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nnen Artikel, worin es heißt: „Unaufhoͤrlich spricht man von nserer glorreichen Revolution und denkt gar nicht daran, daß die guten oder schlimmen Folgen einer Revolution fuͤr die Menschheit unendlich wichtiger sind, als der damit ver— bundene Glanz und Ruhm. Man betruͤgt die Menschen leicht, indem man ihnen fuͤr Ruhm ausgiebt, was gar nicht ruͤhmlich ist; aber man kann sie niemals äber ihren materiellen Zustand taͤuschen, sey diefer gut oder schlecht. Dem Ungluͤcke wider steht kein scheinbares System, und alle Regierungs⸗Theorieen beschraͤn⸗ ken sich einfach auf die Frage: sind wir im Wohlstande? oder sind wir schlimm daran? Geht es uns wohl, so wird die Revolution sich ohne allen Zweifel befestigen; geht es uns uͤbel, so wird sie nur eine rasch voruͤbergehende Dauer haben; denn die Mei— nung, von welcher sie beguͤnstigt wurde, wird sich gegen sie wenden. Wie abweichend auch die Meinungen uͤber unser fruͤheres Gouvernement seyn mogen, alle kommen doch darin überein, daß wir unter demselben in stets zunehmendem Wohl— stande lebten. Ueberfluß und Luxus verbreiteten sich bis auf die Volksklassen. Kaum dauert unsere Revolution 4 Monate, und schon erblicken wir uͤberall Elend, Jammer, Mangel, Un— troͤstlichkeit; wenn die Noth so noch eiuige Zeit fortdauert, wird Niemand mehr wissen, wovon er leben soll. Eine hoͤchst nach— theilige Furcht bemaͤchtigt sich aller Gemuͤther. Ueberall sagt man:
wir muͤssen unser Geld sparen, denn wir wissen nicht, was
aus uns werden soll! Höͤrte man dies von alten Royalisten, von ehemaligen Angestellten, so koͤnnte das nicht in Verwun— derung setzen; aber die Beamten der neuen Ordnung sagen das Namliche. Ueberall suchen sie die geprägten Muͤnzen sich zu sichern und verborgen ju halten; und es ist unmoͤglich, daß Handel und Industrie wieder Aufschwung gewinnen koönn— ten, bevor wir uͤber unser Schicksal gewiß sind. Welche ir— rige Berechnung zeigt sich dem Verstande! unsere Revolution vernichtet Handel und Gewerbfleiß — die Mittelklasse, welche durch dieselbe alle bereits erlangten Vortheile zu sichern waͤhnte, . nur unvorhergesehenes Unheil davon geerntet. — Welche ehre fuͤr die Menschheit!“
Gent, 16. Dez. Das Journal des Flandres mel— det: „Die Wahl Operationen zur Erneuerung unseres Mu— nicipal-Rathes haben gestern ein sehr betruͤbendes und fuͤr die 39 e wir leben, ganz befremdliches Schauspiel zur
olge gehabt. hunen ins Haus geschickt hatte, zur Erscheinung in den See⸗ tlonen aufgefordert worden. Eine große Anzahl von Geist— li chen hatte es sich zur Pflicht gemacht, dieser Aufforderung Folge zu leisten und sich zur bezeichneten Stunde auf ihren Posten zu begeben. Wie groß war jedoch ihr Erstaunen, als sie, beim Rathhause angekommen, durch Bajonette sich zu— ruͤckgewiesen sahen. Vergebens beriefen sie sich auf ihr Recht und die Karte, die sie erhalten hatten, man antwortete ih—⸗ nen ganz trocken, daß ihnen der Eintritt untersagt waͤre. Zwar sind gegen das Ende der Wahlen einige Priester zuge⸗ lassen worden, um ihre⸗ Stimmzettel abzugeben, fast keiner von ihnen hat jedoch der Bildung des Bureaus, von welcher zum großen Theile der Erfolg der Wahlen abhaͤngt, beiwoh⸗ nen können. Unter der vorigen Regierung ist nie ein Ver—⸗ fahren aͤhnlicher Art irgendwo beobachtet worden; niemals wurde daran gedacht, auf die Wahlen durch eine so direkte Verletzung der Wahlrechte einen Einfluß zu uͤben; niemals ist die Gewalt der Waffen angewandt worden, um die Buͤr⸗ ger zu verhindern, sich nach ihren Versammlungs⸗-Orten be—⸗ geben zu durfen. Wir hoffen, daß die Behoͤrden, welche Zeugen einer eben so willkuͤhrlichen als unerhoͤrten Handlung waren, ihre Pflicht thun, die Schuldigen denunziren und gegen die Ungesetzlichkeit der Wahlen, die nicht frei genug waren, protestiren werden.““
