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— Nach Anhoͤrung des obgedachten Vortrags und nach ge— nommener Einsicht der Rechnungs⸗Vorlagen, beschloß der Di⸗ rektorial⸗Rath, in Gemeinschaft mit der Direction, eine Ge⸗ neral Verfammlung auf den 15. Januar k. J. zusammenzu⸗ berufen und in derselben auf Beibehaltung und Bestaͤtigung der Beschluͤsse der General-Versammlung vom 2. Maͤrz d. J. anzutragen.
— Nachrichten aus Koln zufolge ruͤcken die Arbeiten zur Erweiterung des dasigen Freihafens rasch vorwaͤrts, so daß die Ufereinfassung und die Ausfuͤllung des neuen Werf⸗ tes noch vor Ende des Jahres beendigt seyn werden. Um Fuͤllungs⸗Material zu erhalten, ist man jetzt beschaͤftigt, die Erderhöhung des Domhofes abzutragen. Auf dem Augusti— nerplatze beginnen die Erdarbeiten zur Erbauung eines neuen Casino- Gebäudes. — In einigen Gegenden des Köͤlnischen Regierungs-Bezirkes hatte sich vor kurzem das Geruͤcht ver— breitet, daß ein Saljmangel zu befuͤrchten sey, und daß in Folge dessen eine 3 des Salzpreises eintreten werde. Die oͤffentliche Widerlegung dieses Geruͤchtes that gute Wir— kung, indem schon nach zwei Tagen der Andrang von Kaͤu— fern zu den Salz⸗Magazinen aufhoͤrte. Das Geruͤcht war, wie aus den deshalb angestellten Ermittelungen hervorgeht, bloß durch Besorgnisse wegen Salzmangels, den die Hollaͤn— dische Blokade in den benachbarten Belgischen Provinzen er— zeugt hatte, herbeigefuͤhrt worden. — In den letzten Tagen des Novembers ist die von Seiten des General-Prokura— tors nach Achen abgeordnete Kommission, um die dortigen Unruhen zu untersuchen, nach Beendigung ihres Geschaͤftes hierher zuruͤckgekehrt. Die eingezogenen Verbrecher werden vor eine, demnächst zu haltende, außerordentliche Assise ge— stellt werden.
— Auf dem am 4ten d. M. beendigten Elisabeth⸗Markt zu Breslau befanden sich 1107 Feilhabende, von denen 395 aus Breslau selbst, 66 aus anderen Städten Schlesiens, 29 aus anderen Staͤdten der Monarchie, 16 aus dem Koͤnig—⸗ reiche Sachsen und 23 aus den Oesterreichischen Staaten waren.
— Im verwichenen Monat November sind in Pillau 50 Schiffe eingelaufen und deren 138 von da abgesegelt; in Memel sind waͤhrend jenes Zeitraums 37 Schiffe angekom— men und 53 von da abgegangen.
Nekrolog.
Am 6ten d. M. verstarb hierselbst Herr Hugo Franz Graf von Hatz feldt⸗Wildenbourg⸗Sch sn ste in, Koͤnigl. 3 Wirklicher Geheimer Rath, Ritter des großen
othen Adler-Ordens, auch Commandeur des Maltheser— Ordens. Am 17. Nov. 1755 in Bonn geboren und in sei— nen juͤngeren Jahren dem geistlichen Stande gewidmet, ward er Domscholaster des hohen Domstifts zu Worms, auch Dom— err zu Paderborn und Propst des Ritter-Stifts zu St.
