.
* z *
2746
ging unmittelbar dem von 40 Personen der verschiedenen Stände gezogenen Leichenwagen voran; auf dem hoͤchst ein— fachen Sarge lagen Kraͤnze von Lorbeeren, Immortellen und Eichenblaͤttern; hinter demselben wurde ein großes schwarzes Sammttuch mit in Silber gestickten Inschriften und Kro— nen getragen; dann folgten mehrere protestantische Geistliche, der Stab des Generals Lafayette, saͤmmtliche Minister, viele Pairs, die Deputirten⸗Kammer unter Vortritt ihrer Kammerbo⸗ ten, die Maires der 12 Stadtbezirke mit dreifarbigen Schaͤrpen, eine Deputation der in den drei Juli-Tagen Verwundeten, die Zoͤglinge der verschiedenen hiesigen Schulen und Gymna— sien, die sechs letzten Legionen und 2 Batterieen der Natio⸗ nal⸗Garden. Vier lange Reihen von Trauerkutschen, unter ihnen ein Wagen des Koͤnigs und ein anderer des Herzogs von Orleans, schlossen den Zug. Die Zipfel des Leichentuchs wurden von der Straße Anjou bis zur Straße Richelieu von dem General Lafayette, Herrn Laffitte, Herrn Cas. Périer und Herrn Odilon-Barrot; von dert bis zur Straße du Temple von den Herren Saglio, Deputirten des Nieder⸗ Rheins, von Coreelles, Deputirten von Paris, dem Staats— rath Girod und dem Polizei Präfekten, Grafen Treilhard; von dort bis zur prokestantischen Kirche von einem Studiren— den des Rechts, einem Studirenden der Medizin, einem Zoͤg— linge der Akademie der Kuͤnste und einem Arbeirer; von der Kirche bis zum Kirchhofe des Pater Lachgise von einem Zoͤg— linge der polytechnischen Schule, einem Handlungsdiener, ei— nem jungen Elsasser und einem Arbeiter getragen. Die Leiche kam erst um 37 Uhr in der protestantischen Kirche in der Straße von St. Antoine an Nach beendigtem Gebet wurde der Sarg wieder auf den Wagen gesetzt. Mehrere Stimmen riefen jetzt: „Nach dem Pantheon, nach dem Pantheon!“ Dieser Aufforderung wurde jedoch keine Folge gegeben, und der Zug setzte seinen Weg ruhig bis zum Kirchhofe sort, wo die Leiche um 5 Uhr bei Fackelschein anlangte und in einer Gruft zwischen Foy und Manuel beigesetzt wurde. General Lafayette, die Herren Odilon⸗Barrot, Eusebe Salobre, Tis⸗
sot und der Graf Alex. von Laborde hielten jeder eine Lei
chen⸗Rede, worauf die zahlreiche Menge, welche den Kirchhof angefuͤllt hatte, ruhig aus einander ging.“
Ein Miethswagen, worin sich eine große Anzahl von Sabeln und Flinten befand, ist vorgestern hier auf dem Boulevard von der Polizei festgehalten worden. Man hat bisher noch nicht ermitteln koͤnnen, fuͤr wen diese Sendung
immt war. . 2 der Normandie treiben die Brandstifter noch immer ihr ünwesen; in Evreux und Bernay sind kuͤrzlich wieder zwei bedeutende Feuersbruͤnste ausgebrochen. 3
Aus Pau meldet man unterm Jten d. M., daß die Graͤnze zwischen Frankreich und Spanien wieder voͤllig frei sey, indem die Spanischen Freiwilligen die von ihnen deset ten Posten verlassen hatten und nach dem Innern des Lan— des zuruͤckgekehrt waͤren.
