1831 / 2 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 02 Jan 1831 18:00:01 GMT) scan diff

mer einen bedeutenden Einfluß auf ihre Gesundheit ausuͤben. Mag daher auch die Maaßregel der Schulbauten, weil sie Geld kostet, ihre Tadler finden, so sind wir doch der Meinung, daß die Gesundheit der Schuljugend, in der die kuͤnftige Kraft des Staates und das Gluͤck der kuͤnftigen Gesellschaft beruht, nie zu theuer erkauft werden konne. ö

9 Nicht minder als der Volks-Unterricht wird die Bildung der hoͤhern Staͤnde vom Stagte befoͤrdert. Hoͤhere Buͤrgerschu⸗= len, Gymnasien ꝛc. sind fast in allen Staͤdten entweder verbessert oder neu errichtet. Eine Universitaͤt ist in Bonn gestiftet und durch die Munifceenz des Königs so reich ausgestattet, daß in al⸗ len Zweigen der Wissenschaft der Unterricht durch ausgezeichnete Gelehrte ertheilt wird, Eine Kunst⸗Akademie in Duͤsseldorf hat den so lange in unthaͤtigkeit versunkenen Kunstsinn der Rheinlaͤnder wieder ins eben gerufen und beginnt schon sichtbar ihre wohl⸗ thaͤtigen Folgen uͤber die Provinz zu verbreiten. An Kunst- und Gewerb⸗Schulen fehlt es ebenfalls nicht, so daß in allen Zwei⸗

en des praktischen und spekulativen Wissens dem nach Vervoll— kommnung Strebenden der Weg geöffnet ist.

3) Außer den Instituten, deren Zweck die Befoͤrderung der geistigen Kultur ist, hat der Staat noch eine Menge anderer krefflicher Einrichtungen getroffen, die eine rein humane Tendenz haben. Hierhin gehoͤren ganz besonders die Errichtungen von Heil⸗Anflalten fuͤr Unbemittelte, von Arbeits- und Besserungs— Haͤusern fuͤr Verwahrloste und von Frren⸗Anstalten fuͤr Geistes— kranke. Die Medizinal Angelegenhesten sind in einer vortreffli⸗ chen Verfassung. Die vorzüͤgllchsten Lehr-Institute, in Verbin⸗ dung mit den ausuͤbenden Heil⸗Anstalten, geben dem jungen Me⸗ diziner alle Gelegenheit, sich theoretisch und praktisch fuͤr .

ach zu bilden. Hat er seine Studien vollendet, ö muß er sehr

renge Pruͤfungen bestehen, bevor ihm die selbststaͤndige Aus— übung der aͤrztlichen Praxis zugestanden wird. In jedein land⸗ raͤthlichen Kreise ist ein Kreisphysikus angestellt, dem die Auf⸗ sicht uͤber die Sanitaͤts⸗Angelegenheiten des ganzen Kreises oh— liegt, und der hauptsaͤchlich die Wahrnehmung der meclieina lo- rensis zu besorgen hat. Außer diesem ist fuͤr jede Gemeinde noch ein Armen⸗Arzt und fuͤr jeden Distrikt eine, in den Instituten des Staates gebildete, und von den Medizinal-Behoͤrden appro⸗ birte Geburtshelferin angestellt. Die Chirurgie unterliegt der— selben Beaufsichtigung, so daß kein Kranker mehr zu befürchten hat, einem Pfuscher in die Haͤnde zu fallen. Die Beschaffenheit der Medikamente in den Apotheken wird bestaͤndig kontrollirt, und die Alles um fassende , . des Staats erstreckt sich mit der⸗ selben Umsicht sogar auf die Thierarzneikunde.

4) unter den vielen an Einrichtungen des Staats darf ferner nicht vergessen werden die vortreffliche Organisation der Posten, die wir dem Herrn von Nagler, dem jetzigen Chef des gesammten Postwesens der Monarchie verdanken. Die Posten verbinden mit der moͤglichsten Schnelligkeit, Puͤnktlichkeit und Sicherheit die en, Bequemlichkeit und Annehmlichkeit 2 die Reisenden, so daß sie gewiß in keiner Hinsicht den besten Post⸗Anstalten Europa's nachstehen. Ferner ist noch des Erwaͤh⸗ nens werth die m . der Pferdezucht durch Errichtung von , , deren wohlthaͤtige Folgen sich in einigen Jahren sehr bemerklich machen werden. ;

