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Fragen und berief sich dabei auf den letzten vom Capitain Sterling eingegangenen amtlichen Bericht vom Ende Januars. Lord Teynham gab seine Verwunderung daruͤber zu erken⸗ nen, daß die Regierung nur so alte amtliche Nachrichten be⸗ sitze, waͤhrend doch Prwatberichte von viel spaͤterem Datum, die jener Noth Erwähnung thaͤten, in England angekommen wären. Er trug demnaͤchst auf Vorlegung amtlicher Nach⸗ weise in diesem Bezuge an, die auch sofort bewilligt wurden.
— Im Unterhause uͤberreichte Hr. Robin son eine Bittschrift aus Liverpool, in der man sich uͤber die unregel— mäßig erfolgte Wahl des Herrn Ewart beschwerte und die Hoffnung aus sprach, daß dieser von selbst aus dem Unter, hause scheiden werde, damit eine zweite Wahl in Liverpool stattfinden koͤnne. Hr. Ewart erklaͤrte jedoch, daß es gar nicht in seiner Absicht liege, dies zu thun, denn er sey sich bewußt, von den achtbarsten Einwohnern der Stadt Liverpool. zu ihrem Repraͤsentanten erwaͤhlt worden zu seyn. Herr Tennant zeigte an, daß er nach den Weihnachtsferien auf eine Kommission antragen werde, welche die Mittel zur Co⸗ lonisation und Urbarmachung unbebauter Laͤndereien in Ca— nada, Suͤd⸗-Afrika und Australien angeben soll. 55 Gefan— gene im Newgate-Gefaͤngnisse von Dublin beschwerten sich in einer von Hrn. O Gorman Mahon uͤberreichten Bitt⸗
schrift darüber, daß ihr Prozeß nicht zum Spruch kommen
könne, weil ihr Richter, der Recorder von Dublin, sich jetzt als Mitglied des Parlaments in Londen befinde. Herr OG. Mahon meinte, es waͤre in ber That etwas mit den verschiedenen Pflichten ganz Unvereinbares, zu gleicher Zeit Recorder und Mitglied des Parlaments zu seyn. Sir Rob. Peel meinte, der Recorder von Dublin habe keine Pflicht versaͤumt, da waͤhrend seiner Anwesenheit in London keine Gerichts-Sessionen stattgefunden haͤtten. Diese Entschuldi⸗ gung nahm Hr. Hume sehr uͤbel; er meinte, daß, wenn der vorige Minister des Innern und der Justiz es auch gutge— heißen habe, daß der Recorder zugleich Parlamentsglied sey, der jetzige es wohl nicht thun wuͤrde. Sir Rob. Peel ent— gegnete: „Wenn begruͤndete Anschuldigungen gegen die vorige Verwaltung vorgebracht werden, so bin ich sehr gern bereit, 9 zu beantworten; laßt aber die totalste Unwissenheit sich in
nklagen vernehmen, so habe ich in der That nicht Lust, sie zu erwiedern.“ Der Redner bemerkte hierauf, daß das Amt des Recorders, wie es auch von Rechts wegen seyn muͤsse, ein von der Regierung ganz unabhaͤngiges war, und daß nur das Unterhaus zu enkscheiden habe, ob der Recorder zugleich eines seiner Mitglieder seyn koͤnne. Herr Hume beschwerte sich daruͤber, daß ihn Sir Rob. Peel so ungalant abgefertigt habe, und meinte, daß er keinesweges Anspruͤche darauf mache, in allen Dingen genau Bescheid wissen zu wollen. — Die von einem Mitaliede an Sir J. Graham gerichtete Frage, ob gewisse Aemter in Irland abgeschafft werden wurden, gab zu einer lebhaften Debatte Anlaß, in der sich Sir Rob. Peel folgendermaßen vernehmen ließ: „Die unter den ge— genwärtigen Umständen stattgefundene Ernennung eines Lord? Kanzlers fuͤr Irland giebt zu zwei Betrachtun⸗ gen Anlaß: erstlich, daß man die vorige Verwaltung doch nicht allzu hastig verdammen muͤsse, und zweitens, daß man Unrecht thut, beim Publikum allzu große Erwartungen von der Huͤlfe zu erwecken, die ihm durch die Ersparnisse bes neuen Ministeriums gewahrt werden moͤchte. Wenn der