F es (gestern abgebrochenen) Berichts 5 36 8 . von Bast ard. Waͤhrend die Herrn v. Polignae, v. Ranville, v. Montbel, v. Haussen und v. Chantelaujze im Hauptquartier der Garde einen Zufluchtsort gegen die Erbitterung suchten, deren Opfer sie zu werden befuͤrch⸗
kefen, begaben sich die Herti v. Peyronnet und v. Capelle nach
St. Cloud, wo, wie sie glaubten, das Conseil sich versammeln
follte. Dort sahen sie den König. In wie weit unterrichteten
sie ihn von dem beklagen swerthen Zustande der Stadt? Heri von Peyronnet behauptet, auch an diesem Tage, so wie am vorigen, don der Lage der Dinge nicht gengu unterrichtet gewesen zu seyn, weshalb er nur einen sehr unvollstaͤndigen Bericht darüber habe abstatten können. Waren aber die verdoppelten Schwsse, welche zu dieser Zeit in Paris fielen, nicht hinreichend, um alles auf der Hauptstaßt lastende Unheil zu verkuͤnden? Die in Paris anwe—⸗ fenden Beputirten, die sich Tages zuvor bei Herrn Cgsimir Perier versammelt hatten, kamen an diesem Tage bei Hrn, Audry de ,,, Drei von ihnen, die HH. Dupin, Gulsot und Villemain, waren beauftragt worden, im Namen Aller cine Protestation zu verfgssen. Dieser muthige und wichtige Akt brachte gber dem Unglück der Hauptstadt nicht schnell genug Ab= hülfe. Die Deputirten beschlossen daher, daß fuͤnf unter ihnen um Marschall gehen sollten, um zwischen das Volk und die
rmee zu treten und dem Blutvergießen Einhalt zu thun. Die 55 Laͤffitte, Casimir Perier, General Gerard, Graf Lobau und
4auguin erhielten diesen Auftrag, der nicht ohne Gefahr war. Sie wurden bei ihrer Ankunft im Hauptquartier der Garde von dem Bgron v. Glandeves, Pair von Frankreich und Gouperneur der Tuilerieen, beim Marschall eingefuhrt. Hier aͤußerte sich leb⸗ hafte Theilnghme fur sie, und Jeder wuͤnschte ihnen an diesem mit treuen Offizieren Karls X. angefuͤllten Orte einen gluͤcklichen Erfolg ihrer Sendung; Jeder schlen mit ihnen zu sympathisiren und hr patrlotischen Gesinnungen zu theilen. Alle fuͤnf Depu⸗ tirte haben ausgesagt, daß sie den Marschall von dem Wunsche durchdrungen fanden, einem so beklagenswerthen Zustande ein
e — — ü 42 ) . h 1 1 . . ö Q Q Q 7 7 7 7 7 7 7777 7 77 7 7 7 777 7 7 77
Ende zu machen, daß er aber zugleich von der Last eines Ver⸗ haͤngnisses niedergebeugt war, das nach seiner i Aeußerung ihn unaufhoͤrlich verfolge. Die Deputirten erklärten, sie kaͤmen als treue Üünterthanen fuͤr das Volk, fuͤr den int r und im In⸗ teresse seiner Krone, um Einstellung des Gemetzels, um Ruͤcknahme der Verordnungen und Veraͤn derung des Ministeriums zu bitten. Der
Marschall versagte seine Mitwirkung zu Maaßregein, die ine gluͤckliche Aussohnung herbeifuͤhren konnten, 236 er verlangte
äber vor Allem die Ünterwerfung der Buͤrger und nahm, üm diese zu erlangen, den Einfluß der fuͤnf Kommissarien in Anspruch. Diese erwiederten, daß, da der öffentliche Unwille allein den ß stand erregt habe, sie nicht hoffen konnten, auf das erbitterte Volk irgend einen Einfluß auszuuͤben, wenn sie nicht als Grundlage jeder Ausshhnung die Zuruͤcknahme der verhaͤngnißvollen Verordnungen und die Entlassung der Minister verkuͤnden koͤnnten. Der Mar⸗ schall erklaͤrte, er koͤnne nichts auf sich nehmen, wolle aber den König von dem Schritte der Deputirten benachrichtigen und seine Bitten mit den ihrigen vereinigen; jedoch verhehlte er nicht, daß er einen guͤnstigen gion nicht fuͤr wahrscheinlich halte. Zugleich versprach er, ihnen die Antwort des Koͤnigs unverzuͤglich mitzu⸗ theilen. Hierauf fragte er die Deputirten, ob sie abgeneigt seyen, Herrn von Polignge zu sprechen; sie erwiederten, daß sie, mit einer Friedens Missien beauftragt, nichts verabsaͤumch warden, was ein Gelingen derselben herbeifuͤhren konnte, und daß sie also
Herrn von Polignae 6 wollten. Der Marschall begab sich .
