sie sich insbesondere mit den Feuers— krünften * zu beschaͤftigen, die in den letzten. Mongten der Dauer des Ministeriums, dessen Mitglied Sie waren, mehrcre Bezirke der Normandie verheerten, und die, man schwerlich umhin kann mit irgend einem Plan in Verbindung zu bringen, zum Behuf irgend eines politischen Zweckes Frank⸗ reich in Unruhe zu versetzen. Haben Sie über diese so außeror⸗ bentliche Thalfache einige Aufklaͤrungen zu geben? A. In der

Abfassung dieser Frage findet sich eine sehr wichtige Ungenauig⸗ 6 sic n fetzt in derselben wirklich voraus, daß die Feuers⸗ hrunstéè in der Normandie sich erst seit Mai⸗Monat gezeigt haͤtten, wahrend die genannte Provinz schön einige Monate vor meinem Eintritt in das Consell von jenem Drangsgl verwästet wurde Ich habe alö gung n n fn alle Maaßregeln ergriffen, die mir gecignet schlenen, diesen haͤufigen Verbrechen Einhalt zu thun ind deren Urheber zu entdecken; man kann daruͤber meinen Brief⸗ wechsel mit dem General-Prokurater in Caen zu Nathe ziehen. Ich 8 uͤbrigens dazu bei, den Grafen von Latour. Foissae an Drt und Stelle hinzusenden, um neuen Feuersbruͤnsten vor⸗

zubeugen. O e st er re i ch.

—— Wien, JT. Dez. Heute ist hier auf außerordent⸗ lichem Wege aus Rom die Nachricht eingetroffen, daß der Papst Pius VIII. nach kurzem Krankenlager, mit Tode ab— gegangen ist. Das Naͤhere uͤber das Ableben Sr. Helligkeit

ist noch nicht bekannt. Polen.

Warschau, 9g. Dez. Die heutigen Zeitungen ent—⸗ alten eine zweite, langere Proelamation des Diktators hlopieki an die Polnische Nation, in welcher sich derselbe nochmals daruͤber ausspricht, daß er die ihm uͤbertragene Wuͤrde nur fuͤr den Augenblick uͤbernommen habe, weil es der Administrationsrath fuͤr nothwendig gehalten, daß ein Einziger an der Spitze der interimistischen Regierung des Landes stehe, um Ordnung und Einheit in die Maaßregeln und das Verfahren derselben zu bringen. Zum Gouverneur der Stadt Warschau hat der Diktator den Brigade ⸗General

Szembek ernannt, welchem auch die Bildung neuer Ster Ba⸗

taäillne bei der Infanterie anbefohlen ist. Der Municipal⸗ rath soll uͤber alle seine Handlungen vorher mit genanntem General Ruͤcksprache nehmen. Die provisorische Regierung verbleibt, nach dem Willen des Diktators, in Beziehung auf die innere Verwaltung in der Ausuͤbung ihrer Gewalt, und alle einzelnen Abtheilungen derselben haben mit dem 6ten d. ihre regelmäßigen Arbeiten begonnen.

n einer aus 14 Artikeln bestehenden Verordnung der provisorischen Regierung werden 1) die mit der Bildung der Sicherheits-Wache in Stähten und Doͤrfern beauftragten Beamten angewiesen, unter persöoͤnlicher Verantwortlichkeit, 3 Geschaͤft bis zu dem ihnen bestimmten Termine auszu— fähren; 2) wird beßtimmt, daß die Kriegs- Commissaire der

einzelnen Wojewodschaften, in Gemeinschaft mit den von dem Diktator ernannten Regiments⸗Befehlshabern, Malachows ki fuͤr die Wojewodschaften Masowien, Kalisch, Krakau und Sandomir, und Soityk fuͤr Lublin, Podlachien, Plock und Augustow, die aus dem Dienst entlassenen Krieger in den Hauptstaͤdten zusammenziehen sollen, um aus ihnen eine Er⸗ gaßnzung der Armee zu bilden; 3) wird fuͤr jede Wojewod⸗ schaft ein Befehlshaber zur Organisirung der beweglichen National⸗Garde ernannt. Von dieser sind ausgenommen: die ansaͤfsigen Besitzer einer Landwirthschaft, die Kruͤppel, die verabschiedeten Militairs, welche, wie oben erwahnt, sich in den Hauptstaͤdten versammeln, und die Fabrikanten und Handwerker, welche zur Verfertigung von Waffen und Kriegs-Material gebraucht werden, so wie endlich auch die Auslaͤnder.

