1830 / 347 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ate und ste Artikel, nach einigen kurzen Bemerkungen des Obersten Pairhans, in folgender Abfassung angenommen:

„Art. 3. Das Kontingent der Klasse von 1830 ist nur zu derjenigen Dienstzeit verpflichtet, die späterhin durch das Gesetz uͤber die Rekrutirung der Armee fei geen werden wird. Diese Bestimmung findet auch auf Diejenigen An⸗ wendung, die sich freiwillig anwerben lassen.“

Art. 4. Diejenigen jungen Leute, die das Loos zur Theiinahme an dem Kontingente bestimmt, die aber nicht 1è1Meter 54 Centimeters (4 Fuß 9 Zoll) messen, sind vom Dienste befreit und werden nach der Reihefolge der uͤbri⸗ gen verloosten Nummern ersetzt.“

„Art. 5. Die Bestimmungen der Art. 1, 6 und 14 des Gesetzes vom 10. Maͤrz, die dem gegenwartigen Gesetze zuwiderlaufen, sind aufgehoben.“

Es wurde hierauf uber den gesammten Gesetz-Entwurf abgestimmt und derseltbe mit 263 gegen 2 Stimmen ange— nommen. Am folgenden Tage erwartete die Kammer den Kommissions-Bericht uͤber die Verwendung des sogenannten gemeinfamen Indemnitaͤts- Fonds zu den Staats-Ausgaben. Die Sitzung wurde gegen 6 Uhr aufgehoben. t

Paris, 7. Dez. Der König empfing gestern die De— putationen der National⸗Garden mehrerer Staͤdte und fuͤhrte demnaͤchst den Vorsitz im Minister-Rathe.

Der Koͤnig soll bei dem Banquerotte des Banquiers Demionnay in Rouen mit 3 Mill. Fr. betheiligt seyn.

Die Pairs-Kammer wird heute eine Sitzung halten.

Waͤhrend des Prozesses der angeklagten Minister soll das Hauptquartier der National-Garde nach dem Palaste Luxem— bourg verlegt werden und General Lafayette dort fuͤr immer seine Wohnung nehmen. Gestern wurden zwei Posten der zweiten Legion der National-Garde bei diesem Palaste, und zwar der eine, nur einige Mann starke, im Garten, der an— dere, aus 400 Mann bestehend, im Hofe des Gebaͤudes selbst aufgestellt.

Der Praͤfekt des Tarn und der Garonne, Herr von La— coste, hat das Kreuz der Ehrenlegion erhalten.

Der Marquis von San-Amaro ist gestern von hier nach London abgereist, um aufs neue die unter dem Wellington— schen Ministerium abgebrochenen Unterhandlungen uͤber die Portugiesischen Angelegenheiten wieder anzuknuͤpfen.

Die General-CTonseils der Departements des Aube, der Indre und Loire, des Cher und des Loiret sind durch Koͤnigl. Verordnungen neu zusammengesetzt worden.

Der General Lamarque, Befehlshaber der Miligair- Di⸗

visionen in den westlichen Departements, hat dem Kriegs-

Minister uͤber eine Zusammenrottung Bericht erstattet, die sich zu Mattes in den Suͤmpfen der Vendée gebildet hatte

Auf die Nachricht hiervon zog der Bataillons-Chef Langer— mann, Ordonnanz-⸗Offsizier des General Lamarque, mit zwei Compagnieen gegen die Aufruͤhrer und traf sie, nach dem er zwei Nächte hindurch marschirt, am 30. Nov. Morgens 91 Mann stark zu Islot, in der Gemeinde Calertein; er um— zingelte sie sogleich, uͤberschritt die dazwischen liegenden Graͤ— ben und zerstreute diese irre geleiteten Menschen augenblicklich, ohne Verlust zu erleiden; er verwundete mehrere derselben, entwaffnete sie und zwang ihren Anfuͤhrer, Namens Robert, sich zu ergeben und um Gnade zu bitten. Dieser schnelle Erfolg, der vornehmlich den Dienstleistungen des Pfarrers von St. Jean-de⸗Mont, Namens Bruneteau, so wie den klugen Anordnungen des Bataillons-Chefs Langermann, zu verdanken ist, hat dem Departement der Vendée die Ruhe wiedergegeben. Robert hat reuig darum gebeten, aus diesem Departement entfernt zu werden. Auf den Bericht des Kriegs-Ministers hat der König befohlen, daß der Pfarrer Bruneteau ihm vorgestellt werde, um zur Belohnung das Kreuz der Ehren-Legion zu empfangen. Der Bataillons⸗Chef Langermann hat eine Belobung erhalten.

