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das erst unter der gegenwartigen Franzdsischen Regierung erlangte Martyrthum des liberalen Jesuiten von la Mennais, an welchem jetzt auch ein beruͤhmter Belgier, Adolph Bartels, der bekannte Exils, Genosse de Potters, Theil nimmt, weil er, als Mit⸗ Redacteur des „Avenir“, die Kosten des Prozesses, der jetzt diesem Blatte gemacht wird, tragen helfen muß; es wer den in Luͤttich und in Gent Kollekten veranstaltet, um diese Ko⸗ sten zu decken, und ein Ereigniß solcher Art ist in der That allein hinreichend, um den Franzosen viele ihrer Belgischen Freunde abwendig zu machen. — Merkwuͤrdig genug haben die Franzosen ober mindestens ihre an kein Gesetz des An⸗ standes und der Konsequenz sich bindenden Journale es so⸗ wohl mit allen Gemaͤßigten, die, gleich uns Hollaͤndern, einer friedlichen, den ruhigen Buͤrger beschuͤtzenden, verfassungsmaͤ⸗ ßigen Regierung zugethan sind, als mit allen Orthodoxen, die, gleich der Mehrzahl der Belgier, neben der weltlichen Regierung auch eine geistliche lieben, ganz und gar verdor⸗ ben. Die Frivolitaͤt, mit der in Frankreich politische Prin⸗ cipien, wie das der Nicht-Einmischung in die Angelegenheiten fremder Lander, und heilige Gewohnheiten, wie die des from⸗ men Vertrauens in den geistlichen Oberhirten, behandelt wer—⸗ den, muß den Franzosen, deren große Maͤßigung in den ersten Tagen ihrer letzten Revolution von vielen Seiten so sehr bewundert wurde, einen dieser Bewunderer nach dem andern entziehen. Kom⸗ men nun dazu so traurige Verletzungen des Familien⸗Gluͤcks und des buͤrgerlichen Wohlstandes, wie sie die Revolution in Bel⸗ gien nach sich zog, so darf der ruhige Ausländer um so mehr sich gluͤcklich preisen, der, unter dem Schutze elner aufgeklar⸗ ten und freisinnigen Regierung, solchen Bewegungen ganz fern geblieben ist. — Folgendes Schreiben eines jetzt in Bruͤssel sich aufhaltenden Beutschen wird ein anschauliches Bild von dem jetzigen Zustande dieser noch vor einem halben * re so bluͤhenden Hauptstadt geben: „Das traurige Ge⸗ chaͤft, das mich hierher gefuͤhrt, (Einkassirung aus stehend er Schulden) wird nicht so leicht und bald ausgefuhrt wer— den können. Guter Wille, mich zu befriedigen, kommt mir von vielen Seiten entgegen. Wenige der mit un⸗ serm Hause in Verbindung stehenden Kaufleute halten sich für zahlungsunfaͤhig, allein ich fuͤrchte, sie sind es den⸗ noch. Die zahlreichen Fallissements in den Provinzen und die vielen mit Protest zuruͤckgekommenen Wechsel, die, da sie
meistens auf ungestempeltem Papier geschrieben waren, den Ausstellern, zum Besten des Fiskus, einen doppelten Verlust zuzogen, haben auch den Wohlstand der solideren Haͤuser un— tergraben, und so mancher truͤbe Blick, so manches vom Gram verstoͤrte Gesicht spricht nur zu deutlich von der Sorge uͤber das künftige Schicksal einer verarmten Familie. Das baare klingende Geld wird mit jedem Tage seltener im Umlauf, und ein mit Kapital versehener Spekulant kann leicht die gang⸗