5) Die Regierung hat dem Kultus der katholischen Kirche durch Wieder⸗ Ein setzung der Bischoͤfe, Erzbischbfe und der Doni⸗ kapitel seine fruͤhere Wuͤrde wiedergegeben, Ein besonderes Au⸗ * richtet sie auf die Bildung der Geistlichkeit und giebt urch Errichtung von Freitischen 1 der Universitaͤt zu inn auch den Unbemittelten die Gelegenheit, sich die in Ansyruch ge⸗ nemmene wissenschaftliche Bildüng zu erwerben. Anstatt daß fruher bei der Anstellung eines Geistlichen, zumal in den Horfgemein⸗ den, auf nichts als auf eine genaue Kenntniß des kirchlichen Rituals gesehen wurde der junge Theologe jetzt wissenschaftliche Pruͤ⸗ ö. zu bestehen, um seine Fahigkeit zur Uebernahme eines hr⸗ und Hirten Amtes zu bethatigen. Durch 2 Maaßre⸗ el wird es der katholischen Heistlichkeit sehr bald möglich seyn, Rich von dem ihr fruͤher nicht mit Unrecht gemachten Vorwurf zu befreien; daß sie der evangelischen Geistlichkeit an De e nachstehe. Mehrere ,,, n. Verordnungen sin erschienen, welche die Ungestoͤrtheit und Wurde der Küsübung des Gottesdienstes bezwecken, und die Religlositat des Staatt⸗ die der ganzen König!. Familie, ist wahrlich rhaft religib⸗

dos w Erde tegt Die zweite ie des ienvat e re n seinen Kindern so viel en, als in fe kehr, bcreiten; doch bleibt

9 eemßgen immer nur die zweite Sorge und muß im Noth⸗

sogar aͤufgeopfert werden, wenn vie Erreichung des ersten

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werden. Dart wird er besser gekleidet und genaͤhrt, als dies

RKnigsbg. do. .

Gross n. Pos. do.

hauptsaͤchlichen Zweckes dies erheischen sollte. Diese Erziehun des Staates erstreckt sich auch noch auf die reifern . . mau sagt wahrlich nicht zu viel, wenn man behauptet, daß das Preußische Militair, neben seinem eigentlichen mili⸗ tairischen Zweck, guch noch ein wahrhaft moralisches Bü⸗ dungs - Institut fur die niedern Staͤnde sey. Wenn der Fuͤngling sein 20stes Jahr vollendet hat, tritt er in das stehende

ter, um ssch in den Waffen zu uͤben und im Falle der Noth sein Vaterland 9 beschuͤtzen, aber nicht, um durch die Ruhmgier eines unersaͤttlichen Eroberers auf die Schlachthank getrieben .

ͤ n seinem elterlichen Hause, wenn er von geringem Stande ist, ge⸗ schehen konnte. In der strengen militairischen Zucht wird er zur Frbmmigkeit und zu einem moralischen Lebenswandel angehalten und außer dem Waffenhandwerk noch in manchen andern Din⸗ gen, die ihm von Nutzen seyn konnen, unterrichtet, so daß er, nach Vollendung seiner Dienstjahre, moralischer, gesitteter und gebildeter in das Haus seiner Eltern heimkehrt, als er dasselbe verlassen hat. ö.

Da nun, wo der Staat selbst mit so vortrefflichen Beispie⸗ len verengen, haben sich unter seiner Aegide eine Menge Ber— eine zur Erreichung aͤhnlicher edler und nützlicher , gebil⸗ det, Dahin gehßren mehrere Handels- Vereine, eine Daͤmpf⸗ schifffahrts Gesellschaft, ein Kunst-Verein, ein polytechnischer

Verein, viele Frauen⸗Vereine, und ganz besonders eine Gesellschaft

zur Besserung der Strafgefangenen in den Straf⸗Anstalten re. J (Fortsetzung folgt.)

Königliche Schau spiele.

Sonnabend, 1. Jan. 1831. Im Opernhause: Der Frei⸗ schuͤtz, Oper in 3 Abtheilungen; Musik von C. M. v. Weber.

Im Schauspielhause: 1) Le conserit, vaudeville co- mique en 1 acte. 2) La seconde année, vaudeville en 1 acte. 3) La jeune marraine, vaudeville en 1 acte.

In Potsdam: Der Blitz, Spiel in Versen, in 1 Auf— zug, von A. Müllner. Hierauf: Der Mann meiner Frau, Lustspiel in 3 Abtheilungen, frei nach dem Franzoͤsischen, von C. Stawinsky. Und: Die Visitenkarten, lokaler Gelegenheits⸗ Schwank in 1 Akt.

Königstädtisches Theater.

Sonnabend, 1. Jan. 1831. Prolog, gedichtet von Braun von Braunthal, gesprochen von Blle. Henn Hierauf: Fra r oder: Das Wirthshaus zu Terracina, komische Oper in kten.

