1831 / 17 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 17 Jan 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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tion erregte, beschloß die Versammlung, ihre Berathungen uͤber den betreffenden Gegenstand am naͤchsten Dienstage gleich nach Beendigung der Diskussion uͤber den Gesetz-Entwurf wegen Abschaffung des Sklavenhandels zu eroͤffnen. Am Schlusse der Sitzung wurde noch die Eingabe einer Pariser Kaufmannsfrau, die um die Erlaubniß bat, den Vicomte Dubouchage Schulden halber gefaͤnglich einziehen lassen zu duͤrfen, einer aus sieben Mitgliedern bestehenden Kommission uͤberwiesen.

In der Deputirten⸗-Kammer wurden am Sten die Berathungen uͤber den Gesetz-Entwurf wegen verschiedener, in der Zusammenstellung und Entscheidungsweise der Assisen—

oͤfe vorzunehmenden Aenderungen fortgesetzt (Einen kurzen luszug aus den betreffenden Verhandlungen behalten wir uns auf morgen vorh.

Paris, 9. Jan. Gestern Mittag ertheilten Se. Ma— jestaͤt dem Grafen Pozzo di Borgo eine Privat-Audienz, in welcher dieser sein neues Beglaubigungs-Schreiben als Kai— serl. Russischer Botschafter am hiesigen Hofe zu uͤberreichen die Ehre hatte. Der Minister der auswärtigen Angelegen— heiten, welcher den genannten Diplomaten zur Audienz ein—

gefuͤhrt hatte, stellte denselben demnaͤchst auch der Koͤnigin, so

wie den Prinzen und Prinzessinnen des Koͤnigl. Hauses vor.

Der Koͤnig hat unterm 6ten d. M. ein Schreiben an den General Lobau gerichtet, worin er der hiesigen National— Garde die Strafen fuͤr alle vor dem 1. Januar begangene Disciplinar-Vergehen erlaͤßt. In diesem Schreiben heißt es unter Anderm: „Ja, Mein werther General, Sie haben ganz Recht, und Ich danke Ihnen, Meine Gesinnungen er— rathen zu haben. Diese Vergehen sind von keiner Bedeu— tung im Vergleich mit den großen Diensten, welche die Na—¶ tional-Garde dem Vaterlande und Mir selbst geleistet hat.“

Der heutige Moniteur promulgirt das von den Kam— mern angenommene Gesetz wegen der außerordentlichen Zu— schuͤsse zu dem Budget von 1830, so wie das wegen Einzie— hung des gemeinsamen Emigranten-Entschaͤdigungs Fonds zur Bestreitung der Staats-Beduͤrfnisse.

Das nämliche Blatt enthalt folgende vom 25. De— zember datirte, vom Manister des oͤffentlichen Unterrichts kon— trasignirte Koͤnigl. Verordnung: „Wir Ludwig Philipp ze. haben verordnet und verordnen; wie folgt: Art. 1. Vom 1. Jan. 1831 an ist der Grad eines Doktors der Theologie noͤ— thig, um Professor, Adjunkt oder Suppleant bei einer theologi— schen Fakultat zu seyn. Art. 2. Von demselben Zeitpunkt ab kann Niemand Erzbischof, Bischof, General-Vikar, Dignitarius, Mitglied eines Kapitels oder Pfarrer des Hauptorts eines Depar⸗

tements oder Berirks werden, wenn er nicht den Grad eines

Licentiaten der Theologie besitzt oder nicht 15 Jahre hin— durch die Functionen eines Pfarrers oder Huͤlfspfarrers ver— sehen hat. Art 3. Niemand kann in Zukunft zum Pfarrer bes Hauptorts eines Kantons ernannt werden, wenn er nicht den Grad eines Baccalaureus der Theologie besitzt oder 10 Jahre lang die Functionen eines Pfarrers oder Huͤlfspfarrers verrichtet hat. Art. 4. Obige Best immungen sind auf alle Personen an— wendbar, die noch nicht das 21ste Jahr zuruͤckgelegt haben. Art. 5. Die Schuͤler in den außer den Sitzen der theolo— gischen Fakultaͤten gelegenen Seminarien koͤnnen sich, nach Vorzeigung eines Zeugnisses uͤber zuruͤckgelegte dreijährige Studien in einem Seminar, als Baccalaureen der Theologie pruͤfen lassen.“

