1831 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 12 Jan 1831 18:00:01 GMT) scan diff

stimmungen des Gesetzes am folgenden Tage noch nicht fertig seyn werde, so kam die Versammlung uͤberein, sich an diesem Tage mit einem Bittschriften-Serichte zu beschaͤftigen. Am Schlusse der Sitzung fragte einer der Deputirten den Praͤ— sidenten, wie es zugehe, daß das dem Wahlgesetze angehaͤngte Tableau uͤber die Repartition der Deputirten auf die einzel— nen Departements noch nicht ertheilt worden sey. Der Praͤ— sident erwiederte, daß diese Vertheilung am folgenden Tage stattfin den wuͤr de.)

Paris, 4. Jan. Gestern arbeiteten Se. Majestaͤt mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten und empfin— gen sodann in dem Hofe des Palastes die Gluͤckwuͤnsche der aus dem Lazarethe zu St. Cloud entlassenen Verwundeten,

die Hoͤchstdemselben von dem Praͤfekten des Seine Departe⸗

ments vorgestellt wurden.

Durch eine Koͤnigl. Verordnung vom 31. Dezember ist die hiesige Bau-Direction aufgeloͤst worden. Alle Bauten, welche aus den Kassen des Ministeriums des Innern bestrit— ten werden, sollen auch wieder der Leitung des Meinisters dieses Departements anheimfallen, waͤhrend der hiesige Praͤfekt alle diejenigen Bauten zu leiten haben wird, welche aus dem Budget der Stadt und des Departements bestritten werden.

Durch eine Koͤnigl. Verordnung vom 31. Dezember sind das erste Bezirks⸗Wahl⸗Kollegium des Departements der Loire und das Departements-Wahl-Kollegium der Maine und Loire auf den 8. Februar, ersteres in Montbrison, letzteres in An— gers zusammenberufen worden, um statt der beiden zu ewigem Gefaͤngniß verurtheilten Ex⸗Minister Chantelaaze und Guer— non⸗Ranville zwei neue Deputirte zu wahlen. 4

Das Journal des Débats giebt einen Auszug aus dem, dem neuen Wahlgesetze angehaͤngten Repartitions-Ta— bleau. Ein Departement (das der Seine) wuͤrde danach we— gen des Zuwachses der Bevölkerung 2 Deputirte mehr als bisher erhalten; 26 andre Departements (die des Aisne, der Ardennen, der Aube, des Aude, der Rhone⸗Mündungen, des Cantal, der Corrèze, der Creuse, des Doubs, der Dröme, des Hérault, des Indre, des Jura, der niedern Loire, des Loiret, des Lot und der Garonne, der Lozöre, des Kanals, der Marne, der Meurthe, der Ost-Pyrenäen, der beiden Sä— vres, des Tarn, des Var, der Vaueluse und der Vienne) wuͤrden, ebenfalls wegen Zuwachses der Bevoͤlkerung, 1 De— putirten mehr, und 3 Departements (die der obern Garonne, des Lot und der Mosel) wuͤrden wegen Gebiets-Verkleine— rung einen Deputirten weniger als bisher erhalten.

Die Waͤhler-Klasse, bestand nach Ausweis eines andern

Verzeichnisses, im Laufe des vorigen Jahres aus folgenden Personen: J . . Begmte im Justiz⸗ Fache 3, 308. der Finanz Verwaltung. . 2137. des gesammten uͤbrigen Verwaltungs Wesens 9, 9g2l. Notare . . 2,266. 111 395. Handeltreibende und Patentirte. . 17,793. Eigenthuͤmer und sonstige Individuen, die einer an— dern als den obigen Profefsionen angehören . 56,114.

in Summa 94,187.

Statt des Herrn Taschereau ist Herr Lorenz v. Jussieu zum General-Secretair der hiesigen Präfektur ernannt worden. Die hiesigen Blätter enthalten seit einigen Tagen eine Menge von Gluͤckwunsch-Adressen, welche die National— Garden der Provinzialstaͤdte an die hiesige wegen ihres mu— thigen Benehmens bei den Dezember-Unruhen gerichtet haben. Ueber die Gruͤnde zur Aufloͤsung des Artillerie-Corps

