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stoͤͤrer mischte und rief. „Tod den Ministern! Nie— der mit den Pairs!“ Das Detaschement der sechsten Legion wurde vom Deputirten, Hrn v. Corcelles, angefuͤhrt; er befahl, die Patrouille der Municipal-Garde zu verhaften, was augenblicklich geschah. Um Mittag versammelten sich die Zoͤgfãnge der polytechnischen, der Rechts- und der medici nischen Schule, bildeten drei Reihen, zogen in guter Ord— nung vom Platze der medizinischen Schule aus und brach⸗ ten in verschiedene Viertel auf belden Ufern der Seine Ruhe und Vertrauen. Ihr Ruf war: Es lebe der Koͤnig! Es lebe die Ordnung! Achtung vor dem Gesetze! Sie wurden überall mit Beifall aufgenommen, aus allen Fenstern wehten ihnen weiße Tuͤcher entgegen; sie zogen nach dem Pa— lais- Royal, in dessen Garten der Koͤnig inmitten der Menge spazleren ging. Von der Ankunft der Zöglinge der drei Schulen unterrichtet, begab er sich auf den Balkon des Palastes, um ihnen fuͤr ihren Eifer zu danken. Zu dersel— ben Zeit 66. auf dem Karoussel⸗Platz Unordnungen statt. Ein Haufen Unsinniger, der uͤber den Pont des Arts und die Quais gekommen war, versuchte sich der zusammengestell— ten Gewehre eines Piquets der National Garde zu bemaͤch— tigen; diefe eilte schnell zu den Waffen und verhaftete die Meuterer. Ein zweiter Haufen erschien später mit derselben Absicht; in seiner Mitte bemerkte man ein Individuum mit der Unlform eines Artilleristen der National-Garde, es wurde sogleich nebst 18 seiner Begleiter verhaftet. Den ganzen Tag über wogte eine zahlreiche, großtentheils neugierige Menge in den Straßen St. Honoré, Croix des Petits Champs, Richelieu, du Coq u. s. w. hin und her; die Grüp— pen zerstreuten sich ohne Widerstand beim Hernnahen der Na— tional-⸗Garde. — Gegen 5 Uhr wurde am Eingange der Straße Plerre Lescot mittelst eines Wagens, der den Trup— pen Lebensmittel brachte, eine Barrikade gebildet. Elunlge Aufruͤhrer, die sich hinter derselben gegen die reltende Na— tional-Garde verschanzt hatten, wurden von hinten angegrif— fen, und die freie Circulation wurde sogleich wieder herge— stelltt. Um 6 Uhr kehrten die Neugierigen nach hren Woh— nungen zuruͤck, und man konnte bemerken, wie gering die Anzahl der eigentlichen Ruhestoͤrer war. In allen Richtun— gen von der National-Garde zuruͤckgeworfen, wandten sie sich nach dem Pont⸗neuf, wo sie, wie vorgestern, ei— nige Laternen zerbrachen und sich zuletzt in den Stra— ßen Dauphine und Bussy verloren. Um 9 Uhr Abends bra— chen Aeußerungen des Enthusiasmus in den Straßen von Paris aus. Die Legionen der National Garde durchzo— gen dieselben mit dem Rufe: Es lebe der Koͤnig! der von den Einwohnern wiederholt wurde. Aus allen Fenstern hin gen Teppiche. Der Koͤnig ritt, in Begleitung zahlreicher Patrouillen der National ⸗ Garde zu Fuß, in den Umgebun— en des Palais-Royal umher. Um 1095 Uhr war die ganze 6 der reitenden National⸗Garde vort dem Palais-Royal
versammelt. Der Konig und der Herzog von Ntmours stell— ten sich an die Spitze derselben und durchzogen aufs neue
die Straßen St. a