sehr ehrenw. Baronet (Sir J. Graham) noch richt die Er⸗—
fahrung gemacht hat, wie schwierig es seyn duͤrfte, diese Er⸗ wartungen zu erfuͤllen, so wird er wohl binnen kurzem, und zwar sobald die Verwaltung ihr Budget wird vorlegen muͤs— sen, zu einer solchen Erfahrung gelangen. Er wird sodann finden, daß er fruher Versprechungen gemacht hat, die Last des Volkes zu erleichtern, die er sich gezwungen sieht nicht zu halten; er und seine Freunde werden alsdann auch das Schwierige ihrer Stellung erkennen und einsehen, daß sie die bereits von ihren Vorgaͤngern bewirkten Ersparnisse fuͤr zu gering geschaͤtzt haben. Meiner aufrichtigen Ueberzeugung nach, hat es niemals einen Minister gegeben, der so sehr als der Herzog von Wellington von dem Wunsche beseelt war, jede wahrhaste und praktische Oekonomie zu befördern. Die Wirksamkeit des öffentlichen Dienstes muß vor Allem im Ange behalten werden; Ersparnisse, die diese außer Acht lassen, haben keinen Werth. Wenn das Kurzen der Ausgaben, und zwar in recht 3. Summen, der Paß seyn soll, der zum Amte fuͤhr t, so mochte wohl nichts leichter seyn, als bei der Licitation immer weniger als das bestehende Ministerium zu verlangen und so dieses aus dem Sattel zu heben. Bald aber duͤrfte die oͤffentliche Verwaltung des Landes in einer unaufldsba— ren Verwirrung sich befinden. Wie leicht wuͤrde es nicht seyn, auch von dem gegenwärtigen Ministerium noch groͤßere
Einschraͤnkungen zu verlangen, als es versprochen hat. Ich mag jedoch dlejenigen nicht unterstuͤtzen, die etwa mit solchen Anspruͤchen auftreten (Beifall). Ich mag es nicht thun, weil ich der Meinung bin, daß man das Volk nicht taͤuschen duͤrfe. Es soll mich sehr freuen, wenn das neue Ministe⸗ rium noch im Stande ist, nachdem es bedeutende Einschraͤn—⸗ kungen bewirkt hat, den oͤffentlichen Dienst auf eine wirk— same Weise in Vollzug zu bringen. In diesem Falle wäre auch die vorige Verwaltung stark zu tadeln, und ich muͤßte auch meinen Theil am Tadel ubernehmen. Tritt jedoch der entgegen⸗ gesetzte Fall ein, so hoffe ich, man wird den fruheren Ministern die Gerechtigkeit wider fahren lassen, daß sie ihre Pflicht gethan, und daß man das Verdammungs⸗-Urtheil zuruͤcknehmen werde, das bereits uͤber sie gefaͤllt worden ist.“ Der Redner er, waͤhnte nun, daß die dermalige Verwaltung auch noch zwei andere Dinge: „Parlaments-⸗Reform und Erhaltung des Frie⸗ dens“ versptochen habe; die erstere, hoffe er, werde mit den Institutionen des Landes uͤbereinstimmen, in Bezug auf den Frieden sagte er: „Niemand empfindet wohl tiefer als ich das
moralische Verbrechen, das im Kriege liegt; Niemand kann
