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so daß sich die Liquidetion in den letzten Tagen des Monats und des Jahres um so viel leichter wird zu Stande bringen lassen. — Im Wechselhandel war es diese Zeit uͤber merklich still. Am⸗ sterdem und Hamburg kurze Sicht waren etwas begehrt. Alle übrigen Devisen waren zu haben und wenig gesucht. —
Schweiz. Schaffhausen, 24. Dez. Aus Altdorf vom 20sten d.
wird gemeldet: „Wenn an so manchen Orten Europa's die
Flamme der Empoͤrung furchtbar empor lodert, wenn auch in mehreren Kantonen der Schweiz Unzufriedenheit mit den Regierungen und Klagen des Volkes uͤber Bedruͤckungen nur zu laut sich aussprechen, so wird es jedem Biedermann Vergnuͤgen machen, zu vernehmen, daß Ruhe, Ordnung, Biedersinn, begruͤndetes Zutrauen gegen die Regierung noch nicht aus allen Kantonen der Schweiz verbannt sind. Kaum war das Schreiben des hohen Vorortes, welches eine außer— ordentliche Tagsatzung auf den 23sten d. zusammenruft, an die hohe Regierung des Standes Ury gelangt, als dieselbe eine außerordentliche Landes-Gemeinde auf den 14ten d. zu— sammenrlef, welche die Ernennung der Ehren-Gesandtschaft an genannte Tagsatzung und die derselben zu ertheilende In— struction zu bestimmen hatte. Zahlreich fanden sich die Land— leute von Ury bei dieser außerordentlichen Versammlung ein. Herr Landammann und Zeugherr Lauener eröffnete dieselbe mit einer ergreifenden Rede, in welcher er die wirkliche kri— tische Lage der Schweiz deutlich und wahr schilderte, jedoch aber auch seine Hoffnung auf Rettung, auf Aufrechthaltung des im IJ 1815 beschwornen Bundes unverholen an den Tag legte. In gleichem Sinne sprachen auch die uͤbrigen Vorgesetzten. Zu Gesandten wurden erwaͤhlt: der Herr Landammann Laue— ner und Herr Alt-Landammann J. Z'graggen, Beide von Ury's Bewohnern hoch gefeierte Maͤnner, welchen das Volk mit vollem Recht sein unbedingtes Zutrauen schenken durfte. Die Ausarbeitung der Instructlon wurde dem Landrathe uͤber—
tragen, als Grund-Basis derselben aber wurde angenommen:
1) Alles zu thun, um die Ruhe und Ordnung im Innern wiederherzustellen, jedoch nur auf dem Wege der Guͤte und
weit entfernt, zu strengen Maaßregeln greifen zu wollen.
2) Aufrechthaltung des Bundes vom Jahre 1815, als einzige Grundlage der National-Existenz, und 3) Sicherung der wichtigsten politischen Interessen gegen das Ausland und Aufrechthaltung der Neutralitaͤt. Mehrere Landleute spra— chen bei diesem Anlasse ihre Meinungen frei und offen aus,
und Alle zielten auf obgenannte Grundlage hin.
Auch im Kanton Wallis herrscht die gluͤcklichste Ruhe.
Italien.
Neapel 14. Dez. Vorgestern Morgens uͤberrelchte der Kaiserl. Oesterreichische wirkliche Geheime Rath, Graf
von Lebzeltern, Sr. Majestät dem Koͤnige beider Sicilien in
einer Privat-Audlenz die Kreditive, die ihn in der Eigenschaft als außerordentlicher Gesandter und bevollmaͤchtigter Mini— ster Sr. Masjestaͤt des Kalsers von Oesterreich bel Sr. Si— eillanischen Majestaͤt beglaubigen. — Am selbigen Tage uͤber— reichte auch der Marquis von Latour-Maubourg Sr. Maje— staͤt dem Koͤnige beider Sieilien die Beglaubigungs-Schrei— ben, durch welche er als Botschafter St. Majestät des Koͤ—⸗ 3. der ran sen am Koͤniglich Sieilianischen Hofe akkre— tirt wird.
In land. Berlin, 31. Dez. Seine Majestaͤt ber Konig haben
des Herrn Fuͤrsten zu Putbus Durchlaucht zum Ländtags—
Marschall des am 16ten Januar k. J. in Stettin zu eroͤff—⸗ nenden äten Pommerschen Provinzial-Landtages, und den Herrn Geheimen Regierungs⸗Rath, Landrath von Schöning, 37 Stellvertreter des Landtags⸗Marschalls zu ernennen ge— ruht. .