Der Moniteur enthält Folgendes: „Eine große An— zahl von Individuen ist in den Zusammenrottungen verhaf— tet und der Gerichtsbehoͤrde uͤbergeben worden. Unter ih— nen befanden sich mehrere Landstreicher und gestrafte Verbre— cher, deren Absichten man nach ihrem fruͤhern Lebenswandel ermessen kann. Es ist billig, anzuerkennen, daß der wohlge— sinnte Theil der arbeitenden Klasse keinen Antheil an den Unruhen genommen hat, die seit einigen Tagen so viel Be— sorgnssse erregt haben.“ ᷣ
Der König hat gestern fruͤh folgendes Schreiben an den General Lafayette erlassen: „Ich wende mich an Sie, mein werther General, um unserer tapfern und unermuͤdeten Na— tional-Garde Meine Bewunderung fuͤr den Eifer und die Energle auszusprechen, womit sie dle oͤffentliche Ordnung auf⸗ recht erhalten und allen Unruhen n hat. Zunaͤch st aber muß ich Ihnen danken, mein werther General, der Sie in diesen Tagen der Pruͤfung aufs neue das Beisplel des Muths, der Vaterlandsliebe ünd der Achtung vor den Ge— setzen gegeben haben, wie Sie es schon so oft auf Ihrer langen und schoͤnen Laufbahn gethan. Sagen Sie in Mel— nem Namen, wie sehr ich mich freue, die schoͤne Institution der National-⸗Garde, die uns fast ganz geraubt war, glaͤn— zender an Kraft und Vaterlandsliebe, schoͤner und zahlrelcher, als sie jemals gewesen, wieder aufbluͤhen zu sehen, sobald die glorreichen Julitage die Fesseln brachen, durch welche man vergebens hoffte sie vernichten zu konnen. Diese große In— stitution wird unter uns den Sieg der heiligen Sache der Freiheit sichern, indem sie auswaͤrts unserer National-Unab— haͤngigkeit Achtung verschafft und im Innern die Gesetze vor jedem Eingriffe bewahrt. Vergessen wir nicht, daß
Honoré, Croix des Petits Champs u. s. w.“
ohne Gesetz keine Freiheit moglich ist, und daß da keine Gesetzlichkelt vorhanden ist, wo irgend eine Gewalt sich uͤber das Gesetz erhebt und dessen Wirksamkeit laͤhmt.
Dies, Mein werther General, sind die Gesinnungen, die Ich
Sie bitte von Meiner Seite der National-Garde mitzuthei— len. Ich rechne auf die Fortsetzung ihrer Anstrengungen, so wie der Ihrigen, damit nichts die öffentliche Ruhe stoͤre, de— ren Paris und Frankreich so sehr beduͤrfen, und deren Auf— rechthaltung so wichtig ist. Empfangen Sie, Mein werther General, die Versicherung Meiner aufrichtigen Freundschaft fuͤr Sie. Ludwig Philipp.“
Ferner hat Se. Maj. nachstehendes Schreiben an den Kriegs-⸗Minister, Marschall Soult, gerichtet: „Ich ersuche Sie, Mein werther Marschall, den Truppen der Pariser Garnison zu sagen, wie sehr Ich den Eifer und Patriotismus anerkenne, den sie dargelegt haben, indem sie mit der Natio— nal⸗-Garde fuͤr die Aufrechterhaltung der oͤffentlichen Ordnung und Ruhe thätig waren. Sagen Sie ihnen, daß Ich als alter Soldat Mich uͤber ihre schoͤne ,, uͤber die Ord⸗ nung und Mannszucht, die in ihren Reihen herrschte, so wie uͤber das herzliche Verhältniß, gefreut habe, das zwischen ihnen und der Natlonal-Garde sich gebildet hat. Sie kennen, Mein werther General, alle Gesinnungen, die Ich fuͤr Sie hege.“
Der Koͤnig fuͤhrte gestern den Vorsitz im Miaister⸗Rathe. Die Hoͤfe des Palais-Royal, die dem Publikum um 9 Uhr geoͤffnet worden waren, wurden um Mittag geschlossen.