auch mehr beseelt, als ich, von dem Wunsche seyn, daß der Friede, sowohl wegen des unmittelbaren besondern Interesse Großbritaniens, als wegen des allgemeinern menschlichen In⸗ teresse, aufrecht erhalten werden möge. Jede Regierung muß jedoch die Erfahrung gemacht haben, daß der Friede ihr nicht immer zu Gebot stehe. Auch bezweifle ich sehr, daß es poli⸗ tisch recht gehandelt sey, bestaͤndig zu erklaͤren, daß man ent— schlossen ware, den Krieg zu vermeiden, und zwar um den Frieden zu erhalten Die Verwaltung war, ich darf es behaupten, dem Frieden herzlich zugethan, es ist ihr gelungen, diesen zu erhalten, und sie hat also auch wohl keine Ursache, ihre Nachfolger zu tadeln, die dasselbe Princip, wiewohl mit anderen Ansichten, im Auͤge behalten. Ich werde es auch immer recht finden, wenn man den Frieden behauptet, so lange die eigene Ehre
nicht gefährdet ist. Allein ich bin der Meinung, daß eine
Regierung ihre Macht, den Frieden zu erhalten, zuweilen dadurch vermehren kann, daß der alte Geist des Landes, der bereit zum Kriege ist, sobald der Ruf zu den Waffen erschallt, aufrecht erhalten und genaͤhrt wird (Hoͤrt, hort!) — Der Redner fuͤgte hinzu, daß, wenn er gegen das jetzige Mini⸗ sterium sich ausspreche, dies nicht etwa geschehe, weil er ver— drießlich über den Verlust seines Portefeuille sey; er saͤhe diesen Verlust fuͤr nichts weniger als ein Ungluͤck an und konnte es nur als das letztere betrachten, wenn er wieder in das Ministerium berufen werden sollte. Sehr gern habe er vernommen, daß die dermalige Verwaltung die Union mlt Irland unter jeder Bedingung aufrecht erhalten wolle, und hoffe er, daß, wenn dieser Gegenstand einmal zur Sprache komme, alle wahren Freunde Irlands, Protestanten sowohl als Katholiken, sich vereinigen wurden, um ein so ver derbli⸗ ches Projekt zuruͤckfuweisen. „Die Legislatur“, fuhr er fort, „wird ihre Pflicht thun, indem sie eine Trennung der beiden Länder nicht zugiebt, und ich zweifle nicht, daß das Land dem Beispiel der Legislatur folgen werde. Sollten jedoch raͤnke⸗ suͤchtige Maͤnner diese Frage auch ferner noch aufregen und bemuͤht seyn, das Volk zu verleiten, den Beispielen von Pa⸗ ris und Bruͤssel zu folgen, so fordere ich Alle, die nur irgend ein Besitzthuta, es mag noch so klein seyn, das Ihrige nen⸗ nen, zu der Untersuchung auf, ob erstlich hier dieselben Be⸗ wegungsgruͤnde wie dort existiren, und wie zweitens der Zu⸗ sta'd der Laͤnder sey, in welchen Revolutionen stattgefnnden, und ob dieser gegen sonst gewonnen oder verloren habe? Mir kemmt es nicht zu, zu fragen, ob das Franzoͤsische Volk ein Recht gehabt, sich den Verordnungen seiner Regie— rung zu widersetzen, und noch viel weniger mag i
diese Verordnungen selbst rechtfertigen oder vertheidigen;
doch auf die Uebel darf ich hinweisen, welche selbst eine solche
Revolution einem Lande zuzieht. Betrachten wir den Zustand Frankreichs im gegenwartigen Augenblicke, betrachten wir den Zustand von Paris; vor Allem aber sehen wir einmal, wel— ches Elend uͤber die arbeitenden Klassen von Paris und Bruͤs⸗ sel gekommen ist! Vergleichen wir den jetzigen Stand, der Fraußösischen Fonds mit dem vor dem Ausbruche der Rexyo— lution. Vergesse man dabei nicht, daß die Franzoͤsische Re⸗ volution selbst zu Ende gefuͤhrt ist und daß sie fast ohne Hin derniß ihren Weg zuruͤcklegte. Und dennoch — welches ist der Zustand Frankreichs? Sein Staats⸗Kredit ist erschuͤttert, Geschaͤft und Handel sind gelähmt, zahllose Arbeiter wurden von ihren Brodherren entlassen, die Ausländer, die fruͤher dort zum Nutzen des Landes ihr Geld verzehrten, sind nach Hause gereist, alle Interessen des Landes sind gefährdet, alle seine Aussichten in die Zukunft truͤb und ver duͤstert. Ich bitte, ich beschwöͤre Jeden, auf ein solches Bei⸗ spiel hinzublicken und wohl zu erwaͤgen, was dar—⸗
