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Nieder lande.
Aus dem Haag, 6. Jan. Die Staats-Courant destaͤtigt die Nachricht von dem am (1sten d. erfolgten Able— Fen des Staatsraths Willmar, Civil-Gouverneur des Groß— herzogthums Luxemburg, „ein Posten, den er seit Jahren bekleidet, und in welchem er seinem rechtmaͤßigen Fuͤrsten eine unwandelbare Treue erhalten hat.“
Das Journal de la Haye enthalt unter der Ueber— schrift: „Unsere Lage“ Folgendes: „Die Feindseligkeiten haben wieder begonnen, dies sst ohne Zweifel ein Gluͤck. Fuͤr die Belgier ist jetzt nichts mehr zu hoffen, als etwa die Zu— Zestaͤndnisses zu denen uns die Kriegs-Erelgnisse zwingen mochten. Die Diplomatie wird nichts von Uns verlangen, das ist die Hauptsache. Die Londoner Konferenz und der Franzoͤsische Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten moͤ— gen immerhin die Frage wegen der Schifffahrt auf der Schelde leichthin durchschneiden, die Schelde ist darum nicht freier geworden, denn wir wollen uns von Niemand Gesetze vor— schreiben lassen. Holland hat sich so gezeigt, wie es mußte, und man faͤngt endlich an, seiner Regierung Energie des Charakters zuzutrauen. Niemand konnte daran zweifeln. Das ungluͤckliche und durch die von uns angenommen? Kriegs⸗ maaßregel ruinirte Belgien mußte entweder ein Zuge⸗ staͤndniß von uns erlangen, das ihm sein Daseyn wiedergab, oder mit den Waffen in der Hand das Schifffahrtsrecht, das die Haͤlfte seiner Bevoͤlkerung ernährt, wieder erobern. Im Vertrauen auf die Gerechtigkeit unserer Sache haben wir es vorgezogen, uns den Wechselfällen des Krieges auszu— setzen, als uns zu Zugestaͤndnissen herabzulassen, die man fuͤr Schwaͤche genommen haͤtte. Man ruͤstet sich jetzt wider uns. Wohlan, laßt uns marschiren! Unsere Wurde, un fer Cha⸗ rakter sind gerettet. Man appelllrt an die Waffen, laßt uns durch die Waffen antworten. Selbst eine Niederlage waͤre ehrenwerther, als ein Zugestaͤndniß. Aber eine Niederlage ist nicht zu befuͤrchten. Moralisch und physisch sind unsere Krafte durch die weisen Maaßregeln der Regierung und den trefflichen Geist der Buͤrger waͤhrend des Waffenstillstandes verdoppelt worden. Man lese die revolutionnairen Blaͤtter des Auslands; sie wagen es jetzt viel weniger als fruͤher, von unseren Angelegenheiten zu sprechen. Die Beleidigungen ge— gen den Koͤnig Wilhelm und das Holländische Volk werden jetzt seltner, und das Lob der Belgier, ihrer großen Maͤn⸗ ner und ihres Kongresses findet nicht mehr so star⸗ ken Widerhall in England und Frankreich. Die Wahr—⸗ heit dringt endlich durch. Die laͤcherlichen Debatten in Bruͤssel, die naͤhere Kenutniß der Personen der Revo— lution und der Erelgnisse, eine gerechtere Wuͤrdigung des Charakters unsers sonst so gut gekannten, jetzt aber so verkannten Monarchen, eine richtigere Kenntuiß des wahren Hollaͤndischen Charakters, die Begeisterung dieser sonst so kalten und ruhigen Nation, die Gegenwart der Freiwilligen anter den Fahnen, die Berichte uͤber so viele patriotische Gaben in unsern Blaͤttern, — das Alles follte dem Auge des Auslandes entgehen? Nein, so blind ist