Die Quotidienne theilt folgende Details uͤber die vor⸗ gestrigen geheimen Berathungen des Pairs-Hofes mit: „Die BDerathungen begannen um 2 Uhr Nachmittags. Die Thuͤren waren fest verschlossen; vor denselben standen Kammer⸗Boten, welche Jedermann den Eintritt versagten. Eine tiefe Stille erhöhte die Feierlichkeit. Der Pairs-Hof entschied zunaäͤchst, daß man, ohne sich an die Anklage der Deputir— ten⸗Kammer zu halten, nur die Frage des Hochverraths stellen wolle. Diese wurde fuͤr jeden der Angeklagten beson— ders gesteltt und gab zu zwei Abstimmungen Anlaß; jeder Pair wurde, dem Gebrauche gemaͤß, K , sein Vo— tum mit lauter Stimme abzugeben. Gegen 5 Uhr wurde das Schuldig mit 132 bis 136 gegen 20 bis 24 ausgesprochen. Zwei Pairs haben ihr verneinendes Votum dadurch motivirt, daß die dem Lande drohende Krisis außer⸗ ordentliche Maaßregeln noͤͤthig gemacht habe. Nach diesem ersten Theile der Berathung wurde die Sitzung suspendirt, und die Pairs fanden, auf Veranstaltung des Groß-Refe⸗ rendarlus, mehrere Tische mit kalten Speisen bedeckt. Um 6 Uhr begann die Sitzung wieder, und der Praͤsident brachte die Anwendung der Strafe zur Berathung; auch hier fan— den zwei laute Abstimmungen fuͤr jeden Angeklagten statt.
Die Vota sollen auf folgende Weise vertheilt gewesen seyn:
Anzahl der Stimmenden: 156. In Betreff des Fuͤrsten Polignae: 120 Stimmen fuͤr die Deportation; die uͤbri⸗ gen fuͤt ewiges Gefängniß, nur vier fuͤr den Tod. Bei der ersten Abstimmung waren 8 fuͤr den Tod, namlich 1 Herzog, 1 Marquis, 5 Grafen und 1 Baron; das verhaäͤngnißvolle Wort Tod ward von keinem der Richter ausgesprochen, son⸗ dern durch folgende Formel umgangen: Die stärkste im
Strafgesetzbuche angegebene Strafe. Dieses Votum
soll einen schmerzlichen Eindruck auf den Gerichtshof gemacht haben. Bei der Abstimmung uͤber Herrn von Peyronnet waren 87 Stimmen fuͤr ewiges Gefaͤngniß, 68 fuͤr die De— portation, 1 fuͤr die Haft auf bestimmte Zeit; bei Herrn von
Chantelauze: 133 Stimmen fuͤr ewiges Gefaͤngniß, 14 Haft auf bestimmte Zeit; bei Herrn
fuͤr Deportation, fuͤr von Guerneon-Ranville: 140 Stimmen fuͤr ewiges Ge— faͤngniß, 16 für die Deportation. Der Urtheilsspruch wurde um 9 Uhr redigirt und von allen Pairs unterzeichnet. Um 10 Uhr begann die oͤffentliche Sitzung fuͤr die Bekanntma—⸗ chung des Urtheils.“
Gestern fruͤh um 7 Uhr begaben sich Hr. Sajou, Huis⸗ sier, und Hr. Cauchy, Secretalr des Pairs⸗Hofes, nach Vin— cennes, um den Ministern das uͤber sie gefällte Urtheil an⸗ zuzeigen. Guernon Ranville und Chantelauze begaben sich sogleich in das Zimmer des Fuͤrsten Polignac, wo der Hulssier und der Secretair ihrer harrten, Hr. v. Peyronnet, kam erst nach einer halben Stunde. Hr. v. Polignae, der das Urtheil vom Bette aus vernahm, und Hr. onen, waren sehr bewegt. Die Hrn. v. Chantelauze und Guernon⸗Ranville wa⸗ ren gefaßt und ruhig.