Das Journal de Gand berichtet dagegen: „Die gute Sache, die Sache der Ordnung und Freiheit, hat bei den rigen, Wahlen den Sieg davon getragen. zwar nie an diesem endlichen Siege , . es war je⸗ doch zu befuͤrchten, daß viele gute Buͤrger, durch fruͤhere Wahl⸗Intriguen ermüdet und unwillig daruͤber, durch solche Umtriebe das Resultat ihrer Anstrengungen vernichtet zu se—
en, sich entmuthigt dem Kampfe entziehen wuͤrden, und daß
— 9 der Ueberdruß eben so schaͤdlich einwirken konnte, wie
der Schrecken; doch, dem Himmel sey Dank, unsere Be sorg— niß war unnuͤtz. Keiner von ihnen hat gefehlt, Alle haben das Beduͤrfniß empfunden, daß, bei unserm gegenwaͤrtigen Mangel an häͤuslichem Gluͤcke und politischer Ruhe, der in⸗ nere Friede der Stadt mindestens erhalten werden muͤsse. Eine ganze Klasse, gewisser Leute t bei den Wahlen eine wahrhaft traurige Rolle gespielt. Wir wollen inzwischen das Murren und Zischen nicht billigen, mit dem man sie uͤberall empfing. Die Leetion war etwas hart und haf g
z
Die Wähler waren durch Karten, die man
Wir haben
dies darf jedoch kein Grund seyn, daß diejenigen, denen sie gegeben wurde, sie nicht sollten benutzen koͤnnen.“
Viele Belgische Matrosen und auch einige von Franzoͤ⸗ sischer Abkunft, welche von den vor Vließingen unter den Befehlen des Vice-Admiral Gobius befindlichen Fahrzeugen entlassen worden sind, kommen seit einigen Tagen durch un⸗— sere Stadt und begeben sich nach ihrer Heimath. ü
Bruͤssel, 18 Dez. Unter den in der gestrigen Kon⸗ greß-⸗Sitzung zur Sprache gekommenen Bittschriften bemerkte man die eines Herrn Diepenbeek, der darauf antraͤgt, daß der Kongreß alls Belgier reklamire, die nach den Hollaͤndi—⸗ schen Kosonieen gesandt worden sind, so wie die angeblich von 14,08 Einwohnern des Großherzogthums Luxemburg unter— zeichnete Schrift, in der dieselben erklaͤren, daß sie mit Bel⸗ gien vereinigt bleiben wollen. — An der Tages-Ordnung war die Fortsetzung der Diskussion uͤber die Erwaͤhlungsweise des Senats. er Vorschla Mitglieder der ersten Kammer aus allen Provinzen nach »dem Verhaͤltnisse ihrer Bevölkerung von den gewoͤhnli— chen Wahl-Kollegien der zweiten Kammer ebenfalls erwaͤhlt werden sollen, wurde nach langer Diksussion von 136 gegen 40 Stimmen angenommen. Naͤchstdem wurde von 99 gegen 7ä6 Stimmen beschlossen, daß der Senat eben so 6 seyn soll, wie die zweite Kammer; jedoch wird die Dauer eines Senatoren-⸗Mandats noch einmal so lang seyn, als die der Deputirten-Mandate. Als dritte Bestimmung wurde angenommen, daß die Zahl der Senatoren halb so viel als die der Mitglieder der zweiten Kammer betragen soll. Das Alter, das ein Senator erreicht haben muß, wird auf 40 Jahre festgestellt; die Steuer-Quote, die er zu zahlen hat, giebt je⸗ doch zu vielen Eroͤrterungen Anlaß. Herr C. von Brouckere will sie auf 10900, Franken jaͤhrlich festgestellt wissen, waͤhrend der Vorschlag der Central⸗Section 1000 Gulden
verlangt. Der Antrag des Herrn ven Brouckere wurde ver, worfen und die Fortsetzung der Debatte vertagt. — Auch
in dieser Sitzung wurde vom Praͤsidenten Klage daruͤber ge⸗ fuͤhrt, daß eine gränzenlose Verwirung herrsche, und daß die Mitglieder oft selbst nicht wußten, was sie eigentlich wollten.