— Aus Swinemünde schreibt man vom sten d. M. „Der unterbrochen gewesene Eisgang im Strome hat heute
bel klarer Luft und eingetretenem härtern Frostwetter, als bisher, wiederum angefangen, der Strom laͤuft dabei nur
schwach aus und duͤrfte, wenn das Frostwetter fortdauert, am naäͤchsten Morgen wohl schon ganz belegt seyn. Das
am 25sten d. M., bel einer Wasserkief, von 197 — 20 Fuß
im Fahrwasser, eingelaufene Preußlsche Schiff „Emilie Marle““, von Kopenhagen mlt Stuͤckgätern kommend, wird vermuthlich das letzte in diesem Jahre angekommene Schlff
gewesen seyn.“
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poleon war gestuͤrzt, d
(Aus den Rheinlanden einge landt,;
Französische Blatter haben vor einiger Zeit die Meinung aufgestellt: „Frankreich brauche nur ein geringes Truppen⸗Corps in die Preußischen Rheinlande zu senden, um diese Provinzen wieder fuͤr sich zu gewinnen, indem die Rheinlaͤnder mit Freu⸗ den diese Gelegenheit ergreifen würden, um sich von dem Bruck der Preußischen Herrschaft zu befreien.“ In dieser Behauptung liegt eine Beschuldigung fuͤr die Preußische Regierung und, wenn diese unwahr ist, eine Beschimpfung fuͤr die Rheinlande insbesondere. Wir fuͤhlen uns daher gedrungen, den Grund oder ungrund dieser Behauptung naͤher zu untersüchen und den Fran⸗ len zu zeigen, welcher Art die Liehe sey, die sie sich waͤhrend hrer zwanzigjaͤhrigen Regierung in den Rheinlanden erworben, und welchen Werth sie demnach auf diese von ihren Zeitschriften aufgestellte Meinung e legen haben. .
Den meisten Aufschluß in dieser Sache wird offenbar die Beantwortung der Frage geben; Unter welcher der beiden ge— nannten Regierungen 9 es den Rheinlaͤndern physisch und mo— ralisch am besten ergangen? — Damit jeder Leser sich diese Frage nach eigenem Urtheil beantworten konne, wollen wir eine Pa⸗ rallel⸗Schilderung des Zustandes der Rheinlande waͤhrend der beiden in Rede stehenden Zeitraͤume entwerfen. 63
Vor der Franzoͤsischen Revolution hatten in den Rheinlan— den, wie in dem uͤbrigen Europa, die liberalen Ideen noch kei⸗ nen Eingang gefunden. Die privilegirten Klassen des Adels und der Geistlichkeit, welche letztere besonders sehr zahlreich war, uͤb⸗ ten Vorrechte gus, die dem Volke zum Nachtheil gereichten. eine politische Ausbildung der Geister war noch gar nicht vor— handen, die wissenschaftliche schwaäch, vielleicht schwaͤcher, als in den meisten der uͤbrigen Deutschen Provinzen. Gedruͤckt fuͤhlte sich Niemand, weil die Steuern so gering waren, daß selbst die Steuer⸗ freiheit des Adels und der Geistlichkeit von dem dritten Stande nicht empfunden wurde. Verbesserungen wurden nirgends ge— macht. Ein Aufschwung der Ideen ging weder von den Regie— rungen noch vom Volke aus. Ueberaäll herrschte die Behaglich⸗ keit eines Ruhenden, aber auch die Schlaffheit und Indolenz eines Schlafenden. . .