barsten Waaren zu 60 bis 89 pCt. unter ihrem gewohnlichen
Werth ankaufen. Bruͤssel selbst sieht einer Stadt ähnlich, die von der Pest heimgesucht worden und von ihren wohl⸗ habenden Bewohnern verlassen wurde. Saͤmmtliche vornehme Hotels und viele stattliche Häuser, deren Zahl man auf 800 schaͤtzt, sind unbewohnt, der vielen Magazine nicht zu geden⸗ ken, die ebenfalls leer stehen. Die glaͤnzenden Equipagen, die sonst die Straßen beliebten, sind ganz verschwunden; selbst Reitpferde werden nicht mehr gesehen, da man die wenigen, die sich noch hier befanden, fuͤr den Kriegsdienst in Beschlag genommen hat. Außer den bekannten Helden der Revolution und den Mitgliedern des National-Kongresses sieht man bei⸗ nahe keine anstaͤndig gekleideten Leute mehr, dagegen herbei⸗ gelaufene in blaue Kittel gekleidete Fremde, die sich fuͤr frei⸗ willige Kampfer fuͤr die Sache der Freiheit aus ge⸗ ben, im Ueberfluß. Von allen Seiten wird man von Bettlern verfolgt, belaͤstigt, ja sogar bedroht, und will man Einem ein Almosen reichen, so hat man vor allen Dingen die Vorsicht zu beobachten, die Geldboͤrse nicht sehen zu lassen, weil diese sonst, ehe man es sich versieht, verloren ist. Die staͤdtischen Huͤlfsmittel zur Unterstuͤtzung der im— mer mehr zunehmenden Armen sind bereits erschoͤpft. Bis jetzt wurden woͤchentlich 20,000 Gulden ausgegeben, um die Arbeits fähigen zu beschäftigen. Seit einiger Zeit war die staͤdtische Behörde jedoch gendthigt, einen großen Theil der Arbeiter, und zwar zunachst diejenigen, die ein Hand⸗ werk gelernt hatten, von denen also eher zu schließen war,
daß sie sich selbst wurden ernaͤhren konnen, zu entlassen. Dies
hat aber die Folge gehabt, daß in der Nacht vom 9gten auf den 19ten Dez. die Ruhe gestoͤrt worden, die zwar einstwei⸗ len durch das feste Benehmen des Obersten Borremans und durch Geld⸗Austheilungen wiederhergestellt wurde, doch ist zu befuͤrchten, daß, da dieser erzwungene Zustand den Keim zu neuen Unruhen schon in sich traͤgt, das Ungewitter mit vermehrter Heftigkeit wieder ausbrechen moͤchte.“
genommen
Bruͤssel, 16. Dez. Unter den in der gestrigen Kon⸗ greß⸗Sitzung vorgekommenen Bittschriften erregte die eines Hrn. van de Morteele das meiste Aufsehen. Derselbe suchte darum nach, daß in dem Falle, daß der Kongreß eine aristo⸗ kratische Kammer dekretirte, noch eine dritte, aus Mitgliedern der Geistlichkeit ,, setzte, also theokratische Kammer gebildet werden mochte. Die Diskussion uͤber die Errichtung eines Senats wurde fortgesetzt; im Laufe derselben nahm Hr. van de Weyer das Wort, um der Versammlung die gestern versprochene Mittheilung zu machen. „Ich schaͤtze mich gluͤcklich“, sagte er, „Ihnen eine zufriedenstellende Ant⸗
wort von Seiten der fuͤnf Machte mittheilen zu koͤnnen.