Durch eine Koͤnigl. Verordnung vom 6ten d. M. wird das Amt der Lotterie-Verwalter aufgehoben; dieser Zweig soll kuͤnftig durch einen Direktor und einen Unter-Direktor verwaltet werden. Das Amt eines Lotterie-⸗Direktors ist Herrn Lainé, bisherigem Lotterie-Verwalter, ertheilt. Der Temps stellt in seinem neuesten Buͤlletin folgende Betrachtungen an: „Vergebens will man Zwietracht unter uns aussäen, indem man uns mit Eigennamen statt mit Institutionen beschaͤftigt. Dieser Schlinge weiß der gesunde Sit der Nation zu entgehen. Es giebt mit Ausnahme des Koͤnigs keinen Mann bei uns, der unentbehrlich waͤre. Mit Recht schrieb Herr v. Lafayette im Oktober v. J. an einen seiner Freunde in Amerika, die Mehrzahl der Franzo— sen sey fuͤr die gemaͤßigte Monarchie. Diese Wahrheit laͤßt sich nicht durch den Eigensinn einiger Personen umstoßen. Frankreich hegt noch immer diese Ansicht, der Koͤnig ist noch immer seinem Schwure vom 9. August treu. Wer hat seit jenem Tage seine Stellung geändert? Die Geschichte wird es einst unverhohlen sagen. Wenn oͤffentliche Blaͤtter sich bemuͤhen, religioͤse Zwistigkeiten zu erregen, so wird ihnen dies nicht gelingen. Niemand ereifert sich mehr fuͤr die Je—⸗ suiten und auch nicht mehr gegen dieselben; diese Blaͤtter

begehen also einen Anachronismus. Immerhin moͤgen sich andere Blaͤtter an die armen und arbeitenden Klassen wen— den; die arbeitenden Klassen wissen, daß nur die Arbeit sie aus der Armuth reißen kann. Wenn ein Praͤfekt, der nicht, wie sein beruͤhmter Beschuͤtzer, die Kraft gehabt hat, mit seiner Ueberzeugung auch seine Stellung zu ver— aͤndern, von der Rednerbühne herab die Kammer wegen des Eifers, womit sie ihre Pflichten erfuͤllt, lobt, so weist die Kammer ihn durch ihr Gemurr in die Schranken seiner Pflicht zuruͤck, da sie nur von den Kammern Lob anzuneh— men hat. Wenn ein Maire, z. B. der von Metz, an die Spitze eines verfassungswidrigen Vereins tritt, so wird er abgesetzt, und die Stadt lobt diese Maaßregel, während der Maire von Straßburg, der seine Popularitaͤt richtiger auf— faßt, sich ihrer bedient, um seine Administrirten aufzuklaͤren, die es lieber sehen, in ihrem Vorgesetzten einen aufrichtigen und einsichtsvollen Rathgeber, als einen blinden und gelehri— gen Mitschuldigen zu finden. Der Grund von dem Allen ist, daß im Innern der Gesellschaft Ideen der Ordnung, ein Instinkt der Gesetzmaͤßigkeit und maͤchtige Interessen herr— schen, die sich nicht durch schoͤnklingende Redensarten, noch durch den Ehrgeiz und den regellosen Geist einiger Personen irre fuͤhren lassen. In Frankreich koͤnnen noch nicht alle Leute lesen, aber zu urtheilen verstehen sie Alle. Man er— innere sich der Volkshaufen vom 22. Dezember, unter ihnen wußten viele nicht, was sie thun sollten, weil sie fuͤhlten, daß sie im Begriff waren, etwas Schlechtes zu thun. Wir glau— ben weder an den Krieg, noch an die Ruͤckkehr der Unord— nung; nicht an den Krieg, weil er denen, die ihn veranlas— sen wuͤrden, verderblich seyn, nicht an die Unordnung, weil diejenigen, die dazu aufreizen, keine Anhaͤnger mehr finden wurden. Frankreich bedarf des Friedens und der Gesetzlich⸗ keit. Dieses Gefuͤhl ist allgemein.“

Der diesseitige Botschafter am Koͤnigl. Sardinischen Hofe, Baron von Barante, kehrt uͤbermorgen auf seinen Po— sten nach Turin zuruͤck.

Der diesseitige Botschafter am Koͤnigl. Spanischen Hofe, Graf v. Harcoart, ist am 27. Dez. in Madrid eingetroffen.

Nicht Herr Aug. Perier, sondern der Graf von Sade ist, bei einem Ballottement mit Jenem, von dem 6ten Bu— reau der Deputirten-⸗Kammer zum Commissair, Behufs der Pruͤfung des neuen Wahlgesetz-Entwurfes, ernannt worden.

