1831 / 15 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 15 Jan 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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und fuͤr deren erklaͤrte Feinde galten, zu sich her— uͤber zu reißen. Diese zahlreiche, wohlhabende und kraͤf— tige Klasse, meistentheils Abtoͤmmlinge von Englischen und Schottischen Kolonisten, war es, in welcher die Englische Regierung allzeit ihre beste Unterstuͤtzung fand, die aber jetzt durch das Benehmen der Tories gegen sie erbittert sind, indem sie sich von ihnen, mit denen sie sich auf immer und ewig mit Leib und Seele verbunden glaubten, durch de— ren Bewilligung der Emancipation verrathen und geopfert glaubten, und mit Unwillen auf England hinblicken, besonders, da sie zu den jetzigen Ministern als Whigs, ihren alten poli— tischen Gegnern, kein Herz fassen koͤnnen. O' Connel suchte sie durch die kriechendsten Schmeicheleien zu gewinnen, sie sind jetzt seine Freunde und Bruͤder, ihre Farbe ist die sei— nige geworden, und ein Beweis, wie viel dieser Mensch uͤber das Volk vermag es ist ihm, ohne alle Schwierigkeit ge— lungen, die Katholiken der niedern Klassen zu bewegen, die ihnen so verhaßte Oranienfarbe mit dem Gruͤn, dem alten Abzeichen des Vaterlandes, (in neuerer Zeit des Katho—

licismus) in Fahnen, Schaͤrpen und Kokarden, wie er es selbst

thut, vereint zu tragen. Ja, bet einem großen Festmahle zu Drogheda ließ er sogar die Gesundheit der Oranien-Maͤn— ner in Boyne,Wasser dem Flusse, an dem die Katholiken auf Jahrhunderte uͤberwaͤltigt wurden trinken und die

ßelodie des Boyne⸗Wasser Gesanges mehrere Male au fspie— len, womit die Oranien-Partei so lange der Erniedrigung ihrer Gegner zu spotten pflegten. Aber nach der Sprache der Journale, die im Interesse dieser Partei schreiben, sieht die, selbe nur zu gut den Grund dieser Heuchelei ein und wird, statt O Connel in seinem Streben beizustehen, welches zum wenigsten zur Theilung der Kirchenguͤter zwischen der katho⸗ lischen und protestantischen Geistlichkeit führen mußte, und zwar zu einer verhaͤltnißmaäͤßigen Theilung, welche den An— theil der Letzteren ungemein schmaͤlenn wuͤrde, wenn es nicht ganz und gar zur Unterdruͤckung der Protestanten und des Protestantismus fuhrte, (denn welche Großmuth, Gerechtig⸗ keit oder Duldung ließe sich von einem so unwissenden Poͤbel erwarten, wenn er einmal die Herrschaft des Landes in seiner Ge— walt haͤtte) statt O' Counels Zwecke zu unterstuͤtzen, sich hof⸗ fentlich an eine Regierung anschlteßen, welche sich ent sch lossen zeigt, so viel an ihr liegt, die Aufloͤsung des Reiches zu verhindern

und die treuen Unterthanen zu beschützen, denn nach den Irlaͤndi⸗

schen Zeitungen hat sie so eben Anstalten getroffen, den Zustand der Waffen der freiwilligen Reiterei (Veomanry ca7alery) zu besichtigen woraus man schließt, daß dieselbe bald in Thaͤ— tigkeit gesetzt werden wird; welches um so wahrscheilicher