lban in Mainz. Im Jahre 1788 wurde der Verewigte von dem damaligen Kurfuͤrsten von Mainz, Baron von Er— thal, als außerordentlicher Gesandter und bevollmaͤchtigter Mi— nister an den Königl. Hofhierselbst, so wie an den damals Kur⸗ fuͤrstl. Säͤchsischen Hof zu Dresden ernannt. Im August des nam— lichen Jahres trat derselbe seine diplomatische Carriéère an und stand nachher den beiden Gesandtschaftsposten abwech— selnd beinahe 12 Jahre lang ununterbrochen vor, waͤhrend welcher Zeit er zweimal, im J. 1790 nach dem Ableben Sr. Majestaͤt des Kaisers Joseph II, und eben so im Jahre 1792 nach dem Tode Sr. Majestaͤt des Kaisers Leopold II., von dem Kurfuͤrsten von Mainz als Erzkanzler, mit der Denunciations⸗Botschaft an die beiden genannten Hoͤfe, so wie auch nach Hannover beauftragt wurde, um die Einladung zur neuen Kaiserwahl und Kroͤnung zu machen. Als jedoch nach dem Abschlusse des Rastadter Friedens die drei geist— lichen Kurstaaten schon alle ihre Lander und Besitzungen auf dem linken Rhein -Ufer verloren hatten, die Kassen der meisten Deutschen Hofe durch die Kriegskosten erschoͤpft waren und uͤberall große Reformen und Ersparnisse veorge— nommen werden mußten, fand sich der damalige Kur fuͤrst von Mainz , . durch den Drang der Umstande veran— laßt, die beiden Gesandtschaften in Berlin und Dresden ganz eingehen zu lassen und den Grafen von Hatzfeldt von
den besagten Hoͤfen abzuberufen. Letzterer entschloß sich in—⸗ deß auch nach dieser Ende des Jahres 1799 erfolgten Abbe— rufung, in ruhiger Erwartung einer besseren Zukunft, einst— weilen seinen Aufenthalt als Privatmann in Berlin fortzu— setzen. Im J. 1802, kurz nach dem Ableben des letzten Kurfuͤr— sten von Mainz, Baron von Erthal, wurde der Graf von Hatzfeldt wieder neuerdings von dessen Nachfolger, dem Fuͤrsten Primas, nachherigen Großherzog von Frankfurt, Baron v. Dalberg — der in fruͤheren Jahren als Statthalter von Erfurt und Coadjutor von Mainz der besondere Freund und Goͤnner des Grafen v. Hatzfeldt war, — als außerordentlicher Gesand— ter und bevollmächtiger Minister bei den Hoͤfen von Berlin und Dresden ernannt und bestaͤtigt. Gegen Ende des Jah— res 1811 fand der Großherzog von Frankfurt fuͤr gut, den Grafen von Hatzfeldt von den genannten Hoͤfen abzuberufen und ihn dagegen zu dem damals besonders wichtigen und ein ganz vorzuͤgliches Vertrauen erfordernden Posten eines außerordentlichen Gesandten an den Franzoͤsischen Hof nach Paris zu ernennen; da aber die in dieser letzten Zeit vor— herrschend gewordenen politischen Gesinnungen des Primati— schen Hofes mit den unter allen Verhaͤltnissen treu bewahr— ten Grundsaͤtzen des Grafen von Hatzfeld nicht in Einklang zu bringen waren, so schlug Letzterer diese Ernennung nach Paris sofort aus und entschloß sich ohne Weiteres, seine beiden Ge— sandtschafts-Posten in Berlin und Dresden ganz niederzule— gen, um in Zukunft als Preuße aus eigener Wahl und aus wah⸗ rer uneigennuͤtziger Anhaͤnglichkeit an den Staat, in welchem er beinahe 50 Jahre lang nach einander als Diplomat und als Privatmann zufrieden verlebt hatte, die letzten Tage sei—
ner irdischen Laufbahn fern vom Weltgetuͤmmel und in dem
engern Zirkel seiner wenigen ihm noch uͤbrig gebliebenen, ihn um desto schmerzlicher vermissenden alten Freunde in Berlin ruhig zu beschließen. Ein schoͤnes durch Kunst und Literatur reich ausgebildetes Talent erwarb dem Verewigten von dem Augenblicke seines Erscheinens in Berlin ab das ungeheuchelte Wohlwollen der höheren Gesellschaft und machte ihn zu einer der Zierden derselben, so wie er sich durch seine edle Gesin— nung und die Festigkeit seines Charakters die dauernde Zunei— gung aller derer zu sichern wußte, mit denen er einmal in Verhaͤltnisse getreten war. ;
Königliche Schau spiele.
Montag, 20. Dez. Im Schauspielhause: Die Ahnfrau, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Grillparzer. .
In Potsdam: Der Fremde, Lustspiel in 5 Abtheilungen, von Iffland.
Dienstag, 21. Dez. Im Opernhause: Fra Diavolo, Oper in 3 Abtheilungen, Musik von Auber.
Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.
Königstädtisches Theater. Montag, 20. Dez. Der Diamant des Geisterkoͤnigs,
Zauberspiel in 2 Akten. Dienstag, 21. Dez. Fra Diavolo, oder: Das Wir ths— haus zu Terracina, komische Oper in 3 Akten; Musik von
Auber.
