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amte in den großen Rath gelangen koͤnnen, nebst mehreren andern in der Folge vorzunehmenden Abaͤnderungen in ver— schiedenen Gesetzen.“ .
Am 2ten d hat sich zu Freiburg der große Rath des Kantons versammelt. Man erwartete mit Ungeduld das Ergebniß seiner Berathungen. Gegen 3000 Landleute wogten durch die Straßen in der Naͤhe des Rathhauses. Viele Bittschriften wurden eingereicht, sie hatten tausende von Un— terschriften, die meisten waren im Sinne derjenigen von Murten abgefaßt. Nach langer Berathung wurde endlich der Schluß gefaßt, daß eine Revision der Ver fassung statt⸗
finden solle. Alles war hierauf beruhigt.
Die Oesterreichischen Mauthen an der Tessiner Graͤnze
sind mit Truppen verstaͤrkt. Man giebt gewalt same Contre⸗ bande als Grund an.
Italien.
Rom, 2. Dez. Das Diario enthaͤlt naͤchst der Mel⸗ dung von dem Ableben des Papstes nach einem Krankenla⸗ ger von 13 Tagen folgende biographische Notizen uͤber den⸗ selben: „Pius VIII, fruͤher Franz Raver Graf von Casti— glioni, stammre aus einer der ersten Familien der Mark An— ona her und ward am 20. November 1761 gehoren. Pius Vil. ernannte ihn im Jahre 1800 zum Bischof von Mont⸗ alto; im Jahre 1808 wurde er mit mehreren seiner Mit⸗
bruͤder nach der Lombardei verwiesen. Als jedoch im Jahre
1815 die Paͤpstliche Regierung im Kirchenstaat wiederher⸗ ö 5 worden, kehrte der Bischof Castiglioni zu seinem
ischofssitze zuruͤck. Von dort versetzte Pius VII. ihn zur Kirche von Cesena, indem er ihn zu gleicher Zeit (am Zgten Maͤrz) zum Kardinal mit dem Titel von St. Maria in Tra⸗ spontina ernannte. Dieses war nach dem Frieden die erste Promotion, bei welcher auch Hannibal della Genga, spaͤter Papst Leo XII., den Purpur erhielt, so wie Anton Gahriel Severoli, dessen General-Vikar fuͤr das Bisthum Fano Ca⸗ stiglioni gewesen war. Im Jahre 1821, nach dem Tode des Kardinals von Pietro, erwaͤhlte man ihn zum Groß⸗Poͤniten⸗ tiar und uͤbertrug ihm das Bisthum von Frascati. Nach dem Ableben Leo's XII. wurde er endlich am 31. Maͤrz 1829 als Pius VIII. auf den Paͤpstlichen Thron erhoben. Nach einer Regierung von 1 Jahr und 8 Monaten, während wel⸗ cher er 6 Kardinäle ernannt hatte, starb er in einem Alter von 69 Jahren und 10 Tagen.“
Das Kardinals,Kollegium besteht dermalen aus 55 Per— sonen, indem 15 Stellen unbesetzt sind; von jenen 55 sind 5 Kardinal⸗Bischoͤfe, 49 Kardinal-Priester und 19 Diakone. In Rom selbst sind 27 Kardinaͤle anwesend, zwoͤlf andere be— finden sich in dem Paͤpstlichen Staat, sechs in andern Thei— len von Italien. Waͤhrend des Pontifikats Pius VIII. sind acht Kardinaͤle mit Tode abgegangen.
Portugal.
Pariser Blätter melden aus Lissabon vom 29. Nov. „Vorgestern kam der in der Portugiesischen Armee sehr be— kannte General⸗Major Sir George Elder am Bord eines
aketboots von Faimouth hier an. Mit wichtigen Depe⸗ chen fuͤr den Vicomte v. Santarem beauftragt, begab er sich nach dem Hotel dieses Ministers, und beide fuhren dann nach Queluz. Ueber den Gegenstand dieser diplomatischen Mitthei⸗ lungen hat noch nichts verlautet.“
Türkei.
