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und cinen bestimmten Beweis un ferer Straffaͤlligkeit zu liefern, oder mindestens ein Mittel namhaft zu machen, unseren Umtrie⸗ ben auf die Spur zu kommen. Ich 'erklaͤre, daß Niemand mir von Zugestaͤndnissen gesprochen hat, die man dem Monarchen zu entreißen suchen muͤsse, und daß ich auch Niemanden das Recht eingeraͤumt hatte, mir einen solchen Vorschlag zu machen. Das einsige Versprechen, daß ich, und zwar nicht den Ruhestoͤrern, sondern dem Koͤnige, dem Lande und meinem Gewisfen gegeben habe, ist, daß ich mich fuͤr immer von dem vorigen Regieruüngs⸗ System loszusagen und den Grundsaͤtzen un ferer letzten Revoku⸗ tion treu zu bleiben entschlossen sey.“ Nach dieser Einleitung verlas Hr. Dupont zu seiner Rechtfertigung ein Schreiben, das er unterm 24. Dez. in seiner Eigenschaft als Großsiegelbe⸗ wahrer an den General- Prokurator erlassen hatte, um die Knru⸗ hestifter den Haäͤnden der Gerechtigkeit zu überlie fern, und schloß sodann in folgender Weise: „Rur mit Widerwillen, meine Herren, und bloß von dem Gedanken geleitet, daß jeder Volksmann, der neuen Regierung seine Mitwirkung und seinen Beistand schuldig sey, hatte ich mich entschloffen, in daz Ministerium einzutreten. Verschiedene Umstaͤnde hatten mich seitdem mehrmals bewogen, mich wieder zuruͤckzuziehen. Ich that es nicht, weil ich besorgte, daß mein Ausscheiden in einem Augenblicke, wo der Prozeß der Minister der Hauptstadt Gefah⸗ ren zu bereiten schien, der Regierung neue Verlegen heiten zuzie—⸗ hen möchte. Jetzt, wo diese Gefahren voruͤber sind, habe ich ge— . daß der Augenhlick gekommen sey, mich einer Last zu ent⸗ edigen, die meine Kraͤfte uͤbersteigt. Der Koͤnig hat mir meine Entlassung bewilligt, ohne daß er deshalb minder von meiner An— haͤnglichkeit an seine Person und seinen verfassungsmaͤßigen Thron uͤberzeugt waͤre. Ich komme jetzt, meinen alten Platz unter Ihnen, meine Herren Kollegen, wieder einzunehmen, und zwar mit der⸗ selben Ünabhaͤngigkeit und denselben Gefühlen, die' Sie stets an mir gekannt haben, Meine Ansichten haben von denen der jetzi⸗ gen Minister zuwetlen abweichen konnen; doch habe ich deshalb nie aufgehört, der Freund eines jeden dieser Minister zu seyn. Ich darf, mich der Hoffnung hingeben, daß keine politische Noth— wendigkeit das Band unseres gegen seitigen Wohlwollens auflösen wird; vielmehr schmeichle ich mir, daß ich den Handlungen der Regierung und den Gesetz⸗ Entwürfen, die sie uns in dem In— teresse des Landes vorlegen wird, niemals meinen Beifall werde zu versagen brauchen.“
Nach Herrn Dupont ließ sich der Baron Big non wegen eines persoͤnllchen Faktums und nach ihm Herr Au— dry de Puyraveau vernehmen, obgleich abermals von mehreren Seiten der Schluß der Debatte verlangt wurde. Die Ungeduld stieg mit jedem Augenblicke; nichts destowe⸗
niger gelang es noch dem General Lamarque, sich Gehoͤr
zu verschaffen, um Frankreichs auswaͤrtige Verhältntffe zu beruͤhren: . „Der Praͤsident des Minister⸗Raths“, begann er, „hat uns vorgestern gesagt, der politische Horizont sey weniger als fruͤher mit Wolken bedeckt, und die Anerkennung der nabhaͤngigkeit Belgiens durch die fuͤnf großen Maͤchte seh ein Unterpfand des Friedens. Darf man diese Hoffnung aber wirklich fassen, wenn das Protokoll uͤber die Anerkennung Belgienz, wie man ver— sichert, die Worte enthalt: daß man fich so wen ig wie möglich von den Grundlagen und dem Zwecke, dem Geäiste und den Bestim mungen der Verträge von 1816 und 1815 entfernen wolle? Vergißt man denn, daß diese Vertraͤge