in einen anstoßenden Sagl, wo sich der Praͤsident des Minister⸗ Raths befand, kam jedoch nach einigen Minuten mit der Nach⸗ richt zuruͤck, daß er Herrn von Polignge von den . en unterrichtet habe, unter welchen die Deputirten ihren n. auf das Volk geltend machen wollten, und daß dieser darauf er⸗ wiedert habe, eine Unterredung mit ihnen wuͤrde nutzlos seyn,
weshalb man sie nicht laͤnger aufhalten moͤge. Die Deputirten
wollten eben fortgehen, als ein Offizier, der nicht wußte, was zwischen dem Marschall und Herrn von Polignae vorgegangen war, sie nochmals hei Letzterm einfuͤhren wollte, der jedoch aufs neue äußerte, er wuͤnsche sie nicht zu sprechen.
Wenige Augenblicke vor dieser Unterredung scheint der Mar⸗ schall, in dessen Haͤnden alle Gewalten durch den Belagerungs⸗ Zustand concentrict waren, den Befehl zur Verhaftung mehrerer Deputirten unterzeichnet zu haben. Unter den zu verhaftenden Personen befanden sich die Herren von Salverte, von Lafayette
Und Taft Ging dieser Befehl, der seiner Natur nach nicht
von der Militatr⸗ Se gv el d) Vibe: 2 8 M- D am. — 2 gehen mußte, aus dem freien Willen des; arschaii h he . chorchte dieser bei Unterzeichnung desselben einem höheren Ein=
uffe? Man darf Letzteres gnnehmen, wenn man erwaͤgt, mit welchem Eifer der Marschall, ohne Zweifel geruͤhrt durch das Vertrauen, womit die Deputirten in sein Hauptquartier gekom⸗ men waren, es sich selbst schuldig zu seyn glaubte, den einige Augenblicke vorher von ihm unterzeichneten Verhafts⸗Befehl zu⸗ rückzunehmen. Sobald die Deputirten sich entfernt hatten, rich⸗ tete der Herzog von Ragusa nachstehendes ,,, ö . Konig:
m 35 Uhr.
„Ich habe meine verschiedenen Kolonnen um die angege⸗ bene Stunde in Bewegung gesetzt. General ““ ist auf dem Greye⸗Platze angekommen. eine Verbindung mit ihm habe ich durch ein Bataillon gesichert, welches das Debouché des ,, besetzt haͤlt. Dieser General marschirt uber den Boulevard, um sich auf dem Platze der Bastille aufzustellen.