Sie werden daraus die Ueberzeugung erlangen, daß wir, so⸗ bald irgend ein streltiger P⸗uisnkt entschieden ist, keine 24 Stun⸗ den warten, um Sie mit dem Resultat bekannt zu machen. Wenn Ihnen das Protokoll vom 17. Nov. noch nicht mit⸗ getheilt worden, so lag es daran, daß es noch keinen desini— tiven Schluß hatte. Die jetzt a nz Antwort raͤumt viele Schwierigkeiten fort, und es steht zu glauben, daß der Waffenstillstand bald angenommen seyn werde. Das Proto⸗ koll vom 17. Nov. soll Ihn sodann mit allen Noten, die gewechselt wurden, vorgelegt werden. Sie erinnern sich, daß ein Differenzpunkt darüber stattgefunden hat, wie weit die Aufhebung der Blokade zu verstehen sey. Die Aufhebung war ins Werk gesetzt worden, jedoch unvollstäͤndig, indem sie nur auf die Haͤfen sich beschraͤnkte und nicht auch die Stroͤme einschloß. Das diplomatische Comité hat gegen diese Auslegung sich erhoben; die Gesandten der fuͤnf Mächte waren derselben Meinung mit ihm und ertheilten auf unsere Beschwerde folgende Antwort: „Der Redner ver⸗ las ein Schreiben des Lorb Ponsonby und des Herrn Bres⸗ son, die das Comits benachrichtigen, daß die Bevollmaͤchtig⸗ ten der fuͤnf Maͤchte am 10. Dezember eine g . ge⸗ halten und von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige der Nieder
eine Erklärung in Bezug auf die Hindernisse empfangen haͤt⸗ ten, welche der freien Schelde⸗-Schifffahrt noch im Wege seyen; es gehe daraus hervor, daß Se. Majestaͤt Anstand abe, die durch Verfuͤgung vom 20. Oktober vor— geschriebenen VorsichtsMaaßregeln zuruͤckzunehmen, weil die Besorgniß obgewaltet habe, daß die Feindseligkeiten von Sei⸗ ten der Belgier wieder begonnen werden moͤchten; die Be⸗
vollmächtigten hatten jedoch geglaubt, daß eine solche Ueber⸗
tretung des Waffenstillstandes nicht zu besorgen sey, und ware daher Se. Masestaͤt der Koͤnig der Niederlande eingeladen worden, die angeordneten Vorsichts-⸗Maaßregeln so bald als moglich zuruͤckzunehmen und die Aufhebung der Blokade voll⸗ standig zu machen; es sey nicht zu bezweifeln, daß diese Ein— ladung ihren Zweck vollkommen erreichen werde; auch zeigten die Bevollmächtigten außerdem an, daß die noͤthigen Schritte. gethan werden wurden, um die Belgischen Kauffahrtei⸗Schiffe vor feindseliger Behandlung von Seiten der Hollaͤndischen Kriegsschiffe zu bewahren, und daß die die Belgische Flagge betreffende Frage der Gegenstand einer kuͤnftigen Konferenz seya wuͤrde.“ — Hr. van de Weyer fuͤgte nun noch einige rühraende Bemerkungen in Bezug auf das Verfahren hinzu, welches das Comité, dessen Praͤsident er ist, beobachtet habe, und meinte schließlich, daß es dem Belgischen Krieger⸗Muthe nur wenig kosten wurde, einige Schritte mehr auf Holländi— sches Gebiet zu thun, daß der Frieden jedoch im Interesse der Landes⸗ Industrie liege, und daß erst, seitdem man einige Ge— wißheit desselben erlangt habe, viele Leute, die vorher gar nichts Kriegerisches geht hatten, mit großem Geschrei den Krieg verlangten. — Achtzehn Redner ließen sich heute noch über die Frage zweier Kammern vernehmen; endlich verlangte man den Schluß der Debatte, und die Abstimmung ergab das (gestern mitgetheilte) Nesultat von 128 gegen 62 Stimmen fuͤr die Bildung eines Senats.
. Bruͤssel, 17. Dez. Man beschwerte sich in der heu⸗ tigen Sitzung des Kongresses daruͤber, daß im Protokoll der gestrigen nicht sowohl die Note von Lord Ponsonby und Herrn Bresson wortlich, sondern nur das Referat, wie es Herr van de Weyer abgegeben, aufgenommen worden sey. Ber Letztere, (dessen Abreise nach Paris noch nicht erfolgt ist) meinte, die Note enthalte einige Wort⸗Ausdruͤcke, die er nicht habe gutheißen koͤnnen; er bedauerte dabei, daß man so wenig Vertrauen in seine Rechtlichkeit hege, um zu glau— ben, daß das Aktenstuͤck, dessen er erwahnt, nicht ganz so ge⸗ faßt sey, wie der Bericht, den er davon abgestattet. Herr von Robaulx fragte, ob man es etwa in der Folge immer so zu halten gedenke, daß man dem Kongresse die Noten freinder Machte stets nur in der Form von Berichten bor, legen werde. Herr van de Weyer erwiederte, es wuͤrde etwas Unerhörtes seyn, wenn man das Ministerium zwingen
wollte, diplomatische Noten waͤhrend der Daner der Unter⸗
ande
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handlungen vorzulegen; in diesem Falle wuͤrde es besser seyn,
denganzen Kongreß in ein diplomatisches Comité zu verwandeln.