es nicht. Wenn wir in dieser Bezlehung unbeschraͤnktes Vertrauen in die Vorsehung und in die Zeit setzen, so beruht unser Ver— trauen hinsichtlich unseres inneren Zustandes auf sicherern Grundlagen. In Breda verschanzt und durch den Kern unserer Jugend vertheidigt, kann unsere vom tapfern Gene— zal van Geen befehligte Armee sich nach den vom Feinde bedrohten Punkten wenden. Hier steht der tapfere Chassẽ, furchtbar den Re⸗ bellen, von seinem Koͤnige geachtet, von seinen Mitbuͤrgern geliebt, und macht von seiner Eitadelle aus den Feind schon jn der Ferne zittern, wie der Lowe in der Wuͤste den Wan⸗ derer erschreckt, der von fern um seine Hole irrt. Dort anten am andern Endpunkte unserer Linie erwartet der loyale Dibbets mit Ruhe und Entschlossenheit das dro—
de Ungewitter, das alle Tage groͤßer wirs und um * erum auszubrechen droht. Und bereit, von Einem diefer nnerschrockenen Generale zum Andern zu fliegen, waͤhlt ein tapferer und loyaler Krieger, die Ehre Deutschlands, der Burch seine Liebe fuͤr Alt-Holland und seinen ehrwuͤrdigen Monarchen bei uns naturaͤlisirte Herzog von Sachsen-Wei— mar, seinen Posten nur da, wohin ihn der Ruhm und die Gefahr rufen. Ruhm werde diesem ehrenvollen Namen zu Theil! Der Koͤnig und seine Neglerung haben edel ihre Pflicht erfuͤllt, indem sie in Nichts nachgaben. Die Armee wird jetzt die ihrige thun und dem Vertrauen des Fuͤrsten Und des Landes entsprechen. Unsere tapfern Soldaten, un— sere Freiwilligen haben Zeit gehabt, sich in den Waffen zu Aben und sich die ihnen noch mangelnden militairischen Kennt⸗ nisse zu erwerben. Muth! . und Ehre wird Euch ge— ebten Soͤhnen des alten patriotischen Landes zu Theil wer⸗
den. Die Greise beten fuͤr Euch zu dem Gotte, der ihre Vaͤter schuͤtzte. Die Frauen sind stolz, Eure Muͤtter, Gat— tinnen und Schwestern zu seyn, und Eure Kinder werden sich einst mit dem Ruhme schmuͤcken, den Ihr auf dem Schlacht⸗ felde einernten werdet. Beim ersten Schlachtruf, beim er— sten Kanonenschuß werden alle unsere Wuͤnsche und Gefuͤhle nach dem Orte hineilen, wo Ihr steht. Hoffnung des Va— terlandes, die Du diese Zeilen und in ihnen! die Gesinnung unseres ganzen Volkes liesest, lasse seine Achtung und Be— wunderung Deinen Muth verdoppeln. Unsere ganze Seele fliegt Dir entgegen!“
Dasselbe Blatt aͤußert: „Wir benachrichtigen aus⸗ waͤrtige Zeitungen, daß die in dem Luͤtticher Blatté „Poli— tique“ enthaltenen Einzelnheiten uber das bei Meersen zwi⸗ schen unsern Truppen und den Möellen stattgehabte Gefecht durchweg falsch sind.“ .
Unsere letzten Nachrichten, sowohl aus Mastricht als von der Armee, bieten kein besonderes Interesse dar, doch sieht man recht bald erheblichen Neuigkeiten entgegen, da man unsererseits mit dem Plane umzugehen scheint, die Un— ternehmung der Insurgenten gegen Mastricht durch einen Handstreich zu vereiteln.
Das aus dem Mittellaͤndischen Meere kommende Hol⸗ laͤndische Geschwader befand sich, den letzten Nachrichten zu— folge, schon in Malta; zwei Briggs, die „Heldin“ und die „Brat,“ werden jetzt allein zum Schutze unserer Kauffahr— tei⸗Schiffe in den Gewaͤssern kreuzen.