Der General «**, der vom Vendome- Platze ahmarschirt ist,
halt mit seinen Truppen den Platz des Vietoires besetzt; dessen⸗ ungeachtet ist der ganze Rgum zwischen ihm und mir mit auf⸗ ruͤhrerischen Haufen angefuͤllt, und wir koͤnnen nur uͤber den Vendome⸗Platz mit einander communieiren. Der General *** ist auf dem Platze des Innocens angekommen; nachdem er aber mehrere Barrikaden umgangen und zerstoͤrt und Alles, was sich seinem Marsche widersetzte, in die Straße Saint-Denis zuruͤckgeworfen hatte, bildeten sich neue Haufen hinter ihm, und ich kann nur durch verkleidete Offiziere Nachrichten von ihm erhalten. Ueberall zerstreuten sich die Gruppen beim An⸗ marsche der Truppen; aber fast in allen Straßen fielen Flinten⸗ Schuͤsse aus den Fenstern jedes Hauses. Die angegriffenen Truppen schossen wieder, und ihr Marsch war ein foͤrtwaͤhren⸗ der Kampf. Sie koͤnnen nicht in die Gefahr kommen, er n, en zu werden, ihre Stellungen zu raͤumen; aber ich dars Ew. ajcstaͤt nicht verhehlen, daß die Lage der Dinge immer miß⸗ sicher wird. In dem Augenblicke, wo ich mein Schreiben schließen wollte, kamen die Herren Casimir Périer, Lafsitte, Mauguin, General Gerard und General Lobau zu mir. Sie agten mir, sie kaͤmen, um mich zu bitten, das Feuer Tinstel⸗ 9. zu lassen. Ich erwiederte ihnen, daß ich dieselbe Bitte an fie zu richten haͤtte; sie machten aber das Versprechen der Zu⸗ ruͤcghnahme der Verordnungen zur a ngun ihrer . Ich antwortete, daß ich keine politische ollmacht haͤtte und also ahch keine Verpflichtung in dieser Beziehung eingehen könnte. ach einer langen Üünterredung beschraͤnkten sie sich darguf, mich ju bitten, Ew. Majestaͤt von ihrem Schritte in Kenntniß zu sez⸗ zen. Ich glaube, es ist dringend, daß Ew. Majestaͤt ohne Ver⸗ zug die Ihnen gemachten Erdͤffnungen benutzen.“
Dieses Schreiben, dessen Kopie uns von Herrn von Gulse, Bath , e, und Adjutanten des Marschalls, der es ihm dik⸗ firte, eingehaͤndigt worden ist, wurde, durch den Oberst-Licute⸗ nant Kom̃ierowskti nach St. Cloud uͤberbracht, dem der Mar⸗
dt, t,
2747
prechen, den in dem Schreiben enthaltenen Details neue, die er
chall Befehl gab, sich moͤglichst zu beeilen, mit dem Kbnige zu . wisse, hinzuzufuͤgen und dringend um schleunige Antwort
—4 witten. Bieser Sfftzier, welcher fuͤhlte, wie kostbar die Zeit
ey, verlor keinen Augenblick und fuhr sogleich ab. In Passy heren ren drei . mehrere Leute seines Gefolges. n St. Cloud angekommen, überreichte er selbst dem Könige die 2 erzaͤhlte die Ereignisse seines Weges und fügte hinzu, daß er nicht nur vom Volke heschimpft worden sey, sondern daß auch Personen hoͤheren Standes nach ihm geschossen haͤtten; der Aufstand sey allgemein, und man erwarte mit aͤngstlicher Span= nung die Antwort des Königs. Hat Herr von Polignag, dessen Schuldigkeit es doch auch war, den König von der Vermittelung, wozu 66 die Deputirten erboten hatten, so wie vom Zustande der Hauptstadt zu unterrichten, alle Pflichten erfuͤllt, welche ihm sein Amt als Praͤsident des Minister⸗Raths und das hehe Ver⸗ trauen, das er genoß, auferlegten? Hat er den Koͤnig uͤber jene allgemeine Entfremdung aufgeklaͤrt, die er auch bei denen wahr⸗ nehmen mußte, welche dem Staats⸗Oberhaupte treu blieben und noch für daßelbe kaͤmpften? Herr von Polignae sagt aus, zu der⸗ selben Zeit dem Könige in einem Schreiben die Lage der Dinge geschildert zu haben. Man weiß nicht, ob dieses Schreiben schon in St. Cloud angekommen war, als Karl X. das des Marschalls erhielt. Der Konig entließ den Oberst⸗Lieutenant Komierowski, nachdem er alle Details angehoͤrt, die dieser ihm bei Ueberrei⸗ chung des Schreibens des Herzogs von Ragusa erzaͤhlt hatte, um weiterer Befehle gewaͤrtig zu seyn. Diese Befehle ließen aber lange auf sich warten. Der Oberst⸗Lieutenant, welcher ungedul— dig wurde, bat wiederholt die ersten Beamten des Königs, sich ihm zu begeben und seine Antwort zu beschleunigen. Selost