Die Maire's der Hauptstadt haben im Verein mit den Obersten der zwoͤlf Legionen der hiesigen National-Garde be— schlossen, einen Subscriptions-Ball zum Besten der Armen zu veranstalten. Das Billet wird 20 Fr. kosten. Der Com— mandeur der National-⸗-Garde, Graf Lobau, will zwei seiner Stabs Offiziere mit den Functionen der Kommissarien beauf— tragen. Fuͤr die Details der Anordnung ist eine Kommission ernannt worden, deren Praͤsident der Herzog von Orleans und deren Vice-Praͤsident Herr Rousseau, der Aelteste der Majires, ist. Der Ball wird den 22sten d. M. im Saale der großen Oper stattfinden.

Die Quotidienne hatte vorgestern von einer Nieder— lage gesprochen, die General Clausel bei seinen letzten Expe⸗ ditionen gegen Mediah erlitten haben sollte. Der Monl— teur erklart heute, daß gerade das Gegentheil dieser Be— hauptung wahr sey. Amtlichen Nachrichten aus Algier vom 19ten und 24. Dezember zufolge habe der beste Erfolg die beiden Zuͤge gegen Mediah gekroͤnt; die Arabische Bevoͤlke— rung, die sich fruͤher nur mit den Waffen in der Hand ge— zeigt habe, komme jetzt den Franzoͤsischen Truppen mlt Fruͤch— ten und Lebensmitteln entgegen; einige Soldaten, die sich auf dem letzten Marsche des General Boyer verirrt, seyen von den Beduinen gut behandelt und sogar mit Pferden ver— sehen worden, um zu ihren Regimentern zu gelangen. Eben so falsch sey es, daß General Clausel Verstaͤrkungen verlangt habe; im Gegentheil habe er darauf angetragen, seine Armee auf 10,000 Mann zu reduciren; dessenungeachtet werde die Regierung einige Truppen mehr zu seiner Verfuͤgung lassen.

Das Journal des Debats meldet aus Lissabon vom 25. Dez.: „Man versichert auf das bestimmteste, daß die Unterhandlungen zwischen unserm Kabinette und dem von Saint-James uͤber die Anerkennung Dom Miguels gaͤnzlich abgebrochen worden sind.“

Aus Toulon vom 3. d. M. schreibt man: „Die Fregatte „Herminie“, Capitain Villeneuve de Bargemont, ist heute mit der Infantin Donna Anna und deren Gemahl, dem Mar— quis v. Loulé, nach Brasilien unter Segel gegangen. Vor— gestern war unsere Stadt im Zustande der groͤßten Gaͤhrung. Der hiesige Buchhaͤndler Bellue hatte an die Thuͤre seines Lese⸗-Kabinetts einen Auszug aus seiner Pariser Privat-Kor⸗

Beilage

141 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung H 17.

respondenz anheften lassen, worin gemeldet wurde, die Depu— tirten-Kammer sey mit dem Bajonett eingenommen, . Dupin habe sich, mit zwei Pistolen bewaffnet, nach der Siz— zung begeben u. s. w. Diese Nachrichten, die sich mit der Schnelligkeit des Blitzes verbreiteten, erregten die lebhaftesten Besorgnisse; man erwartete eine neue furchtbare Revolution. Der Unter-Praͤfekt begab sich sogleich in Begleitung eines Instructionsrichters zu dem Buchhaͤndler Bellue und noͤ— thigte ihn, den Zettel abzunehmen, worauf diese beunruhigen— den Geruͤchte standen.“ Der Instructions-Richter Piquerel hat Herrn Danton, Mitredacteur der Tribune und Neffen des berüchtigten Kon— vents-Mitgliedes, und den Studirenden des Rechts, Lenoble, vor sich laden lassen; beide sind angeklagt, einen thaͤtigen Antheil an den Dezember Unruhen genommen zu haben.

Rieder tand e.

Aus dem Haag, 11. Jan. Das hiesige Journal meldet: „Ihre Excellenzen Sir Charles Bagot, außerordent— licher Botschafter und Bevollmaͤchtigter Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Großbritanien, und Herr Prebbe, außerordent— licher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Vereinig— ten Staaten, sind heute fruͤh von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige in einer besondern Audienz empfangen worden. Se. Majestät stellten denselben die Akte zu, welche Hoͤchstderen Entschei— dung als Schiedsrichter in der Graͤnz-Streitigkeit zwischen Großbritanien und den Vereinigten Staaten von Nord— Amerika enthaͤlt.“

