Steuer-Beitrages um so nothwendiger sey, als die Frage wegen Remunerirung der Deputirten wieder zur Sprache ge⸗ bracht werden muͤßte, wenn ein voͤllig Unbemittelter in die Kammer berufen werden koͤnnte. Wir haben daher geglaubt, den Waͤhlbarkeits⸗-Census um die Haͤlfte herabsetzen und so— nach auf 590 Fr. bestimmen zu muͤssen. Die Zahl der Waͤhl⸗ baren in Frankreich wird danach dreimal so stark als jetzt seyn. Denjenigen, die vielleicht besorgen moͤchten, daß eine so bedeutende Ermaͤßigung dem Lande keine hinlaͤngliche Ga⸗ rantie biete, wuͤrde ich erwiedern, daß in unsern Tagen ein betraͤchtliches Grundeigenthum fast auch immer ein verhaͤlt— nißmaͤßig eben so betraͤchtliches bewegliches Vermoͤgen voraus⸗ setzt; ein direkter Steuer-Beitrag von 500 Fr. scheint mir sonach eine Buͤrgschaft zu seyn, der man unbedingt trauen darf. Wir glauben hiernach, daß sich gegen diesen Waͤhlbar— keits-Census keine erheblichen Einwendungen machen lassen.“ Der Redner ging hierauf die uͤbrigen Bestimmungen des Ge— setzes durch und schloß sodann mit folgenden Worten: „Sie sehen, meine Herren, wie das System der Regie— rung sich allmaͤlig entwickelt. Bald wird das Pringip der Volkswahl alle Theile unserer gesellschaftlichen Ein— richtung durchdrungen haben. Das Land wird in allen inneren Angelegenhei en interveniren. Durch das Gesetz uͤber die National-Garde wird es seinen Grund und Boden selbst ver— theidigen; durch das Wahlgesetz wird es eine politische Ver— fassung erhalten; durch das Municipal-Gesetz, worin ebenfalls das Princip der Volkswahl vorherrschend seyn soll, wird es uͤber seine ortlichen Interessen wachen. So wird allmaͤlig die patriotische Aufgabe geloͤst werden, die die Charte von 1830 der Regierung zuertheilt hatte. So wird die Grund— lage eines von dem Volke errichteten Thrones, dessen Inha— ber uͤber die Erfuͤllung eines gegebenen Versprechens keinen Zweifel zuläßt, sich j mehr und mehr befestigen. So wird eine Revolution endigen, die keiner Ausnahme-Maaßregeln bedurfte, um ihren Grundsaͤtzen den Sieg zuzuwenden. Die Nation hat das Scepter in die Hände eines Ehrenmanns gelegt, von dem sie vertrauensvoll eine gluͤckliche Zukunft er— wartet.“
Deputirten⸗ Kammer. Sitzung vom 31. Dez. Um 27 Uhr, wo die Sitzung eroͤffnet werden sollte, hatten sich noch so wenige Deputirte eingefunden, daß die Bera— thungen nicht beginnen konnten. Auf den Vorschlag des Praͤsidenten wurde daher der Namens-Aufruf vorgenommen, um die abwesenden Mitglieder zu ermitteln. Waͤhrend die— ses Geschaͤfts fanden sich aber so viele Deputirte ein, daß die Versammlung bald vollzählig war. Hierauf wurden die Berathungen uͤber den Gesetz-Entwurf wegen Organisation der National-Garde wieder aufgenommen und bis zum Sbsten Artikel fortgesetzt. Die Debatten, wozu dieselben Anlaß ga— ben, waren von keinem erheblichen Interesse. (Die Mitthei— lung der angenommenen Artikel behalten wir uns vor.“) Nach Aufhebung der oͤffentlichen Sitzung um 5 Uhr bildete die Versammlung sich zu einem geheimen Ausschusse, worin, wie man äußerlich vernimmt, auf den Antrag des Hrn. Pe— tou die Frage eroͤrtert wurde, ob es nicht angemessen seyn moͤchte, den Mitgliedern der Kammer, wie fruͤher, ein besonderes Kostuͤm zu geben. Herr von Tracy widersetzte sich dieser Absicht; die Einfuͤhrung eines Kostuͤms, meinte er, wuͤrde nur Unbequemlichkeit veranlassen, und mit Recht habe mancher Deputirte sich schon fruͤher daruͤber be—⸗ schwert, daß ihm der Zutritt zur Redner-Bühne verwehrt worden, wenn er nicht in Kostuͤm gewesen sey. Der Gene— ral Demargay und der Oberst Paixhans