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aus werden soll, wenn auch unserm Lande oder Ir— land solche nicht wieder gut zu machende Uebel zugefuͤgt werden. Ich will mit dem, was ich hier gesagt, keines we⸗ ges eine der wichtigen Fragen praͤjudiziren, die binnen kur— zem hier zur Erwägung kommen werden, Niemand kann jedoch gleichguͤltig auf die Ereignisse der Zeit blicken, welche die Britische Presse verleitet haben, an die aͤrgsten Leiden⸗ schaften zu appelliren. Vorgeblich fuͤr Reform und Oekono— mie kaͤmpfend, beschimpft diese Presse — oder vielmehr ein Theil derselben — jede bestehende verfassungsmaͤßige Autori— tät, erniedrigt sie in den Augen des Volks und sucht sich selbst ein Ansehen zu verschaffen, das ihren Talenten unter anderen Umständen, als denen des Tumults und der Verwir— rung, versagt werden wuͤrde. Auf diese Weise aber fucht man das Laud der ärgsten Art der Tyrannei, die es je ge— geben hat, der Tyrannei eines zuͤgellosen Poͤbels, zu unter— werfen. (Lauter Beifall — Sir J Graham kündigte an, daß am nächsten Donnerstage der Vorschlag gemacht werden wuͤrde, das Haus bls zum 8 Februar zu vertagen. Sir N Peel fand diese Vertagung erwas lang; Sir R. Graham entgegnete jedoch, daß der Regierung Zeit gelassen werden muͤsse, sich fuͤr ihre Geschaͤfte vorzubereiten.
— Am 21. Dez. brachte Hr. Hume viele Petitionen um Parlaments⸗-Reform ein; auch die von Middlesex, die zugleich auf Wahl durch Ballotirung antrug und wider die Vermehrung des Heeres sich aussprach. Sir G. Warren—⸗ der sagte, dem letzteren Punkte muͤsse er sich zuwider erklaͤ—⸗ ren; die Üünordnungen im Lande muͤßten und sollten unter⸗ druͤckt werden. Fuͤr Parlaments,Reform sey er zwar, allein die neultchen Vorgange in Liverpool und Preston (an welchem letztern Orte bekanntlich Hr. Hunt erwählt worden) erweck— ten doch Aengstlichkeit fuͤr zu große Ausdehnung der Wahl⸗ Rechte. Hr. Warburton sagte, Hr, Stanley sey selbst Schuld, daß er in Preston nicht gewaͤhlt worden, da er sich eben so wenig habe verpflichten wollen, fuͤr Abstellung der Korn-Gesetze als fuͤr Wahl durch Ballotirung zu stimmen. * Hobhouse behauptete, der Versicherung des Sir R. Wilson entgegen, daß die eben genannte Wahl-Art in Amerika, wie bekanntlich auch in Frankreich, sich als hoͤchst nuͤtzlich erweise. Ueberhaupt wolle sich das Volk nicht mebr durch ein verderbtes Parlament regieren lassen; trete keine Reform ein, so werde es noch zu einer Regierung ohne Parlament kommen.
London, 21. Dez. Am 18ten fuhren Ihre Majestäͤten, in Begleitung des Prinzen Georg von Cambridge, nach Brighton, wo sie Abends ankamen. Tages darauf empfingen Ihre Majestäͤten die Besuche des dort anwesenden Adels und der angesehensten Einwohner Brightons.