der National⸗Garde giebt der Messager des Chambres folgende Aufschluͤsse: „Diese strenge Maaßregel wurde von den Umstaͤnden gebieterisch erheischt, und Viele werden fin— den, daß sie etwas spaͤt getroffen worden ist. Waͤre das Ar— tillerie⸗ Corps unmittelbar nach den Ereignissen des Dezember aufgeloͤst worden, so wuͤrden sich wenig Stimmen gegen die Verordnung erhoben haben, wenigstens unter den Verstaäͤn— digen, bei denen die Freiheitsliebe noch nicht jeden Sinn fuͤr Ordnung und Sicherheit verdrängt hat. Die Artillerie der Netional⸗Garde ist ein so wichtiges Corps, daß man bei der Bildung desselben mit der größten Vorsicht zu Werke gehen zu muͤssen glaubte. Es wurde daher zunachst ein Offizier— Corps aus Artillerie-⸗Offizieren der großen Armee und ehema— ligen Zoͤglingen der polytechnischen Schule gebildet; diese wurden versammelt; es wurden ihnen die Namen der Buͤrger, welche

Wir einen kurzen

eben weiter unten nach dem Journgl des Debats uszug aus diesem Repartit ons-Tahlegu.

9

1 .

9 einzutreten wuͤnschten, vorgelesen und diese nach ihrem Ur— theil entweder ausgeschlossen oder aufgenommen. Nach der Revolution des Jult glaubte man im ersten Siegesrau— sche, nur in der besiegten Partei Feinde zu haben, und nahm daher alle diejenigen auf, die am Siege Theil ge— nommen oder wenigstens Freude daruͤber bezeugt hatten. Auf diese Weise kamen Leute in das Artillerie-Corps, die man spaͤter ebenfalls als Feinde kennen lernte, denn sie trieben die Principien der Revolution bis zu einem Punkte, wo die— selben eins mit dem Despotismus werden, weil sie durch die Anarchie dahin fuhren. Noch ein anderer Fehler kam dazu; die Listen wurden Kameraden anvertraut, deren Gesinnungen man noch nicht ganz kannte, und Namen von ultrademokra— tischer Beruͤhmtheit wurden hundertweise in die Listen des Artillerie⸗Corps eingetragen; dies gelang jedoch nicht uͤberall in gleichem Grade, und in einigen Batterieen scheiterte dieser Plan. Aber in einer Batterie, deren Nummer wir angeben koͤnnten, sahen die Freunde der Ordnung sich von einem Verein umgeben, den man als die Ruhe stoͤrend betrachtet. Bei der Wahl der Offiziere wurden ausgezeichnete Maͤnner verdraͤngt, um Leuten Platz zu machen, die der Mehrzahl unbekannt waren und sich spaͤter bloß durch ihren Ungestuͤm hervorthaten. Ein Umstand ist aber wichtiger, als alle andere. Schon am Tage der Wahl hatte man einige Volksfreunde (denn der ganze Verein der Volksfreunde hatte sich in die Batterie, von der wir sprechen, mit seinem Praͤsidenten, seinem Se— cretgir und allen seinen Mitgliedern eingedraͤngt) aͤußern hoͤ— ren, daß sie eintretenden Falls Kanonen, die dem Volke gege— ben worden seyen, nicht gegen das Volk vertheidigen wuͤrden. Spaͤter ergab sich, daß sie keine Unwahrheit gesagt hatten. Während der Dezember-Unruhen wollte ein Offizier die Ge— schuͤtze demontiren lassen, damit sie nicht den Aufruͤhrern in die Haͤnde fallen mochten; man wollte ihn daran verhindern. Ein Ofsizier vertheilte Kartuschen an seine Freunde. Die Grenadiere der dritten Legion, die den nächsten Wachtposten besetzt hielten, waren genoͤthigt, unter die Waffen zu treten, bereit, die Unordnung zu unterdruͤcken, wodurch Einige im Begriff waren, die Ehre des ganzen Corps zu kompromitti— ren. Eine unschickliche Petition wurde den Artilleristen zur Unterzeichnung vorgelegt, aber von einem muthvollen Kano— nier zerrissen, welcher erklärte, es sey unpassend, unter den WaffeVn sich zu berathen. Viele seiner Kameraden verließen im Unwillen uͤber diese Excesse die Wache und begaben sich zu den Grenadieren der National-Garde mit der Bitte, in ihren Reihen dienen zu durfen. Seit diesem Tage wuͤnschte die Mehrzahl, die gemaͤßigt und ordnungsliebend ist, die Auf— loͤsung des Corps, die allein die gemeinsame Ehre retten und das Artillerie⸗Lorps mit den anderen Corps der National⸗-Garde und mit dem Lande versoͤhnen konnte.“

In dem zu Nantes erscheinenden Journale, le Breton, liest man: „Die Regierung stuͤtze sich auf die Provinz; diese ist bereit und wartet nur auf Befehl. Wie kommt es, daß