stimmten dieser Ansicht bei, wahrend Herr von Schonen und Herr Viennet sich dem Vorschlage des Hrn. Petou anschlossen. Der Erstere war der Meinung, daß chen Gelegenheiten dringend nothwendig sey, daß alle Deputirte in einem und demselben Anzuge erschienen; das Begraͤbniß B. Constant's, wo es hoͤchst unordent— lich hergegangen, habe die⸗ses Beduͤrfniß zur Genuͤge fuͤhlen lassen. Hr. Viennet beleuchtete die Frage auch noch aus dem politischen Gesichtspunkte. Es leide keinen Zweifel, aͤußerte er, daß, wenn die letzten Unruhen noch bedeutender 8 Dazwischenkunft der Deputirten von den heil⸗ amsten Folgen gewesen seyn wurde; ohne ein Kostuͤm würde aber das Volk sie nicht haben erkennen koͤnnen. Nach Hrn. Viennet bestieg . v. Tracy zum zweitenmal bie Redner— bühne, um den Antrag kes Hrn. Petgu nochmals zu bekäm— pfen; er erinnerte dargn, daß die Mitglieder der konstitui— renden Ver sammlung ebenfalls kein Kostum gehabt hatten, und bezog sich im Uebrigen auf das Beispiel Englands, wo die Mitglieder des Unterhauses ebenfalls in burger licher Klei⸗ dung den Sitzungen beiwohnten. Der Vorschlag des Hrn.
es bei feierli⸗
Petou wurde hierauf durch die vorläustge Frage (wonach keine weitere Berathung uͤber den vorllegenden Gegenstand stattfinden darf) beseitigt.
Paris. 1. Jan. Der Koͤnig und die Koͤnigin werden heute zum Neujahr um 11 Uhr die Gluͤckwunsche der De— putationen der Pairs, und der Deputir ten⸗Kammer, des Cas⸗ sations- und des Rechnungshofes, des Conseils des oͤffentli⸗ chen Unterrichts, des Koͤnigl. Gerichtshofes, des Stadtraths und der andern Koͤrperschaften, so wie die Generale und an— dern Civil, und Milltgir-⸗Beamten, empfangen. Morgen Mit— tag werden JJ. MM. die Marschaͤlle, das Offizier ⸗Corps der hiesigen National-Garde, eine Deputation des Offizier—⸗ Corps der Invaliden, den Generalstab der ersten Militair— Division und der hiesigen Garnison empfangen. Morgen und . Abend wird Cour fuͤr Herren Und Damen statt—
nden.
Se. Majestaͤt ertheilten gestern Hrn. Gendebien, Mit—⸗ gliede der provisorischen Regierung Belgiens, eine Privat-Au⸗ dienz; derselbe wurde dem Könige vom Minister der auswaͤr— tigen Angelegenheiten vorgestellt.
Auf den Bericht des Ministers des Innern ist das Ar
tillerie Corps der hiesigen National-Garde durch eine Koͤnigl. Verordnung vom gestrigen Datum aufgeloͤst worden, um eine neue Organisation zu erhalten. Zu Mitgliedern der mit dieser Reorganisirung beauftragten Kommission sind ernannt: General Graf v. Lobau, als Praͤsident, General Pernetty, als Vice-Praͤsident, General Mathieu-Dumas und die Hrn. v. Marmier, v. Lariboissiüre, v. Schonen, v. Sussy, als Obersten verschiedener Legionen der hiesigen National⸗Garde, so wie der Staatsrath Allent. Einer Koͤnigl. Verordnung vom 2s8sten d. M. zufolge wird dem Minister des oͤffentlichen Unterrichts die Befugniß entzogen, fuͤr die an den Speeial⸗Schulen erledigten Pro— fessuren Kandidaten vorzuschlagen. Diese Stellen sollen, wie dies vor dem Jahre 1822 bereits der Fall war, kuͤnftig mit denjenigen Kandidaten besetzt werden, welche von dem Insti— tut von Frankreich, so wie von der Special-Schule, an wel— cher eine Professur erledigt ist, vorgeschlagen worden sind.
Durch Koͤnigl. Verordnung vom 25. Dez. ist Hr. Genty de Bussy zum Requeten⸗Meister im ordentlichen Dienste und sind die Herren Lemercier, Perignon, Ymbert und Moreau zu Requeten-Meistern im außerordentlichen Dienste ernannt worden.
Wie es scheint, bleibt Hr. Odilon-Barrot Praͤfekt des Seine-Departements, und ist die von ihm eingereichte Ent⸗ lassung nicht angenommen worden.