Der Semaphore de Marseille will durch eine tele— graphische Depesche erfahren haben, daß die Franzoͤsische Armee am 22. November in Medeah eingeruͤckt sey, nachdem in einem am 2isten stattgefundenen Gefechte die Truppen des Bey von Titeri unter Anfuͤhrung seines Aga vollstaͤndig ge— schlagen worden seyen. Der Bey selbst habe sich zu einem Marabou bei seinen Nachbarn gefluͤchtet. Am 23sten wollte er sich nach dem Franzoͤsischen Lager begeben, um sich dem Ober⸗Befehlshaber zu unterwerfen.

Herr v. Nugent, ehemaliger Auditeur im Staats⸗Rathe, ist als Verfasser einer Broschure, „Réelamation d'un Fran- gais' betitelt, wegen Angriffs auf die verfassungsmaäͤßige Au— toritaͤt des Koͤnigs und Aufreizung zu Haß und Verachtung

9 in der . ö sein eigener Minister war, oder einige schlechte Rathgeber und sich uͤber das ganze Departement zu verbreiten drohte. . ge schlech ho

gegen die Regierung, zu Zmonatlichem Gefaängniß, einer Geldbuße von Z00 Fr. und in die Kosten verurtheilt worden.

Voergestern wurde eine Benesiz-Vorstellung fuͤr Miß Smithson gegeben, welche 15,ü000 Fr. eintrug.

Großbritanten und Irland.

London, den 4. Dezember. Se. Mejestaͤt der Konig ertheilten gestern dem Lord Hill eine Audienz.

Der Marquis von Lansdown, der Bischof von London und Herr C. Grant hatten gestern Unterredungen mit dem Grafen Grey.

Herr Francis Jeffrey ist zum General⸗Advokaten und Herr Henry Cockburn zum General⸗Anwalt von Schottland ernannt worden.

Nach Berichten aus Dublin ist die Wahl eines Parla⸗ mentsgliedes fuͤr den Burgflecken St. Asaph auf Herrn Shiel gefallen.

Der Oesterreichische und Russische Botschafter hatten gestern lange Unterredungen mit Lord Palmerston; auch der Preußische Gesandte hatte eine Konferenz mit demselben.

Lord Granville wird, wie es heißt, sich in kurzem als diesseitiger Botschafter nach Paris begeben. Sir F. Lamb ist zum Gesandten nach Wien ernannt worden.

Im Courier liest man: „Wir hoͤren aus guter Quelle, daß der Kaiser von Rußland den verschiedenen Europaͤischen Hoͤfen ein Umlaufschreiben hat zugehen lassen, in welchem es heißt, daß ohne Uebereinkunft mit den fuͤuf großen Maͤchten . einziger Nussischer Soldat die Graͤnze uͤberschreiten werde.

In demselben Blatte heißt es: „Wr fuͤrchten, daß wir uns genoͤthigt sehen werden, die Franzoͤsische Rubrik der „Tagesluͤgen“ fuͤr gewisse Geruͤchte bei uns einzufuͤhren, die wir bisweilen, gutwillig genug, fuͤr begruͤndet hielten. Wir wollen hiermit auf die angeblich von Lord Brougham gesche⸗ hene Verzichtung auf das kirchliche Patronat aufmerksam ma⸗ chen, desgleichen auf die Ernennung des Herzogs von Rich mond zum Lord-Lieutenant von Irland an die Stelle des Marquis von Anglesea; auf die Ernennung des Lord Glent⸗ worth zum Gouverneur von Neu⸗Suͤd⸗Wallis u. s. w.“

„Wir glauben“, sagt der Globe, Fnicht nothig zu ha— ben, unsere Leser auf den in Pariser Blaͤttern enthaltenen Prozeß der Ex-Minister besonders aufmerksam zu machen, die sich mit Ruͤcksicht auf die ganze Lage der Dinge mit Festigkeit und Ruhe vertheidigen. Ein Punkt ist jedoch sehr bemerkenswerth, daß sie namlich Alle, mit Ausnahme des Fuͤrsten Polignac, wie es scheint, gensthigt gewesen sind, eine Bahn zu verfolgen, die ihr Verstand mißbilligte. Es hat klar am Tage, daß Konig Karl entweder

um sich hatte, die keiner Verantwortlichkeit unterworfen wa⸗ ren, weil sich sonst alle die abschlaͤgigen Antworten durchaus nicht erklaͤren lassen.“ In den letzten Tagen hat man mehrere bewaffnete Po— ö. , . von hier in die unruhigen Provinzen ab— geschickt.