Die Allgemeine Zeitung giebt folgendes Schreiben aus Konstantinopel vom 10. November: „Alles ist hier bei befriedigendem Gesundheitszustande vollkommen ruhig, und wir wären ohne irgend eine Besorgniß, hoͤrten wir nicht täglich von den großen Verheerungen, welche die Cholera in den fuͤdlichen Russischen Provinzen anrichten soll, und ware dadurch nicht die ganze, sowohl Europaͤische als Asiatische⸗ Kuͤste des schwarzen Meeres mit der Ansteckung bedroht. Die Re⸗ gierung nimmt zwar Maaßregeln dagegen, und an ver schie⸗ zenen Punkten ist ein Cordon gezögen. Allein man hat hier noch keinen klaren Begriff von anitaͤtsanstalten, und fo mochte die Cordonsanordnung mehr fuͤr einen Beweis, daß man sich den Sitten der Europaͤischen Voͤlker immer mehr zu naͤhern und ihre Erfahrungen zu benutzen wuͤnscht, als fuͤr eine wirkliche Sicherheitsmaaßregel angesehen werden. In politischer Hinsicht ist Alles beim Alten; die Angelegen⸗ eiten im Westen spannen hier, wie in ganz Europa, die allgemeine Aufmerksamkeit, und nach Aeußerung einiger wich— tigen diplomatischen Per onen haͤlt man einen Krieg fuͤr wahrscheinlich. Graf Guilleminot steht in groͤßtem Ansehen bei der Pforte und ist bemüht, sich ihr auf alle mogliche Weise gefällig zu machen. Hr. v. Ribeaupierre, welcher nach
Friedens.
Neapel abreist, hat den Gesandschaftssecretair Ruͤckmann, welcher bei den fruͤhern Verhandlungen des Grafen Orlof die Feder fuͤhrte, in der Eigenschaft eines K. Russischen Ge—⸗ schaͤftstraͤgers zuruͤckgelassen. Aus Aegypten lauten die Nach⸗ richten guͤnstig. Der Vicekoͤnig scheint dem Großherrn treu ergeben und schickt fleißig Subsidien. Die nach Kandien eingeschifften Truppen sind auf dieser Insel gelandet und haben von mehreren Hauptpositionen Besitz genommen.“
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Berlin, 14. Dez. In der gestrigen Sitzung des Vereins fuͤr Gewerbfleiß war der Hauptgegenstand der Berathung die Gewinnung der ausgesetzten Preise, die Stellung neuer und die Beibehaltung der alten Preis-Aufgaben, so wie die Anerkennung gemachter Mittheilungen. Vorgetragen wurde demnaͤchst ein Bericht der Abtheilung fuͤr Mathematik und Mechanik, uͤber die Resultate der Versuche, welche Herr Duͤnnweg uͤber den Effekt unterschlaͤchtiger Wasser-Raͤder an⸗ gestellt hat; ein Bericht der Abtheilung fuͤr Manufakturen, uber die von der naturforschenden Gesellschaft zu Goͤrlitz ein— gesandten Seiden-Cocons; eine Mittheilung der Schrift des
errn Bolzani: „Wegweiser zum Seidenbau“, durch des
errn Ministers des Innern fuͤr Handel ꝛe. Excellenz; eine Mittheilung des Herrn R. R. Werneburg in Erfurt, uͤber die Streichriemen des dortigen Riemer-Meisters Dufa; ein Schreiben des Elbinger Gewerbe-Vereins, die Ausbildun angehender Gewerbtreibenden und den Zimmermannschen Fuͤ krahn betreffend; Mittheilung des Herrn Majors Blesson, uber Blitz-Ableiter; des Gewerbe, Vereins zu Sagan, uͤber seine Statuten; des Herrn Grafen Henkel von Donners mark, uͤber einige von ihm gesammelte gewerbliche Notizen; des Bau; Conducteurs Herrn von Hartmann in Westheim, uͤber die Anwendung eines dort vorkommenden Kalksteins zum Steindruck; des Herrn Fontane, uͤber den Krapp Karmin des Herrn Streccius. Der Herr Hauptmann Pr. Meyer hielt einen Vortrag uͤber eine Erleuchtung, besonders bei Ver⸗ messungen brauchbar; der Herr Bau- Condueteur , trug eine Uebersetzung der vom Herrn Professor Palmstedt in Gothenburg mitgetheilten Notizen uͤber die dortige Ge⸗ werbschule vor. Vorgezeigt wurde ein Strohhut aus der Fa—⸗ brik des Herrn Ritz, wozu das Band mit einfacher mecha— nischer Vorrichtung geflochten war; Nordamerikanische Wolle aus der Kolonie des bekannten Rapp zu Economy.