Dasselbe Blatt berichtet: „Se. Majestaͤt haben dem Paͤpstlichen Internuncius, Herrn Capaccini, eine Audienz, und zwar, dem Vernehmen nach, eine Abschieds-Audienz zu bewilligen geruht.“

Aus Breda wird unterm gten d. gemeldet, „Gestern und vorgestern hat ein Theil der Haager und Rotterdamer Schutterei die hiesige Stadt verlassen, um sich nach den Vor— posten von Rysbergen, Galderen, Etten und anderen Orten zu begeben und dort die Truppen zu ersetzen, die nach der Seite von Tilburg abgegangen sind. Es wurden zu diesem Zwecke aus den genannten beiden Buͤrger-Corps so viele Leute ausgewählt, als nͤthig waren, um ein vereinigtes Bataillon zu bilden. Die Begeisterung der Leute, die zu dieser Expe— dition zugelassen seyn wollten, war so groß, daß unter saͤmmt— lichen Schutters ein Wettstreit entstand und Einige sogar den Abgehenden Geld anboten, wenn sie ihnen gestatten wollten, statt ihrer zu marschiren.“

Amsterdam, 11. Jan. Waͤhrend unsere Trup— pen im Begriffe sind, die Offenstve zu ergreifen und den Vor— theil, den ihnen ihre einige patriotische Gesinnung im Ge— gensatze der unter den Belgiern ausgebrochenen Spaltung dar— bietet, zum Besten des Vaterlands zu benutzen, waͤhrend die Belgischen Provinzen selbst sich immer schroffer von einander scheiden und fast schon feindlich einander gegenuͤber stehen, macht sich in Bruͤssel selbst, dem Central-Punkte der Revolution, eine bis jetzt noch im Stillen wirkende Reaction immer bemerk— licher, und der Zwist, der bisher nur erst in den verschiede— nen Zeitungen plaͤnkelte, scheint bald zum offenen Kampfes— Ausbruch in den Straßen der ungluͤcklichen Stadt werden zu wol— len. Nicht bloß die Ansichten, welche die noͤrdlichen von den suͤd— lichen Belgischen Provinzen trennen, nicht bloß die Parteien, die dort fuͤr eine Anschließung an Holland und hier fuͤr eine Vereinigung mit Frankreich sind, finden sich in Bruͤssel wie— der, sondern auch noch eine dritte, die Partei der Republi— kaner, ist hier in voller Thätigkeit und schuͤrt, je nachdem sie dadurch ihren Zweck, die Anarchie, fruͤher erreichen zu konnen glaubt, bald hier und bald dort das Feuer an. De Potter, der so ploͤtzlich vom politischen Schauplatze abgetre⸗ ten ist, hat keinesweges die Lust verloren, bald wieder aufzu— treten und eine neue Rolle zu spielen. Gewoͤhnlich sieht man ihn jetzt, besonders sobald ein interessanter Gegenstand ver— handelt wird, auf der Zuschauer-Gallerie des Natlonal⸗-Kon⸗

gresses, wo er, mit beiden Armen auf die Bruͤstung gelehnt,

wie ein Damon hoͤhnisch auf die Versammlung hinabblickt, und seine Freude nicht verbergen kann, wenn der wort— reiche Herr von Robaulx den Herrn Charles Rogier oder eln anderes Mitglied der provisorischen Regierung

durch einige donnernde Phrasen in Verlegenheit setzt, oder

wenn Herr von Gerlache eingesteht, daß der National— Kongreß und die provisorische Regierung ihren Kredit im