Berliner Börse. Den 31. Dezember 1830. Amtl. Eonds- und Geld. Cours. Zettel. (Preusss. Cour.)

Ostpr. Pfandbrf. Pomm. Pfandbrf. Kur- u. Neum. do. Schlesische do.

RkEst. C. d. K- u. N. I. Sch. d C.- u. N.

St. Schuld- Sch. Er. Engl. Anl. 18 Pe. Engl Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. Ob. m.l.C Nenum Int. Sch. d. Berl. Stadt · Ob.

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Auswärtige Börsen. Ha mbarg. X. Denembor. Ornterr. proc. Netall. 77. Bank - Artien 985. Engl Raa. 834. use. Anf. fanb. Veri. 8a Bin. S5. Poin. pr. 31. Hes.

S0 * 81. Fale. 6oz.

GBS. Petersburg, 21. Dezember. Hamburg 3. Mon. 8s. Silber-Rubel 3I3 Kop.

2zproc. I. 423. 421.

Gebruct bei 4. B. Hann. sa

Neu este Br sen⸗ Nachrichten,. Frankfurt a. M., 28. Dez. Oesterr. Sproc. Metall. 883. 833. proc. III. II. jproe. 19. B. Bank, Actlen 1235. 6 1 6. 4 ** oas⸗

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115. Loose zu 100 FI. 165. 1643. Poln.

Nedaeteur John. Mitredaeteur Cott el.

Allgemeine

aats-Zeitung.

Preußische St

Berlin, Sonntag

M 2.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Angekommen: Se. Excellenz der i, Saͤchsische Kabinets-Minister, von Lindenau, von Dresden,

Se. Excellenz der Großherzoglich Sachsen Weimarsche Staats-Minister, von Gersdorff, uͤber Dresden von Weimar. J

Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger Ken— dratjew, als Courier von St. Petersburg kommend, nach Paris.

Zeitungs-Nachrichten Ausland.

Rußland.

O dessa, 15. Dez. Am 10ten d. M. waren hier 10 Cholera-Kranke uͤbrig geblieben, und bis zum 12ten 10 neue hinzugekommen, von denen 8 starben und 5 geheilt wurden.

Der stellvertretende Hettmann der Armee des Don hat am 2östen v. M. öffentlich hekannt gemacht, daß die Cholera nur an 3 Orten am Don, und zwar mit keinen heftigen Symptomen, ausgebrochen ist. In der Stanitza Urionpins— kaya befand sich ein Kranker, 2 in der Slobode Sulina und in der Slobode Lukofkina-Krynskaya. Der Gesunsheits— Zustand des uͤbrigen Landes ist vollkommen zufriedenstellend.

Polen.

War sch au, 28. Dez. Die hiesige Staats-Zeitung meldet: „Hier geht das Geruͤcht, daß Se. Majestaͤt der Kaiser an den Gränzen des Koͤnigreichs erwartet wird, und daß sich Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Michael schon in Grodno befindet.“ 99

Dasselbe Blatt spricht in Bezug auf die letzten aus St. Petersburg hier angekommenen Depeschen die Hoff, nung aus, daß Se. Majestaͤt der Kaiser mildere Maaßregeln nehmen werde, sobald der Fuͤrst Lubecki in Petersburg an— gelangt seyn und Allerhoͤchstdemselben eine genauere Schilde— rung von der Lage der Dinge gegeben haben wuͤrde.

Den hiesigen Blättern zufolge steht das Litthauische Corps zwischen Grodno und Blalystock. Das Corps des General Pahlen hat sich noch nicht ganz den Polnischen Graͤnzen genaͤhert. Ueber die Dzwina sollen Grenadier⸗-Corps anruͤcken. Von dem Corps des General Sacken ziehen ein Paar Regimenter gegen Brzesc.

Der Baron Mohrenheim hat sich fuͤr kriegsgefangen er— klaͤrt und befindet sich mit den Russischen Generalen im

Schlosse.