Durch eine andere Verordnung der provisorischen Regie— rung wird das Schicksal der Nussischen Gefangenen der offentlichen Sorge anempfohlen. Diejenigen von ihnen, wel⸗ che im Lande bleiben wollen, haben sich in dieser Hinsicht beim Municipalrath zu melden, den Frauen und Dlenstbe⸗ ten wird freier Abzug gestattet und alle Maͤnner und Frauen, welche in Warschau bleiben, werden in Bezug auf ihre Per . und ihr Vermoͤgen unter den Schutz der Landesgesetze gestellt.

Da die Unruhen der letzten Tage eine Unterbrechung in den Handels⸗-Geschaͤften herbeigefuͤhrt haben, so hat die pro— visorische Regierung in Uebereinstimmung mit der Bank fest⸗ gesetzt, daß alle Wechsel, welche am 29. Nov. fällig waren und es von da an bis zum 15. Dez. noch werden, ungeach—⸗ tet sie am bestimmten Termin nicht realisirt oder nicht zue gesetzmaͤßigen Zeit mit Protest zuruͤckgewiesen worden find, doch ihren vollen Werth bis zur Zuruͤcknahme gegenwaͤrtiger Verordnung behalten. Auch erklart die Bank, daß, da ihr Eigenthum sich auf 30 Mill. Gulden belaͤuft und sie bis jetzt nur fuͤr 16 Mill. Fl. Kassen⸗Billets in Umlauf hat, der ö 23. des Bank⸗Gesetzes vom 29. Januar 1828 sie berechtige, noch fuͤr 14 Mill. Fl. Bank-⸗Scheine auszugeben. Sie wird daher sogleich beginnen, dergleichen Scheine à 50 Fl, in Um— lauf zu bringen, und fordert das Publikum auf, dieselben in ihrem Geschäfts, Lokal fur baares Geld oder Kassen-Billets, und zwar ohne Abzug, einzutauschen, indem sie zugleich be⸗ merkt, daß die Kassen-Billets dadurch nicht erloͤschen, sondern neben den Bankscheinen ihren vollen Werth behalten und in allen offentlichen Kassen eben so wie jene angenommen wer⸗ den sollen. Diese Bekanntmachung ist von dem Praͤsidenten Staatsrath Grafen Jelski unterzeichnet.

Der Staatsrath Praͤsident der Wojewodschaft Maso⸗ wien, R. Rembielinski, hat an die Bewohner der selben einen Aufruf erlassen, gewissenhaft in Entrichtung ihrer Steuern zu feyn und den zu der Erhebung derselben bevoll⸗ maͤchtigten Behoͤrden Genuͤge zu leisten. Die Schulzen der Dorfgemeinden und die Präsidenten und Buͤrgermeister der Staͤdte sollen diese Aufforderung uͤberall bekannt machen und sie an Sonn⸗ und Festtagen in den Kirchen ablesen lassen, damit die Steuerpflichtigen dadurch zum Gehorsam ermahnt und auf kuͤnftige, moglicher Weise noͤthige, außerordentliche Steuer⸗Verordnungen der provisorischen Regierung vorberei⸗ tet werden. . . ]

Der Warschauer Zeitung zufolge haben die Woje— wodschaften Krakau, Kalisch, Lublin, Plock und Podlachien der provisorischen Regierung Beistimmungs⸗Adressen eingeschickt. Außerdem hat das Comits der Sicher heitswache im Verein mit den Stadtraͤthen und Befehls habern der National⸗Garde von Plock ein Schreiben an den Diktator gesandt, in welchem der allgemeine Unwille gegen die demagogischen Klubs und die Versicherung ausgesprochen wird, daß die Wojewodschaft Piock den Generalissimus in seinen Unternehmungen mit allen ihren moralischen und physischen Kraͤften zu unter stuͤtzen und mit ihm gemeinschaftlich die Umtriebe der Demagogen zu baͤndigen sey. *

Die felbe Zelt ung meldet: „Gen, Rosntecki soll beim Abmarsch der Russischen Armes die Regierungs⸗ kasse mitgenommen haben; Se. Kaiserl. Hoheit der Groß⸗ fuͤrst Cesarewitsch hat ihm jedoch Befehl gegeben, dieselbe zu— ruͤckzustellen.“

General Woyczynski ist heute hier ange kommen. Heute werden, einer Bekanntmachung des Rektors

Ssweykowski gemäß, die Vorlesungen an der Königlichen Alexanders Universität wieder ihren Anfang nehmen.