Die Nachricht von Unruhen, die auf Korsika zu Gun⸗
sten Napoleons II. ausgebrochen seyn sollten, hat sich, dem;
Messager des Chambres zufolge, nach den neuesten Briefen von dort nicht bestaͤtigt.
Dasselbe Blatt sagt: „Das Geruͤcht vom Abtreten des Herrn Laffitte scheint in boͤser Absicht an der Boͤrse ver— breitet worden zu seyn. Wir erfahren aus sicherer Quelle, daß der Praͤsident des Minister-Raths weit entfernt ist, sich von den oͤffentlichen Angelegenheiten zuruͤckzuziehen.“
Der Moniteur enthalt eine Tabelle, welche die Ge— halte der Praͤfekten, die Verwaltungs-Kosten der Praͤfektu⸗ ren und der General-Secretaire bestimmt; es erhellt daraus, daß die Gehalte saͤmmtlicher Praͤfekten in ganz Frankreich sich auf „661,000 Fr., die Verwaltungs⸗Kosten der Praͤfek⸗ turen auf 2, 886,000 Fr. und die Gehalte der General⸗ Secretaire auf 241,200 Fr. belaufen. Das hoͤchste Gehalt ist das des Praͤfekten des Seine-Departements, naͤmlich 0,0900 Fr., das niedrigste Gehalt von 15,000 Fr. beziehen 10 Präͤfekte. Das Gehalt der General-⸗Secretaire in den verschiedenen Departements wechselt zwischen 2400 und b000 Fr., die Verwaltungs-Kosten zwischen 21,000 Franken und 210,000 Fr. ö
Gestern ist die Nachricht von der Ankunft der vier ver⸗— urtheilten Minister in Ham eingegangen. Sie wurden am 29sten Abends um 10 Uhr in zwei Wagen von Vincennes ab⸗ geholt. General Daumesnil uͤbergab dieselben dem zum Kom⸗ mandanten des Forts Ham ernannten Oberst⸗Lientenant Del⸗ piec. In den ersten Wagen stiegen die Herren v. Polignac und Chantelauze, mit ihnen der Oberst⸗-Lieutenant Despiec und der Oberst Lavocat, in den zweiten Wagen die Herren v. Peyronnet und Guernon⸗Ranville, mit ihnen der Esca⸗ drons⸗Chef Guibout, Ordonnanz⸗Offizier des Kriegs⸗Ministers, und ein Gber⸗Osfizier der National- Garde. Die Bedeckung bestand aus zwei Schwadronen des Husaren⸗Regiments Or⸗ leans, die zwischen la Villette und Bourget durch zwei Schwa⸗
Beilage
Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Kg.
dronen des 8. Jaͤger-Regiments abgeloͤst wurden; auf dem ganzen Wege bis zum Fort Ham waren Kavallerie-Abthei—⸗ lungen in Echelons aufgestellt. Als die fuͤr die Minister be— stimmten Wagen durch Paris nach Vincennes fuhren, hatte sich ein Mensch unbemerkt bei einem derselben hinten aufge— setzt; man hielt ihn anfangs fuͤr den Bedienten eines der Offiziare, und erst in Vincennes bemerkte man, daß er nicht zu ihnen gehöre. Man hat ihn sogleich festgenommen und mehrere Briefschaften bei ihm gefunden. Man will bemerkt haben, daß zwischen Herrn v. Polignac und den Herren v. Peyronnet und Guernon-Ranville große Spannung herrschte; nur Herr v. Chantelauze schien Herrn v. Polignae erttagen zu koͤnnen und war auch der Einzige, der mit ihm in einem Wagen sitzen wollte. i. . Die Gazette des Tribunaux theilt jetzt nachtraͤglich die Vertheidigungs-Rede mit, die Herr Guernon-Ranville am 21. Dezember beim Schlusse der Prozeß- Verhandlungen zu halten beabsichtigte, die er aber auf die Vorstellungen seiner
titangeklagten, die auf seine Freisprechung hofften und be⸗—
fuͤrchteten, er werde seine Sache durch diese etwas lebhafte
Rede verschlimmern, nicht hlelt.
Herr Galoz, Deputirter des Gironde-Departements, ist mit Tode abgegangen.
Frau von Genlis ist gestern fruͤh, in einem Alter von 85 Jahren, hierselbst verstorben. .
Der Arrest, zu welchem die Zoͤglinge der polytechnischen Schule, welche die Protestation gegen den Dank der Depu— tirten-Kammer unterzeichnet haben, verurtheilt worden wa— ren und welcher, wie es urspruͤnglich hieß, einen Monat dauern sollte, ist schon gestern aufgehoben worden.
