1830 / 354 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

2756

schweigungen der verurtheilten Frauenzimmer konnten mehr oder weniger wahrscheinliche Vermuthungen uͤber das Vorhandenseyn . Agenten erwecken, die, wenn es Clan g sie zu ent⸗ ecken, endlich den wahren Charakter dieser ran dͤliftungen ent⸗ üllen wurden. Man durfte hoffen, daß diese verurtheilten rauenzimmer, wenn sie erst nach Paris gebrgcht und von dem influffe befreit seyn wurden, der die vollstaͤndige Ausfage der Wahrheit eiwa verhindern möchte, leichter zum Gestaͤndnisse ge⸗ bracht werden wuͤrden. Sie wurden daher hierher transportirt und vor die Kommission gestellt. Obgleich diese Magßregel zu gar keinem Resultat gefuͤhrt hat, so ist dennoch noͤthig, Ihnen ber jeden der Prozesse, welche die Veranlassung dazu gaben, einige Worte zu sagen. Der erste Prozeß betrifft das Frauenzimmer Marie Pauline, die wegen einer am 26. Mai in dem Dorfe Saint-Martin de⸗ Sallen, im Bezirk von Caen, veruͤbten Brandstiftung zum Tode verurtheilt worden ist. Die Verurtheilung gruͤndet sich nur auf eine, die Anklage aber auf zwet verschiedene Brandstiftungen, von denen die erste am 24. Mai, die andere am 2östen stattge⸗ funden hatte; die erstere hatte traurige, die letztere gar keine Fol⸗ en. Beide waren gewissermaßen von der Pauline vorher ver— ündigt worden. Die Hast, mit der sie im Dorfe Laͤrm machte, ihre Gegenwart an Ort und Stelle, ihre Reden, so wie ihr gan⸗ 6 Benehmen, bezeichneten sie bei beiden Braͤndstiftungen als ie Schuldige; nur die eine aber bekannte sie und wurde hin⸗ sichtlich der andern von der Jury freigesprochen. Ihren Gestaͤnd⸗ nissen, die ziemlich spaͤt kamen, war eine Anklage gegen einen 6p ter fuͤr ünschuldig befundenen Nachbar vorausgegangen; sie egleitete dieselben mit einer höͤchst unwahrscheinlichen Geschichte. Nach ihrer Aussage wollte naͤmlich Pauline durch die Drohun⸗ gen und Versprechungen eines Unbekannten zum Verbrechen ge⸗ trieben worden seyn. Da ihre Angaben uͤber diesen Unbekann— ten einigen Verdacht gegen die Doömestiken eines in der Naͤhe wohnenden Generals erweckten, so beeilte sich Pauline, die von diesem Verdachte, wie es scheint, unterrichtet worden war, n, daß in der That ein Domestik aus diesem Hause ihr Versprechungen gemacht habe; sie nannte ihn nicht, ab aber sein Signalement, und dieses stimmte mit dem, welches 9 , von dem Unbekannten gegeben, nicht uͤberein. Er war übrigens nach ihrer Aussage nicht der einzige, der sie zum Ver— brechen getrieben; noch drei andere Individuen sollten ihr An traͤge gemacht und brennende Lunten gegeben haben. Aber ihre Aussagen widersprachen sich, die Instruetion ergab den voͤlligen Ungrund derselben; das Feuer war mit einer einfachen Kohle an⸗ gelegt worden. Der Betrug war augenscheinlich, und sie wurde verurtheilt. Tages der n geschah eine neue Aussage von ihrer Seite; außer den von ihr e r, Individuen sollte ihr noch ein Mann, mit dem sie im Konkubinat lebte, Anweisungen gege⸗— ben haben. Bei der Untersuchung erwies sich aber auch diese Aussage als falsch. Nach Paris gebracht und von uns befragt, ö. sie keine 3 zum Ziele fahne, Aussage gethan, son dern hren fruͤheren Widerspruͤchen noch . hinzugefuͤgt. Der einzige Eindruck, den diese Angelegenheit machen kann, ist der Ekel, den die Luͤgen eines, wie es selbst gesteht, seit der zartesten Jugend durch di Gewöhnung an ein ererbtes Laster verderbten 1. dadurch zum Verbrechen vorbereiteten Frauenzimmers ein⸗ fibßen. Einen andern Charakter bieten die Verbrechen dar, deren die Bourdeaur, die zweite der vor der Lommission erschienenen Brand⸗ stifterinnen, angeklagt ist. Sieben Mal hat sie in dem Dorfe Cre⸗ moy, wo sie wohnte, Feuer angelegt, und zwar dreimal im Hause ihrer eigenen Mutter, das zuletzt in Asche gelegt wurde. Und dennoch war dieses Madchen noch nicht 16 Jahr alt; nur ihrer Ingend wegen ist sie bloß zur Haft in einer Besserungs⸗Anstalt verürtheilt worden. Was war ihr Beweggrund? War ihr Ver⸗ brechen die 30 einer unerklaͤrlichen oder muß es schaͤndlichen Eingebungen zugeschrieben werden? Ueber diese Frage hatte die Untersuchung kein Licht verbreitet. Zwei Monate wä—⸗ ren seit ihrer Verurtheilung verflossen, ohne daß sich ein neuer Aufschluß ergeben haͤtte, als zwei ihrer Sheime sie im Gefaͤng⸗ nisse 6. ie befragen sie, und vielleicht unwillkuͤhrlich dem Einflusse einer in der Gegend geltenden Meinung nachgebend, orfes sie zum Verhrechen getrieben habe? Sie geht darauf ein und sag“, die er⸗ sten Anreizungen des Pfarrers hatten schon vor zwei Jahren statt⸗ efunden. Sie bestaͤt 9. diese Aussage im Hir r und behaup⸗