ist, da nebst den O'Connellschen Versammlungen feit kurzem

in einigen Gegenden die Bauern wie zu oͤffentlichen Spie— len sich zu vielen Tausenten zu versammeln pflegten und da— bei durch ihre Masse mehrere Geistliche zwangen, von ihren Zehnten so viel nachzulassen, als man von shnen forderte. Dergleichen Versammlungen hat die Regierung auch so eben in einem Rundschreiben an die Behoͤrden fuͤr gesetzwidrig er— klaͤrt und fordert dieselben unter schwerer Ahndung etwani— ger Nachlaͤssigkeit auf, dieselben durch alle ihnen zu Gebote stehende Mittel zu verhindern, oder, wo sie schon statt findet, zu zerstreuen. O Connell jedoch, welchem kein Nebenweg zu schlecht ist, wenn er nur seinen Zwecken dient, soll darauf verfallen seyn, in allen Theilen des Landes bestaͤndig auf ein⸗ ander folgende Versammlungen von jedesmal hundert Perso⸗ nen zu berufen, welche alle um die Aufloͤsung der Union an—

halten sollen; er denkt, daß man solche Versammlungen, ihrer

Geringfuͤgigkeit wegen, nicht fuͤr gefaͤhrlich, bedrohlich oder ruhestoͤrend erklaren könne.

Niederlande.

Aus dem Haag, 9. Jan. Die energischeren Ent— schluͤsse unseres Kabinettes haben, wie schon letzthin angedeu⸗ tet, auf den Volksgeist die wohlthaͤtigsten Wirkungen ge⸗ äußert. Im Norden droht nur dann Gefahr, wenn Halb⸗ heit und Mangel an Zuversicht Raum gewinnen; des Vol— kes Herz ist in der Gewalt seiner Staatsmänner und Feld⸗ herren, wo sie es verwenden wollen: und sie müssen es verwenden. Die Schelde⸗Frage und die Sprache der Bruͤs⸗

seler Diplomaten haben in allen Klassen eine Erbitterung er—

zeugt, welche fuͤr bie National-Ehre und Selbststaͤndigkeit des Landes gute Fruͤchte tragen kann. Die Scenen vor Mast—⸗ richt trugen nicht minder dazu bei. Bedeutende Abtheilun⸗

gen von Milizen und Freiwilligen sind aus Nord, Brabant

aufgebrochen; alle von Üngewoͤhnlicher Lust ergluͤht, mit dem Feinde einmal in offener Schlacht gegenuͤber sich zu mes⸗— sen; denn bereits fingen die Gemuͤther an, uͤber die Unbe— quemlichkeiten und Nachtheile eines Waffenstillstandes, der gleichwohl von den Belgiern nicht gehalten und niemals ganz

bestimmt angezeigt worden, so wie uͤber das unruͤhmliche Loos unthätiger Bewachung leerer Mauern, verdrießlich und klein— laut zu werden. Es scheint, des Generals van Geen letzte Zusammenkunft mit Sr. Majestaͤt dem Koͤnige sey nicht ohne Erfolg geblieben. Wir haben Briefe ausgezeichneter Soͤhne hiesiger Familien vor uns, welche uͤber die Hoffnung eines baldigen unmittelbaren und heftigen Zusammentreffens mit den Insurgenten jubeln. Während dle Meisten der Ansicht sind, daß vor Mastricht in den nächsten Tagen ein entschei⸗ dender Schlag erfolgen werde, glauben Andere, daß die Truppen-⸗Maffe von mehr als 16,0569 Mann, an deren Spitze der Herzog Bernhard von Sachfen, Weimar ausgezogen, eine rasche Seiten-Bewegung versuchen und gegen Antwerpen vordringen werde, um die Belgier da, vielleicht bald in Bra— bant selbst, zu uͤberraschen und zum Abschluß eines ehren⸗ vollen Endvergleiches der ungluͤckseligen Angelegenheit, im Herzen des Aufstandes selbst, mitzuwirken. Gewinnen die Hollander den zu erwartenden Hauptschlag, so duͤrfte eine Contre-⸗Revolution und der Anschluß Flanderns und Antwer— pens an den Norden, verlleren- sie ihn, eine Insur⸗ rectiön und der Verlust Nord-Brabants, vielleicht auch Gel— derlands, die unausweichliche Folge seyn. Es sind alle Gruͤnde vorhanden, um uͤberzeugt zu seyn, daß die National ⸗Kraft des Nordens bei dem ersten passenden Anlaß sich noch ein— mal voͤllig entwickeln und die mehrmonatlichen ungerechten Vorwuͤrfe von Feigheit und Indolenz auf glaͤnzende Weise widerlegen werde. Auch die Begeisterung der Hollaͤnder hat etwas Eigenthuͤmliches, Berechnetes und Vor bereitetes; aber der Verstand, mit Muth und Treue vereinigt, hat schon oft den ungestuͤmsten Gegenkraͤften von dieser Seite her Trotz geboten. Was mich selbst betrifft, so glaube ich, daß binnen wenigen Wochen Hollands Schickfal und Rolle entschieden werden wird, und alle Anzeichen sind fuͤr ruhmvolle Ent— scheidung.