In diesem Zustande befanden sich die Rheinlande, als im Jahre 1794 die Franzosen dieselben in Besitz nahmen. Da ste als Eroberer kamen, so behandelten sie die Provinzen, welche sie ihrem Reiche einverleiben wellten, mit moglicher Schonung. Ihre Annaͤherung erweckte die schlummernden Gemuͤther und fler den Kraͤftigen ein bisher ihm unbekanntes Feld seiner Thaͤtigkeit ahnen. Sie brachten uns die liberalen Ideen, aber auch ihren Schwindel und ihre Kriege, Auch hier wurde mit der rothen Muͤtze um den Freiheitsbaum ge— tanzt, und auch hier ist die Goͤttin der Vernunft ver⸗ ehrt worden. Mit ruͤcksichtsloser Perletzung alles, Privat⸗ Interesses wurde das tausendjaͤhrige Gebaͤude der gesellschaftlichen Srdnung in einem Augenblick bis auf die Basis zertruͤmmert und an dessen Stelle die langweilige, in der Natur nirgends an⸗ zutreffende, Flaͤche der Gleschheit geebnet. Welch gewalt samer Schritt! Ein jeder Sprung in der geistigen Entwickelung des Menschen, auch selbst wenn es ein Sprung zum Besseren eee ereicht zum Nachtheil. Die Natur foͤrdert uͤberall ihre Zwecke n vorbereitender Stufen folge, und sie, die große Lehrmeisterin aller lebenden Wesen, fordert ihr Recht in der physischen wie in der moralischen Welt und straft jede Zuwiderhandlung gegen ihre ewigen Gesetze. Alle jene Parteiungen, welche noch bis zu diesem Augenblick die innere Ruhe Frankreichs truͤben und viel⸗ leicht noch lange truͤben werden, sind nur die Folgen jenes gewaltsa⸗ men, auf keine Weise vorbereiteten Sprunges in der moöralischen und politischen Entwickelung der Nation.
Wir wollen nun untersüchen, in welchem Zustande Preußen die Rheinlande antraf, und welches seine ersten Schritte nach deren , , , . waren. Als zu Ende des Jahres 1815 und zu Anfang i814 die siegreichen Preußischen Heere die Rhein⸗ lande betraten, fanden sie dieselben in dem Zustande der n regtheit. Mit Jubel wurden die Truppen der Alliirten empfan⸗ gen. Der zwanzigjaͤhrigen Franzoͤsischen Regierung war es noch nicht gelungen, den Deutschen Sinn zu unterjochen, und der all⸗ gemeine Enthusiasmus, der sich des ganzen ent schen Vaterlan⸗ des bemaͤchtigt hatte, war auch hier erwacht. Mit freudiger 3u⸗ versicht tragten unsere Juͤnglinge in die Reihen der Preußischen
Krieger, siegten mit ihnen in den Schlachten von 1814 und
nahmen Theil an dem unsterblichen Ruhme, den das Preußische Heer sich durch den 261 bei Belle⸗Alliance errungen hat. Na⸗
e Franzöͤsische Herrschaft in Deutschland vernichtet und die Rheinlande dem Deutschen Vaterlande zuruͤck⸗ gegeben. Wenn man nun in diesem Augenblicke die Rheinlaͤnder . t hatte:; was soll jetzt mit euch werden? so wuͤrden sie wahrlich in großer Verlegenheit gewesen seyn, diese Frage zu be⸗ antworten. An die Wiederherstellung der alten geistlichen Kur⸗ fürstenthüͤmer war wohl kein Gedanke, und diese wurde auch nicht gewuͤnscht. Was blieb also anders oe, , einem andern Deutschen Staate einverleibt zu werden? — Eine besondere Vor⸗ liebe war für keinen der bestehenden Deutschen Staaten allge⸗
mein verbreitet, doch blieb es immer wuünschenswerther, einem
großen und maͤchtigen, als einem kleinen Staate anheimzufal⸗ len. Das Einzige, was man gegen die Verbindung mit Preußen haͤtte einwenden konnen, war die Verschiedenheit der Religion, indem die katholischen Rheinlaͤnder, die liberale Toleranz der Preußischen Regierung noch nicht kennend, unter der Herrschaft eines evangelischen Fuͤrsten ihr religidses Interesse gefaͤhrdet glaub⸗
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ten. Dies war der einzige Grund, der zu Anfang einiges Miß⸗ trauen gegen die Preußische Regierung einfloͤßte. Genug, die Rheinlande wurden Preußisch, ohne eine besondere Vorliebe für, noch eine begruͤndete Abneigung gegen . Staat. Die ersten Schritte der Regierung zeigten gleich eine scho⸗ nende Beruͤcksichtigung des Bestehenden. Die Worte des Königs: „Ich will das Gute beibehalten, wo ich es fin⸗ de!“ deuteten genugsam die Grundsaͤtze an, nach welchen die Regierung zu handeln beabsichtigte. Kein Privatinteresse ward verletzt, hie Verbindlichkeiten des Staates wurden gewissenhaft erfuͤllt, kein wesentliches Institut wurde gewaltsam uͤber den Haufen gestuͤrzt, welches letztere sich schon hinlaͤnglich aus dem UÜmstande ergiebt, daß die Ii n s s sche Gesetzgebung noch bis auf den heutigen Tag in ö, . anden besteht. Alle Veraͤnderun⸗ en geschähen, so viel es mbglich war, in vorbereitender Stufen— olge, und dem Beobachtenden konnte das Bestreben der Regie⸗ rung nicht entgehen, die Rheinlaͤnder erst zu ihrem System zu erziehen, bevor sie heabsichtigte, ihnen dasselbe gufzudringen.