verlangen sie zu wissen, ob nicht der n. des

t sie anfangs auch bei der Konfröntirung mit dem Pfarrer; Ainige mit Ruhe an sie gerichtete Fragen bus Geistlichen bringen e aber davon zuruͤck, und sie widerrüft alles Gesagte; spaͤter be⸗ arrt si bei diesem Widerrufe auch in y. des Pfar⸗ rers. Im letzten Verhhre aber kommt sie auf die Anklage zu⸗ ruͤck und behauptet sie , dessen, den sie beschüldigt; übrigens soll nicht der Pfarrer allein sie verlcitet, fondern ein unbekannter Bettler sie mehrmals 1 haben. Ihre Aussa⸗ 9 stimmen keinesweges unter sich überein; sie weichen hinsicht⸗ ich der Zeit, des Orts und der Gespraͤche von einander ab. Bie Kemmission hat nur wenig Worte, die eine Anklage gegen den Pfarrer enthalten, daraus entnehmen koͤnnen, und die r er chung hat keine von ihnen bestaͤtigt. iejenige unter den drei Verurtheilten, die die meiste Theil⸗ nahme einflößt, und deren Aussagen dennoch am wenigsten ein Ergebniß versprechen, ist die Joösephine Bailleul. Rur eine Brandstiftung ist ihr Schuld gegeben, und ste bekennt diefelbe; sie hat in dem Hause ihrer eigenen Herrin Feuer angelegt. Auch

sie sagt aus, ein Unbekannter habe ihr Geld gegeben und sie im Falle der Weigerung mit dem Tode bedroht. ; iese von . in den verschiedenen Verhören bald zurückgenommene, bald wieder— holte 3 ist um so unwahrscheinlicher, als die Versprechun⸗ en und Drohungen guf der Straße und am Morgen der euersbrunst selbst an sie gerichtet worden ö ollen. Ein an⸗ derer viel wahrscheinlicherer Aufschluß ergiebt sich auf den ersten Blick aus der Instruction. Die Baillenl ist von cinem ange— nehmen LAeußern; aus der untersuchung erhellt, daß sie mit dem Stiefsohne des Besitzers des Hauses, wo sie wohnte, in einer nicht strafbaren, aber vertrauten Verbindung stand. Dieses Haus sollte niedergerissen und an seiner Stelle ein Kaffechaus erbaut werden, wo der junge Mann sich etabliren wollte. Das einzige entgegenstehende Hinderniß war der bestehende Pacht- Kontrakt; das Haus war ohnehin versichert. Vielleicht hatte der Plan einer Verbindung mit dem einzigen Manne, den sie sah, in ihrer lehhaften Einbildungskraft und ihrem einfachen Herzen Wurzel gefaßt. Konnte dieser . nicht auf den Gedanken fuͤhren, den erwüänschten Au⸗ enblick durch ein Mittel zu beschleunigen, das, wie sie glaubte,

