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nommen, wodurch Se. Maj. denselben als ihren bevollmaͤch⸗ tigten Minister bei hiesiger freien Stadt beglaubigen. — — Frankfurt a. M. 12. Dez. Die Neigung zum Sinken, welche seit mehreren Wochen im Stagatspapicr Handel ü beobachten war, hat in diesen Tagen von einer Seite her, von er man es am wenigsten erwartete, einen maͤchtigen Impuls er⸗ halten. Am ersten 6 1 abgewichenen Woche traf die Nach⸗ richt von den Vorgaͤngen in 83 von Berlin hier ein. Von dem Augenblick an, bis zum Schluß der Woche, waren die Course aller Effekten, vor⸗ nehmilch aber die der Poln Loose, rasch ruͤckgaͤngig. Es zeigte sich von mehreren Seiten ein Drang zum Ag eg zu jedem Ge⸗ bot, und die Nehmer waren aͤußerst selten. Doch wurden an den ersten Tagen der Woche noch ansehnliche Posten Poln. Loose auf Lieferung fuͤr Mitte und Ende des Monats, freilich zu sehr nie= drigen Coursen, abgesetzt. Bom Montag bis Sonnabend gingen Fyröc. Metall. von 90 auf S6, 4proc, von 80; auf 76, Bank⸗ Actlen von 1258 auf 1177, Part, Obl. von 1165 auf 112. und oln. Loose von 523 auf 393 Thlr. zuruͤck. Auch die uͤbrigen Fondsgattungen, Oesterr. und Preuß, wie Hollaͤnd,, Span. Und eap., litten mehr oder weniger unter der eingetretenen Kon⸗ junktur. Der starke Fall der Course an der Berliner Boͤrse trug nicht wenig dazu bei, auch hier ein namhaftes Sinken herbeizu⸗ fuͤhren, und konnten dagegen die hohen Wiener Notirungen nicht aufkommen, da man wohl berechnete, wie solche nach Eingan der Nachrichten aus Polen rasch zuruͤckfallen wuͤrden, wie li dies auch durch die Stafette vom 6. Dez, die am 109ten (Freitag) hier eintraf, bestaͤtigte. Indessen aͤußern doch unsere Geschaͤfts⸗ leute die Hoffnung, es werde sich das fernere Ruͤckgehen mehr auf die Poln. Loose beschraͤnken, in den anderen Effekten aber, nament⸗ lich den Desterr. und Preuß., wohl eher wieder ein Steigen ein stel⸗ len. Hollaͤnd. Papier? waren zu stark weichenden Coursen ausgebo⸗ ten, ohne Nehmer. Die Berichte aus Amsterdam lauten ungunstig, und man fuͤrchtet, daß die Warschauer Vorgaͤnge daselbst noch weit staͤrker wirken, als bei uns, (Von Paris erwarten dagegen unsere Spekulanten aus kombinirten politischen Gruͤnden bessere e, nr nnn, Die 24proe. Integralen fielen in diesen en um 2 bis 3 pCt., und Kanzen um 3 bis 1 F1. pr. Stuͤck. Die Preuß. prog. Stagtsschuldscheine gingen im Laufe der Woche um J pCt. zuruck Es warden deren jedoch zu diesem gewiche⸗ nen Cours nur wenige an den Markt gebracht; auch sind die Vorräthe dieses Effekts an unserm Platz nur unbedeutend. In Reapolltanischen Fonds ging nicht viel um; sie fielen von 60 auf 57 juruͤck und waren ohne Gesuch. Spanische Rente perp. war etwas weniger ausgeboten; vielmehr zeigte sich danach einige rage, und der Cours ging daher auch nur 13 pCt. zuruͤck. armstädtische und Badische Loose waren in kleinen Partieen
begehrt; das Weichen der Notirung beschraͤnkte sich bei .