— Die Posener Zeitung enthalt ein Umlaufsschrei⸗ ben des erwaͤhlten Erzbischofs von Gnesen und Posen, Ge— neral⸗Verwesers des genannten Erzbisthums, Hrn. v. Dunin, an die Geistlichkeit und die katholischen Einwohner der Erz— Didces Posen, worin derselbe, mit Hinsicht auf die beklagens⸗ werthen Ereignisse im Königreiche Polen, ihnen die treue Erfuͤllung ihrer Ünterthanen-⸗Pflichten einschärft und nament, lich die Geistlichen auffordert, ihren Pfarrkindern die noͤthi⸗ gen Vorhaltungen in dieser Beziehung zu machen und sie zur Ruhe und zum Gehorsam gegen die Obrigkeit zu ermahnen. „Es steht zwar nicht zu besorgen“, heißt es darin, „daß die Bewohner des Großherzogthums Posen, eingedenk der trau— rigen Schicksale der Polnischen Nation, von ahnlichen Drang⸗ salen bedroht wuͤrden; da jedoch die Neuerungssucht und das ungluͤckselige Streben nach Umwaͤlzung der bestehenden Ord⸗ nung der Dinge heut zu Tage so sehr uͤberhand genommen, da von dergleichen Stuͤrmen auch andere Laͤnder Europas
heimgesucht worden, deren friedliebende Bewohner in einem
Augenblicke um ihre Freiheiten, um ihr Eigenthum, Viele sogar um ihr Leben gekommen sind; so 63 wir nicht umhin, unserer Pflicht gemaͤß, Euch, geliebte und getreue Brüder in Christo, zu warnen, Euch den Einfluͤsterungen Uebelwollender hinzugeben. Unser Gott ist kein Gott der Unruhen, sondern ein Gott der gegenseitigen Liebe und des Seinem Gebote gemaͤß sollen wir den Naͤchsten lieben und die Obrigkeit ehren; laßt uns daher seinen hei— ligen Willen erfuͤllen, und sein göttlicher Segen wird uns nie verlassen.“
— Aus Koln vom 10ten d. wird gemeldet: Im Monat
November ist die Schifffahrt in Folge der gewohnlichen Herbst-Versendungen sehr lebhaft gewesen. Bie Zahl der angekommenen Schiffe betrug 239, und die der abgegangenen 204. Es verdient dies um so mehr bemerkt zu werden, da durch einen lange anhaltenden Suͤd-Ostwind und durch den niedrigen Wasserstand viele Schiffe in den Niederlandischen Gewaͤssern aufgehalten wurden, und da die Unterbrechung der Verbindung mit Antwerpen sehr nachtheilig auf den Handels ⸗ zug auf dem Rheine eingewirkt hat. — Die Getreide⸗Preise sind nicht weiter gestiegen, da es an Zufuhr nicht fehlt und
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die Furcht vor einem etwanigen Mangel nachgelassen zu ha⸗ ben scheint. Die Preise des Thrans sind in die Hohe 6 angen, die der Kolo nialwaaren haben eine feste auf Er ö⸗ — deutende Haltung angenommen; dagegen sind die der vegetabilischen Fettwaaren⸗ namentlich des Ruͤboͤls, etwas heruntergegangen. Im Wechselhandel zeigte sich noch immer Nachfrage nach baarem Gelde; daher waren die fremden Valuten. mit Ausnahme der eben so begehrten als selten ge⸗ wordenen Antwerpener, fortwaͤhrend am Markte. ;