Amsterdam, 8. Jan. Nachrichten zufolge, die von der Armee hier eingegangen sind, finden die Bewegungen unserer Truppen fortwaͤhrend in vorschreitender Richtung statt; und zwar scheinen sie zunaͤchst den Zweck zu haben, einen ernsten Angriff auf Mastricht zu verhindern. Unsere Avant-Garde hat Tilburg verlassen und den Weg nach der Provinz Limburg eingeschlagen.

Antwerpen, 8. Jan. Die Schelde geht neuerdings mit Eis. Die Stellung des Hollaͤndischen Geschwaders ist fortwährend unverandert.

Das Nordlicht wurde gestern Abend auch hier beobach— tet; die Erscheinung sing hier bereits gegen 5 Uhr an und setzte anfaͤnglich die Stadt in Unruhe, da man eine Feuers— brunst wahrzunehmen glaubte.

Bruͤssel, 9. Jan.

Einfuhrzolles von auslaͤndischem Eifen, Eisen- and Stahl⸗ Waaren vorgelegt. Mehrere Mitglieder verlangten vom di⸗ plomatischen Comité die Mittheilung von Depeschen, welche, dem Geruͤchte nach, am vorigen Tage von Paris eingegan— gen waͤren. des diplomatischen Comité, vergebens versicherten sie, daß die eingegangenen Schreiben keinen amtlichen Charakter haͤtten; die Herren v. Robaulx, v. Meenen u. s. w. bestanden auf die Mittheilung, und so bestieg denn endlich der Graf v. Aerschott, Mitglied des diplomatischen Comité, die Red—⸗ nerbuͤhne und sagte: „Am Zten d. machte Hr. Rodenbach einen auf die Wahl des Staats-Oberhauptes Bezug haben den Antrag, der den Sectionen uͤberwiesen und auf der Stelle in Berathung gezogen wurde. Mehrere Sectionen

gaben die Meinung ab, daß man auf den Prinzen Otto von Das diplomatische Comitè

Baiern die Wahl lenken könne. hielt es demnach fuͤr seine Pflicht, Hrn. Gendebien, unsern Gesandten in Paris, zu beauftragen, das Franzoͤsische Mi⸗

nisterium hinsichtlich disser Wahl auszuforschen, und es wurde zu diesem Zwecke ein Courier an ihn abgesfandt. Herr Gen

debien hat uns darauf durch folgendes Schreiben geantwortet: „Paris, 5. Jan. 9 Uhr Abends.

An den Herrn Grafen von Celles, Vice-Praͤsi— denten des diplomatischen Comité. .