1 Fl. pr. Stuͤck. Ueber den Monatschluß hinaus wurden
keine Geschaͤfte gemacht. Die 5 und 4proc. Metalliques standen
pr. esmptant um pCt, besser, als auf einen Monat sip. Bei Bank⸗Actien und Partial war der Cours gegen baar und auf elnen Monat ganz gleich. Das bgare Geld ist fortwaͤhrend in Ueberfluß am ö und fuͤr gute Diskonto-Briefe zu 23, ja 24 pCt. zins fürs Jahr willig zu haben. Man ist schr gespannt auf bie Ultimo⸗Dezember⸗Abrechnung, da bei Jahresschlu ö. manche Verbindlichkeiten noch zu decken sind und die Cours⸗Differenzen, welche aus g lichen werden muͤssen, ansehnliche Summen betrg= en. Im Wechfelhandel war es letzte Woche über ziemlich still; ndessen haben fich die Course fest behauptet. Wechsel auf Paris, Hamburg, London und Lyon k. S. waren etwas begehrt.
S ch weiz. — — Bern, 6. Dez. Die gewohnlichen Winter⸗Siz⸗
zungen des großen Raths des Kantons Bern haben heute
ihren Anfang genommen. Se. Excellenz Herr Amtsschultheiß Fischer hat sie mit einer Rede eröffnet, welche, wo moͤglich, die allgemeine Hochachtung fur diesen ausgezeichneten Staats⸗ mann noch vermehrt hat. Nachdem Se. Excellenz durch ei— nen detaillirten Bericht uͤber alle innern Verwaltungszweige die Zunahme bes Wohlstandes unseres Kantons gruͤndlich nach⸗ gewiesen hatte, stattete der Redner einen kurzen Bericht uͤber den traurigen Zustand von Gaͤhrung und Umwaͤlzungen in einigen andern Kantonen der Schweiz ab, machte auf das Verhaͤltniß aufmerksam, in welchem Bern als jetziger Direk⸗ torial⸗Kanton und als Verbuͤndeter zu demselben steht, zeigte die dringende Nothwendigkeit, durch Erhaltung der Ordnung und Ruhe im Kanton Bern wenigstens den Ruheliebenden in andern Kantonen einen Anlehnungspunkt zu sichern, als Direktortal⸗Kanton dort die Anarchie zu verhuͤten und fuͤr Erhaltung der Unabhängigkeit der Schweiz durch Wiederher⸗ stellung vaterlaͤndischen Pflichtgefuͤhls und der Einigkeit zu sorgen. — Der eben so kraftige als ruͤhrende Vortrag Sr. Excellenz erregte in dieser feierlichen Versammlung einen En— thusiasmus, der nie ganz erloͤschen kann und die Gemuͤther zu jedem Opfer fuͤr Erreichung des angefuͤhrten großen Zwecks bereitet, man kann sagen — hingerissen hat. — Die darauf folgenden in gleichem Sinne gehaltenen Vorträge des Hrn. Schultheiß von Wattenwyl, (dessen Verdienste um das Vater— land kein aͤchter Schweizer verkennen kann) so wie der HH. Koch
allgemein gewuͤnschten, Modificationen in der i arschau durch eine große Zahl
und Migy, mußten, war es moglich, den Eindruck noch vermehren, den die energische Rede des Praͤsidenten hervorgebracht hatte. — Sie hatten zur Absicht, dem großen Rathe, als souverainer Regierung, einige Vorschläge des kleinen Raths (der Exekutiv⸗ Behörde) zu nuͤtzlichen, von Städtern und Landbewohnern
hauptsaͤchlich in Bezug auf Wahlart der Regierungsglieder und auf Ertheilung der Petitionsrechte, zu empfehlen und zu unterstuͤtzen. Jedermann war uͤberzeugt, daß die Regierung in Erfuͤllung dieses Begehrens die Zustimmung aller recht— lichen Bewohner des Landes erhalten muͤsse, daß man aber auch mit Festigkeit, Kraft und Ausdauer gegen Aufwiegler verfahren, strenge Maaßregeln gegen e n er n nehmen und den allfaͤlligen Angriffen Gewalt entgegensetzen solle. ) Daher wurde einstimmig heschlossen: 1) eine außerordentliche Kommission, bestehend aus eilf Mitgliedern der Regierung, welche Repraͤsentanten der verschiedenen Theile des Landes sind, niederzusetzen und zugleich zu erwaͤhlen; 2) diese Kommission solle die von der Regierung selbst oder ihren einzelnen Mitgliedern gemachten Vorschlaͤge