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„Herr Graf! Wenn Sie mir nur auf einen Augenblick eine Unterredung bewilligen wollen, so hoffe ich, daß meine offe⸗ nen Erklaͤrüngen den unangenehmen Eindruck zerstoͤren wer— den, den die Bekanntmachung meiner Schreiben an die provisori⸗ sche e, durch die Journale auf Sie gemacht hat. Ich
abe bereits Gelegenheit gehabt, Ihnen zu sagen, wie aͤrger⸗
ch mir dlese Oeffentlichkeit ist, welche Dokumente erhalten haben, die eines offizlellen Charakters entbehrten und nur dem diplomatlschen Comité mitgetheilt werden sollten. Ich bedaure um so lebhafter, daß ich, von der Zeit gedraͤngt, keine Abschrift von meinem letzten Schreiben zuruͤckbehalten konnte, als ich jetzt nicht beurtheilen kann, in wie weit meine Ausdruͤcke durch die Blaͤtter entstellt worden sind. Der Belge und der Messager des Chambres lassen mich zum Bei— spiel sagen: „„Der RKoͤnig der Franzosen werde seine Toch⸗ ter niemals dem Sohne eines Beauharnagis geben.““ Sie
werden es mir glauben, daß ich keine solche Ausdruͤcke ge⸗
brauchen konnte, um einen der beruͤhmtesten Anfuͤhrer der Franzoͤsischen Heere und einen Fuͤrsten zu bezeichnen, der so edle und ruhmvolle Erinnerungen hinterlassen hat. Indem ich aber uͤber Worte, die vielleicht nicht genau die— selben sind, die Sie gebraucht haben mogen, ein Verdam— mungs⸗Urtheil ergehen lasse, trage ich dennoch keine Scheu, mich in Betreff des Wesens der Sachen selbst auf Ihr eige⸗ nes Gedaͤchtniß zu berufen. Lebhaft wuͤrde ich es bedauern, Herr Graf, wenn diese Bekanntmachung meiner Schreiben plötzlich Verhaͤltnissen ein Ende machte, die auf eine fuͤr mich so angenehme und schmeichelhafte Weise begonnen haben. Diese Unterbrechung wuͤrde keine der geringsten Unannehm— lichkeiten seyn, die auf der Laufbahn, auf welche ich gerathen bin, meiner warten. Genehmigen Sie u. s. w. Firmin Rogier.“
Der fs gh des Chambres bemerkt, daß einige durch ihre Anhaͤnglichkelt an die alte Dynastie bekannte Fa— milien, die sich waͤhrend des Prozesses der Ex⸗Minister ent⸗ fernt hatten, wieder hierher zuruͤckkehren. ö.
Das Journal du Commerce will nach Briefen aus Madrid vom 6. Jan. wissen, daß der Graf v. Harcourt,
obgleich er bei der am 2. d. M. stattgefun denen Ueberreichung
seines Beglaubigungsschreibens die beste Aufnahme beim Koͤ⸗ nige von Spanien gefunden, dennoch dem Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten eine Note in Bezug auf die Kriegs⸗ ruͤstungen Spaniens eingehaͤndigt habe. Der selbe Diplomat habe rig nach Paris gesandt, welche die große Ausdeh⸗ nung, die Spanien seinem Militairwesen zu geben suche, au⸗ ßer Zweifel stellen sollen. . 4
Aus Toulon wird untern 10. Jan. geschrieben: „Die
Fregatte „Armide“ wird unverzuͤglich nach Algier unter Se—
el gehen, um den General Clausel mit seiner Famille und einem Generalstabe nach Frankreich zuruͤckzubringen. Die Korvette „la Perle“ ist gestern mit dringenden Depeschen nach Algier abgesegelt, die den Zweck haben, die Ruͤckkehr unserer Armee zu beschleunigen. Es sollen nur 5000 Mann unter dem General Danremont in Algier bleiben, um diese Eroberung zu behaupten. Das 18te und 40ste Linien⸗Regi⸗ ment, welche hier in Garnison liegen, haben Befehl erhal— ten, nach Straßburg zu marschiren; an ihre Stelle werden die aus Algier zuruͤckkehrenden Truppen treten.“
Der Bey von Titeri, der, wie es hieß, am 11ten d. von Marseille hierher kommen wollte, hat die erstere Stadt zu seinem Aufenthaltsorte gewahlt, da ihm die Regierung in dieser Hinsicht freie Wahl gelassen hat.