uns unserer naturlichen Graͤnzen beraubt uͤnd uns dle festen Plaͤtze genommen haben, die dem Feinde den Zugang zu unserer Hauptstadt versperrten, so daß wir jetzt beim bloßen Aun— schein eines Krieges genöthigt sind, die Hauptstadt durch Ber— schanzungen zu decken? Vergißt man, daß man damals Belgien zu einer Vormauer gegen uns, zu einem Bruͤckenkopfe fuͤr Eng⸗ land machen wollte? Sollte es der Zweck der funf großen Maͤchte seyn, diese frühere Bestimmung Belgtens fortbestehen zu lasen? Es zab ein Mittel, das Frankreichs würdiger gewesen wäre und ig England befriedigt haben wurde, naͤmlich Antwerpen zu einem Freihafen, einer Hanse⸗Stadt zu machen und dann das
Anecrhicten der Vereinigung Belgiens mit uns anzunehmen. Die
alte Frage über die Schelde waͤre dann erledigt worden, und alle National⸗Intereffen waren befriedigt gewesen Es sey mir hier
erlaubt, einer Aeußerung zu erwähnen, welche die geheimen
Gedanken einiger Staatsmänner über diesen Gegenstand an
den Tag bringt. Als im Jahre 1814 ein Franzoͤsischer General
mit einzm Englischen Minzster beisammen war, der spaͤrer cine roße Rolle spielte, und ihm seinen Schmerz daruber aͤußerte, aß Frankreich seine natürlichen Graͤnzen verloren habe, erwiederte
der Englische Minister; „„An den Rhein ⸗Departements und an
, . liegt uns wenig, die ganze Frage beruht auf der Schelde; ngland würde lieber io9 Jahre Krieg gefuhrt, seinen letzten Mann und r. letzten The ,, als die Schelde elassen haben““ Dieser Minister war der berühmte
nning. Eine zwelte, nur Belgien betreffen de Frage d, . Hat man der n, , , den zwischen Holland und Belgien ab⸗ eschlossenen Waffenstilst and zum Grunde gelegt? Wall man sich
grauf beschraͤnken, die Citadelle von Antwerpen gegen die Festung
Venloo . Dann wuͤrde Mastricht den Holländern bleihen. Ohne den Waffenstillstand, der den Belgiern nur Nach⸗ rabant seyn, das uͤber 300, 050 Katho
Nord⸗ en und nur 56 G6
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60 dazu angewandt haͤtte, das von ihm gestellte Problem zu l15sen
Protestanten enthält, und die Mags und das Moerdyk wuͤrden die Graͤnzen des neuen Staates seyn. Dieselbe Schwierisheit ist guf. dem linken Schelde-üfer vorhanden, wo Hollaͤndisch Flan⸗ dern noch in den Handen der Holländer ss, die von der Schleuse von Terneuzen, von Hulft auß, Gent und 7 Flandern ein⸗ nehmen koͤnnen. Solche Graͤnzen konnen nicht definitiv seyn. Ich wuͤrde un sere Minister zu beleidigen glauben, wenn ich ber Absicht, die man ihnen unterlegt, einen En lichen Prinzen auf den Belgischen Thron setzen zu wollen, den min desten Glauben chenken wollte. Ich beschraͤnke mich daher darauf, zu fragen: 1) ob es wahr ist, daß das von den großen Maͤchten unterzeichnete Protokoll dahin lau⸗ tet, daß man sich den Vertragen von 1814 und 1815 so viel als möglich naͤhern wolle; Y ob inan unter den Graͤnzen des neuen Stäates diejenigen versteht, welche die Grundlage des Waffen⸗ stillstandes zwischen Holland und Belgien gebildet haben?“ — Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten er—
wiederte: „Ein Freund des ehrenwerthen Generals, den ich auf
dieser Rednerhuͤhne abloͤse, hatte gestern die von Ihnen so eben vernommene Rede uͤber unsere auswaͤrtigen Angelegenheiten, und namentlich uͤber die Belgische Frage, angekündigt? — Bevhr ich guf diese Rede antworte, will ich einige Bemerkungen über die
Aeußerungen des e . Redners machen. Letzterer hat von