— — Am sterdam, 6. Jan. Die gesetzgebende Ver— sammlung der Belgier hat bekanntlich unmittéfbar nach ih— rem ersten Zusammentritte zwei verschiedene Beschluͤsse dekre⸗ tirt, die sie als Grundlagen und als bezeichnende Vorlaͤufer ihres kuͤnftigen Verfahrens angesehen wiffen wollte. Der eine dieser Beschluͤsse betraf die Unabhängig keits⸗-Erklaͤrung von Belgien und der andere die Ausschlleßung des Hauses Nassau. Nachdem diese Versammlung feitdem beinahe zwei Monate mit Berathungen uͤber des Landes innere Angelegen⸗ heiten und mit endlosen Debatten zugebracht hat, die nur selten einmal durch den Lichtstrahl einer glaͤnzenden Rhetorik ein schwa⸗ ches Relief erhielten, finden jene beiden Beschluͤsse im Lande selbst, das laͤngst schon dem Ende seines der maligen Provisortums unge⸗ duldig entgegen sah, die buͤndigste Widerlegung. Wir haben berelts bei fruͤheren Anlaͤssen Gelegenheit gehabt, nicht bloß auf den Kontrast der Staͤnde und Begriffe in Belgien, fondern auch auf die verschiedenen heterogenen Volksstaͤmme aufmerksam zu machen, die dieses kleine Land bewohnen, das, ein Mit— telding zwischen Germanien und Galllen, eines entschiedenen Charakters ganz und gar entbehrt und eben deshalb den Maͤngeln der ihm verwandten Voͤlker immer zugänglicher war, als ihren abweichenden Vorzuͤgen. Es ist schon so oft und so viel von den verschiedenartigen Sprachen, Sit— ten und Gebraͤuchen der Hollaͤnder, die durchgehends dem großen Germanen- Stamm angehören, und der Bei— gier, die jenen gemischten Charakter an sich tragen, so wie von der ungluͤcklichen Ehe, die aus dem poliri— schen Buͤndnisse des Koͤnigreichs der Niederlande entsprin⸗ gen mußte, die Rede gewesen, daß es mindestens auch einer Beachtung wuͤrdig scheint, wie sehr ein aͤhnlicher Unterschied die Belgischen Volksstaͤmme unter sich zu einer friedfertigen Ehe eben so wenig tauglich macht, als die Belgier und die Hollaͤnder. Ja, es neigt, wie es sich jetzt auch schon zu er— weisen anfaͤngt, der Flamaͤnder sich eigentlich zu dem sprach⸗ und temperamentsverwandten Hollaͤnder mehr hin, als zu dem ungestuͤmen Wallonen, dem die verfuͤhrerische Nachbar⸗ schaft, mehr noch als sein Ursprung, eine unvertilgbare Gal— lomanie eingeimpft hat. Abermals eine Mitte diefer beiden Mitteldinge bildet der eigentliche Brabanter; er macht den Uebergang und, wie eben Bruͤssel, das Centrum aus, in wel⸗ chem sich beide vereinigen und ihren gemeinschaftlichen Halt⸗ punkt finden. Bruͤssel war es, wo, als im 16ten Jahrhun— dert der Kampf um religioͤse und bürgerliche Freiheit die Be— freiung der Hollaͤndischin Provinzen vom Spanischen Joch herbeiführte, die ubrigen der neuen Lehre fremd gebliebenen Provinzen ihren Mittelpunkt suchten, von dem aus da ent⸗ fernte Spanlen den eben nur in seinen Glaubenslehren uͤber⸗
einstimmenden Theil der Niederländer ferner auch im alten
Joche zu erhalten wußte. Ohne diese Glaubenstrennung waͤre Flandern seinen natuͤrlichen Alltirten, den noͤrdlichen Niederlanden, nie entfremdet worden. Eine Jahrhunderte lang fortdauernde Trennung, lange Kriege und graͤnznach⸗ barliche Reibungen mußten jedoch endlich eine Scheide⸗ wand auffuͤhren, die in den wenigen Jahren der Na— poleonischen und Oranischen Vereinigung nicht wieder
Beilage
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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung M 12.