in diesem Augenblicke legten, wie es scheint, die Vorschriften der Etiquette noch Hindernisfse in den Weg, die nicht leicht uͤberstie⸗ en werden könnten. Endlich ließ der Koͤnig, zu dessen Seite ich der Dauphin und die Herzogin von Berry befanden, den DOberst⸗Licutenant Komierewski eintreten und gab ihm statt aller Antwort den mündlichen Auftrag an den Marschall: „Er moͤge sch gut halten, alle Truppen auf dem Caroussel⸗Platz, so wie auf jem Platze Ludwigs XV., zusammenziehen und nur noch mit Mas⸗ en agiren.“ Diese , . Antwort hielt der Herzog nicht Kir geeignet, den Deputirten, die bis um M Uhr Abends vergebens jarauf warteten, mitgetheilt zu werden. Einer der Kommissarien hat uns gesagt, daß er jetzt erst, jede Hoffnung auf Versoͤhnung ufgibend, h seines Eides entbunden geglaubt und seine An⸗ strerygungen mit denen ver Einwohner von Paris vereinigt habe. Bas Ministerium oder wenigstens der Praͤsident des Mini⸗ ster⸗Raths, der nichts that, um zur Aussshnung und Annaͤ—⸗ zerung beizutragen, schickte am Abend den Truppen, welche die Lager von Saint⸗Hmer und Luneville bildeten, den Befehl, nach St. Cloud zu marschieren; denselben Befehl erhielt zu gleicher Zeit die Artillerie zu Vincennes. Die Verblendung des Herrn v. Polignae war bei dieser Gelegenheit so unbegreiflich groß, daß er, waͤhrend der Marschall ihn von dem Schritte der Deputirten unterrichtete und man ihm meldete, eine Compagnie eines Linien⸗ Regimentes habe sich geweigert, auf die Buͤrger zu schießen, und fraternisire mit ihnen, verlangte, man solle gegen diese neuen Re⸗ bellen die Streitkraͤfte der noch gehorchenden Garde anwenden; er dachte nicht daran, daß, wenn gleich die Linien⸗Truppen und die Königl. Garde durch engere Pflichten gebunden waͤren, als die ir die Vgterlandsliebe doch zulctzt siegen und sie zu einem Gefuͤhl vereinigen wuͤrde. Die Stimmüng der Armee war in der That nur dem Ministerium unbekannt, und in diesen fuͤr sie so ungluͤcklichen Tagen bewies eine Menge hochherziger und patriotischer Zuͤge, daß sie in ihren Gesinnungen nicht von der uͤhrigen Nation getrennt sey. Die Herren von Peyronnet und Capelle waren nicht bei Herrn von Polignac, als die Deputirten zum Marschall kamen. Sie trafen erst kurze Zeit nachher dort ein und behaupteten einstimmig, daß seit dem Nsten Abends kein eigentliches Ministerium, kein Conseil mehr bestanden, sondern daß es nur noch Titular⸗Minister ohne Berathungen, ohne amt⸗ liche Theilnahme an den Angelegenheiten gegeben habe, bie, wenn sie noch hier und da ihr Gutachten abgahen, es nur als Privatmaͤnner thaten. Sie sagen, der Koöͤnig habe nur noch mit dem Marschall und dem Praͤsidenten des Minister⸗Raths kor⸗ respondirt, ihnen sey das Geheimniß dieser Mittheilungen nicht bekannt geworden, Herr von Polignac habe sie weder uͤber die Antwort auf die den Deputirten gemachten Eröffnungen, noch über die von ihm , , Truppen⸗Bewegungen, noch uͤber eine Maaßregel der Verwaltung