Seit dem letzten Drittheil des Novembers wetteifern franzoͤsische Blaͤtter, einen Krieg mit den Maͤchten des festen Landes als unvermeidlich, nahe drohend, leicht und glorreich darzustellen. Mit gluͤhenden Farben schildern sie, wie zahl— reiche Heere der Feinde der Freiheiten, des Gluͤckes und des Ruhmes von Frankreich seinen Graͤnzen nahen, wie sie schon bereit stehen, in sein Gebiet einzufallen, es zu pluͤndern, zu zerreißen, zu vernichten. Aber sie moͤgen nur kommen: Frank⸗ reich fuͤrchtet sie nicht. Sieggewohnte Heere, eine Mtllion
Nationalgarden erwarten sie: der franzöͤsische Boden starrt
von Bajonetten. Und wer ist es, der dieses einmuͤthige freie Volk zu bekämpfen kommt? Es sind nicht mehr die Maͤnner vom Jahre 1814, welche heran eilten, Einfaͤlle in ihre Hei⸗ mat, Storungen ihres häuslichen Friedens zu raͤchen, ausge⸗ ruͤstet mit den Schätzen Britanniens gestaͤhlt durch Ahnun— gen einer bessern * nach so viel Tagen der Schmach und des Jammers. ie Begeisterung ist verflogen: die Gold— quellen des Britischen Reichs sind verschlossen: die Morgen— rothe der Freiheit und des Wohlstandes, die auch ihnen leuch— tete, ist spurlos verschwunden. Unter schmaͤhlichem Drucke erliegend harren jetzt die Vöoͤlker des festen Landes nur des Rauschens der dreisarbigen Fahne und des Klanges des mar— seiller Marsches, um ihre Ketten zu brechen. Frankreich wird unschuldig sein an hem Sturme, der uͤber den Haͤuptern sei⸗ ner Widersacher ausbricht. Solcher Aufruf durchfliegt Frank⸗ reich; sein gemilderter Nachhall toͤnt selbst in der Deputir— ten Kammer unter lebhafter Theilnahme.
Es ist gewohnlich, daß Zeitungsschreiber Heere marschi⸗ ren lassen, wenn einzelne Bataillone ihre Garnisonen aͤndern, und daß sie drohende Ruͤstungen verkuͤnden, wo maͤßige Vor⸗ sicht, die nimmer rasten sollte, den sorglosen Schlummer der Sicherheit unterbricht. In Landern, wo jaͤhrlich Quartier⸗
listen von allen Truppentheilen gedruckt und im offenen Buch ⸗
handel verkauft werden; wo die Erganzung des Heeres und feine Verpflegung ein Gegenstand oͤffentlicher Verhandlungen ist; wo jeder gebildete Mann zum Kriegsdienste berufen Kennt⸗ niß von allen Einzelheiten der ee, ,, Heeres nimmt — in solchen Landern ruht uͤberall kein eheimniß uͤber ihrer Bereitschaft fuͤr die Stunden der Gefahr, und es ist unzwei⸗ felhaft, daß auch die franzoͤsische Regierung gruͤndlicher hier— über unterrichtet sein wird, als die Zeitungsschreiber ihrer Nation. Sie wird nach dieser Kenntniß erwaͤgen, ob wuͤrk⸗ lich drohende Stellungen sie umgeben, und nach ihrer Ueber⸗ eugung in freier Selbststaͤndigkeit verfuͤgen, was ihre Sicher—⸗ eit zu erfordern scheint. Alle Regierungen bedienen sich ierin des gleichen Rechtes: verstaͤndige Vorsicht kann nur chtung erwerben, und es bedarf keiner schmaͤhlichen Wehr⸗ losigkeit, um den Argwohn, der im Finstern schleicht, zu ent— wafnen.