Nachdem in der vorgestrigen Nacht die provisorische
Regierung dem Londoner Protokoll vom 17. November bei— getreten war, wurden sogleich zwei Couriere von Lord Pon—
sonby und Herrn Bresson nach London und nach dem Haag
abgesandt.
Die Abreise des Herrn van de Weyer ist in der heuti⸗ gen Nacht erfolgt.
Dem Coeurrier de la Meuse zufolge haben die pro testantischen Einwohner von vi, nr, die sich auf 3000 belaufen und in dieser Stadt 3 Kirchen besitzen, den Koͤnig der Niederlande in einer Adresse gebeten, den Besitz von Mastricht unter keinen Umstanden aufzugeben. Ein ande res Lütticher Blatt äußert jedoch die Muthmaßung, daß
der Courrier durch diese Nachricht nur Mißtrauen gegen die
protestantischen Einwohner von Belgien erwecken wolle. Der Erzbischof von Mecheln, Fuͤrst von Mean, hat an die Mitglieder des Kongresses ein Schreiben oder eine Art von Bittschrift vertheilen lassen, worin er die völlige Unab— haͤngigkeit des Katholicismus, vollstaͤndige Freiheit des Unter—
richts und eine angemessene Besoldung der Geistlichkeit ver⸗
langt.
Spanien.
— — Madrid, 24. Nov. Der Plan, in dem jetzigen Augenblicke, wo Se. Katholische Majestaͤt auf das vollstaäͤn⸗ digste uͤber zwei Faetionen den glaͤnzendsten Triumph davon—
etragen haben, eine Amnestie zu ertheilen, ist schon seit ein paar ochen zur Reife gediehen, dieselbe auch bereits, wie man aus glaubwuͤrdigen Quellen vernimmt, von Sr. Katholischen Majestaͤt unterzeichnet worden. — In einem von dem Ge— neral Llauder erlassenen Tagesbefehle wird dem Truppen⸗ Corps, welches sich gegen Mina geschlagen hat, bekannt ge— macht, daß der Orden de . der ersten Klasse in wird die unterste Klasse so genannt) allen hoͤheren und fubalternen Offizieren, Sergeanten, Unteroffizieren und Sol⸗ daten, welche zu diesem Corps gehören und an den Gefechten vom 27. Oktober Theil genommen, von Sr, Katholischen Majestät verliehen worden ist; zugleich sind die sich in dem
nämlichen Fall befindenden Köoͤnigl. Freiwilligen, Milizen und
bewaffneten Individuen aus dem , . uͤnd Bauernstande der nämlichen Gnaden⸗Bezeugung thei haltig erklart worden. Die Witwen und Waisen der gebliebenen
Graden und Klassen erhalten Pensionen. — Mina, welcher sich noch in Cambo befindet und sich der dasigen Mineral⸗— Bäder bedient, soll, nach glaubwuͤrdigen Berichten, an der
untern Halfte seines Körpers ganz gelähmt seyn. — Don
des Herrn Jottrand, daß die
sehr unwillig gewesen seyn und dem neuen rafon sein großes Mißfallen bezeigt haben. und das Souper nicht stattsinden konnten, so sind alle Eß⸗
rieger von allen
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Joaquin de Anduaga, Koͤnigl. Spanischer Gesandter in den Riederlanden, ist von seinem Posten abberufen und ihm zu seinem Aufenthalt eine kleine Stadt im noͤrdlichen Spanien angewiesen worden. — Der Herzog von Almazan (Vicomte de St. Priest) hat sich vor einigen Tagen in Gegenwart des Koͤnigs und der Königin von Spanien als Grande bedeckt. Es scheint, daß er nächstens Madrid verlassen und sein Hotel dem neuen Frauzoͤsischen Botschafter, Comte d Arcourt, uͤberlassen werde. = In dem Polizei⸗Departement hat in dessen Organisation eine Veranderung stattgefunden. Die Alcaldes de Real Gasa Y Corte sind ihrer, — ihnen seit der Absetzung des 6 Recacho auferlegten, — Amts⸗Verrichtungen in der