einer Angelegenheit gesprochen, die nicht verdiente, auf die— ser Rednerhuͤhne berührt zu werden. Die Regierung glaubte, die Wuͤrde des Koͤnigs und Frankreichs erlaube ihr nicht“ wegen des unschicklichen Benehmens eines Herzogs von Modena Rechen⸗ schaft zu verlangen. Diese Wurde steht zu hoch, als daß sie von dem Ersten Besten verletzt werden könnte. — Haͤtte der estrige Redner den Gang der diplomatischen Verhandlungen . ge⸗ lannt, so würde er wissen, daß ein Protokoll nur die w rtliche Angabe des in den Sitzungen Ünterhandelten ist. Das Londoner Protokoll ist in Paris wie in Bruͤssel bekannt. Sie haben Alle den von Herrn van de Weyer im Belgischen Kongresse daruͤber abgestatteten Bericht gelefen. Das Princip der Trennung Bel⸗ giens und Hollandz ist darin bestinimt aufgestest, die unab⸗ haͤngigkeit Belgiens ohne Vorbehalt, ohne Bedingung aner⸗ kannt, Es känn im Protokoll, von der alten Bestimmung des Känigreichz der Niederlande die Rede seyn, aber, ich wieder hole es, keine Bedingung ist stipulirt worden. Was die Graͤn⸗ zen des neuen Staates betrifft, so ist diese Frage noch nicht ver— handelt worden; sie wird Unterhandlungen verantassen, aber welche
die Kammer meine Zurückhaltung begreifen und billigen wird?
Noch habe ich einige Worte wegen des sehr naturlichen chmerzes deß ebrenwerthen vorigen Redners über bie Verluste, dle Frank reich erlitten hat, zu sagen. Diesen Schmerz theilen wir Alle; auch ich habe ihn mehr als ein Mal auf dieser Rednerbuhne auß? gesprochen; aber diese Verluste sind die Folge, von Ercignisen, die Sie alle kennen, und die, indem sic die Gestalt Europas an⸗
derten, den Stagten gegenseitige Verpflichtungen auffegten. Hohe Ruͤcksichten muͤssen wohl die 8 ? ö *
; berhand uͤber die Natlonal⸗Ge⸗ sinnung behalten. Man hat von der Abtretung von Antwerpen und von der Errichtung dieser Handelsstadt zu einem gelb fr geprochen. Man darf es sich nicht verhehlen, m. H, Dies sind Fragen um Krieg und Frieden. Allerdings wärs nichts leichter fur Frankreich, als in Belgien einzuruͤcken und die festen Plaͤtze, wie daz Gebiet eines Landes, das uns gern fehen würde, zu befetzen. Dies wuͤrde aber das Signal zu einem Kriege seyn, dessen Fol⸗ gen sich nicht absehen lassen, und ich frage Sie, ist, die Gefahr, ganz Europa in Brand zu setzen, nicht geeignet, die Regierung zu ernstem Nachdenken zu bewegen? Wir glauben dies; die Kammer und Frankreich konnen nicht annehmen, daß die' Re= a jemals vergessen werde, was sie den Interessen des zaterlandes, der Würde der Krone und der Nationgl-Ehre schul⸗ dig ist. Die hohen Functionen, mit denen der Konig mich be— auftragt hat, verpflichten mich zu einer Zuruͤckhaltung, die ganz von den Interessen des Staates geboten wird. Konferenzen sind in London erdsfnet; Belgien wuͤnschte dieselben, sie werden. seine Hoffnungen nicht taͤuschen, und bereits hat es glückliche Fruͤchte davon gẽerntet. Man hat sich über den Waffenstillfand beklagt, man hat ihn als fuͤr Belgien unguͤnstig dargestellt. Ich frage aber: wer hat diefen Waffenstillßtand güfgedrtungen? Riemand. Die Belgier nahmen ihn gern und dankbar an. Was die Schwic⸗ rigkeiten in Betreff der Eröffnung der Schelde betristt, ss will ich mich auf eine Bemerkung beschraͤnken. Die freie Schifffahrt der Meere ist ein Princip, welches Frankreich proklamirt hat, und dem es Achtung zu verschaffen wissen wird. — Wenn ich auch bei diesen Aufschluͤsen einige Zurückhaltung hahe besbachten müssen, so werden sie dennoch, wie ich hoffe, Frankreich, Belgien und auch Europa beruhigen, mit welchem wir nur in freundschaͤftlichen Ver⸗ bindungen stehen, und dessen Friede auf ehrenvolle Weise auf⸗ recht erhalten und befestigt werden wird.“ (Allgemeiner Beifall.)