ganz abgetragen werden konnte. Inzwischen haben doch die letzten 15 Friedensjahre und die milde Herrschaft des, be— sonders dem Flamaͤndischen Gewerbfleiße so sehr guͤnstigen, Holländischen Regentenhauses die stammverwandten Voͤlker, wenn auch nicht zu Bruͤdern — dem waren auch hier eine zahlreiche Klerisei und ein geschaͤftiger Adel im Wege — doch mindestens zu versoͤhnlicheren Nachbarn gemacht. Die Ver— soͤhnung wuͤrde binnen einigen Jahren vollig zu Stande ge— kommen seyn, wenn nicht eben wieder von jenem Brenn⸗ punkte aus der Aufruhr seine verderblichen Flammen uͤber das ganze Land verbreitet haͤtte. Bruͤssel war es wieder, wo, wie im Jahre 1789 der Brabanter Advokat van der Noot, der Flamaäͤndische Eiferer van Eupen und der Wallonische Gleichheitsprediger Vonck, so auch im Jahre 1839 der Braban— ter Advokat van de Weyer, der Flamaͤndische Eiferer de Potter und der Wallonische Freiheitsprediger Rogier sich zusammen— fanden und Jeder in seiner Weise den Kontagions-Stoff der Empoͤrung seiner Heimath mitzutheilen suchten. Der Zunder, der bereits durch die bekannten Petitions-Umtriebe uͤberall angehäuft worden war, und der nur eines Funkens bedurfte, um Feuer zu fassen, ist indessen bald verzehrt worden. Die Declamationen der sogenannten patriotischen Gesellschaften sind schon beinahe vergessen, und in Gent, wie in Bruͤgge und Ypern, sehnen die friedlichen Burger sich nach einer Herrschaft zuruͤck, die unter dem sichernden Schirme der ge— setzlichen Ordnung der Arbeit ihren Lohn, dem Fleiße seinen Segen verbuͤrgte. Was hier aber den Wunsch einer An schlie⸗ ßung an Holland, wenn auch unter dem besondern Dcepter des Prinzen von Oranien, erzeugte, das hat in den Wallonischen Pro— vinzen den entgegengesetzten Wunsch, den einer Anschließung an das benachbarte Frankreich, hervorgerufen. Kaͤmpfen auch in den Bischoͤflichen Residenzen Luͤttich und Doornik (Tournay) der Courrier de la Meuse und der Courrier de 'Es caut mit aller Macht dagegen, so uͤbt doch der Hunger auf die unbeschaf⸗ tigten Tuch-Fabrlkanten von Verviers und auf die ohne Loͤh— nung jetzt arbeitenden Koͤhler der Provinzen Namur und in en, noch eine großere Macht aus, als ihre Klerisei.