Nur ein einziges unter den bekannteren Blattern, dle Tribune, ist mit dem Ausgange des Prozesses unzufrleden und meint, eine große aus dem Lande gewaͤhlte Jury werde
nicht Anstand genommen haben, die Minister zum Tode zu
verurtheilen,
timmen
Diese waren noch nicht aufgestanden, die Hrn. v.
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Der General-⸗Major, Graf Alex. v. Laborde, ist zum Gouverneur des Palais-Royal ernannt worden.
Dem Vernehmen nach sell der Minister des Innern nächsten Montag den neuen Wahl-Gesetz-Entwurf den Kammern vorlegen.
Die Herren van de Weyer und Gendebien, Mitglieder der provisorischen Reglerung aus Bruͤssel, sind hler ange— kommen.
Paris, 24. Dez. 5proc. Rente gl Fr. 65 C. 3proc. 60 Fr. J5 E. 5proc. Neap. 63 Fr. 50 C. 5proc. Span. Rente perp. 50. .
Großbritanien und Irtand.
London, 21. Dez. Gestern Nachmittag fand in der Themse die hoͤchste Springfluth statt, die man hier seit Dez. 1821 gesehen hat, wozu wahrscheinlich der in den letzten Tagen wehende Nordost⸗Wind wesentlich beitrug. Die meisten Häuser am rechten Ufer der Themse, so wie mehrere benachbarte Schiffs— werfte und Straßen, standen langer als 2 Stunden unter Wasser; auch wurden am linken Ufer mehr stromaufwaͤrts viele Gebaͤude unter Wasser gesetzt. Auf der Plattform des Landungsplatzes bei der Blackfriars-Bruͤcke stand das Wasser uber 2 Fuß hoch; im Ganzen stieg die Fluth 4 bis 5 Fuß hoͤher als gewohnlich.
Am 25. Dezember 1828 war, amtlichen Berichten zu
folge, die Zahl der nicht angestellten Armee⸗-Offiziere 44, die zusammen an Gehalt 127,658 Pfd. 15 Shill. bezogen. Im Juni 1830 war die Zahl der Offiziere dieselbe; das Gehalt aber, das sie bezogen, belief sich auf 430,934 Pfd. 163 Shill.
Als Herr O'Connell nach seinem (gestern gemeldeten) Elnzuge in Dublin in seiner Wohnung angekommen war, trat er auf den Balkon derselben und hielt eine Rede an das Volk, in welcher er seine Freude uͤber die Aussoͤhnung der Orangisten und Kathollken ausdruͤckte und zuglelch die Bewohner Dublins aufforderte, den Marquis von Anglesea der besonderen Umstaͤnde wegen, unter welchen derselbe zum Lord-Lieutenant von Irland gewählt worden, nicht mit einer BewillkommnungsProzession zu empfangen. Diese Auffor— derung nennt der Courier ein bewundernswuͤrdiges Beispiel von der Bestaͤndigkeit elner gewissen Gattung Irlaͤndischer Dankbarkeit.
Nteder lande.