Paris bis jetzt in den Augen der Regierung Alles gewesen ist? Sind zehn aufruͤhrerische Stimmen in der Straße La— harpe mehr als der Wille eines Departements? Wenn 31

killionen die Ordnung wollen, koͤnnen da einige ehrgeizige

Maͤnner der Kammer, im Verein mit den Republikanern, genug Anhang finden, um den Frieden zu stoͤren? Die Pro— vinzen mogen sich daher unter sich verstaͤndigen und auch ihre Stimmen, ihre Wuͤnsche vernehmen lassen. Sie moͤgen ihre Wuͤnsche in die Waagschale legen, und diese wird sich auf ihre Seite neigen. Die Provinz will Ordnung und Freiheit, sie fuͤhlt ihre Kraft und wuͤrde dieselbe im Noth— falle zu gebrauchen wissen. Und wenn es 20,000 Anarchisten gaͤbe, was vermoͤchten sie? Die einflußreichen Maͤnner der Departements finden hier eine Gelegenheit, ihren Einfluß auszu⸗ uͤben. Fuͤr unsere Behoͤrden ist es eine Gelegenheit, einen edlen und muthigen Charakter darzulegen; sie vermoͤgen viel zur Hem⸗ mung der Unruhen. Da die Regierung Schwaͤche und Unent— schlossenheit zeigt, so wollen wir thun, was sie haͤtte thun sollen, wir wollen e unterstuͤtzen, ohne ihre Aufforderung dazu abzu— warten. Aber dann denke . auch, von den Massen unter— stuͤtzt, daran, die oͤffentliche Meinung ohne Zaudern zu befrie— digen, denn bei einer Revolution, wo die Ereignisse rasch vorwaͤrts schreiten, ist Zaudern ein Zuruͤckschreiten, und Ruͤckschritte fuͤhren zum Verderben. Die Kammer bedarf der Verjuͤngung, aber die Demokratie, oder vielmehr die Anarchie, muß im Zaume gehalten werden. Neue Wahlen, neue Deputirten, eine feste Regierung, welche die große Macht, die sie besitzt, ohne sie zu kennen, zu gebrauchen versteht, das thut uns Noth, aber ohne Unruhen, ohne Aufruhr und in den gesetzlichen Formen, denn die Charte ist eine Wahrheit, und Eide sind keine leere Worte, die man durch einen in— neren Vorbehalt aufheben kann.“

9

Der Vicomte v. Martignae, dessen Gesundheits⸗Zustand in den letzten Tagen die lebhaftesten Besorgnisse erregte, befin— det sich außer Gefahr.

Der Bey von Titeri ist am 29. v. M. auf der Fregatte „Armide“ in Marseille angekommen. „Man meldet uns aus Algier“, so schreibt man von dort, „daß der groͤßte Theil der Occupations-Armee ploͤtzlich nach Frankreich zuruͤck— berufen worden ist. Der General Clausel selbst, so wie der General-Intendant, werden die Kolonie verlassen, die hin— füͤhro nur noch eine Garnison von 4 5000 Mann behalten soll. Diese wenigen Truppen werden in Algier koncentrirt und die Garnisonen von Oran und Mediah zum zweitenmale zuruͤckgezogen werden. Der Befehl dazu ist von einem Ad— jutanten des Kriegs-Ministers uͤberbracht worden, der die Ueberfahrt auf der Brigg „Assas“ gemacht hatte.“

Auf den hiesigen 8. sind im Laufe des vorigen Jahres 175 neue Stuͤcke aufgefuͤhrt worsen, namlich 3 auf dem großen Operu⸗Theater, 5 auf dem Itallaͤnischen Theater, 12 auf dem Théatre frangais, 24 im Odéon, 9 im Théatre— Feydeau, 21 auf dem Vaudeville⸗Theater, 19 auf dem Gym⸗ nase, 24 in den Variétés, 17 in den Nouveautss, 18 auf dem Théatre de l'Ambigu-Comique, 14 auf dem Théatre de la gaietéU, g auf dem Theater am Thore St. Martin und 9 im Olympischen Cirkus.

Großbritanien und Irland. London, 2. Jan. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin litt in

der letzten Zeit an einer Erkaͤltung, ist aber voͤllig wieder

hergestellt.

Prinz Leopold von Sachsen-Koburg, Graf Grey und Viscount Palmerston verließen vorgestern London, um dem Grafen und der Graͤfin Cowper auf deren Landsitz einen Besuch abzustatten.

Der Oberst-Lieutenant W. Leader-Maberly ist zum General-Inspektor der Artillerie des vereinigten Königreiches Großbritanien und Irland ernannt worden.