Herr Firino ist zum General-Einnehmer des Departe— ments der Rhone-Muͤndungen statt des abgesetzten Herrn Bricogne, und Herr Asselin zum General-Einnehmer des Mosel- Departements statt des Herrn Milleret ernannt worden.
Der Präfekt des Departements des Allier hat die Na— tional⸗Garde von Saint-Didier aufgeloͤst.
Die Regierung hat dem Zollamte in Duͤnkirchen Er— laubniß ertheilt, den Transithandel Belgiens, dessen Haͤfen durch die Hollaͤndische Flotte und jetzt durch das Eis der Schelde geschlossen sind, auf alle Weise zu erleichtern.
Das Journal l' Avenir nennt die Kardinaͤle von Gre— gorio, Pacca, Capellari, Oppizzoni und Zurla als diejenigen, unter denen, der oͤffentlichen Meinung in Rom zufolge, der Papst gewählt werden duͤrfte.
Das Pantheon, welches die jungen Leute aus den Schu— len zum Orte ihrer politischen Versammlungen gemacht ha—
ben, ist jetzt geschlossen.
Stuͤck unter dem Titel: „Benjamin Constant in den Ely— saͤischen Feldern“ geben.
Großbritanien und Irland.
London, 31. Dez. Der Globe äußert die Vermu— thung, daß die von Lord Brougham in Vorschlag gebrachte Bill, wegen Einfuͤhrung von Lokal-⸗Gerichtshoͤfen, auch in der gegenwaͤrtigen Session nicht zur Ausfuͤhrung kommen werde.
Es fand gestern im auswaͤrtigen Amte ein Kabinets-⸗Rath statt, nach dessen Beendigung der Fuͤrst Talleyrand eine lange Konferenz mit unserem Minister der auswaͤrtigen Angelegen heiten, Lord Palmerston, hatte, der sich sodann auch mit un serm Botschafter beim Franzoͤsischen Hofe, Viscount Gran⸗ ville, besprach. .
In Bruͤsseler Blaͤttern ist auch davon die Rede gewesen, daß die Krone von Belgien dem Obersten von Este uͤbertra— gen werden soll. Unsere Zeitungen äußern in dieser Hin— sicht: „Der Oberst von Este ist ein Sohn des Sussex aus dessen Ehe mit der Tochter des Lord Dunmore, mit der er sich in Italien vermaͤhlte. Diese Ehe wurde spaͤ— ter durch die strengen Vorschriften der Koͤnigl. Vermaͤhlungs— Akte fuͤr unguͤltig erklaͤrt, wodurch auch der Sohn und die Tochter des Herzogs von Sussexr von jedem Anspruche auf den Britischen Thron oder auf den Titel eines Prinzen und einer Prinzessin von Gebluͤt ausgeschlossen wurden. Der Herzog von Sussex gab seinen Kindern darauf den Namen
des Ahnherrn des Hauses Braunschweig, der ein Welfe aus
dem Stamme Este war.“
In Winchester ist eine große Zahl von Individuen we⸗
gen Zerstoͤrung von Maschinen und anderer waͤhrend der in
gemischtesten Gefuͤhlen.
