100
faͤnglich so angekuͤndigt wurde, als enthielte es die foͤrmliche Anerkennung des neuen Belgischen Staates, im Gegentheile nichts weiter als Mystification enthält, befiehlt der Natio— nal-Kongreß der provisorischen Reglerung von Belgien, die Gesandten von London sofort zuruͤckzuberufen und die Feind— seligkelten gegen Holland wieder beginnen zu lassen; er er— klaͤrt, daß der Sieg und das Loos der Waffen allein die Li— quidations-Frage der beiden Laͤnder entscheiden sollen, und da—⸗ mit die Holländer sich nicht durch Unwissenheit schuͤtzen, soll das gegenwartige Dekret den feindlichen Vorposten durch Parlamen— taire oder Waffen, Herolde angekuͤndigt werden.“ Dieser Antrag, den Hr. Pieson in einer Rede entwickelte, fand Unterstuͤtzung und wurde den Sectionen zur Untersuchung uͤberwiesen. Hr. v. Robaulx, der die Dringlichkeit des An— trages in Frage brachte, wurde damit zuruͤckgewiesen. Man schritt darauf zur Wahl der Mitglieder des neuen Rech— nungshofes, als dessen Prasident Hr. Fallon, Mitglied des Kongresses, erwaͤhlt wurbe. Auf den Antrag des Hrn. Char— les Rogier bildete die Versammlung noch an demselben Abende ein General⸗Comité, um von der provisorischen Regierung eine wichtige Mittheilung entgegen zu nehmen.
Ueber die Verhandlungen dieses General-Comits wird un r der Hand Folgendes berichtet: Herr Rogier setzte im Namen der provisorischen Regierung die Dringlichkeit aus— einander, unverzuͤglich zur Wahl eines Staats-Oberhaupts zu schreiten, da das Land von verschiedenen Besorgnissen so aufgeregt und von mehreren Parteien dermaßen bearbeitet werde, daß es nothwendig sey, dem durch eine entschiedene Handlung entgegenzutreten; das Land, sagte er, wurde von seiner Unruhe befreit werden, sobald es dem Provisorium ein Ziel gesteckt sehe. Zwei Mitglieder, die zugleich Ge— neral-⸗Prokuratoren sind, widersprachen der Angabe von all— gemeiner Aufregung des Landes; der Eine meinte, sie be— schraͤnke sich nur auf einige Provinzen, der Andre fuͤgte je—⸗ doch hinzu, daß saͤmmtliche Geruͤchte von Unruhen und Auf— regungen sehr übertrieben werden. Andre Mitglieder trugen auf strenge Maaßregeln zur Unterdruͤckung der Umtriebe und zur Vorbeugung von Gefahren an, wo selbige zu fuͤrchten seyen; inzwischen entschied die Versammlung, daß solche Maaßregeln nicht von noͤthen waren. Mehrere meinten, man sey im Lande zwar hier und dort mit der Langsamkeit des Kongresses unzufrieden; die große Mehrzahl der Einwoh— ner sey jedoch durchaus nicht geneigt, zu einem anarchischen Zustande zuruͤckzukehren; das beste Mittel zur Beseiti— gung der Unruhen wuͤrde die Beschleunigung so vieler noch schwebenden Maaßregeln seyn. Die Versammlung be— schloß endlich, am folgenden Tage in oͤffentlicher Sitzung den Bericht der Central-Section uͤber die Arbeiten der verschie— denen einzelnen Secttonen, hinsichtlich der Erwaͤhlung des Staats⸗Oberhaupts, zu vernehmen und die weitere Berathung sogleich an die Resultate dieses Berichts zu knuͤpsen.
Es heißt, daß sich von saͤmmtlichen zehn Sectionen nur eine einzige fur die Erwaͤhlung eines Einheimischen zum Ober— haupte von Belgien erklärt habe; viele Stimmen sollen zu Gunsten des Prinzen Otto von Baiern gesprochen haben.
Die provisorische Regierung hat die Herren Thorn und Nothomb mit außerordentlichen Vollmachten zur Organisi— rung der Civil-⸗ und Militair-Macht im Großherzogthume Luxemburg ausgeruͤstet; sie sind befugt, alle ihnen nicht an— stehende oͤffentliche Beamten sofort abzusetzen, und sollen . zehn Tagen einen Bericht uͤber ihre Sendung ab— atten. —
Deutscchlan d.