iemanden Nachtheil brachte? Auf solche Weise ließe sich das Verbrechen der Bailleul ohne Annahme eines aͤußern Einflusses auf sie erklaͤren. Diese Ansicht scheint bei der Untersuchung nicht vorgeherrscht zu haben; man erwartete neue Gestaͤndnisse! Die Bailleul, in welche bei den Verhandlungen lebhaft gedrungen wurde, schien einen Augenblick bereit, sich auszusprechen, aber ihre gußerordentliche Aufregung fuͤhrte cine heftige Krisis herbei, die sich mit folgenden an ihren Vertheidiger gerichteten Worten j loß: „assen Sie mich licher verurtheilt werden.“ Dies ge— chah auch; aber die durch diese Scene erregte Theilnahme gab

zu tausend Vermuthungen Anlaß. Die Bailleul erhielt eine Mil⸗

derung der Strafe, aber weder dies, noch die wiederholten Bit⸗ ten Ihrer Kommission, haben etwas aus ihr herausgebracht, und das Gericht bleibt in Zweifel daruͤber, ob das Schweigen dieser Ungluͤcklichen der Furcht, die ihr Schuldige von hohem Stande eingefloͤßt, oder der Besorgniß zugeschrieben werden muß, durch vollstaͤndigere Gestaͤndnisse den Gegenstand einer geheimen Nel⸗ gung in Gefahr zu bringen. .

Wir haben dem Gerichtshofe noch über eine dritte Angele⸗ genheit zu berichten, die mehr durch die Heffentlichkeit, die sie erhalten, als durch ihre Wichtigkeit eine bestinmte Erklarung er⸗ fordert. Der 32 Jahr alte Karl Theodor Berrié, der bereits im Jahre 182 zu 15monatlichem Gefaͤngniß verurtheilt worden, wurde im Jahre 1835 wegen Biebftahls kondemnirk. In Biectre, wo er seih

d neue zu JDjaͤhrige u . er seihe Strafe absaß, durch seine einnehmende Scheinheiligkeit das Vertraue fang niß⸗Vorsteher zu gewinnen und die Theilnahme des ose⸗

niers, so wie einiger aäuswaͤrtigen Geistlichen, fi erregen, welche die Gefangenen unterrichteten. Als es ihm gelang, noch vor Ab⸗ lauf seiner Strafzeit ganz begnadigt zu werden, kehrte er sogleich zu seinen verbrecherischen Gewohnheiten zuruͤck und saß, mehre⸗

rer schwerer Vergehen angeklagt, im Gefaͤngniß zu Toulouse,

als der große Prozeß, der Sie jetzt beschaͤftigt, und die Brand⸗ kistut gen, die von einigen damit in Verbindung gebracht wur⸗ den, ihm als ein guͤnstiger Umstand erschienen, seine nahe bevor⸗ stehende Verurtheilung zu verzoͤgern und entweder eine Milde⸗ rung seiner Strafe oder , zum Entweichen zu erlan⸗ en. Er ersann sogleich eine Fabel und verwebte in diefelbe, um ie wahrscheinlich zu machen, alle Namen, die er durch seine Ver⸗ bindungen in Bicetre und durch die Zeitungen kennen gelernt hatte. Er schrieb, er habe Aussagen zu thun, und erklaͤrte vor Gericht, er sey fuͤr die Organistrung der Brandstiftungen als Werkzeug gebraucht worden. Gelder, geheimnißvolle Briefe seyen ihm anvertraut worden; er habe die Häupter des Komplotte? ge⸗ sehen Herr von Polignae selbst, von dem er uͤbrigens ein Sig⸗ nalement giebt, daz mit dem des ehemaligen Premier⸗Ministers ar nicht uͤbereinstimmt, soll sich ihm ruͤͤckhaltlos anvertraut aben. Eine Art von freiem Geleitschein, von der Hand dieses Ministers ausgefertigt, befindet sich angeblich unter den Papieren, die Berri in Bordeaux zuruͤckgelassen haben will; diese Papiere sollen die wichtigsten Angaben enthalten; er will sie aber nur nach der erhaltenen Zusicherung einer Mild g seiner Strafe ausliefern. Auf Befehl der Kommission w sogleich na Paris gebracht; er bestaͤtigt und spinnt seine en [in no weiter aus. Aber diese Papiere, durch a ene Aussggen bekraͤftigt werden können, will er nur gegen ausgedehnte Zusiche= rungen ausliefern; diese werden ihm für den Fall gegeben, daß seine Aussagen sich als wahr beweisen sollten. H 3. nennt er die Person, in deren Haͤnde er jene wichtigen Aktenstuͤcke nieder- gelen haben will, weicht jedoch in ber Angabe der Adresse erselben taglich ab. Aus den in den beiden von ihm angegebe⸗ nen Haͤusern angestellten Untersuchungen hat sich ergeben, da die von Berri hezeichnete Person dort völlig unbekannt ist. Au alle andern Punkte der Aussage erwiesen sich als Lügen. Haͤtte es sich um eine ne, wichtige Sgche gehandelt, so wurde ein solcher Nebenpunkt ohne weitere Pruͤfung beseitigt worden seyn; besser aber ist es, daß dies erst nach einer vollstaͤndigen untersu⸗ ching e umstaͤnde geschieht. ies ist, m. H. das Ergebniß der Arbeit, die Ihre Kom⸗ mission in Betreff der Brandstiftungen unternommen hat; sie wollte Ihnen nicht eine vollstaͤndige Geschichte dieses noch jetzt fortdauernden Unheils geben, sondern hatte sich nur mit den Beziehungen zu beschaͤftigen, worin dasselbe zu den angeklagten