Herr Graf! Ihren Courier haben wir heute Abends um

Uhr erhalten. Nachdem ich mich mit den Depeschen be— kannt gemacht hatte, begab ich mich auf der Stelle zu Sr. Excellenz dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Sebastiani. habt, laͤßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Se. Excellenz erneuerte mir die Zusicherung, daß Frankreich auch ferner das groͤßte Interesse an unseren Angelegenheiten ne hmen wuͤrde,

Beilage

ö Dem National⸗Kongresse wurde in seiner gestrigen Sitzung ein Gesetz wegen Erhoͤhung des

Vergebens protestirten dagegen die Mitglieder

Die Unterhaltung, die ich mit ihm ge⸗

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung M 15.

und daß es aus allen Kraͤften Alles unterstuͤtzen werde, was zu unserer definitiven Konstituirung gereichen koͤnne. Die Er— waͤhlung des Prinzen Otto wird die Genehmigung des Koͤ—⸗ nigs Lubwig Philipp erhalten, und der kuͤnftige Koͤnig von Belglen wird sicherlich eine Prinzessin der Koͤniglichen Familie von Frankreich, die Prinzessin Marie, dritte Tochter des Königs, erhalten. Fuͤr den Augenblick wuͤrde inzwischen der Vorschlag nicht gemacht werden koͤnnen, da die Prinzessin krank sey. Frankreich, sagte mir Herr Seba— stiant, wird niemals vergessen, daß Belgien sein natuͤrlicher Verbuͤndeter ist. Die Gleichfoͤrmigkeit der Sitten, der Re— ligion, der Sprache befiehlt uns, immer einig zu bleiben. Es besteht eine zu große Sympathie unter uns, als daß es an—⸗ ders seyn konnte. Frankreich wird Belgien immer in Allem unterstuͤtzen, was gerecht seyn wird. Belgiens Rechte sind ihm eben so theuer, als seine eigenen, und muͤßte es sie mit den Waffen in der Hand behaupten, so wuͤrde Frankreich dazu seine ganze Gewalt gebrauchen und sich wie ein einzi— ger Mann erheben.“ ö 3

Graf von Aerschott fuhr fort: „Dies ist das Schrei— ben des Herrn Gendebien (das jedoch nicht ganz woͤrtlich, sondern bloß seinem wesentlichen Inhalte nach von den Be— richterstattern der Bruͤsseler Blaͤtter wiedergegeben wurde). Folgendes ist das zweite hier eingegangene und von Herrn Firmin Rogier, unserm Legations-Secretair in Paris, un—

terzeichnete Schreiben: „Paris, 6. Jan. 11 Uhr Nachts. An den Herrn Vice-Praäͤstdenten des diplomati— schen Comité.

Herr Graf! Da Herr Gendebien von einem heftigen Kopfschmerz befallen ist, so beauftragt er mich, an seiner Stelle Ihnen zu schreiben. Die Antwort des Central⸗Comitè auf das Protokoll vom 20. Dezember ist hier ungemein ge— hilligt worden. dan findet sie voll Adel und Wuͤrde. Die Frage hinsichtlich unserer Granzen hat man vollkommen be— griffen. Der Herr Graf Sebastiani hat die Versicherung ertheilt, daß Frankreich die Zerstuͤckelung Belgiens nicht ge— statten koͤnne, und daß man das Grundgeblet den Nachbarn bloßstellen wuͤrde, wenn man Venloo und Mastricht aufgaͤbe. Man faͤngt auch an, die Frage uber Luxemburg besser zu begreifen und ist nicht mehr so sehr als sonst der Meinung, daß diese Provinz zu Deutschland gehoren muͤsse. Das Ka— binet vom Haag bringt durch sein Benehmen Alles gegen sich auf. Herr Sebastiani sagte uns, daß, wenn die Hol— laͤndische Regierung noch nicht endlich ihre Zustimmung zur Oeffnung der Schelde gegeben habe, Frankreich bald sich ver— pflichtet halten wuͤrde, sie dazu zu zwingen. Die Erwaͤhlung des Prinzen Otto von Baiern wird hier gebilligt werden; zugleich wird man die Regentschaft anerkennen, die der Kon⸗ greß ihm erwählt. Die dritte Tochter des Koͤnigs Ludwig Philipp wird ihm bewilligt werden. Der Koͤnig hegt ein zu großes Interesse fuͤr unser Belgien, als daß er ihm nicht eine Koͤnigin aus seiner Familie zugestehen sollte. In Bezug auf einen Handels ⸗Vertrag zeigt man sich sehr geneigt gegen