Auswärtige Börsen. — Amsterdam, 14 Dezember. Niederl. wirkl. Schuld 393. Kanz-Billets 153. Oesterr. 5proc. Metall. S3. Russ. Engl. Anl. 83.
Hamburg., 17. Dezember. Oesterr. 5proc. Metall. S3. Bank- Actien 940. Engl. Russ. Anl. Sts. Russ. Anl. Hamb. Cert. 80. Gproc. Pap. Insc. —. Poln. 82. Dän. 54.
St. w , 10. Dezember. Hamburg 3 Mon. 937. 759. Silber-Rubel 3713 Kop.
Wien, 14 Dezember. 5proe, Metall. S953]. 4proc. 795. proc. —. FI. 166. Part. -(Oblig. 116. Bank-Actien 1019.
Loose zu 100
J
Gedruckt bel A. W. Hayn.
Redaeteur John. Mitredarteur Cottel.
Allgemeine
preußische Staats- Zeitung.
n .
Berlin, Dienstag
M 353.
1830.
den 2isten Dezember
Beim Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Bestellungen auf diese Zei⸗
tung, aber bei den auf Zwei Thaler Vorabend seines
Königl. Post⸗Aemtern zu
ie erforderliche Staͤrke der Auflage fuͤr das kommen 2 ö bis spätestens den 31sten dieses Monats an uns gelangen zu lassen,
Interessenten sich selbst
bitten, die Bestel lung en widrigenfalls es die
Pränumeration, hier am Orte bei der Redaction (Mohr n , . ) machen sind, und daß der Preis fuͤr Preuß. Courant vierteljaͤhrlich festgesetzt ist, wofuͤr den hiesigen Abonnenten das Blatt am Datums durch die Stadt⸗Post frei ins Haus gesandt wird.
(Mohrenstraße Nr. 34), in den Provinzen den ganzen Umfang der Monarchie
de Vierteljahr abmessen zu koͤnnen, muͤssen wir
zuzuschreiben haben, wenn die Zusen⸗
dung des Blattes eine ünterbrechung erleidet und nicht sammtliche Nummern vom An fang
des Quartals an nachgeliefert
—— — —
Amtliche Rachrichten. Kronik des Tages.
Des Königs Majestaͤt haben Allergnadigst geruht, den feitherigen Regierungs⸗Praͤsidenten Flottwel zu Marien
werder zum Ober⸗Praͤfldenten der Provinz Posen zu- er⸗
nenn, . *r n , r,, nnen, nigs Majestat haben den Oberlandes-Gerichts Ale, R,, zum Regierungsrath und Stempel⸗Fiskal zel der Provinzial⸗Steuer⸗Directisn in Breslau zu ernennen
geruht.
5
Bekanntmachung.
Nachdem die durch unsere Bekanntmachung vom Zten d. M. (Staats⸗Zeitung Nr. 339) auf heute anberaumt gewesene Verlöosung der am 1. April 1831 durch baare Auszahlung zum Nennwerthe zu tilgenden Obligationen aus der im Jahre 818 bei dem Handlungshause N. M. ven Rothschild zu Lon— don geschlossenen 5proc. Anleihe stattgefunden hat, bringen wir die in der besonderen Beilage vom heutigen Tage) naͤher bezeichneten Nummern der gezogenen, Obligationen Aber die Summe von 400,000 Pfd. Sterl. hierdurch zur öffentlichen Kenntniß mit dem Beifuͤgen, daß die Inhaber dieser Obliga⸗ tionen diese letzteren mit saͤmmtlichen vom 1. April 1831 ab laufenden Zins- Coupons bei dem gedachten Hand lungshause N. M. von Rothschild zu London einzureichen und die Ka— pital⸗Valuta sowohl als die bis dahin faͤllig gewordenen Zin— sen bei demselben in Empfang zu nehmen haben werden.