Herr Maug uin Hbeschwerte sich daruͤber, daß der Mi—⸗ nister der auswärtigen Angelegenheiten die Tages zuvor von ihm gemachte Forderung wegen Vorlegung des Londoner Protokolls vom 29. Dezember umgangen habe; er wieder—
hole daher seinen Antrag; uͤbrigens freue er sich, daß er sich
nicht getäuscht habe, als er von der von einem Italiaͤnischen Fuͤrsten begangenen Unschicklichkeit gesprochen; er würde auf
diese Angelegenhelt nicht zuruͤckkommen, wenn er darin nicht ein Zeichen der Gesinnung anderer Machte saͤhe; ein kleiner
theil 8. hat, wurden sie , von ganz Furst , nicht wagen, . großen Macht, wie Frank— ĩ
Beilage
Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats Zeitung K g.
Schweiz.
— — Bern, 21. Dez. (Schluß des vorgestern ab— gebrochenen Schreibens.“ In Bern selbst ist es bisher noch ruhig geblieben. In Burgdorf und dem Emmen— thale waren Umtriebe, Sammlung von Unterschriften, aber keine große Volks-Versammlungen. Man hat verhoͤrt, er⸗ mahnt ꝛc., und die Sache ist bis jetz nicht aͤrger. In Ni— dau, Biel und Buͤren haben sie spaͤter angefangen, sich zu ruͤhren, Petitionen entworfen und Volks-Versammlungen auf gestern angesagt. Man hat einen Regierungs- Commissair mit Vollmacht hingesandt (den Oberst Koch, einen tuͤchtigen Mann). In Pruntrut treiben sie es viel aͤrger, wie uͤberall, wo wir an Frankreich graͤnzen. Auch dahin haben wir zwei Regierungs⸗Commissaire geschickt. Die Rebellen tragen dort Freiheitsbaͤume herum, und singen die Marseiller Hymne. Hin und wieder hat man Arrestationen vorgenommen, deren es noch mehr geben wird. In einigen Gegenden Berns haben die Bauern die fremden Aufwiegler gepruͤgelt, zu den Doͤr— fern hinaus gejagt und ihnen mit dem Tode gedroht, wenn sie wieder kommen. Die Kommunal-Garde der Stadt hat sich, 2500 Mann stark, gebildet und kann leicht vermehrt werden. Die Doͤrfer in der Naͤhe der Stadt sind alle gut esinnt, und gewiß uͤberhaupt 8 der Einwohner. Um die gil, der Sitzung unseres großen Rathes, der vom Hten bis 181en versammelt war, zu handhaben, wurde eine Compag⸗ nie Artillerie, eine Compagnie Kavallerie und ein Bataillon Infanterie in die Stadt gezogen (alles Miliz); sie zeigten sich anfangs etwas muͤrrisch, kamen ungern. Einer wurde tuͤchtig besttaft, in wenig Tagen zeigten sich alle willig, und beim Auszuge, als sie nach beendigten Sitzungen entlassen
wurden, versprachen sie volle Treue, boten sich von selbst zur Besatzung der Stadt an, so bald man sie noͤthig habe, und baten ihre Offiziere um Verzeihung wegen des früher Vor⸗ gefallenen. — In dem großen Rathe ist eine Kommission zur Untersuchung aller Petitionen medergesetzt worden, die aber erst im Februar Bericht erstatten soll, wo der große Rath wieder seine gewoͤhnlichen Sitzungen halt. Bis dahin
wird sich Manches gestalten, das noch unsichtbar ist, aber alle Vernuͤnftige im Lande haben diese Maaßnahme gebilligt. —
2 ; Gelingt es uns, den Sturm zu uͤberleben, ohne zu scheitern,