Vor der Abreise des Koͤnigs nach Brighton nahm der Marquis von Anglesea Abschies von Sr. Majestaͤt, um sich auf feinen Posten nach Irland zu begeben, wohin er auch bereits abgereist ist.
Se. Maj. haben geruht, das Patronat der hiesigen Astro⸗ nomischen Gefelischaft zu übernehmen, in Folge dessen diese Gesellschaft kuͤnftig den Namen einer Königl. fuͤhren wied.
Nach Berichten aus Edinburg hat es den Anschein, daß Karl X. den Entschluß gefaßt habe, sein Leben in Holyrood zu beschließen.
Berichte aus Dublin vom 19ten melden die Tages zu— vor dort stattgehabte Ankunft des Herrn O Connell. Er ward mit einer soͤrmlichen Prozession, die aus nicht weniger als 50, 00 Personen bestand, feierlich eingeholt. Die Fah⸗ nen, welche die Gewerke vor sich hertrugen, waren groͤßten⸗ theils dreifarbig, namlich orange, gruͤn und blau; auf meh⸗ reren las man die Worte: „Aufhebung der Union.“ Uebri— gens ging Alles ruhig und friedlich her; man horte nur das Bewillkommnungsgeschrei des jubelnden Volkes.
Aus Devonport schreibt man, daß ein im Laufe der letz-
ten Woche verbreitetes Geruͤcht von Ausruͤstung von Kriegs— schiffen in nn. Hafen voͤllig grundlos sey.
Im Courier liest man. „Wir erfahren von einem aus Paris angekommenen Reisenden, daß dort am 17ten Briefe aus Korfu mit der Nachricht von einem auf den Jo— nischen Inseln ausgebrochenen Aufstande eingelaufen waͤren. Von der Natur des letzteren hoͤrte man nichts, indessen soll
er boch so ernsthaft gewesen seyn, daß Sir Frederick Adam
ee , gesehen hatte, das Regierungs-Lokal zu ver— assen und sich unter das Volk zu begeben, üm es zu beruhi— gen. Aus derselben Qnelle lauten die Berichte uͤber den Zu— stand Griechenlands gleichfalls nicht sehr zufriedenstellend.“
Wie es heißt, wird in Stelle des Sir Pulteney Mal— colm Sir G. Cockburn zum Befehlshaber der Flotte im Mit— tellondischen Meere ernannt werden.
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Der vor der dermaligen Verwaltung zum General-In⸗ spektor der Artillerie ernannte Sir R. Spencer, Bruder des Lord Althorp, den man in kurzem hier erwartete, ist am 4. d. M. in Alexandrien an Bord des Linien-Schiffes Mada⸗ gascar an einer Entzuͤndung im Unterleibe gestorben.
Die Einwohner der Nord⸗Amerikanischen Stadt Boston haben zur Unterstuͤtzung Irlaͤndischer Armen eine Summe von 340 Pfd. nach Dublin gesendet.
Nieder lande.
Aus dem Haag, 24. Dez. Man liest in hiesigen Blattern, daß bereits zwei Drittheile der Anleihe fuͤr das J. 1830 eingegangen seyen, wiewohl der ganze Betrag erst mit Ende Januars 1831 eingegangen * seyn brauchte. .
In Amsterdam ist heute der Cours der Niederl. wirkl. Schuld um mehr als 1 pCt. gestiegen, weil man aus London die Nachricht haben wollte, daß die Hollaͤndisch-Belgischen Angelegenheiten von der dasigen Konferenz regulirt wor— den seyen.
Gent, 22. Dez. Die Ruhe ist hier nicht wieder ge— stoͤrt worden; einige Leute, die einen Versuch dieser Art machten, wurden festgenommen.
Das hiesige Frei⸗Corps ist in Folge eines Dekrets der provisorischen Regierung aufgeloͤst worden.