o ist denn aber durch diesen ausgesprochenen Wunsch eini—
ger Provinzen, dem benachbarten Frankreich sich anzuschlie— ßen, der erste Beschluß des Kongresses und durch das eben so stark in Flandern und zum Theil auch in der Provinz
laut gewordene Verlangen nach dem Prin, zen von Oranien der zweite Beschluß des Kongres— ses schon so gut als annullirt. Das Land protestirt durch die That gegen die Lehren des Kongresses, der, salls er jetzt von neuem erwaͤhlt werden moͤchte, ganz andere Mit— glieder in seinem Schoße sehen wuͤrde. Weder so viele Prie— ster einerseits, noch solche wuͤthende von Haß erfuͤllte Eife— rer, wie der gelehrte Herr Constantin Rodenbach anderer— seits, sondern Fabrikanten, Kaufleute und Gutsbesitzer wuͤr⸗ den als die wahrhaften Repraͤsentanten der beiden Flandern sich darstellen. Herr Rodenbach ist es, der jetzt seinem al— ten, den ersten Neuerungs-Eifer des Kongresses uͤberraschen⸗
Antwerpen
den Vorschlag zur Ausschließung des Hauses Nassau zu
Huͤlfe zu kommen sucht, indem er die Sectionen zur unver— zuglichen Untersuchung der Frage uͤber die ahl des kuͤnftigen Staats- Oberhauptes antreibt. Welches ist je— doch, bei der allgemein den Belgischen Thron ablehnenden Gesinnung auswaͤrtiger Fuͤrsten, die Wahl, die dem Kongresse gelassen wird, wenn sie nicht entweder auf den einzigen legitimen Kandidaten, den Prinzen von Ora— nien, oder, was bei der jetzigen Zusammensetzung des Kon— gresses das Wahrscheinlichere ist, auf eine einheimische Kapa— eitaͤt, wie den Grafen von Merode, faͤllt, dessen kluͤgstes Ver— fahren bisher noch darin bestand, daß er sich im Kongresse uͤber die wichtigsten Fragen gar nicht und hin und wieder nur mit wenigen Worten vernehmen ließ? Die Wahl möge jedoch ausfallen, wie sie will, ein ö , r en. ungluͤckseliges Land und eine schwere sorgenvolle Aufgabe wird dem Er— waͤhlten zu Theil, der, selbst unter den guͤnstigsten Umstaͤn— den, sich doch nicht die Liebe des Volks, das gar nicht be— faͤhigt dazu ist, wird erwerben konnen. Was aber bleibt dem edlen Herrscher, wenn ihm diese Liebe nicht wird, Anderes, als die Last seines Berufes? — Das Londoner Konferenz— Protokoll vom 20sten Dezember wird uns so eben durch die ier eintreffenden Belgischen Zeitungen bekannt. An der Antwort, die das diplomatische Comité darauf ertheilt hat, erkennt man den ehemaligen Napoleonischen Präfekten, Gra— fen von Celles, der spaͤter durch seine Sendung nach Rom
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zum Diplomaten sich bildete. Minder rabulistisch als sein jetzt auf Reisen befindlicher Kollege, der Advokat van de
Weyer, tritt er entschieden mit den Forderungen der neuge—
bornen Europaäischen Puissance auf. Diese verlangt nicht nur
die ganze Provinz Limburg und das Großherzogthum Luxem—
burg, die sie bisher nur zum Theil inne hatte, sondern auch
noch Hollaͤndisch Flandern, von dem sie bekanntlich noch gar
nichts besitzt, und das den Belgiern hoͤchstens, sobald sie es
anzugreifen wagen, seinen Ueberfluß an Wasser durch die ge—
oͤffneten Schleusen abtreten wird. Wohlweislich hat man bls—
her im Kongresse jede Erörterung uͤber die bei Mastricht
vorgefallenen Kaͤmpfe vermieden. Es wuͤrde hier sonst
der treulose Bruch des Waffenstillstandes, den sich die In—
surgenten abermals haben zu Schulden kommen lassen, zut
Sprache gekommen seyn. Während unsere Regierung alle
Nachrichten, die ihr in dieser Hinsicht eingehen, zur Kennt—
niß des Publikums bringt, schweigen die amtlichen Organe
der Belgier uͤber Begebenheiten, die sich 12 Meilen von der
Hauptstadt ereignen, die jedoch der neugebornen Macht nicht
sonderlich zur Ehre gereichen. Inzwischen wird dafuͤr ge—
sorgt, daß Luͤtticher Blaͤtter so viele Graͤuel als möglich von
den Hollaͤndern erzählen, denn dies ist das Mittel, dessen man
sich bedient, um sowohl das Volk gegen die alten Batavi⸗
schen Bundes-Bruͤder noch mehr zu erbittern, als um die
leichtglaͤubigen Franzssischen Nachbarn zu uͤberzeugen, wie
edel es sey, dem Unterdruͤckten gegen seine Tyrannen bei—
ustehen.