Niederlande.
Aus dem nigin und Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Friedrich wer⸗ = heute von Ihrer Reise nach Berlin zuruͤck erwartet.
Der beim hiesigen Hofe neu beglaubigte Kaiserl Oester⸗ reichische Gesandte, Baron von Binder, ist dieser Tage aus der Schweiz hier angekommen.
— Die Haarlemsche Courant meldet in einem vom Hten d. datirten Schreiben aus der Naͤhe von Mastricht: „Am 9gten und 10ten d. sind aus Luͤttich und Namur ungefaͤhr 30 Stuͤck Geschuͤtz, worunter einige von schwerem Kaliber, vor Mastricht angekommen, und seit gestern hoͤren wir den Don⸗ ner der Kanonen. In Mastricht duͤrste es an weiter nichts als an Brennholz und Kohlen fehlen. Alles, was die um die Stadt liegenden Truppen beduͤrfen, muß von der Pro— vinz Limburg gellefert werden. Es scheint, als ob man diese
rovinz ganz verwuͤsten wolle; Luͤttich wird dagegen ver— ont. Die dermalige Belgische Regierung genießt nament⸗ lich im Auslande gar kein Vertrauen; kuͤrzlich bemuͤhte sie sich, in einer benachbarten Graͤnzstadt die Lieferung von 40,000 Hemden und 600 Pferden zu erhalten, sie wollte sehr
aag, 17. Jan. Ihre Majestaͤt die Koͤ⸗
hohe Prelse bewilligen, konnte ef keinen Lieferanten sin⸗ den, weil ein zweimongtlicher Kredit verlangt wurde. Ein Spekulant machte das Anerbieten, die Lieserung uͤbernehmen zu, wollen, wenn sich der Graf von Merode als Selbst⸗ Giaͤubiger fuͤr den Betrag verbuͤrgen wolle, fand jedoch keine
Geneigtheit dazu bei diesem Mitgliede der provisorischen Re⸗
gierung.“ ͤ ; In Herzogenbusch ist ein junger Advokat, der zu der Schutterei dieser Stadt gehort und von mehreren seiner Ka⸗
meraden eine Bittschrift hatte unterzeichnen lassen, in der sie
im Namen der Schutterei vorstellten, daß dieselbe in keinem Falle zum Dienste außerhalb der Festung gebraucht werden moͤge, zur Haft gebracht worden. Amsterdam, 18. Jan. Verschiedene an der hiesigen Boͤrse verbreitete Geruͤchte bewirkten heute eine merkliche Steigerung unserer Fonds-Course. (Vgl. „Auswaͤrt. Boͤr— sen ““ Diese Geruͤchte sollen hauptsaͤchlich die baldige Aus⸗ gleichung der Belgischen Angelegenheit betroffen haben; auch kam dazu, daß aus London ansehnliche Auftraͤge zum An— kaufe Hollaͤndischer Fonds eingegangen waren. . Antwerpen, 16. Jan. Gestern hat der hiesige Eng— lische Konsul folgendes Schreiben erhalten: r „Auswaͤrtiges Amt, London, 13. Jan. 1831. Herr! Lord Palmerston beauftragt mich, Ihnen zur Be— kanntmachung an die Englischen Schiffs-Capitaine in Vlie— ßingen und im Interesse des Englischen Handels im Allge— meinen anzuzeigen, daß die Fahrt auf der Schelde am 20sten d. M. offen, und daß nach dieser Frist von den fuͤnf Maͤch⸗ ten kein Hinderniß der Schifffahrt auf diesem Flusse gedul—⸗ det werden wird. G. She e.“ Bruͤssel, 18. Jan. Ueber das, was im vorgestrigen General⸗Comité vorgefallen, erfaͤhrt man noch Folgendes: Hr.
Ch. Le Hon rechtfertigte in einem ausfuͤhrlichen Vortrage
das Verfahren des diplomatischen Comité. „Als Ihnen“, sagte er, „Hr. de Potter am 10 Nov. die ohne Bedingung zu erwartende Räumung des Belgischen Gebiets ankuͤndigte, waren Sie von Freude erfuͤllt. Uns war dies schon am 7.