zu nuͤtzlichen Aenderungen der Verfassung behandeln, außerdem aber alle Wuͤnsche oder Begehren (in Beziehung auf die Verfassung), welche von andern Seiten her eingekommen sind oder noch eingesandt werden konnten, ordnen, in Erwaͤgung ziehen, ihren Werth oder Unwerth beurtheilen und dann 3) noch vor dem Ausgange der ordentlichen Sitzungen des großen Raths, also inner⸗ halb 2 M., diesem daruͤber Bericht erstatten und einen motivirten Vorschlag zu den Aenderungen vorlegen, welche sie der Re⸗ publik fuͤr nuͤtzlich halten mochte. Die Errichtung dieser Kom⸗ mission solle 4) ohne Verzug durch den Druck bekannt ge⸗ macht, dabei aber auch die Einwohner des Kantons in Kennt— niß gesetzt werden, daß die Regierung gegen Aufruhr und Aufruͤhrer die strengsten Maaßregeln nehmen werde. Endlich dann wurde noch beschlossen: 5) den zu Tilgung fruͤherer, jetzt aber bald bezahlter, Schulden errichteten Consumo⸗-Zoll (von 10 Batzen per Centner) und die, zu gleichem Zwecke erhoͤhte Stempel-Taxe zum naͤchsten ersten Januar aufzuhe— ben. — Die angefuͤhrte Kommission wurde nicht nur aus ein⸗ zelnen Repraͤsentanten der verschiedenen Landestheile zusam⸗ mengesetzt, sondern uͤberhaupt aus Männern, welche allgemein der , und Liebe des Volkes genießen. Herr Schult— heiß von Wattenwyl ist zu ihrem Praäͤsidenten einstimmig er⸗ wählt worden. — Laut Briefen aus dem Kanton Aargau nehmen die Volksbewegungen dort immer zu, ungeachtet die Regierung, nach dem Willen des Volkes, eine Versammlung von Notablen zusammenberufen hat, um eine neue Constitu⸗ tion zu entwerfen. — Nach den letzten Berichten von heute
sind 2500 Bewaffnete aus dem katholischen Theil des Landes
unter Anfuͤhrung eines Chefs, dessen Namen Niemand weiß (wahrscheinlich ein Fremder), in Aarau, der Hauptstadt des Kantons, eingezogen und haben die Regierung aufgefordert, ihre Stellen niederzulegen und sich zu ergeben. Zwei Ba— taillone, welche theils den Rebellen entgegengeschickt wurden, theile die Stadt vertheidigen sollten, haben keinen Schuß thun wollen. Den weitern Erfolg wußte man noch nicht bei Abgang der Post. — Auf den 22. Dez. wird der Vorort eine außerordentliche Tagsatzung einberufen.
Italien.
Aus einem von der Allgemeinen Zeitung mitge— theilten Schreiben aus Rom vom 2. December entlehnen wir in Bezug auf den verewigten Papst Pius VIII. Nach stehendes: „Sein Tod wird allgemein bedauert, da er die Achtung und Liebe des Volkes in einem hohen Grade besaß, und obgleich seine Regierung nur die kurze Zeit von 18 Mo⸗ naten gedauert hat, so ist doch Manches unter derselben ge⸗ schehen, was den Namen dieses Papstes wichtig machen wird. Unter ihm ward das Konkordat mit dem Koͤnige von Holland zu Stande gebracht, woruͤber die Unterhandlungen so lange Zeit gedauert hatten. Ferner wurden die Angele⸗ gelegenheiten der katholischen Armenier regulirt. Sie erhiel— ten einen eigenen Patriarchen, welcher in Konstantinopel sei— nen Sitz aufschlug, indem ihm die Pforte gleiche Vorrechte mit dem der Griechen bewilligte. Beide Geschaͤfte hat der Kardinal Capellari gefuͤhrt, der wegen seiner Kenntnisse und seines Charakters zu den ausgezeichnetsten Mitgliedern des heili⸗ gen Kollegiums 4. In Bezug auf die innere Verwaltung
Da eine solche Gewalt in einem Staate, der leine stehen⸗ den Heere hat, nur in dem Patriotismus der Einwohner und in
ihrer Anhaͤnglichkeit an die Regierung und an die bestehenden
Einrichtungen zu finden ist, so werden, auf mögliche Faͤlle hin, freiwillige Buͤrgerwachen gebildet, an die sich in Bern alle Stu⸗ direnden mit edlem Eifer angeschlossen haben.