igenschaft als Polizei⸗Lommissairs entbunden worden, und hat man neuerdings fuͤnf Polizei- Commissairs ernaunt und jedem derselben zwei Stadt⸗Quartiere untergeordnet. — Die Feierlichkeiten und offentlichen Feste, welche die Muniei⸗ palitaͤt von Madrid zu Ehren des ersten Kirchganges Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin vorbereitet hatte, sind durch die einge— troffene Nachricht des Todes falls Sr. Majestaͤt des Koͤnigs beider Sicilien in deren Beginnen unterbrochen worden. Am 20sten wohnte der 9 im Theater de la Cruz der Vorstel— lung eines allegorischen Stuͤckes bei, worauf das beliebte Schauspiel el desden con el desden von Moreto (Donna Diana) folgte und die Vorstellung mit einem Ballet, worin alle nur moglichen Spanischen National ⸗Taͤnze, Musik von Mer⸗ cadante, schloß. Am Abend vorher war ein prachtvolles Feuer⸗ werk auf dem großen Platze, del Oriente genannt, abge⸗ brannt worden, und war, so wie am 29sten, die ganze Stadt
erleuchtet, worunter sich mehrere Haͤuser, Palaäͤste und Ho⸗
teis durch brillante Transparents, welche die Fagaden jener Haͤuser von oben bis unten bedeckten, auf eine magische Weise auszeichneten. Viele Häuser glichen einem Flammenmeere. Die Zwischenraͤume des Balkons des großen Gebaͤudes der Königl. Buchdruckerei durch alle Etagen hindurch waren mit roßen Medaillons, die Buͤsten von Cervantes, Gareilaso, gen Granada, Fejoo, Saavedra, Huerta, Lopez de Vega, Ealderon, Tirgo de Molina und vieler anderer Spanischen Gelehrten aus allen Jahrhunderten enthaltend (in Haut⸗Re⸗ lief), verziert. Der Palast des Commissairs de la Cruzada war mit reichen Transparents ausgeschmuͤckt und neben dem— selben in einem rechten Winkel eine 66 Fuß lange Gallerie, 26 Fuß hoch, auf 18 Gothischen Saͤulen ruhend, erbaut wor⸗ den, worin sich zwei Musik-Choͤre befanden, welche ununter⸗ brochen spielten. Der Zufall wollte, daß der das Sakrament zu einem Kranken tragende Pfarrer des Kirchspiels seinen Weg an dem Hause des Commissairs der Cruzada, Herrn Varela, vorbelnehmen mußte. Im Augenblick schwieg die rauschende Musik, welche die ver sammelte Menschenmasse von tausend und mehr Personen durch Rossini's Semiramis gefesselt hielt, und ließ den Marsch, welcher bei aͤhnlichen Ge⸗ segenheiten geblasen wird, ertoͤnen, und nur erst, nachdem die Prozession weit entfernt war, begann der Jubel von neuem, und die Musik-Choͤre ließen wiederum weltliche Lieder ertoͤnen. Aus den Fonds, welche seiner Verwaltung anver— traut sind, hat der erwaͤhnte Coinmissair Varela 130 beduͤrf⸗ tigen Familien 26,900 Realen und in ganz Spanien mehre⸗ ren Kööstern, Hospitaͤlern, verarmten Familien auf dem Lande, milden Stiftungen ꝛc. 90,000 Piaster als Almosen gesandt. Es sind bei dieser Gelegenheit viele Orden von allen Klas⸗ sen, Kammerherrn⸗Wuͤrden, Titel ꝛc. verliehen worden. In