Kassel, 7. Jan. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kurfuͤrstin und Ihre Hoheit die Prinzessin Karoline sind heute Abend von Fulda in hiesiger Nesidenz eingetroffen und im Schloß Bellevue abgestiegen. ;
Die hiesige Zeitung enthalt hieruͤber folgendes Naͤ— here: „Den ganzen Nachmittag waren Abtheilungen der Buͤr—⸗ gergarde zum Empfang Ihrer Koöͤnigl. Hoheit und Ihrer Ho— heit aufgestellt; die Buͤrgergarde zu Pferde ritt der Durch— lauchtigsten Fuͤrstin entgegen und diente als Ehren-Eskorte. Um 5 Uhr verkuͤndigten vorauseilende Reiter die Ankunft Ihrer Königl. , . Allerhoͤchstwelche von dem in allen Straßen, wo die Wagen durchkamen, zahlreich gedrängten Volke mit unbeschreiblichem Jubel empfangen wurden; aus den Fenstern wehten Tuͤcher, mehrere waren mit Kraͤnzen von Laubwerk und Blumen geschmuͤckt. Se. Koͤnigl. Ho— heit der Kurfuͤrst, begleitet vom ganzen Hofstaate und den ersten Militair- und Civil-Behoͤrden, empfingen die Kur— fuͤrstin und die Prinzessin Karoline, Koͤnigl. Hoh. und Hoh., im Schloß Bellevue, vor welchem eine Compagnie Garde und eine Abtheilung der Buͤrgergarde aufgestellt war; letz—
tere machte Spalier bis ans Frankfurter Thor. Im Pa— lais wurden Ihrer Koͤnigl. H. und Ihrer H. von weißgekleideten Buͤrgertoͤchtern Gedichte und Blumen uͤberreicht. In einem Au— genblicke waren alle Haͤuser der Frankfurter Straße, mehrere des Friedrichsplatzes und der Köoͤnigsstraße erleuchtet. Unauf— hoͤrlich umdraͤngte eine freudevolle Volksmenge das Palais, und die anhaltendsten Zurufungen wurden nur durch das rau— schende Spiel der trefflichen Musik der Bürgergarde unter⸗ brochen. Ihre Koͤnigl. Hoh. die Kurfüurstin geruhten an der Seite Ihres Durchlauchtigsten Gemahls auf dem Balkon zu erscheinen; die Zurufungen ertoͤnten jetzt wo moͤglich mit ver— doppelter Starke. Ihre Koͤnigl. Hoh. verneigten sich auf das huldreichste; die Musik spielte unter allgemein begeisterter
Begleitung: „Heil unserm Kurfuͤrst Heil!“ Als Se. Koͤnigl.
Hoheit der Kurfürst das Palais Bellevue verließen, um nach Wilhelmshoͤhe zurückzukehren, begleitete Allerhoͤchstdenselben aufs neue der Jubelruf eines treuen, von den schoͤnsten Hoff— nungen erfuͤllten Volkes. Abends um 11 Uhr brachte die Buͤrgergarde Ihrer Koͤnigl. Hoh. der Kurfuͤrstin eine Fackel⸗ musik mit den wiederholtesten lauten Vivatsẽ.“ Se. Hoheit der Kurprinz ist in verwichener Nacht hier eingetroffen. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kurfuͤrst haben das Ministe— rium des Innern dem Staats-Minister von Schminke und die hierdurch erledigte Stelle des Staats,Ministers der aus— wärtigen Angelegenheiten dem Geheimen Kabinetsrath von Meysenbug uͤbertragen; ferner haben Se. Koͤnigl. Hoheit den Regierungs-Direktor Hassenpflug zum Praͤsidenten der Regierung fuͤr die Provinz Niederhessen und den Ministe— rialrath Rieß zum Direktor der Regierung fuͤr die Provinz Hanau ernannt. Kassel, 8. Jan. Am heutigen Tage fand die feier— liche Uebergabe der Verfassungs-Urkunde statt, wobei der Erbmarschall eine Rede hielt, in welcher derselbe Sr. Koͤ⸗ niglichen Hoheit dem Karfuͤrsten dankte und um die Geneh— migung bat, Sr. Koͤnigl. Hoheit, nach dem Wunsche der dankbaren Staͤnde, zum Andenken des heutigen Tages, eine Statue errichten zu durfen, was von dem Kurfuͤrsten geneh— migt wurde. Wahrend der Eidesleistung erfolgten 101 Ka⸗ nonenschuͤsse. Nach derselben verließ der Kurfuͤrst den Thron und nahm die Gluͤckwuͤnsche des diplomatischen Corps an. Die Verfassungs-Urkunde enthält folgende Abschnitte: IJ. Von dem Staatsgebiete, der Regierungsform, Regie⸗ rungsfolge und Regentschaft. II. Von dem Landesfuͤrsten und den Gliedern des Fuͤrstenhauses. III. Von den allgemeinen Rechten und Pflichten der Unterthanen. IV. Von den Ge— meinden und von den Bezirksraäͤthen. V. Von den Stan— desherren und den ritterschaftlichen Koͤrperschaften. VI. Von den Staatsdienern. VlI. Von den Landstaäͤnden. VIII. Von den obersten Staatsbehoͤrden. IX. Von der Rechtspflege. X. Von den Kirchen, den Unterrichts-Anstalten und den milden Stiftungen. XI. Von dem Staatshaushalte. XII. All— gemeine Bestimmungen, voruͤbergehende Bestimmungen.