Nov. von den Herren Cartwright und Bresson angezeigt
worden. Der Koͤnig der Niederlande war es, der auf die Dazwischenkunft der Maͤchte antrug, was die Konferen⸗ zen in London zur Folge hatte. Das Interesse beider Parteien erheischte eine Einstellung der Feindseligkeiten; es wurde festgesetzt, daß sich die Truppen hinter die Gränzlinie von 1814 zuruͤckziehen und gewisse geraͤumt werden wuͤrden. Am 10. Nov. erklaͤrte sich die pro⸗
visorische Regierung mit diesen Bedingungen einverstanden;
am 17. Nov. verhandelte die Konferenz daruͤber, und am 2tsten trat die provisorische Regierung dem Protokolle bei, wonach an diesem Tage um 4 Uhr Nachmittags der .
stillstind beginnen sollte, der die freie Schelde⸗Schifffahrt,
so wie uberhaupt die freie Communication, in sich begriff. Am 23sten schrieb Herr von Larochefoucauld, Franzoͤsischer Geschaͤftstraͤger im Haag, daß der Koͤnig der Niederlande diesen Bedingungen beigetreten sey. Als die propisorische Regierung ihren Beitritt zum Protokoll vom 17. Ne⸗ vember anzeigte, verlangte sie zaßleic eine Erklarung uͤber die darin enthaltene Klausel, in der es heißt: „„Belgien verpflichtet sich gegen die Maͤchte u. s. w.““
Sie erklaͤrte, daß, wenn sie den Waffenstillstand annehme, sie sich dadurch nicht auch gegen die Maͤchte verbindlich ma— chen wolle, denen sie kein anderes Recht als das einer freund⸗
lichen Vermittelung zuerkenne; sie bestand daher auf eine be⸗
stimmte Erlaͤuterung des zweiten Artikels von jenem Proto⸗
koll. Am 6. Dez. antwortete die Konferenz, daß der von ihr eingeschlagene Weg die Aufrechthaltung des Europaͤischen Friedens zum Ziele habe, daß die Maͤchte den Waffenstillstand als auf unbestimmte Zeit abgeschlossen ansehen, daß sie fer⸗ ner zu groͤßerer Sicherheit, und um alle Feindseligkeiten von beiden Seiten zu verhindern, die Vollziehung der Waffenstillstands⸗Bedingungen garantirten und noͤthigenfalls erzwingen wuͤrden; endlich wurde uns angezeigt, daß selbige vom Könige der Niederlande ohne Reclamationen angenom⸗ men worden. Vom 6. bis zum 20. Dezember fuͤhrte die pro⸗ visorische Reglerung fortwaͤhrend Beschwerde daruͤber, daß
der König von Holland noch keine Bedingung des Waffen
illstandes ausgefuͤhrt, daß er noch immer die Schelde ge⸗ chlossen und Antwerpen im Bereich seiner Kanonen halte.
Es erschien alsdann das Protokoll vom 20. Dezember, des⸗
sen Inhalt, so wie die weiteren Schritte der provisorischen Regierung, bereits bekannt sind. — Hr. Le Hon verlas dar⸗ . auch das dem Kongresse offiziell noch nicht mitgetheilte Londoner Konferenz⸗Protokoll vom 17. Nov.,“) worauf auch
* Dessen wesentlicher Inhalt bereits in Nr. 331 der St. 3. vom vorig. Jahre mitgetheilt wurde.
Mein
Punkte
. = Kw 353 686 . . 1 K / 2 . 2 — 23 .