Die Allgemeine Staats-Zeitung enthaͤlt Folgen—

des: „Seit einer Woche cirkuliren in der Hauptstadt selt—

same, aber Besorgniß einfloͤßende Geruͤchte, daß eine Contre⸗

Revolution ausbrechen, die jetzige Regierung umgestuͤrzt wer⸗ den, und nochmals Aufruhrs⸗Sceenen stattfin den sollen. Die han⸗ deltreibende Klasse der Bewohner glaubt diese Geruͤchte, ja

zum Theil vielleicht thut solches selbst die Regterung, wie sie

durch ihre außerordentllchen Maaßnahmen und Berathungen bewies.“

Demselben Blatt zufolge, beabsichtigt die Einwoh⸗ nerschaft Warschaus außer der gesetzlich vorgeschriebenen Truppenzahl noch 2000 Mann Fußvolt und 400 Mann Rei— ter ei auszuruͤsten. . 4

Einer Verordnung des Diktators vom 25sten d. M. zu— solge, ist die Ausfuhr aller Getreide-⸗Gattungen aus dem Lande verboten, mit Ausschluß jedoch des Weizens, welcher

den 2ten Januar

1831.

ferner wie bisher ausgefuͤhrt werden kann. Durch dieselbe Verordnung wird der Einfuhrzoll von Hornvieh, welches aus Rußland in das Königreich Polen hereingebracht wird, ganz aufgehoben. Die Ausfuͤhrung dieser Verordnung ist der Re— gierungs-Kommission des Innern und der Polizei und allen Wojewodschafts-Kommissionen anbefohlen.

Der Kurter enthalt Folgendes: „Der Muniecipal⸗Rath der Hauptstadt ermahnt die Einwohner und namentlich die Gewerks Zuͤnfte, von neuem, daß sie sich beeifern mogen, mit ihrer Huͤlfe ohne Verzug zu der Vollendung der Festungs— werke beizutragen, und zwar so lange, bis oͤffentlich bekannt

gemacht wird, daß die Arbeiten beendigt sind; vorzuͤglich sol—

len sie sich die Befestigung der Jerusalemer Barrieren ange— legen seyn lassen.“ .

Der Regiments-Stabsarzt Stuͤmer erneuert seine Bitte um Charple an die Polnischen Frauen, da bis jetzt noch sehr wenig eingegangen ist.

Alle aus der Unterfaͤhnrichs⸗Schule vom Diktator zu Offizleren beförderte Militairs werden durch den Gouver— neur von Warschau, General Woyczynski, aufgefordert, sich aufs eillgste an ihre Bestimmungsorte zu begeben. Diejeni— gen, welche in der Aten Division der Infanterie stehen, sollen innerhalb 24 Stunden abreisen; eben so die Offiziere der be— weglichen Garde am linken Weichselufer. Der Polizei— Präsident Wengrzeccki ermahnt in den hiesigen Blaͤttern die zur National-Garde gehörigen Buͤrger, mit strenger Ge— wissenhaftigkeit fuͤr die Sicherheit der offentlichen und Pri— vat⸗Fonds zu wachen.

Der Wohnung des Diktators gegenuͤber, wo sonst die Kanzlei des Staats-Setretariats sich befand, hat jetzt der Generalstab sein Amts-Lokal. In dem unteren Stockwerk desselben Gebaͤudes hält das Hoͤchste National-Conseil seine Pienar⸗Sitzungen.

Vorgestern gaben die Senatoren im Englischen Hause dem Fuͤrsten Adam Czartoryski ein Mittagsmahl.

Unsere Pfandbriefe werden jetzt mit 74 Fl. bezahlt.

ö

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 22. De— zember. (Nachtrag.) Die in dieser Sitzung angenom— menen Artikel des Gesetz Entwurfes wegen der National— Garde lauten folgendermaßen: »)

„Art. 39. Auf jede Compagnie zu Pferde soll kommen:

von 10.15, v. 16⸗24, v. 25⸗0, v. 4 180 und v. 81160 M.

Rittmeister . Lieutenants . = Scconde⸗ Lieutenants 1 Ober ⸗Quar⸗

tiermeister e ö Fouriere = . Quartiermeister 1 1 6 bis 8 Brigadiers 1 2 12 16 Trompeter . 2

Als eine Schwadron soll jede Compagnie betrachtet wer

den, die aus 120 bis 160 Reitern besteht. Es wird ihr

ein zweiter Rittmeister beigegeben.“

„Art. 40. In allen festen Plaͤtzen, so wie in den an den Kuͤsten gelegenen Kantonen, sollen Artillerle⸗Com—⸗ pagniten oder Compagnie⸗Unter⸗Abtheilungen errichtet wer⸗ den. In Paris und in den ubrigen Staͤdten kann die Bildung und Bewaffnung von Artillerie⸗Lompagnleen durch eine Königl. Verordnung erfolgen, die zugleich die Orga—

) Dem Moniteur zufolge muß es in dem vorgestern ge⸗ ee. Art. 37, statt , 2, . 6 Sergeanten und 4, 6, 12 orporäle, heißen: 4, G und bie s Gergeanten; 8s, 12

und 12 bis 16 Korporaͤle.