ö.
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wurden mancherlei neue Einrichtungen gemacht und alte abge⸗ schafft, die dem Publikum druͤckend waren, und eben jetzt arbei⸗ tete man an einer bedeutenden Reduction des Zolltarifs. Die Bauten am Monte Pincio und die Ausgrabungen auf dem Forum beim Koliseum und an der Tiber ließ der Papst mit großem Eifer und Kosten⸗Aufwand fortsetzen, und Alles an— wenden, um die kostbaren und einzigen Ueberbleibsel alter Architektur zu erhalten. Seine Kennerschaft in Bezug auf Muͤnzen, wovon er eine Sammlung besaß, mochte ihn wohl zu dem Wunsche veranlaßt haben, von seiner Regierung bes—⸗ sere Muͤnzen zu hinterlassen, als die unter Leo XII. von Cerbara verfertigten sind, die wegen der Rohheit ihres Ge— praͤges zu den mittelmaäͤßigsten der neuern Zeit gehoͤren. Des— halb erhielt ein Auslaͤnder (Voigt aus Berlin, jetzt Medail— leur Sr. Majestaͤt des Königs von Baiern) den schmeichel— haften Auftrag, einen Stempel fuͤr die neuen Scudi zu ver— fertigen, die sich, außer andern Vorzuͤgen, durch die besondere Aehnlichkeit des Brustbildes des Papstes empfehlen. In⸗ teressant ist gleichfalls, daß unter diesem Papste das Denk— mal Pius VliI., von Thorwaldsen verfertigt, in St. Peter
aufgestellt wurde. Dies herrliche Monument wird nun naͤch⸗
stens, sobald die dazu gehörige Architektur vollendet seyn wird, aufgebeckt werden.“
Spanien.
Pariser Blätter melden aus Madrid vom 30. No— vember: „Es ist definitiv beschlossen worden, ein eigenes Ministerium des Innern zu bilden; wahrscheinlich wird Hr. v. Arjona, gegenwaͤrtig Cortegidor von Sevilla, diesen Posten erhalten. Er wird von der gemäßigten Partei des Ministe⸗ riums, und zwar von den Herren Salmon, Salazar und Ballesteros, unterstuͤtzt. Herr Colomarde will einen seiner
Beamten, Maldonado, zu diesem Amte erheben.“
Columbien.
In England sind Nachrichten aus La Guayra bis zum g. Okt. eingelaufen. Die Nachricht aus Bogota von der zu Gunsten Bolivars dort stattgehabten Reaction hatte in Ve⸗ nezuela einen unguͤnstigen Eindruck gemacht und militairische Vertheidigungs⸗Anstalten veranlaßt, im Fall versucht werden sollte, diesen Staat gewaltsam mit der Republik zu vereini⸗
en; die Briefe, die diese Meldung machen, fuͤgen indessen , daß ein solcher Versuch nicht wahrscheinltch sey. — Der Kongreß von Venezuela hatte erklärt, daß Valencia in Zukunft die Hauptstadt von Venezuela seyn solle; auch wa— ren in Folge dieser Erklarung bereits Befehle in Caraccas eingegangen, den Ober ⸗Gerichtshof und andere oͤffentliche Be⸗ hoͤrden nach Valencia zu verlegen. Der Kongreß beschäftigte sich mit Untersuchung der Zoll ⸗Verordnungen, womit die Kaufmanschaft sehr zufrieden ist.