13 . 5. Jan. Die Provinzial-Staͤnde von Nord-Brabant haben eine allgemeine Kollekte zur Un— terstuͤtzung huͤlfebedürftiger Frauen und anderer Verwandten der ins Feld gezogenen Krieger angeordnet. Bei dieser Ge— legenheit hat die katholische Geistlichkeit eine oͤffentliche, an ihre Pfarrkinder gerichtete Ermahnung zur Ruhe und zum Vertrauen auf die Regierung, so wie zur Warnung gegen die verkehrten Rathschläge einiger Menschen erlassen, die ih— nen eine Regierungs-Veraͤnderung als wuͤnschenswerth dar— ellen. ö Am Neujahrstage sind etwa 59 bewaffnete Insurgenten, dem Anscheine nach von Moergestel kommend, im Dorfe Oosterwyk erschienen; sie gingen jedoch bald wieder ab, nach— dem sie einige Erkundigungen uͤber die Beamten der Gegend eingezogen hatten. r
Am 3. Januar um 7 Uhr Abends erschienen abermals, und zwar in Meersel, ungefahr 100 Belgier, die, wie man glaubt, von Hoogstraten kamen. Selbst im Dorfe Bavel, nicht weit von Ginneken, ist man durch die Erscheinung von 00 Insurgenten beunruhigt worden. Sie warteten jedoch saͤmmtlich das Ausruͤcken unserer Truppen nicht ab, sondern kehrten bald wieder zuruͤck.
Bei unsern Truppen in Tilburg herrschte gestern eine starke Bewegung; man vermuthete, daß ein Theil derselben sich nach der Seite von Mastricht begeben werde. Durch einen in der heutigen Nacht hier eingetroffenen Courier hat man die Nachricht erhalten, daß jene Festung jetzt von allen Seiten eingeschlossen ist.
Gent, 4. Jan. Es ist hier jetzt eine an den Kongreß gerichtete Bittschrift in Umlauf, in der zunäͤchst die fuͤrch— terliche Lage geschildert wird, worin sich die Einwohner von Gent seit dem 25. Aug. in Folge der seitdem eingetretenen Stockung ihres Handels und ihrer Fabriken befaͤnden; so⸗ dann wird als das einzige Mittel, dem gegenwaͤrtigen Un⸗ gluͤck abzuhelfen und 26 groͤßerem vorzubeugen, dem Kon⸗ gresse die Zuruͤck nahme seines Beschlusses vom 24. Nov. 1830, wodurch die Mitglieder der Familie Oranien Nassau von aller Gewalt uͤber Belgien fuͤr immer ausgeschlossen worden, auf das dringendste empfohlen. Bereits ist diese Bittschrift von den achtbarsten hiesigen Einwohnern, von den vornehmsten Kaufleuten, Rhedern, Fabrikherren und Huͤttenwerks-Besitzern, die nicht allein ihr eigenes, sondern auch das Interesse der ganzen Bevoͤlkerung repraäsentiren, unterzeichnet. . 6
ir Laufe der letzten 5 Jahre bis zum Eintritte der Belgischen Revolution, hat das an die hiestgen Fabrik⸗Arbei⸗ ter bezahlte Lohn wöchentlich 170 — 180,000 Gulden betra— gen. Jetzt werden im Ganzen etwa noch 5000 Gulden wö— chentlich durch Fabrik⸗-Arbeit erworben.
Bruͤssel, 6. Jan. Herr Pieson trug in der gestri⸗ gen Kongreß⸗Sitzung auf foͤlgenden Beschluß an: „In Be— tracht, daß das Londoner Protokoll vom 20. Dez., das au⸗