Wir kehren wieder zuruͤck zu dem Franzbsischen Zeitraum. Nachdem nun der erste Revolutionsschwindel etwas verraucht war und! der Franzosische Staat unter Napoleons maͤchtigem Scepter eine solidere Gestalt anzunehmen begann, wurden die vor⸗ theilhaften Folgen davon auch in den Rheinlanden verspuͤrt. Ein neues Gesetzbuch, der Code Napoleon, erschien, fuͤr welches wir an und fuͤr sich den Franzosen vielen Dank schuldig sind, wenn wir, ohne Rückblick auf die Vergangenheit, vergessen wollen, daß die Einfuͤhrung desselben ohne alle Beruͤcksichtigung der seit un⸗ denklichen Zeiten bestehenden Gewohnheitsrechte wiederum un⸗ endlich viele Interessen verletzte. Ferner erschien eine Verwal⸗ tung, ganz im Sinne desjenigen, der damals das Ruder fuͤhrte— Diktat örisch und entscheidend waren ihre Formen, und ihr Zweck
ing hauptsaͤchlich nur auf zwei Gegenstaͤnde, naͤmlich auf die Er⸗ gern) der Steuern und auf die Conseription. Alle übrigen Zweige der Verwaltung hatten sich nur wenig der Vorsorge der Regierung zu erfreuen. Geld und Soldaten waren das Einzige, was Napoleon gebrauchte, um die Welt zu erobern, und mit dem Ruhme, der aus diesen Großthaten floß, glaubte er, seine Voͤl⸗ ker fuͤr das Enthehren einer fuͤr Alles besorgten, vaͤterlich⸗milden Regierung zu entschaͤdigen. Die Gesetze, Verordnungen und Verwaltung eines Souverains tragen immer den Stempel seines Charakters. Militairische unerbittliche Strenge und Subording⸗ tion waren die Grundzuͤge der Napoleonischen. So wie der Kai⸗ ser selbst auf dem errungenen Throne mit unumschraͤnkter Gewalt die Zuͤgel der Regierung in Haͤnden hielt, so eigenmaͤchtig han⸗ delten auch seine Beamten in ihren Wirkungskreisen. Ein Praͤ⸗ fekt verwaltete sein Departement gleich einem Vice-Koͤnig, dem von den Verwalteten, auch bei den eigenmaͤchtigsten Handlungen, auf keine Weise beizukommen war, wenn er nur nach oben den an ihn gemachten Anforderungen genuͤgte. Es darf uͤbrigens nicht vergessen werden, daß diese strenge militairische Ver⸗ waltung auch Gutes foͤrderte, wohin besonders die zweck⸗ maͤßige Verbesserung der Polizei und die Einfuhrung der Gendarmerie zu rechnen sind. Die Polizei kann in ihren Formen nicht zu streng gehandhabt werden, und die Gen⸗—
darmerie bewahrte daduͤrch hauptsaͤchlich ihren Nutzen, daß sie z . und die Versammlung der Kreisstaͤnde zur Seite hat. Nicht al⸗
lein die Kreis-Deputirten und die Vertreter der Gemeinden auf
die Provinzen von Landstreichern und losem Gesindel saͤuberte, deren Anh ufung so leicht verbrecherische Handlungen veranlaßt. Ein anderes Insti wesen waͤre, um eine Regierung verhaßt zu machen, war die ge⸗ heime Polizei, deren der Machthaber, welcher immer noch bedeu⸗ tende Parteien im Staate gegen sich hatte, zu seiner Existenz zu bedürfen glaubte. Sie erzeugte ein dumpfes Mißtrauen in den Gemuͤthern, unterdruͤckte die Vertraulichkeit im gesellschaftlichen Umgange, bewirkte ein vorsichtig-⸗aͤngstliches Zuruͤckhalten auch in den unschuldigsten Reden und drang . in das Heiligthum der Familienzirkel. An keinem offentlichen Orte, nur zum er⸗ probten Freunde, durfte man es wagen, sich tadelnd uͤber die Re⸗ ierung ö, , n, Ihre unbekannten Agenten, auf Kund⸗ . ausgehend, feuerten oft selbst zu solchen Reden gn, und der Unbesönnene, der sich verleiten ließ, wurde das Opfer seiner Unvorsichtigkeit Diese geheime Polizei war es haupt saͤchlich/ welche die natuͤrliche, der Wuͤrde des Menschen , . Frei⸗ heit unterdruͤckte und alles Aufkeimen einer m, e. 14 verhinderte. Napoleon ,. sich das Ziel der Weltherr⸗ schaft vorgesteckt, und fast alle Anordnungen, die er in seinen Staaten machte, geschahen nur in 3 Sinne und mußten mehr oder minder auf die Erreichung dieses Zweckes hinwirken Geld und Soldaten brauchte er zum Erobern, die 4 und Gendarmerie mußten seinen Dehn Kraft und schnelle Aus⸗ führung sichern, und die geheime Polizei diente ihm zum Schutz vor innern Feinden. Daher kam es denn auch, daß auf alle übri⸗