err v. Rob aulrx behauptete, der Kongreß habe in jedem Falle das Recht, solche Mittheilungen vom diplomatischen Eomitè zu verlangen. Hr. van de Weyer erklaͤrte bei die⸗ ser Gelegenheit, daß die provisorische Regierung in der ver—⸗ gangenen Nacht dem Protokoll vom 17. November beigetre⸗ ten sey; der Waffenstillstand ware demnach zu Stande ge⸗ kommen, und erwarte man nur noch ein letztes amtliches Ak— tenstuͤck, um den Kongreß davon foͤrmlich in Kenntniß zu setzen. — Zwei Gesetz⸗ Entwuͤrfe uͤber die kuͤnftige Organisa⸗ tion der Buͤrgergarde wurden von Hrn. C. v. Brouckere und von Hrn. C. Rogier auf das Bureau niedergelegt. — Man schritt darauf zur Diskussion uͤber die Ernennungsweise des Senats, wobei eine solche Verwirrung herrschte, daß der Praͤsident mehrmals erklaͤrte, er wisse nicht, was die Ver— fammlung eigentlich wolle. Nach langem Hin- und Her— streiten schritt man endlich zur Dun ffn uͤber den ersten Artikel des von der Central-Section vorgelegten Entwurfes, wonach die Senatoren vom Staats-Oberhaupte aus allen Provinzen nach dem Verhaͤltnisse ihrer Bevoͤlkerung erwaͤhlt werden sollen; es wurden hierzu sechs verschiedene Amende⸗ ments in Vorschlag gebracht, deren Eroͤrterung man in einer Abend-⸗Sitzung fortsctzte. Am Schlusse dieser Sitzung wurde endlich jener Artikel sammt allen Amendements, wodurch die Wahl der Senatoren beschraͤnkt werden sollte, von 97 gegen 76 Stimmen verworfen. In der naächsten Sitzung will man nun darüber diskutiren, ob die Senatoren von den Provinzialstaͤnden oder von den gewohnlichen Waͤhlern er⸗
waͤhlt werden sollen. .
In dem Berichte, den Herr Coghen im Kongresse uͤber das Finanzwesen abgestattet hat, heißt es: „Die Domainen, welcht nach dem Gesetze vom 27. Dezember 1822 in den drei Gerichtsbarkeiten von Bruͤssel, Gent und Luͤttich verkauft worden, haben eine Summe von 42,530,000 Gulden einge⸗ tragen, wovon 18 808,000 Gulden empfangen worden, es hleiben also noch 2,244,000 Gulden einzunehmen. Die un⸗ verkauft gebliebenen Waldungen werden ungefaͤhr zu 6 Mil⸗ lionen angeschlagen. — Der Status der Domainen⸗Ertraͤge
für den Dienst, welcher den 4. Juli 1830 begonnen hat und
ben letzten Juni 1831 zu Ende geht, liefert eine Gesammt— summe von beinahe 5, 2352, 990 Gulden. Diese Ertraͤge geben einen Beweis von den Huͤlfsquellen, welche die Domainen im Nothfall gewaͤhren wurden. — Es ist nicht unnuͤtz, zu bemerken, daß das Syndikat, welches die Domainen⸗ Rechte ausuͤbte, in Folge von Vertraͤgen mit den Concessionairs, Ei⸗ enthuͤmer des Kanals von Mastricht bis Herzogenbusch, von
ommerseul bis Antoine und des von Terneuzen geworden war; daß es nach ähnlichen Vertraͤgen die Einkuͤnfte des Kanals von Bruͤssel bis Charleroi ziehen sollte, bis zur Tilgung eines Vorschusses von 4 Millionen, den es uͤber⸗ nommen hatte; daß es unter seiner Herrschaft und Ver⸗ waltung die Kohlenwerke von Kirchrath haͤtte, welche von der ehemaligen Abtei Herzogenrath herstammen und gegen⸗ waͤrtig durch die Menge und die Guͤte der Kohlen, die man daraus zieht, eine der wichtigsten Anstalten des Landes