Schweiz.
Bern, 1. Jan. In der vorgestern gehaltenen 5ten Sitzung der Tagsatzung wurde beschlossen, daß zwar ein ei— gentliches Aufgebot des Bundes-Auszugs noch nicht stattha— ben solle, wohl aber die Einuͤbung der Truppen in den Kan— tonen. Auch soll eine imposante Landwehr errichtet und da— bei vorzuͤglich auf Schuͤtzen Ruͤcksicht genommen werden. Vor der Hand aber wurden der große Stab und die Brigadestaͤbe sammt etwas Kavallerie einberufen, auch das Kriegs-Kom⸗ missariat unter Leitung des Hrn. Obersten Pourtales wird sich in Luzern versammeln. Bis zum hten d. ist nunmehr die Tag⸗ satzung vertagt und wird dann in Luzern wieder zusammen⸗ treten.
sigen Schritte bei allen Kantonen zu Bereithaltung des zur Bundes⸗Armee zu liefernden Materlellen und allfaͤllig erfor⸗ derlicher Ergaͤnzung aller Vorraͤthe von Kriegs-Beduͤrfnissen an Geschuͤtz, Munition, Fuhrwerken u. s. w.
Die Anzahl derer, welche zu der Stelle eines Befehls—⸗ habers des Kante Herre in Vorschlag gebracht werden
sollen, mehrt sich. Voran steht (wie der Schwelzerische
Korrespondent meldet) der General Noten, ein Walli— ser, welcher sich in Spanien unter Mina Erfahrung sammelte. Dann der Oberst Wattenwyl von Rubigen aus Bern, wel— cher nach dem Ausbruch der Revolution als Oberst in Eng—
lischen Diensten stand. Ferner der Oberst Salis aus Buͤnd⸗
ten, der das erste Schweizer⸗Regiment der Garde des Koͤnigs von Frankreich befehligte. Dann der eidgenoͤssische Oberst
Guiger von Prangins; Zuͤrch endlich soll einen Genfer, Hrn.
Constant de Rebecque, empfehlen.
Die Militairaufsichts-Behoͤrde macht bereits die vorlaͤu⸗
toi
Schaffhausen, 4. Jan. Im Kanton Basel neigt es sich wieder zu Aufregungen. Rothe Kokarden mit dem wei— ßen Kreuz erscheinen auf Huͤten und Muͤtzen. Zu Gelter— kinden war am sten eine Volksversammlung, welche Wal— dungen fuͤr die Gemeinden reklamirt.
Zu Aargau versammelte sich am Asten der große Rath. Der wichtigste Theil seiner Verhandlungen waren die Er— gaͤnzungs-Wahlen fuͤr den kleinen Rath und das Appella— tionsgericht. Die Meinungen waren getheilt; mehrere woll— ten eine provisorische Bestaͤtigung des gesammten Personales beider Behoͤrden bis zur Einfuͤhrung der neuen Verfassung, zu welchem Ende sie sich vorzuͤglich auf einen Vorgang im Jahr 1814 stuͤtzten, der aber denn doch nicht ganz auf die gegenwaͤrtigen Verhaͤltnisse paßt. Die an ern dagegen dran— gen auf Ergaͤnzung beider Behoͤrden nach Vorschrift der jetzt noch in Kraft stehenden Verfassung, doch wollten sie, daß ausdruͤcklich zu Protokoll genommen werde: es seyen diese Wahlen nur bis zu Einfuhrung der Verfassung guͤltig. Diese Meinung erhielt eine Mehrheit von 73 Stimmen gegen 27. Am folgenden Tag wurden saͤmmtliche Austretende wieder gewaͤhlt.
Italien.