893 Zweige der Verwaltung, die nicht mittelbar oder unmittel⸗
ar auf das große Ziel der Weltherrschaft hinwirken konnten, wenig oder gar keine Sorge verwendet wurde. Institute zur e ee, , des physischen ünd moralischen Zustandes der mensch⸗ lichen Gesellschaft wurden nirgends errichtet. Die Handwerke
und Gewerbe hatten sich nicht einmal einer Beaufsichtigung, wie
viel weniger einer Vorsorge, der Regierung zu erfreuen. Der Vollsunterricht wurde so vernachlaͤssigt, da 9. dem Lande un⸗ ter der geringeren Klasse fast kein Mensch mehr lesen und schrei⸗ ben lernte. Hoͤhere Bildungs⸗-Institute, Akademieen und Kunst— . gab es in den Rheinlanden eigentlich gar nicht, so daß ie wenl gen Juͤnglinge, die sich noch den Studien widmeten, sich gendthigt sahen, wenn sie eine Deutsche Bildung genießen
tut aber, welches allein schon hinreichend ge⸗
darthun. Fast in a
Da die Kinder
wollten, die Universitaͤten des Auslandes zu besuchen. Fuͤr die Medizinal-Angelegenheiten, welche ohne Zweifel einen Haupt⸗ zweig jeder , Verwaltung ausmachen sollten, geschah nichts, und das Leben der erkrankten Landleute war einem Heer von Pfuschern e,, Die kirchlichen . waren ganz in Verfall. Fuͤr die Bildung der Geistlichen geschah nicht allein nichts, sondern es wurde auch keine 2 von ihnen in Anspruch genommen. Daher kam es denn auch, daß die Re— ligion anfing, zu einer bloß geist-⸗ und herzlosen Beobachtung der Form herabzusinken. Genüg, alles dasjenige, was man un⸗ ter Polizei im hoheren Sinne des Wortes versteht, und was die Foͤrderung des physischen und moralischen Wohlergehens des Vol— kes im Ganzen, so wie jedes Einzelnen im Volke, bezweckt, wurde von der Franzoͤsischen Regierung auf eine unverantwortliche Weise vernachlaͤssigt.
Um die uns vorgesetzte Parallele genugend durchzuführen, wenden wir uns nun wieder zu dem Preußischen Zeitraume. Mit dem Beginne dieses Zeitraumes fingen die Rheinlande seit lan— ger Zeit zum erstenmale wieder an, die Ruhe des Friedens zu empfinden und unter der Aegide einer milden und humanen Re— gierung, deren höchstes Bestreben das wahrhafte Wohl ihrer un— tertbanen bezweckt, die goldenen Fruͤchte desselben zu genießen. Was gut war blieb bestehen, das Mangelhafte wurde verbessert, und wo die Vorsorge der Regierung ganz gefehlt hatte, wurde Neues geschaffen. Nach dem Code Napoleon wird, wie schon wen gesagt, die Justiz in den Rheinlanden noch jetzt verwaltet; die Polizei und Gendarmerie blieben nicht nur bestehen, sondern der Koͤnig fuͤhrte die letztere, weil er sie als gut erkannte, auch in den äbrigen Provinzen seines Reiches ein. Die geheime Polizei, die Geburt eines Usurpators, der dieses Mittels bedurfte, um sich auf dem errungenen Throne gegen innere Feinde zu schuͤtzen, verschwand unter einer Regierung, die das Bewußtseyn hat, nur das zu wollen, was zum Heil ihrer Unterthanen ist, und die entfesselten Zungen konnten sich nach freier Willkuͤhr uͤber jede Maaßregel des Staates, wenn nur die Decenz des Aus— druckes beobachtet