Heute fruͤh sind Briefe aus Cambridge eingelaufen, de— nen zufolge man in dieser Stadt am heutigen Tage einen Markttage einen Angriff von Seiten unruhiger Landleute befuͤrchtete; die angesehensten Einwohner, so wie 1300 Stu— denten, hatten sich als Speeial-Konstabel vereidigen lassen und Letztere das Anerbieten gemacht, sich allenthalben im Lande hinzubegeben, wo es erforderlich seyn sollte, Personen oder Eigenthum zu beschuͤtzen.

Der fruͤhere Gouverneur von Madras, Herr Elliott, ist 36 9 diesen Tagen in seinem 79sten Jahre am Schlagflusse gestorben.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 8. Dez. Dem Vernehmen nach wol— len sich Ihre Kaiserl. Hoheit die Prinzessin von Oranien . Hoͤchstihren Kindern auf einige Zeit nach London be⸗ geben.

Sehr viele Militairs jedes Ranges, die sich in der letz. ten Zeit durch verdienstliche Handlungen ausgezeichnet, haben neuerdings Beweise der Allerhoöͤchsten Königlichen Zufrieden⸗ heit erhalten. . ;

Aus dem Hauptquartiere vernehmen wir, daß eine Ab— theilung der Schutterei von Nord⸗Holland, gaz Mann stark, des Festungsdienstes uͤberhoben und dem mobilen Heere hin— zugef gt worden ist.

üile Nachrichten aus Gent stimmen darin überein, daß daselbst die groͤßte Gaͤhrung herrsche und man mit der neuen

Beilage

Regierung durchaus nicht zufrieden sey.

ö 2607 Peilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung 347.

2 D mmm mmm é r, , n. ;

Das in Bruͤssel er⸗

Einende Journal „le Belge“ sagt selbst daruͤber: „Seit⸗ in. der 3 die Ausschließung des Hauses Nassau aus⸗ esprochen hat, fangen einige ministeriell gesinnte Fabrikanten n Gent an, sich wiederum auf Intriguen zu legen, in der dadurch Unruhen zu erwecken. So oft die Fabrik

d um Beschaͤftigung anhalten,

tzt ja nun endlich die

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esses uͤberre

Rittern un ; g der ruͤckstaͤndigen Gehalte nachsuchen. de dem Finanz⸗Co s Es

ergeseh auf eine

viforischen Regierung waren zugegen.

1 . ö. sich ebenfalls neuerdings Symptome von Nenn Gera den gezeigt, doch sind sie bisher noch un⸗ terdruͤckt worden. Es giebt auch dort eine große Anzahl un— beschaͤftigter Arbeiter, und die staͤdtische Anleihe, durch die man diesen zu Huͤlfe kommen wollte, ist bisher noch nicht zu

Stande gekommen. ö Dir Wr tn von Culhat, der bekanntlich bei der hiesi⸗

gen Revolution ebenfalls eine Rolle gespielt hat, bittet jetzt in oͤffentlichen Blattern, ihn doch ja nicht mit dem Vicomte

ontécoulant zu verwechseln, mit welchem er nichts wei⸗ 6 ) , ) . . ied zwischen ihnen, daß er (Hr. v Culhat) nicht eben ,, Pont ẽcdulanft aus dem Schuld⸗Gefaͤngnisse

ter als den Titel gemein habe.

o wie Herr von n eh nach Belgien gekommen sey.

den Auftrag, die Neutralität der Schweiz zu sichern.

Aufrechthaltung der Ruhe im Innern und zu

„Seit einigen Tagen“, aͤußert ein hie siges Blatt, „bemerkte man unter den bei den Boulevards und den Ver⸗ theidigungs⸗-Arbeiten unserer Stadt beschaͤftigten Leuten eine gewaltige Gaͤhrung. Die Behörde hat Nachferschungen an⸗ gestellt und, wie man versichert, einen Agenten entdeckt, der biese Arbeiter zum Aufstande gereizt hat. Man hat das ver— daͤchtige Individuum festgenommen, und Alles ist wieder zut, Ordnung zuruͤckgekehrt, wiewohl es heißt, daß die Anzahl jener Arbeiter, zu deren Bezahlung die Fonds der Stadt nicht mehr hinreichen, vermindert werden soll.“

Deutschland.