—
worden sey. Hr, von Nebault selbst schtet zs sich or, dle,
in Bezug auf die — Graͤnzlinlen einige von der Konferenz 1 egenbemerkungen mitgetheilt wurden. In einer Note vom 1. Dezember wird darzuthun gesucht, daß das linke Ufer der Schelde nothwendig Holland zufallen müsse, daß die von den Franzosen im ihr: 1795 bewirkte Vereinigung von Staats- Flandern mit den beiden andern Flandern no ner selbst das Recht Hollands anerkannt, indem sie durch ihre Gegenwehr gezeigt hatten, daß sie Hollaͤnder bleiben wollen. Mastricht gehoͤre den Belgiern eben so wenig, denn es genuͤge nicht, die Rechte Hollands zu bestreiten, sondern man muͤsse auch seine eigenen beweisen koͤnnen; die aufgestellte Graͤnz—⸗ linie sey demnach nicht bloß diejenige de facto des Jahres 1814, sondern auch diejenige de jure. Herr v. Robaulxr machte darauf den (gestern erwaͤhnten) Antrag zur Protesti— rung gegen die in dem Londoner Konferenz⸗Protokolle ausge— sprochene Intervention der fuͤnf Maͤchte. In einer Abend sitzung wurde die Berathung daruͤber fortgesetzt und endlich der Antrag des Hrn. v. Robaulx angenommen. Dem diplo⸗ matischen Comité wurde jedoch angedeutet, daß, wenn Holland am 20. Dezember die Schelde geoͤffnet habe, Mastricht auch deblokirt bleiben solle; im entgegengesetzten Falle wuͤrden je⸗ doch die Feindseligkeiten wieder beginnen. )
In der gestrigen offentlichen Sitzung des Kongresses ver— las Herr Charles Rogler aus dem Franzoͤsischen Moni— teur das (im gestrigen Blatte der Staats⸗-Zeitung mitgetheilte) Schreiben des Grafen Sebastiani an Herrn Firmin Rogier und bemerkte, daß dies im Interesse der provisorischen Re⸗ gierung und des diplomatischen Comité nothwendig sey. Er fuͤgte hinzu, das Letztere habe die Briefe des Hrn. Rogier in Paris auf die vielleicht allzudringenden, vielleicht auch un⸗ klugen er, r. des Kongresses demselben mitgetheilt; diese Brlefe haͤtten uͤbrigens die damaligen Ansichten des Franzoͤsi⸗ schen Ministeriums auf das genaueste aus gedruͤckt, zum Beweise biene das Schreiben des Hrn. Bresson, vom 11. Jan., in welchem ganz auf ähnliche Weise uͤber die Ansichten Frank— reichs in Bezug auf die Erwaͤhlung des Herzogs von Leuch⸗ tenberg gesprochen werde. „Nachdem ich“, fuhr der Redner fort, „das Schreiben des Hrn. Bresson nochmals uͤberlesen, moͤchte ich unmoͤglich die Vertheidigung des Dementi uͤber⸗ nehmen, das in dem Schreiben des Hrn. Sebastiani ausge⸗ drückt ist. Wenn uͤbrigens dieser Minister, uͤber dle Bizar—⸗ rerieen verwundert, die im Kongresse vorgekommen sind“ — Hier wurde der Redner von einem lauten Murren unter— brochen. „Ich habe das Recht,“ lei Dinge Bizarrerien zu nennen, denn Mittheilun— gen solcher Art, wie sie in dieser Versammlung statt— gefunden haben, sind etwas in der Diplomatie ganz Un— rr — Doch ich will jetzt wieder zu dem Schrei—
en des Hrn. Sebastiani selbst uͤbergehen. Sie sehen, wor— auf sich das vorgebliche Dementi dieses Ministers in Bezug auf das, was uͤber den Herzog von Leuchtenberg geschrieben worden, beschraͤnkt. Habe ich wohl nun gar noch noͤthig, auch den andern Punkt zu beruͤhren? „„Als Minister““, schreibt Herr Sebastiani, „„habe ich mit dem Koͤ— nige niemals von einem seine Familie betreffenden Ar⸗ rangement zu sprechen gehabt u. s. w. ““ Sie wer— den zuvoͤrderst das zweldeutige dieser Stelle bemerken. Meint der Minister etwa damit die dem Koͤnige gemachten Anträge, eine seiner Tochter mit dem kleinen Otto zu ver— maͤhlen, wie Einige den Prinzen zu nennen affektiren, die nicht daran denken, daß man eben so gut vom kleinen Her⸗ zog von Nemours reden konnte, oder meint er die Antraͤge hinsichtlich der Belgischen Krone? Ich mag es nicht entschei— den, finde jedoch auch von dem, was in den mit— e . Briefen hierüber gestanden hat, nur die
estaͤtigung in dem Schreiben des Herrn Bresson, so wie in den muͤndlichen Aeußerungen des Herrn Gendebien. Uebrigens ist uns auch Frankreichs Wunsch, den Prinzen Otto erwaͤhlt zu sehen, schon 6 Wochen vorher bekannt ge— wesen, ehe im 9 davon die Rede war.“ — Herr v. Sta fsart gab seine Freude daruͤber zu erkennen, daß nach dem Schreiben des Grafen Sebastiant der Herzog v. Leuchtenberg nun wieder der Kandidat von Belgien bleiben werde, den nur eine engherzige Politik habe aus schließen können. Hr. Le Hon brachte den unrichtigen Bericht der „Emaneipation“ uͤber die gestrige
geheime Sitzung zur Sprache und meinte, daß namentlich
nicht der Antrag des Hrn. von Robaulx in seiner die ver—
buͤndeten Maͤchte hoͤchst beleidigenden Fassung angenommen
D Dleser Bericht ist aus dem Fournal de la Belgique entlehnt, das ihn nach der Emanchpatlon !“ giebt. Im Kongresse wurde jedoch am 17ten erklärt das letzt , . Bla! habe i.