Herzogs von
Hampshire stattgehabten Unruhen begangener Verbrechen vor Gericht gestellt; 6 derselben sind zum Tode und die uͤbrigen zur Transportation verurtheilt worden. Eine noch groͤßere Anzahl ist noch in Untersuchung. In Beziehung auf diese Verurtheilungen bemerkt der Globe: „Gewiß fuͤhlt ein Jeder die Nothwendigkeit, dem System der offenen Gewalt— thaͤtigkeiten, das uͤber so viele Grafschaften Schmach und Storung der offentlichen Ruhe brachte, ein Ende zu machen, und dennoch koͤnnen wir auf die bei dem ersten Ausbruch der Unruhen statt gehabten Umstaͤnde nicht zurückblicken, ohne die Verurtheilten zu bemitleiden. Der von einigen Obrig— keiten an die Paͤchter ertheilte Rath, ihre Maschinen bei Seite zu setzen, war eben so unuͤberlegt als unzweckmäßig und mußte seiner Natur nach den Aufruͤhrern als eine Billigung ihres Verfah— rens erscheinen. Man darf sich daher nicht so sehr daruͤber wundern, daß, wie sich erwiesen hat, das Vorgeben, „„die Regierung habe das Zerstoͤren der Maschinen anbefohlen,““ bei manchen unwissenden Leuten, die am Aufstande Theil nahmen, Ein— gang und Glauben fand; wenigstens mußten Viele zu der Voraussetzung verleitet werden, sie koͤnnten, ohne Besorgniz vor Strafe, die Paͤchter zur Befolgung dessen zwingen, was von der Obrigkeit angerathen worden war. Der große Feh— ler von Anfang an lag darin, daß, anstatt den Gewaltthaͤtig— keiten sogleich kraͤftig Einhalt zu thun, alle Klassen nichts Besseres wußten, als die Aufruͤhrer an die Taschen ihrer Nachbarn zu verweisen. Die Obrigkeiten und die Geistlich— keit z. B. riethen den Pächtern, hoͤheren Arbeitslohn zu zah— len und die Maschinen bei Seite zu bringen; die Paͤchter dagegen gaben den Guts-Besitzern und der Geistlichkeit den Rath, ihre Pachtgelder und Zehnten herabzusetzen; diese Liberalitaͤt, mit der man die Aufopferung fremden Eigen— thums anempfahl, war in der That hoͤchst erbaulich. Besser ware es gewesen, wenn die Geistlichen, anstatt, wie der Fall statt— gefunden hat, nichts dagegen einzuwenden, daß die Paͤchter hoͤheren Arbeitslohn zahlen sollten, selbst aber sich zu weigern, von ihren Zehnten abzulassen — die Aufruͤhrer, durch ver— nuͤnftige Vorstellungen auf die Ungesetzmaͤßigkeit ihres Be— ginnens und auf die unausbleiblichen auf sie selbst zuruͤckfal⸗ lenden verderblichen Folgen desselben aufmerksam gemacht haäͤt⸗ ten. Weit entfernt, zu wuͤnschen, daß Verbrecher ihrer ge— rechten Strafe entgehen und daß solchergestalt zu kuͤnftigen Verbrechen aufgemuntert werde, weil Obrigkeit, Pächter und Geistlichkeit sich falsche Schritte erlaubten, koͤnnen wir doch nicht umhin, es tief zu beklagen, daß man keine andere Beleh— rungsmittel fuͤr den Poͤbel hat, als Gefängniß und Galgen, weil hieraus nur zu deutlich hervorgeht, wie sehr es sogar in den am laͤngsten eivilisirten Theilen von England an gu—
ten Volksschulen mangelt. Das Theater des Ambigu⸗Comique wird in kurzem ein
Nie der lande.
Aus dem Haag, 1. Jan. Das neue Jahr be— gann bei uns mit den verschiedenartigsten Wuͤnschen und den Sie gehoͤren theils der Vergangen— heit an, welche wie ein langer, riesenhafter Traum den Staunenden anblickt, theils der Zukunft, welche wie ein un— glaubliches Maͤhrlein dasteht, dem besonnenen Betrachtet kaum glaublich; und wie eine Janusgestalt, davon die eine Haͤlfte eine fratzenhafte Froͤhlichkeit und ein taͤuschendes Bild des Lebens, die andere aber Zuͤge des Jammers, der Zerstoͤrnng, des Wahnsinns, des Todes darbietet. Furchtbare Lehren der Geschichte sind in dem verwichenen Jahre am geistigen Auge voruͤbergegangen, und großartige Irrthuͤmer sind auf blutige Weise berichtigt worden. Die betheiligten
Regierungen haben fuͤr die Fehler, welche sie begangen haben
konnten, zwar ein theures Lehrgeld bezahlt; aber es fragt sich, ob die Voͤlker, welche nach eigenem Plane nun dieselben so wie sich selbst zu leiten angefangen haben, nicht noch ein theureres wer⸗ den bezahlen muͤssen. Bei der bittern Wahl zwischen den Uebeln des alten und des neuen Systemes wird auch dem Besten, Gerech⸗
testen, Weisesten, Kraͤftigsten Gedanke und That erschwert.
Wenn der gesunde Sinn der Mehrzahl, wenn das Gefuͤ
der Edlern, wenn die Resultate der Geschichte nicht mehr zureichen, wo soll der wichtige Maaßstab denn hergenommen werden? Wo soll das Ende eines Kampfes seyn, welcher wahrend seiner Dauer die Ideale immer weiter ausbildet und die Ziele immer welter ausdehnt, die er sich selbst gesetzt und welche er zu erreichen sich vorgenommen hat? Die Fortschritte der Menschheit sind bedingt durch ewigstroͤmende frische Lebenskraft; aber eine Kraft ohne Ruhepunkte reibt sich in