Minder leicht ist es, den Geist der Verfassungen und die Neigungen und Wuͤnsche der Voͤlker zu erkennen. Nicht auf Koͤrperliches, nicht auf mechanisch Zaͤhl“, Mess⸗ und Waͤg⸗ bares kommt es hier an. Der Geist will geistig gewuͤrdigt sein. Aber die Macht der Erziehung, die Gewoͤhnung an volksthüͤmliche Formen von Jugend auf, truͤbt hier den Blick, und nur zu leicht wird das Wesen ver— mißt, weil es nicht in der bekannten Gestaltung er⸗ scheint. Wir wollen nicht verletzende Vergleichungen ziehn; wir wollen nicht den Maaßstab deutscher Denkart und deut— scher Sitten an Frankreichs Eigenthuͤmlichkeiten legen: aber wir fordern die gleiche Achtung unserer Institutionen mit dem gleichen Rechte.
Indem die thaͤtigsten Regierungen am unablaͤßigsten be— schaͤftigt sind, die Gesetze zu verbessern, und ihre Vollziehung zu sichern, geben sie selbst Zeugniß, daß noch immer Unvoll⸗ kommenheiten abzustellen, Hindernisse der offentlichen Wohl⸗ fahrt wegzuraͤumen, Maͤngel zu ergänzen, Irthuͤmer zu be⸗— richtigen sind. Es ist die Zweckmaͤßigkeit des Strebens zum Bessern, es ist bas Verhältniß der Fortschritte zu den Mit⸗ teln, sie zu foͤrdern, was gewuͤrdigt seyn will. Auch hier werben nicht einzelne Schritte, die zufallig ein Straucheln
menschlicher Schwache behaften mochte, sondern die Richtung der Bahn und der auf ihr zuruͤckgelegte Weg entscheiden.
Kann die Sorgfalt einer Zentralregierung in weitlaͤufti— gen Laͤndern nicht die gleiche Thaͤtigkeit und das gleiche Wohl— wollen der Verwaltung in allen Landestheilen sichern:; so wird noch weniger in einem Staatenbunde, worin acht und drei⸗ ßig Regierungen selbststaͤndig neben einander stehn, uberall der gleiche Adel in der Richtung, die gleiche Kraft in der Leitung des politischen Lebens erreichbar seyn. Der Geist, welcher die Masse belebt, die Stufe der Bildung und des Wohlstandes, worauf das Ganze steht, wird allein das ge⸗ rechte Urtheil bestimmen. Nur mit solcher Ruhe und Milde sich gegenseitig durchschauend werden die Regierungen und bie Bölker sich richtig wuͤrdigen, und dem edlen Selbstver⸗ f, die nicht minder edle gegenseitige Achtung beizufuͤgen wissen.
Zunaͤchst lebt in dem groͤßesten Theile Deutschlands eine Sorgfalt fuͤr den Unterricht des Volks, die Lesen, Schreiben und Rechnen, Pflicht- und Ehrgefuͤhl zum allgemeinen Eigen⸗ thume der aufbluͤhenden Generation zu machen strebt. Ein Wohlfeilmachen der Erziehung auf Kosten der selbststaͤndigen Ausbildung, ein mechanisches Abrichten statt Entwickelung der, eigenen Geisteskraft, genugt uns nicht: und wir harren mit Zuversicht der Früchte dieser Saat. Bedarf es hoͤherer Ei— Zenschaften des Geistes und des Herzens, um den hoͤhern Stufen des geselligen Lebens willige Achtung ihres Ansehns und treue Anhänglichkeit der niedern auf innige Ueberzeu—
ung gegruͤndet zu sichern, wenn auch der Untergebne sittlich 2 steht:; so werden wir darin nicht eine Erschwerung der Verhaͤltnisse eines wohlgeordneten Lebens, sondern nur die edle Frucht eines Stammes erkennen, der aus solchen Wur⸗ zeln sproßt.