9 d.
Berlin, 16. Dez. Ihre Majestaäͤt die Königin und Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Friedrich der Nieder— lande wurden gestern Abend, bei Hoͤchst Ihrem Erscheinen im Opernhause, wo Webers „Oberon“ aufgeführt wurde, von den lebhaftesten Freudenbezeugungen des versammelten Publi⸗ kums zu wiederholtenmalen begruͤßt.
— MNMachstehendes ist der vollstndige Inhalt des vor— gestern auszugsweise mitgetheilten Umlaufschreibens an die 3 und die katholischen Einwohner der Erz⸗Didͤces
osen: ö ;
„Martin von Dunin, erwaͤhlter Erzbischof von Gnesen und Posen, General⸗Verweser des Erzbisthums Posen ꝛe. ꝛc. Der gesammten Geistlichkeit und allen Getreuen in Christo der Erz⸗-Diöces Posen Heil und Seegen!“ .
„Der Schoͤpfer und Herr, dessen Rathschluͤsse unerforsch—⸗ lich sind, und in dessen Hand das Schicksal der Könige und Voͤlker ruht, hat vor kurzem in der Hauptstadt des Koͤnig⸗ reichs Polen stuͤrmische Bewegungen zugelassen, welche, wie
Euch schon bekannt ist, die in derselben bestehende gesellschaft⸗
liche Ordnung erschuͤttert, die friedlichen Landbewohner dem Ungluͤck und Elend Preis gegeben und leider viele Familien in tiefe Trauer versetzt haben. Es steht zwar nicht zu besor⸗ gen, daß die Bewohner des Großherzogthums Posen, einge— denk der traurigen Schicksale der Polnischen Nation, von ahnlichen Drangsalen bedroht wuͤrden; da jedoch die Neue— rungssucht und das ungluͤckselige Streben nach Umwaͤlzung der bestehenden Ordnung der Dinge heut zu Tage so sehr uͤberhand genommen; da von dergleichen Stuͤrmen auch an— dere Laͤnder Europa's heimgesucht worden, deren friedliebende
Bewohner in einem Augenblicke um ihre Freiheiten, um ihr Eigenthum, Viele sogar um ihr Leben gekommen sind; so können wir nicht umhin, unserer ang,
maß, Euch, 9 n und getreue Bruͤder in rig zu warnen, Euch den Einfluͤsterungen Uebelwollender hinzugeben. Unser Gott ist kein Gott der Unruhen, sondern ein Gott der gegenseitigen Liebe und des ,, Seinem Gebote gemaͤß sollen wir den Naͤchsten lieben und die Obrig⸗ keit ehren; laßt uns daher seinen heiligen Willen erfuͤllen, und sein goͤttlicher Segen wird uns nie verlassen. Ihr Priester des Gottes des Friedens und der Einigkeit, denen die heilige Pflicht obliegt, das Volk zu belehren und dasselbe zur Gluͤckseligkeit fuͤr dieses und das kuͤnftige Leben zu fuͤh⸗ ren, haltet den eurer Sorge anvertrauten Pfarrkindern die unumgaͤngliche Nothwendigkeit des Gehorsams gegen die Obrigkeit vor; muntert sie auf zur Ruhe und zur treuen Erfüllung derjenigen Pflichten, die der Stand und der Be— ruf eines Jeden mit sich bringt. Erinnert sie daran, daß es das groͤßte Gluͤck eines Landes ist, wenn die . desselben einig und friedfertig unter einander leben und ihrem Beherrscher mit inniger Liebe zugethan sind, denn, wie die heilige Schrift sagt: „Ein Bruder, der dem Andern behuͤlf— lich ist, gleicht einer festen Stadt“, (Prover. c. 18. v. 19),
deren Mauern kein feindliches Unternehmen, keine fremde