und wir machen dann gerechte und nützliche Modific ationen in der Verfassung, so werden die andern Kantone ihr Ue— bermaaß von Nachglebigkeit bereuen, und Manches wird wie— der ins Geleis kommen, was davon abgewichen ist. Aber die Partei der Exaltirten in Frankreich wil nicht, daß es uns ge— linge; sie werden neue Kuͤnste brauchen, wenn die alten an uns fehlschlagen, und so kann man wirklich nicht auf einen Tag hinaus vorsehen, was geschehen wird. So viel aber ist ge— wiß, daß selbst die alten demokratischen Kantone ihren Haß gegen unsere Befreier von 1798 nicht aufgegeben haben und zur Aufstellung von Truppen gegen die westliche Graͤnze sehr bereit sind. — Das ist nun der Hauptpunkt, daß wir, un— geachtet unserer inneren Unruhen, zur Behauptung der Un— abhaͤngigkeit uns willig und einig zeigen.“ Darum hat un⸗ ser kleine Rath (der bis Ausgang Dezembers noch das Di— rektorium der Schweiz ausmacht) auf uͤbermorgen die Tag— satzung Laußerordentlich) einberufen,“) und obschon vtele Mit— glieder der neu revolutionirten Kantone als Deputirte hier eintreffen werden, so wissen wir doch ziemlich bestimmt, daß die groͤßte Mehrzahl die Aufstellung des Bundes-Kontingents verlangen wird. Um nun dies zu erleichtern, sind schon heute vier Bataillone aufgeboten worden, dle zur Disposition der Tagsatzung gestellt werden sollen. Die Milizen werden hierzu eben so willig seyn, als sie ungern sich gegen ihre Kantons—
Buͤrger hatten anfuͤhren lassen. Beschließt die Tagsatzung
(woran ich nicht zweifle) die Aufstellung des Kontingents (33,9900) oder doch eines Kerns davon, so muß das, nach mei— ner Ansicht, eine sehr wohlthaͤtige Diversion in den Gemuͤ⸗— thern machen, zugleich aber auch den Unruhestiftern imponi— ren, deren Starke um so mehr gebrochen wird, je mehr sie dadurch vereinzelt werden. — So stehen die Sachen heute; aber ob sie morgen noch so seyn werden, das kann
Niemand wissen. So viel ist indessen gewiß, daß, wenn eine
Volksbewegung gegen Bern statthaben sollte (was ich nicht
) Vergl. die in Nr. 56 dieser Zeitung mitgetheilten Nach⸗
richten aus Schaffhausen, worin von der erfolgten Eröffnung der Tagsatzung Meldung geschchen.
fuͤr wahrscheinlich halten, man die Thore schließen und den
Angreifern Kanonenschluͤnde zeigen wurde. So leicht also,
wie in den andern Städten, wurden sie hier ihren Zweck
nicht erreichen. Die Garnison von etwa 560 Mann und die
Buͤrgerschaft von 2500 sind sicher. — Die Richtigkeit der in Vorste⸗
hendem enthaltenen Andeutungen hinsichtlich der geheimen Anstif⸗
ter der Unruhen in unserm Lande, ergiebt sich wohl klar aus einer
von mehreren in Paris wohnenden Schweizern, an alle Kantone
gerichteten lithographirten Adresse, worin sie sagen: „Die
setzigen Verfassungen seyen uns von den Alliirten aufgedran—
gen, wir seyen also nicht unabhängig und sollten wieder eine
Helvetische Central-Regieruug machen, die Souverainetaͤt der
Kantone aufheben: dann bekaͤmen wir einen sichern Allürten
an Frankreich, und dann erst sey unsere Unabhängigkeit
eine Wahrheit!“ — Noch duͤrfen wir indeß hoffen, dem
uns bedrohenden Unheil vorzubeugen; gelingt es uns in die—
ser Unordnung, uns als Macht zu zeigen, Truppen aufzu—
stellen, auf die wir uns verlassen konnen, die Verfassung so
viel zu modificiren, als es dem Lande nuͤtzlich ist, in unserem
Kantone jeden gewaltsamen Ausbruch von Aufruhr zu hin—
dern, so kann dies nicht ohne Einfluß auf andere Kantone blei—