Aus dem Haag, 25. Dez. Die gestrige Staats— Courant berichtet: „Man wird sich erinnern, daß der Herr Gendebien, Mitglied der provilsorlschen Regierung von Belgien, vor einiger Zeit öffentlich im Kongresse die Ver— icherung gegeben hat, daß nach dem von den Hollaͤndischen
ruppen auf das Dorf Eschen gemachten Angriffe ein bei
den Insurgenten befindlicher Franzoͤsischer Freiwilliger unter
irgend einem Vorwande nach einer Scheune geschleppt und dort auf eine empoͤrende Weise von einem Hollaͤndischen 9 erschossen worden sey. Einige Bruͤsseler Zeitungen haben diesem Ereignisse die Abfuͤhrung der Hollaͤndischen Offizlere nach Ath beigemessen und mit heuchlerischer Groß muth die Belgier zu bewegen gesucht, sich gegen die Gefan— genen jeder Rache fuͤr jene Unmenschlichkeiten zu enthalten. — Fuͤr diejenigen, die einerseits den Geist unseres wackern Militairs und seiner Chefs kennen und von der andern Seite wissen, wie sehr man es in Belgien fuͤr eine geschickte Pelitik anzusehen scheint, Erdichtungen fuͤr Wahrheiten aus— zugeben, oder Thatsachen auf eine haͤmische Weise zu ent— stellen, bedarf ein solches Faktum wohl kaum einer Wider— legung. Inzwischen hat doch unsere Regierung, die sich über die Sache Gewißheit verschaffen wollte, eine Untersu— chung angeordnet, aus der sich ergeben hat, daß bei dem An— griffe auf Eschen kein Belgischer oder Franzoͤsischer Freiwilli— ger, und zwar weder von den Soldaten, noch von den Offizieren, nach dem Kampfe getoͤdtet worden ist, und daß derjenige, den der Herr Gendebien wahrscheinllch gemeint hat, ein Franzssischer Freiwilliger ist, bei dem man einen Brlef an seine Mutter gefunden hat, und der als Gefangener nach Loͤwenstein abge— fuͤhrt worden, wo er sich dermalen noch bei guter Gesund— helt befindet.“ . Das heutige Blatt derselben Zeitung fuͤgt hinzu: „Die als unwahr befundene Angabe, deren sich der Herr Gendebilen, Mitglied der sogenannten provisorischen Regie— rung von Belgien, bedient hat, um der Verseßtzung der kriegs—⸗ gefangenen Offiziere von Bruͤssel nach Ath einen gewissen Scheln von Recht zu verleihen, hat vielleicht noch mehr dazu dienen sollen, die widerrechtliche Gefangenhaltung so vieler getreuen Unterthanen des Koͤnligs in den Augen der hohen Maͤchte wo moglich zu rechtfertigen und die Bemuͤhungen zu vereiteln, die unbezweifelt durch die Sorge Sr. Majestaͤt
deren Viele, dle ein
angewandt werden, um die nicht mehr als billige Entlassung so vieler Niederlaͤnder durchzusetzen. Wir vernehmen, daß auch diejenigen Offiziere, die bisher in Brugge und Namur gefangen gehalten wurden, nach Doornik (Tournay) abge— fuͤhrt worden sind.“
Das Journal de la Haye enthalt zwei ausfuͤhrliche Artikel „Ueber den Waffen stillstand und die Schlie— ßung der Schelde“. In dem ersten dieser Artikel wird dargelegt, daß bisher noch kein Waffenstillstand zwischen dem Koͤnig der Niederlande und seinen revoltirten Provinzen, sondern einzig und allein eine im Interesse der Mensch⸗ lich keit angeordnete Einstellung der Feindseligker— ten nach den Wuͤnschen der Londoner Konferenz bestanden habe. Ferner wird in demselben Artikel an mehreren Bei— spielen aus der ueueren Geschichte nachgewiesen, daß die bloße Einstellung der Feindseligkeiten alle Sachen im
statu quo belasse; daß sie die dabei Betheiligten zu nichts
weiter verpflichte, als dem Blutvergießen Einhalt zu thun; daß sie jedoch niemals die Wirkung haben koͤnne, dem einen Theile Vortheile zu entziehen, die das Ge⸗ schick der Waffen ihm verschafft habe, zu welchen Vor— theilen die Belagerung oder Blokade von Festungen oder Haͤsen und andere militairische Operationen gehörten,