Beilage

2757 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 354.

ö ää/„ä „/

Ministern stehen konnte. Darauf beschraͤnkte sich der Auftrag Ihrer Kommission. Indem ich diesen Theil, unserer Arbeit chließe, wird es demjenigen, der von Ihnen den Auftrag er⸗ felt, den gegenwaͤrtigen Bericht abzustatten, vergohnnt seyn, u sagen, daß er zwölf Ighre mit dem Justiz⸗Manne zu⸗ amen gelebt hat, der beim Ausbruche der ersten Feuers⸗ brünste das Staatssiegel fuͤhrte. Herrn von Courvoisier haͤtte man nicht wagen durfen, das Verbrechen als Mittel fuͤr den Sieg einer politischen Partei in Vorschlag 9 bringen. Sein edler Unwille wuͤrde den Elenden, der ihm diesen Antrag gemacht, vernichtet haben. Zum Ungluͤck fuͤr ihn besiegte man seinen Wi⸗ derstand, in das Ministerium vom 8 August einzutreten; aber diejenigen, die ihn kannten, wissen, daß er als aufrichtiger An⸗ haͤnger der offentlichen Freiheiten, die er lange Zeit von der Red⸗ nerbüͤhne herab vertheidigt hatte, nur aus edlen Gesinnungen und in der Hoffnung nachgab, das Gewitter, das er uͤher uns heranziehen sah, zu beschwören. Als diese Hoffnung verschwand, trat er in das Privatleben zuruͤck. Auch sey es Ihrem Bericht⸗Er⸗ statter, als gewesenem ersten Praͤsidenten des Koͤnigl. Gerichtshofes zu Lyon, dessen Mitglied Hr. v. Chantelauze war, erlaubt, dessen Eigen⸗ schaften als Privaͤtmanns, so wie seiner Unbescholtenheit als Justiz⸗ Beamten, Anerkennung zu zollen; diese Unbescholtenheit erwarb ihm das Vertrauen und die Achtung derer, deren Rechte und Interessen er abzuwägen und zu erdrtern hatte; sie findet sich anz in der Ihnen vorgelegten Korrespondenz wieder. Ich war en Herren on Courvoisier und von Chantelauze dieses oͤffent⸗ liche Zeugniß schuldig, dem meine langjaͤhrigen Verbindungen mit ihnen vielleicht einiges Gewicht verleihen. Sind die Brand⸗ stiftungen, die noch jetzt Frankreich verheeren, das Resultat eines abscheuͤlichen Komplotts, so wollen wir hoffen, daß es endlich aufgedeckt werden wird. Die Regierung verdoppelt ihren Eifer, um den Faden dieser furchtbaren Umtriebe aufzufinden, und wir durfen von ihren Bemuhungen Alles erwarten. Fuͤr heute aber

moͤge die Aeußerung , . daß nichts darauf hindeutet, daß

er vorigen Regierung diese Komplotte ge⸗ faßt oder unterstuͤtzt habe, und daß also aus der Reihe der ih⸗ nen Schuld gegebenen V gehen Alles, was auf diese entsetzlichen Verbrechen gere hat, ehtfernt werden muß.“

(Schluß folgt.)