Macht zu erschuͤttern vermag, da im Gegentheil, wo Unei⸗ nigkeit und Spaltung zwischen dem Herrscher und den Un— tergebenen stattfindet, „da wird das Reich verwuͤstet, und ein Haus fallt uͤber das andere.“ (Lucae c. XI. v. 17). Saget ihnen, daß Christus, unser Gott und Herr, uns durch ein festes Band mit der rechtmäßigen Obrigkeit ver= einigt hat; eroͤffnet ihnen, daß wir als seine Schuͤ— ler und als Christen dieses Band nicht loösen duͤrfen, sondern daß es im Gegentheil eines Jeden Hauptpflicht ist, den Willen des Monarchen zu achten und den Gesetzen des Landes zu gehorchen. Durch solche und aͤhnliche an Eure Pfarrkinder zu richtende Belehrungen und Ermahnun⸗ gen werdet Ihr, vielgeliebte Bruͤder und Gehuͤlfen, auf eine wuͤrdige Weise dem Vertrauen entsprechen, welches die Lan⸗ desregierung und wir in Euch setzen, und Ihr werdet zu— gleich heigen, daß Ihr nicht umsonst den ehrwuͤrdigen Na⸗ men der Arbeiter im Weinberge des Herrn fuͤhret, welcher durch sein Gebot, „dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, zu geben“ (Matth. K. 22, V. 21), uns deutlich zu erkennen giebt, daß Gehorsam gegen die Obrigkeit und aufrichtiges Mitwirken zum allgemeinen Be— sten ihm das willkommenste . ist. Damit diese unsere Aufforderung zur allgemeinen Kenntniß gelange, verpflichten wir die Herren Dekane, dieses Umlaufschreiben unverzuͤglich via cursoria an aile Kirchen zu versenden und anzuordnen, daß solches am ersten Sonntage nach dessen Eingange und an den beiden folgenden dem zur Andacht versammelten Volke von der Kanzel herab verkuͤndet werde. Posen, den 7. Dezember 1830. = (L. S.) M. Dun in.“
An die Redaetion der Allgemeinen Prenßischen : Staats ⸗Zeitung.
Die Ereignisse der verhaͤngnißvollen Zeit, in welcher wir leben, erregen aufs maͤchtigste die allgemeine Theilnahme, und die Anzahl derjenigen, welche sich eines Urtheils daruber fuͤr faͤhig halten, ist nur zu geneigt, dasselbe dem Publikum in den Zeitblaͤttern mitzutheilen. Da man jedoch bis jetzt die letzthin in Warschau ausgebrochene Empörung nur durch die in den Polnischen Zeitungen enthaltenen Artikel kennt, se hat es nicht ohne Grund uͤberraschen muͤssen, in einem in Nr. 343 Ihres Blattes enthaltenen Schreiben aus Kra— kau die Behauptung ausgesprochen zu finden: „Daß die Wuͤnsche aller Vernuͤnftigen im Koͤnigreich Polen sich, bei einer Wiedervereinigung der Rußland einverleibten Polnischen Provinzen und einer strengen Ausfuͤhrung der bestehenden e ,, in der Person des jetzigen Herrschers vereinigen werden.
Der Einsender jenes Schreibens befindet sich in einem großen Irrthume, wenn er die darin angedeuteten Wuͤnsche und Meinungen fuͤr die Wuͤnsche und Meinungen aller Ver— nuͤnstigen haͤlt. Die Unverbruͤchlichkeit feierlicher vor kurzem noch wiederholter Eide, das Gefuͤhl der Dankbarkeit gegen eine Regierung, deren Stimme das Vaterland erst ins Leben rief, die unlaͤugbaren Vortheile, die das Land aus seinem con⸗ stitutionnellen Verbande mit dem Russischen Kaiserreich in politischer und kommerzieller Ruͤcksicht gezogen, die Summen, die Rußland verwandte, um die Kultur, die Civilisation und die Industrie in einem Lande zu heben, das in den letzten 15 Jahren großere Fortschritte darin machte, als in den vor—