die dazu gereichen koͤnnten, eine Genugthunng, auf welche man ein Recht zu haben glaube, durchzusetzen. Hieraus wird nun in jenem Artikel der Schluß gezogen, daß die Auf— hebung der Blokade niemals als eine nothwendige Folge der Einstellung der Feindseligkeiten habe angesehen
erden konnen, daß diese vielmehr nur eine Handlung des freien Willens Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der Niederlande, der sich dazu in keinerlei Welse anheischig gemacht, seyn koͤnne, und daß man daher, ohne die schreiendste Ungerechtig— keit zu begehen und ohne sich einen gehässigen Mißbrauch der Gewalt zu gestatten, unmöglich etwas von ihm ver— langen duͤrfe, was nur seinen Feinden zum Vortheile, der Sicherheit der getreuen Provinzen aber zu offen barem Schaden gereichen wuͤrde. Endlich wird nun noch angefuͤhrt, daß die momentane Schließung der Schelde mit dem alten Streite uͤber die freie Schiffahrt die— ses Stromes nichts gemein habe, und daß die Aufhebung der Blokade diese Frage von dem Augenblicke an nicht be— theiligen konne, da es die Niederländische Regierung im In— teresse der Vertheidigung ihrer getreuen Provinzen fuͤr noth⸗ wendig erachte, die Passage fremder Schlffe durch das Ge— biet dieser Provinzen zu untersagen; besonders aber, wenn diese Passage sich nicht bewirken lasse, ohne daß die diesseltige militairische Operations-Linie gestoͤrt werde, die be— reits seit längerer Zeit und bevor von einer Blokirung des Antwerpener Hafens die Rede gewesen, errichtet worden, und deren Existenz sonach allein schon hinreiche, die freie Schiffahrt der Schelde zu unterbrechen. Aus allem die⸗ sen aber gehe hervor, daß die Niederlaͤndische Regierung nichts als das gewohnlich im Kriege geltende Gesetz in Anwendung gebracht habe, und daß der Grundsatz des Voͤlkerrechtes, wonach jeder Handel mit den nicht blokir— ten Haͤfen der kriegführenden Parteien den neutralen Parteten freistehe, in dem gegenwartigen Falle keine Anwen⸗ dung finden konne.
Der zweite diesen Gegenstand behandelnde Artikel, der sich in der heutigen Nummer des genannten Biattes befindet und auf jenen ersten Artikel Bezug nimmt, fuͤgt hinzu: „Es bleibt uns nun noch darzuthun uͤbrig, daß es bie gebleterische Pflicht der Reglerung sey, sich von der Linte, die sie ihrem bisherigen Verfahren vorgezeichnet, nicht im mindesten zu entfernen, damlt Jeder sich erzeugen konne, daß der König, indem er von seinem Rechte Gebrauch macht, nur eine heilige Pflicht streug erfuͤllt, eine Pflicht, die ihm seine Wuͤrse als unabhaͤnglger Souverain und besonders sein Eid auferlegt, das Glück der treuen Volkes, das die Vorsehung seiner Obhut anvertraut hat, sicher zu stellen. Es giebt gute Menschen, die sich einbilden — und es giebt Interesse haben, solchen Irrthum zu unterhalten — daß die verbuͤndeten Maͤchte, als ste Holland, vermittelst der Einverleibung Belgiens, einen Geblets, Zu— wachs verllehen, uns ein ganz bedingungsloses Geschenk da— mit gemacht haben, und daß die Vorthelle dieser Erwerbung uns gar kein Opfer gekostet haben. Die Sache verhalt sich jedoch keinesweges so; die seit dem Jahre 1814 abgeschlosse⸗ nen Verträge können den Beweis dafuͤr liefern. Durch den
9gten Artikel hes in jenem Jahre in Parts abgeschlossenen
Friedens Traktates hatte der König von Schweden, in Folge der mit seinen Verbündeten getroffenen Uebereinkommen, auf Guadeloupe renoncirt. In diesen Uebereinkommen war aber auch festgesetzt worden, daß in dem Falle, daß Belgien