sind; endlich daß es, gemaͤß einem Gesellschafts⸗Kon⸗ trakt vom 13ten Juni 18515, mit Herrn John Cockerill gemeinschaftlich die prachtvoll großartige Anlage zu Se⸗ raing bei Luͤttich besaß, welche drei verschiedene Geschaͤfte umfaßt: namlich die Forderung von Steinkohlen, die Eisen⸗ fabrik und die Verfertigung von Maschinen. Diese wichtigste unter den industriellen Anstalten unseres Landes war in Folge der Zeit⸗Ereignisse mit nahe bevorstehender Aufloͤsung bedroht. Der National⸗Kongreß wird deshalb mit besonderer Theil⸗ nahme erfahren, daß die Regierung Maaßregeln getroffen hat, damit die Arbeiten, welche eine so große Anzahl von Werkleuten beschaͤftigen, mindestens fuͤr einen Zeitraum von sechs Monaten noch fortgesetzt werden.“
Graf Robiano v. Borsbeek hat einen langen Artikel uͤber den „Senat“ in oͤffentliche Blaͤtter einruͤcken lassen, worin er den Vorschlag macht, daß alle Belgischen Adligen, welche ihren Adel in maͤnnlicher Linie durch vier bis fuͤnf Genera— tionen nachweisen konnten und aus Grund-Eigenthum eine jährliche Einnahme von 15,000 Fr. hätten, von Rechtswegen Mitglieder der Pairs-Kammer seyn sollen.
Es heißt, daß saͤmmtliche auslaͤndische Professoren an der Universitaͤt Loͤwen ihren Abschied erhalten haben.
Die provisorische Regierung hat eine Kommission fuͤr Gewerbfleiß, Handel und Ackerbau ernannt, deren Mitglieder die Herren Le Hon, H. Vilain XIV., Nagelmackers, Teich⸗ nanu, Morel, van Aken und van Hove sind.
Deut schlan d. Kassel, 16. Dez. Die hiesige Zeitung giebt in einer besonderen Beilage zum gestrigen Blatte weitere Nachrichten von dem Gange der Landtags-Verhandlung. In der Plenar— Sitzung vom 20sten v. M. eroͤffnete der Herr Erbmarschall den Staͤnden, daß, nach einem Schreiben Kurfuͤrstl. Land⸗— tags⸗Kommission, Se. Koͤnigl. Hoheit der Kurfürst aus Al⸗ lerhoͤchsteigener Bewegung Kommissarien zu ernennen ge— ruhet habe, um mit einem staͤndischen Ausschusse uͤber die Feststellung des Staatsvermoͤgens, so wie uͤber die Anwei⸗ sung des Hofbedarfs auf gewisse Domanial, Einkuͤnfte, zu verhandeln. Es wurde hierauf zur Wahl eines staͤndischen Ausschusses zu dem bezeichneten Geschaͤfte geschritten, dem⸗ naͤchst aber auch die Wahl einer Deputation beschlossen, um Sr. K. Hoh. den Dank des Vaterlandes fuͤr Hoͤchstdessen huldvolles Entgegenkommen in der gedachten Hinsicht darzulegen. In der Plenar-Sitzung vom 22. Nov. zeigte der Herr Trbmarschall den Standen an, daß Se. Königl. Hoheit der Kurfuͤrst der gedachten Deputation die erbetene Audienz zu bewilligen geruͤht, und theilte zugleich die von ihm bei dieser Gelegenheit an Se. Koͤnigl Hoheit den Kurfuͤrsten gehaltene
Rede nebst Höchstdessen huldreicher Antwort mit. — Nach⸗