um Rath befragt. Alle Mini⸗ ster befolgen das System, daß sie sagen, von dem Augenblicke an, wo die Stadt in ,, erklaͤrt worden sey, köͤnn⸗ ten sie nicht mehr fuͤr das Geschehene verantwortlich seyn, denn ihre Verantwortlichkeit sey gewissermaßen vor der des Marschalls verschwunden. Dennoch kann man unmbglich annehmen, daß sie dem an den , Gerichtshof ergangenen und vom Herzog von Ragusa unterzeichneten Befehle, sich nach den Tuilerieen zu begeben, um dort seine Arbeiten fortzusetzen, fremd gewesen seyen. Schwerlich kann man darin nur eine wohlwollende Fuͤr⸗ sorge fuͤr die Civil Interessen der Parteien oder einen der Gerichtspflege in einem Augenblicke des Tumults und der Verwirrung bewilligten Schütz erblicken. Scheint es nicht vielmehr, daß die Anhaͤnglichkeit der Jussiz- Beamten an die consttutionnellen Principien und ihr? vermuthlicher Wi— derstand gegen die Landesgesetze den Verdacht des Ministeriums
erregten? Letzteres wollte sich gegen die sen Widerstand sicher n. Ein
Umstand laͤßt dies glauben; die Verordnung, wodurch die Haupt⸗ stadt in Belagerungs⸗Zustand versetzt wurde, war dem General⸗
Prokurator uͤberschickt worden. Dieser war abwesend, und keiner
seiner Substituten befand sich gerade im Justiz-Palaste; man trug die Verordnung zu dem Ralh, welcher Praͤsident des Assisen⸗ hofes war. Dieser durch seine eonstitutionnellen Gesinnungen be⸗ kannte Justiz⸗Beamte nahm die Depesche ab und bescheinigte den Empfang derselben. Der Minister scheint, als er auf dem Em⸗ pfangscheine einen andern Namen als den des General⸗Proku⸗ rators fand, nicht daran gezweifelt zu haben, daß der Koͤnigliche Gerichtshof einen thaͤtigen Antheil am Widerstande nehme und einstwei len einem seiner Raͤthe die Functionen des offentlichen Ministeriums uͤbertragen habe. Am 2sten Morgens erstattete der General- Abvokat, der den abwesenden General-Prokurator vertrat, den Ministern Bericht uͤber den Zustand von Paris, den sie noch so wenig kannten. Herr von Peyronnet, der mit seinen Kollegen die Nacht in den Tuilerieen zugebracht hatte, fragte hastig, wer der neu ernannte General-Prokurgtor sey? Obgleich von seinem Irrthum zuruͤckgekommen, ertheilte das Ministerium den⸗ noch am Donnersag fruͤh um s Uhr durch den Marschall dem Köͤ⸗ nigl. Gerichtshofe den Befehl, sich nach den Tuilerieen zu ver⸗ fuͤgen. Auch jetzt noch fuͤrchtete das Ministerium, das noch nicht alle Hoffnung aufgegeben hatte, die patriotische Unabhaͤngigkeit des ersten Gerichtshofes des 1 Bei so vielen erer nissen ist es schwierig, den Antheil der Minister an jedem der⸗ selben mit absoluter Genauigkeit anzugeben. Wir wissen , sen, daß Herr von Guernon den Marschall aufforderte, den Praͤ⸗ fekten von Paris, die Maires und deren Adjunkten zu sich zu rufen, um mit ihnen die Mittel zur Beschwichtigung des Auf⸗ ruhrs zu uͤberlegen. Nach seiner Aussage war er es, der fuͤr den Marschall die verschiedenen Proelamationen abfaßte, welche durch den Belagerungs⸗Zustand noͤthig wurden. Dieselben wurden ge— druckt, aber es war unmöglich, sie anzuschlagen; Herr v. Guer⸗ non fuͤgt aber hinzu, aus diesen Privathandluͤngen lasse sich nicht folgern, daß er an den allgemeinen Maaßregeln Theil genommen habe, die man treffen zu muͤssen glaubte, seitdem die in Belage⸗ rungs⸗-Zustand befindliche Stadt nur noch von dem kommandi⸗ renden Marschall Befehle erhalten habe. Inzwischen hatte der Herzog von Ragusa, den Anstrengungen der Bevölkerung nach⸗ gebend und zugleich die Befehle des Koͤnigs vollziehend, seine Truppen um den Louvre, auf dem Caroussel⸗Platze und in den anliegenden Straßen zn sammengezogen. Gegen Mitternacht ver⸗ stumm̃ten die Kanonen, und Paris kehrte anscheinend zu seiner gewohnten Ruhe zuruͤck: 3