ben, wo beide Parteien bald wuͤnschen werden, sich wieder zu
nähern. Daun kann man sich allenfalls gegenseitig zu einer staͤr—
keren Centralisation der Eidgenoͤssischen Regierung verstehen, die
wohl zweckmaͤßig waͤre, wenn sie von uns selbst ausgehen
sollte, und dann ein ganz anderes Personal aufstellen wurde,
als das, welches die Revolutlonnairs wuͤnschen. Sollte aber
auch Bern so von allen Seiten bestuͤrmt werden, daß es
sich nicht halten koͤnnte, bis die Krise voruͤber ist, und — das
ist wohl nur denkbar auf den Fall, daß die Tagsatzung sich
den hierseitigen Maaßregeln widersetzen oder gar in revolu—
tionnairem Sinne vorwaͤrts schreiten wollte, so ist ein anar—
chischer Zustand fuͤr die Schweiz leider vorherzusehen. — Das
Gesagte erklart ubrigens, warum alle Franzoͤsische und Schwei— zer-Blaͤtter einhellig ihre Galle gegen Bern auslassen, von Belagerung durch 20090 Mann sprechen und andere Luͤgen mehr verbreiten. Sie sind um so mehr aufgebracht, je fester bisher unsere Haltung war.
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Berlin, 7. Jan. Fuͤr den am 16. Jan d. J. zu er— oͤffnenden Provinzial-Landtag der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz haben des Koͤnigs Maje— staͤt den General-Lieutenant Herrn von der Marwitz auf Friedersdorff zum Landtags-Marschall, und den Landrath Herrn von Waldow auf Fuͤrstenau zu dessen Stellvertreter zu ernennen geruht.
Ueber die Verlegung der Naumburger Messen.
Die Verlegung der seither in Naumburg an der Saale ab⸗ ehaltenen Sommer- und Winter⸗Messen ünd deren Verwand⸗ ung in eine Fruͤhlings und Herbst⸗Messe ist eine Anordnung von hoher Wichtigkeit fuͤr den inlaͤndischen Handels- und Ge— werbsstand, die gewiß von demselben mit dem größten Beifall aufgenommen und mit Dank anerkannt werden wird. Es konnte in 8 That wohl nichts Zweckmaͤßigeres geschehen, als diese Veraͤnderung der Zeitpunkte zur Abhaltung der beiden Naum⸗ burger Messen; denn die bisherigen waren gewiß die am wenig⸗ sten geeigneten und unbequemsten, die man haͤtte waͤhlen konnen. Bis zum Jahre 1819 wurde nur eine Messe in Naumburg ge⸗ halten, die sogenannte Petri⸗Paul⸗ oder Sommer⸗Messe. Sie hatte sich in fruͤherer Zeit aus einem Landmarkt entwickelt und konnte spaͤter e n. und zu einem gewissen Grade des Flors gelangen, weil sie den Handels⸗Verhaͤltnissen entsprach, welche zur Zeit bestanden, als das jetzige Herzogthum Sachsen noch zum Koͤnigreich Sachsen gehörte. Damals waren die Umstande auch von der Art, daß der Zeitpunkt ihrer Abhaltung als guͤnstig fuͤr den Verkehr eg er werden konnte. Anders , ichM aber die Verhaͤlknisse, als . Theil von Sächsen, worin Naumburg liegt, mit der Preußischen Monarchie vereinigt wurde und das srllch sch Handels-System auch auf den Naumburger Meßhandel angewandt werden mußte. Nun traten ganz andere Beziehungen und Verbindungen ein, und die Zeit, an welcher die Naumburger Sommer⸗Messe abgehalten wurde, war nicht bloß für den Preußischen Verfaͤufer und Fabrikanten, sondern auch er den Preußischen Einkaͤufer oder Kleinhändler, der die
Messe besuchen wollte, die am wenigsten geeignete. Wir werden dies nachher naͤher zeigen.