uns. Der Minister ist uͤber die Moͤglichkeit der Zulassung un—

serer Kohlen, unseres Eisens und unserer Tuͤcher ausgeforscht worden. Es ist auf das bestimmteste geantwortet worden, daß man Alles bewilligen wolle, was nicht dem Interesse Frankreichs schnurstracks zuwider sey. „Belgien“, sagte Hr. v. Sebastiani, „„ist unser theuerster Alliirter; wir wer⸗ den es mindesteus wie eine Schwester behandeln, da es uns einmal nicht naͤher angehören kann.““ Wir haben mit den Ministern von den Bewegungen gesprochen, die sich in Bel⸗ gien von allen Seiten zu Gunsten Frankreichs manifestirten, und wir fragten, was das Ministerium thun wuͤrde, wenn Belgien von selbst käme, sich Frankreich anzubieten oder von ihm einen Fuͤrsten zu sordern. Der Minister antwortete: „„Der Konig Ludwig Philipp wuͤrde Belgien nicht anneh— men und Euch zu gleicher Zeit einen seiner Soͤhne zum Fuͤr— sten verweigern. Der Koͤnig will den Krieg nicht, und Ihr duͤrft ihn eben so wenig wollen. England, ganz Europa wuͤr de aber diesen Krieg beginnen, wenn Ihr Euch mit Frankreich pereinigtet. Dieser Krieg wuͤrde auf Eurem Boden und auf Eure Kosten geführt werden; Ihr wuͤrdet dabei unermeß— lich verlieren.““ Aber, entgegneten wir, gesetzt, den Fall, daß sich Belgien in eine Republik konstituirte? „„Dann“, antwortete der Minister, „„wuͤrde Euch keine Macht anerkennen, und Ihr wuͤrdet Euch selbst uͤberlassen bleiben.““ Wenn nun aber die Belgier einen einheimi—

schen Fuͤrsten erwaͤhlten? „„So wurde derselbe Fall wie bei der Republik eintreten: Ihr wuͤrdet von Niemand anerkannt werden; Frankreich allein wuͤrde Euch vielleicht noch aner⸗ kennen. Die Erwaͤhlung des Prinzen Otto würde Euch viel guͤnstiger seyn, und die Anerkennung aller Maͤchte duͤrfte dann nicht ausbleiben.““ Hier endigte die Unterhaltung mit Herrn Sebastiani. Ich glaube, Ihnen ein Vergnuͤgen gewaͤhren zu koͤnnen, indem ich Ihnen anzeige, daß der Ruß— sische Botschafter uͤbermorgen in feierlicher Audienz beim Koͤ— nige seine Beglaubigungs-Schreiben uͤberreichen wird. Der Herzog von Mortemart wird seinerseits als außerordentlicher Franzoͤsischer Gesandter nach St. Petersburg abgehen.“