rere Unrichtigkeiten uͤber jene geheime
itzung aufgenommen.
ch kein Besitzrecht gewähre, und daß die Einwoh⸗
fuhr er fort, „der ⸗
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sen Antrag, der zwar nicht angenommen, aber auch nicht verworfen worden waͤre, in einer kuͤnftigen Sitzung zu er— neuern.
Wie mehrere Blaͤtter berichten, soll hier eine an das Belgische Volk gerichtete Proclamation des Prinzen von Oranien insgeheim cirkulsren. Der Graf von Celles ist vor einigen Tagen in einer diplomatischen Mission nach Paris abgereist.
Luxemburg, 15. Jan. Die Deputation der Staͤnde des Großherzogthums Luxemburg hat unterm 11. d. nachfol— gende Bekanntmachung erlassen:
„Bewohner des Großherzogthums! Eure Abgeordneten fuͤh⸗ len sich gedrungen, Euch heute uͤber Eure theuersten Interessen, uͤber die unschaͤtzzaren Wohlthaten des heimischen Friedens, so wie uͤber die Mittel u unterhalten, denselben unter Euch herzu⸗ stellen und zu befestigen. Luxemburger! aus dem Brennpunkte der Umtriebe, unter denen Belgien seufzte, wurden auch einige unserer Gemeinden entzuͤndet und zu verderblichen Empörungen verleitet, die bald ihre Verheerungen uͤber andere Theile der Pro⸗ vinz verbreiteten. Die Unruhestifter, auf sich selbst zuruͤck gewor= fen, sehen heute ihren Ehrgeiz heflhrdet, reifen zu neuen Ge⸗ waltthaͤtigkeiten, schreien nach Huͤlfe, suchen alle Leidenschaften in Aufruhr zu setzen, und sollte auch Alles mit ihnen zu Grun⸗ de gehen. Sie suchen Euch zu bereden, daß das Großherzog⸗ thum zum empoͤrten Belgien gehoͤre, daß Ihr mit dem selben ge⸗ meinschaftliche Sache machen muͤßtet, und daß eine solche Empoͤ⸗ rung nur zu Eurem Besten gereichen koͤnne. Aber worauf gruͤn⸗ den sie die Blendwerke, die sie Euch vormachen wollen? Etwa auf die Vertraͤgʒe von 13157? Aber hat man Euch nicht schon sonnenklar bewiesen, daß diese so ausdruͤcklichen als feierlichen Vertraͤge Euch zu einem von Belgien gaͤnzlich unabhaͤngigen Staate machen, zu einem Staate, mit dem eigenen und natie⸗ nalen Namen eines Großherzogthums Luxemburg, und der, als solcher, eine besondere dem Hause Oranien Nassau übertragene Souverginetaͤt bildet, unter dem 3 des Deutschen Bun⸗ des und verbürgt von allen Europaͤͤischen Maͤchten — Oder rechnen sie vielleicht auf die jetzigen Gesinnungen dieser Maͤchte? Allein seht Ihr nicht in allen Aeußerungen, in allen Pro⸗ tokollen ihrer Botschafter, daß ihr ausdruͤcklicher Wille ist, alles in den Vertraͤgen Festgesetzte gewissenhaft zu beobach⸗ ten und zu behaupten, Jeden in seinen Berechtigungen zu er⸗ halten und nicht zuzugeben, daß Jemand sich dieselben anmaße? Hoͤrt Ihr nicht taͤglich, daß sie besonders die Eingriffe der Bel⸗ ier in die Verwaltung des Großherzogthums mißbilligen; daß ie denselben zur Pflicht machen, davon abzustehen, und daß ihr