Aus Dublin meldet man unterm 29. Dezember: „Auf die ihm gestern zugegangene Nachricht, daß das Volk um die Statue des Königs Wilhelms zahlreich versammelt und ein Aufstand zu befuͤrchten sey, hatte sich der Marquis von An— glesea geradesweges dahin begeben, um sich persoͤnlich von der Lage der Dinge zu uͤberzeugen, die er jedoch keinesweges so gefaͤhrlich fand, als man sie ihm geschildert hatte. Sein Erscheinen machte uͤbrigens den gunstigsten Eindruck, und er ward vom Volke mit Enthusiasmus empfangen; Viele von Herrn O Connells Partei, die noch neulich Schmehreden ge— gen ihn ausstießen, koͤnnen ihn jetzt nicht genug loben. Uebri— gens verbreitet sich die Anti-Union-Bewegung durch alle ka— tholische Bezirke, und Herr O'Connell ist im Begriff, eine Rundreise zu machen, um sie zu organisiren; er reiste zu die— sem Zwecke heute fruͤh nach Drogheda ab.“

Vor einigen Tagen war die Eisenbaͤhn zwischen Liverpool und Manchester so sehr mit Eis und Schnee belegt, daß die Reisenden beinahe 5 Stunden unterweges zubringen mußten; durch das Zusammenstoßen zweier Wagen hatte einer der Rei— senden das Ungluͤck, sich beide Beine zu brechen.

Obgleich die Arbeiten am Tunnel noch immer ausgesetzt

sind, so hofft man dennoch, daß die Beendigung dieses Wer— kes im naͤchsten Fruͤhjahr ernsthaft beruͤcksichtigt werden wird; im verwichenen Jahre wurde der Tunnel von ungefaͤhr . Personen, worunter viele ausgezeichnete Fremde, be— sucht.

Die Ausfuhr edler Metalle ist seit einiger Zeit wieder sehr betrachtlich gewesen. An Gold- und fremden Silber— Muͤnzen wurden fuͤr den Betrag von 700,000 Unzen im hiesigen Zoll⸗Amte zur Ausfuhr angemeldet, von denen 400,000 in Silbergeld und Silberbarren nach Calais be— stimmt waren; 160,000 Unzen Silber in Muͤnzen und Bar— ren und 20,9000 in Goldmuͤnzen nach Rotterdam; inglei— chen 85,000 Unzen in fremden Gold- und Silbermuͤnzen nach St. Petersburg.

Aus Malta meldet man die am 25. Nov. dort erfolgte Ankünft der Fregatte „Madagaskar“ mit den irdischen Ueber— resten des (wie neulich gemeldet) in Alexandrien gestorbenen Sir Rob. Spencer.

London, J. Jan. So hätten wir denn das verhaͤngnißvolle Jahr 1830 beendet und ein neues begonnen, das vielleicht verhangnißvoller, nicht nur fuͤr den Kontinent, sondern auch fuͤr unseren Inselstaat, werden durfte. Zwar haben wir keine durch physische Kräfte bewirkte Revolution gehabt, und vielleicht durften wir einer solchen ganz und gar entgehen; aber der neuliche Ministerwechsel hat eine morgli—

e.

sche Revolution hervorgebracht, welche in kurzem eine gaͤnz— liche Umgestaltung im Principe unserer Institutionen bewir— ken muß. Denn wollte auch das jetzige Ministerium sich auf halbe Maaßregeln beschraͤnken, so mußte es anderen Maͤn⸗ nern Platz machen, welche das demagogische Princip noch weiter fuͤhren wurden; denn sollten auch die Tories fuͤr einen Augenblick an das Staats-Ruder treten, so wuͤrden sich die⸗ selben doch nur sehr kurze Zeit behaupten. Indessen werden diese auf jeden Fall einen kraͤftigen Widerstand leisten und das Ministerium zwingen, das Unterhaus aufzuloͤsen und die Nation aufzufordern, so weit die Wahlen in ihrer Ge— walt stehen, dieselben zu benutzen, um eine ihren Rechten guͤnstige Mehrheit in diese Kammer zu bringen. Wahrschein— lich wird dies erst geschehen, nachdem die Minister dem Parlamente ihre Verbesserungsplaͤne vorgelegt haben; und von diesen wird es abhängen, ob das neue Parlament mini— steriell oder ultraliberal seyn wird. Auf jeden Fall aber wird diese Wahl wichtig werden, weil in ihr zum erstenmal die Nation anerkannter Weist den privilegirten Familien gegen—⸗ uͤberstehen wird und es sich also zeigen muß, wie viel sie bei der jetzigen Gestaltung des Wahl-Rechts diesen gegen— uͤber vermag und wie weit sie uͤberhaupt geneigt seyn wird, von ihrem Rechte Gebrauch zu machen. Ist aber endlich eine Reform des Parlamentes bewerkstelligt, von der Art, daß der Mittelstand damit zufrieden seyn kann (und eine solche darf nicht lange mehr verschoben werden), dann moͤchte auch leicht die Klasse der Arbeiter sich erheben und eine Re— form verlangen, die auch sie befriedigen könne, eine Reform, welche die National-Schuld, das stehende Heer nebst allen Instttutionen beseitige, die dem Streben dieser Klasse im Wege stehen, oder doch durch schwere Besteuerung in den meisten Fallen die Felge haben, daß sie mit ihren Tag-Arbei⸗ ten nicht so viel verdienen, um sich das Leben genußreich zu machen, ja um auch nur die nothwendigsten Beduͤrfnisse zu bestreiten. Dann erst duͤrfte der Kampf eintreten, welcher, ohne daß man dem bemiteelten und daher zuverlässigen Buͤr— ger Waffen in die Hand gebe, nicht zum Vortheil des Ge— setzes und der Ordnung entschieden werden moͤchte, besonders,