Brüässel, 24. Dez. Man setzte heute im Kongresse die Berathung uͤber den Artikel fort, der gestern zu so vielen De⸗ batten Anlaß gegeben hatte, kam jedoch auch heute noch zu keinem Resultate damit. Nur das wurde vorlaͤufig von 111 gegen 60 Stimmen entschieden, daß dem Antrage des Herrn don Facgz zur Beseitigung des ganzen Artikels, bei dem die Klerisei sich so sehr beiheiligt sieht, keine Folge zu geben sey. Im Verlaufe der Diskussion wurde der Versammlung vom Finanz⸗Administrator, Herrn Coghen, das Budget fuͤr die ersten sechs Monate des Jahres 1831 vorgelegt. Es sind darin dem kuͤnftigen Souverain von Belgien 500,900 Fl. als Civil ⸗Liste fur sechs Monate ausgesetzt worden; ferner 650051. Bureau-Kosten des Senats; 90,750 Gulden Bureau⸗Kosten und Entschaͤdigungs-Gelder der zweiten Kammer; 25,000
Gulden Bureau Kosten und Reisegelder der provisorischen
Regierung; 132,000 Gulden fuͤr das Ministerium der aus— waͤrtigen Angelegenheiten; 545,068 Gulden fuͤr das Justiz⸗ Ministerium; 2,309,600 Gulden fuͤr das Ministerium des Innern (fuͤr den katholischen Klerus ist dabei eben so viel als fruher, fuͤr den protestantischen sind 25.099 Gulden aus— gesetzt worden), endlich 6,000, 000 Gulden suͤr das Kriegs⸗ und 3,293,052 Galden fuͤr das Finanz-Ministerlum. Zur Deckung sammtlicher Ausgaben, die sich auf ungefahr 13 Milllonen Gulden belaufen, sollen die bestehenden Abgaben mit einigen kleinen Modifieationen einstweilen auch ferner noch beibehalten werden.
Auch hier wollte man durch Briefe aus London vom 2lsten d. die Nachricht erhalten haben, daß die Minister⸗Kon⸗ ferenz die Hollaͤndisch-Belgischen Angelegenheiten zu einer Ausgleichung gebracht habe,
Lüttich, 24. Dez. Ein aus Maaseyck hier angekom— mener Reisender berichtet, daß gestern um 123 Uhr zwischen Hollaͤndern, die aus Mastricht gekommen waren, und den Belgiern unter dem Befehle des Gen. Mellinet bei Mer sen, z Stunden von Mastricht, ein Gefecht stattgefunden habe. Viele Kanonenschuͤsse sind gehoͤrt worden, doch kennt man das Resultat des Gefechtes nicht.
Oester reich.
Wien, 24. Dez. Aus Preßburg vom 21sten d wird gemeldet: „Der Schluß des Reichstags ist gestern erfolgt; in der Vormittags-Sitzung wurde noch eine Repraͤsentation an Se. Maßjestat votirt, worin die Staͤnde die Gefuͤhle ih⸗
res Dankes aussprechen fuͤr die letzten huldvollen Bewilligun⸗
gen, die Se. Majestaͤt in Bezug auf den Kroͤnungs- und Rekruten, Artikel den Standen zu ertheilen geruhten. Abends war die Sanction. Se. Kaiserl. Hoheit, der als Koͤnigl. Commissair erscheinende Erzherzog Karl, verfuͤgte sich, von einer zahlreichen Deputation eingeladen und begleitet, unter dem Donner des Geschuͤtzes in das Landhaus; an der Treppe empfing ihn eine zweite eputation, die ihn in den Sitzungs⸗ Saal der Magnaten begleitete, wo die vereinigten beiden Tafein der Magnaten und Stande pereits versammelt waren. Der Erzherzog, Koͤnigliche Commissair, wurde mit dem Enthustasmus empfangen, der die Liebe der Ungarn zum Erlauchten Herrscherhause charakterisirt, und der sich bei dieser feierlichen Handlung in wiederholtem Jubelrufe aussprach. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden, namlich die des Koͤnigl. Ungarischen Hofkanzlers in Ungarischer Sprache, so wie die Latelnische Rede des Koͤnigl.