Entschluß unveraͤn derlich ist, alle unterhandlungen mit ihnen ab⸗ N ihnen jeden Schutz zu versagen, wenn sie nicht diese öͤchstbillige Bedin . — Ist diese Widersetzlichkeit ge⸗ gen so ausdruͤckliche Einschaͤrfungen auf diese Beschluͤsse des 6e nigs Großherzogs gestuͤtzt? Allein erinnert Euch nur an deren Inhalt: Durch Beschluß vom 29. Okt. v. J. erklaͤrt Se. Maj. der Koͤnig Großherzog, daß seine Verwaltung sich auf die noͤrdli⸗ chen Provinzen und das Großherzogthum Lüxemburg beschraͤnken werde, bis, durch Uebereinstimmung mit seinen Alliirten, das Loos der suͤdlichen Provinzen entschieden sey. Durch einen anderen Beschluß vom 31. Dez. v. J erklaͤrt ferner Se. Maj, daß die Geschaͤfte des , , . kuͤnftig von jenen des Koͤnigreichs abgesondert wer⸗ den; daß Sie dieselben mit dem Beistande eines unter Ihren unmittelbaren Befehlen stehenden geheimen Referendars (des Hrn. C. E. Stift) persoͤnlich verhandeln werde. Durch einen dritten Beschluß endlich, vom 4ten dieses, welcher heute bekannt e worden, erfahrt Ihr, daß die Schlachtsteuer fuͤr Euer
and abgeschafft worden. — So erkennt Ihr Euch überall als konstituirter Separat⸗Staat, und Alles zeigt Euch unter Eurer ehemaligen Nationalitaͤt, welche Euch wieder eine eigene Regie⸗ rung verschafft. Alles ladet Euch ein, unter dem Schirme eines Fuͤrsten zu verharren, der Euch als unabhaͤngi⸗ ges Volk regiert, und die thöͤrichten Anspruͤche derjeni⸗ gen zuruͤckzuweisen, die Euch n entreißen moͤchten, oöhne zu wissen, was noch aus ihnen selbst werden wird. Diese Erstlinge eines Verwaltungs -Systems, welches aus⸗ schließlich Eusr Land umfaßt und Euch in ein unmittelbares Verhaͤltniß mit Eurem Fuͤrsten setzt, muͤssen Euch um so mehr Vertrauen einfloͤßen, da Ihr sow hl als Eure Abgeordneten nie vergebens sein Wohlwollen fuͤr das Großherzogthum e chen habt. Dies beweisen und verbuͤrgen die sehr betraͤchtlichen Huͤlfsgelder, die Er immerwaͤhrend 85 Kirchen und Pfarreien, 5 Echuih guser und Lehrer, fuͤr in Dienst stehende oder in Ru⸗ estand versetzte Priester, zum Bau der Provinzial oder Kunst⸗ straßen, und endlich fuͤr bffentliche oder Privat- Anstalten und ndůstrselle Unternehmungen jeder Art bewilligte. Wer konnte besonders die unzaͤhligen Wohlthaten verkennen, die Euch theils in der thaͤtigen Ausbeute Eurer Bergwerke, theils auch bei An⸗ legung des wichtigen Kangls zwischen der Maas und Mosel, dieser so riesenhaften als sinnreichen Unternehmung, welche die Macht Eures Fuͤrsten allein zu beendigen vermag, zu Theil geworden! Was bringen Euch dafuͤr diejenigen, die 383. diese kostbaren Vortheile entreißen möchten? Sie bringen Eu mit vieler Ruhmredigkeit eine Art von Budget, welches sie Euch als einen Beweis der Spgrsamkeit und der Schonung Eu⸗ rer Interessen anpreisen. Enthaͤlt aber dieses sogenannte Budget