wurde, ungefaͤhrdet in den lautesten Tadel er— gießen; welches Vortheils sich die Rheinlaͤnder zu Anfange, be— vor ihnen die Tendenz der Preußischen Regierung bekannt war, auch redlich bedienten. Hierdurch war es wieder moͤglich gewor⸗ den, daß sich eine Stimme der Oeffentlichkeit bilden konnte, de— ren Ertoͤnen niemals unbeachtet von dem Preußischen Gouver—⸗ nement vernommen wird, zumal, da dieselbe durch die Provinzial⸗ Staͤnde, welche gewissermaßen als das Organ der bffentlichen Meinung zu betrachten sind, auf gesetzlichem Wege direkt zum Throne gelangt. Der diktatorische. keine Ruͤcksicht nehmende militairische Charakter der vorigen Verwaltung verwandelte sich in eine milde, mit schonender Beruͤcksichtigung zu Werke gehende, Humgnitaͤt, verbunden mit der gewissenhaftesten Sorgfalt, kein Unrecht zu thun und nirgends ein Privat⸗-Interesse zu kraͤnken. So wie die Franzoͤsische Verwaltung den Stempel desjenigen, der sie geschaffen hatte, auf der Stirne trug, so erkennt man auch in der Preußischen den Charakter ihres ürhebers. Die eigen⸗ maͤchtigen Praͤfekten wurden abgeschafft, und an ihre Stelle tra⸗
ten Regierungs-Kollegien; an die Stelle der unter⸗Praͤfekten
wurden Landraͤthe ernannt, von denen jeder zwei Kreis-Deputirte
den Kreistagen, sondern sogar die Landraͤthe werden gewaͤhlt, durch welche Maaßregel die Verwaltung sehr an Volksthuͤmlich⸗ keit gewonnen hat. Es ist zwar nicht zu laͤugnen, daß der Ge⸗ schaͤftsgang etwas weitlaͤuftiger und langsamer geworden ist, weil da, wo fruͤher einzelne Diktatoren herrschten, jetzt bera⸗ tbende Kollegien handeln, doch kann man dafuͤr auch Kberzeugt seyn, daß jetzt Alles reiflicher erwogen und mit mehr Gerechtig⸗ teit und Unparteilichkeit zu Werke Fegg wird. Da nun die Preußische Regierung nicht, wie Napoleon, die Motive ihrer Handlungen aus der Eroberungssucht und Ruhmbegier hernimmt, sondern da sie den Willen hat, in Ruhe und Frieden das Wohl ihrer Unterthanen bestmoöglichst zu befoͤrdern, so hat sie in dieser Beziehung, wo keine Spuren ciner foͤrdernden Einwirkung der fruͤheren Regierung zu finden waren, fast Alles neu schaffen muͤs⸗ 2 und diese Schöpfungen sind es, hervorgehend aus einer Al⸗ es umfassenden vaͤterlich milden Sorgfalt, wofuͤr die Rhein lande der e n Regierung nie senug danken koͤnnen. Eine nur obersflaͤchliche Schilderung derselben wird schon hinreichen, die Wahrheit dieser Behauptung darzuthun. 1) Einer besonderen Aufmerksamkeit des Staates hat si
der Volks⸗ Unterricht zu erfreuen, der durch ihn eigentlich er
geschaffen ist. Schullehrer⸗Seminarien sind errichtet, nach den verschiedenen Konfessionen, wo Juͤnglinge, die . dein Elemen⸗
tar⸗Lehrfache widmen, auf eine methodische Weise gebildet wer⸗ den. Bevor diese die Anstalt verlassen, muͤssen si
e durch strenge Pruͤfungen ihre , . um Antritt eines Schullehrer⸗Amtes
en Dorfgemeinden sind neue Schulhaäͤuser erbaut, um auch auf diese Weise der Wuͤrde des Gegenstandes eine angemessene Form zu verleihen. Die alten, engen, dumpsi⸗ gen, ungesun den und unanstaͤndigen Naͤume, in welchen fruͤher, zum großen Nachtheil fuͤr die Gesundheit der Kinder, der Unter⸗ c ertheilt wurde, sind verschwunden, und an ihrer Stelle sieht man jetzt das Schulhaus, als das zierlichste und geraͤu⸗ migste Gebäude im ganzen Dorfe, sich aus zeichnen.
den vierten oder dritten Theil der Zeit ihrer
koͤrperlichen Entwickelung in der Schule zubringen, so muß selbst⸗ redend die gesunde oder ungesunde Beschaffenheit der Schulzim⸗