wo, wie bei uns, das Heer so unbedeutender Anzahl ist und

aus den niedrigsten Volks-Staͤnden gezogen wird. In Irland indessen bereitet sich ein Kampf anderer Art vor: O Connell wendet Alles an, um auf das Volk zu wirken und solches fuͤr den Wunsch zur Trennung von England zn erhitzen.

Dies scheint ihm auch trotz allen Gegenbemuͤhungen der Re—

gierung und der hoͤheren Stände des Landes, welche freilich

nicht so thaͤtig sind, als die des „Großen Aufregers“, nur

zu sehr zu gelingen. Ja er versteht sogar die Kunst, durch seine Vorspiegelungen die Orangemänner, d. h. die bisheri—⸗ gen wuͤthenden Gegner der Katholiken, fuͤr seinen Plan zu gewinnen und dieselben mit der großen Masse der Katholi— ken in der Forderung zu vereinigen, daß Irland sein eigenes, von England unabhängiges Parlament und seine eigene Re— gierung wieder erhalte, deren es, wie er sagt, durch Be— stechung und Betrug beraubt worden, und deren Mangel die Ursache all des Elends und all der Armuth sey, worunter das Land seufze. Er giebt dem Reichs-Parlamente bis zum Jahre 1832 Zeit, die geforderte Trennung auf gesetzlichem Wege zu bewirken, und droht, im Fall waͤhrend dieser Frist seine Lands - Leute sich irgend eine Gewaltthaͤtigkeit zu Schulden kommen ließen oder einen Tropfen Blut vergoͤssen, um das erwuͤnschte Ziel zu erlangen, so wolle er sie ih— rem Schicksale uͤberlaffen. Ware aber um die gegebene Zeit die Trennung beider Laͤnder nicht bewirkt, so erlaube er ih— nen, wie die Franzosen und Belgier zu Werke zu gehen. Dies ist alse eine Sache der Leidenschaft; und wenn dieser gefaͤhrliche Mensch fortfahren darf, die Gemuͤther zu erhiz— zen, so werden Vernunftgruͤnde, ja die besten Maaßregeln, welche die Regierung zum Vortheile Irlands einfuͤhren koͤnn⸗ te, nichts früchten, um das Volk zu belehren, daß eine Trennung von England, welches jetzt einen so vortheilhaften Markt fuͤr die Irlaͤndischen Produkte bildet, ihm eher scha— den als nuͤtzen wuͤrde; und der Widerstand der hoͤheren Stande und der Geistlichkeit durfte, wie zu besorgen steht, nicht kräftig genug seyn, den bevorstehenden Sturm zu be— schwoͤren. Die angedrohte Einstellung der Arbeit von Seiten der Fabrik-Arbeiter in und um Manchester am 27sten d. hat, Gottlob, nicht allgemein stattgefunden; dagegen sol⸗ len an 190,000 Personen durch ihren Streit mit den Fabri⸗ kanten um den Arbeitslohn brodlos seyn! Die Kommis— sienen fetzen ihr fürchtbares Strafgericht fort. Dabei hat is sich gefunden, daß Pächter ihre Tagloͤhner gegen die Geist lichen aufhetzten, wofuͤr sie der verdienten Strafe hoffentlich nicht entgehen werden.