ber Armee und in der Flotte haben viele Avancements statt—
gefunden. Wegen des eingetretenen Todesfalls des Königs
von Neapel Majestaͤt siud alle Festlichkeiten, die noch statt finden sollten, unterblieben. Hierzu gehören ein großes glaͤn⸗ endes Stiergefecht, ein Ball auf dem Stadthause nebst Seu⸗ per. Letzteres war inklusive der Erfrischungen und der ver—
schiedenen Weinarten zu 1,500,900 Realen in Entreprise ge⸗
. geben worden. Die ganze Fete hat dem Ayuntamiento (Kaͤm— merei) mit Inbegriff der Constrüction des Ballsaals 500,000
Realen gekoͤstet. Der Koͤnig soll uͤber diese großen Ausgaben Da der Ball
waaren verkauft worden. uͤr die Braten, welche 65,000
Realen (700 Rthlr) gekostet hatten, sind nur 1000 Realen
G00 Rthlr ) gelst worden. — Der vor kurzem ver storbene ehemalige Botschafter am Turiner Hofe und Titular⸗Staats⸗ rath, Don Antonio de Ugarte y Larrazabal, soll ein Vermsͤ—
gen von 25 Millionen Reglen (ioo, Co Rthlr., nach Anderen
jedoch nur halb so viel hinterlassen haben. Turkei.
Cwrdon, dem
orregidor Bar ⸗
Der O estter re ichltsche Beobachter enthaͤlt Nachste⸗ hendes: * r 5
„Konstantinopel, 25. Nor. Am li3. Nov. uͤber= reichte der 6 Großbritanische Botschafter, Hr. Robert Sultan in Terapia, in einer Privat⸗Audienz,
seine neuen seit dem Regierungs- Antritte Konig Wilhelms IV. erhaltenen Beglaubigungs-Schreiben. — Am Lzsten er— hielt der Königl. Französische Botschafter, General Graf Guilleminot, durch den als Courier aus Paris eingetroffenen ersten Botschafts⸗Secretair, Herrn von Varennes, seine Be⸗— stätigung in dem bisher von ihm bekleideten Posten und die Notisications-Schreiben der Thronbesteigung des Königs Lub— wig Philipp fuͤr den Sultan. Am 31isten v. M. stattete der Kaiserl. Russische Gesandte, Hr. von Ribeaupierre, dem Tuͤr⸗ kischen Ministerium seine Abschieds⸗Besuche ab und stellte den Legations-Rath, Baron von Ruͤckmann, als Geschaͤftstraͤger, bis zur Ankunst seines Nachfolgers im Gesandtschaftsposten, Hrn. von Butenieff, vor. Herr von Ribeaupierre hat am gten d. M. an Bord der Russischen Fregatte „Fuͤrstin Lo—⸗ wicz“ die Reise nach Neapel angetreten. — In Besetzung der Statthalterschaften und einiger Staats-Aemter sind fol— gende Veraͤnderungen eingetreten: das Paschalik von Erzerum ist dem ehemaligen Gouverneur von Karamanien, Eßaad Pa— scha, das Paschalik von Karamanien, mit den Sandschaken von Akschehir und Akserai, dem vormaligen Kommandanten der Schloöͤsser an der Meerenge der Dardanellen, Elhadsch Ali Pascha, und das Kommando dieser festen Schloͤsser, nebst dem Sandschak von Biga, dem vormaligen Statthalter von Erzerum, Salih Pascha, verliehen worden. — Der als zwei⸗ ter außerordentlicher Bevollmächtigter im vorigen Jahre mit alil⸗Pascha nach Petersburg gesandte Suleiman Nedschib Efendi ist zum Topchana⸗Nasiri oder Intendanten der Stuͤck⸗ gießerei und Aufseher der Bombardiere, der