Rom, 30. Dez. Am 24Asten d. uͤberreichte der Marquis v. Latour⸗Maubourg als Franzoͤsischer Botschafter dem Kon— klave das Kondolenzschreiben seines Souverains wegen des Ablebens Pius VlII. und hielt dabei eine feierliche Anrede an das heilige Kollegium, die vom Kardinal de Gregorio im Namen der Kardinaͤle erwiedert wurde. s
In den letztverflossenen Tagen schwoll der Tiber durch anhaltende Regenguͤsse und bei stark wehendem Suͤdwestwinde dergestalt an, daß am 27sten und 28sten die niedrig gelege— nen Theile der Stadt, namentlich die Straßen Ripetta und dell' Orso, der Platz vor dem Pantheon und der Ghetto unter Wasser standen. Gestern begann das Wasser am Tage zu sinken, hob sich aber am Abend wieder.
Die Bevoͤlkerung Roms belief sich zu Ostern 1830 auf 147,285 Seelen, worunter 30 Bischoͤfe, 1455 Priester, 1986 Moͤnche und Ordensgeistliche, 1385 Nonnen, 560 Semina— risten u. s. w.; sie hat gegen die des vorigen Jahres um 2744 Seelen zugenommen.
— Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Rom vom 28. Dez.: „Gestern hielt der Franzoͤsische Gesandte im Konklave seine Rede. Da sie in der hiesigen offiziellen Zeitung noch nicht abgedruckt ist, so laͤßt sich uͤber deren Inhalt nichts Gewisses sagen. Es lauft aber im Pu— blikum das Geruͤcht, der Gesandte habe sich uͤber das Prin— cip der Nicht-⸗Intervention, welches sein Monarch in der weitesten Ausdehnung aufrecht zu erhalten gesonnen sey, auf eine solche Art ausgesprochen, daß es scheine, als wolle Frank— reich selbst von seinem Veto keinen Gebrauch machen. — Was die Skrutinien im Konklave betrifft, so erhaͤlt sich fort— wahrend das Geruͤcht, die Stimmen seyen zwischen den Kar— dinäͤlen Pacca und de Gregori getheilt; indessen ist bekannt, daß man dem, was man daruͤber wissen will, nicht zu viel Glau— ben beimessen darf. Fremde und Einheimische vereinigen sich, die Einen der Feierlichkeiten und des Karnevals, die Andern der allgemeinen Noth wegen, in dem Wunsche, die Wahl so bald als moͤglich zu Stande gebracht zu sehen. Die sehr zahlreiche Klasse der Tageloͤhner findet bei dem unausgesetzten Regenwetter und den Ueberschwemmungen des Tiber wenig Arbeit, und man hat sich unter diesen Umstaͤnden genoͤthigt gesehen, in Gemaͤßheit einer alten Stiftung Brod unter die—
selben vertheilen zu lassen. — Einige vor kurzem hier vorge⸗
fallene Verhaftungen sollen keinesweges von wichtigen Ursachen herruͤhren, und man hoͤrt bei der Unbedeutsamkeit der Per— sonen fast nicht mehr davon sprechen.“
Neapel, 20. Dez. Durch eine Königl. Verordnung vom vorgestrigen Datum wird allen, wegen politischer Verge— hen Verurtheilten die Haͤlfte der gegen sie verhaͤngten Strafe erlassen. Die Galeerenstrafe wird fuͤr dieselben in einfaches Gefaͤngniß, die der ewigen Verbannung in 5jaͤhriges Exil gemildert. Ein fruͤheres politisches Vergehen hort auf, ein Hinderniß fuͤr die Zulassungen zu oͤffentlichen Aemtern zu seyn. Die aus politischen Gruͤnden außer Aktivitaͤt gesetzten Offiziere koͤnnen sich um alle Civil-Aemter bewerben, zu de— nen sie die erforderlichen Eigenschaften besitzen.
Portugal.
Ein in England eingegangenes Privatschreiben aus Lis— sabon vom 15. Dez. bringt Folgendes: „In den letzten
Tagen war hier das Geruͤcht, daß binnen kurzem von hier
Truppen nach der Provinz Minho marschiren sollen, wes—
halb aber, daruͤber herrschen die verschiedensten Meinungen. Einige fuͤhren als Grund dazu eine beabsichtigte Landung in Terceira an, was jedoch unter den dermaligen Verhaͤltnissen nicht sehr wahrscheinlich ist, obgleich man hinzufuͤgt, daß die Negierung von Terceira 3 große Schiffe als Beistand aus Brasilien erwarte, wovon das eine vorgeblich von der Regie— rung, das zweite von der Kaufmannschaft in Rio und das dritte von der Kaufmannschaft in Bahia ausgeruͤstet seyn soll. Auch spricht man von einer Seiten Frankreichs neuer⸗ dings an die Spanische Regierung gemachten Forderung von 80 Millionen, die noch von dem letzten Aufenthalt der Fran⸗ zoͤsischen Truppen in Spanien herruͤhrt. Der gegenwaͤrtige Zustand der Europäischen Angelegenheiten erregt uͤbrigens hier nothwendigerweise große Besorgnisse. — Seit der letzten Jagdpartie Dom Miguels fanden hier keine Verhaftungen statt, bis vor einigen Tagen, wo ein Mann arretirt ward, der als Geschaͤftsmann auf oͤffentlicher Auction Waffen ge— kauft hatte.“
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
New-⸗Hork, 1. Dez. Am 26östen v. M. feierten die hier anwesenden Franzosen die letzte Pariser Revolution. An die von ihnen veranstaltete große Prozession hatten sich die hiesigen Gewerke mit ihren Zeichen und Fahnen ange— schlossen; die ganze Stadt war in Bewegung; an Mittags mahlen, Trinkgelagen, Gesaͤngen und lauten Freudensbezeu— gungen mangelte es nicht, indessen ist, so weit man erfahren, kein Ungluͤck vorgefallen.