Lande verloren haben. Das Resultat seiner Beobachtungen legt Herr de Potter sodann im „Belge“, einer Bruͤsseler Zeitung, nieder, deren Herausgeber, sein Freund Levae, die Ansichten des Belgischen O'Connell, der gern die Macht des Irlaͤndischen Demagogen uͤber das Volk uͤben moͤchte, wenn er das Talent dazu haͤtte, großmuͤthig als die seinigen ver— tritt. Hier denuncislrt de Potter seine ehemaligen Freunde von Merode und Rogier, besonders aber den Letztern, als nach der Diktatur strebend oder mit Planen umgehend, in die der kuͤnftige Monarch verstrickt werden soll. Es mag vielleicht an solchen untergeschobenen Plaͤnen etwas Wahres seyn, denn in der Regel kommt die Wahrheit an das Licht, wenn die Luͤge sich entzweit; das Uebertriebene der Anschul— digungen ist jedoch nicht zu verkennen, und nur unter Um— staͤnden, wie sie hier stattfinden, und in einer so wechselvol— len Zeit, in der schon das Maͤhrchenhafte zur Thatsache ge— worden ist, kann das Wort eines Mannes, der sich immer von der allereitelsten Ruhmsucht bewegen ließ, als ein Evan— gelium oder als die Aeußerung Katonischer Buͤrger-Tugend sich geltend machen. Die Partei de Potters in Bruͤssel ist nicht klein. Das Blatt „le Belge“ hat, seitdem de Potter sich ihm angeschlossen, sehr viel an Interesse und Abonnen— ten gewonnen; eben so florirt auch die zum Republikanis— mus sich bekennende „Emancipation“, die jedoch, zum Un— terschiede vom „Belge“, sich auch zur Vereinigung mit Frankreich hinneigt und in beiden Zwecken ein Mittel sucht, Frankreich selbst zu republikanisiren. Das letztgenannte Blatt ist, so wie mehrere andere in Belgien, von ausgewanderten Franzosen begründet, die in Frankreich ihre Ideen an der Festigkeit der heiden Kammern und der National-Garde schei⸗ tern sahen und nun auf einem Umwege das Ziel erreichen wollen, das ihnen eine Macht, der sie weichen mußten, die Macht der oͤffentlichen Meinung in Frankreich, fern ge— ruͤckt hat. Wiewohl im Kongresse selbst zum Schweigen ge— bracht, haben sich die Republikaner oder Franzosen-Freunde der „Emancipation“ doch eine solche Autorität in Bruͤssel erworben, daß kurzlich eine große Anzahl von Mitgliedern des Kongresses, den Praͤsidenten Herrn Surlet von Thokier an der Spitze, in Corpore den Abonnenten des genannten Blattes beitrat, in der Erwartung oder eigentlich mit der Bedingung daß seine schonungslose Geißel mindestens sie selbst etwas nachsichtsvoller behandeln werde. Die Macht, welche die beiden Blatter „Emaneipation“ und „Belge“ jetzt in Bruͤssel ausuͤben, war es unstreitig auch wohl hauptsaͤch— lich, die den Kongreß zu der hoͤchst indiskreten Oeffentlich— machung der von den Belgischen Abgesandten eingegangenen Schreiben aus Paris vom 5ten und 6ten d. M. bewog, eine Oeffentlichmachung, die in Paris selbst schwerlich gebilligt werden duͤrfte. Der Inhalt jener beiden Schreiben war der Central-⸗Section des Kongresses, der er vom diplomatischen Comité mitgetheilt worden war, bereits bekannt; die Mit— glieder dieser Section konnten, wie es auch wohl geschehen war, allen uͤbrigen Mitgliedern eine vertrauliche Mittheilung davon machen; damit waͤre jedoch der eigentliche Zweck der Oeffentlichmachung nicht erreicht worden. Man wollte da— durch nämlich in offizieller Weise den Bruͤsselern und neben— her auch den Wallonischen Provinzen die Ueberzeugung bei— bringen, daß die Franzoͤsische Regierung weder die nin chi ßung Belgiens an Frankreich, noch die Errichtung einer Bel— gischen Revublik ihren Wuͤnschen gemaͤß finde; man wollte zugleich den Flamaͤndischen Provinzen zeigen, wie sehr es Frankreich um die Integritaͤt Belgiens zu thun ware, und daß die Hoffnung einer moͤglichen Abreißung von den uͤbri— gen Provinzen an den Franzoͤsischen Waffen scheitern koͤnne; diese Zwecke im Auge habend, setzte man alle Ruͤcksichten der Konvenienz bei Seite, und die Weigerung mehrerer Mitglie— der des diplomatischen Comité, die erwähnten Aktenstuͤcke zur Oeffentlichkeit zu bringen, war nur eine scheinbare, mit der man sich, als hatte man sich genoͤthigt gesehen, dem Verlangen der Majoritaͤt nachzugeben, zu rechtfertigen gedenkt. Dem Sturm in Bruͤssel mag dies Manoͤver auch wohl auf kurze Zeit vorgebeugt haben; in den noͤrdlichen Provinzen ist jedoch die Taktik im Kongresse so oft schon zur Sprache ge— bracht worden, daß man sich schwerlich durch den Inhalt der beiden Schreiben anders stimmen lassen wird. Die Bruͤsseler Blaͤtter deuten auch bereits darauf hin. In der Hauptstadt ist es immer noch der „Vrai Patriote“, der die Sache des Hau⸗ ses Oranien mit allen Waffen, die ihm von den Umstaͤnden gestattet werden, tapfer vertheidigt. Es stehen diesem Blatte

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