Muͤnchen, 8. Dez. Das gestern im Königl. Odeon stattgehabte Konzert wurde durch die Allerhoͤchste Anwesen⸗ heit Ihrer Majestaͤt der Königin, so wie JJ. KK. Hoheiten der Prinzessin Mathilde und des Prinzen Otto, verherrlicht. Kassel, g. Dez. Se. Koͤnigl. Hoh. der Kurfuͤrst ha⸗ ben dem Staats-Minister der Justiz, von Schenk zu Schweinsberg, das Großkreuz des Haus-Ordens vom golde⸗ nen Löwen allergnaͤdigst zu verleihen geruht.

Oesterre ich.

Innsbruck, 4. Dez. Gestern nach 8 Uhr des Mor⸗ gens wurde hier ein Erdbeben von einem solchen Grade der Staͤrke verspürt, daß die Möbeln und Glaͤser in den Zimmern chwankten. Die Schwingungen erfolgten von Nord west nach Nordost, hielten mit gleicher Starke 6 Sekunden an und waren von dem gewohnlichen klirrenden Geraäͤusche begleitet. Das Barometer stand wahrend dieser Erscheinung auf 26 3. 2 L. P. M., das Thermometer auf 575 R. Der Himmel war heiter, die untere Atmo sphaͤre etwas neblicht und der

Wind schwach von Suͤdost.

Schweiz.

Schaffhausen, 7. Dez. Die beiden voroͤrtlichen Ab⸗ geordneten, die Herren von Muralt und Zeerleder, sind am isten d. M. von Lausanne in Genf eingetroffen; sie en. den Tten d. hat sich der Staats-Rath versammelt, um ihre Eroͤffnungen in Berathung zu nehmen, .

Die Regierung von Bern, als dem Vorort, hat, wie nach Waadt, so auch nach Freiburg, Neuenburg und Genf., Abgeordnete gesandt, um gemeinschaftliche Maaßregeln zu

andhabung der Neutralitaͤt gegen Außen zu verabreden. Von Neuen⸗ burg und Waadt sind bereits die Antworten eingetroffen, und zwar im befriedigendsten Sinne. ,. ließ durch eine Deputation erklaren, es werde der in mehreren Kantonen stattgefundenen Bewegung fremd bleiben, und die Regierung von Waadt aͤußerte, mit Bern festen Schritt zu halten. Von Freiburg und Genf sind die Antworten noch zu erwarten

Nachrichten aus Waadt zufolge, hat man im Kanton kein sonderliches Wohlgefallen an den Bewegungen, welche gegenwaͤrtig in vielen Schweizer⸗Kantonen stattfin den. Wozu, sagt man dort, wenn man das Bessere will, die leidenschast⸗ liche Sprache, die Umtriebe, die gesetzwidrigen Schritte. Will man die oͤffentliche Stimme durch Gewalt laut werden las⸗ sen? Glaubt man durch Buͤrgerkrieg, durch fremde Dazwi— schenkunft dasselbe zu erlangen? Sucht man sich neue Schlacht⸗ opfer, oder moͤchte man die Flamme von Antwerpen in un⸗ serm Vaterlande aufschlagen sehen? Fuͤrwahr, im jetzigen Augenblick, wo wir von der einen Seite durch die Cholera, (or der andern durch fremden Krieg bedroht werden, ist es nicht Zeit, die er r. . reizen und die Brandfackel un⸗ ter ein ruhiges Volk zu werfen. .

Aus err schreibt man: „Noch ist es nicht ruhig im Kanton. Die am 26. November , werden ungenuͤgend gefunden. Die itzigsten, deren ahl und Betriebsamkeit groß ist, wollen, daß die jetzige n, . ganz abtrete oder ihre Gewalt nur provisorisch behalte. . . gendes sind die hauptsaͤchlichsten Forderungen, welche 66 zt werden sollen: Verhaͤltnißmaͤßigere Repraͤsentation, 62 Wahlrecht, Aufhebung der Lebenslaͤnglichkeit bei allen * tern, Selbstwahl seiner Vorgesetzten, wie Gerichts statthal⸗ ter, Gemeindammanner u. dgl., Verminderung des . Raths, der Kanzlei-Angestellten und der Staatsdiener, Si⸗ cherung des Petitionsrechts, strenge Gewaltentrennung a moͤglich oͤffentliche Verhandlungen des großen Rathes, Vor⸗

sorgen, daß nicht zu viele vom kleinen Rath gewahlte Be⸗