Es heißt, der bei unserer Regierung akkreditirte Mexi— kanische Gesandte Herr Tornel habe den in den Vereinigten Staaten angestellten Mexikanischen Konsuln anbefohlen, nur Mexikanern Pässe nach solchen Haͤfen zu ertheilen, die zwischen Tamaulipas und Galveston liegen; diese Maaßregel hat hier einen sehr unguͤnstigen Eindruck auf Alle gemacht, die mit Mexiko in Verbindung stehen.
Der Oesterreichische General-Konsul, Baron von Lede⸗ rer, hat oͤffentlich bekannt gemacht, daß jeder Sklave von dem Augenblick an frei sey, wo er Oesterreichischen Boden betraͤte, indem seine Regierung anerkenne, daß jeder Mensch . ,,. Recht und Anspruch auf buͤrgerliche Frei⸗ heit habe. ;
Aus der letzten Volkszählung ergiebt sich, daß in der Stadt und der Provinz von Philadelphia die Zahl der Be— wohner sich binnen 10 Jahren um 58,000; binnen 20 um S3, 000 und binnen 30 um 114,000 Einwohner vermehrte; sie belaͤuft sich dermalen auf 195,000.
—q3n land.
Berlin, 11. Jan. Nachrichten aus Schlaß Reisen (im Großherzogthum Posen) zufolge, ist daselbst Ihre Durchlaucht die verwittwete Frau Fuͤrstin Karolina Sulkowska, geborne Graͤfin von Bubna und Cittitz, am 7Jten d. M Abends in ihrem 72sten Lebensjahre an Alterschwaͤche und Abzehrung sanft und ruhig verschieden.
— Die Breslauer Zeitung meldet: „Am 1. Jan. verfuͤgte sich eine Deputation des Offizier-Corps der 11. Di— vision zu ihrem fruͤheren Commandeur, Sr. Excellenz dem Hrn. General- Lieutenant außer Dienst, Freiherrn Hiller von Gärtringen, um ihm Gluͤck zu wuͤnschen und zu—
gleich als Zeichen ihrer Hochachtung und Verehrung, so wie
zur Erinnerung an die wichtigsten Tage seines thatenreichen und ruhmvollen Kriegerlebens, einen Ehrendegen zu uͤberrei⸗ chen. Mit freudiger Ruͤhrung empfing der ehrwuͤrdige Ve⸗ teran, der seit dem Jahre 1784 mit Deutscher Treue dreien Koͤnigen von Preußen im Heere gedient hat, diesen Bewels von Liebe aus den 6 seiner braven Kameraden.“ — Nach der weitern Mittheilung jenes Blattes enthält der De⸗ gen die Namen von 61 Gefechten und Schlachten, in denen der Herr General mitgekaͤmpft hat.“
— Aus Bres lau vom Jten d. wird gemeldet: Heute Abend nach 6 Uhr hatten wir hier den fuͤr unsere Gegenden hoͤchst seltenen Anblick eines Nordlichts, dessen hoch in den Himmel herauf reichende Strahlen vom lichtesten Weiß abwechselnd bis ins glanzendste Dunkelroth uͤbergingen und mit dem 5 6 einer fernen Feuersbrunst einige Aehnlichkeit atten.
— Auch in Stettin ist am Tten d. das schoͤne Nord— licht beobachtet worden. Die dasige Zeitung meldet folgendes Nähere hieruͤber: „Man bemerkte zuerst um 6 Ühr Abends am noͤrdlichen Horizonte einen dunkeln Kreis— abschnitt, den man fuͤr eine Wolke gehalten haben wuͤrde, wenn in demselben nicht die Sterne fuͤr ein gutes Auge sicht—⸗