Wie verschieden auch der Grad der religiösen Bildung seyn moͤge, der die niedern und die hoͤhern Klassen der Ge— sellschaft, der das Volk und seine Lehrer durchdringt, die Skandale der Unduldsamkeit, die sich anmaaßt Todtengerichte zu halten, die Versagung des Gebets fuͤr den Landesherrn, das Auflehnen an heiliger Staͤte gegen obrigkeitliche Verord⸗ nungen, kennen wir laͤngst nicht mehr aus eigner W m mn, Weit entfernt aus dem Kreise dessen, was nach unsrer Denk⸗ art moͤglich scheint, liegen diese Erscheinungen, deren Fort⸗ dauer wir jetzt nur noch aus den Zeitungen ersehn.
Unverkennbar sind die Fortschritte der Gesetzgebung da— hin gerichtet, die Verwendung der erlangten allgemeinen Bil⸗ dung füuͤr die oͤffentliche und Privat-Wohlfahrt uͤberall hervor⸗ zurufen. Auch hier von unten aufbauend sind es zunaͤchst die Ortsgemeinen, wofuͤr diese Bildung in Anspruch genom, men wird. Ein betraͤchtlicher Theil Deutschlands hat bereits eine staͤdtische Verfassung, welche darauf beruht, daß die Stadtgemeinen aus ihrer eigenen Mitte zahlreiche, jahrlich zu einem Drittheile durch ihre Wahl erneuerte Repräͤsentanten —— die Stadtverordneten — bestellen, unter deren Beirath Zu⸗ stimmung und Kontrolle ein von ihnen gewaͤhlter Magistrat
die Angelegenheiten der Stadt verwaltet. Der Einfluß der
Regierungen beschraͤnkt in diesen Gemeinen sich darauf, die Erreichung allgemeiner Polizeizwecke und die Erhaltung der oͤffentlichen Ordnung zu sichern, Solche Anstalten auf Pro⸗ vinzen, welche ihrer noch entbehren, zu uͤbertragen, und den ländlichen Gemeinen in gleichem Geiste Verfassungen zu ge— ben, wie ihr Bedürfniß sie erheischt, und ihre Bildung sie erträgt, das eben ist die Aufgabe des Tages.
Es kann nicht in den Graͤnzen eines Zeitungsartikels liegen, die einzelnen Anstalten der deutschen Staaten einzeln zu würdigen. Aber darauf muß hingewiesen werden, daß Regierungen sich der Rechtlichkeit und Billigkeit ihrer Ab⸗ sichten wohl bewußt sein muͤssen, deren ganze Richtung dahin fuhrt, ihre Kraft auf die Bildung des Volkes zur lebendigen Theilnahme am oͤffentlichen Wohle zu gruͤnden. Wer diese Lander kennt, wird, wie uͤberall, manchen unbefriedigten Wunsch, aber wahrlich keine Neigung zum Aufstande, und am wenigsten ein Harren fremder Huͤlfe wider die Regierun⸗ gen finden.
Als Europa nach den Julitagen der neuen Regierung Frankreichs seine Anerkennung nicht versagte, knuͤpfte das neue Band ein Vertrauen, daß diese Regierungsaͤnderung seine Sicherheit und seine Wohlfahrt nicht gefährden werde. Dies Vertrauen ward begruͤndet durch das ernste Bestreben, die Bewegung der Gemuͤther auf ein klar erkanntes Ziel zu beschraͤnken. Spaͤtre Eraͤugnisse konnten besorgen lassen, daß der redliche Wille der franzoͤsischen Regierung dem widerstre⸗ benden Partheigeiste nicht uͤberall uͤberlegen sein durfte.
Wie ganzlich verschieden von den Veranlassungen und Zwecken der Regierungsaͤnderung in Frankreich die Veranlas⸗