dem der mit der Begutachtung der in der landesherrlichen Proposition vom 7. Okt. d. J. enthaltenen Grundbestimmun⸗ gen zu einer Verfassungs-Urkunde beauftragte Aus schuß der Staͤnde⸗Versammlung angezeigt hatte, daß er seine Arbeiten vollendet habe, wurde in den Plenar-Sitzungen vom Zõsten und 27sten Nov. lJ. J. der Beschluß gefaßt, daß uͤber die vor⸗ bemerkten Arbeiten des bezeichneten Ausschusses in Plenar⸗ Sitzungen berathen und abgestimmt, auch die Kurfuͤrstl. Land⸗ tags⸗Koömmission eingeladen werden solle, diesen Berathungen beizuwohnen. In Folge der hierauf an Kurfuͤrstl. Landtags⸗ Kommisston ergangenen Einladung eröffnete Se, Excellenz der Kurfuͤrstl. Herr Prinzipal-Kommissar die Plenarsitzung vom 29. Rov. 1530 mit einem Vortrage, in welchem die An⸗ sichten der Kurfuͤrstl. Landtags- Kommission uͤber die Art und Weise der gemeinschaftlichen Diskussion uͤber die vorlie⸗ genden Arbeiten des mit der Begutachtung der landesherrli⸗ chen Proposition vom 7. Okt. d. J. beauftragten Ausschusses entwickelt wurden. In diesen und den folgenden Plenarsiz⸗ . bis zum 11ten d. M. sind folgende Abschnitte der rbeiten des bezeichneten Ausschusses zur Berathung und Ab⸗
stimmung der Staͤndeversammlung gebracht worden: 1) Von bem Staatsgebiete, der Regierungsform, Regierungs folge und Regentschaft. 2) Von dem Regenten und den Gliedern
3) Von den allgemeinen Rechten 4) Von den Gemeinden. und den ritterschaftlichen
des regierenden Hauses. und Pflichten der Unterthanen. 5) Von den Standesherrschaften Köoͤrperschaften. 6) Von den Staats dienern. 7) Von den obersten Staatsbehoͤrden. 8) Von der Rechtspflege. 9) Von den Kirchen, den Unterrichts-Anstalten und milden Stif⸗ tungen. Um die Diskussion uͤber die wichtigen Gegenstaͤnde der Arbeiten des Verfassungs-Ausschusses zu erleichtern, ist zur vorbereitenden Vermittelung der verschiedenen Ansichten äber diese Arbeiten in der Sitzung vom 3. Dez. ein Aus⸗ schuß erwaͤhlt worden. . Hamburg, 19. Dez. Durch das seit gestern Nach⸗ mittag plotzlich eingetretene Frostwetter hat sich das junge Eis, besonders aber erst heute Morgen, in der Elbe so sehr ehäuft, daß die Schiffahrt aus und nach der See wahr⸗ cheinlich bereits morgen gehemmt seyn duͤrfte.
Schweiz.
Bern, 11. Dez. In dem (vorgestern erwaͤhnten) Kreis⸗ schreiben, wodurch der Vorort in Beruͤcksichtigung der derma ligen außerordentlichen Lage des Vaterlandes, eine Tagsatzung auf den 23. Dez. zusammenberufen hat, heißt es:
„Heilige Pflichten gegen das gesammte Vaterland, wel⸗ chen wir als Vorort alle besondern Ruͤcksichten auf den hie— sigen Stand unterordnen sollen, fordern uns auf, nahe am Ziel unserer voroͤrtlichen n , ,,. eine außerordent⸗ fiche Tagsatzung zusammenzuberufen. ie Nothwendigkeit dieses Entschlusses ergiebt sich vorerst aus der gegenwartigen innern Lage der Schweiz. In verschiedenen Theilen dersel⸗ ben sind Unruhen ausgebrochen; die seit 1814 bestehenden vom Bund gewaͤhrleisteten Verfassungen werden in ihren we⸗ sentlichen Grundlagen verandert, und selbst da, wo diese Um⸗ wandlungen von der rechtmaͤßigen obersten Landes⸗Behoͤrde ausgegangen sind, geschah es nicht uͤberall ohne Einfluß einer drohenden außergescklichen Gewalt. In so bedenklichen Wahr⸗ nehmungen kann man den ernsten Eharakter einer uͤber dem Vaterland obwaltenden gefaͤhrlichen Krisis unmoͤglich verken⸗ nen. Mehrere Kantone befinden sich in dieser Lage. Und doch waren, die letzten sechtzehn Jahre hindurch, die Be⸗