Aber ein neues und fuͤr Minister, die nichts vorausgesehen hatten, vollig unerwartetes Hinderniß war das ploͤtzliche Ee en nen der Uniform der National-⸗Garde, welche wieder anzulegen man sich seit dem 23sten beeilt hatte. Die ganze Bevdͤlkerung begruͤßte mit Beifall und Vertrauen diese im Jahre 1827 so un⸗ klüg gufgeloͤste Bürgergarde; das Volk sah in Ihr das Vorzeichen des Sieges, so wie das Unterpfand der Freiheit und offentlichen Ordnung, welche seit Tiesem Tage das Feldgeschrei der bewaffne⸗ ten Burger wurde,. Die Krone hatte sich durch Aufhebung der Pariser National-Garde ihrer letzten Stuͤtze beraubt, und die Mi⸗ nister konnten in dem Augenblicke, wo ste alle Rechte der Büär—⸗ ger verletzt hatten, den letztern nicht erlauben, wieder unter die Waffen zu treten. Auch wiez der Marschall den ihm gemachten Vorschlag, die National-Garde auf den Mairieen zu versammeln und ihr die Bewachung der einzelnen Bezirke anzuvertrauen, zu⸗ ruͤck. Sie organisirte sich also selbst, und Alles verkuͤndete, daß sie am naͤchsten Tage fast vollstaͤndig wieder auftreten werde, um die Freiheiten, das Eigenthum und das Leben der Einwohner zu vertheidigen und zu beschuͤtzen. Alles ließ fuͤr den 29sten noch groͤßeres Ungluͤck befuͤrchten, als an den vorigen Tagen. Die Buͤrger hatten sich der Pulver⸗Magazine und der in den oͤffent⸗ lichen Depots befindlichen Waffen bemaͤchtigt; die ganze Bevoͤl⸗ kerung schien, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, ent—⸗ schlossen, an dem Kampfe Theil zu nehmen. Das Ministerium war nicht geruͤstet, um diesem schnell um sich greifenden Aufstande zu widerstehen; seine Sorglosigkeit war vielmehr so groß gewesen, daß es fuͤr die Truppen weder Lebensmittel noch Munttion in Bereitschaft gesetzt hatte. Man wollte daher wenigstens eine Gratification unter sie austheilen, und Herr von Montbel uͤber⸗ nahm es am Donncrstag fruͤh, ohne eine ordnungsmaͤßige An⸗ weisung des Kriegs⸗Ministers, eine Summe von 421,000 Fr. aus den Stgatskassen herbeizuschaffen. Wir wollen hier nicht die ruhmvollen Handlungen wiederholen, welche die drei Tage unse⸗ rer letzten Revolution, gusgezeichnet haben; sie werden im Ge⸗ daͤchtniß des Franzobͤsischen Volks fortleben, das nie vergessen wird, daß es die Befestigung seiner Freiheiten dem Muthe der Pariser verdankt. Alle Straßen, das Stadthaus, die Kasernen, das Louvre, das Institut, die Tuilerieen tragen noch die Spuren
jener denkwuͤrdigen Kaͤmpfe. An diesem Tage, und inmitten des
Feuers, faßte der Groß-Referendarius, in Äbwesenheitz fast aller Mitglieder der Pairz-Kammer, die erst den 2. August sich wieder in Paris einfinden sollten, den edlen und muthigen Entschluß, im Namen saͤmmtlicher Pairs bei den Ministern den Tages zu⸗ vor von den Deputirten vergebens gemachten Versuch zu er⸗ neuern und Alles aufzubieten, um bis zum Koͤnige zu drin⸗ en und ihn uͤber die Gefahren der Monarchie aufzuklaͤren. lle entfernten Zugaͤnge zu den Tuilerieen waren von den be⸗ waffneten Buͤrgern besetzt; das Gefecht hatte auf mehreren Punkten wieder begonnen, als der Marquis von Semonville, vom
rafen von Argout begleitet, im Hauptquartier ankam, wo er