Großbritanien und Irland.

London, 11. Dez. Die Hof-Zeitung meldet nun— mehr die Ernennung des Viscount Granville zum Koͤniglich Großbritanischen Botschafter bei Sr. Majestaͤt dem Koͤnige der Franzosen.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurden auch noch, auf den Antrag des Kanzlers der Schatzkammer, 100,000 Pfd. auf Rechnung der Civil⸗Liste und göb(, 000 Pfd. zur Verzinsung der Schatzkammer-Scheine fuͤr das laufende Jahr bewilligt. Ueber beide Bewilligungen fand keine Dis— kussion statt. Die Regentschafts-Bill ging sodann durch den Ausschuß, und wurde, auf den Antrag des Herrn O Con— nell, statt des Wortes „Papistisch“ uͤberall „Roͤmisch-Ka— tholisch“ gesetzt.

Gestern hatten die Repräsentantea der großen Maͤchte im auswärtigen Amte eine Konferenz uͤber die Belgischen Angelegenheiten, die uͤber 33 Stunde dauerte; Nachmittags fand ein Kabinets⸗Rath statt.

Heute, morgen und am naäͤchsten Donnerstage wird der Lord⸗Kanzler große Mittagsmahle in seiner Wohnung geben. Das Kabinets⸗Diner des Lord Melbourne wird am kommen— den Mittwoch stattfinden.

Man will wissen, Lord Lyndhurst habe das Amt eines ersten Barons der Schatzkammer in Stelle des Sir W. Alexander angenommen, dem man die Pairswuͤrde und einen Sitz im Oberhause bestimmt.

In einem hiesigen Blatte (the Post) heißt es: „Wir hören, der ehemalige Minister des Innern sey vollkommen uͤberzeugt, daß die Brandstiftungen und Unruhen im Lande von denselben Individuen herruͤhren, welche die Volks⸗Be⸗ wegungen in Paris wahrend der 3 Tage veranlaßten und die spaͤter mit ahnlichen Bemuhungen in Bruͤssel, und in London ungefaͤhr am 9. Nov., ö. auftraten.“ Auf diese Aeußerung bemerkt der Courier: „Wir glauben nicht, daß der ehemalige Minister eine solche Üeberzeugung hatte; sollte es aber der Fall seyn, so wuͤrden wir es naturlich seltsam finden, daß man keine kräftigen Gegen⸗Maaßregeln traf. Die Wahrheit indessen ist, daß Sir R. Peel keine zuverlaͤs⸗ sige Nachricht erwaͤhnter Art erhalten hat, und wir koͤnnen versichern, daß, als er aus dem Ministerium schied, dort nicht ein einziges Aktenstuͤck vorhanden war, das die Behauptung unseres Kollegen rechtfertigen koͤnnte. Die mit den Brandstiftun⸗ gen in Frankreich und England verknuͤpften Umstaͤnde sind noch

cines der Mitglieder

mit einem geheimnißvollen Schleier bedeckt; wahrscheinlich aber ist das Elend der unteren Klassen nicht die einzige und un— mittelbare Veranlassung derselben; wir glauben im Gegen⸗ theil, daß sie häufig einer gewissen Neigung roher Menschen, Boͤses zu thun, und theilweise vielleicht einem beklagenswer— then Geiste der Nachahmung einer absoluten Mante zuzuschreiben sind, die wir zwar nicht begreifen, von deren Daseyn indessen, wenn man den Pariser Aerzten Glau— ben beimessen will, die erschreckendste Gewißheit vorhan— den ist. Wir lasen naͤmlich in einem chreiben aus Paris, daß mehrere der ersten dortigen Aerzte in ei— ner zur Untersuchung der Ursachen der Brandstiftungen gehaltenen Versammlung und nach Verlesung mehrerer Zeu— gen-Aussagen einstimmig dahin uͤbereingekommen sind, daß man sich diese Brandstiftungen nicht anders als durch das Vorhandenseyn einer Nachahmungs-Manie erklaͤren konne. Bei uns hat man bemerkt, daß Morde und Selbstmorde sich mit beklagenswerther Schnelle folgten; ist das wahr, so koͤnnte man sagen, daß, wenn es eine Nachahmungs⸗-Manie fuͤr eine Art von Verbrechen gaͤbe, sie auch bei anderen stattfinden koͤnne. Einer solchen Manie indessen muß Einhalt gethan werden, und unserer Meinung nach kann das nur geschehen, wenn man Personen, die sich in dieser ihrer Krankheit eines Verbrechens schuldig machten, als Kapital-Verbrecher behan⸗ delt und bestraft.“