Da nach §. 13 des Anleihe-Kontrakts vom 31. März 1818 die weitere Verzinsung der gezogenen Obligationen vom 1 April 1831 ab zum Besten des Tilgungs fonds aufhört; so wird fuͤr jeden bei der Realisirung einer dieser Obligatio⸗ nen mit derfelben nicht eingelieferten dazu gehoͤrigen Cou— pon, uͤber einen erst nach dem 1. April 1831 ablaufenden Zins-Termin, sein Geldbetrag von der Kapital ⸗Valuta der Bbligationen inne behalten werden. , ;
Übrigens enthalt das oben allegirte beiliegende Verzeich⸗ niß zugleich auch die Nummern von außerdem noch zur Til⸗ gung kommenden 350,900 Pfd. Sterl. in dergleichen Obliga⸗ tionen, welche bis jetzt nicht gekuͤndigt, von dem genannten Handlungshause aber eingeliefert werden; mit Ein schluß der⸗ selben werden demnach am 1. April 1831 von der in Rede stehenden Anleihe 750,900 Pfd. Sterl. abgefuͤhrt.
Berlin, den 10. Dezember 1830.
Haupt-Verwaltung der Staats Schulden.
Rother. v. Schutze. Beelitz. Deetz. v. Rochow.
„ unseren auswaͤrtigen Abonnenten wird diese Beilage mit der Post besonders zugefertigt werden.
werden können.
Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
5 rcantreich.
eis, 13. Dez. Se. Majestaͤt haben den ehemaligen eesten Adjutanten des Marschalls Ney, Herrn Heimes, einen . aͤltesten Obersten der Armee, zum General⸗Major be⸗
rdert. Das Journal des Débats will wissen, daß der Herzog von Mortemart sich in einigen Tagen mit einer au— ßerordentlichen Mission nach St. Petersburg begeben werde.
Auf den Antrag des See⸗-Ministers hat der Konig eine Verordnung erlassen, wonach die in den Häfen und See— Arsenaͤlen beschaͤftigten Arbeiter kuͤnftig eine militairische Or— ganisation erhalten sollen. Dem zufolge werden diese Arbei—⸗ ter, so wie die nicht inkorporirten Matrosen zwischen 20 und 60 Jahren, in Compagnieen eingetheilt, wovon eine jede aus 1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 Feldwebel, 6 Sergeanten, 12 Korporaälen, 2 Tambours und, je nach den Beduͤrfnissen, aus 144 bis 216 Mann bestehen soll. Im Ganzen soll es 54 solcher Compagnieen geben, wovon 8 auf Cherbourg, 1 auf St. Servant, 18 auf Brest, 6 auf Lorient, 6 auf Rochefort, 1 auf Bayonne and 14 auf Toulon kommen. Diese 54 Compagnieen bilden wiederum 7 Bataillone, wovon ein jedes unter dem Ober⸗Befehle eines Fregatten⸗Capitains oder eines Marine-Ingenieurs steht. Die angestellten Arbeiter und Matrosen müssen noͤthigenfalls auch in den Haͤfen und Ar⸗ senaͤlen den Wechtdienst mit ubernehmen. Zu den Waffen Uebungen sollen vorzugsweise diejenigen Tage gewahlt wer— den, an welchen die Werkstaͤtten geschlossen sind. Zu einem ihrem Tages⸗-Erwerbe gleichkommenden Solde sind die Arbei⸗ ter jedoch nur berechtigt, wenn sie an Wochentagen den Mi⸗ litairdienst versehen muͤssen; an Sonn- und Festtagen haben sie auf einen solchen keinen Anspruch. Den Ober- Befehl in den fuͤnf großen Haͤfen hat der jedesmalige Major-Géncral von der Marine.
Saͤmmtliche hiesige Blaͤtter berichten heute uͤber das ge— stern stattgefundene Leichenbegaͤngniß Benjamin Constants. Vom fruhen Morgen an war ein großer Theil der Bewoh⸗ ner der Hauptstadt in Bewegung und fuͤllte die Straße An⸗ jou St. Honoré, wo der Verstorbene wohnte, so wie die ganze Umzegend. Um 113 Uhr setzte sich der Leichenzug in Bewegung; er wurde von mehreren Detaschements des Hu⸗ saren⸗Regiments Orleans eroͤffnet, denen die Municipal Garde, die National⸗-Garde zu Pferde, die Artillerie und die sechs ersten Legionen der National-Garde zu Fuß, letztere mit ge⸗ dampften Trommeln und umflorten Fahnen, so wie die In— validen und Truppentheile der hiesigen Garnison folgten; dann kamen Deputationen der medizinischen, der Rechts-, der Handels- und der polytechnischen Schule, der Stadtrath, den Praͤfekten des Seine Departements an der Spitze u. s. w.
Eine Deputation der Elsasser mit einer besonderen Fahne