Bruder des bekannten Pertew- Efendi und vormalige Defter⸗ dar des Lagers, Eßeid Emin-Efendi ist zum Dsche— bechane⸗Nasiri, Pertew - Efendi selbst zum Staats⸗ ä, e. mit Sitz und Stimme im Conseil und Remsi— Efendi zum Mufettisch oder Untersuchungs-Commissair der frommen Stiftungen ernannt worden. Endlich ist auch der durch seine Gelehrsamkeit und Talente bekannte Kadri Bei, Sohn des beruͤhmten Groß-Wesirs, Melet Pascha, mittelst Großherrlichen Handschreibens wieder in Gnade aufgenom— men und zum Range eines Kadiaskers erhoben worden. — Am 12. Nov. ist der zum Erzbischof der katholischen Arme— nier im Ottomanischen Reiche ernannte Don Antonio Nu— ridschan uͤber Wien, wohin er sich von Rom aus begeben hatte, hier eingetroffen. Die sehnlichst erwartete Ankunft die⸗ fes Prälaten hat seine Glaubensgenossen mit neuen Hoffnun—
gen belebt, ihre kuͤuftigen Verhaͤltnisse und die freie Aus—⸗
übung ihres Gottesdienstes, unter Mitwirkung des von der Pforte zum Nasir der Angelegenheiten der katholischen Ar⸗ menier ernannten Edhem - Efendi, ehestens auf dauerhafte Weise festgesetzt zu sehen. Einige Notizen uͤber Edhem— Efendi, der schon in fruͤhester Jugend durch das Vertrauen des Sultans mit wichtigen Aufträgen beehrt wurde, duͤrf— ten hier an ihrer Stelle seyn. Edhem-Efendi wurde gleich, als Sultan Mahmud zur Regierung gelangte, zum Chod— schagan des Großherrlichen Divans ernannt. Wiewohl er zu jener Zeit kaum das zwanzigste Jahr erreicht hatte, wurde er dennoch kurze Zeit darauf als Muhaßil nach Aidin ge⸗ schickt, wo er diese Stelle einige Jahre hindurch zu großer Zufriedenheit der hohen Pforte bekleidete. Um Gelegenheit zu haben, seine Kenntnisse hinsichtlich der neuen Verwaltun zu erweitern, wurde er mit mehr oder minder wichtigen Auf⸗ traͤgen in verschiedene Provinzen der Europaͤischen und Asia⸗ tischen Tuͤrkei abgeschickt und erhielt, nachdem er sich der— selben chrenvoll entledigt hatte, zu Konstantinopel die Stelle eines ersten Seeretairs im Kumbarachane oder Bombardier-⸗Departement, wo ihm, wie spaͤter auch im Tuͤfenkchane (Gewehr⸗-Fabrik) die Leitung des Kanzlei ⸗ und Rechnungs⸗ Wesens uͤbertragen war. In Anerkennung der Redlichkeit und Geschäfts-Erfahrung, die er stets an den Tag gelegt hatte, wurde er, als die Stelle eines Ober⸗ . der Tabak-⸗Mauth erledigt worden war, von Sr. oheit selbst zu diesem Amte erwaͤhlt; wodurch aber der Groß⸗ herr am meisten seine Zufriedenheit und sein Vertrauen in Edhem⸗Efendi's weises und gemäßigtes Benehmen bewies, ist sicher deffen Ernennung zum Vorsteher oder Nastri der ka⸗ tholischen Armenier in Folge der Emaneipation derselben von der Autorität des schismatisch⸗Armenischen Patriarchen. In dieser wichtigen Stellung wußte er den Anforderungen eines treuen? Staatsdieners und Protektors eines u. gedruckten Theils der Turlischen Unterthanen Gen 9 u leisten und erwarb sich Anspruͤche nicht nur auf die Kut. enheit des Großherrn und seines Ministeriums. sondern auch auf die. Erkenntlichkeit so vieler katholischer