Es ist beschlossen worden, jedes Regiment Koͤnigl. Trup⸗ pen bis auf 740 Mann (den kompletten Stand) zu bringen; die dazu erforderlichen Maaßregeln sind bereits 4 wor⸗ den. Bisher zaͤhlte jedes Regiment nur 660 Mann. Die Ver⸗ mehrung der Armee, welche auf diese Weise 6000 Mann betra⸗ gen wurde, ist, wie man glaubt, durch die in mehreren Bezir⸗— ken herrschenden Unruhen veranlaßt worden.

Lord Cochrane, der vor kurzem aus Paris hier eintraf, beobachtete wahrend seines hiesigen Aufenthaltes das strengste Inkognito; er hatte, wie es heißt, wichtige Geschäfte und ist bereits wieder nach Paris zuruͤckgekehrt.

Der hiesige Agent Dom Miguels hat einen Versuch ge— macht, das freundschaftliche Verhältniß zu erneuern, das zwi— schen ihm und dem auswärtigen Amte stattfand, als es noch unter der Leitung des Grafen von Aberdeen stand; dieser Versuch ist jedoch, wie das Hof⸗-Journal bemerkt, fruchtlos gewesen.

Der Mexikanische Gesandte, Herr von Gorostiza, ist im Begriff, mit besonderen Aufträgen seiner Regierung nach Paris zu reisen, und wird sich spaͤter, wie man sagt, nach Bruͤssel begeben.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 15. Dez. Im Journal de la Haye liest man: „General Bylandt beschwert sich daruͤber, daß man ihn im Verdacht habe, nicht alle moglichen Mittel in Anwendung gebracht zu haben, um die ersten Volksbewe— gungen in Bruͤssel (wo der General bekanntlich beim Aus— bruche der Empörung den Militair-Befehl fuͤhrte) zu unter—⸗ druͤcken. Er hat Se. Majestaͤt den Koͤnig gebeten, ihn durch eine Verfugung rechtfertigen zu wollen oder ihn zu ermaͤchti— gen, diese Rechtfertigung selbst vor einem hohen Kriegsgericht zu bewirken. Es ist dem General gestattet worden, das Letz⸗ tere thun zu duͤr fen.“

Aus dem Haag, 16. Dez. Der Niederlaͤndi—⸗ sche Botschafter zu Konstantinopel, Baron von Zuylen von Nyeveld, der seit mehreren Monaten hier ist, begiebt sich mit Auftragen des Koͤnigs nach London; es heißt, daß er der dor— tigen Konferenz als 2ter Bevollmaͤchtigter Sr. Majestaͤt bei⸗ wohnen wird. Der Herzog Bernard von Sachsen⸗Weimar befindet sich seit 14 Tagen im Haag und sieht einer neuen Anstellung bei der Armee entgegen, da das unter seinem Be— fehle gestandene Corps, seit der Expedition von Mastricht, wieder nach Nord-⸗Brabant zuruͤckgekehrt und unter das Kommando des General-Lieutenants van Geen gestellt ist. Es befinden sich gegenwartig noch 121 Offiziere und 1450 Un— ter⸗Offiziere und Gemeine der Niederlaͤndischen Armee in Bel⸗ gischer Gefangenschaft; mit Ausnahme einiger Einzelnen, die wirklich im Kampfe gefangen genommen worden, sind die an— deren eigentlich nur durch Verrath in die Hände ihrer Feinde gerathen; denn die Festungen Mons (Bergen), Tournay, th, Venloo n. a. m. waren nie in die Haͤnde der Belgier gerathen, wenn die in der Niederlaͤndischen Armee dienenden Belgier und die Buͤrger nicht mit großer Uebermacht uͤber die