Als Graf von Aerschot die Redner-Buͤhne verlassen hatte, erhoben sich einige Diskussionen uͤber die Frage wegen Eröffnung der Scheldèe. Herr Osy sagte, es sey in den Schreiben gus Paris von der Oeffnung dieses Stromes, wie von einer ausgemachten Sache, die Rede; er wuͤnsche jedoch zu wissen, aus welchen Gruͤnden das diplomatische Comité mit solcher Bestimmtheit dies erwarte? Hr. Le Hon antwortete: „Ich glaube keinesweges, daß die Hollaͤndssche Reglerung bereits ihre Zustimmung ertheilt habe, die Schelde frei zu geben. Der Franzoͤsische Minister hat sich geirrt, wenn er fruher sagte, daß diese bereits erfolgt sey. Es ist kein amtliches Aktenstuͤck vorhanden, aus dem dies hervorge⸗ hen wurde.“ Hr. Osy entgegnete darauf: „Und doch hat es auch Hr. Nothomb, ein Mitglied des diplomatischen Co⸗ mit«, von dieser Rednerbuͤhne uns angekuͤndigt. Man sagt uns in der That nichts, als schwankende Dinge. Auf die⸗ selbe Weife erzaͤhlte man uns auch fruͤher, daß unsere Unab⸗ haͤngigkeit anerkannt sey, erwaͤhnte aber dabei des Proto⸗ kolls vom 20. Dezember mit keiner Sylbe.“ Hr. Ch. Ro— gier meinte: „Ohne uͤber die Worte zu streiten, deren Hr. v. Sebastiani sich bedient hat, durften wir doch die Geneigtheit, die er fuͤr die Eröffnung der Schelde dargelegt hat, als ein gutes Vorzeichen ansehen.“ Mehrere Mitglieder verlan— gen, daß man den Waffenstillstand breche und Holland eine Frist setze, binnen welcher es die Schelde oͤffnen muͤsse Hr. Jottrand will, daß man den 20. Januar als einen solchen Termin ansehe. Hr. v. Robaulrx dringt darauf, daß man unverzüglich zu dem Antrage des Herrn Pirson, wegen der Kriegs-Erklaäͤrung gegen Holland, schreite. Man beschloß je⸗ doch, daß dieser Antrag erst, nachdem er den gewohnlichen Weg durch die Sectionen gemacht, zur Berathuͤng kommen soll. Schließlich kam man uͤberein, auch am folgenden Tage (Sonntags) eine oͤffentliche Sitzung zu halten.

In Gent war man wegen eines Aufstandes besorgt, der, wie es hieß, am 19. Januar zu Gunsten des Hauses Ora⸗ nien ausbrechen wuͤrde.

General Nypels ist heute von hier abgereist, um seln Haupt-Quartier nach Herenthals zu verlegen. Ansehnliche Steitkraͤfte sollen sich an den belden Nethen koncentriten.

Hiesigen Blättern zuselge hat man eine dem vor— gestrigen Nordlicht ähnliche Erscheinung vor 5 65 Wochen ebenfalls hier beobachtet.

Deutschlan d.

Kassel,. 9. Jan. Se. K. H. der Kurfuͤrst haben den In⸗ specteur der Infanterie, General⸗Major v. Haynau, zum Gene⸗ ral-Lieutenant, und die Obersten: Boͤdicker, Inspeeteur des Garde⸗Jaͤger⸗ und der FuͤsilierBatalllons, v. a, Com mandeur des Leibgatde⸗Regiments, v. Bardeleben, Eomman⸗ deur des 2ten Lnien-Infanterie⸗Regiments, und Muͤlbner v. Muͤlnheim, General⸗Adjutant, zu General⸗Majors zu er—

nennen geruht.

Nachstehendes ist die Fortsetzung der (gestern abge— brochenen) Verfassungs-Urkunde fuͤr Kur hessen.

Fünfter Abschnitt. Von den Stan desherren rc. und den ritterschaftlichen Körper sch aft n. 8. 45. Die besonderen Rechtsverhaͤltnisse der Standesherrschaften werden in Gemaͤßheit der bundesgesclichen Bestimmungen und nach vor⸗ gaͤngiger naͤheren Ver ga dic gn der Staatskegierung mit den Standesherren durch ein Edkkt geordnet werden, welches, nachdem dessen Inhalt von den Laͤndstaͤnden dieser Verfassung entsprechend befunden worden, unter deren Schutz gestellt werden soll. In gleicher Art sollen die besonderen Rechts ⸗Verhaͤltnisse des vormals reichsunmittelbaren Adels geordnet und geschuͤtzt werden, 8. 50. Die besonderen Rechte des althessischen und des schaumburgischen ritterschaftlichen Adels genießen den Schutz die⸗ ser Verfassung nach dem Inhalte der deshalb zu entwerfenden Statuten, welche von der Staats-Regierung genehmigt und von